Hiob 28 – 31

Kapitel 28

hier redet die ganze Zeit immer noch Hiob
28 Tatsächlich gibt es für Silber einen Fundort
Und eine Stätte für Gold, das man läutert;
2 Eisen selbst wird direkt aus dem Staub genommen,
Und [aus] Gestein wird Kupfer ausgegossen.

3 Der Finsternis hat er ein Ende gesetzt;
Und bis an jede Grenze durchforscht er
Gestein im Dunkel und im tiefen Schatten.

4 Er hat einen Schacht gegraben, fern von dort, wo [Leute] als Fremdlinge weilen,
Vergessene Stellen, fern vom Fuß;
Einige sterbliche Menschen haben sich hinabgeschwungen, sie schweben.

5 Was die Erde betrifft, Nahrung geht daraus hervor;
Doch darunter ist sie wie durch Feuer umgewühlt worden.

6 Ihr Gestein ist der Ort des Saphirs,
Und Goldstaub enthält sie.

7 Ein Pfad – kein Raubvogel hat ihn gekannt,
Auch hat das Auge eines Schwarzen Milans ihn nicht zu Gesicht bekommen.

8 Die majestätischen wilden Tiere haben ihn nicht festgetreten;
Der junge Löwe ist nicht darüber hingeschritten.

9 Über den Kiesel hat er seine Hand ausgestreckt;
Er hat Berge umgekehrt von [ihrer] Wurzel aus;
10 In den Felsen hat er wasserführende Stollen ausgehöhlt,
Und alle kostbaren Dinge hat sein Auge gesehen.

11 Die Orte, von denen Ströme sickerten, hat er eingedämmt,
Und das Verborgene bringt er hervor ans Licht.

12 Aber Weisheit – wo kann sie gefunden werden,
Und wo ist nun die Stätte des Verstandes?

13 Der sterbliche Mensch hat ihre Bewertung nicht erkannt,
Und sie wird nicht gefunden im Land der Lebenden.

14 Die Wassertiefe selbst hat gesagt:
‚Sie ist nicht in mir!‘
Auch das Meer hat gesagt: ‚Sie ist nicht bei mir!‘

15 Pures Gold kann nicht als Tausch dafür gegeben werden,
Und Silber kann nicht als ihr Preis dargewogen werden.

16 Sie kann nicht mit Gold aus Ophir bezahlt werden,
Mit dem seltenen Onyxstein und dem Saphir.

17 Gold und Glas können nicht mit ihr verglichen werden,
Noch ist irgendein Gefäß aus geläutertem Gold ein Tausch für sie.

18 Koralle und Bergkristall selbst werden nicht erwähnt werden,
Doch ein Beutel mit Weisheit ist mehr wert als [ein Beutel voll] Perlen.

19 Der Topas von Kusch kann nicht mit ihr verglichen werden;
Selbst mit Gold in seiner Reinheit kann sie nicht bezahlt werden.

20 Die Weisheit aber – woher kommt sie,
Und wo nun ist die Stätte des Verstandes?

21 Sie ist ja vor den Augen alles Lebendigen verhüllt worden,
Und vor den fliegenden Geschöpfen der Himmel ist sie verborgen worden.

22 Vernichtung und Tod selbst haben gesagt:
,Mit unseren Ohren haben wir einen Bericht von ihr gehört.‘

23 Gott ist es, der ihren Weg verstanden hat,
Und er selbst hat ihre Stätte gekannt,
24 Denn er selbst schaut direkt bis zu den Enden der Erde;
Unter dem ganzen Himmel sieht er,
25 Um dem Wind ein Gewicht zu geben,
Während er die Wasser selbst nach Maß abgeteilt hat,
26 Als er für den Regen eine Bestimmung festlegte
Und einen Weg für die donnernde Gewitterwolke;
27 Damals war es, daß er [die Weisheit] sah und dann darüber erzählte;
Er bereitete sie und durchforschte sie auch.

28 Und er sprach darauf zum Menschen:
,Siehe! Die Furcht Jehovas – das ist Weisheit,
Und sich vom Schlechten abwenden ist Verstand.‘ “

Kapitel 29

29 Und Hiob ging wieder daran, seinen Spruch anzuheben, und sagte weiter:

2 „O daß ich wie in den Mondmonaten vor alters wäre,
Wie in den Tagen, als Gott mich behütete;
3 Als er seine Lampe über meinem Haupt leuchten ließ,
[Als] ich bei seinem Licht [durch] Finsternis zu wandeln pflegte;
4 So wie ich in den Tagen meiner Vollreife war,
Als es trauten Umgang mit Gott in meinem Zelt gab,
5 Als der Allmächtige noch bei mir war,
[Als] meine Bediensteten rings um mich her waren!

6 Als ich meine Schritte in Butter wusch
Und der Fels fortwährend Bäche von Öl für mich ausgoß;
7 Als ich hinausging zum Tor bei der Stadt,
Stellte ich auf dem öffentlichen Platz gewöhnlich meinen Sitz bereit!

8 Die Knaben sahen mich und versteckten sich,
Und sogar die Betagten erhoben sich, sie standen.

9 Fürsten selbst hielten die Worte zurück,
Und die Handfläche legten sie jeweils auf ihren Mund.

10 Die Stimme der Führer, sie verbarg sich,
Und ihre Zunge, sie klebte an ihrem Gaumen.

11 Denn das Ohr, es hörte zu und pries mich dann glücklich,
Und das Auge, es sah und legte dann Zeugnis für mich ab.

12 Denn stets befreite ich den Niedergedrückten, der um Hilfe rief,
Und den vaterlosen Knaben und den, der keinen Helfer hatte.

13 Der Segen dessen, der im Begriff war umzukommen – auf mich kam er jeweils,
Und das Herz der Witwe pflegte ich fröhlich zu machen.

14 Mit Gerechtigkeit bekleidete ich mich, und sie bekleidete mich,
Meine Rechtsprechung war gleich einem ärmellosen Obergewand – und einem Turban.

15 Augen wurde ich dem Blinden;
Und Füße war ich dem Lahmen.

16 Ich war ein wirklicher Vater für die Armen;
Und den Rechtsfall eines mir Unbekannten – ich untersuchte ihn jeweils.

17 Und ich pflegte die Kinnladen des Missetäters zu zerbrechen,
Und seinen Zähnen entriß ich jeweils den Raub.

18 Und ich sagte gewöhnlich: ‚In meinem Nest werde ich verscheiden,
Und wie die Sandkörner werde ich [meine] Tage vermehren.

19 Meine Wurzel ist für die Wasser offen,
Und Tau, er wird auf meinem Zweig nächtigen.

20 Meine Herrlichkeit ist frisch bei mir,
Und mein Bogen in meiner Hand wird wiederholt schießen.‘

21 Auf mich hörten sie; und sie harrten,
Und sie schwiegen still zu meinem Rat.

22 Nach meinem Wort pflegten sie nicht wieder zu reden,
Und auf sie träufelte jeweils mein Wort.

23 Und sie harrten auf mich wie auf den Regen,
Und sie sperrten ihren Mund auf für den Frühlingsregen.

24 Ich lächelte ihnen jeweils zu – sie glaubten [es] gewöhnlich nicht -,
Und das Licht meines Angesichts brachten sie nicht zum Sinken.

25 Ich wählte jeweils den Weg für sie, und ich saß als Haupt da;
Und ich weilte wie ein König unter [seinen] Truppen,
Wie einer, der die Trauernden tröstet.

Kapitel 30

30 Und jetzt haben sie über mich gelacht,
Diese an Tagen Jüngeren als ich,
Deren Väter den Hunden meiner Kleinviehherde
Beizugesellen ich abgelehnt hätte.

2 Selbst die Kraft ihrer Hände – von welchem Nutzen war sie mir?
In ihnen ist die volle Kraft geschwunden.

3 Durch Mangel und Hunger sind sie unfruchtbar,
Benagen eine wasserlose Gegend,
[Wo] es gestern Sturm und Verödung gab.

4 Sie pflückten das Salzkraut beim Gesträuch,
Und die Wurzel von Ginstersträuchern war ihre Speise.

5 Aus der Gemeinschaft wurden sie jeweils vertrieben;
Man schrie ihnen stets nach wie einem Dieb.

6 Am Abhang von Wildbachtälern [müssen sie] weilen,
In Staublöchern und in Felsen.

7 Inmitten der Sträucher pflegten sie zu schreien;
Unter den Nesseln drängten sie sich jeweils zusammen.

8 Söhne des Unverständigen, auch Söhne des Namenlosen,
Sie sind aus dem Land hinausgepeitscht worden.

9 Und jetzt bin ich sogar das Thema ihres Liedes geworden,
Und ich diene ihnen zum Gerede.

10 Sie haben mich verabscheut, sie haben sich von mir ferngehalten;
Und von meinem Angesicht hielten sie [ihren] Speichel nicht zurück.

11 Denn er löste [meine] eigene Bogensehne und ging daran, mich zu demütigen,
Und den Zaum ließen sie meinetwegen los.

12 Zu [meiner] Rechten erheben sie sich wie eine Brut;
Meine Füße haben sie gehen lassen,
Doch warfen sie dann ihre Unheilsdämme gegen mich auf.

