1. Mose 40 – 42

Kapitel 40

40 Nach diesen Dingen nun geschah es, daß der Mundschenk des Königs von Ägypten und der Bäcker gegen ihren Herrn, den König von Ägypten, sündigten. 2 Und Pharao wurde auf seine beiden Beamten zornig, auf den Obersten der Mundschenken und auf den Obersten der Bäcker. 3 So setzte er sie in Haft in das Haus des Obersten der Leibwache, in das Gefängnishaus, an den Ort, wo Joseph Gefangener war. 4 Dann bestellte der Oberste der Leibwache Joseph zu ihnen, daß er sie bediente; und sie waren weiterhin einige Tage in Haft.

5 Und dann hatten sie beide einen Traum, ein jeder seinen eigenen Traum in der e i n e n Nacht, ein jeder seinen Traum mit dessen eigener Deutung, der Mundschenk und der Bäcker, die dem König von Ägypten gehörten, die im Gefängnishaus Gefangene waren. 6 Als Joseph am Morgen zu ihnen hereinkam und sie sah, siehe, da schauten sie niedergeschlagen aus. 7 Und er begann sich bei den Beamten Pharaos, die mit ihm im Hause seines Herrn in Haft waren, zu erkundigen, indem [er] sprach: „Warum sind heute eure Angesichter so düster?“ 8 Darauf sagten sie zu ihm: „Wir haben einen Traum gehabt, und da ist kein [Traum]deuter bei uns.“ Da sprach Joseph zu ihnen: „Sind Deutungen nicht [Sache] Gottes? Erzählt es mir, bitte.“

9 Und der Oberste der Mundschenken ging daran, Joseph seinen Traum zu erzählen und zu ihm zu sagen: „In meinem Traum, nun, da war ein Weinstock vor mir. 10 Und am Weinstock, da waren drei Ranken, und er schien Schößlinge zu treiben. Seine Blüten brachen hervor. Seine Traubenkämme reiften zu Trauben heran. 11 Und Pharaos Becher war in meiner Hand, und ich ging daran, die Trauben zu nehmen und sie in Pharaos Becher auszupressen. Danach gab ich den Becher in Pharaos Hand.“ 12 Da sprach Joseph zu ihm: „Dies ist seine Deutung: Die drei Ranken sind drei Tage. 13 Von nun an in drei Tagen wird Pharao dein Haupt erheben, und er wird dich bestimmt wieder in dein Amt einsetzen; und du wirst gewiß den Becher Pharaos in seine Hand geben gemäß dem früheren Brauch, als du sein Mundschenk warst. 14 Doch sollst du meiner gedenken, sobald es dir gutgeht, und du solltest mir bestimmt liebende Güte erweisen, bitte, und mich bei Pharao erwähnen, und du sollst mich aus diesem Haus herausbringen. 15 Denn ich bin tatsächlich aus dem Land der Hebräer entführt worden, und auch hier habe ich gar nichts getan, wofür man mich in das Kerkerloch stecken sollte.“

16 Als der Oberste der Bäcker sah, daß er etwas Gutes gedeutet hatte, sagte er seinerseits zu Joseph: „Auch ich hatte einen Traum, und siehe, drei Körbe mit Weißbrot waren auf meinem Kopf, 17 und im obersten Korb waren allerlei Eßwaren für Pharao, wie der Bäcker sie macht, und Vögel fraßen sie aus dem Korb auf meinem Kopf.“ 18 Da antwortete Joseph und sprach: „Dies ist seine Deutung: Die drei Körbe sind drei Tage. 19 Von jetzt an in drei Tagen wird Pharao dein Haupt von dir hinweg erheben und wird dich bestimmt an einen Stamm hängen; und die Vögel werden gewiß dein Fleisch von dir wegfressen.“

20 Es stellte sich nun heraus, daß am dritten Tag Pharaos Geburtstag war, und er ging daran, für alle seine Diener ein Festmahl zu machen und das Haupt des Obersten der Mundschenken zu erheben und das Haupt des Obersten der Bäcker inmitten seiner Diener. 21 Demgemäß setzte er den Obersten der Mundschenken wieder in sein Mundschenkenamt ein, und er gab den Becher weiterhin in Pharaos Hand. 22 Den Obersten der Bäcker aber ließ er aufhängen, so wie es ihnen Joseph gedeutet hatte. 23 Der Oberste der Mundschenken gedachte Josephs jedoch nicht und vergaß ihn dann.

