Hiob 32 – 34

Kapitel 32

32 Da hörten diese drei Männer auf, Hiob zu antworten, denn er war gerecht in seinen eigenen Augen. 2 Aber der Zorn Elihus, des Sohnes Barachels, des Busiters, von der Familie Ram, entbrannte. Gegen Hiob entflammte sein Zorn darüber, daß er eher seine eigene Seele gerechtsprach als Gott. 3 Auch gegen seine drei Gefährten entflammte sein Zorn über die Tatsache, daß sie keine Antwort gefunden hatten, sondern Gott dann schuldig sprachen. 4 Und Elihu selbst hatte mit Worten auf Hiob gewartet, weil sie an Tagen älter waren als er. 5 Und Elihu sah allmählich, daß im Mund der drei Männer keine Antwort war, und er geriet in immer glühenderen Zorn. 6 Und Elihu, der Sohn Barachels, der Busiter, antwortete und sagte dann:

„Jung bin ich an Tagen,
Und ihr seid betagt.
Darum zog ich mich zurück und fürchtete mich,
Euch meine Erkenntnis zu verkünden.

7 Ich sprach: ‚Die Tage selbst sollten reden,
Und die Menge der Jahre sollte Weisheit kundtun.‘

8 Gewiß ist es der Geist in sterblichen Menschen
Und der Odem des Allmächtigen, [der] sie verständig macht.

9 Nicht nur die Hochbetagten erweisen sich als weise,
Noch verstehen bloß die Alten das Recht.

10 Daher sagte ich: ‚Hör mir zu.
Ich werde meine Erkenntnis verkünden, ja ich.‘

11 Siehe! Ich habe auf die Worte von euch geharrt,
Ich lieh euren Vernunftschlüssen ständig das Ohr,
Bis ihr nach Worten forschen konntet [, um zu sprechen].

12 Und auf euch hielt ich meine Aufmerksamkeit gerichtet,
Und siehe, da ist niemand, der Hiob zurechtweist,
Keiner von euch, der seine Reden beantwortet.
13 Daß ihr nicht sprecht: ‚Wir haben Weisheit gefunden;
Gott ist es, der ihn vertreibt, nicht ein Mensch.‘

14 Da er nicht Worte gegen mich ins Treffen geführt hat,
So werde ich ihm nicht mit euren Reden erwidern.

15 Sie sind erschrocken, sie haben nicht mehr geantwortet;
Worte sind ihnen entrückt.

16 Und ich habe geharrt, denn sie reden nicht weiter;
Denn sie standen still, sie antworteten nicht mehr.

17 Ich werde meinen Teil antworten, ja ich;
Ich werde meine Erkenntnis verkünden, ja ich;
18 Denn ich bin voll von Worten geworden;
Geist hat mich gedrängt in meinem Leib.

19 Siehe! Mein Leib ist wie Wein, dem nicht Luft gemacht wird;
Gleich neuen Schläuchen will er bersten.

20 Ich will reden, damit mir leichter wird.
Ich werde meine Lippen öffnen, damit ich antworte.

21 Laß mich bitte keinem Menschen gegenüber Parteilichkeit bekunden;
Und einem Erdenmenschen werde ich keinen Titel verleihen;
22 Denn ich weiß bestimmt nicht, wie ich einen Titel verleihen kann;
Leicht würde mich der, der mich gemacht hat, wegtragen.

Kapitel 33

33 Jetzt indes, o Hiob, höre bitte meine Worte,
Und all meinem Reden leihe doch das Ohr.

2 Siehe, bitte! Ich muß meinen Mund öffnen;
Meine Zunge mit meinem Gaumen muß reden.

3 Meine Reden sind die Geradheit meines Herzens,
Und Erkenntnis ist das, was meine Lippen wirklich aufrichtig äußern.

4 Gottes eigener Geist hat mich gemacht,
Und des Allmächtigen Odem, er hat mich dann zum Leben gebracht.

5 Wenn du imstande bist, erwidere mir,
Führe [Worte] vor mir ins Treffen; bezieh Stellung.

6 Siehe! Ich bin dem [wahren] Gott gerade das, was du bist;
Aus Lehm bin ich geformt worden, auch ich.

7 Siehe! Kein Schrecken in mir wird dich erschrecken,
Und kein Druck von mir wird schwer sein auf dir.

8 Nur hast du vor meinen Ohren gesagt,
Und den Ton [deiner] Worte hörte ich ständig:
9 ‚Ich bin lauter, ohne Übertretung;
Rein bin ich, und kein Vergehen ist an mir.

