Auf Zornausbrüche richtig reagieren

*** g79 8. 1. S. 3-4 Auf Zornausbrüche richtig reagieren ***

Auf Zornausbrüche richtig reagieren

DIE Bremsen quietschen, während der Zug kurz vor dem Bahnhof die Fahrt verlangsamt. Zwei Fahrgäste haben einen kurzen Wortwechsel miteinander. Ein dritter, ein Ausländer, mischt sich ein mit den Worten: „Haltet euer Maul!“ Darauf erwidert einer der Streitenden: „Hau ab in dein Land!“ „Soll ich machen, daß du dein Maul hältst?“ entgegnet drohend der 21jährige Ausländer. Zornglühend versetzt der Mann: „Dann mach’s doch, du Trottel!“ Das sind seine letzten Worte, denn der Ausländer zieht eine Pistole und feuert vor den Augen der entsetzten Fahrgäste vier Schüsse auf den Mann ab. Dieser ist sofort tot. „Jetzt wirst du endlich dein Maul halten“, brummt der junge Mann, während er den Zug verläßt. Auf dem Bahnsteig wird er verhaftet.

Dieser Vorfall zeigt, wie man reagieren kann, wenn ein anderer zornig ist. Aber wie tragisch es für beide Männer ausging!

Hast du dir nicht auch schon häßliche Bemerkungen oder einen zornigen Wortschwall anhören müssen? Wie hast du dann reagiert? Wie verhält man sich am besten in einer solchen Situation? Soll man Gleiches mit Gleichem vergelten? Der eine oder andere mag die Ansicht teilen, die in einem Leitartikel zum Ausdruck gebracht wurde, der überschrieben war: „Warum es nützlich ist, ordentlich wütend zu werden“.

Das Erlebnis eines Königs, der in alter Zeit lebte, zeigt, wie man bei Zornausbrüchen auch reagieren kann. Doch könnten wir uns vorweg fragen: „Ist ein solches Verhalten in unserem Zeitalter der Gewalttaten zweckmäßig?“

David, ein israelitischer König, floh mit seinen Begleitern vor seinem Sohn, der sich zum Thronräuber gemacht hatte. Plötzlich begegneten sie Schimeï, einem Nachkommen des Königs Saul. Schimeï schrie:

„Geh weg, geh weg, du mit Blutschuld beladener Mann und du nichtsnutziger Mann! Jehova hat die ganze Blutschuld hinsichtlich des Hauses Sauls, an dessen Stelle du als König geherrscht hast, auf dich zurückgebracht; und Jehova gibt das Königtum in die Hand deines Sohnes Absalom. Und da bist du in deinem Unglück, weil du ein mit Blutschuld beladener Mann bist!“ (2. Sam. 16:7, 8).

Welch haßerfüllte Worte! Und das vor den Ohren des Königs! Wie würde David darauf reagieren? Sein Feldherr bat: „Laß mich doch hinübergehen und ihm den Kopf abnehmen.“

Wie hättest du reagiert? David befand sich in großer Bedrängnis. Man hatte ihm das Herz seines Volkes gestohlen. Sein Sohn war zum Verräter geworden. Seine Räte hatten ihn verlassen. Er hatte sein Königreich verloren, und jetzt wurde er auch noch verspottet und verflucht! Als „nichtsnutziger Mann“ („Mann Belials“ [Elberfelder Bibel]; der Ausdruck „Belial“ wurde später auf den Teufel angewandt) bezeichnet zu werden war die schlimmste Beleidigung, denn damit war ein ganz gemeiner Mensch gemeint. David entgegnete jedoch schlicht:

„So laßt ihn Übles herabrufen, denn Jehova selbst hat zu ihm gesagt: ,Rufe Übles auf David herab!‘ Wer also sollte sagen: ,Warum hast du so getan?‘ . . . Laßt ihn . . . Vielleicht wird Jehova es mit seinem Auge sehen, und Jehova wird mir tatsächlich Gutes erstatten an Stelle seines heutigen Fluches“ (2. Sam. 16:10-12).

David reagierte nicht mit bösen Worten, sondern gab eine milde Antwort. Das Ergebnis? Es wurde kein Blut vergossen. Und wer war einer der ersten, die David entgegengingen, als er seinen Königsthron zurückerhielt? Und wer entschuldigte sich bei ihm und bat um Vergebung? Richtig! Es war Schimeï (2. Sam. 19:16 bis 23).

„Das hat sich vor 3 000 Jahren zugetragen“, mag der eine oder andere jetzt einwenden. „Wir leben in einer anderen Zeit. Heutzutage muß man sich wehren, sonst trampeln die Leute auf einem herum. ,Man sollte eine milde Antwort geben‘ — das hört sich zwar gut an, bringt aber heute nichts mehr ein.“

Gutunterrichtete Personen sind jedoch anderer Meinung. Man beachte folgenden Rat:

„Falls egoistische Leute dich zu übervorteilen versuchen, streiche sie von deiner Liste, aber versuche nicht, dich zu rächen. Wenn du es versuchst, schadest du dir selbst mehr als den andern“ (Dienstvorschrift der Polizeibehörde in Milwaukee, Wisconsin). (Kursivschrift von uns.)

„Der Ausdruck ,Ich bin fast gestorben vor Wut‘ hat in den Augen eines Psychiaters eine ernste buchstäbliche Bedeutung. Dieser Psychiater ist der Meinung, daß man in vielen Fällen, besonders bei jüngeren Personen, Zorn als Todesursache angeben könnte“ (Family Health). (Kursivschrift von uns.)

„Die Herzspezialisten wissen schon seit Jahren, daß der Zorn eine der gefährlichsten Emotionen ist. Einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall gehen oft schwere emotionale Streßperioden voraus“ (New York Sunday News). (Kursivschrift von uns.)

Das alles bestätigt die Nützlichkeit der Handlungsweise Davids. Aber wie kannst du sie nachahmen? Es ist leicht, ‘mild zu antworten’, wenn einen nichts ärgert und niemand da ist, der einen reizt. Doch wie sollte man auf Widerwärtigkeiten reagieren? (Spr. 15:1).