Kapitel 41

41 Und es geschah am Ende von zwei vollen Jahren, daß Pharao träumte, und siehe, er stand am Nil. 2 Und da stiegen aus dem Nil sieben Kühe herauf, schön von Aussehen und fettfleischig, und sie gingen daran, im Nilgras zu weiden. 3 Und siehe, da waren sieben andere Kühe, die nach ihnen aus dem Nil heraufstiegen, häßlich von Aussehen und mager an Fleisch, und sie traten neben die Kühe am Ufer des Nil. 4 Dann begannen die Kühe, die häßlich von Aussehen und mager an Fleisch waren, die sieben Kühe aufzufressen, die schön von Aussehen und fett waren. Hierauf erwachte Pharao.

5 Er schlief jedoch wieder ein und träumte ein zweites Mal. Und siehe, da waren sieben Ähren, die an e i n e m Halm emporkamen, fett und gut. 6 Und siehe, da waren sieben Ähren, dünn und vom Ostwind versengt, die nach ihnen emporwuchsen. 7 Und die dünnen Ähren begannen die sieben fetten und vollen Ähren zu verschlingen. Darauf erwachte Pharao, und da war es ein Traum.

8 Und es geschah am Morgen, daß sein Geist beunruhigt wurde. Da sandte er hin und rief alle Magie treibenden Priester Ägyptens und all seine Weisen, und Pharao erzählte ihnen dann seine Träume. Doch da war keiner, der sie für Pharao deutete.

9 Dann redete der Oberste der Mundschenken mit Pharao, indem [er] sprach: „Meine Sünden erwähne ich heute. 10 Pharao war zornig auf seine Diener. So setzte er mich in Haft im Haus des Obersten der Leibwache, sowohl mich als auch den Obersten der Bäcker. 11 Danach hatten wir beide in der e i n e n Nacht einen Traum, sowohl ich als auch er. Wir hatten ein jeder seinen Traum mit seiner eigenen Deutung. 12 Und dort war ein junger Mann bei uns, ein Hebräer, ein Diener des Obersten der Leibwache. Als wir sie ihm erzählten, deutete er uns dann unsere Träume. Er deutete einem jeden nach seinem Traum. 13 Und es stellte sich heraus, daß es geradeso geschah, wie er es uns gedeutet hatte. Mich hat man wieder in mein Amt eingesetzt, ihn aber hat man aufgehängt.“

14 Und Pharao sandte dann hin und ließ Joseph rufen, damit man ihn eilends aus dem Kerkerloch hole. Somit rasierte er sich und wechselte seine Überwürfe und ging zu Pharao hinein. 15 Dann sprach Pharao zu Joseph: „Ich habe einen Traum gehabt, doch da ist niemand, der ihn deutet. Nun habe ich selbst von dir sagen hören, daß du einen Traum hören und ihn deuten kannst.“ 16 Darauf antwortete Joseph Pharao, indem [er] sagte: „Das steht nicht bei mir! Gott wird Pharao Wohlergehen ankündigen.“

17 Und weiter redete Pharao zu Joseph: „In meinem Traum, da stand ich am Ufer des Nil. 18 Und siehe, aus dem Nil stiegen sieben Kühe herauf, fettfleischig und schön von Gestalt, und sie begannen im Nilgras zu weiden. 19 Und siehe, da waren sieben andere Kühe, die nach ihnen heraufstiegen, gering und sehr schlecht von Gestalt und mager an Fleisch. Etwas so Schlechtes wie sie habe ich im ganzen Land Ägypten nicht gesehen. 20 Und die hageren und schlechten Kühe begannen die sieben ersten, fetten Kühe aufzufressen. 21 So kamen diese in ihren Bauch, und doch konnte man nicht erkennen, daß sie in ihren Bauch gekommen waren, da ihr Aussehen ebenso schlecht war wie zu Beginn. Darauf erwachte ich.