10 Siehe! Anlässe zum Widerstand gegen mich findet er,
Er hält mich für einen Feind von sich.

11 Er legt meine Füße in den Stock,
Er bewacht alle meine Pfade.‘

12 Siehe! Darin bist du nicht im Recht gewesen, antworte ich dir;
Denn Gott ist viel mehr als der sterbliche Mensch.

13 Warum hast du gegen ihn gestritten,
Weil er all deine Worte nicht beantwortet?

14 Denn Gott redet einmal
Und zweimal – wenn man es auch nicht gewahr wird –
15 In einem Traum, einer Vision der Nacht,
Wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt,
In Schlummerzeiten auf dem Bett.

16 Dann ist es, daß er das Ohr der Menschen entblößt,
Und auf die Ermahnung an sie drückt er sein Siegel,
17 Um einen Menschen von seiner Tat abzubringen
Und daß er [den] Stolz vor einem kräftigen Mann verdecke.

18 Er hält seine Seele zurück von der Grube
Und sein Leben vom Dahinschwinden durch ein Wurfgeschoß.

19 Und er wird tatsächlich auf seinem Bett mit Schmerzen zurechtgewiesen,
Und da ist dauernd der Streit seiner Gebeine.

20 Und sein Leben macht gewiß das Brot widerlich
Und seine eigene Seele die begehrenswerte Speise.

21 Sein Fleisch entschwindet dem Blick,
Und seine Gebeine, die man nicht sah, werden bestimmt entblößt.

22 Und seine Seele nähert sich der Grube
Und sein Leben denen, die den Tod zufügen.

23 Wenn es für ihn einen Boten gibt,
Einen Wortführer, einen aus tausend,
Um dem Menschen seine Geradheit mitzuteilen,
24 Dann erweist er ihm Gunst und spricht:
,Erlaß es ihm, in die Grube hinabzufahren!
Ich habe ein Lösegeld gefunden!

25 Sein Fleisch werde frischer als in der Jugend;
Er kehre zurück zu den Tagen seiner Jugendkraft.‘

26 Er wird zu Gott flehen, daß er an ihm Gefallen finde,
Und er wird sein Angesicht sehen mit Jubelgeschrei.
Und ER wird SEINE Gerechtigkeit dem sterblichen Menschen wiedergeben.

27 Er wird vor Menschen singen und sprechen:
,Ich habe gesündigt; und was gerade ist, habe ich verdreht,
Und es war bestimmt nicht das richtige für mich.

28 Er hat meine Seele davon erlöst, in die Grube zu fahren,
Und mein Leben selbst wird das Licht sehen.‘

29 Siehe! Alle diese Dinge vollbringt Gott
Zweimal, dreimal in dem Fall eines kräftigen Mannes,
30 Um seine Seele von der Grube abzuwenden,
Damit er mit dem Licht der Lebenden erleuchtet werde.

31 Merke auf, o Hiob! Hör mir zu!
Schweig still, und ich selbst werde weiterreden.

32 Wenn irgendwelche Worte [zu sprechen] sind, so erwidere mir;
Rede, denn ich habe Gefallen gefunden an deiner Gerechtigkeit.

33 Wenn es keine gibt, hör du selbst mir zu.
Schweig still, und ich werde dich Weisheit lehren.“

Kapitel 34

34 Und Elihu fuhr fort, zu antworten und zu sagen:

2 „Hört, ihr Weisen, auf meine Worte;
Und ihr, die Kundigen, gebt mir Gehör.

3 Denn das Ohr selbst prüft Worte,
So wie der Gaumen beim Essen kostet.

4 Laßt uns das Recht für uns erwählen;
Laßt uns unter uns erkennen, was gut ist.

5 Denn Hiob hat gesagt: ‚Ich bin bestimmt im Recht,
Gott aber hat das Recht von mir abgewandt.

6 Teile ich gegen mein eigenes Recht Lügen mit?
Meine schwere Wunde ist unheilbar, obwohl keine Übertretung da ist.‘

7 Welcher kräftige Mann ist wie Hiob,
[Der] Verspottung wie Wasser trinkt?

8 Und er ist bestimmt auf dem Weg zur Gemeinschaft mit Schadenstiftern
Und zum Wandeln mit Menschen der Bosheit.

9 Denn er hat gesagt: ‚Ein kräftiger Mann hat keinen Nutzen davon,
Daß er an Gott Wohlgefallen findet.‘

10 Daher, ihr Menschen mit Herz, hört mir zu!
Fern sei es von dem [wahren] Gott, böse zu handeln,
Und vom Allmächtigen, unrecht zu handeln!

