Die Angst überwinden – indem ich sie zulasse

Gedanken zu Jesaja 45:

Da spricht Jehova ein wichtiges Thema an: wir Menschen neigen dazu, auch mit unserem Gott zu hadern, wenn es nicht so läuft, wie wir es uns gedacht haben oder wünschen!

In Vers 9 sagt er von uns: “Wehe dem, der mit deinem Schöpfer hadert und ihn fragt, ‘was tust du?’”. Davor erzählt er, was er alles für sein Volk tun wird, und wir lesen in der Bibel ständig davon, dass er diejenigen beschützt, die treu zu ihm halten. Wir haben ja bereits im vergangenen Jahr länger darüber nachgedacht, dass wir nicht immer “auf der sicheren Seite” mit unserem Gott sind und auch Beispiele aufgeführt, die das Gegenteil bezeugen.

Aber nun kommen wir zu einem Problem, das ich persönlich schon seit einer geraumen Weile habe: ich weiss um all die Verheißungen, die uns Jehova in seinem Wort gibt und ich weiss und bin überzeugt davon, dass er dies auch kann und tut. Aber aufgrund der vielen schlimmen Dinge, die in den vergangenen Jahren bei uns passiert sind, habe ich die Zuversicht verloren, dass er dies auch bei uns tun will. Da ich aber nicht mit meinem Gott hadern will, schlucke ich dies herunter und dies macht sich dann darin Luft, dass ich nicht über meine Angst hinausgehe.

Erst Anfang der Woche fragte mich eine “alte” Freundin, wie es bei mir zu so einem Rückfall in die Phobie kommen konnte, hatte ich doch Ende 2000 meine Angst so toll besiegt, dass ich sogar nach Holland oder an die Ostsee gefahren bin und mit einem Wochenendticket ganz allein vom Harz nach Iserlohn. Selbst die ersten Jahre hier in Berlin waren super toll, wir waren laufend unterwegs, sogar bis nach Potsdam, Belitz oder zum Wildtierpark bei Zoosen. Und nun komme ich nicht mal um den See oder wenn, dann unter sehr großen Schwierigkeiten. Die Schwester, mit der ich gestern unten am See war, fragte, wie das seinerzeit bei mir angefangen hatte mit der Phobie und warum es jetzt nicht mehr klappt. Sie hat sogar mit mir auf der Bank gebetet – dennoch hat es fast die ganzen zwei Stunden gebraucht, bis der unwiderstehliche Drang zum Weglaufen nachliess.

Ich versuchte, ihr zu erklären, dass ich sehr wohl überzeugt bin, dass Jehova helfen kann und es auch tut, aber nicht mehr glaube, dass er das bei mir will. Das war etwas kompliziert, da Lucy nicht so gut Deutsch spricht und ich nicht so gut Englisch, dass ich solche Dinge in ihrer Sprache formulieren könnte.

Heute habe ich mir zwei Ansprachen von Joyce Meyer angehört und die Quintesenz war:

Der einzige Weg die Angst zu überwinden – ist, es mit Angst zu tun

Erlaube deiner Angst nicht, dein Leben zu manipulieren und einzuschränken. Lass dich durch die Angst nicht davon abhalten, Dinge zu tun, die du tun willst oder die richtig sind.

(Die Schmerzen der Gefühle überwinden und “Beherrsche deine Gefühle”)

Langsam stehe ich wieder unter Zeitdruck, denn bereits in der Besuchswoche im Mai konnten wir nicht so mitmachen, wie wir wollten – wegen der doofen Phobie – und der nächste Besuch kommt bereits Anfang August und dann noch mal Mitte bis Ende August. Diesmal wollen wir nicht wieder hier allein am See die Leute ansprechen, sondern mit dem Team in den Mauerpark gehen. Denn die opfern alle ihren Urlaub und kommen von weit her, um unsere Gruppe zu unterstützen. Und ich kann nicht einmal die kleine Distanz bis zum Mauerpark überwinden.

Aber ich merke auch, dass ich mich selbst immer mehr unter Druck setze und dieser Druck mir Kraft raubt und mir das Gefühl gibt, ich würde es nie schaffen ;-(

Warum kann ich nur nicht weiterhin so freudig und offenherzig auf meinen Gott vertrauen, wie ich es noch bis vor gut 2 Jahren getan habe? Liegt es wirklich an dem, was er zugelassen hat und dass ich dies eine niemals von IHM gedacht hätte? Mache ich mit meiner “Weigerung”, über die Angst hinauszugehen – also es trotzdem zu tun, trotz und mit der Angst – Jehova Vorwürfe darüber, was er getan (oder hier in meinem Fall “nicht getan”) hat?

Versuche ich den Vorwurf zu umgehen, indem ich ihn nicht ausspreche und mich weigere, darüber nachzudenken – und macht es sich dann wirlich in dieser Form Luft?

Als ich am Wochenende auf der Suche nach einigen Traktaten und Broschüren war, die wir in den Besuchswochen im August verwenden könnten, bin ich auch über eine ganz besondere gestolpert, sie hieß: “Von mir aus ist diese Sache geschehen” und geht auf das Gute ein, das ja auch durch solche Erfahrungen bewirkt wird.

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in dem Buch “Lege deine Nerven in Gottes Hand” geht der christliche Nervenarzt darauf ein, dass oftmals Egoismus die Wurzel für unsere Probleme ist: So ist ein Mensch, der sich selbst ständig beobachtet, ob nicht Schlimmes mit ihm und seinem Körper passiert, ständig mit sich selbst beschäftigt und sieht daher nicht das, was um ihn herum passiert und viel wichtiger ist. Denn solche Personen – ich zähle mich schamvoll dazu – sind in der Regel pumperlgesund und das bin ich auch, wenn man von der Arthrose absieht, die meine ganzen Gelenke befallen hat. Aber nicht sie plagt mich so sehr, sondern die meisten Schmerzen sind Verspannungsschmerzen – aufgrund anhaltender Spannung und Besorgnis. Auch Personen, die ständig wütend und gereizt sind, haben das Problem, dass sie sich selbst und ihr eigenes Befinden viel zu wichtig nehmen.

In der einen Ansprache von Joyce Meyer vorhin sagte sie etwas Ähnliches, wie Thom: wir denken viel zu viel darüber nach, was wir tun, anstatt es zu tun. Es steht uns nicht zu, morgens beim Aufwachen zu sagen “ich bin noch müde, ich bleibe liegen” – wenn wir einem Beruf nachgehen. Und es kann auch nicht angehen, dass ich ständig sage “wir können da nicht mitmachen, weil es mir nicht gut geht und ich Angst habe”, denn ich entscheide dann für meinen Mann mit und im Mai auch für die ganze Gruppe, die sich dann zum Nachteil aller anderen genötigt sah, den Ansprechdienst hier an den See zu verlegen. Das ist sehr egoistisch und ich habe ehrlich gesagt noch nie darüber so richtig nachgedacht.

Auch gestern mit Lucy – sie wäre gern mit mir um den See geschlendert, mal hier und mal dort eine kurze Rast. Und was hat sie bekommen? Auf der ersten Bank war Schluß. Gut, sie war es, die die Bank vorgeschlagen hatte und es hätte vielleicht eher ganz rum geklappt, wenn wir durchgegangen wären – so wie ich es dann mit Thom mache. Aber eigentlich ist es Blödsinn, ich hätte nur einfach gehen müssen. Ich wäre ganz bestimmt nicht tot umgekippt und wenn ich mich dabei unwohl gefühlt hätte, dann wäre es mein Problem gewesen. So habe ich es aber zu ihrem Problem gemacht und das war nicht fair.

Ein Punkt, den mir meine Tochter heute vorwirft – sie hatte wegen mir und meiner blöden Panik wirklich auf vieles verzichten müssen und am Anfang hier in Berlin habe ich mich geschämt, dass ich all die Dinge mit meinem Mann und der Stieftochter unternommen habe, auf die sie seinerzeit verzichten musste, weil es nicht ging. Ich hatte Angst!

In mehreren Ansprachen von Joyce Meyer habe ich die Geschichte einer Frau gehört, die Zeit ihres Lebens ihre Wohnung nicht verließ und sich bei einer Freundin darüber ausheulte, wie arm dran sie doch sei, so zu bedauern. Die Freundin hörte sich das an und fragte dann: “Warum tust du es denn nicht?”, “weil ich Angst habe”. “Wenn das so ist”, überlegte die Freundin, “warum tust du es dann nicht mit der Angst?”

Ja, warum tue ich es nicht? Weil ich das Gefühl der Angst nicht haben will. Es ist zu schmerzhaft für mich und fühlt sich für mich zu bedrohlich an. Aber es ist weder gefährlich, noch bedrohlich und wenn ich meinen Verstand einschalten würde, dann müsste ich mich eigentlich selbst ohrfeigen – denn ich weiß es aus Erfahrung. Seit Ende 2000 ist es nicht mehr nur etwas, was mir Ärzte und Psychologen sagen, sondern ich habe es selbst erlebt: die Angst tut mir nichts und wenn ich mich darauf einlasse, dann geht sie von selbst wieder weg. Der beste Trick war schon immer: mutig der Angst entgegen zu gehen und sie herauszufordern. Denn das mag sie überhaupt nicht und verschwindet in der Regel. Aber weil ich in der letzten Zeit so viele schmerzhafte Erfahrungen damit gemacht habe, weigere ich mich wohl innerlich, den richtigen und so wichtigen Schritt zu tun. Auf Kosten meiner Umwelt.

Statt dessen bin ich enttäuscht von meinem Gott, dass er mich so hängen lässt, wie es sich für mich anfühlt und dass er all die schlimmen Dinge zugelassen hat. Dabei liegt es jetzt ganz allein an mir. Niemand kann mir das abnehmen, ich muss es ganz allein tun. Jehova sichert mir in seinem Wort zu, dass er mich nicht allein lassen wird und dass er es nur soweit zulassen wird, wie ich es auch ertragen kann. Aber er fordert mich auf, den Schritt zu tun Wieder ein Gedanke, den ich aus den verschiedensten Ansprachen kenne, sei es von Bayless Conley, John Angelina oder Johannes Harl. Alle sagen das selbe: du musst schon den Schritt tun, das kann dir niemand abnehmen!

Dies wird auch sehr anschaulich in der neuesten Ansprache von Joyce Meyer gezeigt, wo sie den “Fels” wegrollt – “Rollt den Stein beiseite”

Wie kann ich mich bei Jehova darüber beschweren, dass ich aus dem Loch nicht herauskomme, wenn ich selbst nicht bereit bin, den entscheidenen Schritt zu tun? Wie haben wir heute gehört? “Der einzige Weg aus der Angst heraus ist es, es mit der Angst zu tun”

Jule | 07.24.13 | eigene Gedanken zum Geschehen, Fragen, die ich mir gestellt habe, Nachforschungen zum Bibellesen, Vorträge | No Comments |

Davids Schule als König

2. Samuel 1.

David hatte sich nach seiner Rückkehr von dem Beutezug zwei Tage in Ziklag aufgehalten ehe er Kunde vom Tode Sauls erhielt. Denn es war am „dritten Tage“, daß ihm dieses Ereignis und die näheren Umstände von einem Amalekiter berichtet wurden, welcher sprach: „Ich trat zu ihm hin und tötete ihn, denn ich wußte, daß er seinen Fall nicht überleben würde. Und ich nahm das Diadem, das auf seinem Haupte, und die Armspange, die an seinem Arme war, und habe sie zu meinem Herrn hierher gebracht.“ Aber wie nimmt David diese Kunde und die Trophäen auf? Er „faßte seine Kleider und zerriß sie … Und sie klagten und weinten und fasteten bis an den Abend“, Und was den Überbringer betrifft, – David befahl seine sofortige Hinrichtung. Wenn Gottes Gericht sein Volk trifft, mag das Gericht auch noch so verdient und von den Getreuen vorausgesagt sein, so ist es für die Frommen doch immer eine ernste und ergreifende Sache. Kein wahrer David konnte in einem solchen Augenblick an den Vorteil denken, der aus dem Geschehen für ihn erwachsen mochte. Die Seele versucht vielmehr, den Grund des göttlichen Eingreifens zu ermessen, und das Gefühl, daß Gott handelt, bringt das eigene Ich zum Schweigen. Wie viele und schwere Stürme hatten Davids Geist in jenen drei Tagen geübt! Er hatte nicht nur die besondere Barmherzigkeit des Herrn sich selber gegenüber erfahren, sondern er wird nun mit diesem einzigartigen Gericht bekanntgemacht, das ihn in der Verbindung mit Israel so stark beschäftigt, daß er im Augenblick dessen Bedeutung für seine eigene Stellung übersieht. überdies konnte er es nicht zulassen, daß der Amalekiter, der die Nachricht überbracht hatte, weiterleben sollte. Denn er bewies seinen Anspruch auf den Thron gerade in seinem unnachgiebigen Kampf gegen die Amalekiter, im Gegensatz zu Saul, dessen Königtum von Jehova verworfen wurde, weil er Amalek verschont hatte (1. Sam 15), und der nun, unter Gottes unfehlbarer Vergeltung, durch einen Amalekiter getötet und seines königlichen Schmucks beraubt worden war, Es stand daher in Übereinstimmung mit Gottes Wegen und Willen, daß David sein Anrecht auf den Thron durch unbeugsame Rache an Amalek beweisen sollte. Zweifellos führte der Herr in Seiner Gnade eine solche Erbitterung Davids gegen den Feind Israels schon herbei, bevor David den Thron erreichte, indem Er den Amalekitern gestattete, David an der empfindlichsten Stelle zu verletzen. Treuer Gott, dies ist oftmals Deine gnädige Handlungsweise

2. Samuel 2.

Für die gottselige Seele ergibt sich stets ein neues Verlangen nach Gottes Rat und Führung, wenn Schwierigkeiten oder Widerstände hinweggeräumt werden, denn die Seele bedarf dann der Anweisung, wie die gegebenen Vorteile richtig zu nützen sind. Wenn es an Urteilskraft mangelt, kann oft großer Verlust entstehen. David befragte daher „Jehova und sprach: Soll ich in eine der Städte Judas hinaufziehen?

Und Jehova sprach zu ihm: Ziehe hinauf. Und David sprach: Wohin soll ich hinaufziehen: Und er sprach: Nach Hebron.“ Welche einfache, glückliche und lehrreiche Abhängigkeit! Wie anders ist seine Verfassung, wo er jetzt Ziklag verläßt, gegenüber der Verfassung, in der er es damals betrat! Wie gesegnet ist die Frucht der göttlichen Zucht, die er nun genießt als er hinaufzieht nach Hebron, geleitet und aufrechterhalten durch die klare Anweisung Gottes! Welche Kraft und Schlichtheit kennzeichnen den Wandel des Mannes, der sich auf die Anweisungen Gottes stützt! David zieht nach Hebron, und „auch seine Männer, die bei ihm waren, hieß David hinaufzuziehen, einen jeden mit seinem Hause“. Wenn mein Vertrauen auf Gott durch die alte Natur nicht behindert ist, so umfaßt es alle Dinge, die mich betreffen. Ich erkenne, daß Gottes Anteilnahme an mir alle meine Bedürfnisse umfassen muß, sonst wäre sie nicht völlige Fürsorge.

Wenn kein Haar von meinem Haupte ohne Ihn zur Erde fallen kann, so ist es für den Glauben offenbar, daß alles was mich betrifft, nun in Seiner Hand ruht. Von diesem Standpunkt aus handelnd, nahm David alle seine Männer mit, und jeder Mann sein Haus. Nichts Geringeres hätte dem Vertrauen auf Gottes Wort entsprochen, das zu ihm gesagt hatte: „Ziehe hinauf nach Hebron.“ Wenn wir in Glauben und Abhängigkeit beginnen, so wird jeder Umstand unseren Glauben sowohl wie die Weisheit unseres Weges bestätigen. So finden wir auch in Vers 4, daß „die Männer von Juda kamen und salbten daselbst David zum König über das Haus Juda“.

Obwohl David nun in die königliche Würde eingesetzt war, entsprach doch diese Stellung bei weitem nicht derjenigen, zu der er auserwählt und von Samuel gesalbt worden war. Sieben weitere Jahre und sechs Monate mußten vergehen, ehe die ganze Nation ihn als König anerkennen sollte (Vers 11).

Auch sollte der „Streit“ noch lang sein „zwischen dem Hause Sauls und dem Hause Davids“, obwohl David „immerfort stärker wurde“. Mit wie langsamen und gemessenen Schritten führt der Herr Seine Knechte an ihren festgesetzten Platz! Der Platz wird zweifellos in dieser Welt nie ganz erreicht, denn obwohl Paulus sagen kann: Dies eine tue ich“, so muß er doch bekennen, daß er jene gewisse Stellung noch nicht er griffen hat, die er in der Herrlichkeit einnehmen wird.  je mehr er sich aber danach ausstreckte, je besser erfüllte er seine Berufung und seinen Dienst. Wie oft wird der Knecht Gottes, wie einst David, für eine Zeit nach Hebron versetzt, das heißt -, nur in die teilweise Ausübung des für ihn vorausbestimmten Dienstes eingeführt, und wie notwendig ist dies, um in ihm die richtigen Eigenschaften hervorzurufen. Wir mögen vor Feindschaft zurückschrecken, aber wenn keine vorhanden wäre, würden wir nie die Ausflüsse der Gnade schmecken, die uns durch den Heiligen Geist mitgeteilt wird. David werden nun viele Gelegenheiten geboten, seine Befähigung für die erwünschte Stellung zu beweisen, die er nie gehabt oder wohl nie genützt hätte, wenn er sogleich den Thron über ganz Israel eingenommen hätte.

Seine erste Handlung ist, eine Botschaft der Anerkennung und Ermutigung an die Männer von Jabes-Gilead zu senden, die sich zu Saul bekannt hatten. Dies war große Gnade und die wahre Würde eines Mannes der Macht, der zum Führen und Herrschen befähigt war. Der Thron wird durch Gerechtigkeit befestigt, und der, der nicht unparteiisches Recht sprechen kann, kann nicht nach göttlichen Gedanken regieren. Ein Christ wandelt in Gerechtigkeit und Liebe, indem er allen Ansprüchen aus beidem gerecht und voll Genüge leistet, und die Schwachen und Leidenden mit dem Benötigten versorgt. David kann selbst einem Feinde das verdiente Lob geben, und dies befestigt das Gewicht seiner moralischen Stellung. Obwohl er auch durch Enttäuschungen und Irrtümer geht, wird er doch stärker und stärker und lernt dabei während der ganzen Zeit seine wahre Laufbahn vor Gott zu beschreiten.

2. Samuel 3.

Abner wendet sich im Zorn vom Hause Sauls ab (V. 9 ff) und wirbt um David, der sich bereitfindet, mit ihm ein Bündnis zu schließen unter der Bedingung, daß er ihm sein Weib Michal, Sauls Tochter, ausliefere. Es ist schwer, Davids Beweggrund für diese Forderung zu verstehen. Was auch der Grund war, diese Handlung brachte keinem von beiden Ehre ein. Wenn die Herausgabe der Michal für Davids Natur eine Genugtuung war, so muß der niedere Meuchelmord Joabs an Abner ein bitterer Rückschlag für ihn gewesen sein. Gerade, als er auf diesen Mann der Tapferkeit gerechnet haben mochte als das vorausbestimmte Werkzeug, um das erwünschte Ziel zu erreichen, wird Abner niedergestreckt. Ein tiefer Weg der Zucht lag für ihn in diesem traurigen Ereignis. Kein Wunder, daß er um Abner wehklagte. In seiner Klage bekannte er seinen eigenen abhängigen Zustand. Er muß es empfunden haben, welch ein furchtbarer Fleck auf seiner Regierung dadurch lastete, daß das Schwert seines eigenen Heerobersten auf diese Weise seine gerechte Herrschaft durchkreuzt hatte. Er mußte aber lernen, auf niemanden seine Hoffnungen zu setzen. Und selbst dieses Ereignis wendete der Herr am Ende zu seinem Nutzen. Denn das Volk nahm Kenntnis von seiner großen Trauer und empfand Wohlgefallen daran. Was Menschen als ein großes Unglück hinstellen würden, kann Gott zugunsten Seines Knechtes in das Gegenteil verwandeln, David mochte mit Recht sagen: Ich aber bin heute schwach, obschon zum König gesalbt“. Diese Demütigung aber ging nur der Erhöhung voran. Wir müssen unser Bedürfnis nach Gottes Hilfe empfinden und kennen, ehe Er uns öffentlich helfen kann.

2. Samuel 4.

Diese Begebenheit, vom menschlichen Gesichtspunkt aus ein so großes Mißgeschick, diente letztlich dazu, das Haus Sauls in bemerkenswerter Weise zu schwächen, denn Isboseth wird von zweien seiner Obersten getötet. Dadurch wird Davids Rivale hinweggetan, ohne daß irgendwelche Schuld auf David fällt, was nicht so gewesen wäre, wenn die Tat mit Hilfe von Abners Schwert ausgeführt worden wäre. O, würden wir nur dem Herrn vertrauen, so würden wir sehen, daß die Dinge, die wir mit unserer schwachen Urteilskraft als uns entgegenstehend betrachten, von Ihm durchaus für uns angeordnet wurden. Der vor Gott gedemütigte und auf Ihn wartende David handelt in diesem Fall des tückischen Mordes so, wie es ihm geziemte, indem er das gerechte Todesurteil die Schuldigen treffen läßt und die nun entstandene Lage aus der Hand des Herrn annimmt. Denn das letzte Hindernis zu seiner Anerkennung als König Israels war nun hinweggeräumt.

2. Samuel 5.

„Und alle Stämme Israels kamen zu David nach Hebron … und der König David machte einen Bund mit ihnen zu Hebron, vor Jehova; und sie salbten David zum König über Israel“. In 1. Chr 12,38 werden uns der Charakter und die Eigenschaften der Menge des Volkes Israel dargestellt, die sich in Hebron versammelte, um ihn als König anzuerkennen: „Alle diese Kriegsleute, die sich in Schlachtreihen ordneten, kamen mit ungeteiltem Herzen nach Hebron, um David zum König über ganz Israel zu machen. Und auch alle übrigen in Israel waren eines Herzens, David zum König zu machen.“

So hat dieser vielgeprüfte Knecht nach einem Zwischenraum von ungefähr einundzwanzig Jahren seinen verheißenen Platz eingenommen. Die Schritte zu diesem Ziele hin waren nur langsam gewesen. Tief und mancherlei Art war seine Zubereitung für diesen Platz. Nicht der geringste Teil dieser Zucht fiel in die Zeit der letzten siebeneinhalb Jahre, in denen er nur im teilweisen Besitz des Königtums war. Nun, wo er das Ziel erreicht hat, wollen wir festzustellen suchen, wie er den Platz ausfüllt. Dabei müssen wir immer daran denken, daß seine Unterweisung weiter fortgesetzt wird, jetzt zwar unter anderen Umständen.