Mit den Worten „Jehova selbst hat zu ihm gesagt: ,Rufe Übles auf David herab!‘ “ gestand David ein, daß er gesündigt hatte und mit Recht gezüchtigt wurde. Was Schimeï ihm jedoch vorwarf (Blutschuld in Verbindung mit dem Hause Sauls), traf nicht zu, denn David hatte sich davor gehütet, Saul zu töten (1. Sam. 24:1-7; 26:7-11). Doch David hatte eine Sünde begangen, für die er jetzt büßen mußte, und er erkannte auch an, daß er vor Gott schuldig war (2. Sam. 12:10, 11). Es ist so, wie ein Bibelkommentator schreibt: „Ein demütiger, sanfter Geist wandelt Vorwürfe in Zurechtweisungen um und zieht so Nutzen daraus, anstatt sich darüber zu ärgern.“

Wir vermögen ruhiges Blut zu bewahren, wenn wir demütig sind und einsehen, daß an dem, was unser Gegner sagt, etwas Wahres sein könnte, und wenn wir uns dessen bewußt sind, daß wir Fehler machen. Ist eine Anklage vollkommen grundlos — wie die Schimeïs —, dann sollte man daran denken, daß Gott über uns ganz anders denkt als engstirnige Menschen.

Wir sind unvollkommen, und deshalb kann es passieren, daß uns die Bemerkungen eines anderen gelegentlich ärgern. Doch das sollte uns nicht entmutigen. Im ersten Jahrhundert kam es einmal zwischen zwei christlichen Aufsehern zu einem „heftigen Zornausbruch“. Aber sie grollten einander nicht, sondern lösten das Problem durch zweckmäßiges Vorgehen (Apg. 15:36-39). Das ist auch dir möglich. Man kann sich zum Beispiel abreagieren, indem man sich körperlich betätigt. Nein, befolge nicht den Rat eines Experten: „Zerbrich Bleistifte, gehe in eine Toilette und schlag mit dem Fuß gegen sämtliche Türen!“ Mach vielmehr einen Spaziergang, spiele mit einem Ball, oder arbeite im Garten (Jak. 3:2).

Davids Rat in Psalm 37:8 lautet: „Steh ab vom Zorn und laß den Grimm; erhitze dich nicht, nur um übelzutun.“ Gibt es heute Leute, die diesen guten Rat beherzigt haben? Ja, die gibt es. Ein Beispiel ist der Fidschianer, der seine Frau schlug, weil sie mit Jehovas Zeugen die Bibel studierte. Er schlug sie nicht nur, sondern sperrte sie auch aus und störte eine große Zusammenkunft der Zeugen Jehovas. Schließlich beschloß er aus reiner Neugierde, eine ihrer Zusammenkünfte zu besuchen. Er berichtet:

„Weil ich die Zeugen Jehovas so schändlich behandelt hatte, fürchtete ich mich davor, frostig empfangen zu werden. Doch ich erlebte eine Überraschung: Diese Menschen waren freundlich zu mir und hegten keinen Groll. . . . der Bruder, den ich am schlimmsten von allen behandelt hatte, anerbot sich, mit mir die Bibel zu studieren, und ich nahm das Angebot an. Jetzt erkenne ich, wie groß Jehovas Barmherzigkeit ist, der mir vergeben hat, obschon ich sein Volk und meine Frau so mißhandelt habe.“

Als Zeuge Jehovas bemüht sich dieser Mann jetzt, die Früchte des Geistes hervorzubringen, zu denen Frieden, Langmut, Güte, Milde und Selbstbeherrschung gehören (Gal. 5:22, 23). Wenn man solche Eigenschaften entwickelt, kann man auf Zornausbrüche richtig reagieren.

Jule | 04.15.11 | David, ergänzender Stoff | No Comments |

David

*** w06 1. 8. S. 21-25 Sei weise — fürchte Gott! ***

Sei weise — fürchte Gott!

„Die Furcht Jehovas ist der Weisheit Anfang“ (SPRÜCHE 9:10).
ES GAB Zeiten, da war es ein Kompliment, als gottesfürchtig bezeichnet zu werden. Heute empfinden viele die Gottesfurcht als sonderbar und sie ist für sie ein schwer verständlicher Begriff. Sie fragen: „Warum sollte ich Gott fürchten, wenn er doch Liebe ist?“ Für sie ist Furcht eine abträgliche oder gar lähmende Emotion. Doch bei der wahren Gottesfurcht geht es nicht um eine bloße Empfindung. Sie ist, wie wir später feststellen werden, weit mehr.

2 Im biblischen Sprachgebrauch ist Gottesfurcht etwas Zuträgliches (Jesaja 11:3). Sie ist tiefe Ehrerbietigkeit und Hochachtung, die feste Entschlossenheit, Gott nicht zu missfallen (Psalm 115:11). Zur Gottesfurcht gehört es, die Sittenmaßstäbe Gottes anzuerkennen und sie strikt einzuhalten sowie nach dem leben zu wollen, was Gott als richtig oder falsch bezeichnet. Gemäß einem Nachschlagewerk zeigt sich diese zuträgliche Furcht in „einer Grundhaltung Gott gegenüber, gefolgt von vernünftigem Verhalten und der Vermeidung des Verwerflichen schlechthin“. Treffend heißt es in Gottes Wort: „Die Furcht Jehovas ist der Weisheit Anfang“ (Sprüche 9:10).

3 Die Gottesfurcht schließt nahezu die ganze Bandbreite des menschlichen Seins ein. Sie ist nicht nur mit Weisheit verknüpft, sondern auch mit Freude, Frieden, Wohlstand, Langlebigkeit, Hoffnung, Vertrauen und Zuversicht (Psalm 2:11; Sprüche 1:7; 10:27; 14:26; 22:4; 23:17, 18; Apostelgeschichte 9:31). Gottesfurcht ist eng verbunden mit Glauben und Liebe. Sie berührt alle Seiten unseres Verhältnisses zu Gott und zu Menschen (5. Mose 10:12; Hiob 6:14; Hebräer 11:7). Zur Gottesfurcht zählt auch die tiefe Überzeugung, dass sich unser himmlischer Vater um uns persönlich kümmert und bereit ist, uns unsere Übertretungen zu verzeihen (Psalm 130:4). Nur reuelose, schlechte Menschen müssen sich vor Gott ängstigen (Hebräer 10:26-31).

Jehova fürchten lernen

4 Ohne Gottesfurcht können wir weder weise Entscheidungen treffen noch von Gott gesegnet werden. Aber wie lernen wir Jehova so zu fürchten, wie er es möchte? (5. Mose 17:19). „Zu unserer Unterweisung“ enthält die Bibel viele Beispiele gottesfürchtiger Männer und Frauen (Römer 15:4). Um besser zu verstehen, was es bedeutet, Gott zu fürchten, wollen wir uns mit einem dieser Beispiele befassen: mit David, einem König im alten Israel.

