Im Wachtturm von 1976 hieß es
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Gottes Barmherzigkeit
…
GOTTES PROBLEM MIT SEINEM „WEIB“
Wer war dieser Hosea, aus dessen Schriften der Apostel Paulus die obigen Worte zitierte? Hosea war ein Prophet, der im neunten und achten Jahrhundert v. u. Z. lebte. Der Apostel Paulus entnahm seine Zitate aus Hosea 1:10 und 2:23 der griechischen Septuaginta. Dort heißt es: „Es wird aber geschehen, daß an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk, sie Kinder des lebendigen Gottes genannt werden.“ „Und ich werde sie mir im Lande einpflanzen und sie, die Nichtgeliebte, lieben; und zu denen, die nicht mein Volk waren, werde ich sagen: Du bist mein Volk; und sie werden sagen: Du, der Herr, bist mein Gott“ (The Septuagint Bible von Charles Thomson).
Jehova Gott spricht hier durch den hebräischen Propheten Hosea, seinen Wortführer. Mit den Worten: ‘Ich werde sie, die Nichtgeliebte, lieben’ oder: ‘Ich will die Nichtgeliebte „Geliebte“ nennen’ deutete Jehova an, daß zwischen ihm und derjenigen, die er eine Zeitlang nicht geliebt hatte, ein Problem bestand. Die Art und Weise, wie er darüber spricht, läßt erkennen, daß es sich um ein Problem handelt, das in seiner Ehe mit ihr entstanden war. Er vergleicht sie mit der Frau eines Mannes.
Von wem spricht Jehova so, als ob sie mit ihm vermählt wäre? Nicht von einer einzelnen buchstäblichen Frau. Durch seine eigenen Worte zeigt Jehova, daß es sich dabei um ein Volk, um die Nation Israel, die Nachkommen der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob, handelt, also um ein aus einer Nation oder Organisation bestehendes sinnbildliches „Weib“. Jehova war mit der Organisation der zwölf Stämme Israels vermählt. Im Nahen Osten war es üblich, eine Frau durch Kauf zu erwerben, und auf diese Weise war die Nation der zwölf Stämme Israels ihrem Gott, Jehova, angetraut worden.
Wann wurde diese Ehe geschlossen? Im Jahre 1513 v. u. Z., nachdem Jehova die zwölf Stämme Israels erkauft hatte. Wie? Indem er sie aus der Sklaverei in Ägypten befreite. Unter der sichtbaren Führung des Propheten Moses brachte Jehova sie zum Berg Sinai auf der arabischen Halbinsel. Dort machte er ihnen durch Moses, seinen Mittler, den Vorschlag, mit ihm einen Bund zu schließen. Dieser Bund sollte auf einer Sammlung von Gesetzen beruhen, denen sich die Nation Israel bereitwillig unterordnete, wie sich damals eine Frau dem Gesetz ihres Mannes unterordnete (Röm. 7:2). Vom Berg Sinai aus sagte Jehova zu den Israeliten: „Nun, wenn ihr meiner Stimme genau gehorchen und meinen Bund wirklich halten werdet, dann werdet ihr bestimmt mein besonderes Eigentum aus allen anderen Völkern werden, denn die ganze Erde gehört mir. Und ihr, ihr werdet mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation werden“ (2. Mose 19:1-6). Nachdem die Israeliten entsprechend unterrichtet worden waren, gingen sie bereitwillig diesen Bund ein.
Auf diese Weise ging Jehova als der himmlische Ehegemahl dort in der Wildnis Sinai mit der Nation Israel, seiner weibesähnlichen irdischen Organisation, eine Ehe ein. Diese heilige Verbindung kam über dem vergossenen Blut von Tieropfern zustande. Ein Teil dieses Blutes wurde auf das Buch des Gesetzes Gottes und ein Teil auf das Volk Israel gesprengt (2. Mose 24:1-8; Hebr. 9:19, 20). Von da an waren die Israeliten, solange der Gesetzesbund in Kraft war, verpflichtet, Jehova, ihrem Gott, treu zu sein, wie eine Frau ihrem Mann treu sein sollte. Gemäß den Zehn Geboten mußten sie Jehova als ihren Gott anbeten, durften dabei aber keine Bilder verwenden (2. Mose 20:1-6). Sie sollten sich als sein „besonderes Besitztum“ betrachten, das keinem anderen Besitzer gehörte. Sie waren als Nation Jehova etwas Heiliges und sollten es auch bleiben, indem sie sich von den weltlichen Nationen fernhielten. Durch diese Handlungsweise hätten sie die eheliche Gemeinschaft aufrechterhalten (Jer. 2:2, 3; 31:31, 32).
Heute sind Ehescheidungen an der Tagesordnung. In diesen Fällen handelt es sich um Verbindungen, an denen nur zwei Personen, ein Mann und eine Frau, beteiligt sind. Welche Aussichten bestanden also für eine Ehe zwischen Jehova und einer ganzen Nation, zu der Millionen Menschen gehörten? Diese Frage sollte uns heute interessieren, denn das, was mit jener Ehe geschah, war ein prophetisches Bild von dem, was mit einer ähnlichen später geschlossenen Ehe geschehen sollte. Das, was mit der Ehe zwischen Jehova und Israel geschah, wirkte sich nur auf e i n e Nation aus. Das, was jedoch mit seiner später geschlossenen Ehe geschieht, wird sich auf die ganze religiöse Welt, ja auf die ganze Menschheitsfamilie auswirken. Mit anderen Worten, wir werden alle davon betroffen. Das könnte für einen jeden von uns Unheil in naher Zukunft bedeuten. Darum ist eine Betrachtung der Ehe Jehovas mit dem damaligen Volk Israel und dessen, was dadurch dargestellt wurde, für uns so wichtig.
WAS DURCH HOSEA DARGESTELLT WURDE
Nach einigen Jahrhunderten war die Nation Israel nicht mehr damit zufrieden, nur Jehova, ihren unsichtbaren himmlischen Ehegemahl, als König zu haben. Auf ihr Verlangen gestattete er deshalb im Jahre 1117 v. u. Z., daß Saul vom Stamme Benjamin zu ihrem ersten menschlichen König gesalbt wurde. Saul wurde Jehova aber untreu. Darum ließ Jehova nicht zu, daß das Königtum über ganz Israel in Sauls Familie weiterbestand, sondern übertrug es auf David, den Sohn Isais vom Stamme Juda. Im Jahre 1077 v. u. Z. begann David als König zu regieren. Im Jahre 1070 v. u. Z. machte er Jerusalem zur Hauptstadt seines Reiches, zu dem alle zwölf Stämme gehörten. Da David an der wahren Anbetung festhielt, schloß Jehova mit ihm einen feierlichen Bund, durch den er ihm und seinem Haus ein ewigwährendes Königtum zusicherte. Davids königliche Geschlechtslinie endete daher bei dem Messias, der für immer König sein wird (Apg. 13:20-24; 2. Sam. 7:1-17).
König Salomo, der erste Nachfolger Davids, fiel schließlich von der reinen Anbetung Jehovas, des wahren Gottes, ab und begann, töricht zu handeln. Gottes Strafe dafür bestand darin, daß das Reich der Nachfolger König Salomos auf zwei Stämme, nämlich Juda und Benjamin, zusammenschrumpfte, denn unter der Herrschaft Rehabeams, des Sohnes König Salomos, fielen zehn Stämme von ihm ab und errichteten ein unabhängiges Königreich, über das Jerobeam, der Sohn Nebats, zum König gemacht wurde. Dieser Rebellenkönig führte einen besonderen Kult ein, um dadurch die Anbetung Jehovas in Salomos Tempel in Jerusalem zu ersetzen. Er verleitete das Zehnstämmereich Israel zur Anbetung zweier goldener Kälber, von denen das eine in Bethel und das andere in Dan errichtet worden war. In den Tagen Omris, des siebenten Königs des Zehnstämmereiches Israel, wurde die Stadt Samaria erbaut und zur Landeshauptstadt gemacht.
König Omris Sohn Ahab führte in Samaria die Anbetung Baals, des Gottes der Sidonier, ein und errichtete ihm dort einen Tempel (1. Kö. 16:23-33). Durch diese treulose Handlungsweise beging das Zehnstämmereich Israel Ehebruch; es verließ den himmlischen Ehegemahl des ganzen Volkes Israel und ging eine unsittliche Verbindung mit dem falschen Gott Baal als nationalem Eheherrn ein (Hos. 9:10).