2. Samuel 6.

Die erste uns berichtete Handlung Davids, nachdem er auf den Thron erhoben ist, ist sein Versuch, die Lade Gottes zurückzubringen. Ein aufrichtiger und Gott gemäßer Wunsch, denn dem Herrn die Erstlinge unseres Gutes zu bringen ist die natürliche Handlungsweise der Seele, die die Segnungen bewußt aus Gottes Hand empfängt. Aber wie oft verderben wir die Ausführung unserer besten Absichten infolge des Einflusses unserer Umgebung. Sie, mit der wir Gemeinschaft haben, entspricht aber stets unserem eigenen praktischen Zustand. Davids Geist wünscht, die Lade Gottes heraufzubringen, „denn wir haben sie in den Tagen Sauls nicht befragt“. Indem er aber zweifellos zu jener Zeit mit den Heeresobersten stark in Anspruch genommen ist, die für ihn das Mittel gewesen waren den Thron zu erreichen, befragt er diese über die Rückführung der Lade, statt sich an Jehova zu wenden. Die Folge ist, wie es stets so sein wird, daß ein menschlich erdachter Plan zur Ausführung kommen soll. Ein von Rindern gezogener Wagen wird für die Überführung bestimmt, statt die Lade nach göttlicher Anweisung von Leviten tragen zu lassen. Was konnte aus dieser Handlungsweise anderes erwachsen als Gericht in der Offenbarung der Heiligkeit Gottes? Ussa wird getötet, ein Schlag für David, der ihn daran erinnerte, daß Jehova nahe war, und daß David, wenn er die Werke Gottes ausführen wollte, dies nur nach den Gedanken Gottes tun konnte. David scheint dies aber nicht sofort erfaßt zu haben. Wir lesen, daß er darüber „entbrannte“, daß er sich vor Jehova fürchtete und sprach: „Wie soll die Lade Jehovas zu mir kommen?“ Überdies ließ er die Lade drei Monate lang im Hause Obed-Edoms, des Gathiters.

1. Chronika 1316.

Hier lesen wir von zwei Kämpfen Davids gegen die Philister zwischen seinem ersten Versuch, die Lade heraufzuholen, und der schließlichen Ausführung. Ob die Kämpfe tatsächlich zu jenem Zeitpunkt stattfanden, oder so anzusetzen sind, wie im Buche Samuel berichtet wird, mag fraglich sein. Der Geist Gottes gibt uns aber in der Chronika stets die moralische Reihenfolge der Ereignisse. Ich bin daher davon überzeugt, daß sie uns dort in dieser Anordnung berichtet werden, um uns die Lektion zu zeigen, die David damals lernen mußte. Daß er sie das erste Mal nicht beobachtete, brachte ihn zu Fall. Wenn er das Wesen und die Größe der Macht Gottes aufrichtig und tief empfunden hatte (wie zu Baal Perazim, wo Gott den Feind durchbrach „gleich einem Wasserdurchbruch“, als Antwort auf die einfältige und gesegnete Abhängigkeit, mit der David Ihn befragte und sich von Ihm Schritt um Schritt führen ließ), so wäre ihm die Trauer und Demütigung von Perez-Ussa erspart geblieben. Selbst wenn wir große Siege über die Welt errungen haben, ach, wie oft vermengen wir dann unsere Anbetung mit irgendwelchen weltlichen Bestandteilen, die unsere aufrichtigen Absichten zunichte machen. Wenn ich nicht völlig erkenne, daß die Welt und jede Verbindung zu ihr beiseite gesetzt sind, werde ich sicherlich irgendwelches von ihr entlehntes Gedankengut beibehalten, das dann der Wahrheit und Gnade Gottes zuwiderläuft. Im ersten der beiden Kämpfe wird David gezeigt, welchen persönlichen Sieg Gott Seinem Knecht schenkt, wenn er Ihm vertraut; denn er hatte den Herrn in der gleichen völligen Abhängigkeit befragt, wie zur Zeit seines Aufenthaltes als Flüchtling in der Wüste Maon. Abhängigkeit ist aber um so kostbarer, wenn unsere Stellung derart ist, daß sie, menschlich gesprochen, die Abhängigkeit von Gott unnötig erscheinen läßt. Gott hatte verheißen, die Philister in seine Hand zu geben, und die Niederlage war so groß, daß David sagte: „Gott hat meine Feinde durch meine Hand durchbrochen, gleich einem Wasserdurchbruch. Daher gab man jenem Ort den Namen Baal-Perazim“. Es ist aber eine Sache, zu fühlen und zu wissen, daß ich persönlich der Welt gegenüber siegreich bin (vorher kann ich keine Ruhe finden), und eine ganz andere Sache, zu erkennen, daß Gott es ist, der mir Sieg schenkt, das heißt, daß Er mir meine Feinde unterwirft, und, noch weitergehend, daß ich erst in Tätigkeit treten und zum Kampfe vorgehen kann, wenn das „Daherschreiten“ Gottes gehört wird (1. Chr 14,15). Denn dann weiß ich, daß Er „vor mir ausgezogen ist, um das Heerlager der Philister zu schlagen“.

Dies waren die gesegneten Erfahrungen, durch die der Herr Seinen Knecht führte. Sie reichten wahrlich aus, ihn davon abzuhalten, sich dadurch zu erniedrigen, daß er sich Formen und Ideen der Philister aneignete, anstatt Jehova und Sein Wort zu befragen!

Im Verlauf von drei Monaten, in denen David gewarnt, gezüchtigt und so gnädiglich belehrt worden war, hört er von dem Segen, der auf Obed-Edoms Haus aus der Gegenwart des Gottes kam, Dessen Heiligkeit vor so kurzer Zeit sich im Gericht gezeigt hatte, um die Anmaßung des Fleisches hinwegzufegen. Und er trifft Vorbereitungen, um die Lade Gottes in die Stadt Davids mit Freuden hinaufzubringen. Er macht eine Ankündigung, die tatsächlich ein Eingeständnis seines eigenen Fehlers ist: „Die Lade Gottes soll niemand tragen als nur die Leviten; denn sie hat Jehova erwählt, um die Lade Gottes zu tragen und seinen Dienst zu verrichten ewiglich“. Die Einzelheiten dieses lehrreichen Vorfalls finden wir in 1. Chronika 15+16, und wir tun gut, die Gesinnung Davids bei dieser Begebenheit zu beachten. Er handelt sowohl als Priester wie als König, er gibt Befehle und Anordnungen für alles, er ist überdies selber mit einem Ephod und einem Gewand aus feinem Leinen bekleidet, und er tanzte vor Jehova mit all seiner Macht. Welch einen Unterschied gegenüber seinem ersten Versuch, die Lade hinaufzubringen, sehen wir hier, in Macht, Zeugnis und Freude des Herzens! Wie eindrucksvoll ist das Glück des Herzens, das sich mit dem Herrn beschäftigt, und wie gleichgültig ist ihm alle fleischliche Geringschätzung! Dies muß der glücklichste Augenblick in Davids Leben gewesen sein, und zugleich ein Augenblick höchster Ehre, als er sagte: Stehe auf, Jehova, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Stärke!“ Und damals war es, daß er „zum ersten Male Asaph und seinen Brüdern auftrug, Jehova zu preisen“ (1. Chr 16,7-36).

Ein strahlender und gesegneter Augenblick, nach all seinem Kummer und aller Zucht! Fülle der Freude gibt ihm seine Beschäftigung mit dem Herrn, und mit göttlichem Geschick ordnet er alle Einzelheiten des levitischen Dienstes an! Die Szene wird durch keinen Mißton gestört, außer durch die Tochter Sauls, deren Herz nicht in Einklang mit der ganzen Szene ist, so daß sie kein Mitgefühl mit David haben und kein Verständnis für ihn aufbringen kann, denn sie verachtete ihn in ihrem Herzen. So muß David in dieser Stunde der Freude durch eine unangemessene Verbindung leiden. Und wie oft ist dies der Fall! Mancher führt einen annehmbaren Wandel in dem verdunkelten Licht der bekennenden Christenheit, verrät sich aber bald, wenn er in das helle Licht der Gegenwart Gottes gestellt wird. Wenn dieser Zwischenfall aber eine Wolke am getrübten Himmel über Davids Haupt war, so barg sie zugleich eine Segnung und Befreiung für ihn. Denn diese ungleiche Verbindung sollte ihn nun nicht weiter fesseln. Die Trennungslinie wird von nun an für immer zwischen ihnen gezogen. In der Wüste hatte Gott ihm eine Abigail gegeben, eine verwandte Seele, um seine Verwerfung zu teilen. Und jetzt, als er die Lade Gottes zu ihrer Ruhe auf dem Berge Zion geleitet, unter der grenzenlosen Freude einer Seele, die über die Erhebung Jehovas jubelt, da bricht er das letzte Bindeglied zur Welt. Seine heilige Freude entfremdet ihm das Herz derjenigen, deren innerster weltlicher Sinn sich hier offenbart.

Es erscheint wahrscheinlich, daß David den 30. Psalm aussprach, als er sich „wandte, um sein Haus zu segnen“ (1. Chr 16,43). Da konnte er sagen: „Meine Wehklage hast du mir in einen Reigen verwandelt, mein Sacktuch hast du gelöst und mit Freude mich umgürtet“. Er war nun zur Höhe des Wohlergehens aufgestiegen und konnte sagen: „Ich werde nicht wanken ewiglich“. Seine Seele erfreute sich in Einfalt alles dessen, was ihm aus Gottes Hand zuteil wurde. Und hier ruft er aus: „Ich will dich erheben, Jehova, denn du hast mich emporgezogen und hast nicht über mich sich freuen lassen meine Feinde.“

1. Chronika 17.

In diesem Geiste war es, daß David in seinem Hause saß und zu Nathan, dem Propheten, sprach: „Siehe, ich wohne in einem Hause von Zedern, und die Lade des Bundes Jehovas wohnt unter Teppichen‘. Es war das durchaus natürliche und fromme Gefühl einer Seele, die in so lebendiger Weise die Liebe und Güte des Herrn genoß, und als solches wurde es von Nathan gelobt. Es entsprach jedoch nicht den Gedanken des Herrn, und wir lernen daraus, daß die aufrichtigsten und scheinbar geistlichsten Wünsche und Absichten nicht vertrauenswürdig sind und nicht ausgeführt werden dürfen, ehe wir direkte Anweisung vom Herrn erbeten haben. „Und es geschah in selbiger Nacht, da geschah das Wort Gottes zu Nathan also: Gehe hin und sprich zu David, meinem Knechte: So spricht Jehova: Nicht du sollst mir das Haus zur Wohnung bauen…« Und der Herr fährt fort, ihm zu sagen, wie Er Seinem Knecht ein Haus bauen wird! Wenn unser Becher überfließt, sind wir geneigt, auf der Höhe der Freude, die Gottes Güte uns gewährt, uns einen Dienst für Ihn vorzunehmen, zu dem wir gar nicht geeignet sind, obwohl die Absicht durchaus lauter sein mag. Gottes Wort weist uns aber stets unseren richtigen Platz zu, wie es hier David gegenüber geschieht, wobei ihm noch eine erweiterte und wunderbare Enthüllung der Anteilnahme des Herrn an ihn persönlich gezeigt wird. Es ist gut, großen Eifer für die Ehre des Herrn zu haben, aber Sein Wort, das unsere ungeeigneten Pläne korrigiert, wird uns sicherlich auch Seine eigene unermeßliche Anteilnahme an uns enthüllen. Dieses lernt David hier, und nun kann er hingehen und sich vor Jehova niedersetzen in voller Gemeinschaft mit den Gedanken des Herrn, und in jener Beiseitesetzung seiner selbst, die allein durch die Gegenwart des Herrn hervorgerufen wird. Wie sehr wir Ihn auch für Seine Gaben preisen, und diese wirklich aus Seiner Hand empfangen mögen, so sind wir doch fähig, wenn wir im „Hause der Zedern“ sitzen, unsere gebührende Berufung und Stellung mißzuverstehen. Setzen wir uns aber „vor Jehova nieder“ und lauschen Ihm, wie Er uns Seine Gedanken enthüllt, und uns Seine Anteilnahme an uns bezeugt, so wird alles an seinen richtigen Platz gerückt und wir rufen aus. „Wer bin ich, daß du mich bis hierher gebracht hast?“

1. Chronika 18.

Nach diesem unterwirft David die Philister, schlägt Moab, und den König von Zoba bei Hamath, als er hineinzog, um seine Macht am Strome Euphrat zu befestigen. Der Herr behütet ihn, wohin immer er sich wendet. David legt Besatzungen in Edom und die Edomiter werden seine Knechte; die Syrer fliehen vor Israel, sie wollten den Kindern Ammon nicht mehr zu Hilfe kommen. Kurz, der Herr schenkt David in beispielloser Art den vollen Segen des Erfolges und Wohlergehens. Wie stellt sich David zu diesen Segnungen? Er war in zweifacher Weise gesegnet worden, geistlich und zeitlich. Geistlich, als er in die Gemeinschaft mit Gottes Gedanken und Absichten eingeführt wurde, Gottes grenzenloses Interesse an seiner Person erkannte und seine unvollkommenen Wünsche sich in der Unbegrenztheit der göttlichen Verheißungen und Absichten verloren. Zeitlich in Segnungen, in der Erhabenheit der Wege Gottes und Seiner Gaben für Seinen Knecht. Ist er fähig, dies alles zu ertragen? Feindschaft stellt den Charakter auf die Probe, indem sie die Hilfsquellen in uns selbst herausfordert. Wohlergehen aber stellt das Fleisch und die Kraft der Selbstbeherrschung auf die Probe. Bei Feindschaft strengen wir alle Kräfte an und wollen sie beweisen, um aus der schwierigen Lage herauszukommen. Wohlergehen dagegen bietet uns Gelegenheit, unseren natürlichen Neigungen die Zügel schießen zu lassen.

2. Samuel 11.

Gott hatte David auf wunderbare Weise gezeigt, wie überreich und freigebig Er Seine Hand auftun konnte um ihn zu segnen, Sein Wohlstand war grenzenlos. In diesem Zustand bietet sich seinem Fleische eine Gelegenheit. Er fällt.

Mit welchem Eifer hascht das arme Herz nach Wohlergehen und Gnade und vergißt dabei, daß solche Geschöpfe, wie wir es sind, keine neue Gnade erlangen können ohne gleichzeitig einer neuen Prüfung für das Fleisch ausgesetzt zu werden. Und je mehr wir in den natürlichen Dingen unserer Umgebung ruhen, je größer ist die Gelegenheit für unser Fleisch, sich zu zeigen. Der Herr weiß, daß die Quelle des Bösen vorhanden ist. Und obwohl wir so sehr gedemütigt werden durch die Aufdeckung des Bösen, so ist diese Bloßstellung doch nötig, damit uns die Quelle gezeigt werde. In Wirklichkeit sind wir unter Gottes einsetzendem Gericht nicht schlechter als vorher, denn Er wußte von Anfang, wozu wir fähig waren.

Von seiner Sünde wahrhaft überführt, ist David nun, wie wir in Psalm 51 sehen, niedergebeugt und sein Geist demütig und „zerbrochen“ in der Erkenntnis seiner eigenen Verderbtheit. Er hatte bereits vorher einen demütigen und zerbrochenen Geist gezeigt als Folge der bloßgestellten Schwachheit seiner Natur. Nun zeigt sich dieser Geist in der tiefen Erniedrigung durch die Verderbtheit seiner Natur. In seinem Bekenntnis hierüber gibt er dem Schrei aus dem Herzen Israels an jenem Tage Ausdruck, wenn es „den anschauen wird, welchen es durchstochen hat“ und vor Ihm gedemütigt wird in bezug auf seine „Blutschuld“. Wie schmerzlich dieser Augenblick auch sowohl für David wie für Israel ist, so wird doch beiden gerade in diesem Augenblick das Heil Gottes am völligsten geoffenbart. Denn je tiefer ich gesunken bin, um so kostbarer ist mir die Befreiung.

David wird hiernach durch Gottes wunderbare Gnade in eine tiefere Erkenntnis des Heils eingeführt. Er lernt erkennen, was Gott für den Sünder ist, aber auch, daß Sünde gegen unseren Nächsten durch zeitliche Züchtigung heimgesucht werden muß. Gott ist gerecht in Seinen Regierungswegen mit den Menschenkindern, und der, der sich gegen andere versündigt, muß auch öffentlich bestraft werden. Viele sündigen nur gegen Gott und erleiden dann Strafe an ihrem Fleische, eine Züchtigung, die zwischen ihnen und Gott ausgeführt wird. Wenn durch die Sünde aber andere Schaden erleiden, so muß die Züchtigung eine öffentliche sein.

2. Samuel 12.

Davids Kind stirbt. Aber bald zeigen sich wieder die gesegneten Früchte der Zucht in seiner Seele. Sie ist wieder in Abhängigkeit und Unterordnung. Während das Kind noch lebte, flehte er um seinetwillen zum Herrn. Während er zwar weit entfernt davon ist, die Zucht des Herrn zu verachten, empfindet er sie dennoch offenbar äußerst schmerzlich. Als das Kind aber gestorben ist, erkennt er den Ratschluß Gottes in völliger Unterwerfung an. „Da stand David von der Erde auf und wusch und salbte sich.“ Es war für ihn ein Augenblick tiefster Finsternis gewesen, denn jede Mitteilung des Herrn, um den Schmerz seines Herzens zu lindern, hatte ihm gefehlt. Ich glaube, daß dies allgemein der Fall ist, wenn wir unter Gottes Züchtigung leiden. Es ist notwendig, daß wir den gerechten Zuchtweg Gottes empfinden. Und während wir durch die Züchtigung als Folge unserer Sünde hindurchgehen, sind wir uns keines Lichtes und keiner Gemeinschaft bewußt. Wir dürfen jedoch aus der Züchtigung mit erneuerter Kraft und Stärke hervorgehen, wie es bei David der Fall war. Denn wir finden ihn gleich darauf im Kampf gegen Rabba (Vers 29) im vollen Sieg. Er betritt wieder den rechten Pfad, und Ehre und Segnungen werden ihm wieder zuteil. Gott zeigt ihm, so unbeugsam Er auch im Gericht ist, daß Seine Liebe und Fürsorge David gegenüber unverändert geblieben sind.

Trotzdem war der Urteilsspruch ergangen und von Nathan (Verse 10 u. 11) verkündet worden: „So soll von deinem Hause das Schwert nicht weichen ewiglich.“ Obwohl Davids Seele an der Frucht seiner Sünde so bitter gestraft worden war, weil er sich nicht selbst gerichtet hatte, und obwohl er nun auch soweit wiederhergestellt war, so mußte er weiterhin die Züchtigung der gerechten Regierungswege Gottes erdulden, die ihn vor den Menschen demütigten.

2. Samuel 13+14.

Damit gelangen wir zu jenem Abschnitt seiner Geschichte, in dem er infolge des Bösen seiner eigenen Kinder durch Trübsal und Demütigung geht, Es gibt wohl keine empfindlichere Weise, wie einem Mann das Gefühl des Bösen in der eigenen Natur zum Bewußtsein gebracht und wie er tiefer vor den Menschen gedemütigt werden kann. Mängel in der Selbstzucht eines Elternteiles werden sich an seinen Kindern offenbar machen, und von ihren jüngsten Kinderjahren an wird er in schmerzlicher Weise erfahren müssen, was in seiner eigenen Natur unterdrückt und gekreuzigt werden muß, obwohl er möglicherweise niemals genau die gleichen Sünden begangen hat, die sich an seinen Kindern zeigen. Kinder bilden die Fortsetzung des Lebens der Eltern hier auf Erden und zeigen deutliche Abbilder von deren Natur.

Ich halte dafür, daß Amnon gemäß dem Gesetz für seine Sünde den Tod hätte erleiden müssen (Kap. 13, 4). David versäumt es, „gerecht und in der Furcht Gottes‘ “ zu regieren. Das Gericht ereilt Amnon durch die Hand seines Bruders Absalom, der wegen dieser Mordschuld aus dem Königreich entflieht. David gibt der Strategie Joabs nach und ist so schwach, nicht nur die Rückkehr Absaloms zu gestatten, sondern ihn nach einiger Zeit wieder in seine Gunst aufzunehmen (Kap. 14).

Es dauert nicht lange, bis diese Schwäche und Ungerechtigkeit die bittersten Früchte trägt. Denn wenn wir ungerechterweise jemand verschonen, um damit unseren eigenen Gefühlen nach zugeben, so setzen wir uns stets dem Bösen der Natur aus, das wir hätten eindämmen und verurteilen sollen.

2. Samuel 15.

Nach der Mitteilung über die Aufnahme Absaloms durch seinen Vater führt uns bereits der nächste Vers in Absaloms Absichten der Empörung und Ermordung seines Vaters ein (Kap. 15,1).

David muß nun fliehen. Was für ein trauriger und demütigender Anblick, ihn zu sehen, der zu solcher Ehre und so hoher Stellung erhoben worden war, wie er nun vom Throne steigt und Jerusalem verläßt vor den Wogen des Tumults und Aufruhrs, der von seinem eigenen Sohn hervorgerufen und genährt wird! Er war schon einmal durch einen ähnlichen Augenblick geschritten, aber unter anderen Umständen. Das Leid von Ziklag war ebenfalls eine Zuchtmaßnahme, aber dort war es auf allen Seiten der Mensch gewesen. Hier dagegen geht es um den Verlust Jerusalems, des Berges Zion, den er liebte, seiner Stellung und alles anderen, und nicht durch die Hand der Amalekiter, sondern durch die seines eigenen Sohnes.

Doch er gibt alles auf, indem er den Ausgang in eine andere Hand legt: „Wenn ich Gnade finde in den Augen Jehovas, so wird er mich zurückbringen und mich sie (die Lade Gottes) und seine Wohnung sehen lassen…“ „David aber ging die Anhöhe der Olivenbäume hinauf und weinte, während er hinaufging; und sein Haupt war verhüllt, und er ging barfuß.“ Wie sehr die Züchtigung jener Stunde in seine Seele eindrang, wird uns in Psalm 3 gesagt: „Viele sagen von meiner Seele: Es ist keine Rettung für ihn bei Gott!“ Aber was folgt dann? „Mit meiner Stimme rufe ich zu Jehova, und er antwortet mir von seinem heiligen Berge!“ Der wahre Wert der Trübsal und Prüfung besteht darin, die Seele zu einem einfältigen Vertrauen auf Gott zu führen. David hatte hierin gefehlt. Während er damals in den ihm verordneten Dienst nicht hinausgezogen war, und sich dadurch selbst in Versuchung und Sünde brachte (Kap. -ii, :t), wird er nun durch seinen eigenen Sohn in einen Krieg hineingerissen. Wenn wir vor dem Dienst zum rückschrecken, zu dem wir berufen werden, bringen wir uns nicht nur selber in Schwierigkeiten, sondern wir beweisen, wie einst Jona, daß wir ein tieferes Geübtwerden der Seele nötig haben, um für unsere Berufung tauglich gemacht zu werden. In dem widernatürlichen und bitteren Kampf erneuert David, der leidende Knecht, sein Vertrauen auf Gott.

2. Samuel 16.

Und von dem Augenblick an, wo er sagen konnte: „Ich legte mich nieder und schlief“ (Ps 3,5) verlief alles günstig für ihn. (Ich fühle mich veranlaßt, diese Worte an die Stelle zu setzen, wo es heißt: „Und der König (David) und alles Volk, das bei ihm war, kamen ermattet an, und er erholte sich daselbst“, Vers 14. Er sagt: „Ich erwachte, denn Jehova stützt mich. Nicht fürchte ich mich vor Zehntausenden des Volkes, die sich ringsum wider mich gesetzt haben.- Wenn wir auf Grund unseres Vertrauens auf Gott schlafen können, dann haben wir keine Furcht vor Menschen, so mächtig oder so nahe sie sein mögen.

2. Samuel 17+18.

Ahitophels Rat wird verworfen und David kehrt nach Jerusalem zurück. Absalom aber mußte fallen.