22 Danach sah ich in meinem Traum, und siehe, da waren sieben Ähren, die an e i n e m Halm emporkamen, voll und gut. 23 Und siehe, da waren sieben Ähren, verdorrt, dünn, vom Ostwind versengt, die nach ihnen emporwuchsen. 24 Und die dünnen Ähren begannen die sieben guten Ähren zu verschlingen. So legte ich es den Magie treibenden Priestern dar, doch da war keiner, der [es] mir mitteilte.“

25 Dann sprach Joseph zu Pharao: „Der Traum Pharaos ist nur e i n e r. Was der [wahre] Gott tut, hat er Pharao mitgeteilt. 26 Die sieben guten Kühe sind sieben Jahre. Ebenso sind die sieben guten Ähren sieben Jahre. Der Traum ist nur e i n e r. 27 Und die sieben hageren und schlechten Kühe, die nach ihnen heraufkamen, sind sieben Jahre; und die sieben leeren, vom Ostwind versengten Ähren werden sich als sieben Jahre der Hungersnot erweisen. 28 Das ist die Sache, die ich zu Pharao geredet habe: Was der [wahre] Gott tut, hat er Pharao sehen lassen.

29 Siehe, es kommen sieben Jahre mit großem Überfluß im ganzen Land Ägypten. 30 Doch sieben Jahre der Hungersnot werden bestimmt danach entstehen, und aller Überfluß im Land Ägypten wird gewiß vergessen sein, und die Hungersnot wird das Land einfach verzehren. 31 Und der einstige Überfluß im Land wird nicht [mehr] zu erkennen sein zufolge jener Hungersnot danach, denn sie wird zweifellos sehr schwer sein. 32 Und die Tatsache, daß sich der Traum für Pharao zweimal wiederholt hat, bedeutet, daß die Sache von seiten des [wahren] Gottes festgesetzt ist, und der [wahre] Gott eilt, sie zu tun.

33 So möge sich nun Pharao nach einem Mann umschauen, der verständig und weise ist, und ihn über das Land Ägypten setzen. 34 Möge Pharao handeln und Aufseher über das Land einsetzen, und er soll während der sieben Jahre des Überflusses ein Fünftel vom Land Ägypten erheben. 35 Und man sollte alle Nahrungsmittel dieser kommenden guten Jahre sammeln, und man möge unter Pharaos Hand Getreide als Nahrungsmittel in den Städten aufhäufen, und man soll es aufbewahren. 36 Und die Nahrungsmittel sollen als Vorrat für das Land für die sieben Jahre Hungersnot dienen, die es im Land Ägypten geben wird, damit das Land nicht durch die Hungersnot weggetilgt wird.“

37 Nun, die Sache erwies sich in den Augen Pharaos und all seiner Diener als gut. 38 Da sagte Pharao zu seinen Dienern: „Kann ein anderer Mann gefunden werden gleich diesem, in welchem der Geist Gottes ist?“ 39 Danach sprach Pharao zu Joseph: „Da Gott dich all dies hat wissen lassen, ist keiner so verständig und weise wie du. 40 Du wirst persönlich über mein Haus [gesetzt] sein, und mein ganzes Volk wird dir unbedingt gehorchen. Nur was den Thron betrifft, werde ich größer sein als du.“ 41 Und Pharao fügte gegenüber Joseph hinzu: „Siehe, ich setze dich über das ganze Land Ägypten.“ 42 Darauf nahm Pharao seinen Siegelring von seiner eigenen Hand ab und tat ihn an Josephs Hand und bekleidete ihn mit Kleidern aus feinem Leinen und legte eine Halskette aus Gold um seinen Hals. 43 Überdies ließ er ihn in dem zweiten Ehrenwagen fahren, den er hatte, so daß man vor ihm her ausrufen sollte: „Avréch!“, und setzte ihn so über das ganze Land Ägypten.

44 Und Pharao sprach ferner zu Joseph: „Ich bin Pharao, aber ohne deine Ermächtigung darf niemand seine Hand oder seinen Fuß im ganzen Land Ägypten erheben.“ 45 Danach gab Pharao Joseph den Namen Zaphenath-Paneach und gab ihm Asenath, die Tochter Potipheras, des Priesters von On, zur Frau. Und Joseph begann über das Land Ägypten auszuziehen. 46 Und Joseph war dreißig Jahre alt, als er vor Pharao, dem König von Ägypten, stand.