16 Und was ist von den Königen des Zweistämmereiches Juda zu sagen? Sie schwankten zwischen der reinen Anbetung Jehovas und der Anbetung falscher Götter hin und her. König Ahas, der zwölfte König, von David an gerechnet, wandte sich der Anbetung falscher Götter zu. Er verschloß sogar die Türen des Tempels Jehovas in Jerusalem. Aber sein Sohn, König Hiskia, öffnete sie wieder und stellte die reine Anbetung im Königreich Juda wieder her. Hoseas segensreiche Tätigkeit als Prophet erstreckte sich bis in die Regierungszeit König Hiskias. Er befand sich selbst mitten in dem Geschehen, über das er sprach.
EIN WIDERWÄRTIGER DIENSTAUFTRAG
Wie wäre uns wohl zumute, wenn unser Vater, nachdem wir ins heiratsfähige Alter gekommen sind, von uns verlangen würde, daß wir eine Frau heiraten, die nachher Ehebruch begehen und uns schließlich wegen ihres Geliebten verlassen würde? Das wäre uns bestimmt zuwider. Doch ungefähr so erging es Hosea. Seine Geschichte ist keine Dichtung, kein Phantasieprodukt, keine Legende.
Dieser Hosea, der eine historische Gestalt ist, schildert uns die Tatsachen in dem Buch, das seinen Namen trägt. Seine Vertrauenswürdigkeit läßt sich durch mindestens sieben Zitate in den später geschriebenen inspirierten Schriften (von Matthäus bis Offenbarung) nachweisen. Sogar der Gründer des Christentums führte ihn an. Wir haben somit allen Grund, Hoseas Bericht über den Dienstauftrag, den er als Prophet Jehovas erhalten hatte, ernst zu nehmen; wir sollten nicht denken, es handle sich dabei lediglich um eine frei erfundene Geschichte, die zur Unterhaltung von Freunden pornographischer Schriften geschrieben worden sei. Da die prophetische Bedeutung der Handlungsweise Hoseas genau auf die Geschichte eines noch heute lebenden Volkes paßt, können wir wirklich davon überzeugt sein, daß der Bericht der Wahrheit entspricht.
Hosea zeigt in der Einleitung genau, in welcher Zeit der nachweislichen Geschichte der zwölf Stämme Israels er gelebt hat, indem er sich mit den Worten vorstellt: „Das Wort Jehovas, das an Hosea, den Sohn Beeris, in den Tagen des Usija, Jotham, Ahas und Hiskia, der Könige von Juda, und in den Tagen Jerobeams, des Sohnes Joas’, des Königs von Israel, erging“ (Hos. 1:1). Usija, Jotham, Ahas und Hiskia waren Nachkommen des Königs David und regierten in Jerusalem über das Zweistämmereich Juda. Usija begann im Jahre 829 v. u. Z., als König zu regieren, und Hiskias Herrschaft endete im Jahre 716 v. u. Z. Die Regierungszeit dieser Könige umfaßte also insgesamt 113 Jahre. Jerobeam, der Sohn des Joas, war der zweite in der Linie der Könige des Zehnstämmereiches Israel, der diesen Namen trug. Er war also Jerobeam II.
Der Urgroßvater dieses Jerobeam war König Jehu, der Sohn Nimschis. Jehu rottete den Baalskult im Zehnstämmereich Israel aus und ließ Isebel, die diesen Kult in Israel mit gemeinen Mitteln gefördert hatte, aus einem Fenster stürzen, so daß sie tot liegenblieb. Jerobeam II. begann als König zu regieren, als Amazja König über Juda war. Jerobeams Regierungszeit fiel zum Teil noch mit der Regierungszeit König Usijas, des Nachfolgers Amazjas, zusammen. Jehova Gott machte Hosea also in der Zeit zum Propheten, als Jerobeam und Usija gleichzeitig regierten, oder nach dem Jahre 829 v. u. Z.
Können wir uns vorstellen, wie Hosea wahrscheinlich reagierte, als das geschah, was er als nächstes berichtet? „Da war ein Beginn des durch Hosea ergangenen Wortes Jehovas, und Jehova sprach dann zu Hosea: ,Geh, nimm dir ein Weib der Hurerei und Kinder der Hurerei, denn durch Hurerei wendet sich das Land bestimmt davon ab, Jehova zu folgen‘ “ (Hos. 1:2).
Schockiert es uns, zu erfahren, daß Hosea zu Beginn seiner Prophetenlaufbahn einen solchen Befehl erhielt? Jehova befahl ihm jedoch nicht, eine Frau zu heiraten, die bereits eine Hure war. Die Frau, mit der sich Hosea verheiraten sollte wird nicht als eine Frau (oder ein Weib) bezeichnet, ‘das Hurerei trieb’, sondern Jehova nennt sie „ein Weib der Hurerei [buchstäblich: der Hurereien]“. Übrigens hätte diese Frau, die doch Jehovas sinnbildliches irdisches „Weib“ darstellen sollte, nicht in das Bild gepaßt, wenn sie von Anfang an eine lüsterne Hure gewesen wäre. Jehova hatte sich mit einem sittlich reinen „Weib“, mit einer Jungfrau, vermählt oder verehelicht, damit sie ihm in geistigem Sinne legitime Kinder hervorbringe. Der Ausdruck „Kinder der Hurerei“ deutet somit prophetisch an, was für „Kinder“ Jehova in geistigem Sinne erhalten würde, das heißt, zu was für „Kindern“ sich diese entwickeln würden. Wieso? Weil Jehova sagt: „Denn durch Hurerei wendet sich das Land bestimmt davon ab, Jehova zu folgen.“ Mit dem hier erwähnten „Land“ ist das Zehnstämmereich Israel gemeint.
Hosea gehorchte dem göttlichen Befehl, obwohl die Aussichten auf eine gute Ehe für ihn im Augenblick schlecht waren. So begann er seine Laufbahn als Prophet Jehovas. „Und er ging dann hin und nahm Gomer, die Tochter Diblajims, so daß sie schwanger wurde und ihm mit der Zeit einen Sohn gebar“ (Hos. 1:3).
Dieser Sohn Hoseas war ein ehelicher Sohn, kein „Sohn der Hurerei“, der von Hosea hätte adoptiert werden müssen. Welchen Namen sollte Hosea ihm am achten Tag nach der Geburt, als er beschnitten werden sollte, geben? Da der Name des Knaben prophetisch sein sollte, sagte Jehova, der das prophetische Drama leitete, wie Hosea ihn nennen sollte. Der Name sollte auf einen Vorsatz Jehovas aufmerksam machen. „Und Jehova sprach weiter zu ihm: ,Nenne seinen Namen Jesreel, denn noch eine kleine Weile, und ich werde bestimmt Abrechnung halten wegen der Taten des Blutvergießens Jesreels am Hause Jehus, und ich werde gewißlich die Königsherrschaft des Hauses Israel aufhören lassen. Und es soll an jenem Tage geschehen, daß ich den Bogen Israels in der Tiefebene Jesreel zerbrechen muß‘ “ (Hos. 1:4, 5).
Demnach sollte sowohl über die Dynastie König Jehus — und zwar nach der vierten Generation — als auch über das ganze Zehnstämmereich Israel Unheil kommen. Dieses Königreich umfaßte den größeren Teil des einst vereinigten Zwölfstämmereiches Israel, der ursprünglichen Nation Israel. Diese Nation war im Jahre 1513 v. u. Z. in der Wildnis Sinai mit Jehova Gott einen geistigen Ehebund eingegangen. Das geschah, als der mosaische Bund, der Gesetzesbund, zwischen Israel und Jehova geschlossen wurde. Nach den Bestimmungen dieses Ehebundes sollte die Zwölfstämmenation Israel Jehova treu bleiben, indem sie nur ihn als Gott anbetete. Sie durfte sich nicht des geistigen Ehebruchs schuldig machen, indem sie ihn verließ, um falsche Götter anzubeten.