2. Samuel 21.

David geht durch andere Trübsale. Seine Geschichte zeigt uns in erster Linie, wie fortwährend die Übung seiner Seele fortgesetzt werden muß. Nach der Befreiung von Scheba (Kap. 20) kommt eine Hungersnot über das Land, die drei Jahre nacheinander andauert. Diese führt ihn dazu, den Herrn wieder zu befragen, und Er sagt ihm, daß die Heimsuchung wegen Saul und dessen Bluthaus gekommen sei. Im weiteren Verlauf werden die Letzten dieses Hauses ausgerottet. Nach diesem entstand ein weiterer Streit mit den Philistern (Vers 15). Am Ende seiner Laufbahn, wie zu deren Anfang, steht er wieder einem Riesen gegenüber – nicht demselben Riesen, denn was wir einmal wirklich besiegt haben, brauchen wir nicht zum zweiten Male zu besiegen. Aber andere Riesen erheben sich und stellen unsere Kraft auf die Probe, und wir müssen erkennen, daß das, was dem Glauben ein Leichtes ist, demjenigen, der nicht in der Glaubensübung steht, gefährlich werden kann. Hat unser Vertrauen auf Gott nachgelassen, so ist auch unsere Widerstandsfähigkeit geringer, so weitgehend auch unsere Erfahrung und Festigkeit sein mag, David war hier „ermattet“; als aber der Riese „gedachte, David zu erschlagen kam Abisai ihm zu Hilfe und tötete den Philister.

2. Samuel 24 u. 1. Chronika 21.

Noch eine weitere Zucht besonderer Art ist notwendig für diesen schon so viel gezüchtigten Knecht, und zwar am Ende seines Lebens. Manche Jahre waren verflossen, seitdem er gewünscht hatte, dem Herrn ein Haus zu bauen – ein Wunsch, der an sich gut war, aber zu dessen Verwirklichung er nicht berufen war. Der Herr erlaubte daher die Ausführung nicht, obwohl Er gleichzeitig David reichlich an seiner Seele segnete durch die Offenbarung der göttlichen Anteilnahme an seiner Person. Erst am Ende seines Lebens wird ihm gezeigt, wie wenig geschickt er tatsächlich für den Bau des Hauses des Herrn war, denn er wußte noch nicht einmal, wo es gebaut werden sollte. Diese Erkenntnis wird ihm zuteil als die Frucht der göttlichen Züchtigung wegen seines Versagens. Der Platz für den Tempel wird ihm gezeigt in seinem moralischen Wert und seiner Eignung. So konnte er, indem seine Seele das Wesen jener Gnade erkannte, die die Grundlage von allem bildete, seine letzten Stunden den Vorbereitungen für den Tempelbau widmen.

Als David Ruhe hatte von allen seinen Feinden und sich natürlicherweise seiner erhabenen Stellung bewußt war, nutzt Satan dies aus, indem er ihn versucht, das Volk zu zählen, und sich dadurch seiner irdischen Hilfsquellen zu erfreuen (Kap. 24). Gott war es gewesen, Der ihn zu seiner jetzigen Stellung erhoben hatte, aber das menschliche Herz will Gottes Gaben zusammenzählen, um sich darin unabhängig vom Geber zu fühlen. Alles, was er besaß, verdankte er in einzigartiger, wunderbarer Weise Gottes Güte. So war es eine sehr offensichtliche, beschämende Wirksamkeit des Fleisches, wenn er zu Ende seiner Laufbahn seinen Wunsch öffentlich kundgab, für groß zu gelten aufgrund der Zahl seines Volkes, und nicht aufgrund des Beistandes Gottes, Der ihn bis hierher gestützt hatte. Der Herr sucht ihn diesetwegen heim, gestattet ihm aber, eine von drei Plagen zu wählen. Sind wir gestrauchelt, so ist Zucht nötig, um das Fleisch zurechtzuweisen. War die Verfehlung privater Natur, so ist die Züchtigung eine persönliche, wenn auch nicht weniger schmerzvolle; wenn sie aber öffentlicher Natur war, so muß auch die Züchtigung in der öffentlichkeit erfolgen, denn Gott erweist Seine Gerechtigkeit gegenüber allen Seinen Geschöpfen. David ist in seiner Seele wiederhergestellt, denn er erwählt die Züchtigung, welche am unmittelbarsten aus der Hand Jehovas kommt, und zeigt dadurch seine erneute Abhängigkeit.

Und nun eröffnet sich ihm ein neues und wunderbares Segensgebiet. Der rührendste Beweis der Gnade Gottes, die aus Seiner Liebe hervorströmt, ist dies, daß uns, wenn die Wiederherstellung völlig ist, stets eine weitere Offenbarung der Fülle unserer Annahme bei Ihm geschenkt wird. Als das Schwert Jehovas über Jerusalem ausgestreckt war, und David im Bewußtsein seiner Schuld ganz auf Gott geworfen war, da offenbarte Gott Seine Gnade. Der Prophet Gad wird gesandt, um ihm zu sagen, daß er hinaufgehen und einen Altar auf der Tenne Ornans, des Jebusiters, errichten solle. David hat an diesem Altar Annahme bei Gott gefunden, während er sich fürchtete, zum Brandopferaltar auf der Höhe von Gibeon zu gehen, welcher zu der ersten Hütte unter dem Gesetz gehörte. Und nun erfährt er hier zum ersten Male, wo der Standort des Tempels sein soll. Lange vorher hatte er versucht, diesen Tempel aufzurichten, – dieses Bild von dem Herrn Jesus Christus. Aber noch nie war er derart gedemütigt gewesen, daß Gott ihn über den richtigen Ort belehren konnte. Auch hatte er, wie viele von im , nicht jene Übungen der Seele gekannt und jenen Lektionen der Gnade sich unterworfen, um auch nur die Anfangsgründe der Arbeit zu kennen, für die er sich geeignet gedünkt hatte. Es ist gut, hohe und große Dienste zu begehren, aber wir müssen zubereitet sein, um sie auf göttlichem Wege auszuführen. Wenn Jakobus und Johannes begehren, im Reiche Christi zu Seiner Rechten und Linken zu sitzen, waren sie dann fähig, von dem Kelch zu trinken, den Er trank, und mit der Taufe getauft zu werden, mit der Er getauft wurde? David hat nun eine Erkenntnis der göttlichen Gnade erlangt, die ihm vorher unbekannt war. Sie befähigt ihn nun, den Ort für jenen Bau zu finden, der Christus als Den darstellte, Der es Selbst auslebte, daß die Gnade über das Gericht triumphiert. Daher konnte David sagen. „Dieses hier soll das Haus Jehovas Gottes sein, und dies der Altar zum Brandopfer für Israel.“ Und daselbst wurde der Tempel errichtet.

1. Chronika 22.

Es bleibt uns nur noch übrig, das Ende des Lebens Davids zu betrachten. Es scheint, daß er, nach der Züchtigung und Unterweisung auf dem Berge Morija, sich mit Fleiß der Zubereitung der Materialien für den Tempel widmete.

1. Chronika 2333.

Außerdem, nachdem er Salomo, seinen Sohn, als König über Israel eingesetzt hatte (Kap. 23), versammelte er alle Obersten Israels und die Priester und Leviten und teilte sie in ihre Abteilungen ein. Schöner und gesegneter Beschluß seines ereignisreichen und lehrreichen Lebens, das bezüglich des Zeugnisses in geziemender Weise durch seine Ansprache an alle Obersten Israels abgeschlossen wird! Dies ist das Ende seiner öffentlichen Laufbahn.

2. Samuel 23.

Aber welches waren seine ganz persönlichen Gedanken? In seinen „letzten Worten“ verleiht er ihnen Ausdruck. Dort hören wir über seine eigenen Gefühle und Beurteilungen über alles, – über Gottes Gnade ihm gegenüber, über seinen eigenen unvollkommenen Zustand, über die Hoffnung seiner Seele und den Gegenstand ihres Vertrauens. Und endlich seine Einschätzung der Welt in ihrer Feindschaft gegen Gott, ausgedrückt mit der Bezeichnung „Männer Belials“.

Indem wir diese hoch interessanten und erfahrungsreichen „letzten Worte“ in unserer Seele bewegen und des Kreises der Treuen und Tapferen eingedenk sind, die ihn begleitet hatten und nicht vergessen werden (Verse 8 ff), mögen wir die Geschichte des „Mannes nach Gottes Herzen“ beschließen unter dem Schall des Psalm-Gesanges: „Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl!‘ (Ps 139,14)

Jule | 04.20.13 | Bibelkommentare.de, Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

warum die lange Verfolgungszeit und all das Schlimme, das David erdultete, für seine künftige Aufgabe so wichtig war

zum Schluss dieses Buches und der langen Zeit der Verfolgung Davids, die ja nun beendet ist – hier eine Abhandlung die ich auf bibelkommentare.de gefunden habe. Der Autor macht deutlich, warum die ganze schwere Zeit der Verfolgung und des „auf der Flucht seins“ für Davids Entwicklung und Schulung als künftiger König wichtig war:

Wenn wir die Erziehungswege Gottes verstehen wollen, die David geführt wurde, ist es nötig, daß wir Den im Auge haben, Den David vorbildlich darstellte. Die Wesenszüge jenes Einen konnten von David nur angedeutet und im Vorbild dargestellt werden auf Grund göttlicher Belehrung und unter Abtötung seiner eigenen Natur. Hinsichtlich seiner Stellung war David ständig ein Bild des Herrn Jesus Christus. Da er aber ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir war, so hatte er es, je höher seine Berufung war, um so mehr nötig, daß seine alte Natur beiseitegesetzt wurde, damit er in seinem Seelenzustand seiner hohen Stellung entsprechen konnte. Wir werden daher sehen, daß das große Ziel aller Zucht, durch die er gehen mußte, war, ihn für die Stellung fähig zu machen, in die Gott in Seiner Gnade ihn berufen hatte.

Ist es nicht so auch bei uns allen? Müssen wir nicht in die Zucht genommen und zubereitet werden für jede Stellung, die Gottes Gnade uns überträgt? je höher die Gnade uns zu dem Bewußtsein ihrer selbst erhebt, je nötiger haben wir die Reinigung. Wie dies geschieht, das würde unsere persönliche Lebensgeschichte, wenn sie gewissenhaft niedergeschrieben würde, im Einzelnen ergeben. Damit wir nun lernen, Seine Zucht an uns sorgfältig und richtig zu beachten und zu beurteilen, legt uns unser treuer Gott die Geschichte Seiner Wege mit anderen niedergeschrieben vor, die den Weg vor uns gepilgert sind. Die Geschichte Davids ist eine eindrucksvolle Illustration jener wunderbaren Zucht und Ermahnung, durch die Gott erzieht, – die Unterwerfung und Beiseitesetzung unserer selbst, um alles zu unterdrücken, was Seiner Gnade und Seinen Absichten zuwiderläuft.

1. Samuel 16. David wird zuerst erwähnt, als Samuel von Gott gesandt wird, um ihn zum König an Sauls Stelle zu salben. Hier, in dem ersten uns mitgeteilten Abschnitt seines Lebens, können wir die Spuren des Charakters und der Stellung dessen sehen, der unsere Aufmerksamkeit später in so reichem Maße auf sich lenkt. Wir finden ihn, den jüngsten Sohn Jesses, abwesend von zu Hause, bei der Hut der Schafe seines Vaters in der Wüste. Dabei zeigt uns sein Angesicht – dieser untrügliche Spiegel des innersten Wesens -, welche Art von Mensch vor uns steht: Er war „rötlich, dazu schön von Augen und von gutem Ansehen“. Und als Samuel ihn gesalbt hatte, „geriet der Geist Jehovas über David von selbigem Tage an und hinfort.“

Vorbildlich stellt der gesalbte David unseren Herrn dar nach der Taufe des Johannes, als der Heilige Geist vom Himmel herniederkam und auf Ihm blieb. So wie der Herr, als eine Folge dieser Salbung des Heiligen Geistes, Seinen öffentlichen Dienst aufnahm, ebenso tritt auch David, das Vorbild, seinen Dienst nun an. Unser Herr, voller Gnade und Wahrheit, wurde dadurch umso mehr dem Bösen um Sich her ausgesetzt. Und bei David, sobald der Geist Gottes auf ihn gekommen war, „wich der Geist Jehovas von Saul, und ein böser Geist von Jehova ängstigte ihn-. David ahnte sicher nicht, als der Geist auf ihn kam, daß sein erster Dienst als der Mann. Gottes es sein würde, die Gewaltsamkeit, die geistliche Gewalttätigkeit zu besänftigen, die sich in dem Haupt des Königreichs zeigte. Es war Saul geraten worden, einen Mann zu suchen, der des Lautenspiels kundig war, um den bösen Geist von ihm zu vertreiben. Und gerade der, der für diesen Dienst vorgeschlagen wird, ist David. Er wird in angemessener Weise beschrieben als einer, der des Spielens kundig ist, und ein tapferer Held und ein Kriegsmann, und der Rede verständig und ein schöner Mann; und Jehova ist mit ihm.“ – „Und es geschah, wenn der Geist von Gott über Saul kam, so nahm David die Laute und spielte mit seiner Hand; und Saul fand Erleichterung, und es wurde ihm wohl, und der böse Geist wich von ihm.“ Für David, den gesalbten König Gottes, war das ein scheinbar geringer Dienst, könnten wir sagen. Aber was für ein moralisches Vorrecht! Es scheint nur etwas Geringes zu sein, auf einer Laute zu spielen. Aber geringe Dienste, die in der Kraft des Geistes Gottes verrichtet werden, haben die erstaunlichsten Ergebnisse zur Folge.

Der Herr nahm während Seines Erdenwandels den gleichen Platz ein in bezug auf das Böse und all die Gewalttätigkeit, die Ihn hier umgaben. Für David aber bedeutete dies auch Zucht. Ob er verstanden hatte, was die Salbung in ihren vollen Auswirkungen bedeutete, wird uns nicht mitgeteilt. Wenn wir aber daran denken, daß der Geist Gottes auf ihn herniedergekommen war, so glauben wir, daß er empfunden haben muß, daß er die Befähigung für ein höheres Amt besaß. Hier aber zeigt sich die Echtheit wahrer Kraft in der Unterwerfung unter Gottes Willen. Es war Gottes Berufung, die ihn an diesen Platz stellte; der König Saul brauchte seinen Dienst, und er verrichtete ihn ohne Widerrede. Vielmehr, mit großer Geschicklichkeit! Treue im Geringsten beweist die Fähigkeit für das Größere. Und David lernt bei seinem ersten öffentlichen Auftreten, die großen Fähigkeiten, die Gott ihm gegeben hat, zur Förderung des im Augenblick am meisten benötigten Guten zu verwenden. Was hätte edler oder königlicher sein können!

1. Samuel 17. Obwohl David von Saul sehr geliebt wurde, und er ihn zu seinem Waffenträger machte, scheint es doch, daß er nur gelegentlich in der Gegenwart Sauls weilte, und daß er das Hüten der Schafe seines Vaters in der Wüste nicht aufgegeben hatte. Denn als Saul im Terebinthental in die Schlacht gegen die Philister zieht ist David nicht bei ihm, und es wird uns ausdrücklich mitgeteilt, daß er zurückgekehrt war, um die Schafe seines Vaters zu Bethlehem zu weiden, und daß David von da aus, auf Grund der Weisung seines Vaters, zum Kriegsschauplatz kam – ich nehme an, etwa 40 Tage nach Ausbruch des Kampfes. Ich erwähne dies, weil es uns die wechselnden Wege zeigt die in der göttlichen Erziehung so wertvoll und nötig sind. David war ein Insasse des Palastes gewesen, der Waffenträger des Königs, sehr geliebt von ihm, und er hatte dem König überdies einen einzigartigen Dienst erwiesen. Aber er verläßt diesen Schauplatz, um zu dem niedrigen Dienst zurückzukehren, die Schafe seines Vaters in der Wüste zu hüten. Dort dient er in Zurückgezogenheit mit gleichem Eifer und gleichem Fleiß wie an höchster Stelle, und er beweist durch seine Willigkeit, die eine Arbeitsstätte mit der anderen zu vertauschen, die wahre Kraft der Seele und Aufrichtigkeit seiner Absicht als ein treuer Diener, was auch immer von ihm verlangt wurde. Ein bedeutenderer und hervorragender Dienst steht ihm jedoch nun bevor. Doch der Weg zu diesem Dienst ist ein sehr geringer Weg. Denn auf Anordnung seines Vaters verläßt er die Wüste und die Hut der Schafe, um einen sehr einfachen Auftrag auszuführen, nämlich, seinen Brüdern Lebensmittel zu bringen und nach ihrem Wohlergehen zu fragen. Während er diesen Auftrag ausführt zeigt sich ihm eine Möglichkeit, eine Forderung in ihm, von der Herrlichkeit Gottes Zeugnis zu geben. Einer solchen Forderung zu entsprechen, dazu ist der Mensch Gottes stets bereit. Nachdem David sich zuerst seines Auftrags entledigt hat, wird seine Aufmerksamkeit erregt, als er den Philister die Schlachtreihen des lebendigen Gottes schmähen hört. Sein Geist wird in ihm erregt, und er beschließt sofort, dem Philister entgegenzutreten. (Wie besitzergreifend und zum sofortigen Handeln drängend ist die Kraft Gottes!) Obwohl er nur mit einem geringen Auftrag betraut war, ist David doch bereit, sich augenblicklich mit großem Eifer und großer Tapferkeit in den hervorragendsten Dienst zu stellen, zugleich aber auch mit schöner Einfachheit. Indem er die Rüstung Sauls zurückweist, die er „nie versucht“ hatte, ergreift er, was für ihn am natürlichsten war, fünf glatte Steine aus dem Bach. Er zeigt dadurch, daß er nichts Höheres brauchte, als die Mittel, die zum Bereich seiner Tätigkeit gehörten. Mit der einfachen Ausrüstung eines Hirten ist er zufrieden und furchtlos, er kann dem furchtbaren Feind mit einem Stabe, einer Hirtentasche, einer Schleuder und fünf Steinen entgegenzutreten – fünf „glatte Steine“!

Wie völlig muß er im Besitz göttlicher Kraft gewesen sein, um sie mit solcher Ruhe und Besonnenheit anzuwenden! David tritt Goliath entgegen, wie er einem Kinde hätte begegnen können, und er erwidert seine Herausforderung mit all der Würde eines Menschen, der die Macht kennt, auf die er sich als seine Waffe bedenkenlos stützt. Vertrauen auf Gott, Dessen Durchhilfe er in seinen persönlichen Wüstenkämpfen mit dem Löwen und dem Bären erfahren hatte, machte ihn furchtlos und sicher bei der Begegnung mit einem furchtbaren Feind, vor dem das ganze Heer Israels zitterte. Ein Stein genügte, und der Riese stürzte zu Boden! David, in richtiger Anwendung der Mittel, nachdem er vorher Sauls Rüstung als ein Mittel zum Sieg abgelehnt hatte, ergreift nun rechtmäßigen Besitz von dem, was er erobert hatte, Er nahm das Schwert Goliaths und „hieb ihm den Kopf damit ab‘. Jede Handlungsweise zeugt von der Angemessenheit und Weisheit göttlicher Kraft.

1. Samuel 18. Wie es bei dem Herrn Selbst war, so bleiben auch Davids größte Verdienste ohne Anerkennung, ausgenommen durch den kleinen Überrest, der mit Seiner Person verbunden war, und der dem armen Weibe in Lukas 7 gleicht. Sie empfand, daß der Herr alles für sie bedeutete, während der Pharisäer und die Hochgestellten in sich hohl waren und dem Herrn ablehnend gegenüberstanden. Sicherlich schätzte der Herr die Liebe Seiner Jünger, und sie erfreute Ihn auf Seinem Erdenweg, auf dem Er von den Menschen so verkannt und beiseitegesetzt wurde. David wurde noch größerer Trost gewährt in der wunderbaren, ergreifenden Zuneigung und Verbindung mit Jonathan, der ihm treu blieb. Er mußte aber auch lernen, daß dies alles war, worauf er rechnen konnte. Mochte sein Dienst auch noch so erhaben sein, er durfte sich nicht auf die stützen, denen er gedient hatte, sondern nur auf den einen, dessen Zuneigung er gewonnen hatte. Es mußte eine Herzensverbindung sein, nicht die Gunst des Volkes oder des Königs – ein gesegnete Erfahrung für jeden Diener, ein schöner und heiliger Pfad, zu dein die Seele hingeleitet wird.

Die Undankbarkeit schlägt bald in Feindschaft um. Saul beneidet jetzt David und er „sah scheel auf David von jenem Tage und hinfort“. Saul ist, wie ich empfinde, ein Bild der Welt, die ein religiöses Kleid trägt so wie das Christentum durch die Welt gestützt wird. Je treuer wir in dieser Welt sind, je stärker fordern wir ihre Feindschaft heraus. Aber wie förderlich ist diese Feindschaft für den Mann Gottes! Bleibt er treu, so treibt sie ihn schließlich dazu, jegliche Gemeinschaft mit der Welt aufzugeben. Denn so treu sein Dienst auch sein mag, er kann nie siegen. Ich möchte nicht sagen, daß David kein Recht hatte, das Haus Sauls aufzusuchen. Indem er den Herrn darstellte, befand er sich dort als der Befreier. Aber am Schluß ist er gezwungen, zu gehen, so wie jeder treue Knecht früher oder später feststellen wird, daß er entweder fällt oder alle Gemeinschaft mit der Welt aufgeben muß.

Auf die verschiedenste Weise versucht Saul, die Vernichtung Davids herbeizuführen. So ein bitterer und unverdienter Haß mag uns in Erstaunen versetzen. Aber er zeigt uns lediglich die Bosheit des weltlichen Bekenners, der durch das größte Maß an Güte und Hilfe nicht entwaffnet werden kann. David zeigt uns hier das Bild eines Menschen, dem es ein Bedürfnis ist, inmitten seines Volkes zu dienen – ein edler Entschluß, der sich in vollkommener Weise in dem wahren David, dem größten Knecht Gottes, in Jesus, zeigte.

Saul versucht nun, David dadurch zu fangen, daß er ihm seine älteste Tochter unter der Bedingung zusagt, daß er die Streite Jehovas streite. Denn er ist im Bösen noch nicht so verhärtet, daß er öffentlich die Hand an ihn legen würde. Er dachte aber: „Die Hand der Philister soll wider ihn sein!“ David bekommt Merab nie zum Weibe; offenbar hätte er dies als eine ganz unerwartete Ehrung angesehen. Aber es kam nicht zu dieser Ehrung. Es ist der stete Tropfen, der den Stein höhlt und dies war stets die Art der Zucht, die David nötig hatte. Wie muß er unter dem Betrug und den Intrigen gelitten haben, auf die er so wenig vorbereitet war, als er den Kreis um den König betrat! Die Edlen und Starken können schlecht die gemeine Gesinnung des Neides ertragen. David lernte aber dadurch das trügerische Wesen der Gottlosen kennen. Saul gibt Merab, allem Recht und Ehrgefühl zuwider, dem Adriel zum Weibe. Aber indem er immer noch nach der Vernichtung Davids dürstet, bietet er ihm Michal als eine Falle an, nämlich mit der Bedingung, daß er als Heiratsgabe „hundert Vorhäute der Philister“ bringen müsse. David geht willig darauf ein. Indem er sich nicht an die Begrenzung des Abkommens hält, geht er in der Großzügigkeit seines Wesens über die gestellte Bedingung hinaus (denn er will niemandes Schuldner sein), und erschlägt „unter den Philistern zweihundert Mann“. Je höher wir jedoch über dem Geiste der Welt stehen, je mehr wird sie uns hassen. Saul wurde nun „David feind alle Tage-. Dieser treue Diener muß nun eingesehen haben, daß alle seine Güte und sein Dienst am Hof nichts ausrichteten. Vermehrte Ehre brachte ihm nur tödlicheren und tiefgewurzelten Haß ein. In geringem Maße muß er die Gefühle Dessen empfunden haben, Der sagte: „Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde … Sie haben mich ohne Ursache gehaßt“.