Dann ging Joseph von Pharao fort und durchzog das ganze Land Ägypten. 47 Und das Land trug weiterhin während der sieben Jahre des Überflusses händevoll. 48 Und er sammelte unablässig alle Nahrungsmittel der sieben Jahre, die über das Land Ägypten kamen, und er legte die Nahrungsmittel jeweils in die Städte. Die Nahrungsmittel des Feldes, das rings um eine Stadt war, legte er in deren Mitte. 49 Und Joseph häufte weiterhin Getreide in sehr großer Menge auf, wie Sand am Meer, bis man es schließlich aufgab, es zu zählen, denn es war ohne Zahl.

50 Und bevor das Jahr der Hungersnot gekommen war, wurden dem Joseph zwei Söhne geboren, welche ihm Asenath, die Tochter Potipheras, des Priesters von On, gebar. 51 Da gab Joseph dem Erstgeborenen den Namen Manasse, denn – um ihn anzuführen – : „Gott hat mich all mein Ungemach und das ganze Haus meines Vaters vergessen lassen.“ 52 Und dem zweiten gab er den Namen Ephraim, denn – um ihn anzuführen – : „Gott hat mich im Lande meines Elends fruchtbar gemacht.“

53 Und die sieben Jahre des Überflusses, die im Land Ägypten geherrscht hatten, gingen allmählich zu Ende, 54 und die sieben Jahre der Hungersnot fingen ihrerseits an zu kommen, so wie es Joseph gesagt hatte. Und die Hungersnot entstand in allen Ländern, aber im ganzen Land Ägypten gab es Brot. 55 Zuletzt litt das ganze Land Ägypten Hunger, und das Volk begann zu Pharao um Brot zu schreien. Dann sprach Pharao zu allen Ägyptern: „Geht zu Joseph. Was immer er euch sagt, müßt ihr tun.“ 56 Und die Hungersnot herrschte auf der ganzen Oberfläche der Erde. Dann begann Joseph, alle Getreidespeicher zu öffnen, die in ihrer Mitte waren, und den Ägyptern [Getreide] zu verkaufen, da die Hungersnot das Land Ägypten mit festem Griff erfaßte. 57 Überdies kamen Leute von der ganzen Erde nach Ägypten, um von Joseph [Getreide] zu kaufen, denn die Hungersnot hatte die ganze Erde mit festem Griff erfaßt.

Kapitel. 42

42 Schließlich sah dann Jakob, daß es in Ägypten Getreide gab. Da sprach Jakob zu seinen Söhnen: „Warum schaut ihr einander ständig an?“ 2 Und er fügte hinzu: „Siehe, ich habe gehört, daß es in Ägypten Getreide gibt. Geht nach dort hinab und kauft für uns von dort, daß wir am Leben bleiben und nicht sterben.“ 3 Demgemäß gingen zehn Brüder Josephs hinab, um Getreide aus Ägypten zu kaufen. 4 Jakob aber sandte Benjamin, Josephs Bruder, nicht mit seinen anderen Brüdern, denn er sagte: „Es mag ihm sonst ein tödlicher Unfall zustoßen.“

5 So kamen Israels Söhne zusammen mit den anderen, die zum Einkaufen kamen, weil im Land Kanaan Hungersnot herrschte. 6 Und Joseph war der Machthaber über das Land. Er war es, der den Verkauf an alles Volk der Erde tätigte. Demzufolge kamen Josephs Brüder und beugten sich vor ihm mit ihrem Angesicht zur Erde nieder. 7 Als Joseph seine Brüder zu sehen bekam, erkannte er sie sogleich, aber er machte sich für sie unkenntlich. So redete er hart mit ihnen und sprach zu ihnen: „Woher seid ihr gekommen?“, worauf sie sagten: „Aus dem Land Kanaan, um Nahrungsmittel zu kaufen.“

8 So erkannte Joseph seine Brüder, sie selbst aber erkannten ihn nicht. 9 Sogleich erinnerte sich Joseph an die Träume, die er von ihnen gehabt hatte, und er sagte weiter zu ihnen: „Ihr seid Spione! Ihr seid gekommen, um zu sehen, wo das Land ungeschützt ist!“ 10 Da sprachen sie zu ihm: „Nein, mein Herr, sondern deine Knechte sind gekommen, um Nahrungsmittel zu kaufen. 11 Wir alle miteinander sind Söhne eines einzigen Mannes. Wir sind rechtschaffene Männer. Deine Knechte handeln nicht als Spione.“ 12 Er aber sagte zu ihnen: „Nicht doch! Denn ihr seid gekommen, um zu sehen, wo das Land ungeschützt ist!“ 13 Darauf sprachen sie: „Deine Knechte sind zwölf Brüder. Wir sind die Söhne eines einzigen Mannes im Land Kanaan; und siehe, der jüngste ist heute bei unserem Vater, während der andere nicht mehr ist.“