13 Sie haben meine Pfade aufgerissen;
Sie förderten nur Widriges gegen mich,
Ohne daß sie irgendeinen Helfer hatten.

14 Wie durch eine weite Bresche kamen sie dann;
Unter einem Sturm haben sie sich dahergewälzt.

15 Plötzliche Schrecken haben sich gegen mich gewandt;
Meine edle Haltung wird gejagt wie der Wind,
Und wie eine Wolke ist meine Rettung vorübergezogen.

16 Und nun ist meine Seele in mir ausgegossen,
Tage der Trübsal erfassen mich.

17 Nachts sind meine Gebeine selbst durchbohrt worden [und fielen] von mir ab,
Und [Schmerzen,] die an mir nagen, ruhen nicht.

18 Durch die Fülle von Kraft verändert sich mein Gewand;
Gleich dem Kragen meines langen Gewandes umgürtet es mich.

19 Er hat mich zum Lehm hinuntergebracht,
So daß ich mich wie Staub und Asche erweise.

20 Ich rufe zu dir um Hilfe, aber du antwortest mir nicht;
Ich habe dagestanden, daß du auf mich achten mögest.

21 Du wandelst dich, um gegen mich grausam zu werden;
Mit der Machtfülle deiner Hand feindest du mich an.

22 Du hebst mich zum Wind hinauf, du läßt mich [darauf] fahren;
Dann löst du mich auf mit Krachen.

23 Denn ich weiß wohl, daß du mich zum Tod zurückkehren lassen wirst
Und zum Haus der Zusammenkunft für jeden Lebenden.

24 Nur streckt keiner seine Hand gegen einen bloßen Trümmerhaufen aus,
Noch gibt es während jemandes Verfall wegen dieser Dinge einen Hilferuf.

25 Bestimmt habe ich geweint um den, der einen harten Tag hat;
Meine Seele ist um den Armen bekümmert gewesen.

26 Obwohl ich auf Gutes wartete, kam doch Schlechtes;
Und ich harrte auf das Licht, aber Dunkel kam.

27 Meine eigenen Eingeweide wurden zum Sieden gebracht und blieben nicht still;
Tage der Trübsal traten mir entgegen.

28 Traurig geworden, wanderte ich umher, als es kein Sonnenlicht gab;
Ich stand auf in der Versammlung, ich rief ständig um Hilfe.

29 Ein Bruder wurde ich den Schakalen
Und ein Gefährte den Töchtern des Straußes.

30 Sogar meine Haut wurde schwarz [und fiel] ab von mir,
Und mein Gebein, es wurde heiß vor Dürre.

31 Und meine Harfe war schließlich nur zum Trauern [da]
Und meine Pfeife für die Stimme der Weinenden.

Kapitel 31

31 Einen Bund habe ich mit meinen Augen geschlossen.
Wie also könnte ich mich einer Jungfrau gegenüber aufmerksam zeigen?

2 Und welchen Anteil gibt es von Gott droben
Oder [welches] Erbe vom Allmächtigen aus der Höhe?

3 Gibt es nicht Unheil für einen Missetäter
Und Mißgeschick für die Schadenstifter?

4 Sieht er nicht selbst meine Wege
Und zählt sogar alle meine Schritte?

5 Wenn ich mit [Menschen der] Unwahrheit gewandelt bin
Und mein Fuß zum Truge eilt,
6 Wird er mich auf genauer Waage wiegen,
Und Gott wird meine unversehrte Lauterkeit erkennen.

7 Wenn mein Schritt vom Weg abweicht
Oder mein Herz nur meinen Augen nachgegangen ist
Oder irgendein Makel an meinen eigenen Handflächen haftengeblieben ist,
8 So möge ich Samen säen und ein anderer [es] essen,
Und mögen meine eigenen Nachkommen entwurzelt werden.

9 Wenn sich mein Herz zu einer Frau hin hat betören lassen
Und ich ständig direkt am Eingangsweg meines Gefährten auf der Lauer gelegen habe,
10 So möge meine Frau für einen anderen Mann mahlen,
Und andere Männer mögen sich über sie niederknien.

11 Denn das wäre Zügellosigkeit,
Und das wäre ein Vergehen [zur Beachtung] für die Richter.

12 Denn das ist ein Feuer, das bis zur Vernichtung fressen würde,
Und unter all meinem Ertrag würde es Wurzel fassen.

13 Wenn ich das Recht meines Sklaven zu verweigern pflegte
Oder [das] meiner Sklavin in ihrem Rechtsfall mit mir,
14 Was kann ich dann tun, wenn Gott aufsteht?
Und wenn er eine Abrechnung verlangt, was kann ich ihm antworten?

15 Hat nicht der, der mich im Mutterleib machte, [auch] ihn gemacht,
Und ist nicht EINER darangegangen, uns im Mutterschoß zu bereiten?

16 Wenn ich die Geringen von dem, woran [sie] Gefallen [hatten], zurückzuhalten pflegte
Und die Augen der Witwe jeweils versagen ließ
17 Und ich meinen Bissen allein zu essen pflegte,
Während der vaterlose Knabe nicht davon aß
18 (Denn von meiner Jugend an wuchs er bei mir auf wie bei einem Vater,
Und vom Leib meiner Mutter an leitete ich sie fortwährend);
19 Wenn ich jeweils jemand umkommen sah, weil er kein Gewand hatte,
Oder daß der Arme keine Bedeckung hatte;
20 Wenn seine Lenden mich nicht segneten
Und er sich von der geschorenen Wolle meiner jungen Widder nicht erwärmte;
21 Wenn ich meine Hand gegen den vaterlosen Knaben schwang
Zu der Zeit, da ich [die Notwendigkeit] meines Beistandes im Tor sah,
22 So möge mein eigenes Schulterblatt aus seiner Schulter fallen,
Und möge mein eigener Arm von seinem Oberarmknochen abgebrochen werden.

23 Denn Unheil von Gott aus war mir ein Schrecken,
Und gegen seine Würde konnte ich nicht standhalten.

24 Wenn ich Gold zu meiner Zuversicht gesetzt habe
Oder zum Gold gesagt habe: ‚Du bist mein Vertrauen!‘,

25 Wenn ich mich zu freuen pflegte, weil meines Eigentums viel war
Und weil meine Hand eine Menge Dinge gefunden hatte;
26 Wenn ich jeweils das Licht sah, wenn es hervorleuchtete,
Oder den kostbaren Mond daherwandeln
27 Und mein Herz begann, sich im geheimen betören zu lassen,
Und meine Hand dann meinen Mund küßte:
28 Auch das wäre ein Vergehen [zur Beachtung] für die Richter,
Denn ich hätte den [wahren] Gott droben verleugnet.

29 Wenn ich mich beim Untergang eines mich heftig Hassenden jeweils gefreut hätte
Oder mich erregt fühlte, weil Übles ihn gefunden hatte –
30 Und ich gestattete meinem Gaumen nicht, zu sündigen,
Indem ich einen Fluch gegen seine Seele forderte.

31 Wenn die Leute meines Zeltes nicht sprachen:
,Wer kann jemand beibringen, der nicht von seiner Speise satt geworden ist?‘ –
32 Kein ansässiger Fremdling verbrachte gewöhnlich draußen die Nacht;
Meine Türen hielt ich gegen den Pfad hin offen.

33 Wenn ich gleich einem Erdenmenschen meine Übertretungen zudeckte,
Indem ich mein Vergehen in meiner Hemdtasche verbarg –
34 Weil ich mich bei einer großen Menge entsetzte
Oder die Verachtung von Familien mich erschreckte
Und ich still bliebe, würde ich nicht aus dem Eingang hinausgehen.

35 O daß ich jemand hätte, der mir zuhörte,
Daß gemäß meiner Unterschrift der Allmächtige selbst mir antworten würde!
Oder daß die Person im Rechtsfall mit mir doch ein Schriftstück geschrieben hätte!

36 Wahrlich, auf meiner Schulter würde ich es tragen;
Ich würde es mir umbinden gleich einer prächtigen Krone.

37 Die Zahl meiner Schritte würde ich ihm mitteilen;
Einem Führer gleich würde ich mich ihm nahen.

38 Wenn gegen mich mein eigener Boden um Hilfe riefe
Und seine Furchen selbst zusammen weinten;
39 Wenn ich seinen Fruchtertrag ohne Geld gegessen habe
Und ich die Seele seiner Besitzer zum Keuchen gebracht habe,
40 So möge statt des Weizens dorniges Unkraut aufgehen
Und statt der Gerste stinkendes Unkraut.“

Die Worte Hiobs sind zu Ende.

weiter geht es mit dem Drama Fürchte Gott und weiche vom Schlechten
oder direkt mit Hiob 32 – 34

Jule | 01.24.09 | eigene Gedanken zum Geschehen, Fragen, die ich mir gestellt habe, Hiob, Text in der Bibel, , , |

11 Comments »

  1. Jule

    Hiob 28 – 31

    nun ist Hiob an einem Punkt angelangt, der mich in den letzten Monaten viel Kraft gekostet hat:

    er fühlt sich von Jehova verlassen. Das kommt besonders in Kapitel 29 immer wieder sehr gut heraus, wenn er sagt „dass ich wie in den Mondmonaten vor alters wäre, wie in den Tagen, als Gott mich behütete“ (Vers 2) und „als es trauten Umgang mit Gott in meinem Zelt gab“ (Vers 4) und „als der Allmächtige noch bei mir war“ (Vers 5).