1. Samuel 19. Dieser Haß verbirgt sich jetzt nicht mehr unter einem schützenden Mantel. Denn Saul redete zu seinem Sohne Jonathan und zu allen seinen Knechten, daß er David töten wolle“. David wird durch Jonathan, der großes Wohlgefallen an David hatte, wegen dieser Absicht gewarnt. Wie gnädig und barmherzig sind die Wege Gottes mit Seinem Volk! Wenn Er es für nötig befindet, Seinen Knecht durch eine bittere Erfahrung das Böse einer Gemeinschaft mit der Welt zu zeigen, von der der Knecht sich absondern muß, so sorgt Gott gleichzeitig für ein ergebenes Herz, auf das sich Sein Knecht völlig verlassen kann! David hatte einen Lichtblick, einen Ort der Geborgenheit, eine Zuflucht, die sein großes Gegenbild nur wenig auf Erden kannte. Jonathan warnt ihn, vermittelt zwischen ihm und seinem Vater, Saul läßt sich erweichen, und David „war vor ihm wie früher“. Alle diese wechselnden Erziehungswege sind nötig. Wenn wir so gering geworden sind, daß wir uns „verbergen am Bergungsorte“, so wird unsere Zuflucht in Gott als eine Wirklichkeit nicht nur bezeugt, sondern sie wird uns selbst bewiesen. Wenn dann die äußeren Umstände wieder günstig sind, und wir vergleichen die Ruhe, die wir dank der Umstände genießen mit derjenigen, die wir genossen haben, als wir – menschlich betrachtet – in aussichtsloser Lage waren, dann merken wir den großen Unterschied: Die geringere Hilfsquelle kann uns nie die Ruhe bieten, die wir in der höheren Quelle finden.

David, dem sich die Gunst Sauls wieder zugewendet hat, dient mit Eifer, aber er wird bald wieder angegriffen, und kann nur durch eine List Michals entfliehen, – derjenigen, die Saul als Falle für David benutzen wollte. Nachdem er nun überzeugt ist, daß er nicht länger im königlichen Palast bleiben kann, flieht er, indem er seine Stellung und alles, was einem Mann wertvoll ist, aufgibt, mit Ausnahme seines Lebens. Und wohin wendet er sich? Wohin treibt ihn natürlicherweise der Bruch mit Saul? Zu Samuel in Rama. Samuel hatte sich, nach einem weiteren Erziehungswege, ebenfalls aus der Gemeinschaft mit Saul zurückgezogen. Nun war der wahre König, nach allen vergeblichen Versuchen, der herrschenden Macht zu dienen und sie für sich zu gewinnen, ebenfalls zum Rücktritt gezwungen worden. Und, indem er den göttlichen Pfad beschreitet, kann er nicht anders als dem begegnen, der ihn bereits zurückgelegt hat. David und Samuel, der Diener und der Prophet, werden durch etwas Gemeinsames verbunden, – der eine betritt gerade die Schule Gottes, der andere verläßt sie. David war noch ein jugendlicher Schüler, während Samuel betagt und in dieser Schule wohl ausgebildet war. Aber durch den verwandten Geist und durch ein gleiches Ziel begegnen sie sich und wohnen zusammen. Und dies ist der wahre, heilige und göttliche Weg, Gemeinschaft mit den Heiligen zu erlangen. Hast Du den göttlichen Weg durchschritten und ich betrete ihn, so müssen wir einander begegnen und zusammen wandern, denn wenn auch die Wege der Menschen viele sind, so ist Gottes Weg nur einer.

Was hatte David nun durch dies alles gelernt, als er gezwungen war, um seines Lebens willen zu fliehen und Schutz und Teilnahme bei dem abgesonderten Propheten zu suchen? Er hatte durch Erfahrung gelernt, was es heißt, seinen Platz in der Welt behaupten zu wollen, die sich dem Namen nach zu Gott bekannte. Von der Nutzlosigkeit dieses Versuches, und noch mehr von der Bosheit, die ihm entgegenstand, nun überzeugt, betritt er einen neuen Pfad. Er lernt nun, was es heißt, allein unter Gottes Hand voranzugehen, getrennt von allen, denen er zu dienen bereit war. Er hatte die Gunst der Welt geschmeckt, die in ihrem Wesen so gefährlich und ungewiß ist, nun muß er sich in der Trübsal der Verwerfung üben.

Wir müssen daran denken, daß David Gottes eigene Wahl für den Thron Israels darstellte. Außerdem war er gleich zu Anfang seiner Laufbahn für seine hohe Stellung gesalbt worden. Um diese Stellung aber nach Gottes Gedanken bekleiden zu können, mußte er in jenen Wesenszügen geübt werden, die dem König Gottes geziemen. Es ist stets Gottes Art, zuerst zu berufen, und dann zuzubereiten. Bei den Menschen ist es umgekehrt: sie bedürfen der Ausbildung vor ihrer Ernennung. Wir aber dürfen uns darauf getrost verlassen, daß Gott uns für jedes Amt, für jede Aufgabe, für die Er uns bestimmt hat, auch zubereiten wird, wenn Er uns dahin berufen hat. Der göttliche Grundsatz heißt, wie einer es ausdrückte: „Zuerst den Lorbeer tragen, dann beginnt der Kampf“. So war Gottes erste Handlung David gegenüber, ihn zum König zu berufen, und hieraus erwuchsen alle seine Erfahrungen, Taten und Schwierigkeiten. Denn ich bin der Annahme, daß er erst nach seiner Salbung „den Löwen und den Bär“ tötete. Aber welch ein langer Weg der Prüfung war nötig, ehe er geeignet war, die hohe Stellung einzunehmen, zu der er bestimmt worden war! Zu dem Zeitpunkt, den wir jetzt betrachten, hatte er zwei Pfade der Erziehung durchschritten. Der eine verlief daheim, bei der Hut der Schafe seines Vaters, in der Wüste, wobei er sich tapfer und erfolgreich erwiesen hatte. Der zweite Pfad führte ihn an die höchste Stelle in der Welt, der religiösen Welt, von einigen geliebt, vom Volke verehrt, aber geneidet vom König; abwechselnd der Gegenstand der Gunst, des Betruges und der Feindschaft, und schließlich gezwungen, seine Stellung aufzugeben und um seines Lebens willen zu fliehen. In unserer Lebensgeschichte werden wir stets finden, daß der erste Lebenskreis die Haupt-Wesenszüge umschließt und darstellt, die alle folgenden Kreise kennzeichnen. Folglich ist nichts wichtiger für einen Christen als die Art, wie und unter welcher Führung er seinen ersten Lebenskreis beginnt und durchschreitet. Bei David hatte dieser erste Kreis eine schöne Ordnung und wies all die Bestandteile sittlicher Schönheit auf, die sich in den weiteren Kreisen so vielfältig zeigt, wie wir es noch sehen werden. Er betrat nun seinen dritten Erziehungspfad, der sich bis zum Tode Sauls erstreckt, und als die Zeit seiner Verwerfung bezeichnet werden kann, in welcher der Herrscher Israels, Saul, nach seinem Leben trachtete. Es war eine Zeit besonderen Leidens, aber auch großer, vielfältiger und gesegneter Erfahrungen der Güte Gottes, wie auch der Schwäche seiner eigenen Natur.

Wir haben gesehen, daß David floh und in Rama bei dem Propheten wohnte, der sich bekümmert in Treue von der Szene und den Verbindungen zurückgezogen hatte, von denen David nun vertrieben wurde. Sie werden gemeinsam ohne Zweifel tief und bitterlich getrauert haben über die Mißherrschaft Sauls, der ebenso unbarmherzig war, wie später ein Herodes und der David selbst bis hierher verfolgt. Als er es aber unternimmt, sie in ihrem Bergungsort aufzuspüren, bezwingt ihn der Geist Gottes, und David wird zu Anfang dieses neuen und betrüblichen Weges vor Augen geführt, wie sichtbar Gott ihn in seiner scheinbaren Schutzlosigkeit unter Seinen Schutz nehmen kann.

1. Samuel 20. David ist aber noch nicht bereit, seine Position ohne Kampf aufzugeben. Er verläßt Najoth, um Jonathan aufzusuchen und von ihm zu erfahren, ob seine Stellung unwiederbringlich verloren ist. Sie treffen sich, ein Zeichen wird ausgemacht, das Sauls Unversöhnlichkeit bestätigt; Davids Schicksal scheint besiegelt, Er verläßt sein Versteck und läßt, mit Jonathan vereint, dem brennenden Schmerz eines vollen Herzens freien Lauf. Immer noch beherrscht, und den Anstand wahrend, als er Jonathan entgegenging, „fiel er auf sein Antlitz zur Erde und beugte sich dreimal nieder; und sie küßten einander und weinten miteinander, bis David über die Maßen weinte.“ Welche Szene war es, welch ein Losreißen! Das letzte Bindeglied, das David mit dem fruchtbaren und einst herrlichen Schauplatz seines Handelns verband, ist zerbrochen. In einem Augenblick ist er alles dessen beraubt, was er schätzte und liebte. Ehre, Stellung, Dienst schwinden vor seinen Augen dahin, ja selbst die Gemeinschaft des Herzens, das ihm immer noch treu blieb. Von nun an muß er seine öffentliche Laufbahn aufgeben, seine Verbindung zum König, seine tapferen Kämpfe für sein Volk gegen dessen Feinde, und die Liebe und Teilnahme Jonathans. Er muß sich aus der öffentlichkeit zurückziehen und sie scheinbar mit Nutzlosigkeit vertauschen.

Wir alle wissen, was es für die menschliche Natur bedeutet, das aufzugeben, was sie erwartete oder besaß, – wie schwer ist es, mit irgendwelcher Freudigkeit zu dem früheren Zustand zurückzukehren. Aus welchem Grunde geschah dies alles? Um des ungerechten und tödlichen Hasses des Herrschers Israels willen. Wenn David nicht erkennen konnte, wie wir es heute können, daß es Gott Selbst war, Der die Wege lenkte, um David weiterzubilden und für spätere Größe passend zu machen, so hätte er wohl zu Boden geschmettert werden können. Der Kampf mit dem Löwen und dem Bären, mit Goliath und den Philistern war mit diesem Schlage nicht zu vergleichen. Groß muß die Einsamkeit seiner Seele in jenen Stunden gewesen sein. Und als der hochgelobte Herr über Jerusalem weinte, müssen sicherlich Schmerzen der gleichen Art, wenn auch unvergleichlich tiefere und heiligere, Sein zartfühlendes Herz durchfurcht haben. David und Jonathan trennen sich mit einem Eide und in ungestörter Verbundenheit; aber ihre Lebenswege gehen nun auseinander. David, der verworfene König, muß noch eine Leidenszeit durchmachen und in dieser andere Gefährten seines Leidens und seiner Verwerfung finden; während Jonathan „in die Stadt“ zurückkehren mußte, zum Hause seines Vaters, dem Bindeglied, das er nicht abstreifen kann. Diese Szene zeigt uns im Vorbild den wahren David in Seiner Verwerfung und, den jüdischen Überrest, der weder mit Ihm leidet noch mit Ihm herrscht.

1. Samuel 21. David wurde in völliger Abhängigkeit auf Gott geworfen, und seine erste Handlung nach der von uns betrachteten Trennung ist sein Gang zu dem Hohenpriester. Die Seele, die den Platz der Abhängigkeit einnimmt, wendet sich stets (wenn auch vielleicht ohne klare Rechenschaft über den Beweggrund) zu Gottes anerkanntem Zeugnis auf Erden. Ich glaube, daß wir, wenn wir den Platz der Verbannung in der Welt um des Herrn willen (wenn es uns auch noch so wenig bewußt ist) einnehmen, stets instinktiv die Kirche (Versammlung), als Gottes aufgestelltes Zeugnis auf der Erde, aufsuchen. David tut das im Prinzip, wenn wir auch mit Recht seine Unaufrichtigkeit Ahimelech gegenüber tadeln mögen. Selten jedoch handelt der neue Mensch, ohne das der alte, in dem Versuch des Mitwirkens, Schwäche und sittlichen Tiefstand beweist. David erhält von Ahimelech sowohl Brot als auch ein Schwert (tatsächlich das Schwert Goliaths, ein Andenken an seinen ersten öffentlichen Sieg). Er nahm in diesem Augenblick bildlich den Platz des Herrn in Israel ein, als Dessen Jünger, durch den Hunger getrieben, die Ähren des stehenden Getreides, durch das sie hindurchgingen, zwischen den Händen rieben. Aber wie bricht das rein menschliche Vorbild unter zu großer Belastung zusammen, und zeigt dadurch in umso größerer Klarheit die Vollkommenheit des göttlichen und zugleich menschlichen Gegenbildes.

Und nun verfehlt sich David noch weiter. So groß ist seine Furcht vor Saul, obwohl er die Trophäe seines Sieges über den Riesen in der Hand hält, daß er das Land verläßt, den ersten Platz des Vorrechts aufgibt und zu Achis, dem König von Gath, flieht! Trotz der ihm zuteil gewordenen Nahrung und Bewaffnung aus Gottes Heiligtum gibt er sich dem Unglauben hin und verläßt das Erbteil Jehovas. Unglaube führt uns aber stets in die Not, der wir zu entgehen trachten, und die wir, wie wir später lernen, durch den Glauben hätten überwinden können. Die Knechte des Achis erkennen ihn gar bald, und David nimmt als nächstes Zuflucht dazu, sich wahnsinnig zu stellen. Wie demütigend ist das! Nun aber beginnt seine Seele, sich allein mit Gott zu beschäftigen, und die ganze vorangegangene Zucht fängt an, Frucht zu tragen. Es ist notwendig, daß er nicht nur alles, was er in der Welt hochschätzte, vor sich dahinschwinden sieht, sondern er muß auch seine persönliche Demütigung empfinden, und dann erst erschließt sich ihm der wahre Charakter und Wert der Hilfsquellen in Gott. Zu diesem Zeitpunkt war es, daß der Geist Gottes die lieblichen, vertrauensvollen Zeilen des 34. Psalms durch Davids Seele ziehen läßt: „Jehova will ich preisen allezeit!“ Er ruft aus: Ich suchte Jehova, und er antwortete mir; und aus allen meinen Beängstigungen errettete er mich“. Durch bittere Prüfungen hindurch hatte er diese gesegneten Aussprüche erreicht. Und an demselben Ort, sozusagen, wirkt der Geist Gottes immer noch die gleichen Ausrufe bei denen, die den gleichen Weg gehen. Aus der Welt hinausgetrieben, persönlich gedemütigt vor den Menschen und in seinen eigenen Augen, seine eigene „Arglist“ verurteilend, kann er nun sagen: Jehova erlöst die Seele seiner Knechte; und alle, die auf ihn trauen, werden nicht büßen.“

1. Samuel 22. David verläßt Achis mit dem Psalm 34 auf den Lippen und flieht nach Adullam. Er befindet sich wieder im Lande, wenn er auch nur eine Höhle zur Verfügung hat. Und dorthin versammelt sich zu ihm nicht nur sein eigenes Haus, sondern alle, die in Bedrängnis oder in Schulden usw. sind. Indem er den Platz der Abhängigkeit für sich selbst erkannt hat, kann er der Mittelpunkt und Führer für die Armen der Herde werden, deren Herzen die Herrschaft Sauls nicht anerkannten. Und diese können seinem Glauben folgen, den Ausgang seines Wandels anschauen. Während seines Aufenthalts in der Höhle dichtet er drei Psalmen (Ps 142, Ps 57, Ps 52) und den 52. Psalm, diesen, wie ich annehme, nachdem der Prophet und der Priester zu ihm gekommen waren. Er bezeugt volles Vertrauen auf Gott, bis vorübergezogen das Verderben“, obwohl er gleichzeitig die Gefahren empfindet, die ihn umgeben. Sein „Herz ist befestigt“, darum will er „singen und Psalmen singen“. Wir schrecken natürlicherweise vor Übungen und Kümmernis zurück. Wenn wir aber die Hilfsquellen in Gott genießen, zu denen unsere Übungen uns erst Zuflucht nehmen ließen, so gedenken wir nicht mehr der Mühsal des Weges, der uns dorthin führte.

Psalm 52 ist der Ausspruch Davids, als er von Doegs Handlungsweise hört. Er erkennt die göttliche Zucht in all seiner Mühsal: „Ich werde dich preisen ewiglich, weil du es getan hast.“ Wie formte der Geist Gottes jede Übung zu einem Anlaß um, Davids Seele mit den tiefen Akkorden des geistlichen Liedes und mit dem Tag der Herrlichkeit zu beschäftigen! Wenn ein Paulus bis in den dritten Himmel entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, so hörte der ausgestoßene David in der Höhle und der Einöde sicherlich in seiner Seele die erhabenen Weisen des Sieges Gottes über jeden Feind. Er hörte nicht nur die Harfenspieler auf ihren Harfen spielen, sondern sein eigenes Herz wurde von Gott zum Klingen gebracht. Und die göttliche Musik ermunterte den Geist des verworfenen Königs.

1. Samuel 23. Kehila ist der nächste Gegenstand in diesem interessanten Bericht. Was auch der Druck oder die Übung unserer eigenen Stellung sein mag, wenn wir uns in dem Geist und Seelenzustand des Psalms 57 befinden, so können wir nicht von der Not irgendwelcher Glieder des Volkes Gottes hören, ohne zur Hilfe bereit zu sein, wenn diese in unserer Macht liegt. Als es daher David berichtet wurde: „Siehe, die Philister streiten wider Kehila, und sie plündern die Tennen“, da befragte er Jehova und sprach: „Soll ich hinziehen und diese Philister schlagen?“ Und der Herr antwortet: „Ziehe hin, und schlage die Philister und rette Kehila!“ Der Mann wahrer Macht und Erfahrung der Hilfe Gottes wendet sich stets zu Gott, ehe er irgendetwas unternimmt. Davids Männer versuchen, ihn zu entmutigen, aber, nachdem er sein eigenes Herz und seine Betrübnis bezwungen hat, muß er nun auch lernen, über dem Unglauben seiner Genossen zu stehen. Er fragt zum zweiten Male, und nachdem der Herr ihm eine weitere Zusage gegeben hat, geht er mit seinen Leuten hinab nach Kehila und ist völlig erfolgreich. Er rettet die Einwohner von Kehila. Dies sollte jedoch dazu dienen, nur eine neue Reihe von Übung und Prüfungen des Herzens für ihn herbeizuführen. Wieder einmal bleiben seine Dienste unbelohnt. Saul kommt hinab, Kehila zu belagern. David befragt Jehova, ob die Männer, die er eben von den Philistern befreit hat, ihn überliefern werden, und die göttliche Antwort sagt, daß sie es tun werden.

Lasst uns hier den Unterschied in Davids Art Gott zu befragen in diesem und im ersten Fall beachten (Vers -1-4). Es scheint, daß er keinen Gebrauch von dem Priester machte, als er die Weisung wegen der Errettung Kehilas erbat. Hier aber, als er „erfuhr, daß Saul Böses wider ihn schmiedete“ und er den Weg seiner eigenen Handlungsweise erfahren wollte, sagt er zu dem Priester: „Bringe das Ephod her!“ und er stellt auf diese Weise seine Frage an den Herrn. Dieser Unterschied ist lehrreich. Im ersten Fall war es eine einfache Frage, ob er anderen einen Dienst erweisen sollte oder nicht. Ohne seine Beweggründe zu ergründen, braucht er sich wegen Weisung nur an den Herrn zu wenden. Wenn aber unsere eigenen Interessen auf dem Spiele stehen, besteht eine viel größere Wahrscheinlichkeit, daß wir uns vom eigenen Willen leiten lassen, und es an Einfalt des Herzens und der Absichten fehlt. Wir brauchen umso mehr, unsere volle Annahme zu verwirklichen und unsere Beweggründe zu prüfen. Und hier kommt das Priesteramt zur Geltung. In beiden Fällen war Gottes Antwort unverzüglich und unmißverständlich. Und es ist sehr lehrreich, die Art von Frage und Antwort zwischen David und dem Herrn zu beachten. Welches Vertrauen und welche Einfachheit zeigt sich in diesem Gespräch! David stellt seine klaren, einfachen Fragen, und Jehova antwortet ebenso einfach und klar. David hatte keine Zuflucht als nur beim Herrn; dies lernte er je mehr und mehr in jedem Abschnitt seines Lebens. Jede Seele, die sich in der Gegenwart des Herrn befindet und sich wahrhaft auf Ihn verläßt, wird dieselbe Erfahrung machen. Je einfältiger eine solche Seele ist, je befähigter ist sie für einen hohen, erhabenen. Dienst. Wer stark im Herrn ist, kann alle seine Kräfte nach Gottes Ratschluß einsetzen, um anderen zu helfen und zu dienen, dabei in voller Abhängigkeit vom Herrn stehend. Er beweist dabei, daß seine Hilfsquellen ihn über jede Belohnung seitens derer stellen, denen er dient. Es ist klar, daß uns nicht alle Dienstleistungen Davids berichtet werden, oder alle Erfahrungen, durch die er hindurchging. Wahrscheinlich ist uns ein Beispiel für jede besondere Führungslinie in seinem Leben niedergeschrieben. Der Bericht von Kehila zeigt uns, wie ich meine, den verworfenen König bei seinem unbelohnten Dienst den Bürgern gegenüber. Und diese Begebenheit enthält notwendige Belehrung für ihn, nein, auch für jeden einzelnen, der mit dem wahren David durch diese böse Welt zu wandeln begehrt.

David flieht nun wohin irgend er gehen konnte“ (Vers 13) und bleibt schließlich auf einem Gebirge in der Wüste Siph. Hier sucht Jonathan ihn auf und „stärkte seine Hand in Gott‘, dadurch die Voraussage des Glaubens erfüllend, die David in Psalm 142 ausgesprochen hatte: „Die Gerechten werden mich umringen“. Wie gnädiglich ermuntert der Herr uns durch menschliches Mitgefühl, wenn wir die Einöde allein im Vertrauen auf Ihn betreten haben! Wie lieblich ist es für die Seele, diese Beweise Seines liebenden Herzens zu erkennen! Doch wird die Freude und Ermutigung, die er durch Jonathans Besuch empfangen hatte, bald durch die unverdiente Feindschaft seitens der Siphiter getrübt, die Davids Versteck verraten, um Sauls Wohlwollen zu gewinnen.

Ob David bei dieser Gelegenheit, als ihm der Verrat der Siphiter erstmals bekannt wurde, den Psalm 54 aussprach, oder erst später, ist nicht wesentlich, Für uns ist wichtig zu wissen, in welchem inneren Zustand er sich damals befand, und dies wird uns in dem Psalm gezeigt. „Fremde sind wider mich aufgestanden, aber er kann hinzufügen: Siehe, Gott ist mein Helfer“. Wie sehr wurde dies verwirklicht! Gerade, als es Saul und seinen Männern gelungen war, ihn zu umzingeln, um ihn gefangenzunehmen, trifft ein Bote bei Saul ein und spricht zu ihm: „Eile und komm, denn die Philister sind ins Land eingefallen!“ David ist gerettet, und der Ort erhält zum Andenken den Namen „Fels der Trennung“.

Auf diese Weise wird die Macht des Menschen zunichte gemacht. Der Mensch kann nie gegen zwei verschiedene Feinde streiten, und er muß einen entfliehen lassen, um dem anderen entgegenzutreten. David lernte in dieser Notlage, als alle Hoffnung fast verloren schien, wie es dem Herrn ein Leichtes, ein Geringes ist, ihn zu retten. Es ist sehr wichtig. für einen Knecht praktischerweise diese verschiedenen Beweise der göttlichen Fürsorge für ihn zu erfahren, so daß er, „gestärkt durch die Macht seiner Stärke“, sagen kann: „Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt“. Dies ist eine neue wichtige Lektion für David während der Zeit seiner Verwerfung. In Adullam und im Walde Hereth findet er Gefährten und Anteilnahme. Zu Kehila darf er einen hervorragenden Dienst verrichten, wobei er Sauls Pläne dadurch durchkreuzt, daß er sich. nicht in die Hände der ihm Hörigen begibt. In der Wüste Maon, fast schon in der Hand des Feindes, wird er durch die Dazwischenkunft des Herrn gerettet. So lernte er auf verschiedene und wunderbare Weise die Wege Gottes in einer bösen und feindlichen Welt kennen. Und je mehr er in dieser Erkenntnis wuchs, je besser wurde er befähigt, das Volk Gottes auf solch einem Schauplatz zu führen und zu regieren.