5 Jehova verwarf Saul, den ersten König von Israel, weil er Menschen mehr fürchtete als Gott (1. Samuel 15:24-26). Dagegen war David ein wahrhaft gottesfürchtiger Mann. Davon zeugen sein Leben und sein vertrautes Verhältnis zu Jehova. Von klein auf weidete David die Schafe seines Vaters (1. Samuel 16:11). In den vielen Nächten unter freiem Himmel wurde die Furcht Jehovas für David zum Begriff. Er konnte zwar nur einen winzigen Ausschnitt vom unermesslichen Universum erkennen, aber er zog trotzdem den richtigen Schluss: Gott gebührt unsere Achtung und Verehrung. „Wenn ich deine Himmel sehe, die Werke deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast“, schrieb er später: „Was ist der sterbliche Mensch, dass du seiner gedenkst, und der Sohn des Erdenmenschen, dass du für ihn sorgst?“ (Psalm 8:3, 4).

6 David war zu Recht beeindruckt, wenn er den riesigen Sternenhimmel mit seiner eigenen Winzigkeit verglich. Diese Erkenntnis ließ ihn aber nicht erschrecken, sondern sie bewog ihn dazu, Jehova mit den Worten zu preisen: „Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes; und die Ausdehnung tut das Werk seiner Hände kund“ (Psalm 19:1). Davids Ehrerbietigkeit brachte ihn Jehova näher und nährte in ihm den Wunsch, seine vollkommenen Wege kennen zu lernen und ihnen zu folgen. Stellen wir uns vor, wie David empfunden haben muss, als er in einem Psalm zu Jehova sagte: „Du bist groß und tust Wunderdinge; du bist Gott, du allein. Unterweise mich, o Jehova, in deinem Weg. Ich werde wandeln in deiner Wahrheit. Einige mein Herz, deinen Namen zu fürchten“ (Psalm 86:10, 11).

7 Als die Philister in das Land Israel eingedrungen waren, verhöhnte ihr fast drei Meter großer Vorkämpfer Goliath die Israeliten, indem er zu ihnen gewissermaßen sagte: „Stellt einen Mann zum Zweikampf mit mir! Wenn er gewinnt, werden wir euch dienen“ (1. Samuel 17:4-10). Saul und seine Streitkräfte waren verängstigt — nur David nicht. Er wusste, dass Jehova zu fürchten ist, nicht irgendein Mensch, wie stark er auch immer ist. „Ich . . . komme zu dir mit dem Namen Jehovas der Heerscharen“, sagte David zu Goliath. „Und diese ganze Versammlung wird erkennen, dass Jehova weder mit Schwert noch mit Speer rettet, denn Jehova gehört die Schlacht.“ Schließlich brachte David den Riesen mit der Hilfe Jehovas zur Strecke, mit seiner Schleuder und einem einzigen Stein (1. Samuel 17:45-47).

8 Es könnte sein, dass auch wir vor Hindernissen oder Feinden stehen, die nicht weniger schreckenerregend wirken als die, denen David begegnete. Was können wir tun? Wir können ihnen ebenso begegnen wie David und andere Treue der alten Zeit: mit Gottesfurcht. Damit kann die Menschenfurcht überwunden werden. Gottes treuer Diener Nehemia riet den Israeliten, die damals von Gegnern bedrängt wurden, dringend: „Fürchtet euch nicht vor ihnen. Jehova, den Großen und Furchteinflößenden, behaltet in eurem Sinn“ (Nehemia 4:14). Mit Jehovas Unterstützung gelang es David, Nehemia und anderen treuen Dienern Gottes, die Aufgaben auszuführen, die Gott ihnen aufgetragen hatte. Mit Gottesfurcht können wir es auch.

Problemen mit Gottesfurcht begegnen

9 Nachdem David Goliath niedergestreckt hatte, schenkte Jehova ihm weitere Siege. Aus Eifersucht versuchte Saul jedoch David zu töten — zuerst im Affekt, dann hinterrücks und schließlich unter Einsatz seiner Streitkräfte. Jehova hatte David zwar das Königtum zugesichert, doch David war jahrelang auf der Flucht und musste kämpfen und warten, bis für Jehova die Zeit gekommen war, ihn zum König zu machen. Bei alldem zeigte es sich, dass er den wahren Gott fürchtete (1. Samuel 18:9, 11, 17; 24:2).

10 Bei einer Gelegenheit suchte David Zuflucht bei Achisch, dem König der Philisterstadt Gath, in der Goliath gewohnt hatte (1. Samuel 21:10-15). Die Bediensteten des Königs denunzierten David als Landesfeind. Wie verhielt sich David in dieser gefährlichen Situation? Er schüttete Jehova sein Herz aus (Psalm 56:1-4, 11-13). David musste zwar Irrsinn vortäuschen, um freizukommen, aber er wusste, dass Jehova seine Anstrengungen gesegnet und eigentlich er ihn gerettet hatte. Davids festes Vertrauen auf Jehova verriet, dass er wirklich gottesfürchtig war (Psalm 34:4-6, 9-11).

11 Wir können wie David zeigen, dass wir Gott fürchten, wenn wir seiner Zusage vertrauen, uns bei der Bewältigung von Problemen zu helfen. „Wälze deinen Weg auf Jehova, und verlass dich auf ihn, und er selbst wird handeln“, sagte David (Psalm 37:5). Das bedeutet nicht, Probleme einfach an Jehova weiterzureichen und ohne eigenes Zutun zu erwarten, dass er für uns handelt. David bat Gott nicht um Hilfe und legte dann die Hände in den Schoß. Er ging ein Problem mit allen körperlichen und Verstandeskräften an, die er von Jehova erhalten hatte. Dennoch wusste David, dass das Gelingen nicht allein in Menschenhand liegen würde. So sollte es bei uns auch sein. Nachdem wir alles getan haben, was in unserer Macht steht, müssen wir das Übrige Jehova überlassen. Oftmals können wir nichts weiter tun, als auf Jehova zu vertrauen. Hier kommt die Gottesfurcht auf sehr persönliche Weise ins Spiel. Wir können aus den von Herzen kommenden Worten Davids Trost schöpfen: „Die vertraute Gemeinschaft mit Jehova gehört denen, die ihn fürchten“ (Psalm 25:14).