    Hier kann ich ihm gut nachfühlen, denn ich habe in den vergangenen Monaten auch änliche Sachen gesagt wie „wo ist Jehova? Ich sehe ihn nicht mehr?“, „mein Gott hat mich verlassen“ und sogar „Jehova hasst mich“.

    Wie man hier sieht wohl eine normale Reaktion darauf, was zuvor passiert ist. Unter Dauerstress fühlt sich das dann genau so an.

    In den Höhepunkten wird gesagt, dass ja Hiob nicht wusste, warum ihm das alles widerfährt und wir ihm Gegenüber da im Vorteil sind. Aber ehrlich gesagt, ich habe mich nicht im Vorteil gefühlt – im Gegenteil, ich habe ebenso empfunden wie er.

    Wobei ich zugeben muss, dass das Wissen darum, was die Gegenseite damit bezwecken will, in mir sehr starke Wut weckt, die eine starke „jetzt erst recht“ Motivation antreibt….

    Kommentar — 24. Januar 2009 @ 10:52

  2. Jule

    traurigerweise haben die „Tröster“ ihn verunsichert und so lässt er die Vergangenheit und sein gewöhnliches Verhalten noch mal Revue passieren. Vielleicht weil er denkt „vielleicht haben die doch Recht und ICH bin es, der im Unrecht ist“.

    Auch das gehört scheinbar zu der Taktik der Gegenseite, um uns zu entmutigen und um Aufgeben zu motivieren.

    Oft geht es mir ebenso. Einfach weil es nicht in meinen Kopf will, dass ein Mensch wirklich so bösartig sein kann, insbesondere ein Mensch, der vorgibt Jehova zu dienen.

    Gut, dass es die Briefe gibt, all das Zeugs, was Ramona in schriftlicher Form von sich gegeben hat, weil sonst würde ich noch mehr an meinem Verstand zweifeln. Immer wieder rufe ich mir in den Sinn wie es war, was die Kinder mir z.B. dazu erzählt haben, wer sie schlägt. Und auch Jonny hatte mir das damals ganz klar und immer erzählt. Heute erzählt er bei Gericht das Gegenteil.

    Auch die Aussagen von Ramona bei Gericht werden von ihren eigenen Worten in ihren Briefen, Gedichten usw. widersprochen.

    Aber die Tatik ist echt genial und über die Jahrtausende hinweg sehr erfolgreich: man verunsichert den Gegner. Lässt ihn sogar an sich selbst, seinen eigenen Taten und seinen eigenen Beweggründen zweifeln, mit dem Ziel…

    ja, mit welchem Ziel eigentlich?

    Nichts ist für uns schlimmer als wenn wir denen, wir wären für Jehova nicht mehr annehmbar und hätten seine Liebe verloren.

    Und weil die Gegenseite das weiß, was wir wissen „nichts kann uns von Gottes Liebe trennen – ausser wir selbst“, da sugeriert er uns halt, dass wir ebendies mit unseren schlechten Taten getan hätten….

    Kommentar — 24. Januar 2009 @ 11:07

  3. Thomas

    Hiob 28-31

    Hiobs Freunde haben es geschafft, Hiob zu entmutigen. Er glaubt, dass der Schöpfer nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Leider versucht man heute genau das, auch weiterhin den Dienern unseres Schöpfers einzureden. Aber wie Hiob, können wir auf reichhaltige Erfahrungen mit unserem Gott zurückgreifen – und können damit aus ehrlichem Herzen sagen ” nein, ich GLAUBE nicht, dass es Gott gibt, ich WEISS es.”

    Hiob 29:2-5

    „O daß ich wie in den Mondmonaten vor alters wäre, Wie in den Tagen, als Gott mich behütete; 3 Als er seine Lampe über meinem Haupt leuchten ließ, [Als] ich bei seinem Licht [durch] Finsternis zu wandeln pflegte; 4 So wie ich in den Tagen meiner Vollreife war, Als es trauten Umgang mit Gott in meinem Zelt gab, 5 Als der Allmächtige noch bei mir war, [Als] meine Bediensteten rings um mich her waren!

    Hiob 31

    1 Einen Bund habe ich mit meinen Augen geschlossen. Wie also könnte ich mich einer Jungfrau gegenüber aufmerksam zeigen?
    9 Wenn sich mein Herz zu einer Frau hin hat betören lassen Und ich ständig direkt am Eingangsweg meines Gefährten auf der Lauer gelegen habe,
    Denn das wäre Zügellosigkeit,
    Und das wäre ein Vergehen [zur Beachtung] für die Richter.

    Hiob hatte noch Maßstäbe, die er einhielt. Heute beobachte ich leider Mitmenschen, die sich an die Ehefrau ihres Mitmenschen heranmachen, ihnen schöne Augen machen und sich heimlich mit ihnen treffen. “nein – heiraten will ich sie nicht, aber warum nicht ab-und-zu mal treffen?!” Hiobs Worte zu solchen zügellosen Heuchlern ist klar und deutlich.

    Kommentar — 27. Januar 2009 @ 16:46

  4. Jule

    Hiob 28 – 31

    Hiob 30:5

    Aus der Gemeinschaft wurden sie jeweils vertrieben;
    Man schrie ihnen stets nach wie einem Dieb.

    und solche Personen erheben sich jetzt gegen ihn – unfassbar!

    Kommentar — 24. Januar 2010 @ 14:05

  5. Jule

    Hiob 28 – 31

    Hiob 29:2-5, 11-12

    „O daß ich wie in den Mondmonaten vor alters wäre,
    Wie in den Tagen, als Gott mich behütete;
     3 Als er seine Lampe über meinem Haupt leuchten ließ,
    [Als] ich bei seinem Licht [durch] Finsternis zu wandeln pflegte;
     4 So wie ich in den Tagen meiner Vollreife war,
    Als es trauten Umgang mit Gott in meinem Zelt gab,
     5 Als der Allmächtige noch bei mir war,

    Denn das Ohr, es hörte zu und pries mich dann glücklich,
    Und das Auge, es sah und legte dann Zeugnis für mich ab.

    12 Denn stets befreite ich den Niedergedrückten, der um Hilfe rief,
    Und den vaterlosen Knaben und den, der keinen Helfer hatte.

    Lohnt es sich, sich für andere zu verausgaben? Oder ist es sinn- und zwecklos, denn: „Undank ist der Welten Lohn“!?

    Hiob 30:1, 5-13,

    Wie einer, der die Trauernden tröstet.

    30 Und jetzt haben sie über mich gelacht,
    Diese an Tagen Jüngeren als ich,

    Aus der Gemeinschaft wurden sie jeweils vertrieben;
    Man schrie ihnen stets nach wie einem Dieb.

     6 Am Abhang von Wildbachtälern [müssen sie] weilen,
    In Staublöchern und in Felsen.

     7 Inmitten der Sträucher pflegten sie zu schreien;
    Unter den Nesseln drängten sie sich jeweils zusammen.

     8 Söhne des Unverständigen, auch Söhne des Namenlosen,
    Sie sind aus dem Land hinausgepeitscht worden.

     9 Und jetzt bin ich sogar das Thema ihres Liedes geworden,
    Und ich diene ihnen zum Gerede.

    10 Sie haben mich verabscheut, sie haben sich von mir ferngehalten;
    Und von meinem Angesicht hielten sie [ihren] Speichel nicht zurück.

    11 Denn er löste [meine] eigene Bogensehne und ging daran, mich zu demütigen,
    Und den Zaum ließen sie meinetwegen los.

    12 Zu [meiner] Rechten erheben sie sich wie eine Brut;
    Meine Füße haben sie gehen lassen,
    Doch warfen sie dann ihre Unheilsdämme gegen mich auf.

    13 Sie haben meine Pfade aufgerissen;
    Sie förderten nur Widriges gegen mich,
    Ohne daß sie irgendeinen Helfer hatten.

    Kommentar — 31. Januar 2011 @ 22:46

  6. Jule

    Hiob 30:16-19

    Und nun ist meine Seele in mir ausgegossen,
    Tage der Trübsal erfassen mich.

    17 Nachts sind meine Gebeine selbst durchbohrt worden [und fielen] von mir ab,
    Und [Schmerzen,] die an mir nagen, ruhen nicht.

    18 Durch die Fülle von Kraft verändert sich mein Gewand;
    Gleich dem Kragen meines langen Gewandes umgürtet es mich.

    19 Er hat mich zum Lehm hinuntergebracht,
    So daß ich mich wie Staub und Asche erweise.

    eine verständliche Reaktion für jemand, der für andere immer sein letztes Hemd gegeben hat. Er hat sich damit abgefunden, dass kein Dank zurückkommt, damit kann er laben. Aber dass sich nun diejenigen, denen er alles gegeben hatte, sich nun gegen ihn wenden, ihn verhöhnen und verspotten?

    Dass Personen, die eigentlich innerhalb von Jehovas Volk nichts zu suchen haben, ihn nicht nur verspotten, sondern auch alles tun, um ihn aus der Gemeinschaft seiner Brüder hinaus zu drängen?

    Kommentar — 31. Januar 2011 @ 23:03

  7. Jule

    Hiob 30:25-26

    Bestimmt habe ich geweint um den, der einen harten Tag hat;
    Meine Seele ist um den Armen bekümmert gewesen.