Davids Gegenbild, der hochgelobte Herr Jesus, bedurfte keiner derartigen Belehrung. Er wußte, was im Menschen war, und er allein ist der wahre Herr und König. David zeigt uns aber ein schönes Bild des menschlichen Gefäßes, mit großen Fähigkeiten und einem bereitwilligen Geist, die göttlichen Weisungen und Wege zu beherzigen. Seine Umstände verändern sich sehr häufig, aber wenn er sich an seine Lektion der Abhängigkeit von Gott hält, ist er stets auf dem rechten Pfade.

1. Samuel 24. Nach einer kurzen Ruhepause auf den Bergfesten von Engedi wird David wieder von Saul gesucht, der diesmal mit dreitausend auserlesenen Männern aus Israel gegen ihn auszieht. Saul genügt es nicht mehr, David einzeln zu verfolgen, er verfolgt Seinen Plan mit organisierter Macht und tödlicher Absicht. David muß diese Drangsal ertragen, aber er wird am Ende erkennen, daß, je größer die Gewaltsamkeit ihm gegenübertritt, je einfacher und wirksamer Gottes Mittel sind, ihn zu befreien. Saul erfuhr bei Kehila dadurch eine Niederlage, daß David den Ort aufgab. Bei dem Fels der Trennung wurde Sauls Plan durch einen Einfall der Philister vereitelt. Und auf sehr beschämende Weise wird er bei Engedi durch Davids maßvolles und treues Verhalten geschlagen, dem er sein Leben verdankt. Wie wenig wußte Saul, in der Bosheit seines Herzens, daß er sich durch das Betreten der Höhle in die Hand seines gesuchten Opfers begab, oder wie tief er moralisch gedemütigt werden sollte durch den Kontrast zwischen ihm und David, der sich in dieser Szene zeigte. Die großzügige Erhabenheit Davids über das Böse leuchtet über die Feindschaft Sauls in so hellem Licht hervor, daß sie eine Anerkennung für David von den Lippen des Verfolgers Saul hervorbringt. Saul wird sich im Vergleich mit David seiner eigenen Erniedrigung so bewußt, daß er für den Augenblick um die Gunst des Flüchtlings bittet und ihm seine rechtmäßige Königstellung zuerkennt, obwohl er doch mit seiner ganzen Macht, mit einem auserlesenen Heer ausgezogen war, ihn zu vernichten. Was David betrifft, so hielt er dadurch, daß er statt in Absichten der Rache in Gnade handelte, die göttliche Handlungsweise der Welt gegenüber aufrecht, die heute unter der Sünde steht, ihren rechtmäßigen König verworfen zu haben.

1. Samuel 25. Dies Kapitel zeigt uns einen anderen Pfad der Erfahrung. Hier werden wir finden, daß David für einen Augenblick die Lektion über die Macht der Gnade außer Acht läßt, die sein Handeln vorher so bedeutsam gekennzeichnet hatte. Dies ist für uns eine Warnung betreffs der Tücke unserer Natur, die uns zu einer Handlungsweise verleiten kann, die der kurz vorher noch gezeigten Weise völlig widerspricht. Überdies lernen wir hier, daß wir eher jemand gegenüber aus der Gnade fallen, auf dessen Freundschaft und Dankbarkeit wir einen Anspruch haben, als einem offenen Feinde gegenüber. David wird durch Nabals unbarmherziges Verhalten so gereizt, daß er sich zu sofortiger Rache an ihm entschließt. Er wird von seinem rachesüchtigen Pfad durch die lehrreichste Begebenheit und Verbindung zurückgehalten, die Gottes Knechte je in dieser Christus verwerfenden Welt erfahren können.

Abigail stellt im Bilde die Kirche dar. Und wenn wir David als ein Vorbild des Herrn ansehen, so stellt Abigail den Ausgleich am Tage seiner Verwerfung dar für alles, was er in dem Königtum verloren hatte. Sie ist selbst dort bei ihm, wo ein Jonathan ihm nicht folgen konnte, und nachdem sie seine Gefährtin in den Leiden gewesen war, teilt sie mit ihm Thron und Herrlichkeit. Wir müssen aber David auch als den treuen Knecht betrachten, nicht als einen vollkommenen, wie den Herrn, sondern als unter Gottes Zucht und Erziehung stehend.

Bei dieser Betrachtungsweise stellt Abigails Einfluß auf ihn vorbildlich den der Kirche dar, deren Stellung und Gefühle, wenn sie zum Ausdruck kommen, alle Rachevorstellungen unterdrücken. Nabal bleibt um Abigails willen verschont, die in Davids Seele die gesegnete und erhabene Stellung der Gnade wachrief und bestärkte, die ihm in seiner Verwerfung geziemte. Sie ist es, die auch freudig Mühe und Sorge mit ihm teilt. So wurde die Wüste Maon zu einem ereignisreichen Schauplatz für David, gerade so, wie es ein großer Tag in unserem Leben als Christen ist, wenn uns die Kirche in ihrer Berufung und ihrem Wesen erstmalig vor Augen gestellt wird. Denn mancher Gottesknecht, der die Anmaßung der religiösen Welt empfindet (wie David sie in der Person Sauls empfand), hat Abigail nicht gefunden, hat nicht völlig erfaßt, was die Kirche in den Gedanken Christi ist, um dann darin einen Gegenstand des Interesses, der Zuneigung und der Gemeinschaft zu finden, ja, eine Stütze auf dem Pfad der Gnade beim Durchschreiten dieser Welt. Wie Abigail für David eine Oase in der Wüste war, so ist die Kirche die einzige Oase sowohl für das Herz Christi als auch für Seine Knechte jetzt auf dieser Erde, sie ist der Mittelpunkt und Gegenstand Seiner Zuneigung.

Bei der Betrachtung der Pfade, auf denen Gott Seinen Knecht erzieht, ist es wichtig, daran zu denken, daß die Erziehung immer im Hinblick auf die Stellung stattfindet, für die der Knecht bestimmt ist. David ist jetzt in der Vorbereitung für seinen großen Wirkungskreis. Ehe er in diesen Dienst eintritt, ist es nötig, daß er die Gnade des Herrn auf ihren verschiedenen Pfaden kennenlernt.

Wir haben gerade gesehen, wie der Herr ihm in der Wüste half und ihn auf eine von ihm ganz unerwartete Weise ermunterte, wobei alle Umstände auf wunderbare Art die zarte und überströmende Liebe des Herrn kundmachten. Wenn Adam im Garten Eden der Gemeinschaft und Hilfe durch Eva bedurfte, wieviel mehr bedurfte David einer Abigail in der Wüste! Je größer die Not, umso größer der Segen der Durchhilfe.“ Diese Erfahrung muß Davids Seele gemacht haben.

1. Samuel 26. Doch nach diesem lichten Punkt umringen ihn wieder die Wasser der Verfolgung. Durch die Siphiter angestachelt, verfolgt Saul ihn wieder in der Wüste. David ersah daraus, daß der schreckliche Ausgang nahe bevorstand. Dem geistlichen Menschen, der von der Welt verfolgt wird, wird immer ein sehr klares Empfinden über Art und Wesen der Macht gegeben, die ihm gegenübersteht. Dies geschah auch jetzt bei David. Er kundschaftet Saul und sein Heer aus, erkennt den Weg, den er selbst gehen muß, und betritt diesen ohne Zaudern, nachdem er sich einen Gefährten gesucht hat. Und zu welchem Zweck? Einfach dazu, zu zeigen, daß er seinem Feind kein Leid zufügen würde, selbst wenn dieser sich in seiner Macht befände. „Saul lag schlafend in der Wagenburg, und sein Speer war in die Erde gesteckt zu seinen Häupten… „, als David und Abisai herzunahten. Abisai wollte den schlafenden König töten, aber David verhinderte es, indem er sehr bestimmt und feierlich sein Vertrauen bezeugt, daß Gott sein Rächer sein würde. Die einzigen Trophäen, die er mitnimmt, sind der Speer und der Wasserkrug, ein Beweis der Art seines Unternehmens. Der Speer (das Werkzeug des Krieges) wurde zurückgegeben, aber wir hören nicht von der Rückgabe des Kruges. Saul erkennt zum zweiten Male Davids Sieg der Gnade an und sagt als Antwort auf Davids Vorhaltung: „Ich habe gesündigt; kehre zurück, mein Sohn David! denn ich will dir nichts übles mehr tun, darum, daß mein Leben an diesem Tage teuer gewesen ist in deinen Augen.“ Welch einen Beweis der mächtigen Kraft Gottes durfte David in diesem Falle schauen! So erfuhr er, was er nach seiner endgültigen Befreiung ausrufen konnte: „Er streckte seine Hand aus von der Höhe, er nahm mich, er zog mich aus großen Wassern!“

1. Samuel 27. Aber ach, in unseren größten Rettungen sind wir uns oft der erwiesenen Gnade am wenigsten bewußt. Gerade die Undankbarkeit unserer Feinde ruft eine Reaktion in uns hervor, wenn wir nicht derartig gedemütigt und zerbrochen sind, daß wir mit dem Lobpreis des Herrn anstatt mit uns selbst beschäftigt sind. Nachdem wir so in der Hand des Herrn gelegen haben, sind wir uns unserer eigenen Kraftlosigkeit umso mehr bewußt, wenn wir nicht in Seiner Hand, im Preisen Ihm ergeben, verbleiben. Kraftlosigkeit mit Glauben verbunden bindet uns umso stärker an Gott als den sicheren Fels unserer Kraft und die Quelle, die uns versorgt.

Kraftlosigkeit ohne Glauben aber treibt uns stets dazu, menschliche Hilfe zu suchen. Nach großen göttlichen Durchhilfen gehen wir oft einen verkehrten Schritt, teils deswegen, weil wir die Glaubensenergie aufgegeben haben, die durch die Notlage hervorgerufen wurde, teils weil unsere Natur trachtet, der durch den Glauben bedingten Einengung ihrer Triebe zu entfliehen. Das Fleisch begehrt in Umstände zu kommen, die keine Glaubensenergie notwendig machen. So wird David nach seinem großen Sieg über Saul eine Beute seiner eigenen Gefühle und Befürchtungen und spricht in seinem Herzen: „Nun werde ich eines Tages durch die Hand Sauls umkommen; mir ist nichts besser, als daß ich eilends in das Land der Philister entrinne…“ Dieser Plan steht in offenbarem Gegensatz zu den Worten, die er vor so kurzer Zeit zu Saul gesprochen hatte. Aber wie bald vergißt man die Überzeugungen des Glaubens wenn man sich an das Fleisch wendet! Eben hatte er noch gesagt: „Also möge meine Seele hochgeachtet sein in den Augen Jehovas, und er möge mich erretten aus aller Bedrängnis!“ Jetzt aber ist er so verzagt, daß er bereit ist, das Erbteil Jehovas aufzugeben. „Und David machte sich auf und ging hinüber, er und sechshundert Mann, die bei ihm waren, zu Achis, dem Sohne Maoks, dem König von Gath.“ Wir haben gesehen, daß er schon einmal Schutz bei Achis gesucht hatte und damals froh war, sich unter Demütigung wieder zu entfernen. Warum begibt er sich nun erneut dorthin? Er veranschaulicht hier praktisch die besondere und sehr notwendige Zucht, unter die eine Seele leicht kommen kann. Welches auch die Ursache unseres Versagens zu Anfang sein mag, und selbst wenn wir sie zeitweilig überwinden, sie wird uns unweigerlich wieder entgegentreten, und wenn wir nicht wirksam von ihr befreit sind, wird sie uns in noch bitterer und schlimmerer Form zu Fall zu bringen suchen. Denn wenn ein bestimmter Schößling meiner alten Natur weiter treiben will, so muß sicherlich die göttliche Zucht zu seiner Unterdrückung angewendet werden. Wird er nicht in Kürze beseitigt, so wird er sich bestimmt immer wieder zeigen, und bei jedem erneuten Aufleben (weil eine gründliche Abtötung nicht stattfand) muß als Folge eine um so strengere Zucht einsetzen. David tritt in nähere Beziehungen zu Achis, und erhält Ziklag von ihm. Es ist wunderbar, zu sehen, wie der Herr Seinen Knechten gestattet ihre eigenen Pläne auszuarbeiten. Nachdem sie aber zurechtgewiesen sind und das Ende der eigenen Planungen gesehen haben, führt Er sie hinauf zu einem größeren und erhabenerem Dienst, vorausgesetzt, daß sie Ihm im Prinzip treu geblieben sind. Ich glaube, daß dies auch bei David der Fall war, so tief sein Versagen an dieser Stelle auch sein mochte. Wir hören nichts davon, daß er Götzendienst trieb oder daß er vergaß, daß Israel das Volk Gottes war. Er betrog Achis und erniedrigte sich dadurch in moralischer Weise, aber er blieb im Prinzip Gott treu, und als seine Natur unterworfen worden war, wurde er aus seiner demütigenden Stellung heraus und zum öffentlichen und aktiven Dienst geführt. Ziklag bedeutete den letzten Strich der Meisterhand, um David für den Thron zuzubereiten, und es muß uns daher besonders interessieren. David zieht im Unglauben dorthin, bleibt dort über ein Jahr, gewinnt die Zuneigung des Achis durch falsche Vorstellungen.

1. Samuel 28,1+2 u. 29+30. David versucht sogar, mit Achis in den Kampf gegen Israel zu ziehen. In Anbetracht seines früheren Weges müssen wir wohl annehmen, daß die Fürsten der Philister diesen Versuch Davids richtig deuteten. Denn wenn David auch betrügen konnte, so hätte er doch nie das Schwert gegen sein eigenes Volk ergriffen außer mit der Absicht, ihm schließlich eine Hilfe zu sein. Dies wird vorausgesehen, und Achis ist gegen seinen Willen gezwungen, Davids Dienste abzulehnen und ihn fortzuschicken. Und nun, durch indirektes Eingreifen des Herrn aus seiner falschen und bedrückenden Stellung befreit, muß er die nachfolgende Zucht erfahren. Während seines Doppelspiels fällt das Gericht auf Ziklag, und David und seine Gefährten finden es bei ihrer Rückkehr mit Feuer verbrannt und ihre Frauen, Söhne und Töchter gefangen weggeführt! Wir wissen heute, was David in jenem niederschmetternden Augenblick nicht wußte, nämlich, daß der gleiche Gott, der ihn so schwer züchtigte, ihm das Königtum bereitete. Denn zur gleichen Stunde wurde Saul auf dem Gebirge Gilboa getötet. David aber war nicht passend für den Thron oder für irgendwelche diesbezügliche Botschaft, bis er gezüchtigt und in wahre Abhängigkeit zu Gott gebracht worden war. Der erste und letzte Schritt zum Thron hin ist die Abhängigkeit, sie ist das einzige von Gott anerkannte Recht auf diesen hohen Platz. Infolgedessen wird David in Ziklag mehr gedemütigt und verlassen als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt seines Lebens. Nicht nur war sein eigener Schmerz im Blick auf seinen großen Verlust sehr tief, das Versagen auf dem bisherigen Weg muß (wie stets bei einem derartigen Schmerz) sein Elend noch vergrößert haben. Endlich kam noch als größter Schlag hinzu, daß seine alten, ihm so eng verbundenen Gefährten davon sprachen, ihn zu steinigen. Solch einen Augenblick hatte er noch nie durchgemacht und erlebte ihn auch nie wieder. Seine Feinde (die Amalekiter) hatten ihn überlistet, und befanden sich außer Reichweite; und was mußte dem Kriegsmann schlimmer sein, als sich hintergangen zu wissen, ohne eine Möglichkeit der Vergeltung zu haben? Er befand sich wahrlich unter den Pfeilen des Allmächtigen, er musste die züchtigende Rute fühlen um der falschen Stellung willen, die er außerhalb des Landes und der Stätte des Vorrechtes eingenommen hatte. Menschliche Hilfe oder Stütze war nicht vorhanden; im Gegenteil, Gefahr und Verschwörung umlauerten ihn. Gott züchtigte ihn, seine Freunde zürnten ihm, der Feind war unerreichbar. Was aber war die Folge? „Aber David stärkte sich in Jehova, seinem Gott.“ Es ist sehr anregend, wenn wir uns ab und zu den Psalmen zuwenden und den Atemzügen der Seele Davids unter den verschiedenen Umständen lauschen, deren Beschreibung uns in seiner Lebensgeschichte gegeben ist. Wir finden, daß der Psalm 56 der Not seiner Seele Ausdruck verlieh, verursacht durch seinen verkehrten und demütigenden Aufenthalt in Gath. Ob der Psalm in jenen Zeitraum fällt, den wir gerade betrachten, oder nicht, so drückt er doch in einer Fülle das aus, was damals auf ihn einstürmte. Alles menschlichen Vertrauens beraubt, wendet er sich zu Gott, in vollem Bewußtsein seines eigenen Versagens. „Auf Gott vertraue ich, ich werde mich nicht fürchten; was sollte der Mensch mir tun? Auf mir, o Gott, sind deine Gelübde, ich werde dir Dankopfer entrichten. Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, ja, meine Füße vom Sturz.“ Es ist gesegnet zu irgendeiner Zeit eine richtige Erkenntnis Gottes erlangt zu haben. Denn wenn wir diese besitzen, werden wir auf der Höhe unseres eigenen Versagens am besten wissen, daß Gott unsere einzige Zuflucht ist möge auch Seine Züchtigung schmerzhaft sein und mögen wir uns auch verlassen und hilflos befinden. Jetzt gibt es für David keine Furcht mehr. Er ist „erwacht“ und wird „erleuchtet“ (vergl. Eph 5,14). „Bringe mir doch das Ephod her“ sagt er zu Abjathar, dem Priester. Denn wenn die Seele den Pfad des Glaubens von neuem betritt, so ist sie sich der Notwendigkeit ihrer Annahme bei Gott besonders bewußt. Und nun hat er seinen alten Kurs des Vertrauens eingeschlagen, zweifellos mit neuer Kraft. Wie bei Kehila, so fragt er auch hier den Herrn: „Soll ich dieser Schar nachjagen? werde ich sie erreichen?“ Und Er antwortete ihm in besonders zusichernder und ermutigender Weise: jage nach, denn du wirst sie gewißlich erreichen und wirst gewißlich erretten.“ So hat die aufrichtige Seele innerhalb eines Augenblicks ihre richtige Stellung vor Gott wieder eingenommen. „Da zog David hin, er und die sechshundert Mann, die bei ihm waren“; zweihundert aber blieben am Bache Besor zurück, weil sie zu ermattet waren. Der Pfad des Glaubens stellt stets unsere Kraft auf die Probe, und jede Verlegenheit bietet nur eine Gelegenheit für eine größere Entfaltung der Gnade, die uns aufrecht erhält. Die Begebenheit gibt Veranlassung zu einer „Satzung für Israel bis auf diesen Tag“, die charakteristisch für die Gnade ist die die Verfolger im Augenblick geleitete.

David versagt nicht. Weise und gnädig (wie der es stets ist, der nach Gottes Ratschluß wandelt), vermag er, jedes Vorkommnis zum Nutzen zu gebrauchen. Der fast verhungerte Ägypter erregt seine Aufmerksamkeit; auf jeden Fall durfte er ihn nicht in seinem Zustand lassen, wie wir es oft in unserer Eile bereit sind, zu tun. Hätte er ihn aber unbeachtet gelassen, so wäre ihm der richtige Fingerzeig zum erwünschten Ziel verlorengegangen. Der aufgefundene Ägypter führt David zum Lager seiner Feinde, und er schlug die ganze Schar, gewann alles zurück, was sie mitgenommen hatten, rettete seine beiden Frauen und alle anderen. Und nun, zum Bache Besor zurückgekehrt, veranschaulicht er, wie eine im Genuß der Gnade stehende Seele befähigt ist, diese Gnade anderen zu bezeugen. Er setzt die Selbstsucht des natürlichen Herzens beiseite und stellt jenen göttlichen Grundsatz auf: „Wie das Teil dessen, der in den Streit hinabzieht, so soll auch das Teil dessen sein, der bei dein Geräte bleibt; gemeinsam sollen sie teilen. Und so geschah es von jenem Tage an und hinfort; und er machte es zur Satzung und zum Recht für Israel bis auf diesen Tag“. Welch ein Denkmal, welches Andenken an die letzten Stunden der Verwerfung Davids! Und welche Ankündigung der Herrschaft, die er nunmehr antreten sollte! Diese Satzung des siegreichen aber ungekrönten David (in der gleichen Stellung, die der Herr jetzt Seinem Volk gegenüber einnimmt) hat einen sehr bedeutsamen Inhalt und verkörpert den Grundsatz, der heute für die Kirche gilt, daß jedes Glied am Leibe in bezug auf Verlust oder Gewinn von den anderen Gliedern abhängig ist. Ein neuer und wunderbarer Grundsatz, würdig der Stunde, in der er eingesetzt wurde! Es ist der Heilige Geist, der die Glieder des abwesenden Herrn in einem Leibe vereinigt und sie voneinander abhängig und untrennbar voneinander einsetzt. Mögen wir unsere Herzen der Weisheit öffnen, um die tiefen Gedanken Gottes zu verstehen.

Wir haben nun das Ende des dritten Abschnitts oder Kreises in Davids ereignisreichem Leben erreicht, und damit den Abschluß jenes wunderbaren Zubereitungsvorganges, der nötig war, um ihn für die hohe und ehrenvolle Stellung zuzubereiten, zu der er schon so früh erwählt und gesalbt worden war. Wir treten nun in ein neues Kapitel seiner Geschichte ein. Die Zeit seiner Verwerfung ist vorüber, und die neue, glorreiche Stellung, die er einnehmen soll, wird für ihn zubereitet. Der Erziehungsweg des Flüchtenden und Leidenden, des zwar rechtmäßigen Erben des Thrones, endete zu Ziklag, das für ihn der Schauplatz bitterer Trauer und Enttäuschung war, aber auch wunderbarer Errettung und Wiederherstellung. Und gerade an jenem Ort, nach seiner Rückkehr von der Vernichtung der Amalekiter, und nachdem er Geschenke aus der Beute „der Feinde Jehovas“ allen Orten gesandt hatte, an denen er und seine Männer sich aufgehalten hatten, erreicht ihn die bedeutsame Kunde vom Tode des Mannes, dessen Platz auf dem Thron er einnehmen sollte! Welch ein bemerkenswertes Zusammentreffen von Umständen! Die verkohlten Ruinen von Ziklag zeugten von der Zucht, die er so tief empfunden aber auch nötig gehabt hatte, während die Geschenke, die er hierhin und dorthin sandte, von dem Ersatz und dem Siege sprachen, die ihm geschenkt wurden. Der Kontrast zwischen diesen beiden Zeugnissen ist eindrucksvoll, das eine sein eigenes Versagen darstellend, das andere in noch weiterem und bestimmteren Sinn die Güte und Gnade des Herrn.

In wahrhaft königlicher Weise handelte David, ehe er noch wußte, daß er bereits König war und daß der, der ihm den Weg zum Thron verwehrt hatte, auf dem Gebirge Gilboa gefallen war. Es entspricht den Wegen Gottes, daß wir die geistige Bereitschaft für unsere Stellung besitzen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, sie einzunehmen, denn der Zustand bezeichnet die Stellung. Oder richtiger, der Zustand ist unbefriedigt, bis er die Stellung erreicht, die ihm entspricht. Die Zubereitung seines Herzens erfolgt von Gott aus, und wir können sicher sein, daß wir für eine gewünschte Stellung nur zubereitet sind, wenn wir im Geiste dieser Stellung handeln, andernfalls würden wir, in die Stellung gebracht, ungeeignet für diese erfunden werden. Es ist zwar richtig, daß wir nicht wissen und nicht zu wissen brauchen, wie wir in der verheißenen Stellung zu handeln haben, ehe wir nicht die Stellung tatsächlich eingenommen haben, denn die Tätigkeit des Glaubens wirkt sich in der Gegenwart aus. Wir können und sollten aber bereits im Geiste der besseren Stellung entsprechend handeln, und wenn wir darin keine Freude finden, so ist das göttliche Leben in uns nicht befriedigt, denn dieses sucht den ihm entsprechenden Lebensbereich auf, und die aus diesem Leben hervorgebrachten Gefühle sind ein Beweis seines Vorhandenseins.