12 Wir sollten daher das Gebet und unser Verhältnis zu Gott ernst nehmen. Wer sich Jehova naht, „muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn ernstlich suchen, ein Belohner wird“ (Hebräer 11:6; Jakobus 1:5-8). Und wenn er uns hilft, sollten wir uns ‘als dankbar erweisen’, wie der Apostel Paulus rät (Kolosser 3:15, 17). Wir dürfen nie Personen gleichen, die ein erfahrener gesalbter Christ einmal wie folgt beschrieb: „Für sie ist Gott eine Art Himmelskellner. Wenn sie etwas brauchen, möchten sie ihn durch Fingerschnippen herbeirufen. Und wenn sie bekommen haben, was sie wollten, möchten sie, dass er sich zurückzieht.“ Eine solche Einstellung verrät ein Fehlen von Gottesfurcht.

Als es an Gottesfurcht fehlte

13 Die Hilfe Jehovas in Bedrängnissen zu spüren vertiefte Davids Gottesfurcht und stärkte sein Vertrauen zu ihm (Psalm 31:22-24). In drei besonderen Fällen fehlte es David allerdings an Gottesfurcht, was schwerwiegende Folgen hatte. Im ersten Fall ging es um die Art der Beförderung der Bundeslade nach Jerusalem. Sie wurde nicht von Leviten auf den Schultern getragen, wie es das Gesetz Gottes vorsah, sondern auf einem Wagen gefahren. Als der Wagenführer Usa nach der Bundeslade griff, um sie festzuhalten, starb er auf der Stelle wegen dieser „unehrerbietigen Tat“. Usa hatte zwar schwer gesündigt, aber der tragische Ausgang ging letztendlich darauf zurück, dass David es an der nötigen Achtung vor dem Gesetz Gottes fehlen ließ. Gott zu fürchten bedeutet, alles so zu tun, wie er es getan haben möchte (2. Samuel 6:2-9; 4. Mose 4:15; 7:9).

14 Später veranlasste Satan David dazu, die wehrfähigen Männer Israels zu zählen (1. Chronika 21:1). Dadurch ließ David es an Gottesfurcht fehlen und 70 000 Israeliten mussten deswegen sterben. David bekannte Jehova zwar seine Sünde und bereute sie zutiefst, doch er und alle anderen hatten sehr zu leiden (2. Samuel 24:1-16).

15 In noch einem weiteren Fall ließ David es zeitweilig an Gottesfurcht fehlen. Er begann ein Verhältnis mit Bathseba, der Frau Urias. David wusste sehr wohl, dass er nicht die Frau eines anderen begehren, geschweige denn mit ihr Ehebruch begehen durfte (2. Mose 20:14, 17). Das Problem trat auf, als David Bathseba beim Baden erblickte. Die richtige Art der Gottesfurcht hätte David sofort bewogen, wegzusehen und nicht weiter darüber nachzudenken. Stattdessen sah David Bathseba fortwährend an, bis seine Leidenschaft stärker war als seine Gottesfurcht (Matthäus 5:28; 2. Samuel 11:1-4). David verlor aus den Augen, wie nahe ihm Jehova allezeit gewesen war (Psalm 139:1-7).

16 Aus Davids Verhältnis mit Bathseba ging ein Sohn hervor. Kurz darauf sandte Jehova seinen Propheten Nathan zu David, um die Sünde aufzudecken. Nachdem David wieder zur Vernunft gekommen war, erlangte er seine Gottesfurcht zurück und bereute. Er flehte Jehova an, ihn nicht wegzuwerfen oder ihm den heiligen Geist zu entziehen (Psalm 51:7, 11). Jehova vergab David und minderte das Strafmaß, doch bewahrte er ihn nicht vor allen tragischen Folgen seiner Handlungen. Davids Sohn starb, und von nun an kam Schmerz und Leid über seine Familie. Welch ein hoher Preis für ein zeitweiliges Fehlen der Gottesfurcht! (2. Samuel 12:10-14; 13:10-14; 15:14).

17 Heute kann es ebenfalls schwere, langfristige Folgen haben, Gott auf sittlichem Gebiet nicht zu fürchten. Man stelle sich den Schmerz einer jungen Frau vor, die erfuhr, dass ihr Mann ihr untreu war, als er sich im Ausland aufhielt. Niedergebeugt von Schock und Trauer, verbarg sie ihr Gesicht in den Händen und brach in Tränen aus. Wie lange wird es wohl dauern, bis ihr Mann ihr Vertrauen und ihre Achtung wiedergewonnen haben wird? Tragische Folgen wie diese können durch echte Gottesfurcht vermieden werden (1. Korinther 6:18).

Gottesfurcht hält uns von Sünde ab

18 Satan treibt die sittliche Enttabuisierung in der Welt schnell voran und will vor allem wahre Christen verderben. Dazu nutzt er die kürzesten Verbindungswege zum Herzen und zum Verstand: die Sinne, vor allem das Sehen und Hören (Epheser 4:17-19). Wie verhältst du dich, wenn du unverhofft auf unmoralische Bilder, Worte oder Menschen stößt?

19 Betrachten wir den Fall von André. Er lebt in Europa und ist Ältester, Vater und Arzt. Wenn André im Krankenhaus Nachtdienst hatte, hefteten oft Kolleginnen mit Herzchen verzierte Zettelchen an sein Kopfkissen, auf denen eindeutige unmoralische Angebote standen. André wehrte sich beharrlich gegen ihre Annäherungsversuche. Er ging sogar so weit, dass er diese schlechte Umgebung verließ und sich anderswo eine Stelle suchte. Seine Gottesfurcht erwies sich als sehr vernünftig und wurde gesegnet, denn heute ist er in regelmäßigen Abständen im Zweigbüro der Zeugen Jehovas seines Landes tätig.