    26 Obwohl ich auf Gutes wartete, kam doch Schlechtes;
    Und ich harrte auf das Licht, aber Dunkel kam.

    und hier sind wir wieder an dem Punkt, an dem ich selbst schon so oft verzweifelt bin, da ich der selben Ansicht war wie Hiob:

    Wer gut zu anderen ist – der wird von anderen auch gut behandelt!

    Nix ist. Undank ist leider der Welten Lohn.

    Wenn ich diese Verse lese, dann tut mir Hiob immer wieder in der Seele leid. Dann muss ich aber auch an das denken, was mein Therapeut mir mal vor Jahren sagte: „Sie sind zu gut für diese Welt. Sie glauben immer noch an das Gute im Menschen“ und auch daran, was eine liebe Freundin vor kurzem sagte „vielleicht muss ich einfach lernen, selbst auch hart und egoistisch zu werden, damit ich in diesem System überlebe.“

    Dieser Verzweifelten habe ich dann gesagt, dass ich lieber an diesem System verzweifeln werde, als ebenso zu werden, wie solche Menschen!

    Egal, wie hart alles ist und egal wie undankbar die anderen sein mögen und wie sehr wir oft darüber verzweifeln, so haben wir doch die Gewißheit, dass wir unserem Gott gefallen. Und dies ist doch das Einzige, was wirklich zählt – oder?

    Ich glaube, dass Hiob das genauso sehen würde…

    Außerdem bin ich der Überzeugung, dass wir gerade an unserer Reaktion auf solche Personen zeigen, wo wir wirklich stehen: ob wir unsere Hingabe an Jehova ernst meinen und Christen vom Herzen her sind – oder nur der Form halber!

    Kommentar — 31. Januar 2011 @ 23:10

  8. Jule

    Hiob 28 – 31

    AHiob 30:1-16

    Ausgestoßen!

    1 »Und jetzt? Jetzt lachen sie mich aus – sie, die jünger sind als ich; ihre Väter hätte ich nicht einmal für wert geachtet, sie zu den Hunden meiner Herde zu stellen! 2 Was sollen mir diese Schwächlinge nützen, die keine Kraft mehr in den Knochen haben? 3 Ausgezehrt von Hunger und Armut nagen sie die Wurzeln in der Wüste ab, draußen im Land der Einsamkeit. 4 Sie pflücken Salzkraut von den Büschen, und Ginsterwurzeln sind ihr Brot. 5 Aus der menschlichen Gemeinschaft wurden sie verjagt, man schreit ihnen nach wie Dieben. 6 In verlassenen Tälern hausen sie, zwischen Felsen und in Erdhöhlen. 7 Im Gestrüpp, da kauern sie und schreien, unter hohen Distelsträuchern drängen sie sich zusammen. 8 Dieses Gesindel, diese Brut, aus dem Lande weggejagt!

    9 Und jetzt? Jetzt machen sie Spottverse, sie zerreißen sich das Maul über mich. 10 Sie verabscheuen mich und gehen mir aus dem Weg; und wenn sie mir doch einmal begegnen, spucken sie mir ins Gesicht! 11 Gott hat meine Lebenskraft zerbrochen und mich gedemütigt, darum kennen sie in meiner Gegenwart keine Rücksicht mehr. 12 Ja, diese Brut greift mich an! Sie versuchen, mich zu Fall zu bringen, sie schütten einen Belagerungswall rings um mich auf. 13 Sie schneiden mir den Weg ab und zerstören mein Lebenb, niemand hält sie dabei auf. 14 Sie durchbrechen meine Verteidigungsmauer und zertrümmern, was ihnen in die Quere kommt. 15 Furcht und Entsetzen haben mich gepackt und meine Würde wie im Sturm verjagt; meine Sicherheit ist vertrieben wie eine Wolke. 16 Mein Leben verrinnt, das Elend hat mich fest im Griff.

    Selbst, wenn Jehova Hiob tatsächlich verworfen hätte – ist ihr Verhalten dann gerechtfertigt?

    Was, wenn jemanden die Gemeinschaft entzogen werden mußte: wäre dieses Verhalten ihm gegenüber dann gerechtfertigt?

    Wie mag wohl Jehova über solche Personen aus seinem Volk denken, die einen Ausgeschlossenen so behandeln, wie Hiob es hier beschreibt? Würde ER es gut finden?

    Kommentar — 25. Januar 2012 @ 13:09

  9. Jule

    Hiob 28 – 31

    Hiob 28 – Was ist Weisheit und wie bekommt man sie?

    1 Denn für das Silber gibt es einen Fundort und für das Gold einen Platz, wo man es läutert. 2 Eisen wird aus dem Erdenstaub gewonnen, und Gestein schmilzt man zu Kupfer. 3 Man macht der Finsternis ein Ende und forscht alles vollkommen aus; selbst das Gestein, das in Finsternis und Dunkelheit liegt. 4 Einen Schacht bricht man auf von da aus, wo man wohnt; wie vergessen, ohne ihren Fuß aufzusetzen, baumeln und schwanken sie, weit weg von den Menschen. 5 Aus der Erde kommt zwar Speise hervor, aber unter ihr ist“s wie vom Feuer durchwühlt.

    6 Ihr Gestein ist der Fundort des Saphirs, und Goldstaub ist in ihr. 7 Ein Pfad [ist“s], den kein Raubvogel kennt und den auch das Auge des Habichts nicht erspäht, 8 den auch das stolze [Wild] nicht betreten hat, auf dem der Löwe nicht geschritten ist. 9 [Der Mensch] streckt seine Hand nach dem Felsgestein aus, wühlt die Berge um von Grund auf. 10 Er treibt Stollen in die Felsen, und sein Auge erfasst alles, was kostbar ist. 11 Die Ströme hat er eingedämmt, damit sie nicht durchsickern, und er bringt das Verborgene hervor ans Licht.

    12 Aber die Weisheit, wo wird sie gefunden, und wo ist der Fundort der Einsicht? 13 Der Sterbliche kennt ihren Wert nicht, und im Land der Lebendigen wird sie nicht gefunden.

    14 Die Tiefe spricht: »Sie ist nicht in mir!«, und das Meer: »Sie ist nicht bei mir!« 15 Mit Feingold kann man sie nicht bezahlen, und Silber kann nicht als ihr Kaufpreis abgewogen werden. 16 Um Gold von Ophir ist sie nicht zu haben, auch nicht um köstlichen Onyxstein und Saphir. 17 Gold und Glas kommt ihr nicht gleich, noch kann man sie eintauschen gegen ein goldenes Gerät. 18 Korallen und Kristall gelten nichts gegen sie, und der Besitz der Weisheit geht über Perlen . 19 Der Topas aus Kusch ist ihr nicht zu vergleichen; mit reinem Gold wird sie nicht aufgewogen.

    20 Woher kommt denn nun die Weisheit, und wo ist die Fundstätte der Einsicht? 21 Sie ist verborgen vor den Augen alles Lebendigen und vor den Vögeln des Himmels versteckt. 22 Der Abgrund und der Tod sprechen: »Wir haben mit unseren Ohren ein Gerücht von ihr gehört!« 23 Gott hat Einsicht in ihren Weg, und er kennt ihre Fundstätte. 24 Denn Er schaut bis zu den Enden der Erde und sieht alles, was unter dem Himmel ist. 25 Als er dem Wind sein Gewicht gab und die Wasser abwog mit einem Maß, 26 als er dem Regen sein Gesetz bestimmte und dem donnernden Unwetter seinen Weg: 27 Da hat er sie gesehen und verkündigt, sie bestätigt und ergründet ,

    28 und er sprach zum Menschen: »Siehe, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit, und vom Bösen weichen , das ist Einsicht!«

    Wie kommt er hier plötzlich auf die Weisheit?

    Aber er hat ja Recht: Weisheit kann man nicht kaufen, mit keinem Gold der Welt. Aber was ist denn eigentlich Weisheit und warum ist sie so kostbar?

    Was ist Weisheit?

    WEISHEIT.

    Nach der Bibel ist unter Weisheit vor allem ein auf Erkenntnis und Verständnis beruhendes gesundes Urteil zu verstehen, die Fähigkeit, Erkenntnis und Verständnis anzuwenden, um Probleme zu lösen, Gefahren zu meiden oder abzuwenden sowie bestimmte Ziele zu erreichen oder anderen durch Rat dazu zu verhelfen. Weisheit ist das Gegenteil von Torheit, Unvernunft und Wahnsinn und wird diesen Begriffen häufig gegenübergestellt (5Mo 32:6; Spr 11:29; Pr 6:8).

    Die wichtigsten Wörter für Weisheit sind der hebräische Ausdruck chochmáh (Verb: chachám) und der griechische Ausdruck sophía mit ihren verwandten Formen. Des weiteren gibt es im Hebräischen das Wort tuschijjáh, das mit „erfolgreiches Wirken“ oder „praktische Weisheit“ wiedergegeben werden kann, und im Griechischen die Ausdrücke phrónimos und phrónēsis (von phrēn, „Verstand“), die sich auf „Vernunft“, „Verständigkeit“ oder „praktische Weisheit“ beziehen.