11 Denn [gemäß] der Handlungsweise des Erdenmenschen wird er ihn belohnen,
Und gemäß dem Pfad des Mannes wird er es auf ihn kommen lassen.

12 Ja in der Tat, Gott selbst handelt nicht böse,
Und der Allmächtige selbst verdreht das Recht nicht.

13 Wer hat ihm die Erde zugewiesen,
Und wer hat [ihm] das ertragfähige Land, ja alles davon, bestimmt?

14 Wenn er sein Herz auf irgendeinen richtet,
[Wenn] er dessen Geist und Odem zu sich sammelt,
15 Wird alles Fleisch zusammen verscheiden,
Und der Erdenmensch, er wird direkt zum Staub zurückkehren.

16 Wenn [du] also Verständnis [hast], so höre auf dieses;
Leihe das Ohr dem Laut meiner Worte.

17 Wird wirklich herrschen, wer das Recht haßt,
Und wenn ein Starker gerecht ist, wirst du [ihn] schuldig sprechen?

18 Wird man zu einem König sagen: ‚Du bist zu nichts nütze‘,
Zu Edlen: ‚Ihr seid böse.‘?

19 [Es gibt EINEN,] der Fürsten gegenüber nicht Parteilichkeit bekundet hat
Und nicht mehr Rücksicht auf den Edlen als auf den Geringen genommen hat,
Denn sie alle sind das Werk seiner Hände.

20 In einem Augenblick sterben sie, ja mitten in der Nacht;
Das Volk schwankt hin und her und schwindet dahin,
Und Starke weichen ohne Hand.

21 Denn seine Augen sind auf die Wege des Menschen [gerichtet],
Und all seine Schritte sieht er.

22 Da ist keine Finsternis und kein tiefer Schatten
Für die Schadenstifter, daß sie sich dort verbergen.

23 Denn er setzt keine bestimmte Zeit fest für irgendeinen Menschen,
Im Gericht zu Gott zu gehen.

24 Er zerbricht Gewaltige ohne irgendwelche Untersuchung,
Und er läßt andere an ihrer Statt stehen.

25 Daher erkennt er, was ihre Werke sind,
Und er stürzt [sie] nachts, und sie werden zermalmt.

26 Als Böse schlägt er sie wirklich
Am Ort der Zuschauer,
27 Darum, daß sie davon abgewichen sind, ihm zu folgen,
Und sie keinen seiner Wege in Betracht gezogen haben,
28 Um das Geschrei des Geringen vor ihn kommen zu lassen;
Und so hört er das Geschrei der Niedergedrückten.

29 Wenn er selbst Ruhe schafft, wer kann dann verurteilen?
Und wenn er [sein] Angesicht verbirgt, wer kann ihn erblicken,
Ganz gleich, ob es gegenüber einer Nation oder gegenüber einem Menschen sei?

30 So daß ein abtrünniger Mensch nicht regiere
Noch daß es Schlingen des Volkes gebe.

31 Denn wird je einer tatsächlich zu Gott selbst sagen:
,Ich habe [es] getragen, obwohl ich nicht verderbt handle;
32 Auch wenn ich nichts erblicke, unterweise du mich;
Wenn ich irgendeine Ungerechtigkeit begangen habe,
Ich werde [es] nicht wieder tun.‘?

33 Wird er es von deinem Standpunkt aus gutmachen, weil du [das Recht] ablehnst,
Weil du selbst wählst und nicht ich?
Ja, was du wohl weißt, rede.

34 Ja, Menschen mit Herz werden zu mir sprechen –
Auch ein weiser kräftiger Mann, der mir zuhört:
35 ‚Hiob selbst redet ohne Erkenntnis,
Und seine Worte sind ohne Einsicht.‘

36 Mein Vater, laß Hiob bis zum äußersten geprüft werden
Wegen seiner Entgegnungen unter schadenstiftenden Männern.

37 Denn zu seiner Sünde fügt er Auflehnung hinzu;
Unter uns klatscht er [in die Hände] und mehrt seine Reden gegen den [wahren] Gott!“

weiter geht es mit Hiob 35 – 37

Jule | 01.25.09 | eigene Gedanken zum Geschehen, Hiob, Text in der Bibel, , , | 11 Comments |