20 Bei verkehrten Gedanken zu verweilen kann dazu führen, dass es einem nichts mehr ausmacht, sein kostbares Verhältnis zu Jehova wegzuwerfen — für etwas, was einem nicht zusteht (Jakobus 1:14, 15). Wer dagegen Jehova fürchtet, hält Abstand — ja entfernt sich — von Personen, Orten, Beschäftigungen und Unterhaltung, die seine sittliche Wachsamkeit mindern könnten (Sprüche 22:3). Ganz gleich wie peinlich die Angelegenheit ist oder was es kostet, es ist nichts im Vergleich zum Verlust der Gunst Gottes (Matthäus 5:29, 30). Gott zu fürchten schließt bestimmt aus, sich absichtlich etwas Unmoralischem auszusetzen wie zum Beispiel irgendwelcher Pornographie. Es bedeutet vielmehr, darauf zu achten, dass die Augen „an dem vorübergehen, was zu sehen wertlos ist“. Wenn wir das tun, dann können wir darauf vertrauen, dass Jehova uns ‘am Leben erhält’ und für alles sorgt, was wir wirklich benötigen (Psalm 84:11; 119:37).

21 Wirklich gottesfürchtig zu handeln ist immer das Beste. Es kann auch zu wahrem Glück führen (Psalm 34:9). Das wird im nächsten Artikel deutlich werden.

Jule | 04.09.11 | David | 7 Comments |

David und Bathseba

*** w10 1. 5. S. 30 Wenn ein „gebrochenes und zerschlagenes Herz“ auf Vergebung hofft ***

Wie man Gott näherkommt
Wenn ein „gebrochenes und zerschlagenes Herz“ auf Vergebung hofft
2. SAMUEL 12:1-14

WIR alle machen oft Fehler. Und manchmal fragen wir uns vielleicht: Hört mich Gott denn an, wenn ich ihm sage, wie traurig ich darüber bin? Wird er mir wohl vergeben? Die Bibel gibt uns da eine klare Antwort, die uns Mut macht: Obwohl Jehova Sünde niemals gutheißt, ist er gern bereit, jemand zu vergeben, wenn es ihm von Herzen leidtut. Ein klassisches Beispiel dafür ist der altisraelitische König David. Eine Episode aus seinem Leben kann man in 2. Samuel, Kapitel 12 nachlesen.

David hat sich Schlimmes zuschulden kommen lassen. Er beging Ehebruch mit Bathseba. Und als alle Versuche, seine Sünde zu vertuschen, missglücken, lässt er auch noch ihren Mann umbringen. David tut dann einige Monate lang so, als sei nichts gewesen. Doch Jehova hat alles gesehen. Er sieht aber auch, dass bei David noch Hoffnung auf Reue besteht (Sprüche 17:3). Was macht Jehova daraufhin?

Er schickt den Propheten Nathan zu David (Vers  1). Nathan, von heiligem Geist geleitet, geht beim König mit großem Fingerspitzengefühl vor, denn er weiß, dass er seine Worte sorgfältig wählen muss. Wie kann er David nur die Augen öffnen, damit er sich nicht weiter etwas vormacht und ihm wirklich aufgeht, was er Schlimmes angerichtet hat?

Nathan will David nicht gleich in die Defensive drängen und erzählt ihm eine Geschichte, mit der er das Herz des ehemaligen Hirten bestimmt erreichen wird. Sie handelt von zwei Männern, der eine reich, der andere arm. Der Reiche hatte „viele Schafe und Rinder“, der Arme jedoch nur „ein einziges weibliches Lamm“. Eines Tages bekommt der Reiche jemand zu Besuch und möchte ihn bewirten. Anstatt jedoch ein eigenes Schaf zu schlachten, nimmt er das einzige Lamm des Armen. David, der denkt, dass die Geschichte wahr ist, wird wütend und platzt heraus: „Der Mann, der dies tut, verdient zu sterben!“ Warum? Weil er, wie David sagt, „kein Mitleid gehabt hat“ (Vers 2-6).

Nathans Geschichte hat ihren Zweck erfüllt. David hat im Grunde genommen gerade sein eigenes Urteil gesprochen. Nathan redet jetzt Klartext: „Du selbst bist der Mann!“ (Vers 7). Da Nathan stellvertretend für Gott spricht, empfindet Jehova offensichtlich so, als hätte David ihm das Ganze angetan. Dass David Gottes Gesetze brach, war ein Zeichen der Respektlosigkeit gegenüber dem, der sie erlassen hatte. Deshalb sagt Gott jetzt: „Du [hast] mich verachtet“ (Vers 10). Die scharfe Zurechtweisung trifft David bis ins Mark und er gibt zu: „Ich habe gegen Jehova gesündigt.“ Nathan beruhigt ihn, Jehova werde ihm vergeben, allerdings müsse David mit den Folgen leben (Vers 13, 14).

Nachdem Davids Sünden ans Licht gekommen waren, schrieb er auf, was wir heute in Psalm 51 lesen können. Hier schüttete er sein Herz aus, und man kann klar erkennen, wie unendlich leid es ihm tat, dass er durch seine Sünden Jehova verachtet hatte. Als er jetzt jedoch zu spüren bekam, wie gut es tut, wenn Gott einem vergibt, sagte der völlig zerknirschte König zu Jehova: „Ein gebrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, o Gott, nicht verachten“ (Psalm 51:17). Was könnte jemand, der seine Fehler ehrlich bereut und auf Jehovas Vergebung hofft, wohl mehr aufbauen als diese schönen Worte?

[Fußnote]
Einem Gast Lamm vorzusetzen war ein Ausdruck der Gastfreundschaft. Aber ein Lamm zu stehlen war ein Verbrechen und das Tier musste zur Strafe vierfach ersetzt werden (2. Mose 22:1). David fand es äußerst herzlos, dass der Reiche dem Armen das Lamm weggenommen hatte. Dadurch hatte dessen Familie keine Milch und Wolle mehr und dazu noch den Grundstock für eine neue Herde verloren.

Jule | 04.09.11 | biblische Personen, David | 4 Comments |

David

Für Gespräche mit den Kindern 

Warum David keine Angst hatte

 

HAST du manchmal Angst? — Fast jeder hat ab und zu Angst. Und was machst du dann am besten? — Du könntest zu jemand gehen, der größer und stärker ist als du. Vielleicht könnten dir deine Eltern helfen. David kannte noch jemanden, der helfen kann: Gott. Von David können wir viel lernen. In einem Lied sang er: „Ich [werde] meinerseits ja auf dich vertrauen. . . . Auf Gott habe ich mein Vertrauen gesetzt; ich werde mich nicht fürchten“, das heißt keine Angst haben (Psalm 56:3, 4).