Jehovas Ehe mit Israel wurde durch Hoseas Ehe mit Gomer, deren Name „Vollendung“ bedeutet, versinnbildlicht. Logischerweise stellte Gomer dann die Nation Israel dar. In den Tagen Hoseas vertraten aber die Stämme, die das Zehnstämmereich Israel geworden waren, ganz Israel. Nachdem dieses Reich nun schon über 150 Jahre bestanden hatte, war das „Land“ tatsächlich so geworden, wie Jehova es beschrieb, als er sagte: „Durch Hurerei wendet sich das Land bestimmt davon ab, Jehova zu folgen.“
Als die Nation Israel unter dem Propheten Moses gegründet worden war, befand sie sich in einem reinen Zustand, doch nun trafen die Worte des von Jehova inspirierten Propheten Hosea (Hos. 10:1, 2) auf sie zu: „Israel ist ein entartender Weinstock. Frucht bringt er ständig für sich hervor. [Ein wilder Weinstock war Israel, und er trug reichlich Frucht (nach der Übersetzung von Moffatt).] Entsprechend der Fülle seiner Frucht hat er seine Altäre gemehrt. Entsprechend dem Guten seines Landes stellten sie gute Säulen [geweihte Steine, Einheitsübersetzung] auf. Ihr Herz ist heuchlerisch geworden; nun werden sie für schuldig befunden werden.“
DIE PROPHETISCHE BEDEUTUNG DES NAMENS „JESREEL“
Im Hinblick auf das, was Jehova gegen das in geistigem Sinne ehebrecherische Israel unternehmen wollte, sagte er zu Hosea, er solle seinen ersten Sohn, den ihm Gomer geboren hatte, Jesreel nennen. Dieser Name war sehr passend, denn in der Sprache Hoseas (Hebräisch) bedeutete er „Gott wird säen“. Ja, Gott würde „säen“, aber nicht in gutem Sinne. An dieser Stelle hat „säen“ die Bedeutung von „ausstreuen“ oder „versprengen“, denn wenn man Samen sät, streut man ihn aus. Das gegen das königliche Haus Jehus gerichtete Vorgehen Jehovas, das dem Ausstreuen von Samen gleichen sollte, würde den Untergang dieser Dynastie, ihren Zerfall, bedeuten. Ein ähnliches Vorgehen gegen das Zehnstämmereich Israel würde dessen Zerfall, dessen Vernichtung, bedeuten. (Vergleiche Lukas 22:31.)
Jesreel war eine Residenzstadt des Königs Ahab von Israel, dessen eigentliche Hauptstadt Samaria war. Jesreel war später auch die Residenzstadt der Dynastie König Jehus. Jehu hatte im Gehorsam gegenüber dem Auftrag Jehovas den Baalskult im Königreich Israel schonungslos ausgerottet. Er betete jedoch weiter die beiden goldenen Kälber an und ging nicht nach Jerusalem, um Jehova anzubeten. Durch die Anbetung von Götzenbildern übertrat das Haus Jehus das zweite der Zehn Gebote. Es verstieß auch gegen das Gebot: „Du sollst nicht morden“ (2. Mose 20:2-6, 13).
Mit der Zeit wurde die kälberanbetende Dynastie König Jehus, die ihren Sitz in Jesreel hatte, für ihr Blutvergießen bekannt. Das konnte Gott, der die Zehn Gebote gegeben hatte, nicht übersehen. Deshalb sagte er: „Ich werde bestimmt Abrechnung halten wegen der Taten des Blutvergießens Jesreels am Hause Jehus“ (Hos. 1:4). Genauso geschah es auch. Die Herrschaft der Dynastie König Jehus über Israel fand ein jähes Ende, als Sacharja, der Sohn Jerobeams II., nachdem er sechs Monate regiert hatte, ermordet wurde (2. Kö. 15:8-12).
Auf diese Weise endete die Herrschaft der Dynastie König Jehus über Israel im Jahre 791 v. u. Z. Das Zehnstämmereich Israel blieb danach aber noch einundfünfzig Jahre, nämlich bis zum Jahr 740 v. u. Z., bestehen. Dann ‘ließ Jehova die Königsherrschaft des Hauses Israel aufhören’ (Hos. 1:4). Er benutzte die assyrische Weltmacht, um ‘den Kriegsbogen Israels in der Tiefebene Jesreel zu zerbrechen’. Die Einnahme Samarias, der Hauptstadt Israels, war für die abtrünnige Nation eine Erniedrigung. Ihre Macht wurde gleichsam zerstreut, als die überlebenden Israeliten in die fernen Provinzen des assyrischen Reiches weggeführt, also wie Samen ausgestreut wurden. Dieses schreckliche Erlebnis entsprach der sinnbildlichen Bedeutung des Ausdrucks „Tiefebene Jesreel [Gott wird Samen säen]“. Es war gerade das Gegenteil von dem, was geschah, als der Richter Gideon, der Befreier Israels, mit nur 300 ausgewählten Kriegern die plündernden Midianiter unweit von Megiddo, in der Nähe der „Tiefebene Jesreel“, zerstreute (Ri. 6:33, 34). Im Jahre 740 v. u. Z. war jedoch kein Befreier da, und das Zehnstämmereich Israel war kampfunfähig geworden. Deshalb ‘hörte es zu bestehen auf’ oder ging unter.
Gottes Barmherzigkeit in Har-Magedon
EHEPROBLEME gibt es, seitdem Sünde und Bosheit auf der Erde regieren. Auch in Gottes Ehe mit dem Volk Israel gab es Schwierigkeiten.
Gott stellte durch die Verhältnisse in der Ehe seines Propheten Hosea die Verhältnisse in seiner Ehe mit Israel dar. Auf seinen Befehl hatte Hosea Gomer, die Tochter Diblajims, geheiratet. Diese Ehe versinnbildlichte die Ehe, die Jehova im Jahre 1513 v. u. Z. durch den mosaischen Bund, den Gesetzesbund, mit dem Volk Israel eingegangen war. Nachdem König Salomo, der Sohn Davids, 997 v. u. Z. gestorben war, wurde die Nation Israel, die zu jener Zeit also schon lange mit Jehova vermählt war, in zwei Teile geteilt. Die beiden Stämme Juda und Benjamin blieben zusammen unter dem Königreich Juda. Die anderen zehn Stämme bildeten das Königreich Israel. Der erste König des Zehnstämmereiches war Jerobeam I., der Sohn Nebats, aus dem Stamm Ephraim. Unter diesem Jerobeam brach das Königreich Israel seinen Ehebund mit Jehova, indem es die Anbetung Jehovas in Jerusalem durch einen nationalen Götzenkult in Form der Verehrung von zwei goldenen Kälbern ersetzte, von denen eines in Dan und das andere in Bethel errichtet worden war. Auf diese Weise machte sich das Zehnstämmereich des Ehebruchs schuldig wie Gomer, die Frau des Propheten Hosea.
Wie entwickelten sich die Verhältnisse in Hoseas Ehe als Veranschaulichung der Verhältnisse in Jehovas Ehe mit der Zwölfstämmenation Israel, nachdem Gomer Hosea einen ehelichen Sohn, Jesreel genannt, geboren hatte? Hosea berichtet weiter: „Und sie wurde dann abermals schwanger und gebar eine Tochter. Und Er [Gott] sprach weiter zu ihm [zu Hosea]: ,Nenne ihren Namen Lo-Ruchama, denn ich werde dem Hause Israel nicht wieder Barmherzigkeit erweisen, weil ich sie [die Israeliten] wirklich hinwegnehmen werde. Aber dem Hause Juda werde ich Barmherzigkeit erweisen, und ich will sie [die Judäer] erretten durch Jehova, ihren Gott; aber ich werde sie nicht erretten durch Bogen oder durch Schwert oder durch Krieg oder durch Reiter‘ “ (Hos. 1:6, 7).
In diesem Fall sagt Hosea nicht, Gomer habe „ihm“ eine Tochter geboren. Es wird daher allgemein angenommen, daß diese Tochter, die Lo-Ruchama genannt wurde, ein ‘Kind der Hurerei’ war (Hos. 1:2). Der Ehebruch, dessen sich Hoseas Frau Gomer schuldig gemacht hatte, entsprach der Entwicklung der Verhältnisse in Jehovas Ehe mit der Nation Israel. Die Bedeutung des Namens, der der Tochter Gomers gegeben wurde, und der Grund, weshalb Jehova Hosea gebot, ihr diesen unschönen, ominösen Namen zu geben, sind von besonderer Wichtigkeit. Der Name der Tochter, Lo-Ruchama, bedeutet buchstäblich „Nichtbemitleidete“. Jehova gebrauchte diesen Namen prophetisch und richtete sich damit gegen die in geistigem Sinne ehebrecherische Zehnstämmenation Israel, deren König seinen Sitz in Jesreel hatte.