14 Joseph sprach jedoch zu ihnen: „Es ist so, wie ich zu euch geredet habe, indem [ich] sagte: ‚Ihr seid Spione!‘ 15 Daran werdet ihr geprüft werden. So wahr Pharao lebt, ihr werdet nicht von hier weggehen, wenn nicht euer jüngster Bruder hierherkommt. 16 Sendet einen von euch, daß er euren Bruder holt, während ihr gebunden seid, damit eure Worte in bezug auf die Wahrheit in eurem Fall geprüft werden. Und wenn nicht, dann seid ihr Spione, so wahr Pharao lebt.“ 17 Hierauf legte er sie miteinander drei Tage lang in Gewahrsam.

18 Danach sprach Joseph am dritten Tag zu ihnen: „Tut dies und bleibt am Leben. Ich fürchte den [wahren] Gott. 19 Wenn ihr rechtschaffen seid, so laßt einen eurer Brüder in eurem Haus des Gewahrsams gebunden bleiben, ihr übrigen aber geht, nehmt Getreide mit für den Hunger in euren Häusern. 20 Dann werdet ihr euren jüngsten Bruder zu mir bringen, damit eure Worte sich als zuverlässig erweisen; und ihr werdet nicht sterben.“ Und sie machten sich daran, so zu tun.

21 Und sie begannen zueinander zu sagen: „Wir sind zweifellos schuldig, was unseren Bruder betrifft, denn wir sahen die Bedrängnis seiner Seele, als er uns um Erbarmen anflehte, wir aber hörten nicht. Darum ist diese Bedrängnis über uns gekommen.“ 22 Dann antwortete ihnen Ruben, indem [er] sprach: „Sagte ich euch nicht: ‚Versündigt euch nicht an dem Kind‘, aber ihr hörtet nicht? Und nun, seht, sein Blut wird gewiß zurückgefordert.“ 23 Was sie betrifft, sie wußten nicht, daß Joseph zuhörte, denn es war ein Dolmetscher zwischen ihnen. 24 Er wandte sich deshalb von ihnen ab und begann zu weinen. Dann kehrte er zu ihnen zurück und redete mit ihnen und nahm Simeon von ihnen weg und band ihn vor ihren Augen. 25 Danach gab Joseph den Befehl, und man füllte dann ihre Behälter mit Getreide. Auch mußte man das Geld der Männer zurückgeben, jedem einzelnen in seinen Sack, und ihnen Proviant für die Reise geben. Und man tat ihnen so.

26 So luden sie ihr Getreide auf ihre Esel und zogen von dort weg. 27 Als einer seinen Sack öffnete, um im Nachtlager seinem Esel Futter zu geben, bemerkte er sein Geld, und siehe, es war in der Öffnung seines Sackes. 28 Darauf sagte er zu seinen Brüdern: „Mein Geld ist zurückgegeben worden, und nun, hier ist es in meinem Sack!“ Da entfiel ihnen ihr Herz, so daß sie sich zitternd einer zum anderen wandten und sprachen: „Was hat uns Gott da angetan?“

29 Endlich kamen sie zu Jakob, ihrem Vater, in das Land Kanaan und teilten ihm alle Dinge mit, die ihnen widerfahren waren, indem [sie] sprachen: 30 „Der Mann, welcher der Herr des Landes ist, redete hart mit uns, da er uns für Männer hielt, die das Land auskundschafteten. 31 Wir aber sagten zu ihm: ‚Wir sind rechtschaffene Männer. Wir handeln nicht als Spione. 32 Wir sind zwölf Brüder, die Söhne unseres Vaters. Einer ist nicht mehr, und der jüngste ist heute bei unserem Vater im Land Kanaan.‘ 33 Der Mann aber, welcher der Herr des Landes ist, sprach zu uns: ‚Daran werde ich erkennen, daß ihr rechtschaffen seid: Laßt einen von euch Brüdern bei mir bleiben. Dann nehmt etwas für den Hunger in euren Häusern und geht. 34 Und bringt euren jüngsten Bruder zu mir, damit ich erkenne, daß ihr keine Spione seid, sondern daß ihr rechtschaffen seid. Euren Bruder werde ich euch zurückgeben, und ihr könnt im Land Handel treiben.‘ “