    Weisheit schließt eine umfangreiche Erkenntnis und ein tiefes Verständnis ein — die Voraussetzung für ein gesundes und scharfsinniges Urteil, ein bezeichnendes Merkmal der Weisheit. Der Weise ‘bewahrt Erkenntnis auf’; er hat deshalb einen Vorrat an Erkenntnis, aus dem er ständig schöpfen kann (Spr 10:14). „Weisheit ist [zwar] das Erste“, dennoch wird uns der Rat gegeben: „Mit allem, was du erwirbst, erwirb Verständnis“ (Spr 4:5-7). Das Verständnis (ein umfassender Begriff, der häufig Unterscheidungsvermögen einschließt) festigt die Weisheit und trägt wesentlich zur Verständigkeit und Voraussicht bei — ebenfalls bezeichnende Merkmale der Weisheit. Verständigkeit schließt Umsicht ein und kann durch Vorsicht, Selbstbeherrschung, Bescheidenheit oder Zurückhaltung zum Ausdruck kommen. Der ‘verständige [eine Form von phrónimos] Mann’ baut sein Haus auf einen Felsen, weil er mit einem Sturm rechnet; der Törichte baut sein Haus auf Sand und erlebt Unheil (Mat 7:24-27).

    Das Verständnis festigt die Weisheit noch in anderer Hinsicht. Jemand mag beispielsweise einem bestimmten Gebot Gottes gehorchen, weil er diesen Gehorsam für richtig hält. Dadurch verrät er Weisheit. Wenn er aber den Grund für dieses Gebot und den damit verfolgten guten Zweck sowie den sich daraus ergebenden Nutzen richtig versteht, wird er in seinem im Herzen gefaßten Entschluß, diesem Gebot weiterhin zu gehorchen, bestärkt (Spr 14:33). In Sprüche 21:11 heißt es: „Dadurch, daß man einem Weisen Einsicht gibt, erlangt er Erkenntnis.“ Der Weise freut sich über jede Information, die ihm hilft, ein deutlicheres Bild von den eigentlichen Umständen und Verhältnissen sowie von den Ursachen eines Problems zu erhalten. Dadurch „erlangt er Erkenntnis“, d. h., er wird sich bewußt, was getan werden muß, welche Schlüsse zu ziehen sind und was nötig ist, um das betreffende Problem zu lösen. (Vgl. Spr 9:9; Pr 7:25; 8:1; Hes 28:3; siehe EINSICHT.)

    Göttliche Weisheit. Weise im absoluten Sinn ist nur Jehova Gott, der in diesem Sinn ‘allein Weise’ (Rö 16:27; Off 7:12). Erkenntnis zu haben bedeutet, mit den Tatsachen vertraut zu sein, und Gott, der Schöpfer, der „von unabsehbarer Zeit bis auf unabsehbare Zeit“ ist (Ps 90:1, 2), weiß alles, was es über das Universum zu wissen gibt: über dessen Aufbau und Größe sowie über dessen Vorgeschichte. Die Naturgesetze, die Kreisläufe und die Normen — auf die sich die Menschen bei ihren Forschungen und Erfindungen stützen und ohne die sie nichts zustande brächten, da sie keine sichere Grundlage hätten — sind alle sein Werk (Hi 38:34-38; Ps 104:24; Spr 3:19; Jer 10:12, 13). Noch wichtiger sind seine sittlichen Normen und Maßstäbe, die für den Menschen richtunggebend sind, die ihn befähigen, vernünftig zu urteilen, und ihm helfen, sein Leben zu einem Erfolg zu machen (5Mo 32:4-6; siehe JEHOVA [Ein Gott mit sittlichen Normen und Maßstäben]). Gottes Verständnis ist ohnegleichen (Jes 40:13, 14). Er mag zwar zulassen, daß sich etwas, was mit seinen gerechten Normen im Widerspruch steht, entwickelt und sogar eine Zeitlang Gelingen hat, aber letzten Endes liegt die Zukunft in seinen Händen; sie wird genau seinem Willen entsprechen, und das, was er gesagt hat, „wird bestimmt Erfolg haben“ (Jes 55:8-11; 46:9-11).

    Alle diese Gründe sprechen dafür, daß „die Furcht Jehovas . . . der Weisheit Anfang [ist]“ (Spr 9:10). „Wer sollte dich nicht fürchten, o König der Nationen, denn dir gebührt es; denn unter allen Weisen der Nationen und in all ihren Königreichen ist in keiner Hinsicht irgend jemand dir gleich“ (Jer 10:7). „Er ist weisen Herzens und stark an Kraft. Wer kann ihm Trotz bieten und unversehrt davonkommen?“ (Hi 9:4; Spr 14:16). Dank seiner Macht kann er — wann immer er will — in die Angelegenheiten der Menschen eingreifen, Herrscher lenken oder ausschalten und bewirken, daß seine prophetischen Offenbarungen sich als unfehlbar erweisen (Da 2:20-23). Die biblische Geschichte berichtet von vergeblichen Bemühungen mächtiger Könige und ihrer schlauen Ratgeber, die ihre Weisheit gegen Gott ausspielten, und sie zeigt, wie Gott auf triumphierende Weise seine Diener rechtfertigte, die loyal seine Botschaft verkündeten (Jes 31:2; 44:25-28; vgl. Hi 12:12, 13).

    „Gottes Weisheit in einem heiligen Geheimnis“. Durch die Auflehnung, zu der es in Eden kam, wurde Gottes Weisheit in Frage gestellt. Das, was er sich in seiner Weisheit vornahm, um dieser Auflehnung ein Ende zu machen, ihre Folgen zu beseitigen und Frieden, Harmonie und Ordnung in seiner universellen Familie wiederherzustellen, war ‘ein heiliges Geheimnis, die verborgene Weisheit, die Gott vor den Systemen der Dinge vorherbestimmt hat’, d. h. vor den Systemen, die sich im Verlauf der Geschichte des Menschen außerhalb Edens entwickelt haben (1Ko 2:7). Gottes Verfahrensweise mit seinen treuen Dienern im Verlauf von vielen Jahrhunderten und seine Verheißungen ihnen gegenüber ließen die Umrisse dieses heiligen Geheimnisses erkennen; es wurde durch den mit Israel geschlossenen Gesetzesbund samt seiner Priesterschaft und seinen Opfern vorgeschattet und versinnbildlicht. Auch unzählige Prophezeiungen und Visionen wiesen darauf hin.

    Nach mehr als viertausend Jahren wurde schließlich die Weisheit dieses heiligen Geheimnisses durch Jesus Christus offenbar gemacht (Kol 1:26-28), durch den Gott sich „eine Verwaltung an der Grenze der Fülle der bestimmten Zeiten [vorgenommen hat], nämlich in dem Christus wieder alle Dinge zusammenzubringen, die Dinge in den Himmeln und die Dinge auf der Erde“ (Eph 1:8-11). Gottes Vorkehrung für ein Lösegeld zur Rettung gehorsamer Menschen und sein Vorsatz, durch eine Königreichsregierung mit seinem Sohn an der Spitze allem Bösen ein Ende zu machen, wurde enthüllt. Da Christus Jesus in Gottes großartigem Vorsatz im Mittelpunkt steht, ist er „uns [Christen] zur Weisheit von Gott geworden“ (1Ko 1:30). „In ihm sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis sorgsam verborgen“ (Kol 2:3). Nur durch ihn und durch den Glauben an ihn (Gottes „Hauptvermittler des Lebens“) ist es möglich, gerettet zu werden und Leben zu erlangen (Apg 3:15; Joh 14:6; 2Ti 3:15). Wer daher wirklich weise ist, läßt Jesus Christus nicht außer acht, und sein Urteilsvermögen sowie seine Entscheidungen beruhen auf dem durch Jesus Christus geoffenbarten Vorsatz Gottes. (Siehe JESUS CHRISTUS [Seine wichtige Rolle in Gottes Vorsatz].)

    Menschliche Weisheit. Im Buch der Sprüche wird die Weisheit personifiziert, indem sie als eine Frau dargestellt wird, die andere einlädt, das, was sie zu bieten hat, anzunehmen. Diese Berichte und verwandte Texte zeigen, daß die Weisheit eigentlich vieles in sich vereinigt: Erkenntnis, Verständnis (einschließlich Einsicht und Unterscheidungsvermögen), Denkvermögen, Erfahrung, Fleiß, Klugheit (das Gegenteil von Naivität oder Einfalt [Spr 14:15, 18]) und ein gutes Urteilsvermögen. Da aber die wahre Weisheit mit der Furcht Jehovas beginnt (Ps 111:10; Spr 9:10), übertrifft sie die übliche Weisheit, schließt das Beachten hoher Maßstäbe ein sowie Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit (Spr 1:2, 3, 20-22; 2:2-11; 6:6; 8:1, 5-12). Diese Weisheit steht daher über jeder anderen Weisheit.