… Handelte Jehova ganz und gar mitleidlos, als er das Zehnstämmereich Israel aus dem Dasein auslöschte? Versagte er damals allen Stämmen der Nation, die am Berg Sinai durch den Gesetzesbund in ein eheliches Verhältnis zu ihm getreten war, seine Barmherzigkeit? Jehova beantwortet diese Fragen selbst mit den Worten: „Aber dem Hause Juda werde ich Barmherzigkeit erweisen, und ich will sie erretten durch Jehova, ihren Gott; aber ich werde sie nicht erretten durch Bogen oder durch Schwert oder durch Krieg, durch Rosse oder durch Reiter“ (Hos. 1:7).
Wir tun gut daran zu beachten, aus welch triftigem Grund Jehova beschloß, dem Zweistämmereich Juda und Jerusalem, seiner Hauptstadt, Barmherzigkeit zu erweisen. Der Grund für Jehovas Barmherzigkeit geht aus seinen Worten in Hosea 11:12 deutlich hervor: „Mit Lügen hat Ephraim mich umringt und mit Trug das Haus Israel [das durch den führenden Stamm Ephraim vertreten wurde]. Juda aber schweift noch umher bei Gott, und bei dem Heiligsten ist er vertrauenswürdig.“ Das Haus Juda ‘schweifte noch umher’ bei seinem Gott, bei Jehova, dem Heiligsten. Jehova war daher um seines Namens willen gezwungen, das Haus Juda zu retten. Darum sagte er: „Ich will sie erretten durch Jehova, ihren Gott.“
Jehova wollte das Haus Juda retten, wenn er das Zehnstämmereich hinwegnehmen und „die Königsherrschaft des Hauses Israel aufhören lassen“ würde. Um dies zu tun, müßte er gegen das assyrische Reich vorgehen. Assyrien war durch seine militärische Stärke damals Weltmacht geworden. Um das Haus Juda unter diesen Umständen ohne Kriegsbogen, ohne Schwert, ohne Krieg, ohne Kriegsrosse und ohne Reiter zu retten, würde er etwas Außergewöhnliches tun müssen.
EIN HINWEIS AUF GOTTES BARMHERZIGKEIT IN HAR-MAGEDON
Im Jahre 740 v. u. Z. gebrauchte Jehova die assyrische Weltmacht als „Axt“, um das ehebrecherische, götzendienerische „Haus Israel“ gleichsam umzuhauen. Die Residenzstadt Jesreel wurde entvölkert, die Hauptstadt Samaria eingenommen, und die überlebenden Israeliten wurden gefangen weggeführt und in weit entfernten Provinzen Assyriens angesiedelt (Jes. 10:15). Dadurch geriet Jerusalem, die Stadt, in der König Hiskia aus dem königlichen Hause Davids über das Zweistämmereich Juda regierte, in eine gefährliche Lage. Acht Jahre später fielen die assyrischen Streitkräfte in das Land Juda ein und eroberten nach und nach seine Städte. Der assyrische König Sanherib verfügte über genügend Bogen, Schwerter und anderes Kriegsmaterial sowie über genügend Kriegsrosse und Reiter. Auf welche Weise würde Jehova nun dem Hause Juda Barmherzigkeit erweisen? Die Lage entwickelte sich so, daß sie für ihn zu einer Herausforderung wurde.
Als Sanherib die Stadt Libna belagerte, sandte er an König Hiskia, der in dem etwa 30 Kilometer entfernten Jerusalem residierte, ein gotteslästerliches Ultimatum. Jehova gab darauf seinem Propheten Jesaja eine Botschaft ein, die seinen Zorn zum Ausdruck brachte. Diese herausfordernde Botschaft sollte die Abordnung, die sich vor den Mauern Jerusalems aufgestellt hatte, dem höhnenden König Sanherib zurückbringen. Nachdem dieser die Warnungsbotschaft erhalten hatte, rettete Jehova Juda, um seinen Namen zu erhöhen.
„Und es begab sich in jener Nacht“, wird in 2. Könige 19:35-37 berichtet, „daß der Engel Jehovas dann auszog und hundertfünfundachtzigtausend im Lager der Assyrer niederschlug. Als man am Morgen früh aufstand, nun, da waren sie alle tot, Leichname. Daher zog Sanherib, der König von Assyrien, weg und ging und kehrte zurück, und er nahm Wohnsitz in Ninive. Und es begab sich, als er sich im Hause Nisrochs, seines Gottes, niederbeugte, daß ihn Adrammelech und Sarezer, seine eigenen Söhne, mit dem Schwerte niederschlugen, und sie selbst entrannen in das Land Ararat. Und Esar-Chaddon, sein Sohn, begann an seiner Statt zu regieren.“
War das nicht ein hervorragender Beweis der Barmherzigkeit Jehovas gegenüber dem Königreich Juda, das damals dem geistigen Ehebund, in dem es mit Jehova stand, treu war? Wir sehen darin heute einen tröstlichen Hinweis auf die Barmherzigkeit, die Jehova in dem bevorstehenden Krieg von Har-Magedon bekunden wird (Offb. 16:14, 16). Den ihn herausfordernden irdischen Streitkräften, die im „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, Har-Magedon genannt, unter Satan, dem Teufel, gegen die treuen Zeugen Jehovas kämpfen werden, wird er keine Barmherzigkeit erweisen. Jehova wird seine treuen Zeugen auf der Erde retten, ohne daß sie zu Bogen, Schwertern, zu einer Kriegsmacht, zu Rossen, Reitern oder anderen Kampfmitteln Zuflucht nehmen müßten.
… Als König Sanherib damals Jerusalem bedrohte, erwies Jehova nicht nur dem „Hause Juda“ Barmherzigkeit. Auch Nichtjuden, bekannt als Rechabiter, wurde seine Barmherzigkeit zuteil. Die Rechabiter waren Nachkommen Jonadabs, des Sohnes Rechabs, des Keniters. Als König Jehu von Israel einst nach Samaria fuhr, um im Auftrag Jehovas den Baalskult auszurotten, lud er Jonadab ein mitzufahren, indem er sagte: „Geh doch mit mir und sieh, daß ich keine Rivalität gegenüber Jehova dulde“ (2. Kö. 10:15-27). Jonadab fuhr mit.
Als im Jahre 740 v. u. Z. Samaria fiel, blieben die Nachkommen des Rechabiters Jonadab am Leben. Sie überlebten auch Sanheribs Einfall in das Land Juda im Jahre 732 v. u. Z. Auch später, in den Tagen des Propheten Jeremia, lebten Rechabiter im Königreich Juda. Das war in den letzten Tagen Jerusalems, vor dessen Zerstörung durch die Babylonier im Jahre 607 v. u. Z. Jehova verhieß den Rechabitern wegen ihrer Treue seinen Schutz, so daß sie die Zerstörung Jerusalems überleben würden (Jer. 35:1-19). Wen stellten jene Empfänger der Barmherzigkeit Jehovas dar? Sie veranschaulichten die aus Anbetern Jehovas bestehende „große Volksmenge“, die heute mit dem gesalbten Überrest verbunden ist. Auch sie werden die bevorstehende „große Drangsal“ überleben, in der Hoffnung, schließlich in einem irdischen Paradies zu leben (Offb. 7:9-17).
„NICHT MEIN VOLK“
16 Wir müssen uns schon jetzt, noch vor dem Beginn der unmittelbar bevorstehenden „großen Drangsal“, Jehovas Barmherzigkeit zunutze machen. Denken wir daran, daß der Christenheit in dieser Drangsal keine Barmherzigkeit erwiesen wird! Wir sollten uns daher von ihr trennen. Es wird in jener Zeit deutlich zu erkennen sein, daß sie nicht zu Jehovas Volk gehört und deshalb verworfen worden ist. Das bedeutet für sie Vernichtung. Sie ist die Lo-Ruchama (die Nichtbemitleidete) von heute (Hos. 1:6). Ihre vollständige Verwerfung wurde durch die weitere Entwicklung der Verhältnisse in der Ehe des Propheten Hosea veranschaulicht. Hosea sagt von seiner Frau Gomer: „Und sie entwöhnte Lo-Ruchama nach und nach, und sie wurde dann schwanger und gebar einen Sohn. Da sprach Er [Jehova]: ,Nenne seinen Namen Lo-Ammi, denn ihr seid nicht mein Volk, und ich selbst werde mich nicht als der Eure erweisen‘ “ (Hos. 1:8, 9). Mit diesen Worten endet in jüdischen Bibelübersetzungen und in Ausgaben der griechischen Septuaginta das erste Kapitel des prophetischen Buches Hosea.