35 Und es ergab sich, als sie ihre Säcke leerten, siehe, da war eines jeden Geldbündel in seinem Sack. Und sie wie auch ihr Vater bekamen ihre Geldbündel zu Gesicht, und sie gerieten in Furcht. 36 Da rief Jakob, ihr Vater, vor ihnen aus: „Mich habt ihr der Kinder beraubt! Joseph ist nicht mehr, und Simeon ist nicht mehr, und Benjamin werdet ihr mitnehmen! Über mich sind alle diese Dinge gekommen!“ 37 Ruben aber sprach zu seinem Vater: „Meine eigenen beiden Söhne magst du zu Tode bringen, wenn ich ihn dir nicht zurückbringe. Übergib ihn meiner Obhut, und ich werde es sein, der ihn dir zurückbringt.“ 38 Er aber sagte: „Mein Sohn wird nicht mit euch hinabziehen, denn sein Bruder ist tot, und er ist allein übriggeblieben. Sollte ihm auf dem Weg, auf dem ihr gehen werdet, ein tödlicher Unfall zustoßen, dann würdet ihr bestimmt mein graues Haar mit Kummer in den Scheol hinabbringen.“

weiter geht es mit 1. Mose 43 -46

Jule | 01.13.09 | 1. Mose, eigene Gedanken zum Geschehen, ergänzender Stoff, Text in der Bibel, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | 9 Comments |

Rebekka – Gottergeben und tatkräftig

ANGENOMMEN, man könnte für seinen Sohn eine Frau auswählen. Wie sollte sie sein? Welche Voraussetzungen sollte sie haben? Sähe man sich nach einer jungen Frau um, die körperlich anziehend, intelligent, liebenswürdig und fleißig ist? Oder wäre einem zuerst etwas anderes wichtig?

Abraham befand sich in solch einer schwierigen Lage. Jehova hatte ihm verheißen, seinen Sohn Isaak und dessen Nachkommen zu segnen. Zu dem Zeitpunkt, wo wir uns in den Bericht einblenden, ist Abraham bereits alt, aber sein Sohn ist noch ledig (1. Mose 12:1-3, 7; 17:19; 22:17, 18; 24:1). Da Isaaks künftige Frau und dann auch ihre Nachkommen den Segen ebenfalls erhalten werden, lässt Abraham für ihn eine Frau suchen, die dessen würdig ist. Sie muss vor allem Jehova dienen. In Kanaan, wo Abraham wohnt, gibt es keine Anbeterin Jehovas, deshalb muss er woanders suchen. Schließlich fällt die Wahl auf Rebekka. Wie wird sie gefunden? Ist sie geistig gesinnt? Was können wir aus ihrem Beispiel lernen?

Die Suche nach der geeigneten Frau

Abraham schickt seinen ältesten Diener, wahrscheinlich Elieser, in das ferne Mesopotamien. Dort soll er unter Abrahams Verwandten, die wie er Jehova anbeten, eine Braut für Isaak auswählen. Die Sache ist so ernst, dass Elieser schwören muss, für Isaak keine Frau von den Kanaanitern zu nehmen. Es ist beachtenswert, wie sehr Abraham darauf besteht (1. Mose 24:2-10).

Nachdem Elieser am Rand der Stadt, wo Abrahams Verwandte wohnen, angekommen ist, bringt er seine zehn Kamele an einen Brunnen. Man muss sich die Szene einmal vorstellen. Es ist Abend, und Elieser betet: „Hier habe ich mich an eine Wasserquelle gestellt, und die Töchter der Männer der Stadt kommen heraus, um Wasser zu schöpfen. Es soll geschehen, dass die junge Frau, zu der ich sagen werde: ‚Lass bitte deinen Wasserkrug herab, damit ich trinke‘, und die tatsächlich sagen wird: ‚Trink, und ich werde auch deine Kamele tränken‘, diese sollst du deinem Knecht, dem Isaak, bestimmen“ (1. Mose 24:11-14).

Wie jede einheimische Frau bestimmt weiß, kann ein durstiges Kamel eine Menge Wasser trinken (bis zu 100 Liter). Eine Frau, die anbietet zehn Kamele zu tränken, muss also bereit sein, hart zu arbeiten. Das zu tun, während andere nur tatenlos zusehen, wäre ein klarer Beweis dafür, dass sie tatkräftig, ausdauernd, demütig und zu Mensch und Tier gütig ist.