Jule | 04.20.13 | Bibelkommentare.de, Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

Wie war das mit der Geschlechtslinie aus Juda?

Abraham, Isaak und Jakob – mit ihnen hatte Jehova einen Bund geschlossen und diesen bestätigt. Danach wird durch den Segen Jakobs Juda als nächstes Glied kenntlich gemacht.

Wie ging es danach eigentlich weiter – bis wir hier bei Kaleb ankommen?

Jule | 02.25.13 | eigene Gedanken zum Geschehen, ergänzender Stoff, Fragen, die ich mir gestellt habe, Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

Esther – „Sie ging mutig, überlegt und selbstlos vor“

WT 01.01.2012
Ihren Glauben nachahmen – Esther

„Sie ging mutig, überlegt und selbstlos vor“

 

Mit pochendem Herzen schreitet Esther auf den Thron zu. Man spürt förmlich die atemlose Stille im Tronsaal des persischen Palastes in Susa. Esther kann ihre eigenen sachten Schritte und das Rascheln ihrer königlichen Kleider hören. Sie darf sich jetzt nicht vom Prunk des Königshofes ablenken lassen, von den anmutigen Säulen und den reichen Schnitzerein der Deckentäfelung aus Zedernholz, das eigens aus dem fernen Libanon eingeführt wurde. Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt dem Mann auf dem Königsthron, er in diesem Augenblick ihr Leben in Händen hält.

Der König verfolgt aufmerksam jeden ihrer Schritte und streckt ihr sein goldenes Zepter entgegen – im Grunde eine einfache Geste, doch für Esther bedeutet sie Leben. Damit hat der König sie von dem Vergehen freigesprochen, unaufgefordert vor ihm zu erscheinen. Dankbar berührt Esther die Spitze des Zepters (Esther 5:1, 2).

König Ahasverus umgibt eine Aura unvorstellbarer Pracht und Größe. Allein die Königsgewänder der persischen Monarchen hatten vermutlich einen Wert von mehreren Millionen Euro. Und dennoch endeckt Esther im Blick ihres Mannes eine gewisse Wärme, an der sie ablesen kann, dass er sie auf seine Art liebt. Er sagt nun zu ihr: „Was hast du, oh Königin Esther, und was ist dein Begehren? Bis zur Hälfte des Königstums, es werde dir auch gegeben“ (Esther 5:3).

Esther hat schon beachtilich viel Mut und Glauben bewiesen: Sie ist vor den König getreten, weil ihr Volk in Gefahr ist, durch eine gemeine Intriege ausgerottet zu werden. Bisher ist alles gut gegangen, doch das Schwerste liegt noch vor ihr. Sie muss den stolzen Monarchen davon überzeugen, dass sein engster Berater ihn böswillig übertölpelt hat, damit er ihr Volk ins Verderben stürzt. Wie wird ihr das wohl gelingen, und was lehrt uns ihr Glaube?

 

„Eine Zeit zum Reden“ – klug gewählt

Würde Esther die Intriege vor dem König und dem ganzen Hofstaat aufdecken, könnte sie ihren Mann beschämen. Außerdem hätte sein Berater Haman womöglich Zeit, alles abzustreiten. Was wird Esther tun? Jahrhunderte zuvor hielt König Salomo fest: „Für alles gibt es eine Zeit, eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden“ (Prediger 3:1, 7). Man kann sich gut vorstellen, dass der tiefgläubige Mordechai seiner Pflegetochter Esther solche biblischen Weisheiten mit auf den Weg gegeben hat. Sie muss gewußt haben, wie wichtig es ist, sich gut zu überlegen, wann es „Zeit zum Reden“ ist.

Sie sagt: „Wenn es dem König gut erscheint, möge der König mit Haman heute zu dem Festmahl kommen, das ich für ihn bereitet habe“ (Esther 5:4). Der König ist einverstanden und lässt Haman rufen. Wie besonnen Esther vorgeht! Sie wahrt die Würde ihres Mannes und möchte eine angenehme Atmosphäre schaffen, bevor sie ihn ins Vertrauen zieht.

Zweifellos bereitet Esther das Festmahl bis ins Kleinste vor, um allen Vorlieben des Königs gerecht zu werden. Erlesene Weine sollen für eine gelöste Stimmung sorgen (Psalm 104:15). Ahasverus lässt es sich gut gehen und erkundigt sich nochmals, was Esther auf dem Herzen hat. Ist jetzt der Moment zum Reden?

Esther  hält die Zeit für noch nicht gekommen. Stattdessen lädt sie den König und Haman zu einem weiteren Bankett ein, das gleich am nächsten Tag stattfinden soll (Esther 5:7, 8). Warum zögert sie noch? Es steht viel auf dem Spiel. Immerhin ist  ihr ganzes Volk wegen eines königlichen Dekrets dem Tode ausgeliefert. Esther muss unbedingt den richtigen Augenblick abpassen. Sie wartet also ab und hat dadurch noch einmal die Gelegenheit, ihrem Mann zu zeigen, wie sehr sie ihn achtet.

Geduld ist ein seltenes und doch wertvolles Gut.  Obwohl Esther angespannt ist und am liebsten reden würde, hält sie sich zurück. Wohl die meisten haben schon so manches himmelschreiendes Unrecht beobachtet. In so einer Situation kann man von Esthers Geduld viel lernen. In Sprüche 25:15 heißt es: „Durch Geduld wird ein Befehlshaber beredet, und eine milde Zunge, sie kann einen Knochen zerbrechen“. Geduldiges Abwarten und sanfte Worte können sogar Widerstand brechen, der so stark ist wie ein Knochen. Wird Esther von ihrem Gott Jehova für ihre Geduld und Besonnenheit belohnt?

 

Ihre Geduld zahlt sich aus

Esthers Geduld ebnet den Weg für unerwartete Entwicklungen! Beschwingt verlässt Haman das erste Festmahl – „freudig und frohen Herzens“, son dem Königspaar so geehrt zu werden. Als er jedoch durchs Palasttor geht, fällt sein Blick auf Mordechai, diesen Juden, der sich immer noch weigert, ihm die gebührende Ehrre zu erweisen. Doch Mordechai hat seine Gründe. Er will nicht respektlos sein, sondern ein gutes Gewissen und ein gutes Verhältnis zu seinem Gott Jehova behalten. Haman wird indessen „sogleich von Wut gegen Mordechai erfüllt“ (Esther 5:9).

Als Haman seiner Frau und seinen Freunden von Mordechais Unverfrorenheit berichtet, raten sie ihm, einen über 20 Meter hohen Galgen aufzurichten und vom König die Erlaubnis einzuholen, Mordechai daran aufzuhängen. Der Vorschlag gefällt Haman und er schreitet zur Tat (Esther 5:12-14).

Inzwischen verbringt der König eine schlaflose Nacht. die Bibel drückt es so aus: „Während jender Nacht floh den König der Schlaf.“ Er  lässt sich die Chronik seines Reiches bringen und daraus vorlesen. Darin findet sich der Bericht über einen Mordanschlag auf ihn. Er erinnert sich: Die Attentäter wurden gefasst und hingerichtet. Aber was war mit Mordechai, der die Verschwörung aufgedeckt hatte? Dem König fällt plötzlich ein, dass ihm ja ganz entgangen ist, ob und wie Mordechai belohnt wurde. Und tatsächlich: Man hatte das einfach übersehen (Esther 6:1-3).

Aufgeregt fragt der König, ob ein Hofbeamter in der Nähe ist, der ihm sagen kann, wie sich das Versäumnis wiedergutmachen lässt. Und siehe da! Im Hof steht ausgerechnet Haman, der wahrscheinlich schon so früh auf den Beinen ist, weil er es nicht abwarten kann, sich die Hinrichtung Mordechais genehmigen zu lassen.  Aber noch bevor er zu  Wort kommt, will Ahasverus von ihm wissen, was man für jemand tun könne, den der König besonders ehren möchte. Haman glaubt, er selbst sei gemeint und denkt sich eine pompöse Zeremonie aus: Man lege dem Mann königliche Gewänder an, setze ihn auf das Pferd des Königs, lasse ihn von einem hohen Würdenträger durch Susa führen und überhäufe ihn vor aller Ohren mit Lob. Was Haman wohl für ein Gesicht gemacht hat, als er erfuhrt, dass als das mit Mordechai geschehen sollte! Und der Gipfel ist: Er selbst soll auch noch das Loblied auf Mordechai anstimmen (Esther 6:4-10).

Zähneknirschend erfüllt Haman die lästige Pflicht und eilt dann verstört nach Hause. Von seiner Frau und seinen Freunden  muss er sich anhören, dass diese unerwartete Wende nichts Gutes ahnen lasse. Er werde im Kampf gegen Mordechai den Kürzerren ziehen (Esther 6:12,13).

Da Esther geduldig einen weiteren Tag abwartete, hat Haman Zeit, seine Intrige weiterzuspinnen, wodurch er letztlich seinen Untergang besiegelt. Und war es nicht vielleicht sogar Jehova, der dem König die schlaflose Nacht bereitet hat? (Sprüche 21:1). Nicht umsonst empfihelt uns Gottes Wort, eine „wartende Haltung“ einzunehmen (Micha 7:7). Wenn wir auf Gott warten, werden wir feststellen, dass seine Lösung viel besser ist als alles, was wir uns selbst ausdenken könnten.

 

Mutig ergreift sie das Wort

Esther wagt es nicht, den König noch länger auf die Folter zu spannen. Beim zweiten Bankett muss sie alles ans Tageslicht bringen. Nur wie? Zum Glück macht es ihr der König leicht und fragt sie erneut nach ihrem Anliegen (Estehr 7:2). Jetzt ist es „Zeit zum Reden“!

Gut möglich, dass Esther ein stilles Gebet spricht, bevor sie sagt: „Wenn ich in deinen Augen Gunst gefunden habe, o König, und wenn es dem König wirklich gut scheint, so werde mir auf mein Gesuch hin meine eigene Seele gegeben und mein Volk auf meine Bitte (Esther 7:3). Bezeichnenderweise bringt sie ihre Achtung vor dem Urgteilsvermögen des Königs zum Ausdruck. Ganz anders, als ihre Vorgängerin Waschti, die den König öffentlich gedemütigt hattre! (Esther 1:10-12). Auch wirft sie dem König nicht vor, dass er Haman so leichtfertig vertraut hat. Vielmehr bittet sie ihn, sie aus einer lebensbedrohlichen Lage zu befreien.

Diese Bitte kommt für ihn bestimmt völlig unerwartet, und er ist tief bestürzt. Wer sollte es wagen, der Königin etwas anzutun? Esther fährt fort: „Wir sind verkauft worden, ich und mein Volk, um vertilgt, getötet und vernichtet zu werden. Wenn wir nun lediglich zu Sklaven und lediglich zu Mägden verkauft worden wären, so hätte ich geschwiegen. Aber die Bedrängnis i st nicht angebracht, wenn sie dem König zum Schaden gereicht“ (Esther 7:4). Esther nennt die Dinge beim Namen, gibt aber gleichzeitig zu verstehen, dass sie nichts gesagt hätte, wenn ihrem Volk bloß die Sklaverei drohen würde. Doch dieser Völkermord würde auch den König selbst teuer zu stehen kommen. Wie könnte sie da Stillschweigen bewahren!

Esther hat beispielhafte Überzeugungsarbeit geleistet. Sollte man selbst irgendwann einmal in der Familie oder aber gegenüber einer höhergestellten Person eine heikle Angelegenheit ansprechen müssen, kann einen Geduld kombiniert mit Respekt und Offfenheit ein großes Stück weiterbringen (Sprüche 16:21,23).

Ahasverus will sofort wissen: „Wer ist dieser, und wo ist der, der sich erdreistet hat, auf diese Weise zu tun?“ Esther zeigt auf den Schuldigen und sagt: „Dieser Mann, der Widersacher und  Feind, ist dieser schlechte Haman.“ Die Atmosphäre ist zum Zerreißen gespannt. Haman zuckt zusammen, und dem launischen Monarchen steigt die Zornesröte ins Gesicht. Sein engster Berater hat ihn zu einem Erlass verleitet, der für seine geliebte Frau den Tod bedeutet! Der König stürmt in den Palastgaren hinaus, um sich wieder zu fangen (Esther 7:5-7).

Als hinterhältiger Feigling entlarvt, wirft sich Haman der Königin zu Füßen.  Da kehrt der König zurück und endeckt Haman, wie er Esther auf ihrem Ruhebett anfleht. Empört bezichtigt der König ihn der versuchten Vergewaltigung im eigenen Palast. Hamans letzte Stunde hat geschlagen! Mit verhülltem Gesicht wird er abgeführt. Nun erzählt ein Hofbeamter dem König von dem Galgen, den Haman für Mordechai aufgestellt hat. Augenblicklich gibt Ahasverus den Befehl, Haman selbst darran zu hängen (Esther 7:8-10).

In der heutigen Welt hat man  manchmal das Gefühl, dass es einfach keine Gerechtigkeit mehr gibt. Was Esther angeht, sie verzweifelte nicht, wurde nicht zynisch, verlor nicht das Gottvertrauen. Als der richtige Zeitpunkt gekommen war, ergriff sie mutig das Wort und überließ Jehova den Ausgang der Sache. Damit liefert sie uns ein  nachahmenswertes Beispiel. Jehova hat sich seit Esthers Tagen nicht geändert. Er kann gemeine Intriganten  nach wie vor mit ihren eigenen Waffen schlagen, so wie er es bei Haman tat (Psalm 7:11-16).

 

Sie setzt sich selbstlos für Jehova und sein Volk ein

Endlich erfährt der König, wer Mordechai wirklich ist: nicht nur ein loyaler Untertan, der einen Mordanschlag vereitelt hat, sondern auch Esthers Pflegevater. Ahasverus überträgt ihm Hamans Stellung als erster Minister. Hamans Haus und sein stattliches Vermgen geht an Esther, die Mordechai als Verwalter einsetzt (Esther 8:1,2).

Esther und Mordechai sind in Sicherheit.  Wird sich die Königin nun entspannt zurücklehnen? Dazu müsste sie selbstsüchtig sein, doch das liegt ihr fern. Immerhin verbreitet sich Hamans Erlass wie ein Lauffeuer im ganzen Perserreich. Durch das Pur oder Los hatte Haman die günstigste Zeit für die Ausrottung der Juden ermittelt, was offensichtlich mit Spiritismus zu tun hatte (Esther 9:24-26). Es sind zwar noch Monate bis dahin, aber die Zeit läuft unaufhaltsam ab. Lässt sich das Unglück noch irgendwie abwenden?

Wieder riskiert Esther selbstlos ihr Leben und erscheint unaufgefordert vor dem Königl Diesmal fleht sie ihn unter Tränen an, den grausamen Erlass gegen ihr Volk aufzuheben. Nur: Gesetzte, die im Namen des persischen Monarchen verabschiedet wurden, dürfen nicht mehr geändert werden (Daniel 6:12,15). Der König ermächtigt deshalb Esther und Mordechai, einen weiteren Erlass herauszugeben, um ihre Landsleute zu retten. Mit diesem zweiten Erlass erhalten die Juden das Recht, sich gegen ihre Feinde zu verteidigen. Berittene Kuriere eilen in alle Himmelsrichtungen, um die gute Nachricht zu überbringen. Die Juden können wieder aufatmen (Esther 8:3-16). Überall in dem riesigen Perserreich bewaffnen sie sich  und bereiten sich auf den Kampf vor, was ohne den neuen Erlass undenkbar wäre. Bleibt die entscheidende Frage: Wird „Jehova der Heerscharen“ seinem Volk zum Sieg verhelfen? (1. Samuel 17:45).

Als der Tag schließlich da ist, stehen die Juden bereit. Viele persische Beamte stellen sich auf ihre Seite, nachdem sich überall herumgesprochen hat, dass der Jude Mordechai jetzt erster Minister ist. Jehova schenkt seinem Volk einen überwältigenden Sieg. Und durch die verheerende Niederlage, die er den Feinden bereitet, sollen die Juden zweifellos vor einem grausamen Vergeltungsakt geschützt werden (Esterh 9:1-6).
Fußnote:

Der König räumte den Juden noch einen weiteren Tag ein, an dem sie ihre Feinde endgültig besiegen konnten (Esther 9:12-14). Bis heute feiern die Juden zum Gedenken an diesen Sieg jedes  Frühjahr das Purimfest – benannt nach dem Los, das Haman geworfen hatte.

Außerdem könnte Mordechai niemals gefahrlos das Haus Hamans verwalten, solange die zehn Söhne des Schurken noch am leben sind. Auch sie werden getötet (Esther 9:7-10). Damit erfüllt sich eine biblische Prophezeiung. Gott hatte vorausgesagt, dass die Amalekiter, erbitterte Feinde der Israeliten, vollständig ausgerottet werden sollten (5. Mose 25:17-19). Die Söhne Hamans waren womöglich noch die Allerletzten, die zu diesem verurteilten Volk gehörten.

ergänzender Kasten:
Eine erfüllte Prophezeiung

Als sich  Esther und Mordechai für Gottes Volk starkmachten, erfüllte sich noch eine weitere Prophezeiung. Über 1.200 Jahre zuvor sagte der Patriarch Jakob über einen seiner Söhne voraus: „Benjamin wird, einem Wolf gleich, beständig zerreißen. Am Morgen wird er das erbeutete Tier fressen, und am Abend wird er Beute verteilen“ (!. Mose 49:27). „Am Morgen“ der israelitischen Königsgeschichte machten sich Benjameniter wie König Saul einen Namen als starke Krieger für Jehovas Vollk. „Am Abend“, als die Sonne über der Königslinie Israels bereits untergegangen war, errangen die Benjaminiter Esther und Mordechai einen Sieg über die Feinde Jehovas. Beute verteilten sie insofern, als Hamans immenser Besitz auf sie überging.

Esther trug eine schwere Last auf ihren zarten Schultern. Es war sicherlich nicht leicht, mit köninglichen Erlassen konfrontiert zu werden, bei denen es um Krieg und Todesurteile ging. Doch Jehova wollte sein Volk vor dem Untergang bewahren. Immerhin sollte aus der Nation Israel der Messias kommen, der Hoffnungsträger der ganzen Menschheit (1. Mose 22:18). heute sind wir froh, dass der Messias, Jesus Christus, seinen Nachfolgern verboten hat, sich an Kriegen zu beteiligen (Matthäus 26:52).

Dennoch befinden wir uns in einem Krieg, aber nicht gegen Menschen. Satan lässt nichts unversucht, unser Vertrauen auf Jehova Gott zu erschüttern (2. Korinther 10:3,4). Wie gut ist es da, ein Vorbild wie Esther zu haben! Beweisen wir wie sie Gottvertrauen, indem wir überlegt und mutig Überzeugungsarbeit leisten, mutig handeln und selbstlos für Gottes Volk eintreten.

 

Fragen zum Buch Ester:

  • Warum ließ Mordechai zu, dass Esther einen Nichtjuden heiratete?
    Manche Bibelwissenschaftler sehen Mordechai als Opportunisten, der durch Esthers Heirat zu Ansehen kommen wollte. Doch diese Annahme entbehrt jeder Grundlage.  Als gottesfürchtiger Jude konnte Mordechai eine solche Verbindung nicht befürworten (5. Mose 7:3). Nach jüdischer Überlieferung versuchte er sogar, die Eheschließung zu verhindern. Allerdings hatten er und Esther wohl kaum eine Wahl. Schließlich lebten sie als Ausländer in einem Land, das von einem Alleinherrscher im Rang eines Gottes regiert wurde. Im Nachhinein zeigte es sich jedoch, dass Jehova Esthers Stellung als Königin nutzen konnte, um sein Volk vor dem Untergang zu bewahren (Esther 4:14).
  • Warum kommt der Gottesname Jehova im Buch Esther nicht vor?
    Offensichtlich war es Mordechai, der im Auftrag Gottes das Bibelbuch Esther schrieb. Möglicherweise wurde das Buch zunächst zu den amtlichen Aufzeichnungen der Perser gelegt, ehe man es nach Jerusalem mitnahm. Wäre der Name Jehova darin vorgekommen, hätten persische Götzendiener das Buch womöglich vernichtet. Eins steht jedenfalls fest: Bei den Ereignissen, die im Buch Esther geschildert werden, muss Jehova die Hand im Spiel gehabt haben. Interessanterweise ist der Gottesname im hebräischen Text mehrmals in einer Art Akrostichon verborgen. Dabei sind die Formulierungen offensichtlich so gewählt, dass die Anfangs- und Ensbuchstaben von vier aufeinanderfolgenden Wörtern den Namen Gottes ergeben (Esther 1:20, Fußnote).
  • Ist das Buch Esther historisch ungenau?
    Dieser Vorwurf wird von Biblkritikern erhoben. Doch einige Bibelwissenschaftler bescheinigen dem Schreiber des Buches eine bemerkenswert detaillierte Kenntnis des Könighauses, der Architektur und des Brauchtums von Persien. Zwar gibt es bis heute k eine außerbiblischen Hinweise auf Königin Esther, aber sie wäre auch  nicht die erste königliche Persönlichkeite, die in amtlichen Verzeichnissen nicht auftaucht. Außerdem lässt sich sehr wohl belegen, dass ein Mann namens Marduka (persisch für Mordechai) in der Zeit, die im Buch Esther behandelt wird, Hofbeamter in Susa war.
Jule | 10.28.11 | biblische Personen, Esther, Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

Quellen für die Wiederholungsfragen zur TPS – August 2011

1. Wieso ist Gottes liebende Güte „besser als Leben“? (Ps. 63:3) (w01 15. 10. S. 15 Abs. 17).
(Psalm 63:3) Denn deine liebende Güte ist besser als Leben, Meine Lippen, sie werden dich loben.

17 Wie wichtig ist dir Gottes Liebe? Empfindest du wie David, der schrieb: „Denn deine liebende Güte ist besser als Leben, meine Lippen, sie werden dich loben. So werde ich dich segnen zeit meines Lebens; in deinem Namen werde ich meine Handflächen erheben“ (Psalm 63:3, 4). Ja, hat das Leben in der heutigen Welt irgend etwas zu bieten, das besser wäre, als Gottes Liebe und seine loyale Freundschaft zu genießen? Ist es beispielsweise besser, eine lohnende weltliche Laufbahn einzuschlagen, als den Herzensfrieden und das Glück zu besitzen, die sich aus einem engen Verhältnis zu Gott ergeben? (Lukas 12:15). Manche Christen standen vor der Wahl, Jehova zu verleugnen oder zu sterben. So erging es etlichen Zeugen Jehovas in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs. Von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, entschieden sich alle unsere Glaubensbrüder, in Gottes Liebe zu bleiben und dafür nötigenfalls auch den Tod auf sich zu nehmen. Wer loyal in Gottes Liebe bleibt, kann darauf vertrauen, von Gott ewiges Leben zu erhalten — und das kann uns die Welt nicht bieten (Markus 8:34-36). Aber es geht noch um weit mehr als um eine ewige Zukunft.