Der zweite Sohn Gomers, der Frau Hoseas, war, wie angenommen wird, ebenfalls kein Sohn Hoseas, sondern ein ‘Kind der Hurerei’ Gomers. Hosea sagt nicht, daß Gomer diesen zweiten Sohn ihm geboren habe. Jehova hatte also guten Grund, den Knaben Lo-Ammi nennen zu lassen, denn dieser Name bedeutet „Nicht mein Volk“, und seine Bedeutung war prophetisch. Jehova erklärte selbst, weshalb er dem Knaben diesen ominösen Namen gab, indem er an das Zehnstämmereich, das „Haus Israel“, die Worte richtete: „Denn ihr seid nicht mein Volk, und ich selbst werde mich nicht als der Eure erweisen.“ Mit diesen Worten erklärte Jehova, daß er nicht mehr der himmlische Ehegemahl des bundbrüchigen „Hauses Israel“ war.
Jehova gab deutlich zu erkennen, daß er nicht mehr der Gott und der geistige Ehegemahl des abtrünnigen „Hauses Israel“ war, als er im Jahre 740 v. u. Z. zuließ, daß Samaria, die Hauptstadt Israels, von den Assyrern eingenommen wurde. Das „Haus Israel“ war also nicht mehr sein Volk; es war, wie er sagte, „Lo-Ammi“ oder „Nicht mein Volk“. Wie eine durch Scheidung entlassene Frau ging dieses Volk nach Assyrien in die Gefangenschaft. Das in geistigem Sinne ehebrecherische „Haus Israel“ hatte die Gelegenheit, durch den mosaischen Bund, den Gesetzesbund, für Jehova ein „Königreich von Priestern“ zu werden, verschmäht (2. Mose 19:5, 6).
…
EINZELNE KÖNNEN AUF GOTTES BARMHERZIGKEIT HOFFEN
Das Zehnstämmereich Israel, das Vorbild der Christenheit, wurde in dem ihm einst von Gott gegebenen Land im Nahen Osten nie mehr aufgerichtet. Einzelne Angehörige dieses verworfenen „Hauses Israel“ sollten jedoch Gelegenheit erhalten, sich Jehovas Barmherzigkeit zunutze zu machen, zu ihm umzukehren und schließlich wieder zu seinem anerkannten Volk zu gehören. Dieses Vorrecht sollten sie nach dem Sturz der babylonischen Weltmacht, die Assyrien ablösen würde, erhalten. Cyrus, der Eroberer, würde dann die gefangenen Anbeter des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs freilassen. Jehova wies auf dieses Ereignis hin, indem er durch seinen Propheten Hosea weiter sagte:
„Und die Zahl der Söhne Israels soll wie die Sandkörner des Meeres werden, die nicht gemessen oder gezählt werden können. Und es soll geschehen, daß an dem Ort, an dem zu ihnen jeweils gesagt wurde: ,Ihr seid nicht mein Volk‘, zu ihnen gesagt werden wird: ,Die Söhne des lebendigen Gottes.‘ Und die Söhne Judas und die Söhne Israels werden gewißlich zu einer Einheit zusammengebracht werden und werden in der Tat e i n Haupt für sich einsetzen und aus dem Lande heraufziehen; denn groß wird der Tag von Jesreel [Gott wird säen] sein“ (Hos. 1:10, 11).
Diese auf Barmherzigkeit hinweisende Prophezeiung erfüllte sich im Vorbild im Jahre 537 v. u. Z., als der Eroberer Babylons, der Perser Cyrus, einen gottesfürchtigen Überrest der „Söhne Israels“ und der „Söhne Judas“ „aus dem Lande heraufziehen“ ließ, in dem sie von Babylon gefangengehalten worden waren. Auf den Befehl des Cyrus, des Knechtes Jehovas, zogen sie als eine Einheit aus, um Jehovas Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen (2. Chron. 36:20-23; Esra 1:1-11). In ihrem eigenen Land konnten sie sich dann wieder zahllos vermehren wie die Sandkörner am Ufer des Meeres, die nicht gemessen oder gezählt werden können. Auf diese Weise würde ‘der Tag von Jesreel groß sein’. In diesem Fall sollte sich die Bedeutung des Namens Jesreel, „Gott wird säen“, in günstigem Sinne erfüllen. Gott würde die Söhne seines Volkes wie Samen säen, indem er sie vermehren würde.
Jehova würde die Israeliten also nicht mehr Lo-Ammi oder „Nicht mein Volk“ nennen. In der Erfüllung im Vorbild sollten sie „die Söhne des lebendigen Gottes“ genannt werden. Wie sich dies im Gegenbild im Bereich des Christentums erfüllte, beschreibt der Apostel Paulus in Römer 9:25, 26 und der Apostel Petrus in 1. Petrus 2:9, 10. Nachdem die natürlichen Söhne Israels im Jahre 33 u. Z. Jesus als den Messias verworfen hatten, waren sie nicht mehr Jehovas Volk. Jehova hob den Gesetzesbund, durch den er mit der Zwölfstämmenation Israel seit den Tagen des Moses vermählt gewesen war, auf. In seiner Barmherzigkeit nahm er aber einen Überrest dieser Nation in den neuen Bund auf, dessen Mittler sein Sohn, Jesus, der Messias, war. Auf diese Weise gründete er eine neue Nation, ein geistiges Israel (Gal. 6:16; Jak. 1:1; Röm. 2:28, 29; Offb. 7:4-8).
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EINE treulose Frau, die wiederholt die Ehe gebrochen hat, darf kaum erwarten, daß ihr rechtmäßiger Mann ihr Barmherzigkeit erweist. Sie kann sich auch nicht mit Sicherheit darauf verlassen, daß ihre Liebhaber ständig für ihren Unterhalt sorgen. Selbst leidenschaftliche Liebhaber mögen nach einiger Zeit von einer solchen Ehebrecherin genug haben und sich nach einer anderen Geliebten umsehen. Wohin kann sie dann gehen? Treue gegenüber ihrem Ehebund sollte sie veranlassen, zu ihrem rechtmäßigen Mann zurückzukehren. Wird er seiner ehebrecherischen Frau aber Barmherzigkeit erweisen und sie wiederaufnehmen? Wie oft geschieht das wohl in unserer unbarmherzigen Welt des zwanzigsten Jahrhunderts?
Doch da ist jemand, der zu den Menschen sagt: „Eure Gedanken sind nicht meine Gedanken, noch sind meine Wege eure Wege . . . Denn wie die Himmel höher sind als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ Wer ist derjenige, dessen Denk- und Handlungsweise so erhaben ist? Er ist der Eine, der himmelhoch über uns Menschen steht. Er, aus dessen Mund die obigen Worte hervorgingen, gibt sich selbst als Jehova zu erkennen, und zwar durch seinen Propheten Jesaja, den Sohn des Amoz (Jes. 55:8, 9; 1:1). Jehova äußerte diese Worte, als er vorhersagte, daß sein Bundesvolk aus der Gefangenschaft im heidnischen Babylon in das ihm von Gott zugesprochene Land im Nahen Osten zurückkehren würde. Entgegen allen menschlichen Gedanken oder Überlegungen sorgte dieser Gott der Barmherzigkeit dafür, daß diese Rückkehr im Jahre 537 v. u. Z. erfolgte.
Mit der Rückkehr dieses Volkes in sein fernes Heimatland, das siebzig Jahre unbewohnt gewesen war, stand die Lösung eines Eheproblems in Verbindung, das Jehova betraf. Er war fast tausend Jahre früher mit diesem Volk, dem Volke Israel, ein Ehebündnis eingegangen. Dieser Ehebund war in der Nähe des Berges Sinai auf der Westseite des südlichen Teils der arabischen Halbinsel geschlossen worden, und der Prophet Moses hatte dabei als Mittler zwischen Gott und den Menschen gedient. Als grundlegendes Gesetz, das das Eheverhältnis regeln sollte, verkündete Gott die Zehn Gebote. Das erste lautete: „Ich bin Jehova, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhause, herausgeführt habe. Du sollst keine anderen Götter wider mein Angesicht haben“ (2. Mose 20:1-3).