    Die Weisheit des Menschen ist nicht absolut, sondern relativ. Menschen können sich zwar durch eigene Anstrengungen ein gewisses Maß an Weisheit aneignen, aber sie sind in jedem Fall auf die Intelligenz angewiesen, die Gott (der sogar die Tiere mit einer gewissen instinktiven Weisheit ausgestattet hat [Hi 35:11; Spr 30:24-28]) dem Menschen ursprünglich verliehen hat. Der Mensch lernt von der materiellen Schöpfung Gottes durch Beobachtung und indem er sich damit befaßt. Die Art und der Grad der so erworbenen Weisheit können unterschiedlich sein. Das griechische Wort sophía wird oft auf Geschicklichkeit in einem bestimmten Handwerk oder Beruf angewandt, auf eine gute, geschickte Staatslenkung oder Geschäftsführung sowie auf ein umfangreiches Wissen im Bereich der Wissenschaft und Forschung. Vergleichbar damit bezeichnete man mit den hebräischen Wörtern chochmáh und chachám die Geschicklichkeit von Schiffsleuten und Fugenabdichtern auf Schiffen (Hes 27:8, 9; vgl. Ps 107:23, 27) sowie das Können von Stein- und Holzbearbeitern (1Ch 22:15), aber auch die Weisheit und das Geschick anderer, zum Teil sehr vielseitig begabter Handwerker (1Kö 7:14; 2Ch 2:7, 13, 14). Selbst der geschickte Bildschnitzer und der Hersteller von Götzen werden mit diesen Wörtern beschrieben (Jes 40:20; Jer 10:3-9). Auch das kluge Vorgehen der Geschäftswelt ist eine Art von Weisheit (Hes 28:4, 5).

    Diese verschiedenen Arten von Weisheit können vorhanden sein, selbst wenn es ihren Besitzern an der von Gott stammenden und von der Bibel befürworteten Weisheit mangelt. Gottes Geist kann aber bei jemandem eine dieser Arten von Weisheit fördern, wenn dadurch sein Vorsatz ausgeführt wird. Sein Geist spornte die Männer und Frauen, die sich am Bau der Stiftshütte und der Herstellung ihrer Ausrüstung sowie am Weben der Priesterkleider beteiligten, zur Tat an, indem er sie ‘mit Weisheit und Verstand’ erfüllte. Das half ihnen nicht nur zu verstehen, was sie tun und wie sie es tun sollten, sondern verlieh ihnen auch das Talent, die Kunstfertigkeit, die Phantasie und das Urteilsvermögen, die notwendig waren, um kunstvolle Arbeiten auszuführen (2Mo 28:3; 31:3-6; 35:10, 25, 26, 31, 35; 36:1, 2, 4, 8).

    Wie können wir sie erwerben?

    Wahre Weisheit erwerben. Sprüche 23:23 gibt den Rat: „Kaufe Wahrheit, und verkaufe sie nicht — Weisheit und Zucht und Verständnis.“ Jehova, der Quell wahrer Weisheit, gibt allen davon großmütig, die aufrichtig danach suchen, ihn im Glauben darum bitten und eine gesunde Ehrfurcht vor ihm haben (Spr 2:1-7; Jak 1:5-8). Der Suchende muß sich aber Zeit nehmen, Gottes Wort zu studieren; er muß Gottes Befehle, Gesetze, Mahnungen und Ratschläge kennenlernen, muß über das, was Gott in der Vergangenheit getan hat, nachdenken und das Gelernte auf sein Leben anwenden (5Mo 4:5, 6; Ps 19:7; 107:43; 119:98-101; Spr 10:8; vgl. 2Ti 3:15-17). Er kauft die gelegene Zeit weise aus und handelt in einer bösen Zeit nicht unvernünftig, sondern ‘nimmt wahr, was der Wille Jehovas ist’ (Eph 5:15-20; Kol 4:5, 6). Er muß den festen Glauben und die unerschütterliche Überzeugung entwickeln, daß Gottes Macht unbezwingbar ist und sein Wille mit Sicherheit ausgeführt wird, ja daß er die Fähigkeit hat, seine Verheißung, Treue zu belohnen, zu erfüllen (Heb 11:1, 6; 1Ko 15:13, 14, 19).

    Nur so kann er den richtigen Lebensweg wählen und vermeiden, durch Furcht, Habgier, unsittliche Begierden oder durch andere sich schädlich auswirkende Empfindungen zum Wanken gebracht zu werden (Spr 2:6-16; 3:21-26; Jes 33:2, 6). Die personifizierte Weisheit erklärt: „Glücklich ist der Mensch, der auf mich hört, indem er Tag für Tag an meinen Türen wacht, indem er an den Pfosten meiner Eingänge Wache hält. Denn wer mich findet, wird bestimmt Leben finden und erlangt Wohlwollen von Jehova. Wer mich aber verfehlt, tut seiner Seele Gewalt an; alle, die mich aufs tiefste hassen, die sind es, die tatsächlich den Tod lieben“ (Spr 8:34-36; 13:14; 24:13, 14).

    Weisheit und das Herz. Intelligenz ist offensichtlich eine wesentliche Voraussetzung zum Erlangen von Weisheit, doch zum Erlangen wahrer Weisheit spielt das Herz — das nicht nur mit dem Denken, sondern hauptsächlich mit der Motivation und dem Gefühl in Verbindung steht — zweifellos eine weit wichtigere Rolle (Ps 49:3, 4; Spr 14:33; siehe HERZ). Ein Diener Gottes möchte „wahre Weisheit“ in seinem „geheimen Ich“ haben und sich beim Festlegen seines Lebensweges von weisen Beweggründen leiten lassen. (Vgl. Ps 51:6, 10; 90:12.) „Das Herz des Weisen ist zu seiner rechten Hand [oder bereit, ihm zu helfen und ihn in kritischen Momenten zu schützen (vgl. Ps 16:8; 109:31)], aber das Herz des Unvernünftigen [ist] zu seiner linken Hand [es kann ihn nicht auf den Weg der Weisheit leiten]“ (Pr 10:2, 3; vgl. Spr 17:16; Rö 1:21, 22). Ein wirklich weiser Mensch hat sein Herz im Weg der Weisheit geschult und in Zucht genommen (Spr 23:15, 16, 19; 28:26), d. h., es ist so, als ob er gerechte Gebote und Gesetze ‘auf die Tafel seines Herzens’ geschrieben hätte (Spr 7:1-3; 2:2, 10).

    Erfahrung und der richtige Umgang. Erfahrung fördert die Weisheit wesentlich. Selbst Jesus nahm während seiner Kindheit an Weisheit weiterhin zu (Luk 2:52). Moses machte „weise und verständige und erfahrene Männer“ zu Vorstehern (5Mo 1:13-15). Strafe zu erleiden oder zu sehen, wie andere bestraft werden, ist zwar eine Möglichkeit, weise zu werden (Spr 21:11), aber eine zeitsparende und bessere Möglichkeit besteht darin, aus der Erfahrung derer zu lernen und Nutzen zu ziehen, die bereits weise sind, und den Umgang mit Weisen dem Umgang mit „Unerfahrenen“ vorzuziehen (Spr 9:1-6; 13:20; 22:17, 18; vgl. 2Ch 9:7). Von älteren Personen — besonders von solchen, die beweisen, daß sie Gottes Geist haben — kann erwartet werden, daß sie diese Weisheit besitzen (Hi 32:7-9). Das zeigte sich deutlich in den Tagen des Königs Rehabeam (1Kö 12:5-16). Ja, „besser ist ein bedürftiges, aber [relativ] weises Kind als ein alter, aber unvernünftiger König, der nicht genug Wissen erlangt hat, sich noch länger warnen zu lassen“ (Pr 4:13-15).

    Die Stadttore (an die oft ein öffentlicher Platz grenzte) waren der Ort, wo ältere Männer weisen Rat erteilten und richterliche Entscheidungen trafen. (Vgl. Spr 1:20, 21; 8:1-3.) Die Stimme von Törichten war in dieser Umgebung gewöhnlich nicht zu vernehmen (sei es, um Weisheit zu erwerben oder um Weisheit anzubieten); ihr Geschwätz war woanders zu hören (Spr 24:7). Der Umgang mit Weisen kann einem zwar Züchtigung oder gelegentlich einen Tadel einbringen, doch das ist weit besser als das Lied oder das Lachen des Unvernünftigen (Pr 7:5, 6). Wer sich absondert und seinen Blick nur auf seine eigene eng begrenzte Lebensanschauung und auf die Erfüllung seiner eigenen egoistischen Wünsche richtet, gelangt schließlich auf einen Weg, der aller praktischen Weisheit entgegengesetzt ist (Spr 18:1).

    Kommentar — 25. Januar 2013 @ 00:04

  10. Jule

    Hiob 29 und 30 – das Blatt wendet sich für Hiob:

    1 Und Hiob fuhr fort im Vortrag seiner Sprüche und sagte: 2 O dass ich wäre wie in den früheren Monaten, wie in den Tagen, als Gott mich behütete, 3 als seine Leuchte über meinem Haupt schien und ich in seinem Licht durch das Dunkel ging; 4 wie ich in den Tagen meiner Mannesreife war, als über meinem Zelt der vertraute Umgang mit Gott waltete, 5 als der Allmächtige noch mit mir war und meine Knechte um mich her; 6 als ich meine Tritte in Milch badete und der Fels neben mir Öl in Strömen ergoss.

    7 Wenn ich [damals] zum Tor ging, zur Stadt hinauf, und meinen Sitz auf dem Marktplatz aufstellte, 8 und mich die Jungen sahen, so verbargen sie sich, und die Greise standen auf und blieben stehen. 9 Die Fürsten hörten auf zu reden und legten die Hand auf ihren Mund. 10 Die Stimme der Vornehmen verstummte, und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen. 11 Wessen Ohr mich hörte , der pries mich glücklich, und wessen Auge mich sah , der stimmte mir zu. 12 Denn ich rettete den Elenden, der um Hilfe schrie, und die Waise, die keinen Helfer hatte.