2. Was verrät Psalm 70 über David? (w08 15. 9. S. 4 Abs. 4).

4 Was verrät Psalm 70 über David? Obwohl er sich Feinden gegenübersah, die fest entschlossen waren, ihn umzubringen, nahm er die Sache nicht selbst in die Hand. Stattdessen vertraute er darauf, dass sich Jehova zu seiner Zeit und auf seine Weise um die Gegner kümmern würde (1. Sam. 26:10). David ließ sich nicht von seiner Überzeugung abbringen, dass Jehova denen, die ihn suchen, hilft und sie befreit (Heb. 11:6). Aus Davids Sicht hatten solche wahren Anbeter Gottes allen Grund, sich zu freuen und Jehova zu preisen, also anderen von seiner Größe zu erzählen (Ps. 5:11; 35:27).

3. Wovor werden wir in Psalm 75:5 gewarnt? (w06 15. 7. S. 11 Abs. 2).
(Psalm 75:5) Erhebt nicht euer Horn zur Höhe. Redet nicht mit frechem Hals.

75:4, 5, 10 — Was bedeutet der Ausdruck „Horn“? Die Hörner eines Tiers sind eine mächtige Waffe. Der Ausdruck „Horn“ steht daher für Macht oder Stärke. Jehova erhöht die Hörner seiner Diener und veranlasst sie zum Jubeln, wogegen er die ‘Hörner der Bösen abhaut’. Wir werden davor gewarnt, ‘unser Horn zur Höhe zu erheben’, also davor, stolz oder eingebildet zu werden. Jehova ist es, der erhöht; daher sollten wir verantwortliche Aufgaben, die uns in der Versammlung übertragen werden, als von Jehova kommend betrachten (Psalm 75:7).

4. Wann können wir besonders sicher sein, dass Jehova unsere Gebete erhört? (Ps. 79:9) (w06 15. 7. S. 12 Abs. 5).
(Psalm 79:9) Hilf uns, o Gott unserer Rettung, Um der Herrlichkeit deines Namens willen; Und befreie uns, und decke unsere Sünden zu um deines Namens willen.

79:9. Jehova erhört gern unsere Gebete, besonders wenn sie sich um die Heiligung seines Namens drehen.

5. Worum handelt es sich bei den in Psalm 90:7, 8 erwähnten „verborgenen Dingen“? (w01 15. 11. S. 12, 13 Abs. 14-16).
(Psalm 90:7-8) Denn wir sind zu Ende gekommen in deinem Zorn, Und durch deinen Grimm sind wir bestürzt gewesen.  8 Du hast unsere Vergehungen direkt vor dich gesetzt, Unsere verborgenen Dinge vor dein leuchtendes Angesicht.

14 Was Gott betrifft, fügt der Psalmist hinzu: „Wir sind zu Ende gekommen in deinem Zorn, und durch deinen Grimm sind wir bestürzt gewesen. Du hast unsere Vergehungen direkt vor dich gesetzt, unsere verborgenen Dinge vor dein leuchtendes Angesicht. Denn alle unsere Tage haben sich zu ihrem Ende geneigt in deinem Zornausbruch; wir haben unsere Jahre beendet so wie ein Geflüster“ (Psalm 90:7-9).

15 Untreue Israeliten ‘kamen in Gottes Zorn zu Ende’. Sie waren ‘durch seinen Grimm bestürzt’ oder ‘durch seine Entrüstung verängstigt’ (New International Version). Einige wurden als Ergebnis göttlicher Strafgerichte „in der Wildnis niedergestreckt“ (1. Korinther 10:5). Jehova ‘setzte ihre Vergehungen direkt vor sich’. Er zog sie für ihre offenkundigen Missetaten zur Rechenschaft, aber auch ihre „verborgenen Dinge“ oder heimlichen Sünden waren ‘vor seinem leuchtenden Angesicht’ (Sprüche 15:3). Da sich die reuelosen Israeliten den göttlichen Zorn zugezogen hatten, ‘beendeten sie ihre Jahre so wie ein Geflüster’. Eigentlich gleicht auch unsere kurze Lebensspanne einem Hauch, der über die Lippen streicht, einem Geflüster.

16 Sollte jemand von uns im geheimen Sünde treiben, kann er dies vielleicht eine Zeitlang vor Mitmenschen verbergen. Aber seine verborgene Missetat wäre ‘vor Jehovas leuchtendem Angesicht’, und sein Tun würde sein Verhältnis zu Jehova zerstören. Um sein vertrautes Verhältnis zu ihm wiederherzustellen, müßte er ihn um Vergebung bitten, seine Übertretungen lassen und dankbar die geistige Hilfe christlicher Ältester annehmen (Sprüche 28:13; Jakobus 5:14, 15). Wäre das nicht viel besser, als ‘seine Jahre so wie ein Geflüster zu beenden’ und seine Hoffnung auf ewiges Leben zu gefährden?

6. Welche wichtige Verantwortung tragen die Älteren in der Versammlung gemäß Psalm 92:12-15? (w04 15. 5. S. 13, 14 Abs. 14-18).
(Psalm 92:12-15) Der Gerechte, er wird aufblühen wie eine Palme; Wie eine Zeder im Lịbanon wird er groß werden. 13 Die im Haus Jehovas gepflanzt sind, In den Vorhöfen unseres Gottes werden sie aufblühen. 14 Sie werden noch fortfahren zu gedeihen, während sie ergraut sind, Saftvoll und frisch werden sie weiterhin sein, 15 Um kundzutun, daß Jehova gerade ist. [Er ist] mein FELS, in dem es keine Ungerechtigkeit gibt.

14 Dienst du schon viele Jahre als Ältester? „Mach selbstlos Gebrauch von der Weisheit, die sich mit den Jahren einstellt“, rät ein langjähriger Ältester. „Delegiere Aufgaben und lass andere, die sich gern einsetzen möchten, von deiner Erfahrung profitieren . . . Erkenne das Potenzial, das in anderen steckt. Fördere es und lenke es in die richtigen Bahnen. Baue für die Zukunft“ (5. Mose 3:27, 28). Dein aufrichtiges Interesse an dem sich ständig ausdehnenden Königreichswerk wird sich für andere in der christlichen Bruderschaft sehr segensreich auswirken.

„Um kundzutun, dass Jehova gerade ist“

15 Ältere Diener Gottes kommen gern ihrer Verantwortung nach, „kundzutun, dass Jehova gerade ist“. Durch deine Worte und Taten kannst du als älterer Christ anderen zeigen, dass Jehova dein Fels ist, „in dem es keine Ungerechtigkeit gibt“ (Psalm 92:15). Die Palme ist ein stummer Zeuge für die überragenden Eigenschaften ihres Schöpfers. Aber dir hat Jehova die ehrenvolle Aufgabe übertragen, vor Menschen, die die wahre Anbetung aufnehmen, Zeugnis über ihn abzulegen (5. Mose 32:7; Psalm 71:17, 18; Joel 1:2, 3). Warum ist das so wichtig?

16 Als Josua, der Führer der Israeliten, „alt und an Tagen vorgerückt war“, ging er daran, „ganz Israel zu rufen, seine älteren Männer und seine Häupter und seine Richter und seine Beamten“. Er erinnerte sie daran, dass Jehova in seinem Tun redlich oder „gerade“ ist, und sagte: „Kein einziges Wort von allen guten Worten, die Jehova, euer Gott, zu euch geredet hat, [ist] dahingefallen . . . Sie alle sind für euch eingetroffen“ (Josua 23:1, 2, 14). Eine Zeit lang bestärkten diese Worte das Volk in dem Entschluss, treu zu bleiben. Doch nach dem Tod Josuas begann „eine andere Generation . . . zu erstehen, die Jehova nicht kannte noch das Werk, das er für Israel getan hatte. Und die Söhne Israels begannen zu tun, was böse war in den Augen Jehovas, und dienten den Baalen“ (Richter 2:8-11).

17 Die Treue der heutigen Christenversammlung hängt zwar nicht von dem mündlichen Zeugnis älterer Diener Gottes ab. Doch unser Glaube an Jehova und seine Verheißungen wird vertieft, wenn wir aus erster Hand Berichte über das „große Werk“ hören, das er in den gegenwärtigen letzten Tagen für sein Volk vollbracht hat (Richter 2:7; 2. Petrus 1:16-19). Wenn du schon viele Jahre mit Jehovas Organisation verbunden bist, erinnerst du dich vielleicht noch an die Zeit, als es in deiner Gegend oder in deinem Land nur wenige Königreichsverkündiger gab oder das Predigtwerk auf entschiedene Gegnerschaft stieß. Du hast miterlebt, wie Jehova im Laufe der Zeit gewisse Hindernisse aus dem Weg räumte und das Königreichswerk ‘beschleunigte’ (Jesaja 54:17; 60:22). Dir ist aufgefallen, dass die biblische Wahrheit immer deutlicher verstanden wurde und der sichtbare Teil der Organisation Gottes fortschreitend geläutert worden ist (Sprüche 4:18; Jesaja 60:17). Hast du selbst erlebt, dass Jehova gerecht handelt? Erzählst du anderen davon, um sie zu erbauen? Wie positiv und stärkend sich das doch auf die christliche Bruderschaft auswirken kann!

18 Bei welchen Gelegenheiten hast du in deinem eigenen Leben die liebevolle Fürsorge und Leitung Jehovas verspürt? (Psalm 37:25; Matthäus 6:33; 1. Petrus 5:7). Eine ältere Schwester namens Martha ermunterte andere gewöhnlich mit den Worten: „Halte dich immer eng an Jehova, ganz gleich, was geschieht. Er wird dich stützen.“ Dieser Rat prägte sich bei Tolmina, mit der Martha die Bibel studierte, tief ein. Tolmina ließ sich Anfang der 1960er Jahre taufen. Sie sagt heute rückblickend: „Als mein Mann starb, war ich verzweifelt, aber diese Worte bestärkten mich in dem Entschluss, keine einzige Zusammenkunft zu versäumen. Und Jehova gab mir wirklich die Kraft, weiterzumachen.“ Tolmina hat den Rat im Laufe der Jahre selbst auch an viele weitergegeben, mit denen sie die Bibel studierte. Wie wir sehen, kann man andere tatsächlich sehr im Glauben stärken, wenn man sie ermuntert und ihnen erzählt, wie gerecht Jehova handelt.

7. Stehen die Worte aus Psalm 102:25-27 im Widerspruch zu dem, was Gott von Anbeginn für die Erde vorgesehen hat? (1. Mo. 1:28) (w08 1. 4. S. 12 Abs. 1).
(Psalm 102:25-27) Vor langem hast du sogar die Grundlagen der Erde gelegt, Und die Himmel sind das Werk deiner Hände. 26 Sie selbst werden vergehen, du aber, du wirst fortwährend bestehen; Und so wie ein Kleid werden sie alle zerfallen. So wie Kleidung wirst du sie ersetzen, und sie werden ihren Lauf beenden. 27 Du aber bist derselbe, und deine Jahre, sie werden nicht vollendet werden.
(1. Mose 1:28) Auch segnete Gott sie, und Gott sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar, und werdet viele, und füllt die Erde, und unterwerft sie [euch], und haltet [euch] die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel untertan und jedes lebende Geschöpf, das sich auf der Erde regt.“

Diese Worte stehen keineswegs im Widerspruch zu dem, was Gott von Anbeginn für die Erde vorgesehen hat. Der Psalmist stellt hier lediglich die ewige Existenz Gottes der Vergänglichkeit aller materiellen Schöpfung gegenüber. Ohne die erneuernde Kraft Gottes würden dem ganzen Universum letztlich völlige Desorganisation und Zerstörung drohen — und damit auch unserem Sonnensystem, ohne das es auf der Erde weder stabile Verhältnisse noch Licht oder Wärme gäbe. Sich selbst überlassen, würde die Erde daher tatsächlich eines Tages „zerfallen“ oder aufhören zu existieren.

8. Was kann nach Psalm 106:7 passieren, wenn man kein Unterscheidungsvermögen bekundet? (w95 1. 9. S. 19 Abs. 4 bis S. 20 Abs. 2).
(Psalm 106:7) Was unsere Vorväter in Ägypten betrifft, Sie bekundeten keine Einsicht in deine wunderbaren Werke. Sie gedachten nicht der Fülle deiner großen liebenden Güte, Sondern sie benahmen sich rebellisch am Meer, am Roten Meer.

Ein Geschehen aus der frühen Geschichte Israels zeigt, welche verheerenden Folgen es haben kann, wenn man kein Unterscheidungsvermögen anwendet. Rückblickend auf jene Zeit, sagte der inspirierte Psalmist: „Was unsere Vorväter in Ägypten betrifft, sie bekundeten keine Einsicht in deine wunderbaren Werke. Sie gedachten nicht der Fülle deiner großen liebenden Güte, sondern sie benahmen sich rebellisch am Meer, am Roten Meer“ (Psalm 106:7).

Als Moses Israel aus Ägypten herausführte, hatte Jehova bereits seine Macht und seine Entschlossenheit gezeigt, sein Volk zu befreien, indem er über die mächtige Weltmacht zehn Plagen gebracht hatte. Nachdem Pharao die Israeliten hatte ziehen lassen, wurden sie von Moses an das Ufer des Roten Meeres geführt. Die ägyptischen Streitkräfte jagten ihnen jedoch nach. Es hatte den Anschein, als seien die Israeliten in einer Falle und ihre neuerlangte Freiheit sei nur von kurzer Dauer. Daher heißt es im Bibelbericht: „Die Söhne Israels gerieten in große Furcht und begannen zu Jehova zu schreien.“ Sie wandten sich an Moses mit den Worten: „Was hast du uns da angetan, uns aus Ägypten herauszuführen? . . . Denn es ist besser für uns, daß wir den Ägyptern dienen, als daß wir in der Wildnis sterben“ (2. Mose 14:10-12).

Ihre Furcht erscheint einem vielleicht verständlich, aber nur solange man die zehn außergewöhnlichen Beweise der Macht Jehovas, von denen die Israeliten Zeuge waren, unberücksichtigt läßt. Sie hatten das, woran Moses sie etwa 40 Jahre später erinnerte, am eigenen Leib erfahren: „Schließlich führte uns Jehova mit starker Hand und ausgestrecktem Arm und mit großer Furchtbarkeit und mit Zeichen und Wundern aus Ägypten heraus“ (5. Mose 26:8). Als die Israeliten daher gegen die Leitung des Moses rebellierten, ‘bekundeten sie keine Einsicht’, wie der Psalmist schrieb. Dessenungeachtet bereitete Jehova, seiner Verheißung getreu, der ägyptischen Streitmacht eine vernichtende Niederlage (2. Mose 14:19-31).

Auch unser Glaube könnte versagen, würden wir Prüfungen mit Zweifel oder Unentschlossenheit begegnen. Unterscheidungsvermögen hilft uns, die Dinge stets im richtigen Licht zu sehen und uns daran zu erinnern, daß Jehova unermeßlich größer ist als irgend jemand, der sich uns gegenüber gegnerisch verhält. Unterscheidungsvermögen hilft uns auch, an das zu denken, was Jehova bereits für uns getan hat. Es hilft uns, niemals zu vergessen, daß Jehova der Eine ist, der ‘alle behütet, die ihn lieben’ (Psalm 145:18-20).

9. Was schwor Jehova dem verheißenen Samen oder Messias gemäß Psalm 110:1, 4, und wie wirkt sich das zum Segen für die gesamte Menschheit aus? (cl S. 194 Abs. 13).
(Psalm 110:1) Der Ausspruch Jehovas an meinen Herrn ist: „Setze dich zu meiner Rechten, Bis ich deine Feinde als Schemel für deine Füße hinlege.“
(Psalm 110:4) Jehova hat geschworen — und er wird es nicht bedauern —: „Du bist Priester auf unabsehbare Zeit Nach der Weise Melchisẹdeks!“

13 David schrieb unter Inspiration: „Der Ausspruch Jehovas an meinen Herrn ist: ‚Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde als Schemel für deine Füße hinlege.‘ Jehova hat geschworen — und er wird es nicht bedauern —: ‚Du bist Priester auf unabsehbare Zeit nach der Weise Melchisedeks!‘ “ (Psalm 110:1, 4). Davids Worte galten direkt dem verheißenen Samen, dem Messias (Apostelgeschichte 2:35, 36). Dieser König sollte nicht in Jerusalem regieren, sondern im Himmel zur „Rechten“ Jehovas. Damit hätte er nicht nur über das Land Israel Machtbefugnisse, sondern über die ganze Erde (Psalm 2:6-8). Und noch etwas wurde hier enthüllt. Jehova leistete einen feierlichen Eid, dass der Messias ein „Priester . . . nach der Weise Melchisedeks“ sein würde. Der künftige Same sollte von Gott direkt zum König und Priester ernannt werden und damit Melchisedek gleichen, der zu Lebzeiten Abrahams als König und zugleich als Priester fungierte (1. Mose 14:17-20).


10. Wie wirkte es sich auf den Psalmisten aus, als er über den Nutzen nachdachte, den ihm der Dienst für Jehova einbrachte? (Ps. 116:12, 14) (w09 15. 7. S. 29 Abs. 4, 5).

(Psalm 116:12) Was soll ich Jehova vergelten Für alle seine Wohltaten an mir?
(Psalm 116:14) Meine Gelübde werde ich Jehova bezahlen, Ja, vor seinem ganzen Volk.

„Was soll ich Jehova vergelten für alle seine Wohltaten an mir?“, fragte sich einst der Psalmenschreiber (Ps. 116:12). An welche Wohltaten könnte er gedacht haben? In einer Zeit voller „Bedrängnis und Kummer“ hatte Jehova ihm beigestanden; er hatte sogar seine „Seele vom Tod befreit“. Nun wollte der Psalmenschreiber Jehova dafür irgendetwas „vergelten“ oder zurückgeben. Aber was? Er erklärte: „Meine Gelübde werde ich Jehova bezahlen“ (Ps. 116:3, 4, 8, 10-14). Er beschloss, alle seine feierlichen Versprechen, die er Jehova gegeben hatte, einzuhalten und seinen Verpflichtungen ihm gegenüber nachzukommen.

Du kannst das Gleiche tun, und zwar dadurch, dass du dich in deinem Leben immer nach den Gesetzen und Grundsätzen Jehovas ausrichtest. Sieh also zu, dass der Glaube an Jehova für dich das Wichtigste bleibt und dass du dich bei allem, was du tust, von Gottes Geist leiten lässt (Pred. 12:13; Gal. 5:16-18). Genaugenommen kannst du Jehova natürlich niemals all das Gute vergelten, das er für dich getan hat. Und doch erfreut es sein Herz, wenn er sieht, dass du in deinem Dienst für ihn rückhaltlos von dir selbst gibst (Spr. 27:11). Ist es nicht etwas Großartiges, Jehova auf diese Weise Freude zu schenken?

Jule | 08.30.11 | Bibelleseprogram, ergänzender Stoff, Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

Jesaja – thematische Verlinkung

alle persönlichen Gedanken zu diesem Buch, Kommentare und ergänzenden Stoff findet ihr wie immer hier auf der Seite der Familie und hier als mp3

 

Jesaja 1 – 3

 

Jesaja 4 – 6

 

Jesaja 7 – 9

 

Jesaja 10 – 12

 

Jesaja 13 – 15

 

Jesaja 16 – 18

 

Jesaja 19 – 21

 

Jesaja 22 – 24

 

Jesaja 25 – 27

 

Jesaja 28 – 30

 

Jesaja 31 – 33

 

Jesaja 34 – 36

 

Jesaja 37 – 39

 

Jesaja 40 – 42

 

Jesaja 43 – 45

 

Jesaja 46 – 48

 

Jesaja 49 – 51

 

Jesaja 52 – 54

 

Jesaja 55 – 57

 

Jesaja 58 – 60

 

Jesaja 61 – 63

 

Jesaja 64 – 66

 

Auf der Wtlib findet ihr im WT vom 01.12.2006 und im WT vom 15.01.2007 die „Höhepunkte des Buches Jesaja“. Außerdem finden wir ja noch in den beiden Jesaja-Büchern jede Menge Stoff. Es wird uns also niemals langweilig werden *freu*

Jule | 07.25.11 | Jesaja, thematische Verlinkung der einzelnen Kapitel | No Comments |

Hosea – thematische Verlinkung

alle persönlichen Gedanken zu diesem Buch, Kommentare und ergänzenden Stoff findet ihr wie immer hier auf der Seite der Familie

 

Hosea 1 – 4

 

Hosea 5 – 7

 

Hosea 8 – 10

 

Hosea 11 – 14

 

die „Höhepunkte aus dem Buch Hosea“ findet ihr im WT vom 15.09.2007 und im Einsichtenbuch

Jule | 07.07.11 | Hosea, thematische Verlinkung der einzelnen Kapitel | No Comments |

Hüte dich vor der Neigung zum Ehebruch!

WT 01.12.1973

Hüte dich vor der Neigung zum Ehebruch!

ANFANG 1972 veröffentlichte eine populäre amerikanische Illustrierte einen Ehefragebogen und bat ihre Leser, ihn auszufüllen und einzusenden. Ungefähr sechs Monate später berichtete sie, sie habe 62 000 Antworten von Lesern erhalten, deren Stellungnahmen darauf hinausliefen, „daß sie sich in nüchternen, oft begeisterten, manchmal ärgerlichen Worten für die traditionelle Ehe aussprachen“. Aber „sich für die traditionelle Ehe auszusprechen“ heißt noch lange nicht, in Übereinstimmung damit zu leben (Life, 17. November 1972).

Betrachten wir das Beispiel eines sehr bekannten und beliebten Mannes. Nachdem er zwanzig Jahre lang als vorsitzführender Aufseher einer Versammlung gedient hatte, wurde er als reueloser Ehebrecher exkommuniziert, das heißt aus der Versammlung ausgeschlossen. Er war nicht etwa darauf aus gewesen zu sündigen. Er gelangte auf seinem weltlichen Arbeitsplatz lediglich in eine höhere Stellung, die ihm Ansehen verlieh und von ihm verlangte, größere Geschäftsreisen zu unternehmen. Dabei ergab es sich, daß er in Gesellschaft von Personen aß und trank, die keine Skrupel hatten, Ehebruch zu begehen, und so erlag er der Versuchung.

Wie es in solchen Fällen gewöhnlich ist, verschwieg er seiner Frau und der Christenversammlung den Sachverhalt und spielte eine Zeitlang den Heuchler. Er beachtete nicht die Warnungen der Bibel: „Wisset, daß eure Sünde euch einholen wird.“ „Die Sünden einiger Menschen sind öffentlich kund . . ., bei anderen Menschen aber werden die Sünden später ebenfalls kund.“ Ohne Zweifel pflegte er die Neigung zum Ehebruch, und als sich ihm die Gelegenheit dazu bot, befriedigte er diese Begierde und beharrte darin. Wie tragisch — nicht nur für ihn selbst, sondern auch für seine Familie und für die Versammlung! — 4. Mose 32:23; 1. Tim. 5:24.

Bezeichnend für die unter Männern vorherrschende Neigung zum Ehebruch ist die Beliebtheit gewisser Männermagazine, in denen Bilder nackter Frauen und schmutzige Witze veröffentlicht werden. Zwar stellen immer mehr Zeitschriften zufolge der steigenden Kosten und des schwindenden Interesses der Leser ihr Erscheinen ein, jene Magazine aber, die zu Lüsternheit anregen, nehmen an Zahl zu und können sich trotz des hohen Einzelpreises einer millionenfachen Auflage rühmen.

Über amerikanische Frauen schrieb einer der führenden Autoren einer Frauenzeitschrift: „Das bestgehütete Geheimnis vieler amerikanischer Frauen ist . . . [die Tatsache, daß] sie von Männern träumen“, und zwar sind es unmoralische Träume. Gemäß seinen Ausführungen handelt es sich dabei nicht nur um eine weitverbreitete Gewohnheit, sondern es gibt sogar Psychiater, die solche Wachträume gutheißen. Ihrer Ansicht nach seien diese traumähnlichen Phantasievorstellungen eine willkommene Abhilfe für Langeweile oder den im Leben auftretenden Mangel an Romantik. Sie warnen aber davor, daß solche Wahnvorstellungen so zwingend und fordernd werden können, daß sie eine Ehe gefährden.