Jehova hatte die zwölf Stämme Israels von der Bedrückung und der Zwangsarbeit im alten Ägypten befreit und sie dadurch in Wirklichkeit als seine Nation, als sein „Weib“, erkauft oder erlöst (Jes. 63:7-9). Diese weibesähnliche Nation gehörte also ihm; er war ihr ehelicher Besitzer. Als solcher beschloß er, mit ihr einen Ehevertrag einzugehen. Dieser Vertrag war der feierliche Vertrag, der auf Gottes Gesetzessammlung beruhte und allgemein als mosaischer Bund oder Gesetzesbund bezeichnet wird. Da den Israeliten daran gelegen war, von Gott, ihrem himmlischen Besitzer, gesegnet und beschützt zu werden, waren sie bereit, diese Ehe einzugehen. Sie versprachen, ihren Ehevertrag, den Gesetzesbund, treu einzuhalten. So wurden sie das alleinige Bundesvolk Gottes auf der Erde. Jehova sagte deshalb: „Ich selbst [war] ihr ehelicher Besitzer“ (Jer. 31:31, 32).
In einer sittlich verkommenen Welt, die dem Baal und vielen anderen falschen Göttern anhing, war es für die Nation Israel sehr schwer, ihren Ehebund, ihren Vertrag mit Jehova, ihrem Gott und ehelichen Besitzer, treu einzuhalten. Mit der Zeit wurde daher fast die ganze Nation Jehova untreu und beging geistigen Ehebruch (Jak. 4:4). Im Jahre 997 v. u. Z. wurde das Zwölfstämmereich Israel geteilt. Die ehebrecherische Handlungsweise des als Israel bekannten Zehnstämmereiches wurde durch die Handlungsweise der Frau des Propheten Hosea, Gomer genannt, dargestellt.
Gomer wurde „ein Weib der Hurerei“ und hatte schließlich „Kinder der Hurerei“ (Hos. 1:1-3). Das veranschaulichte, wie das Zehnstämmereich Israel mit götzendienerischen Nationen politische Bündnisse schloß. Die weibesähnliche Nation Israel vertraute allmählich auf diese heidnischen Nationen statt auf ihren ehelichen Besitzer, Jehova. Sie schrieb ihren wirtschaftlichen Wohlstand jetzt diesen weltlichen Nationen statt Jehova zu. Sie betete die Götter dieser Nationen an und machte sich so der groben Verletzung ihres Ehebundes mit ihrem Erlöser und ehelichen Besitzer, Jehova, schuldig. Er führte daher einen Rechtsfall gegen das in geistigem Sinne ehebrecherische Königreich Israel. Nach den Bestimmungen des Ehebundes hatte er das Recht und die Pflicht, gegen das abtrünnige Israel vorzugehen, und das tat er schließlich auch. Er sagte:
„Darum, siehe, verzäune ich deinen Weg mit Dornen; und ich will eine Steinmauer gegen sie aufführen, so daß sie ihre eigenen Pfade nicht finden wird. Und sie wird tatsächlich ihren leidenschaftlichen Liebhabern nachjagen, aber sie wird sie nicht einholen; und wird sie gewißlich suchen, aber sie wird sie nicht finden. Und sie wird sprechen müssen: ,Ich will gehen und zu meinem Mann zurückkehren, dem ersten, denn es ging mir damals besser als jetzt.‘ Sie selbst aber erkannte nicht, daß ich es war, der ihr das Korn und den süßen Wein und das Öl gegeben hatte, und daß ich sie selbst Silber in Menge hatte haben lassen und Gold, von dem sie für Baal Gebrauch machten [das sie zum Baalsbild gemacht haben, Zürcher Bibel]“ (Hos. 2:6-8)
Nach diesen Worten wollte Jehova das Volk des Zehnstämmereiches Israel züchtigen, aber nicht etwa, um dessen Königsherrschaft zu retten, denn er dachte nicht daran, seine durch den Propheten Hosea früher geäußerten Worte rückgängig zu machen: „Ich werde gewißlich die Königsherrschaft des Hauses Israel aufhören lassen. Und es soll an jenem Tage geschehen, daß ich den Bogen Israels in der Tiefebene Jesreel zerbrechen muß“ (Hos. 1:4, 5).
Einzelne Israeliten konnten jedoch aus der Züchtigung der abtrünnigen Nation Nutzen ziehen, zum Beispiel solche, die sich wie einst die siebentausend vor Baal nicht gebeugt hatten (1. Kö. 19:18; Röm. 11:1-5). Behalten wir folgendes im Sinn: Als Jehova im Jahre 740 v. u. Z. das Königreich Israel aufhören und die überlebenden Israeliten nach Assyrien wegführen ließ, hob er seinen mit der ganzen Nation Israel geschlossenen Ehebund nicht auf. Auch als er im Jahre 607 v. u. Z. Jerusalem zerstören und die überlebenden Juden in die Gefangenschaft nach Babylonien führen ließ, hob er den mosaischen Bund, den Gesetzesbund, nicht auf, durch den die Zwölfstämmenation Israel mit ihm als himmlischem Ehegemahl in ein eheliches Verhältnis getreten war. Dieses Verhältnis zwischen Jehova und ganz Israel wurde erst im Jahre 33 u. Z. aufgelöst, als die Führer der Juden Jesus Christus hinrichten ließen (Kol. 2:14).
Die Zehnstämmenation Israel suchte zwar Hilfe bei den weltlichen Nationen, die ihre „leidenschaftlichen Liebhaber“ gewesen waren, aber Jehovas Zeit, mit ihr abzurechnen, kam unerbittlich auf sie zu. Sie konnte noch so eifrig nach ihren „Liebhabern“ suchen; es war keiner zu finden, der ihr helfen konnte. Sie war wie mit einem undurchdringlichen Dornendickicht umzäunt, so daß es unmöglich war, ihr zu helfen. Ihre ehemaligen „Liebhaber“ waren nicht in der Lage, ihr den nötigen Beistand zu leisten, obwohl sie es gern getan hätten. Nach dreijähriger Belagerung durch die Assyrer wurde Israels Hauptstadt Samaria im Jahre 740 v. u. Z. erobert. Die überlebenden Israeliten wurden in das Land ihrer Eroberer weggeführt. Das Königreich der zehn Stämme Israels wurde in dem ihnen einst von Gott zugesprochenen Land nie wiederaufgerichtet. Wer konnte denn aus der von Jehova vorgenommenen Züchtigung Nutzen ziehen? Nur einzelne von denen, die nach Assyrien in die Gefangenschaft geführt worden waren. Sie dachten über ihre Situation nach und erinnerten sich, wie gut es ihre Vorväter hatten, die Jehova, ihrem himmlischen Ehegemahl und Gott, gedient hatten. Sie erkannten nun, was für sie besser wäre, und wandten sich deshalb vom Baalskult ab und bemühten sich, ihr Bundesverhältnis zu Jehova zu erneuern.
Wann erhielten die israelitischen Gefangenen in Assyrien Gelegenheit, vereint an den von Jehova bestimmten Ort zurückzukehren, um ihn dort wieder anzubeten? Erst im Jahre 537 v. u. Z., unter einer neuen Weltmacht. Wie kam es dazu? Um das Jahr 632 v. u. Z. wurde Assyriens Hauptstadt Ninive von den Babyloniern eingenommen, und Babylon wurde Weltmacht. Die assyrischen Provinzen, in denen die gefangenen Israeliten lebten, wurden Provinzen des Babylonischen Reiches. Etwa fünfundzwanzig Jahre später wurde an dem nun ebenfalls abtrünnig gewordenen Königreich Juda Jehovas Strafgericht vollzogen. Im Jahre 607 v. u. Z. ließ Jehova die Stadt Jerusalem und ihren Tempel zerstören. Tausende überlebender Juden wurden nach Babylonien weggeführt, wo sie mit den gefangenen Israeliten zusammentrafen, die in den ehemaligen assyrischen Provinzen lebten.