    13 Der Segenswunsch des Verlorenen kam über mich, und ich brachte das Herz der Witwe zum Jauchzen. 14 Die Gerechtigkeit , die ich angelegt hatte, bekleidete mich; als Talar und Turban diente mir mein Recht.

    15 Ich war das Auge des Blinden und der Fuß des Lahmen. 16 Ich war der Vater des Armen, und die Streitsache dessen, den ich nicht kannte, untersuchte ich. 17 Ich zerbrach die Kinnladen des Frevlers und riss ihm den Raub aus den Zähnen. 18 Und so dachte ich: Ich werde in meinem Nest sterben und meine Tage vermehren wie Sand. 19 Meine Wurzel war an Wassern ausgebreitet, und der Tau übernachtete auf meinem Zweig.

    20 Meine Ehre erneuerte sich bei mir, und mein Bogen verjüngte sich in meiner Hand. 21 Auf mich hörte und wartete man und lauschte stillschweigend auf meinen Rat. 22 Auf mein Wort folgte kein Widerspruch, und meine Rede träufelte auf sie. 23 Sie harrten auf mich, wie auf einen Regen, und sperrten ihren Mund auf wie nach einem Spätregen . 24 Ich lächelte ihnen zu, wenn sie kein Zutrauen hatten, und das Licht meines Angesichts konnten sie nicht trüben. 25 Ich wählte für sie den Weg aus und saß an ihrer Spitze und thronte wie ein König inmitten seiner Schar, wie einer, der die Traurigen tröstet .

    1 Jetzt aber lachen die über mich, die an Jahren jünger sind als ich, deren Väter ich verschmäht hätte, neben die Hunde meiner Herde zu setzen! 2 Wozu sollte mir die Arbeit ihrer Hände dienen, da es ihnen an ungebrochener Kraft fehlte? 3 Durch Mangel und Hunger abgezehrt, benagen sie das dürre Land , das längst wüst und verödet war; 4 sie pflücken Salzkraut am Gesträuch, und ihr Brot ist die Ginsterwurzel. 5 Aus der Gemeinschaft werden sie gejagt; man schreit über sie wie über Diebe. 6 Am Abhang der Schluchten müssen sie wohnen, in Erdlöchern und Felsenhöhlen. 7 Im Gebüsch schreien sie, unter dem Unkraut finden sie sich zusammen. 8 Als Kinder von Narren, Kinder von Ehrlosen , sind sie aus dem Land hinausgepeitscht worden.

    9 Und jetzt bin ich ihr Spottlied geworden und diene ihnen zum Geschwätz! 10 Sie verabscheuen mich, fliehen vor mir, und vor meinem Angesicht halten sie den Speichel nicht zurück. 11 Denn meine Bogensehne hat Er gelöst und mich gebeugt, darum lassen sie den Zügel vor mir schießen. 12 Zu meiner Rechten erhebt sich die Brut; sie stoßen meine Füße weg und schütten ihre Rampen zum Sturm gegen mich auf.

    13 Meinen Pfad haben sie eingerissen, zu meinem Untergang helfen sie, die selbst keinen Helfer haben. 14 Wie durch eine weite Bresche rücken sie heran; unter Getöse wälzen sie sich daher.

    15 Jähe Schrecken haben sich gegen mich gewendet; meine Ehre ist wie der Wind verflogen, und meine Rettung ist vorübergezogen wie eine Wolke. 16 Und nun zerfließt meine Seele in mir; die Tage des Elends haben mich ergriffen. 17 Die Nacht durchbohrt mein Gebein, und meine nagenden Schmerzen schlafen nicht; 18 durch ihre große Heftigkeit verändert sich mein Gewand; wie der Kragen meines Hemdes schnürt es mich ein.

    19 Er hat mich in den Kot geworfen, und ich bin wie Staub und Asche geworden. 20 Ich schreie zu dir, und du antwortest mir nicht; ich stehe da, und du beobachtest mich. 21 Du hast dich mir in einen unbarmherzigen Feind verwandelt; mit deiner gewaltigen Hand widerstehst du mir.

    22 Du setzt mich dem Sturm aus, lässt mich dahinfahren , lässt mich vergehen in Unruhe. 23 Denn ich weiß, dass du mich zum Tode führen wirst, in das Haus, wo alle Lebendigen zusammenkommen. 24 Doch streckt man nicht seine Hand aus, wenn man unter Trümmern [begraben] ist, oder ruft man nicht um Hilfe, wenn man untergeht? 25 Habe ich nicht geweint über den, der böse Zeiten hatte, und war meine Seele nicht über den Armen bekümmert? 26 Ja, ich habe auf Gutes gehofft , und es kam Böses; ich wartete auf das Licht , und es kam Finsternis.

    27 Meine Eingeweide sind zum Sieden gebracht und haben keine Ruhe; die Tage meines Elends sind mir entgegengetreten. 28 Traurig gehe ich einher, ohne Sonne; ich stehe in der Gemeinde auf und schreie [um Hilfe].

    29 Ich bin den Schakalen ein Bruder geworden und ein Gefährte der Strauße. 30 Meine Haut ist schwarz geworden und löst sich von mir ab, und meine Gebeine brennen vor Hitze. 31 Mein Harfenklang ist zu einem Trauerlied geworden und mein Flötenspiel zu lautem Weinen.

    Kein Wunder, dass er nun das Gefühl hat, dass Jehova ihn verlassen hat. Vergessen wir hierbei bitte auch nicht den Einwand des Widersachers: „ist es etwas umsonst … Hast nicht du um ihn und um alles, was er hat, eine Mauer aufgerichtet?“.

    Hiob hatte Jehovas Segen, der auf einmal weg ist und er weiss nicht, warum. Wahrscheinlich hatte er ebenso wie seine Freunde seinen Lebenswandel als Grund für diesen Segen angesehen. Also wieso ist er auf einmal weg, wo er sich doch nicht geändert hatte?

    Hierzu habe ich gestern einen interessanten Gedanken in der Ansprache „Begegne dem Sturm“ von Bayless Conley gelesen. Es ist eine Abhandlung in mehreren Teilen und im 3. Abschnitt kommt er auf die Jünger im Sturm zu sprechen. Zuerst da, wo Jesus trotz Sturm schläft und später, wo sie allein unterwegs sind und Jesus später über das Wasser auf sie zukommt. Hier sagt er auszugsweise:

    Wissen Sie, wenn Gott Ihnen etwas verheißen hat – dass Sie Ihre jetzige Situation hinter sich lassen sollen und in das hineinkommen werden, was Gottes Wort verheißt, dann kann unterwegs ein Sturm aufkommen. Der Feind mobilisiert vielleicht die ganze Hölle gegen Sie. Kräfte aus der Hölle gehen ans Werk, sorgen für Unruhe und entfesseln Naturgewalten, negative Ereignisse, böse Absichten von verschiedenen Menschen und weltliche Lüste, um Ihren gottgegebenen Auftrag scheitern zu lassen.Ich sage Ihnen: All das kann Gottes Plan nicht aufhalten. Niemand kann Gottes Verheißung zunichtemachen, die besagt: „Lasst uns an das jenseitige Ufer fahren.“ Ganz egal, was passiert.Wenn sich in uns Panik breitmachen will, müssen wir daran denken. …

    Ich sage Ihnen, wer in Ihrem Boot ist. Er heißt Jesus Christus. Er ist der Sohn des lebendigen Gottes, der auferstandene Erlöser. Sie hatten Ihn, wie Er war, in menschlicher Gestalt. Wir haben Ihn, wie Er ist – der König des Universums! Wir haben mehr als sie! Wenn während des nächsten Sturms in Ihrem Innern Panik auszubrechen droht, was ich auch kenne, dann sagen Sie: „Moment mal, wer hat mir gesagt, dass ich drüben ankommen werde? Wer ist in diesem Boot? Wer lebt und wohnt in mir durch Seinen Geist? Ich werde nicht auf halber Strecke untergehen.“ Jesus ist immer dabei.

    Johannes 6:16-21 „Am Abend gingen seine Jünger hinunter an den See. Sie stiegen in ein Boot, um nach Kapernaum überzusetzen. Die Nacht brach herein, und Jesus war nicht bei ihnen. Ein heftiger Sturm kam auf und schlug hohe Wellen. Die Jünger waren schon vier bis fünf Kilometer vom Ufer entfernt, als sie plötzlich Jesus sahen. Er ging über das Wasser auf ihr Boot zu. Da packte sie die Angst. Doch Jesus rief ihnen zu: „Fürchtet euch nicht! Ich bin es!“ Sie wollten ihn noch in ihr Boot nehmen; aber da hatten sie schon die Anlegestelle am Ufer erreicht.

    Es muss also ein Wunder passiert sein. Es war dunkel, ein Sturm kam auf – und Jesus kam nicht zu ihnen.Fühlen Sie sich jemals so? Alles ist finster, Sie sind mitten in einem Sturm und fragen: „Gott, hast Du vor, demnächst wiederzukommen?“ Sie denken: „Wo bist Du, Herr? Weißt Du, dass ich mitten in einem Sturm bin, dass es dunkel ist und dass mir all das nicht gefällt? Ich rudere gegen den Wind an.“

    Sie sind bereits vier bis fünf Kilometer gerudert. Tatsache ist, dass man manchen Stürmen durch Rudern nicht entkommen kann. Man kommt mit menschlicher Kraft nicht heraus. Wenn man sich auf sich selbst oder auf die Kraft anderer verlässt, geht man baden. … Sie haben gerudert und gerudert. Sie haben schon Blasen an den Händen, weil Sie mit aller Kraft entkommen wollten. Freunde haben sich auch noch in die Riemen gelegt, aber Sie rudern gegen den Wind an und kommen scheinbar nicht weiter.