Wer hat David wohl beigebracht, keine Angst zu haben? Ob es seine Eltern waren? — Ganz bestimmt! Davids Vater hieß Isai. Er diente Gott treu und war ein Vorfahr von Jesus, von dem Gott gesagt hatte, dass er der „Fürst des Friedens“ ist (Jesaja 9:6; 11:1-3, 10). Der Vater von Isai — also der Großvater von David — hieß Obed. Weißt du, wie die Mutter von Obed hieß (nach ihr ist sogar ein Bibelbuch benannt worden)? — Ruth. Sie war mit Boas verheiratet und diente Gott treu (Ruth 4:21, 22).

Als David geboren wurde, waren Ruth und Boas natürlich schon lange tot. Vielleicht kennst du ja auch die Mutter von Boas, also Davids Ururoma. Sie wohnte in Jericho und half israelitischen Spionen, sich zu verstecken. Als die Stadtmauer von Jericho einstürzte, passierte ihr und ihren Verwandten nichts, weil sie eine leuchtend rote Schnur aus dem Fenster gehängt hatte. Wie hieß diese Ururoma von David? — Rahab, und sie betete später auch Jehova an. Rahab war wirklich mutig und Christen sollen sich an ihr ein Beispiel nehmen (Josua 2:1-21; 6:22-25; Hebräer 11:30, 31).

Davids Eltern haben ihm ganz sicher alles über diese treuen Diener Jehovas erzählt, denn das gehörte zu den Aufgaben von Vater und Mutter (5. Mose 6:4-9). Irgendwann später schickte Gott den Propheten Samuel zu Isai. Er sollte David, den jüngsten Sohn, aussuchen, damit er der nächste König von Israel wird (1. Samuel 16:4-13).

Eines Tages soll David seinen drei älteren Brüdern, die gegen Gottes Feinde, die Philister, kämpfen, Essen bringen. David läuft zum Schlachtfeld hin und hört, wie der Riese Goliath sich über „die Schlachtreihen des lebendigen Gottes“ lustig macht. Goliath fordert die Soldaten zu einem Zweikampf auf, aber keiner traut sich. Als König Saul hört, dass David mit dem Riesen kämpfen will, lässt er ihn zu sich holen. Doch als er David sieht, meint er: »Du bist ja fast noch ein Kind.«

David erzählt Saul, dass er schon einen Löwen und einen Bären getötet hat, die sich ein Schaf aus der Herde seines Vaters holen wollten. Goliath soll es genauso gehen. David sagt, er „soll wie einer von ihnen werden“. Darauf Saul: »Dann geh, und Jehova selbst soll mit dir sein.« David sucht sich fünf Steine, die schön glatt sind, legt sie in seine Hirtentasche, nimmt seine Steinschleuder und geht dem Riesen entgegen. Als Goliath den Jungen sieht, schreit er: „Komm nur her zu mir, und ich will dein Fleisch den Vögeln . . . geben.“ David gibt ihm zur Antwort: „Ich . . . komme zu dir mit dem Namen Jehovas.“ Dann ruft er ihm zu: „Ich werde dich bestimmt niederschlagen.“

Jetzt rennt David auf Goliath zu, nimmt sich einen Stein aus der Tasche, legt ihn in die Schleuder und trifft damit genau Goliaths Stirn. Der Riese fällt tot um. Als die Philister das sehen, bekommen sie furchtbare Angst und laufen davon. Die Israeliten jagen hinter ihnen her und gewinnen die Schlacht. Wie wärs, wenn du mit deinen Eltern und Geschwistern die ganze Geschichte in der Bibel nachliest? Sie steht in 1. Samuel 17:12-54.
Als Kind oder Jugendlicher könntest du schon mal Angst davor haben, das zu tun, was Gott von dir möchte. Auch Jeremia hatte Angst, als er noch jung war, aber Gott sagte zu ihm: „Fürchte dich nicht . . ., denn ‚ich bin mit dir‘.“ Das machte ihn mutig und er ging predigen, genau wie Gott es ihm aufgetragen hatte. Wenn du wie David und Jeremia auf Jehova vertraust, kannst du es auch schaffen, keine Angst zu haben (Jeremia 1:6-8).

Fragen:

  • Wie hat David reagiert, als sich Goliath über die Schlachtreihen Gottes lustig machte?
  • Wie hat David Goliath besiegt?
  • Wie können wir es heute schaffen, keine Angst zu haben?
Jule | 04.05.11 | David | 2 Comments |

Beherrschen unsere persönlichen Umstände unser Leben?

WT vom 01.06.2004

IN DEN gegenwärtigen ‘kritischen Zeiten’ muss jeder mit beunruhigenden Umständen und Problemen rechnen (2. Timotheus 3:1). Manchmal sind Probleme nur vorübergehender Natur, also bald wieder verschwunden. Andere bleiben dagegen monate- oder sogar jahrelang bestehen. In solch einem Fall empfinden viele wie der Psalmist David, der Jehova mit den Worten anrief: „Meines Herzens Nöte haben sich gemehrt; o bring mich aus meinen Bedrängnissen heraus!“ (Psalm 25:17).

Haben wir mit bedrückenden Problemen zu kämpfen? Wenn ja, dann können wir in der Bibel Hilfe und Ermunterung finden. Wir wollen uns einmal mit dem Leben von zwei treuen Dienern Jehovas beschäftigen, die Schwierigkeiten gemeistert haben: Joseph und David. Wie sie mit Widrigkeiten umgingen, zeigt uns, wie wir heute mit ähnlichen Belastungen fertig werden können.

In ernsten Schwierigkeiten

Als Joseph 17 Jahre alt war, bekam er die Folgen eines ernsten Problems in der eigenen Familie zu spüren. Seine älteren Brüder sahen, dass Jakob, ihr Vater, Joseph „mehr liebte als alle seine Brüder“. Deshalb „begannen sie ihn zu hassen, und sie vermochten nicht, friedlich mit ihm zu reden“ (1. Mose 37:4). Wir können uns vorstellen, wie besorgniserregend und belastend diese Situation für Joseph gewesen sein muss. Der Hass seiner Brüder steigerte sich schließlich so sehr, dass sie ihn in die Sklaverei verkauften (1. Mose 37:26-33).

Als Sklave in Ägypten musste Joseph den unmoralischen Annäherungsversuchen der Frau seines Herrn widerstehen. Verärgert über Josephs Zurückweisung, beschuldigte sie ihn einer versuchten Vergewaltigung. Man „übergab ihn dem Gefängnishaus“, wo ihm Folgendes widerfuhr: „In Fesseln zwangen sie seine Füße, in Eisenbande kam seine Seele“ (1. Mose 39:7-20; Psalm 105:17, 18). Wie schwierig das für ihn gewesen sein muss! Etwa 13 Jahre lang war Joseph Sklave beziehungsweise Gefangener, weil er von anderen ungerecht behandelt worden war, sogar von seinen eigenen Angehörigen (1. Mose 37:2; 41:46).