Nach fast siebzig Jahren war Jehovas weibesähnliche Organisation auf der Erde in seinen Augen genügend gezüchtigt worden. In seiner Barmherzigkeit hatte er den vorhergesagten Perser Cyrus erweckt, der 539 v. u. Z. Babylon stürzte. Kurz danach, im Jahre 537 v. u. Z., veranlaßte Jehova dann Cyrus den Großen, einen Erlaß herauszugeben, der reumütigen Israeliten gestattete, in ihre geliebte Heimat zurückzukehren.
Erwies Gott, der himmlische Ehegemahl, seinem Bundesvolk, den zwölf Stämmen Israels, dadurch nicht in außergewöhnlichem Maße Barmherzigkeit? Ganz gewiß; denn gemäß dem mosaischen Bund, dem Gesetzesbund, war dies nicht zu erwarten. Wir lesen darin nämlich folgendes: „Falls ein Mann eine Frau nimmt und sie sich als Ehefrau wirklich zu seinem Besitz macht, so soll es geschehen, wenn sie in seinen Augen keine Gunst finden sollte, weil er etwas Anstößiges an ihr gefunden hat, daß er dann ein Scheidungszeugnis für sie ausschreiben und es ihr in die Hand legen und sie aus seinem Hause entlassen soll. Und sie soll aus seinem Hause wegziehen und hingehen und die Frau eines anderen Mannes werden. Wenn der letztgenannte Mann sie schließlich haßt und ein Scheidungszeugnis für sie ausgeschrieben und es ihr in die Hand gelegt und sie aus seinem Hause entlassen hat oder falls der letztgenannte Mann, der sie sich zur Frau genommen hat, sterben sollte, so wird ihr erster Besitzer, der sie entlassen hat, sie nicht zurücknehmen dürfen, damit sie wieder seine Frau wird, nachdem sie verunreinigt worden ist; denn das ist etwas Verabscheuungswürdiges vor Jehova, und du sollst das Land, das Jehova, dein Gott, dir als Erbe gibt, nicht in die Sünde hineinführen“ (5. Mose 24:1-4).
In den Tagen des Propheten Jeremia wies Jehova die bundbrüchigen Juden des Königreiches Juda nachdrücklich auf dieses Gesetz hin, um ihnen zu zeigen, daß er Israel mit Recht für immer hätte durch Scheidung entlassen können. Er inspirierte Jeremia zu den Worten: „Es gibt einen Spruch: ,Wenn ein Mann seine Frau wegsenden sollte und sie tatsächlich von ihm weggehen und eines anderen Mannes werden würde, sollte er je wieder zu ihr zurückkehren?‘ Ist jenes Land [Juda] nicht bestimmt entweiht worden? ,Und du selbst hast Prostitution begangen mit vielen Gefährten; und sollte es eine Rückkehr zu mir geben?‘ ist der Ausspruch Jehovas“ (Jer. 3:1).
Angesichts dieser Tatsache war es nur der alles übertreffenden Barmherzigkeit Jehovas zuzuschreiben, daß sein Ehebund mit ganz Israel nach der Zerstörung Jerusalems im Jahre 607 v. u. Z. noch jahrhundertelang bestehenblieb. Doch im Jahre 33 u. Z. kam es zum endgültigen Bruch, als die Nation Israel Jesus, den Messias, verwarf und ihn außerhalb der Mauern Jerusalems töten ließ. Damals wurde ihre Ehe mit Jehova Gott aufgelöst. Hat sich dies seither in der jüdischen Geschichte bestätigt? Jawohl. Einzelnen Juden, die an Jesus, den Messias, glaubten, ermöglichte es Jehova in seiner Barmherzigkeit jedoch, ihr Verhältnis zu ihm durch einen neuen Bund, dessen Mittler Jesus, der Messias, war, zu erneuern.
„ ,Darum werde ich umkehren und gewißlich mein Korn zu seiner Zeit und meinen süßen Wein zu seiner rechten Zeit wegnehmen, und ich will meine Wolle und mein Linnen [meinen Flachs, Menge] zur Bedeckung ihrer Blöße wegreißen. Und nun werde ich ihre Schamteile vor den Augen ihrer leidenschaftlichen Liebhaber aufdecken, und da wird kein Mann sein, der sie meiner Hand entreißt. Und ich werde gewißlich all ihr Frohlocken, ihr Fest, ihren Neumond und ihren Sabbat und jede ihrer Festzeiten aufhören lassen. Und ich will ihren Weinstock und ihren Feigenbaum verwüsten, von denen sie sprach: „Sie sind mir eine Gabe, die mir meine leidenschaftlichen Liebhaber gegeben haben“; und ich will sie zu einem Wald machen, und die wilden Tiere des Feldes werden sie gewißlich verzehren. Und ich will Abrechnung halten mit ihr wegen aller Tage der Baalbildnisse, denen sie ständig räucherte, als sie sich fortgesetzt mit ihrem Ring und ihrem Schmuck zierte und ständig ihren leidenschaftlichen Liebhabern nachging, und mich vergaß sie‘ ist der Ausspruch Jehovas“ (Hos. 2:9-13).
Die Nation Israel hatte also Jehova vergessen. Welche Behandlung verdiente sie daher? Sie war Jehova, ihrem himmlischen Ehegemahl, untreu geworden, und so war er gemäß den eindeutigen Warnungen in den Bestimmungen des Ehebundes, den er mit ihr geschlossen hatte, verpflichtet, ihr seine materiellen Segnungen zu entziehen. Er war nicht verpflichtet, für eine Ehebrecherin zu sorgen, für eine Nation, die ihren Bund gebrochen und sich der Anbetung von Baalbildnissen zugewandt hatte, ja die ehebrecherische Beziehungen zu weltlichen Liebhabern unterhielt. Er konnte ihre moralische Unzuverlässigkeit und ihre Zügellosigkeit mit Recht vor aller Öffentlichkeit bloßstellen, so daß sich sogar ihre weltlichen Freunde voll Verachtung von ihr abwandten.
Jehova wollte sie einem Urwald gleichmachen, der keinen Schutz und keine Sicherheit vor wilden Tieren bietet. Es hätte ihr nichts genutzt, aufgrund ihrer Abstammung von den treuen Patriarchen Abraham, Isaak, Jakob (Israel) und den zwölf Stammvätern, den Söhnen Jakobs, Straffreiheit zu beanspruchen. Die verwandtschaftlichen Bande, durch die sie mit jenen Männern verbunden war, wären nicht stark genug, um sie aus der Hand Jehovas zu reißen, wenn er sein Strafurteil an ihr vollstrecken würde.
Das bedeutete nicht, daß Jehova des Bundes, den er mit seinem Freund Abraham im Jahre 1943 v. u. Z. geschlossen hatte, nicht mehr gedachte und ihn nicht halten würde. Jehova hatte bei sich selbst geschworen, als er diesen Bund machte, und er wird ihn nie brechen. Die ehebrecherische Nation Israel bewies aber, daß sie trotz ihrer Abstammung von Abraham nicht würdig war, an der Erfüllung dieses Bundes teilzuhaben. Jehova hatte zu Abraham, dem Vorvater der Israeliten, gesagt: „Erweise dich als ein Segen. Und ich will die segnen, die dich segnen; und den, der Übles auf dich herabruft, werde ich verfluchen, und alle Familien des Erdbodens werden sich bestimmt durch dich segnen“ (1. Mose 12:2, 3). „Ich [werde] dich bestimmt segnen . . . und deinen Samen bestimmt mehren . . . wie die Sterne der Himmel und wie die Sandkörner, die am Ufer des Meeres sind; und dein Same wird das Tor seiner Feinde in Besitz nehmen. Und durch deinen Samen werden sich bestimmt alle Nationen der Erde . . . segnen“ (1. Mose 22:17, 18).