Was passiert? „Nun geschah es, noch ehe er zu Ende geredet hatte, dass, siehe da, Rebekka herauskam, die dem Bethuel, dem Sohn der Milka, der Frau Nahors, des Bruders Abrahams, geboren worden war, und ihr Wasserkrug war auf ihrer Schulter. Die junge Frau nun war eine sehr anziehende Erscheinung, eine Jungfrau, . . . und sie begab sich zur Quelle hinab und begann ihren Wasserkrug zu füllen und kam dann herauf. Sofort lief der Diener ihr entgegen und sagte: ‚Gib mir bitte einen kleinen Schluck Wasser aus deinem Krug.‘ Sie sprach darauf: ‚Trink, mein Herr.‘ Damit ließ sie ihren Krug rasch auf ihre Hand herab und gab ihm zu trinken“ (1. Mose 24:15-18).

Ist Rebekka die Richtige?

Rebekka ist Abrahams Großnichte und sie ist nicht nur schön, sondern auch tugendhaft. Sie ist nicht zu schüchtern, um mit einem Fremden zu sprechen, aber sie ist auch nicht zu vertraulich. Als Elieser sie um etwas zu trinken bittet, erfüllt sie seinen Wunsch. Das ist nichts Besonderes, es ist nur die übliche Höflichkeit. Aber was ist mit der zweiten Bitte, die Elieser in seinem Gebet erwähnt hat?

Rebekka erwidert: „Trink, mein Herr.“ Doch dann sagt sie noch etwas: „Auch für deine Kamele werde ich Wasser schöpfen, bis sie mit Trinken fertig sind.“ Ohne zu zögern, tut sie mehr, als man normal erwartet. Der Bericht sagt: „Sie [leerte] ihren Krug rasch in den Tränktrog und lief immer wieder von neuem zum Brunnen, um Wasser zu schöpfen, und schöpfte fortgesetzt für alle seine Kamele.“ Sie sprudelt über vor Tatkraft. Weiter heißt es: „Die ganze Zeit über staunte der Mann sie . . . an“ (1. Mose 24:19-21).

Als Elieser erfährt, dass die junge Frau mit Abraham verwandt ist, ist er so erleichtert, dass er sich vor Jehova niederwirft. Er erkundigt sich, ob im Haus ihres Vaters für ihn und seine Begleiter Platz zum Übernachten ist. Rebekka bejaht es und läuft heim, um Bescheid zu sagen (1. Mose 24:22-28).

Als sich Rebekkas Bruder Laban und ihr Vater Bethuel anhören, was Elieser berichtet, erkennen sie darin Gottes Leitung. Rebekka ist sicher für Isaak bestimmt. Laban und Bethuel sagen: „Nimm sie und geh, und lass sie die Frau des Sohnes deines Herrn werden, so wie Jehova geredet hat.“ Was meint Rebekka dazu? Als man sie fragt, ob sie sofort mitkommen will, antwortet sie: „Ich will gehen“ – auf Hebräisch ist das nur ein Wort. Sie ist nicht gezwungen, zuzustimmen. Wie Abraham gesagt hat, wäre Elieser von seinem Eid befreit, falls die Frau nicht mitgehen möchte. Doch auch Rebekka sieht Jehovas Hand in der Sache. Sie verlässt daher sogleich ihre Familie, um einen Mann zu heiraten, den sie noch nie gesehen hat. Diese mutige Entscheidung zeugt von außergewöhnlichem Glauben. Rebekka ist wirklich die Richtige (1. Mose 24:29-59).

Als Rebekka auf Isaak zugeht, verschleiert sie sich zum Zeichen ihrer Unterwürfigkeit. Isaak heiratet sie und gewinnt sie lieb – sicher wegen ihrer guten Eigenschaften (1. Mose 24:62-67).

Zwillinge

Rebekka bleibt 19 Jahre kinderlos. Schließlich ist sie mit Zwillingen schwanger. Die Schwangerschaft verläuft nicht ungetrübt, da sich die Kinder gegenseitig stoßen. Daher klagt sie Gott ihr Leid. Bedrückt uns etwas sehr, handeln wir wahrscheinlich ebenso. Jehova hört Rebekka zu und beruhigt sie. Sie soll die Mutter von zwei Nationen werden, und „der Ältere wird dem Jüngeren dienen“ (1. Mose 25:20-26).