David, der im alten Israel lebte, hatte als junger Mann ebenfalls manche Härten zu ertragen. Jahrelang war er auf der Flucht, weil er von König Saul wie ein Tier gejagt wurde. Davids Leben war ständig in Gefahr. Bei einer Gelegenheit bat er den Priester Ahimelech um Lebensmittel (1. Samuel 21:1-7). Als Saul erfuhr, dass Ahimelech David geholfen hatte, ließ er nicht nur Ahimelech hinrichten, sondern auch alle anderen Priester samt ihren Familien (1. Samuel 22:12-19). Können wir uns vorstellen, wie sehr es David geschmerzt haben muss, diese Tragödie indirekt ausgelöst zu haben?

Joseph und David mussten tatsächlich jahrelang Widrigkeiten und schlechte Behandlung ertragen. Daraus, wie sie mit ihrer schwierigen Situation umgingen, können wir wertvolle Lehren ziehen. Befassen wir uns mit drei Bereichen, in denen diese Männer ein nachahmenswertes Beispiel gegeben haben.

Von Groll und Bitterkeit ablassen

Diese treuen Männer ließen vor allem nicht zu, dass sich in ihnen Bitterkeit und Groll festsetzten. Als Joseph im Gefängnis war, hätte er durchaus über den Verrat seiner Brüder verbittert nachgrübeln und sich ausmalen können, wie er sich bei einem eventuellen Wiedersehen an ihnen rächen würde. Woher wissen wir, dass sich Joseph nicht solch destruktiven Gedanken hingab? Dazu brauchen wir uns nur anzusehen, wie er reagierte, als er dann tatsächlich Gelegenheit hatte, sich an seinen Brüdern zu rächen, die nach Ägypten gekommen waren, um Getreide zu kaufen. Der Bericht lautet: „[Joseph] wandte sich . . . von ihnen ab und begann zu weinen. . . . Danach gab Joseph den Befehl, und man füllte dann ihre Behälter mit Getreide. Auch musste man das Geld der Männer zurückgeben, jedem einzelnen in seinen Sack, und ihnen Proviant für die Reise geben.“ Als Joseph später seine Brüder wegschickte, um ihren Vater nach Ägypten zu holen, ermutigte er sie: „Erregt euch nicht gegeneinander auf dem Weg.“ In Wort und Tat bewies Joseph, dass er sich sein Leben nicht durch Bitterkeit und Groll ruinieren ließ (1. Mose 42:24, 25; 45:24).

David handelte ähnlich, denn er ließ keinen Groll gegen König Saul aufkommen. Zweimal bot sich David die Gelegenheit, Saul zu töten. Doch als David von seinen Männern dazu aufgefordert wurde, sagte er: „Es ist im Hinblick auf Jehovas Standpunkt für mich undenkbar, dass ich meinem Herrn, dem Gesalbten Jehovas, diese Sache antun sollte, indem ich meine Hand gegen ihn ausstrecke, denn er ist der Gesalbte Jehovas.“ David überließ die Angelegenheit Jehova, denn er erklärte seinen Männern: „So wahr Jehova lebt, Jehova selbst wird ihn schlagen; oder sein Tag wird kommen, und er wird sterben müssen, oder er wird in die Schlacht hinabziehen, und er wird gewiss weggerafft werden.“ Später verfasste David sogar ein Klagelied, in dem er den Tod Sauls und seines Sohnes Jonathan betrauerte. Genauso wenig wie Joseph ließ sich David von Groll verzehren (1. Samuel 24:3-6; 26:7-13; 2. Samuel 1:17-27).

Hegen wir Groll oder sind wir verbittert, weil uns irgendein Unrecht schmerzt? Das kann leicht geschehen. Wenn wir uns von unseren Gefühlen beherrschen lassen, kann das ernstere Folgen für uns haben als das Unrecht an sich (Epheser 4:26, 27). Auch wenn wir vielleicht nur wenig oder gar keinen Einfluss darauf haben, was andere tun, können wir zumindest unsere eigene Reaktion beherrschen. Es ist leichter, von Groll und Bitterkeit abzulassen, wenn wir überzeugt sind, dass sich Jehova zu gegebener Zeit um die Angelegenheit kümmern wird (Römer 12:17-19).

Aus unseren persönlichen Umständen das Beste machen

Die zweite Lehre, die wir daraus ziehen können, lautet wie folgt: Lassen wir unser Leben nicht durch unsere persönlichen Umstände lähmen. Das, was wir nicht tun können, kann uns so sehr beschäftigen, dass wir ganz vergessen, was uns immer noch möglich ist. In diesem Fall würden wir uns zunehmend von unseren persönlichen Umständen beherrschen lassen. So hätte es Joseph ergehen können. Er zog es jedoch vor, aus den gegebenen Umständen das Beste zu machen. Joseph war zwar nur ein Sklave, aber er ‘fand fortwährend Gunst in den Augen seines Herrn und bediente ihn ständig, sodass er ihn über sein Haus einsetzte’. Selbst im Gefängnis ging Joseph ähnlich vor. Weil Jehova Joseph segnete und weil er ein fleißiger Mann war, „gab der oberste Beamte des Gefängnishauses alle Gefangenen, die sich im Gefängnishaus befanden, in die Hand Josephs; und es erwies sich, dass alles, was man dort tat, von ihm getan wurde“ (1. Mose 39:4, 21-23).

Auch David machte in den Jahren seines Flüchtlingsdaseins das Beste aus seinen persönlichen Umständen. Als er sich in der Wildnis Paran aufhielt, beschützte er mit seinen Männern die Herden Nabals vor Plündererstreifscharen. „Als eine Mauer um uns her haben sie sich erwiesen bei Nacht wie bei Tag“, sagte einer der Hirten Nabals (1. Samuel 25:16). Später, während seines Aufenthalts in Ziklag, überfiel David feindliche Städte an der Südgrenze Israels, wodurch er die Grenzen Judas sicherte (1. Samuel 27:8; 1. Chronika 12:20-22).