Das Hauptglied des Samens Abrahams, der Messias, war noch nicht gekommen, als Samaria im Jahre 740 v. u. Z. zerstört wurde. Dieser messianische Nachkomme Abrahams war auch noch nicht gekommen, als Jerusalem im Jahre 607 v. u. Z. zerstört wurde. Doch er mußte aus Abrahams Abstammungs- oder Geschlechtslinie kommen. Jehova ließ zwar zu, daß die Feinde das Königreich Israel und das Königreich Juda stürzten, aber er mußte den natürlichen Samen Abrahams erhalten. Warum? Eben, weil aus dieser Linie der Messias kommen sollte, durch den alle Nationen der Erde gesegnet werden (Matth. 1:1-3; Gal. 3:8-29). Zu diesem Zweck bewahrte Jehova in seiner Barmherzigkeit einen Überrest reumütiger Israeliten während der siebzigjährigen Gefangenschaft, die der Zerstörung Jerusalems und dem Sturz des Königreiches Juda folgte. Er hielt an seinem Ehebund unverbrüchlich fest. Dann erweckte er den Mann, der ein Vorbild des Messias sein sollte: Cyrus, den Eroberer Babylons. Diesen Befreier benutzte Jehova, um den Überrest des Samens Abrahams in das Land Juda zurückzuführen.
Um diese Versöhnung zwischen ihm und seinem „Weibe“, seinem Bundesvolk, vorherzusagen, inspirierte Jehova seinen Propheten Hosea zu folgenden Worten: „ ‚Darum, siehe, ich überrede sie, und ich will sie in die Wildnis gehen lassen, und ich will ihr zu Herzen reden. Und ich will ihr von da an ihre Weingärten geben und die Talebene Achor als Eingang zur Hoffnung; und sie wird dort gewißlich antworten wie in den Tagen ihrer Jugend und wie an dem Tag, da sie aus dem Land Ägypten heraufkam. Und es soll geschehen an jenem Tage‘, ist der Ausspruch Jehovas, ,daß du mich Mein Mann [ischi] nennen wirst, und du wirst mich nicht mehr Mein Besitzer [baali] nennen‘ “ (Hos. 2:14-16).
Während der Gefangenschaft im Lande Babylon waren die Israeliten gleichsam in der „Wildnis“. Dort ‘überredete’ Jehova in seiner Barmherzigkeit den reumütigen Überrest, und durch liebevolle Zucht und durch die Propheten Hesekiel und Daniel ‘redete er ihm zu Herzen’. Er hatte verheißen, seiner gezüchtigten weibesgleichen Organisation ‘von da an ihre Weingärten zu geben’. Das bedeutete, daß er sie aus der babylonischen „Wildnis“ herausnehmen und sie in ihr lange verödetes Heimatland, nach Juda und Jerusalem, zurückführen würde.
Jehovas Bezugnahme auf die „Talebene Achor“ erinnerte an folgende Begebenheit: Nachdem die Israeliten bei der Einnahme Kanaans die Stadt Jericho zerstört hatten, wurden der habgierige Achan und seine Angehörigen gesteinigt. Achan hatte von der Beute genommen und so zufolge seiner Selbstsucht das Gebot Jehovas verletzt und dadurch Israel in Schwierigkeiten gebracht. Das Tal, in dem Achan gesteinigt wurde, erhielt daher passenderweise den Namen „Talebene Achor“, denn Achor bedeutet „Betrübnis“ (Josua 7:10-26). Jehovas Verheißung, seiner weibesähnlichen Organisation „die Talebene Achor als Eingang zur Hoffnung“ zu geben, wies demnach auf ihre Rückkehr in ihre Heimat hin, wo diese Talebene lag.
Wie verhielten sich nun die reumütigen Israeliten, die den Überrest der weibesähnlichen Organisation Jehovas ausmachten? ‘Antworteten’ sie auf seine Bemühungen, ‘sie zu überreden’ und ‘ihnen zu Herzen zu reden’, ja gingen sie dankbar darauf ein? Die biblische Geschichte beantwortet diese Frage mit Ja. Die Nation Israel hatte in den Tagen ihrer „Jugend“ von ganzem Herzen ‘geantwortet’. Sie hatte Jehovas Einladung, den mosaischen Bund, den Gesetzesbund, einzugehen und so seine weibesähnliche Organisation zu werden, angenommen. In ähnlicher Weise ging der reumütige Überrest im alten Babylon auf die Erneuerung des Ehebundes zwischen Israel und seinem himmlischen Ehegemahl, Jehova, ein. Zum Beweis für die Erneuerung dieses Eheverhältnisses gebrauchte Jehova Cyrus den Großen, das Vorbild des Messias, um den treuen israelitischen Überrest in dessen Heimat, nach Juda und Jerusalem, zurückzuführen.
Der in sein Land zurückgekehrte Überrest des Bundesvolkes Jehovas wandte sich nie mehr dem Baalskult oder irgendeiner anderen Form des Götzendienstes zu. Diese Israeliten bemühten sich nach ihrer Rückkehr eifrig, die Anbetung ihres Gottes und himmlischen Ehegemahls in dem Land, das er ihnen gegeben hatte, wiederherzustellen. Sie empfanden ebenso tiefe Dankbarkeit und Wertschätzung wie ihre Vorfahren, als diese von Ägypten und dessen Streitkräften befreit worden waren. Es war so, als ob sie dem himmlischen Ehegemahl Israels nähergekommen oder mit ihm vertrauter geworden wären. Unwillkürlich redete die weibesähnliche Organisation Jehova jetzt mit vertrauteren, liebevolleren Bezeichnungen an. Sie nannte ihn daher in geistigem Sinne „Mein Mann“ statt „Mein Besitzer“. Sie wollte nicht mehr das Gefühl haben, lediglich „Besitz“ oder Eigentum eines Herrn zu sein. Sie wollte das Empfinden haben, ihm eine Gehilfin zu sein, wie Eva es ihrem Mann Adam hätte sein sollen (1. Mose 2:19-24). Wie wunderbar das alles war!
Ebenso wunderbar ist die neuzeitliche Parallele hierzu. Zu welch erstaunlichen Ergebnissen hat doch Jehovas Barmherzigkeit als Folge seiner Treue gegenüber seinem geistigen Ehebund heute schon geführt! Glücklich sind die, denen seine Barmherzigkeit jetzt zuteil wird!
WIE sollte eine Frau ihrem rechtmäßigen Mann gegenüber eingestellt sein, der sie, nachdem sie ihn treulos verlassen hatte, wiederaufgenommen hat? Ja wie sollte sie reagieren und empfinden, wenn er sie danach sogar mit allerlei Liebesbezeugungen überschüttet? Sie sollte ihn wegen seiner unverdienten Güte sehr schätzen. Sie hat allen Grund, sich mehr denn je zu ihm hingezogen zu fühlen. Er müßte in ihrer Achtung gestiegen sein, und sie müßte sich bemühen, den erneuerten Ehebund nie mehr zu verletzen oder zu brechen. Ähnliche Reaktionen rief Jehovas Versöhnung mit seinem irdischen Bundesvolk hervor, und seit dem Jahre 1919 u. Z. sind solche Auswirkungen auch in bezug auf den mit Gott versöhnten Überrest geistiger Israeliten zu beobachten.
Wenn in biblischen Zeiten eine Frau ihren Ehegefährten nicht mehr „Mein Besitzer“, sondern „Mein Mann“ nannte, so verlangte dies von ihr eine Sinnesänderung, eine größere Zuneigung zu ihm. Auf hebräisch nannte sie ihn dann nicht mehr „Baali“, sondern „Ischi“ (Hos. 2:18, Leeser). Sara bewies ihre Achtung vor dem Patriarchen Abraham, indem sie ihn „Herr“ (hebräisch: Adoní) nannte. Sie war seine rechtmäßige Frau und ehrte ihn als ihren Mann. Sie betrachtete sich nicht als seine Sklavin, eine Sklavin, wie Hagar es war, ihre in Ägypten gekaufte Magd, die schließlich aus dem Hause Abrahams weggeschickt werden mußte (1. Mose 18:12; 1. Petr. 3:6). Jehova belohnte Sara für ihre hingebungsvolle Zusammenarbeit mit ihrem gottesfürchtigen Mann, indem er ein Wunder wirkte, so daß sie noch mit neunzig Jahren einen Sohn, ihren einzigen, bekam (1. Mose 21:1-7). Die gleiche Achtung, die Sara Abraham entgegenbrachte, bewies auch der Überrest der mit Gott versöhnten Israeliten Jehova gegenüber, nachdem sie im Jahre 537 v. u. Z. von Jehova aus Babylon befreit worden waren. Sie hatten das Gefühl, wieder Jehovas Organisation, sein „Weib“, zu sein. Seine Barmherzigkeit veranlaßte sie, ihn Ischi, „Mein Mann“, zu nennen.
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Jule | 07.04.11 | allgemeines | No Comments |