    Das war ihre Situation! Und dann heißt es: „Dann sahen sie Jesus auf sich zukommen.“ Das gefällt mir. Ich bin heute hier, um Ihnen zu sagen: „Jesus ist unterwegs, um Ihnen zu helfen. Ich wurde als Sein Botschafter heute hierher gesandt, um Ihnen zu sagen, dass Hilfe unterwegs ist. Gott weiß, wo Sie sind. Er weiß, dass es stürmt und dass es dunkel ist. Hilfe ist unterwegs.

    Ich habe in den letzten Monaten die verschiedensten Ansprachen von unterschiedlichen Christlichen Gruppierungen gehört und alle haben das selbe Thema: wer Jehova und Jesus wahrhaftig nachfolgt und aufrichtig bemüht ist, so zu leben, dass er seinen Schöpfer erfreut, der muss mit Schwierigkeiten rechnen. Einfach aus dem Grund, denn darum sind wir dem Widersacher ein Dorn im Auge.

    Und weil wir genau aus diesem Grund leiden, darum lässt uns unser Gott auch nicht allein. Auch wenn er nicht die komplette schützende Mauer aufbauen kann, die er am liebsten möchte, sondern dem Widersacher eine gewisse freie Hand lassen muss, so sichert ER uns dennoch seine Hilfe, seine Kraft und seinen inneren Frieden zu.

    Wie zu Anfang in dem zitierten Text von Pastor Conley gesagt: wenn Jehova uns zusichert, dass er mit uns ist und uns hilft, unsere „unversehrte Lauterkeit“ zu bewahren, dann wird er das auch tun. Dann werden wir auch an dem sicheren Ufer ankommen, ganz egal wie sehr es stürmt und ganz egal, wie aussichtlos uns die Situation auch erscheinen mag.

    Und hier bin ich dann wieder an dem Punkt, warum ich Ruth Lapide bei ihrer Einschätzung vom Bibelbuch Hiob heftig widersprechen muss: denn nur dann, wenn wir die Zusammenhänge verstehen, nur dann schaffen wir es auch, ruhig zu bleiben und auf unseren Gott zu vertrauen. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als wenn es andere schaffen, uns einzureden, dass wir unseren eigenen liebevollen Gott gegen uns hätten!

    Weitere Gedanken zu diesen beiden Kapiteln findet ihr hier:

    Kommentar — 25. Januar 2013 @ 00:22

  11. Jule

    Hiob 31 – sagt Hiob hier wirklich, er sei „gerechter als Gott“?

    1 Ich hatte einen Bund geschlossen mit meinen Augen, dass ich ja nicht [begehrlich] auf eine Jungfrau blickte. 2 Denn was würde mir Gott vom Himmel her zuteilen, und welchen Lohn erhielte ich von dem Allmächtigen aus der Höhe?

    3 Ist denn das Unglück nicht für den Ungerechten und das Missgeschick für die Übeltäter? 4 Sieht Er denn nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte, 5 sodass er wissen kann, ob ich mit Lügen umgegangen oder auf Betrug ausgegangen bin? 6 Er wäge mich auf der Waage der Gerechtigkeit, so wird Gott meine Tadellosigkeit erkennen!

    7 Ist mein Schritt vom Weg abgewichen oder mein Herz den Augen nachgewandelt, und klebt an meinen Händen ein Makel, 8 so will ich säen , und ein anderer soll essen, und meine Pflanzungen sollen entwurzelt werden! 9 Hat sich mein Herz zu einer Frau hinreißen lassen, oder habe ich an der Tür meines Nächsten gelauert, 10 so soll meine Frau für einen anderen mahlen, und andere mögen sich über sie beugen! 11 Denn das wäre eine Schandtat und ein strafwürdiges Vergehen, 12 ja, ein Feuer wär“s, das bis zum Abgrund fräße und all meinen Ertrag verzehren würde mit Stumpf und Stiel!

    13 Wenn ich meinem Knecht oder meiner Magd das Recht verweigert hätte, als sie einen Rechtsstreit gegen mich hatten, 14 was wollte ich tun , wenn Gott gegen mich aufträte; und wenn er mich zur Rede stellte, was wollte ich ihm antworten ? 15 Hat nicht der, der mich im Mutterleib bereitete, auch ihn gemacht ? Hat nicht ein und derselbe uns im Mutterleib gebildet? 16 Habe ich den Armen versagt, was sie begehrten, und die Augen der Witwe verschmachten lassen? 17 Habe ich meinen Bissen allein verzehrt, und hat der Verwaiste nichts davon essen können? 18 Wahrlich, von meiner Jugend auf ist er bei mir aufgewachsen wie bei einem Vater, und von meiner Mutter Leib an habe ich [die Witwe] geführt! 19 Habe ich mit angesehen, wie einer umherirrte ohne Kleider, oder der Arme ohne Decke? 20 Wenn seine Lenden mich nicht gesegnet haben und er sich von der Wolle meiner Lämmer nicht wärmen durfte, 21 wenn ich meine Hand gegen die Waise erhob, weil ich sah, dass man mir helfen würde im Tor, 22 so soll mir meine Schulter vom Nacken fallen und mein Arm aus seinem Gelenk brechen!

    23 Denn schrecklich wäre Gottes Strafe für mich gewesen, und vor seiner Hoheit hätte ich nicht bestehen können.

    24 Habe ich mein Vertrauen je auf Gold gesetzt und zum Feingold gesagt: »Sei du meine Zuversicht!«, 25 habe ich mich gefreut, weil ich reich geworden bin und meine Hand viel erworben hat; 26 habe ich die Sonne angesehen, wenn sie leuchtete, und den Mond, wie er so prächtig dahinzog, 27 und habe ich mein Herz im Geheimen verführen lassen, dass ich ihnen Kusshände zuwarf, 28 so wäre auch das ein strafwürdiges Vergehen gewesen; denn ich hätte Gott in der Höhe verleugnet.

    29 Habe ich mich gefreut über den Sturz meines Feindes und mich ergötzt daran, wenn ihn ein Unglück traf? 30 Nein, ich habe meine Zunge nie hergegeben zum Sündigen, dass ich mit einem Fluch sein Leben gefordert hätte. 31 Haben meine Hausgenossen nicht oft gesagt: »Wer wäre nicht von seinem Fleisch satt geworden?« 32 Kein Fremder brauchte draußen zu übernachten; ich öffnete meine Tür dem Wandersmann.

    33 Habe ich, wie Adam, meine Übertretung zugedeckt, sodass ich meine Schuld in meiner Brust verbarg, 34 weil ich die große Menge fürchtete und die Verachtung [meiner] Verwandten mich niedergeschlagen hätte, sodass ich geschwiegen hätte und nicht zur Tür hinausgegangen wäre?

    35 O dass ich einen hätte, der mir Gehör schenkte! Siehe, da ist meine Unterschrift; der Allmächtige antworte mir, und mein Gegner schreibe eine Klage-schrift gegen mich! 36 Wahrlich, ich würde sie auf meine Schulter nehmen und als Ehrenkranz um mein Haupt winden! 37 Meine Schritte dürfte ich ihm getrost aufzählen und ihm nahen wie ein Fürst!

    38 Wenn mein Ackerboden gegen mich schreit und seine Furchen miteinander weinen, 39 weil ich, ohne ihn zu bezahlen , seinen Ertrag verzehrt habe und die Seele seines Besitzers aushauchen ließ, 40 so soll statt Weizen Dorngestrüpp hervorkommen und Unkraut anstatt der Gerste! Zu Ende sind die Reden Hiobs.

    1 Und jene drei Männer hörten auf, Hiob zu antworten, weil er in seinen Augen gerecht war. 2 Da entbrannte der Zorn Elihus , des Sohnes Baracheels, des Busiters, aus dem Geschlecht Ram; über Hiob entbrannte sein Zorn, weil er meinte, er sei Gott gegenüber im Recht;

    Ich bin mir nicht sicher, ob es sich hier vielleicht um einen Übersetzungsfehler handelt. Denn Hiob führt hier ja nur die Dinge auf, von denen er weiss, dass Jehova sie verabscheut. Er geht in sich und überprüft jeden einzelnen Punkt, ob er nicht vielleicht doch dagegen verstoßen hat. Aber er sieht nicht, wo sein Fehler liegt.

    Was ist daran so schlimm, dass er nicht versteht, womit er das ganze Unglück verdient hat – wenn er sich doch keiner Schuld bewußt ist?

    Die ganze Zeit ging es ja seinen Freunden darum zu beweisen, dass sein Unglück Gottes Strafe für sein Unrecht sei. Und so überprüft er dies, weil er es nicht leichtfertig zurück weisen will. Er wägt alles ab, aber sieht nicht, womit er es verdient hat.

    Aber dazu kommen wir ja dann morgen. Weitere Gedanken hierzu findet ihr hier:

    Kommentar — 25. Januar 2013 @ 00:34

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