Müssen wir uns womöglich mehr bemühen, aus unseren persönlichen Umständen das Beste zu machen? Das ist zwar nicht ganz so einfach, aber wir können es schaffen. Der Apostel Paulus schrieb in einer Rückschau auf sein Leben: „Ich habe gelernt, unter welchen Umständen ich mich auch immer befinde, selbstgenügsam zu sein. . . . In allem und unter allen Umständen habe ich das Geheimnis kennen gelernt, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden.“ Wie konnte Paulus diese Lebenseinstellung entwickeln? Durch sein beständiges Vertrauen auf Jehova. Er räumte ein: „Für alles bin ich stark durch den, der mir Kraft verleiht“ (Philipper 4:11-13).

Auf Jehova warten

Die dritte Lehre: Statt zu unbiblischen Mitteln zu greifen, um an unseren persönlichen Umständen etwas zu ändern, sollten wir auf Jehova warten. Der Jünger Jakobus schrieb: „Lasst das Ausharren sein Werk vollständig haben, damit ihr vollständig und in jeder Hinsicht gesund seid und es euch an nichts fehlt“ (Jakobus 1:4). Dem Ausharren sollten wir gestatten, „sein Werk vollständig [zu] haben“, indem wir eine schwere Belastung durchstehen, ohne zu unbiblischen Mitteln zu greifen, um ihr schnell ein Ende zu machen. Dann wird unser Glaube erprobt und geläutert werden und seine stärkende Kraft wird deutlich. Joseph und David bewiesen diese Art von Ausharren. Sie versuchten nie, auf eine Lösung hinzuwirken, die womöglich den Unwillen Jehovas erregt hätte. Stattdessen bemühten sie sich, das Beste aus den gegebenen Umständen zu machen. Sie warteten auf Jehova. Und welche Segnungen sie dafür doch empfingen! Jehova gebrauchte beide, um sein Volk zu befreien und zu führen (1. Mose 41:39-41; 45:5; 2. Samuel 5:4, 5).

Auch wir stehen vielleicht einmal vor einer Situation, in der wir versucht sein könnten, nach unbiblischen Lösungen zu suchen. Sind wir beispielsweise entmutigt, weil wir noch keinen passenden Ehepartner gefunden haben? Wenn ja, sollten wir uns vor jeder Versuchung hüten, gegen Jehovas Gebot zu verstoßen, „nur im Herrn“ zu heiraten (1. Korinther 7:39). Haben wir Eheprobleme? Statt uns vom Geist der Welt anstecken zu lassen, der Trennung und Scheidung befürwortet, sollten wir uns bemühen, die Probleme gemeinsam zu lösen (Maleachi 2:16; Epheser 5:21-33). Fällt es uns aufgrund der wirtschaftlichen Situation schwer, für unsere Familie zu sorgen? Auf Jehova zu warten schließt auch ein, nicht zu versuchen, durch fragwürdige oder ungesetzliche Unternehmungen zu Geld zu kommen (Psalm 37:25; Hebräer 13:18). Ja, wir alle müssen uns bemühen, aus unseren persönlichen Umständen das Beste zu machen, und etwas tun, was Jehova segnen kann. Seien wir zudem fest entschlossen, auf Jehova zu warten, der für die vollkommene Lösung sorgen wird (Micha 7:7).

Jehova wird uns stützen

Es kann für uns wirklich nützlich sein, uns damit zu befassen, wie biblische Personen wie Joseph und David mit Enttäuschungen und schwierigen Situationen fertig wurden. Das, was von den beiden berichtet wird, umfasst zwar nur einige wenige Seiten in der Bibel, aber ihre Schwierigkeiten hielten in Wahrheit jahrelang an. Fragen wir uns: Wie gelang es diesen Dienern Gottes, sich mit ihren persönlichen Umständen abzufinden? Wie bewahrten sie ihre Freude? Welche Charaktereigenschaften mussten sie ausbilden?

Es empfiehlt sich auch, das Ausharren neuzeitlicher Diener Jehovas zu betrachten (1. Petrus 5:9). Die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! enthalten jedes Jahr viele Lebensberichte. Lesen wir sie und denken wir über das Beispiel dieser treuen Christen nach? Gewiss haben wir auch in unserer Versammlung Mitchristen, die unter wenig erfreulichen Umständen treu ausharren. Haben wir in den Zusammenkünften der Versammlung regelmäßig Gemeinschaft mit den Betreffenden und lernen wir von ihnen? (Hebräer 10:24, 25).

Wenn uns schwierige Umstände zu schaffen machen, können wir uns darauf verlassen, dass Jehova für uns sorgen und uns stützen wird (1. Petrus 5:6-10). Gehen wir bewusst dagegen an, unser Leben von unseren persönlichen Umständen beherrschen zu lassen. Folgen wir dem Beispiel Josephs, Davids und anderer, indem wir von Groll ablassen, das Beste aus unserer Situation machen und auf Jehova warten, der für die vollkommene Lösung sorgen wird. Durch das Gebet und durch christliche Aktivitäten können wir ihm noch näher kommen. Dann werden auch wir erkennen, dass es möglich ist, selbst in schwierigen Zeiten Freude zu haben und glücklich zu sein (Psalm 34:8).

Jule | 04.02.11 | David, Josef | No Comments |

„Respektiere Jehovas Ernennungen“

diese Drama von 1969, das sich um David und Saul dreht, findet ihr leider noch nicht im Forum. Wer aber Interesse daran hat, kann sich gern bei mir melden

Jule | 12.29.10 | David, David, Drama | No Comments |

„Jehova belohnt seine Loyalgesinnten“

und als Drittes ein Drama um David und Saul – auch dies findet ihr wie immer im Bibelforscherforum – unter folgendem Link:

„Jehova belohnt seine Loyalgesinnten“

Jule | 12.27.10 | David, David, Drama | No Comments |

„Jehova wird den Weg seienr Loyalgesinnten behüten“

ein wunderschönes Drama zu Davids Leben im Allgemeinen findet ihr unter folgendem Link im Bibelforscherforum:

Jehova wird den Weg seiner Loyalgesinnten behüten

Jule | 12.27.10 | David, David, Drama | 1 Comment |

„Haltet euren Sinn auf die Dinge droben gerichtet“

ein wunderschönes Drama zu der Geschichte um David und Bathseba findet ihr unter folgendem Link im Bibelforscherforum:

„Haltet euren Sinn auf die Dinge droben gerichtet“

Jule | 04.10.09 | David, David, Drama | 1 Comment |