Diese Worte sind vielleicht nicht der einzige Grund, weshalb Rebekka ihren jüngeren Sohn Jakob mehr liebt. Die Jungen sind völlig gegensätzlich. Jakob ist „ohne Tadel“. Esau jedoch ist alles Geistige dermaßen gleichgültig, dass er Jakob sein Erstgeburtsrecht, sein Recht, die Verheißung Gottes zu erben, für ein einziges Mahl verkauft. Er missachtet – oder gar verachtet – geistige Werte, als er zwei Hethiterinnen heiratet. Das schmerzt seine Eltern sehr (1. Mose 25:27-34; 26:34, 35).

Den Segen für Jakob erwirken

Esau wird Jakob dienen müssen. Ob Isaak das weiß, sagt die Bibel nicht. Jedenfalls wissen sowohl Rebekka als auch Jakob, dass der Segen ihm gehört. Rebekka unternimmt etwas, als sie hört, dass Isaak vorhat, Esau zu segnen, sobald dieser ihm Wildbret gebracht hat. Sie ist immer noch genauso beherzt und tatkräftig wie in ihrer Jugend. Sie ‚gebietet‘ Jakob, ihr zwei Ziegenböckchen zu holen. Sie will ein Gericht zubereiten, wie ihr Mann es liebt. Dann soll Jakob sich für Esau ausgeben, um den Segen zu erlangen. Jakob ist dagegen. Sein Vater würde sicher dahinter kommen und ihn verfluchen! Rebekka bleibt jedoch beharrlich. Sie sagt: „Auf mich komme der dir zugedachte Fluch, mein Sohn.“ Dann bereitet sie das Gericht zu, verkleidet Jakob und schickt ihn zu ihrem Mann (1. Mose 27:1-17).

Es wird nicht gesagt, warum Rebekka so handelt. Viele verurteilen ihr Handeln. Aber weder die Bibel tut das noch Isaak, als er erfährt, dass er Jakob gesegnet hat. Er äußert sich sogar noch ausführlicher über den Segen (1. Mose 27:29; 28:3, 4). Rebekka weiß, was Jehova für ihre Söhne vorhergesagt hat. Daher unternimmt sie etwas, damit Jakob den Segen bekommt, der ihm zusteht. Das stimmt eindeutig mit Gottes Willen überein (Römer 9:6-13).

Jakob wird nach Haran gesandt

Rebekka drängt Jakob wegzugehen, bis sich der Grimm seines Bruders gelegt hat, und durchkreuzt damit Esaus Pläne. Sie sucht Isaaks Zustimmung für ihr Vorhaben zu gewinnen, lässt jedoch rücksichtsvoll Esaus Zorn unerwähnt. Sie appelliert lieber taktvoll an ihren Mann, indem sie sich besorgt darüber äußert, Jakob könnte eine Kanaaniterin heiraten. Allein der Gedanke daran bewegt Isaak, etwas zu unternehmen. Er sagt Jakob, er solle keine solche Ehe eingehen, sondern sich eine gottesfürchtige Frau aus der Familie Rebekkas suchen. Es wird nicht berichtet, ob Rebekka Jakob jemals wiedersieht. Rebekkas Mühe lohnt sich jedoch für die Nation Israel, die später entsteht (1. Mose 27:43 bis 28:2).

Was wir über Rebekka wissen, weckt unsere Bewunderung. Sie hatte ein außergewöhnlich anziehendes Äußeres, aber ihre wahre Schönheit war ihre Gottergebenheit. Das war Abraham bei einer Schwiegertochter wichtig. Ihre anderen guten Eigenschaften haben Abrahams Erwartungen weit übertroffen. Wie nachahmenswert sie doch für alle Christinnen sind: ihr Glaube und ihr Mut der Leitung Gottes zu folgen sowie ihr Eifer, ihr schickliches Benehmen und ihre großzügige Gastfreundschaft. Danach sucht Jehova bei einer wahrhaft vorbildlichen Frau.

weiter in der Bibel geht es mit 1. Mose 30 – 32

Jule | 01.10.09 | biblische Personen, Nachforschungen zum Bibellesen, , , , , , , , , | No Comments |