Die Neigung zum Ehebruch ist auf die Sünde unserer Ureltern zurückzuführen, denn sie ist eine Art Selbstsucht, ein selbstsüchtiges Verlangen, das dem Gesetz Gottes vorangestellt wird — genau das, was Adam und Eva taten, als sie sündigten.

Zweifellos legte der Schöpfer einen starken Paarungstrieb in den Menschen, so daß nicht die Gefahr bestand, daß die Menschheitsfamilie ausstirbt. Und in kluger und liebevoller Weise erschuf er die Geschlechter so, daß sie gegenseitig viel zu ihrer Freude und ihrem Glück und Wohlergehen beitragen können.

Aber der Schöpfer verleiht nicht nur Gaben, sondern er bestimmt auch klugerweise und zu Recht, wie diese Gaben gebraucht werden sollten. Er sorgte zum Beispiel dafür, daß die Menschheit durch Essen und Trinken — etwas, was für den Menschen angenehm sein würde — am Leben erhalten wird. Doch verfolgte er damit nicht die Absicht, daß die Menschen Säufer und Schlemmer werden sollten. Am allerwenigsten beabsichtigte er, daß sie stehlen oder morden sollten, um sich die Nahrung zu beschaffen, die sie begehrten oder benötigten. Aus diesem Grund werden Schlemmerei und Trunkenheit sowie Diebstahl und Mord in seinem Wort verurteilt. — Ps. 104:15; Spr. 23:20; Phil. 3:19; 1. Petr. 4:15.

Dasselbe gilt für Gottes Gabe der Geschlechtlichkeit. Gott erschuf den Menschen männlich und weiblich, und er allein besitzt das Recht, dem Menschen zu sagen, wie er diese Gabe gebrauchen sollte. Ehebruch und Hurerei werden daher in Gottes Wort verurteilt. (Hebr. 13:4) Die Bibel warnt nicht nur vor diesen Sünden selbst, sondern auch schon vor der Neigung dazu. Jesus äußerte zum Beispiel die Warnung, daß ein Verheirateter, der fortwährend eine Frau anblickt — nicht nur, um ihre Schönheit zu bewundern, sondern um das Verlangen nach Beziehungen mit ihr zu entwickeln —, in seinem Herzen bereits Ehebruch mit ihr begangen hat. — Matth. 5:28.

In ähnlicher Weise warnte der Apostel Paulus nicht nur vor der Sünde der Hurerei und des Ehebruchs, sondern auch vor jeder Unreinheit und vor zügellosem Wandel. All das könnte einen Christen daran hindern, ewiges Leben zu erlangen. (Gal. 5:19-21) Daß Paulus das rechte Verständnis darüber besaß und sehr besorgt war, ist an dem Rat zu erkennen, den er seinem Freund Timotheus in dieser Hinsicht gab. Er ermahnte ihn, ältere Frauen wie seine eigene Mutter zu behandeln, nämlich rücksichtsvoll und freundlich, und die jüngeren Frauen in der Versammlung wie seine leiblichen Schwestern. Und was verstand er darunter? „Mit aller Keuschheit.“ Als Paulus später ein zweites Mal an Timotheus schrieb, erachtete er es als angebracht, ihm diesbezüglich erneut einen Rat zu geben, indem er ihn aufforderte: „Fliehe die Begierden, die der Jugend eigen sind, jage aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden zusammen mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen.“ Wie kann man Jehova Gott aus reinem Herzen im Gebet anrufen, wenn das Herz voller unreiner Gedanken oder Vorstellungen ist? — 1. Tim. 5:2; 2. Tim. 2:22.

Schon allein der Gedanke an ein romantisches Erlebnis hat für viele Verheiratete, deren Ehepartner kühl oder phantasielos ist oder von seinem Beruf zu sehr in Anspruch genommen wird, etwas Reizvolles an sich. Aber Romantik außerhalb der Ehe — wenn sie nicht zur Ehe führen soll — ist ein Fallstrick. Dr. Mace berichtet in seinem Buch Marriage — East and West (Die Ehe in Ost und West), wie sich eine Orientalin über ihre Freundin äußerte, die ein außereheliches „Verhältnis“ hatte: „Verstehen Sie mich bitte nicht falsch! Ich liebe meinen Mann und schätze meine Familie und habe nicht die Absicht, ihrem Beispiel zu folgen.“ Lächelnd fügte sie dann hinzu: „Aber es ist eben ein bißchen romantisch, meinen Sie nicht auch?“

Worin besteht die Lösung des Problems? Vor allem muß man über sein Herz wachen, indem man sorgfältig darauf achtet, mit welchen Gedanken es durch den Sinn angefüllt wird. (Spr. 4:23) Meide Unterhaltung, die zu einem unchristlichen Wandel anregt! Lies solche Dinge nicht in Zeitungen, Zeitschriften oder Büchern! Statt über „romantische“ Episoden nachzudenken, solltest du den Rat des Apostels Paulus befolgen: „Schließlich, Brüder, was irgend wahr, was irgend von ernsthaftem Interesse, was irgend gerecht, was irgend keusch, was irgend liebenswert ist, worüber irgend man wohlredet, wenn es irgendeine Tugend und irgend etwas Lobenswertes gibt, diese Dinge erwägt weiterhin.“ Welch ein Gegenmittel für romantische Träumerei! — Phil. 4:8.

Aus Gottes Wort erfahren wir nicht nur, daß solche Liebesverhältnisse etwas Falsches und Böses sind, sondern auch, daß wir das Böse hassen sollten. (Ps. 97:10) Selbst wenn sich unsere romantischen Vorstellungen oder Träumereien nie verwirklichen, stiften sie doch Schaden. Auf welche Weise? Dadurch, daß sie unsere Liebe zu unserem Ehepartner und unsere Achtung vor ihm zwangsläufig untergraben und uns veranlassen, in unserem Bemühen, dem Schöpfer auch in anderer Hinsicht zu gefallen, sorglos zu werden, was ein schuldbeladenes Gewissen zur Folge hat und unseren Eifer für Gerechtigkeit schwächt.

Gottes Wort zeigt also deutlich, worin ein weiser Lauf besteht — nicht darin, daß man törichten Gefühlen und Neigungen nachgibt, sondern darin, daß man sich selbst in Zucht nimmt, nach richtigen Grundsätzen handelt, seine Lust am Gesetz Gottes hat, darüber nachsinnt und sich davon leiten läßt. — Ps. 1:1-6; Spr. 2:1-9.

Jule | 07.07.11 | Hosea, Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

Jehovas Güte im „Schlußteil der Tage“

WT 01.07.1985

„Kommt, und laßt uns hinaufziehen zum Berge Jehovas“ (JESAJA 2:3).

„SCHLUSSTEIL DER TAGE“. Warum kommt dieser Ausdruck wiederholt in der biblischen Prophetie vor? Soll er besagen, daß die Tage der Menschheit gezählt sind und daß schließlich unsere Erde und alles Leben darauf in einer globalen Katastrophe zugrunde gehen wird? Häufig sprechen politische Führer mit Besorgnis von einer solchen Möglichkeit. Zum Beispiel warnte der sowjetische Außenminister, Andrei Gromyko, bei einem Fernsehinterview am 13. Januar 1985 die Bevölkerung der Sowjetunion vor „einer großen Gefahr, die über der ganzen Menschheit schwebt“. Er fügte hinzu: „Es sollte alles getan werden, was im Bereich des Möglichen liegt, um diese Gefahr zu beseitigen, damit das Harmagedon, vor dem sich die Menschen seit Jahrhunderten fürchten, nicht hereinbricht.“

2 Ronald Reagan, Präsident der Vereinigten Staaten, hat schon mehrmals auf Harmagedon Bezug genommen. In der New Yorker Daily News vom 30. Oktober 1983 wurde er wie folgt zitiert: „Wie Sie wissen, gehe ich immer wieder auf Ihre alten Propheten im Alten Testament und die Anzeichen zurück, die Harmagedon ankündigen. Ich ertappe mich dabei, daß ich mich frage, ob wir die Generation sind, die erlebt, wie das auf uns zukommt.“ In einem neueren Bericht, der im Wall Street Journal vom 8. Februar 1985 gebracht wurde, hieß es: „Präsident Reagan sagt, er denke über Harmagedon nach und spreche darüber, . . . aber er plane nicht dafür.“

3 Ja, politische Führer sprechen über Harmagedon. Erkennen sie jedoch, was dieses Wort aus der Bibel bedeutet? Offensichtlich nicht, denn Harmagedon ist nicht ein Holocaust, der von Menschen herbeigeführt wird. Es ist Gottes universeller Krieg, durch den er und sein Mitkönig, Jesus Christus, das Urteil an bösen Nationen und bösen Menschen vollstrecken werden. Es ist der Höhepunkt des „Schlußteils der Tage“ (Daniel 10:14; Offenbarung 16:14, 16). Was sollen wir denn unter dem Ausdruck „Schlußteil der Tage“ verstehen? In anderen Bibelübersetzungen wird er mit „Ende der Tage“ wiedergegeben (Elberfelder Bibel, Luther). Die zugrunde liegenden hebräischen Wörter sind acharíth hayyamím. Gemäß dem Theological Dictionary of the Old Testament bedeuten sie oft „die Endzeit“ und beziehen sich nicht lediglich auf die Zukunft, sondern auf das, „worin die Geschichte gipfeln wird, auf ihren Ausgang“.

4 Die Menschheit lebt nun schon seit etwa 70 Jahren in der Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“, der von Jesus in Matthäus 24:3 bis 25:46 vorausgesagt wurde. Diese Periode, die 1914 begann, ist die „Endzeit“, in der die Ereignisse unaufhörlich ihrem Höhepunkt zustreben. Sie gipfeln dann in der „großen Drangsal“, wenn die ganze böse Organisation Satans vernichtet wird (Matthäus 24:21, 22). Der großartige Ausgang der Sache wird darin bestehen, daß Jehovas heiliger Name gerechtfertigt wird (Hesekiel 38:16, 23).

Jehovas Güte

5 Jehova ist ein Gott der Ermunterung. Welche wunderbaren, anspornenden Aussprüche er doch in seinem ganzen Wort, der Heiligen Schrift, verteilt hat! Einer dieser Aussprüche ist in Hosea 3:5 zu finden, wo wir lesen: „Danach werden die Söhne Israels umkehren und gewißlich Jehova, ihren Gott, und David, ihren König, suchen; und sie werden gewißlich bebend zu Jehova und zu seiner Güte kommen im Schlußteil der Tage.“

6 Im Jahre 537 v. u. Z. kehrte ein Überrest der Israeliten aus der Babylonischen Gefangenschaft zurück, um die Anbetung Jehovas in Jerusalem wiederaufzunehmen. Auch in der Neuzeit erfolgte eine solche ‘Umkehr’, denn im Jahre 1919 kamen die Glieder des gesalbten Überrestes des geistigen Israel aus der Gefangenschaft in Satans Organisation und ‘suchten Jehova, ihren Gott’. Welch ein Gegensatz zu den abtrünnigen Sekten der Christenheit! Keine von ihnen will Jehova als „ihren Gott“ anerkennen. Statt ‘Jehova zu suchen’, vermeiden sie es, seinen Namen überhaupt zu gebrauchen.

7 In der Anfangszeit des „Schlußteils der Tage“ erschien im Wachtturm (Ausgabe vom 1. Februar 1926) der herausfordernde Artikel „Wer wird Jehova ehren?“ Der wiederversammelte Überrest des geistigen Israel erwiderte loyal diesen Ruf, und im Jahre 1931 nahm er mit Freuden den Namen „Jehovas Zeugen“ an (Jesaja 43:10, 12). Die Zeugen fahren bis auf den heutigen Tag fort, vor den Erdbewohnern den Namen Jehovas hochzuhalten. Im Jahre 1984 verbreiteten sie zum Beispiel in vielen Sprachen insgesamt Millionen Exemplare der ansprechend gestalteten vierfarbigen Broschüre Der göttliche Name, der für immer bleiben wird.

8 Hosea sagte jedoch auch voraus, daß diese geistigen Söhne „umkehren und gewißlich . . . David, ihren König, suchen“ würden. Das fleischliche Israel hat seit dem Sturz der davidischen Dynastie im Jahre 607 v. u. Z. keinen König mehr gehabt. Damals begannen 2 520 Jahre gottloser Herrschaft — „die bestimmten Zeiten der Nationen“ oder Zeiten der Heiden (Lukas 21:24; Daniel 4:16). Aber als 1914 u. Z. der „Schlußteil der Tage“ begann, setzte Gott den einen, den David vorschattete — Jesus Christus —, als König in Zion, dem „himmlischen Jerusalem“, ein (Hebräer 12:22; Psalm 2:6).

9 All das verstanden Jehovas Diener auf der Erde nicht sofort. Aber ihre Suche nach ‘David, ihrem König’, erreichte ihren Höhepunkt, als in der Wachtturm-Ausgabe vom 15. April 1925 der Artikel „Die Geburt der Nation“ erschien. Darin wurde aufgrund von Offenbarung, Kapitel 12 der schlüssige Beweis erbracht, daß Jehovas messianisches Königreich 1914 im Himmel geboren wurde und daß Christus jetzt ‘inmitten seiner Feinde herrscht’ (Psalm 110:1, 2; 2:1-6).

10 Der gesalbte Überrest und überhaupt alle, die sich Jehova hingegeben haben, sind sich sehr wohl ihrer Sünden vergangener Zeiten bewußt. In Demut ‘kommen sie bebend zu Jehova’, indem sie um Vergebung für frühere Sünden bitten. Während jetzt der „Schlußteil der Tage“ seinem Höhepunkt zustrebt, achten die, die Jehova lieben, um so gewissenhafter darauf, daß sie nicht gegen Gott und seine gerechten Gesetze sündigen. Wir müssen weiterhin „bebend zu Jehova . . . kommen“, indem wir unseren Leib zerschlagen, um in Gottes neue Ordnung hinübergerettet werden zu können (1. Korinther 9:27). Wir dürfen nie vergessen: „Die Furcht Jehovas ist der Weisheit Anfang“ (Psalm 111:10).

11 Wie können wir jedoch „bebend . . . zu seiner Güte kommen“? Jehova ist ausnahmslos gut. Er ist der Inbegriff moralischer Vorzüglichkeit. Er sorgt in vollkommener Weise für alle unsere Bedürfnisse. Daher können wir wie David vertrauensvoll sagen: „Jehova ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln. . . . Sicherlich wird mir lauter Gutes und liebende Güte folgen alle Tage meines Lebens“ (Psalm 23:1-6). Jetzt und bis zum Ende des „Schlußteils der Tage“ müssen wir ‘bebend zu Jehovas Güte kommen’ — im Vertrauen darauf, daß unsere Sünden durch das kostbare Opfer seines Sohnes, Jesus, zugedeckt werden (1. Johannes 2:1, 2). Dankbar erklären wir: „O Jehova . . . Wie überströmend ist deine Güte, die du aufgespart hast für die, die dich fürchten“ (Psalm 31:17, 19).

12 Mögen wir, während Satans Welt immer tiefer im Morast der Schlechtigkeit versinkt, Jehovas Güte nachahmen, indem wir unseren Mitmenschen die Königreichsbotschaft überbringen und in unserem eigenen Leben göttliche Eigenschaften offenbaren. Entwickeln wir doch die Früchte des Geistes, einschließlich der Güte, bei allen unseren zwischenmenschlichen Beziehungen — in unserer Familie, in unserer Versammlung und in unserem Umgang mit Menschen von der Welt (Galater 5:22, 23; Psalm 119:65-68). Wir dürfen das auf keinen Fall unterlassen, wenn wir den „Schlußteil der Tage“ überleben wollen.

Rat eines Patriarchen

13 Vor etwa 3 700 Jahren äußerte der Patriarch Jakob (der auch Israel genannt wurde) auf seinem Sterbebett eine Prophezeiung. Er sagte zu seinen 12 Söhnen, den Stammeshäuptern Israels: „Versammelt euch, damit ich euch mitteile, was euch im Schlußteil der Tage widerfahren wird.“ Seine Worte beziehen sich heute auf die Übriggebliebenen des geistigen Israel und in erweitertem Sinne auch auf ihre Gefährten, die „anderen Schafe“. Keiner von ihnen darf ungestraft Jehovas Sittenmaßstäbe mißachten, wie Ruben es tat. Ebensowenig dürfen sie eine gewalttätige Gesinnung haben wie Simeon und Levi. Vielmehr müssen sie gleich den anderen Söhnen Israels Eigenschaften entwickeln wie Mut, Vertrauen zu Jehova und Fruchtbarkeit (1. Mose 49:1, 3-7, 9, 18, 22; Johannes 10:16; vergleiche 2. Petrus 1:8-11).

14 Besonderer Rat wird jedoch den „anderen Schafen“ erteilt, die die Aussicht haben, die „Endzeit“ zu überleben. Wir finden ihn — sozusagen um des Nachdrucks willen — zweimal in der Bibel, und zwar in den verwandten biblischen Prophezeiungen aus Jesaja 2:2-5 und Micha 4:1-5.

Zum Haus Gottes strömen

15 In Jesaja 2:2 heißt es: „Und es soll geschehen im Schlußteil der Tage, daß der Berg des Hauses Jehovas fest gegründet werden wird über dem Gipfel der Berge, und er wird gewißlich erhaben sein über die Hügel; und zu ihm sollen alle Nationen strömen.“ In den fünfzig Jahren seit 1935 sind die „begehrenswerten Dinge aller Nationen“ in Jehovas Haus der Anbetung gesammelt worden, so daß ‘dieses Haus mit Herrlichkeit gefüllt wird’. Dieser Menschenstrom scheint größer zu werden, je mehr sich der „Schlußteil der Tage“ seinem Höhepunkt nähert. Der symbolische Berg der reinen Anbetung Jehovas ragt immer mehr heraus, so daß sanftmütige Menschen sehen können, in welchem Gegensatz er zu den sektiererischen „Hügeln“ und „Bergen“ der freizügigen Welt Satans steht. Sie verlassen die falsche Religion und fliehen in immer größeren Scharen zu Jehovas Berg der Anbetung (Haggai 2:7; Offenbarung 18:2, 4, 5; Psalm 37:10, 11).

16 Diese Sanftmütigen folgen dem Ruf aus Jesaja 2:3: „ ,Kommt, und laßt uns hinaufziehen zum Berge Jehovas, zum Hause des Gottes Jakobs; und er wird uns über seine Wege unterweisen, und wir wollen auf seinen Pfaden wandeln.‘ Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort Jehovas von Jerusalem.“ Jehova erfüllt bereits seine Verheißung, ‘es zu seiner eigenen Zeit zu beschleunigen’ (Jesaja 60:22). Eine wachsende „große Volksmenge . . . aus allen Nationen“ strömt zu Jehovas Anbetung. Von diesen Hinzuströmenden wurden 138 540 im Jahre 1982 getauft, 161 896 im Jahre 1983 und 179 421 im Jahre 1984. Sie möchten den „Schlußteil der Tage“ überleben (Offenbarung 7:9, 14).

17 Diese neuen Zeugen schätzen es, daß Jehova sie in seiner Güte zum Licht der Wahrheit bringt, und sie sind eifrig darauf bedacht, anderen Güte zu erweisen. Sie freuen sich über die Unterweisung, die Jehova durch sein Wort und seine Organisation vermittelt. Das Gesetz Mose enthielt viele Verbote, die von den Israeliten korrekterweise eingehalten werden mußten. (Siehe 2. Mose 20:3-17.) Doch die beiden großen Gebote für Christen, die von Jesus formuliert wurden, sind positive Aufforderungen, ‘Jehova, unseren Gott, mit unserem ganzen Herzen, unserer ganzen Seele, unserem ganzen Sinn und unserer ganzen Kraft zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst’ (Markus 12:29-31). Vereint gehorchen Jehovas Zeugen heute dem „Gesetz“, das Gott vom „himmlischen Jerusalem“ ausgehen läßt, indem sie seine gerechten Grundsätze anwenden.

18 Das bedeutet jedoch nicht, daß Jehovas Volk keine Regeln zu beachten braucht. Der Apostel Paulus erinnert uns: „Laßt . . . alle Dinge anständig und gemäß Ordnung geschehen“ (1. Korinther 14:40, New World Translation—With References, Fußnote). Zum Beispiel mögen für unsere Königreichssäle einige Regeln erforderlich sein, um den Stromverbrauch einzuschränken oder kleine Kinder daran zu hindern, nach den Zusammenkünften Gottes Haus der Anbetung als Spielplatz zu benutzen. Familienhäupter müssen vielleicht Anordnungen treffen, die sich beispielsweise auf die regelmäßige Betrachtung des Tagestextes im Familienkreis beziehen. In Bethelfamilien bestehen Regeln, die unter anderem bestimmen, daß die Familienglieder die gute Botschaft durch eine schickliche äußere Erscheinung schmücken (1. Timotheus 2:9). Die „Buchrollen“, die während Jesu Tausendjahrherrschaft geöffnet werden, enthalten zweifellos Regeln, die für die Menschheit von Nutzen sein werden. Es ist gut, sich heute daran zu gewöhnen, vernünftigen Regeln zu gehorchen, die der Ordnung wegen und aus Rücksicht gegenüber anderen aufgestellt wurden (Offenbarung 20:12; 1. Korinther 10:24; Philipper 2:3, 4).

In dieser Welt der Gewalttätigkeit

19 Wir nähern uns rapide der Zeit, in der sich jedermanns Hand „wider die Hand seines Gefährten erheben“ wird (Sacharja 14:13). Wie reagieren Jehovas Diener auf die zunehmende Gesetzlosigkeit und Gewalttätigkeit der Welt? Sie handeln in Übereinstimmung mit Micha 4:3, wo es heißt: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden müssen und ihre Speere zu Winzermessern.“ Jehovas Zeugen lehnen jede Art von Gewalttätigkeit ab. „Auch werden sie den Krieg nicht mehr lernen.“ Zweifellos wird ihnen das während des „Schlußteils der Tage“ zum Vorteil dienen. So ist es jedenfalls bisher gewesen.

20 Als beispielsweise in der Wachtturm-Ausgabe vom 15. Oktober 1983 darauf hingewiesen wurde, daß Feuerwaffen nichts für Christen sind, schafften Jehovas Zeugen in Neukaledonien ihre Schußwaffen ab. Kurz danach durchsuchte eine einheimische politische Gruppe eine Stadt und brannte jedes Haus nieder, in dem Schußwaffen gefunden wurden. Aber kein Haus von Zeugen Jehovas wurde zerstört. Die beste Verteidigung besteht oft darin, als neutral bekannt zu sein, und das hat sich in Nordirland, im Libanon, in Simbabwe und anderen Ländern bestätigt.

21 Wir können uns glücklich schätzen, wenn wir dem Ruf aus Jesaja 2:5 folgen: „Kommt, und laßt uns im Lichte Jehovas wandeln!“ Glücklich schätzen können sich auch alle, die gemäß dem festen Entschluß handeln, den der Prophet Micha zum Ausdruck brachte. Nach der Beschreibung der Sicherheit und des Friedens unter Jehovas eigenem Volk erklärte er: „Alle Völker ihrerseits werden wandeln, ein jedes im Namen seines Gottes; wir aber unsererseits werden im Namen Jehovas, unseres Gottes, wandeln auf unabsehbare Zeit, ja immerdar.“ Sicherlich wird Jehova allen seine Güte erweisen, die weiterhin friedlich in der wahren Anbetung vereint sind, um den „Schlußteil der Tage“ zu überleben.

Jule | 07.07.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |