Eigenschaften, die Gottes Segen anziehen – Ruth

„Und ich glaube, dass Menschen, ob bewusst oder unbewusst, geistliche Gesetze in Ganz setzen können, die Gottes Kraft und Segnungen und Seine Gunst in ihr Leben und ihre Umstände bringen. Und ich möchte Ihnen heute fünf der Eigenschaften von Rut nennen, die ihr halfen, Empfängerin von Gottes Gunst zu werden“

„Die Erste ist dies: Eine radikale Entschlossenheit, Gott zu dienen.“

„Matthew Henry sagte: Unentschlossene Seelen, die eigene religiöse Wege gehen, versuchen den Versucher und sind eine halb offene Tür, die den Dieb einlädt. Aber Entschlossenheit schließt und verriegelt die Tür, widersteht dem Teufel und zwingt ihn zu fliehen.““

„Sie ist wie Abraham. Sie verließ ihren Vater und ihre Mutter, sie verließ ihre Geburtsstadt, sie verließ ihre vertraute Heimat und zog in das Unbekannte, weil da etwas an dieser israelischen Familie war, was ihr Herz berührt hatte. Da war etwas an dem Gott, dem Naomi diente, wovon sie wusste, dass sie es nie bei den Göttern Moabs finden würde. Und sie traf die Wahl, Gott nicht aufgrund materieller Vergünstigung zu dienen. Ihre Erfahrung bis zu dem Punkt war sogar das Gegenteil gewesen“

„Wenn Sie Ihr Leben Gott anvertraut haben wegen Seinem Versprechen, Ihre Nöte zu befriedigen, dann haben Sie sich Ihm aus dem falschen Grund angeschlossen. Gewiss, Er ist unser Versorger und begegnet unseren Nöten, aber wenn es nicht tiefer als das geht, werden Sie Ihren Lauf nicht vollenden“

„David Livingston hatte ein interessantes Erlebnis, als er im Herzen Afrikas war. Eine Missionsgesellschaft fragte ihn in einem Brief: „Hast du einen guten Weg dorthin gefunden, wo du bist? Wenn du es hast, wollen wir dir weitere Männer zur Hilfe senden.“ Seine Antwort war wie folgt: „Wenn ihr Männer habt, die nur kommen, wenn es einen guten Weg gibt, so will ich sie nicht. Ich will Männer, die kommen, wenn es überhaupt keinen Weg gibt.““

„Freund, wir brauchen eine Einstellung, die sagt: „Selbst wenn ich einiges nicht kriege, wenn ich erst mal einige Dinge aufgeben muss und ich es nicht verstehe, selbst wenn ich durch eine magere Phase gehe, ich diene Gott, egal, was geschieht, weil Er der wahre und lebendige Gott ist. Wohin sonst sollte ich gehen?““

„Auch ich habe einige Dinge erst mal beiseite gelegt, auf dich ich keine Antworten habe und die ich noch nicht verstehe. Ich habe noch keine Antwort von Gott, aber ich werde Ihm weiter dienen. Wohin sollte ich sonst gehen? Hoffentlich kommen diese Antworten zu seiner Zeit, aber, Freund, nichts kann den Hunger des menschlichen Herzens und seiner Seele befriedigen und niemand kann uns in den Himmel bringen, wenn wir sterben, außer Jesus. Und hören Sie dies: Solch eine Herzenshaltung zieht die Gunst, den Segen und die Kraft Gottes an.“

„Jesus sprach in Johannes, Kapitel 6 davon, Sein Fleisch zu essen und Sein Blut zu trinken. Er zog einen Vergleich, aber die Leute verstanden es nicht. Die religiösen Leiter verfolgten Ihn zu diesem Zeitpunkt bereits verbal. Selbst einige Seiner Jünger sagten: „Das sind harte Worte. Wer kann das ertragen?“ Wir lesen, dass viele Seiner Jünger von dem Tag an aufhörten, Ihm nachzufolgen.“

Wir verlassen ja nicht Jehova und Jesus, sondern versuchen Sie ur ich ich weiterhin, wieder dort fein zu kommen, wo man uns eh nicht haben will.

An der wahren Anbetung und Nachfolge Jesu hat sich ja nichts geändert

„Gott ist also dabei, jeden Kontinent, jede Insel, jedes Land, jedes Dorf, jede Stadt, jede Gemeinde, jedes Haus, jedes Herz zu durchsuchen. Seine Augen halten Ausschau. Wonach schaut Er? Er sucht ein Herz, das Ihm ungeteilt gehört, damit Er Seine Kraft durch dieses Leben offenbaren kann. Freund, so ein Herz erregt Gottes Aufmerksamkeit.“

„Die zweite Eigenschaft in Ruts Leben ist, dass sie hoffnungsvoll und positiv anstatt depressiv und bitter war.

„Einige Leute klagen nur: „Ah, das Spiel ist bereits verloren.“ Seine Haltung war: „Warte nur, bis wir am Zug sind!““

„Einige Leute füllen sich mit der Vergangenheit. Sie reden ständig von dem Schlechten, was geschehen ist und von all den Dingen, die schief gelaufen sind und sie reden über all die üblen und negativen Dinge ihres Lebens und man merkt es an ihrer Redeweise.“

„Die dritte Eigenschaft von Ruts Leben: Sie tat etwas. Sie gab Gott etwas, womit Er arbeiten konnte

„Sie hätte auch den ganzen Tag bei Naomi sitzen und beten können, dass Gott ihrer Not begegnet. Sie wären wahrscheinlich beide verhungert. Gewiss müssen wir beten, aber nachdem sie betete, tat sie etwas. Sie tat etwas, was Gott segnen konnte.“

„Ehrlich gesagt, hatte ich keine gewaltige Offenbarung darüber, was ich tun sollte. Ich betete einfach und sagte: „Gott, mit Deiner Erlaubnis gehe ich. Ich beginne etwas. Wenn ich den falschen Weg gehe, dann musst Du es mich einfach wissen lassen.“ Ich hatte jedoch keine Unruhe oder Stoppzeichen in meinem Geist, und so tat ich es einfach.“

Die Unruhe und die Zweifel waren nur Vorher. Ob es richtig wäre, wenn wir es tun würden. Als wir einfach losgegangen sind, kamen eigentlich nur Bestätigung

„Die vierte Eigenschaft von Rut: Sie hatte ein dankbares Herz, selbst für kleine Segnungen.“

„Die Message Bibel übersetzt den Vers so: „Mein Herr, solche Gnade! Solche Güte! Ich verdiene es nicht. Du hast mein Herz berührt und mich wie jemand von dir behandelt, obwohl ich nicht von hier bin.“Rut war dankbar, dass Boas sie beachtete. Sie war dankbar für seine freundlichen Worte zu ihr. Sie war dankbar für seine Großzügigkeit. Sie war dankbar für seinen Schutz. Di“

„Haben Sie nie die Haltung, als schulde die Welt Ihnen den Lebensunterhalt, als schulden die Regierung, die Kirche und alle anderen Ihnen etwas“

„Eine fünfte Eigenschaft von Ruts Leben war, dass sie zuerst an andere dachte.

„Sie hätte sagen können: „Vergiss es! Ich werfe mein Leben weg. Ich schufte jeden Tag wie eine Verrückte und bin bei dieser alten Frau. Ich suche mir erst mal einen Mann. Naomi kann für sich selbst sorgen.““

„Sie setzte andere vor sich selbst. Indem sie das tat, bewusst oder unbewusst, setzte sie ein geistliches Gesetz in Gang. “

„Und noch wichtiger als das, diese moabitische Frau wurde eine Schlüsselfigur im Stammbaum von Jesus Christus. Der Retter der Welt kam auf die Erde durch diese Frau! Sie war vorher eine Götzendienerin, außerhalb von Gottes Bund, ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt, wie die Bibel sagt. Aufgrund ihrer Entschlossenheit, dass sie dem lebendigen und wahren Gott folgen und dienen würde, schauen Sie, was Gott durch ihr Leben tat! Er brachte Jesus! Wow! Wow!“

„„Wenn wir weiter dieselben Dinge tun, die wir immer taten und andere Ergebnisse als vorher erwarten, ist das eine gute Definition für Wahnsinn.“ Wollen wir andere Ergebnisse, wollen wir neue Ergebnisse, dann müssen wir etwas Neues tun.“

(Eigenschaften, die Gottes Segen anziehen)

Jule | 04.22.13 | Bayless Conley | No Comments |

Davids Schule als König

2. Samuel 1.

David hatte sich nach seiner Rückkehr von dem Beutezug zwei Tage in Ziklag aufgehalten ehe er Kunde vom Tode Sauls erhielt. Denn es war am „dritten Tage“, daß ihm dieses Ereignis und die näheren Umstände von einem Amalekiter berichtet wurden, welcher sprach: „Ich trat zu ihm hin und tötete ihn, denn ich wußte, daß er seinen Fall nicht überleben würde. Und ich nahm das Diadem, das auf seinem Haupte, und die Armspange, die an seinem Arme war, und habe sie zu meinem Herrn hierher gebracht.“ Aber wie nimmt David diese Kunde und die Trophäen auf? Er „faßte seine Kleider und zerriß sie … Und sie klagten und weinten und fasteten bis an den Abend“, Und was den Überbringer betrifft, – David befahl seine sofortige Hinrichtung. Wenn Gottes Gericht sein Volk trifft, mag das Gericht auch noch so verdient und von den Getreuen vorausgesagt sein, so ist es für die Frommen doch immer eine ernste und ergreifende Sache. Kein wahrer David konnte in einem solchen Augenblick an den Vorteil denken, der aus dem Geschehen für ihn erwachsen mochte. Die Seele versucht vielmehr, den Grund des göttlichen Eingreifens zu ermessen, und das Gefühl, daß Gott handelt, bringt das eigene Ich zum Schweigen. Wie viele und schwere Stürme hatten Davids Geist in jenen drei Tagen geübt! Er hatte nicht nur die besondere Barmherzigkeit des Herrn sich selber gegenüber erfahren, sondern er wird nun mit diesem einzigartigen Gericht bekanntgemacht, das ihn in der Verbindung mit Israel so stark beschäftigt, daß er im Augenblick dessen Bedeutung für seine eigene Stellung übersieht. überdies konnte er es nicht zulassen, daß der Amalekiter, der die Nachricht überbracht hatte, weiterleben sollte. Denn er bewies seinen Anspruch auf den Thron gerade in seinem unnachgiebigen Kampf gegen die Amalekiter, im Gegensatz zu Saul, dessen Königtum von Jehova verworfen wurde, weil er Amalek verschont hatte (1. Sam 15), und der nun, unter Gottes unfehlbarer Vergeltung, durch einen Amalekiter getötet und seines königlichen Schmucks beraubt worden war, Es stand daher in Übereinstimmung mit Gottes Wegen und Willen, daß David sein Anrecht auf den Thron durch unbeugsame Rache an Amalek beweisen sollte. Zweifellos führte der Herr in Seiner Gnade eine solche Erbitterung Davids gegen den Feind Israels schon herbei, bevor David den Thron erreichte, indem Er den Amalekitern gestattete, David an der empfindlichsten Stelle zu verletzen. Treuer Gott, dies ist oftmals Deine gnädige Handlungsweise

2. Samuel 2.

Für die gottselige Seele ergibt sich stets ein neues Verlangen nach Gottes Rat und Führung, wenn Schwierigkeiten oder Widerstände hinweggeräumt werden, denn die Seele bedarf dann der Anweisung, wie die gegebenen Vorteile richtig zu nützen sind. Wenn es an Urteilskraft mangelt, kann oft großer Verlust entstehen. David befragte daher „Jehova und sprach: Soll ich in eine der Städte Judas hinaufziehen?

Und Jehova sprach zu ihm: Ziehe hinauf. Und David sprach: Wohin soll ich hinaufziehen: Und er sprach: Nach Hebron.“ Welche einfache, glückliche und lehrreiche Abhängigkeit! Wie anders ist seine Verfassung, wo er jetzt Ziklag verläßt, gegenüber der Verfassung, in der er es damals betrat! Wie gesegnet ist die Frucht der göttlichen Zucht, die er nun genießt als er hinaufzieht nach Hebron, geleitet und aufrechterhalten durch die klare Anweisung Gottes! Welche Kraft und Schlichtheit kennzeichnen den Wandel des Mannes, der sich auf die Anweisungen Gottes stützt! David zieht nach Hebron, und „auch seine Männer, die bei ihm waren, hieß David hinaufzuziehen, einen jeden mit seinem Hause“. Wenn mein Vertrauen auf Gott durch die alte Natur nicht behindert ist, so umfaßt es alle Dinge, die mich betreffen. Ich erkenne, daß Gottes Anteilnahme an mir alle meine Bedürfnisse umfassen muß, sonst wäre sie nicht völlige Fürsorge.

Wenn kein Haar von meinem Haupte ohne Ihn zur Erde fallen kann, so ist es für den Glauben offenbar, daß alles was mich betrifft, nun in Seiner Hand ruht. Von diesem Standpunkt aus handelnd, nahm David alle seine Männer mit, und jeder Mann sein Haus. Nichts Geringeres hätte dem Vertrauen auf Gottes Wort entsprochen, das zu ihm gesagt hatte: „Ziehe hinauf nach Hebron.“ Wenn wir in Glauben und Abhängigkeit beginnen, so wird jeder Umstand unseren Glauben sowohl wie die Weisheit unseres Weges bestätigen. So finden wir auch in Vers 4, daß „die Männer von Juda kamen und salbten daselbst David zum König über das Haus Juda“.

Obwohl David nun in die königliche Würde eingesetzt war, entsprach doch diese Stellung bei weitem nicht derjenigen, zu der er auserwählt und von Samuel gesalbt worden war. Sieben weitere Jahre und sechs Monate mußten vergehen, ehe die ganze Nation ihn als König anerkennen sollte (Vers 11).

Auch sollte der „Streit“ noch lang sein „zwischen dem Hause Sauls und dem Hause Davids“, obwohl David „immerfort stärker wurde“. Mit wie langsamen und gemessenen Schritten führt der Herr Seine Knechte an ihren festgesetzten Platz! Der Platz wird zweifellos in dieser Welt nie ganz erreicht, denn obwohl Paulus sagen kann: Dies eine tue ich“, so muß er doch bekennen, daß er jene gewisse Stellung noch nicht er griffen hat, die er in der Herrlichkeit einnehmen wird.  je mehr er sich aber danach ausstreckte, je besser erfüllte er seine Berufung und seinen Dienst. Wie oft wird der Knecht Gottes, wie einst David, für eine Zeit nach Hebron versetzt, das heißt -, nur in die teilweise Ausübung des für ihn vorausbestimmten Dienstes eingeführt, und wie notwendig ist dies, um in ihm die richtigen Eigenschaften hervorzurufen. Wir mögen vor Feindschaft zurückschrecken, aber wenn keine vorhanden wäre, würden wir nie die Ausflüsse der Gnade schmecken, die uns durch den Heiligen Geist mitgeteilt wird. David werden nun viele Gelegenheiten geboten, seine Befähigung für die erwünschte Stellung zu beweisen, die er nie gehabt oder wohl nie genützt hätte, wenn er sogleich den Thron über ganz Israel eingenommen hätte.

Seine erste Handlung ist, eine Botschaft der Anerkennung und Ermutigung an die Männer von Jabes-Gilead zu senden, die sich zu Saul bekannt hatten. Dies war große Gnade und die wahre Würde eines Mannes der Macht, der zum Führen und Herrschen befähigt war. Der Thron wird durch Gerechtigkeit befestigt, und der, der nicht unparteiisches Recht sprechen kann, kann nicht nach göttlichen Gedanken regieren. Ein Christ wandelt in Gerechtigkeit und Liebe, indem er allen Ansprüchen aus beidem gerecht und voll Genüge leistet, und die Schwachen und Leidenden mit dem Benötigten versorgt. David kann selbst einem Feinde das verdiente Lob geben, und dies befestigt das Gewicht seiner moralischen Stellung. Obwohl er auch durch Enttäuschungen und Irrtümer geht, wird er doch stärker und stärker und lernt dabei während der ganzen Zeit seine wahre Laufbahn vor Gott zu beschreiten.

2. Samuel 3.

Abner wendet sich im Zorn vom Hause Sauls ab (V. 9 ff) und wirbt um David, der sich bereitfindet, mit ihm ein Bündnis zu schließen unter der Bedingung, daß er ihm sein Weib Michal, Sauls Tochter, ausliefere. Es ist schwer, Davids Beweggrund für diese Forderung zu verstehen. Was auch der Grund war, diese Handlung brachte keinem von beiden Ehre ein. Wenn die Herausgabe der Michal für Davids Natur eine Genugtuung war, so muß der niedere Meuchelmord Joabs an Abner ein bitterer Rückschlag für ihn gewesen sein. Gerade, als er auf diesen Mann der Tapferkeit gerechnet haben mochte als das vorausbestimmte Werkzeug, um das erwünschte Ziel zu erreichen, wird Abner niedergestreckt. Ein tiefer Weg der Zucht lag für ihn in diesem traurigen Ereignis. Kein Wunder, daß er um Abner wehklagte. In seiner Klage bekannte er seinen eigenen abhängigen Zustand. Er muß es empfunden haben, welch ein furchtbarer Fleck auf seiner Regierung dadurch lastete, daß das Schwert seines eigenen Heerobersten auf diese Weise seine gerechte Herrschaft durchkreuzt hatte. Er mußte aber lernen, auf niemanden seine Hoffnungen zu setzen. Und selbst dieses Ereignis wendete der Herr am Ende zu seinem Nutzen. Denn das Volk nahm Kenntnis von seiner großen Trauer und empfand Wohlgefallen daran. Was Menschen als ein großes Unglück hinstellen würden, kann Gott zugunsten Seines Knechtes in das Gegenteil verwandeln, David mochte mit Recht sagen: Ich aber bin heute schwach, obschon zum König gesalbt“. Diese Demütigung aber ging nur der Erhöhung voran. Wir müssen unser Bedürfnis nach Gottes Hilfe empfinden und kennen, ehe Er uns öffentlich helfen kann.

2. Samuel 4.

Diese Begebenheit, vom menschlichen Gesichtspunkt aus ein so großes Mißgeschick, diente letztlich dazu, das Haus Sauls in bemerkenswerter Weise zu schwächen, denn Isboseth wird von zweien seiner Obersten getötet. Dadurch wird Davids Rivale hinweggetan, ohne daß irgendwelche Schuld auf David fällt, was nicht so gewesen wäre, wenn die Tat mit Hilfe von Abners Schwert ausgeführt worden wäre. O, würden wir nur dem Herrn vertrauen, so würden wir sehen, daß die Dinge, die wir mit unserer schwachen Urteilskraft als uns entgegenstehend betrachten, von Ihm durchaus für uns angeordnet wurden. Der vor Gott gedemütigte und auf Ihn wartende David handelt in diesem Fall des tückischen Mordes so, wie es ihm geziemte, indem er das gerechte Todesurteil die Schuldigen treffen läßt und die nun entstandene Lage aus der Hand des Herrn annimmt. Denn das letzte Hindernis zu seiner Anerkennung als König Israels war nun hinweggeräumt.

2. Samuel 5.

„Und alle Stämme Israels kamen zu David nach Hebron … und der König David machte einen Bund mit ihnen zu Hebron, vor Jehova; und sie salbten David zum König über Israel“. In 1. Chr 12,38 werden uns der Charakter und die Eigenschaften der Menge des Volkes Israel dargestellt, die sich in Hebron versammelte, um ihn als König anzuerkennen: „Alle diese Kriegsleute, die sich in Schlachtreihen ordneten, kamen mit ungeteiltem Herzen nach Hebron, um David zum König über ganz Israel zu machen. Und auch alle übrigen in Israel waren eines Herzens, David zum König zu machen.“

So hat dieser vielgeprüfte Knecht nach einem Zwischenraum von ungefähr einundzwanzig Jahren seinen verheißenen Platz eingenommen. Die Schritte zu diesem Ziele hin waren nur langsam gewesen. Tief und mancherlei Art war seine Zubereitung für diesen Platz. Nicht der geringste Teil dieser Zucht fiel in die Zeit der letzten siebeneinhalb Jahre, in denen er nur im teilweisen Besitz des Königtums war. Nun, wo er das Ziel erreicht hat, wollen wir festzustellen suchen, wie er den Platz ausfüllt. Dabei müssen wir immer daran denken, daß seine Unterweisung weiter fortgesetzt wird, jetzt zwar unter anderen Umständen.

2. Samuel 6.

Die erste uns berichtete Handlung Davids, nachdem er auf den Thron erhoben ist, ist sein Versuch, die Lade Gottes zurückzubringen. Ein aufrichtiger und Gott gemäßer Wunsch, denn dem Herrn die Erstlinge unseres Gutes zu bringen ist die natürliche Handlungsweise der Seele, die die Segnungen bewußt aus Gottes Hand empfängt. Aber wie oft verderben wir die Ausführung unserer besten Absichten infolge des Einflusses unserer Umgebung. Sie, mit der wir Gemeinschaft haben, entspricht aber stets unserem eigenen praktischen Zustand. Davids Geist wünscht, die Lade Gottes heraufzubringen, „denn wir haben sie in den Tagen Sauls nicht befragt“. Indem er aber zweifellos zu jener Zeit mit den Heeresobersten stark in Anspruch genommen ist, die für ihn das Mittel gewesen waren den Thron zu erreichen, befragt er diese über die Rückführung der Lade, statt sich an Jehova zu wenden. Die Folge ist, wie es stets so sein wird, daß ein menschlich erdachter Plan zur Ausführung kommen soll. Ein von Rindern gezogener Wagen wird für die Überführung bestimmt, statt die Lade nach göttlicher Anweisung von Leviten tragen zu lassen. Was konnte aus dieser Handlungsweise anderes erwachsen als Gericht in der Offenbarung der Heiligkeit Gottes? Ussa wird getötet, ein Schlag für David, der ihn daran erinnerte, daß Jehova nahe war, und daß David, wenn er die Werke Gottes ausführen wollte, dies nur nach den Gedanken Gottes tun konnte. David scheint dies aber nicht sofort erfaßt zu haben. Wir lesen, daß er darüber „entbrannte“, daß er sich vor Jehova fürchtete und sprach: „Wie soll die Lade Jehovas zu mir kommen?“ Überdies ließ er die Lade drei Monate lang im Hause Obed-Edoms, des Gathiters.

1. Chronika 1316.

Hier lesen wir von zwei Kämpfen Davids gegen die Philister zwischen seinem ersten Versuch, die Lade heraufzuholen, und der schließlichen Ausführung. Ob die Kämpfe tatsächlich zu jenem Zeitpunkt stattfanden, oder so anzusetzen sind, wie im Buche Samuel berichtet wird, mag fraglich sein. Der Geist Gottes gibt uns aber in der Chronika stets die moralische Reihenfolge der Ereignisse. Ich bin daher davon überzeugt, daß sie uns dort in dieser Anordnung berichtet werden, um uns die Lektion zu zeigen, die David damals lernen mußte. Daß er sie das erste Mal nicht beobachtete, brachte ihn zu Fall. Wenn er das Wesen und die Größe der Macht Gottes aufrichtig und tief empfunden hatte (wie zu Baal Perazim, wo Gott den Feind durchbrach „gleich einem Wasserdurchbruch“, als Antwort auf die einfältige und gesegnete Abhängigkeit, mit der David Ihn befragte und sich von Ihm Schritt um Schritt führen ließ), so wäre ihm die Trauer und Demütigung von Perez-Ussa erspart geblieben. Selbst wenn wir große Siege über die Welt errungen haben, ach, wie oft vermengen wir dann unsere Anbetung mit irgendwelchen weltlichen Bestandteilen, die unsere aufrichtigen Absichten zunichte machen. Wenn ich nicht völlig erkenne, daß die Welt und jede Verbindung zu ihr beiseite gesetzt sind, werde ich sicherlich irgendwelches von ihr entlehntes Gedankengut beibehalten, das dann der Wahrheit und Gnade Gottes zuwiderläuft. Im ersten der beiden Kämpfe wird David gezeigt, welchen persönlichen Sieg Gott Seinem Knecht schenkt, wenn er Ihm vertraut; denn er hatte den Herrn in der gleichen völligen Abhängigkeit befragt, wie zur Zeit seines Aufenthaltes als Flüchtling in der Wüste Maon. Abhängigkeit ist aber um so kostbarer, wenn unsere Stellung derart ist, daß sie, menschlich gesprochen, die Abhängigkeit von Gott unnötig erscheinen läßt. Gott hatte verheißen, die Philister in seine Hand zu geben, und die Niederlage war so groß, daß David sagte: „Gott hat meine Feinde durch meine Hand durchbrochen, gleich einem Wasserdurchbruch. Daher gab man jenem Ort den Namen Baal-Perazim“. Es ist aber eine Sache, zu fühlen und zu wissen, daß ich persönlich der Welt gegenüber siegreich bin (vorher kann ich keine Ruhe finden), und eine ganz andere Sache, zu erkennen, daß Gott es ist, der mir Sieg schenkt, das heißt, daß Er mir meine Feinde unterwirft, und, noch weitergehend, daß ich erst in Tätigkeit treten und zum Kampfe vorgehen kann, wenn das „Daherschreiten“ Gottes gehört wird (1. Chr 14,15). Denn dann weiß ich, daß Er „vor mir ausgezogen ist, um das Heerlager der Philister zu schlagen“.

Dies waren die gesegneten Erfahrungen, durch die der Herr Seinen Knecht führte. Sie reichten wahrlich aus, ihn davon abzuhalten, sich dadurch zu erniedrigen, daß er sich Formen und Ideen der Philister aneignete, anstatt Jehova und Sein Wort zu befragen!

Im Verlauf von drei Monaten, in denen David gewarnt, gezüchtigt und so gnädiglich belehrt worden war, hört er von dem Segen, der auf Obed-Edoms Haus aus der Gegenwart des Gottes kam, Dessen Heiligkeit vor so kurzer Zeit sich im Gericht gezeigt hatte, um die Anmaßung des Fleisches hinwegzufegen. Und er trifft Vorbereitungen, um die Lade Gottes in die Stadt Davids mit Freuden hinaufzubringen. Er macht eine Ankündigung, die tatsächlich ein Eingeständnis seines eigenen Fehlers ist: „Die Lade Gottes soll niemand tragen als nur die Leviten; denn sie hat Jehova erwählt, um die Lade Gottes zu tragen und seinen Dienst zu verrichten ewiglich“. Die Einzelheiten dieses lehrreichen Vorfalls finden wir in 1. Chronika 15+16, und wir tun gut, die Gesinnung Davids bei dieser Begebenheit zu beachten. Er handelt sowohl als Priester wie als König, er gibt Befehle und Anordnungen für alles, er ist überdies selber mit einem Ephod und einem Gewand aus feinem Leinen bekleidet, und er tanzte vor Jehova mit all seiner Macht. Welch einen Unterschied gegenüber seinem ersten Versuch, die Lade hinaufzubringen, sehen wir hier, in Macht, Zeugnis und Freude des Herzens! Wie eindrucksvoll ist das Glück des Herzens, das sich mit dem Herrn beschäftigt, und wie gleichgültig ist ihm alle fleischliche Geringschätzung! Dies muß der glücklichste Augenblick in Davids Leben gewesen sein, und zugleich ein Augenblick höchster Ehre, als er sagte: Stehe auf, Jehova, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Stärke!“ Und damals war es, daß er „zum ersten Male Asaph und seinen Brüdern auftrug, Jehova zu preisen“ (1. Chr 16,7-36).

Ein strahlender und gesegneter Augenblick, nach all seinem Kummer und aller Zucht! Fülle der Freude gibt ihm seine Beschäftigung mit dem Herrn, und mit göttlichem Geschick ordnet er alle Einzelheiten des levitischen Dienstes an! Die Szene wird durch keinen Mißton gestört, außer durch die Tochter Sauls, deren Herz nicht in Einklang mit der ganzen Szene ist, so daß sie kein Mitgefühl mit David haben und kein Verständnis für ihn aufbringen kann, denn sie verachtete ihn in ihrem Herzen. So muß David in dieser Stunde der Freude durch eine unangemessene Verbindung leiden. Und wie oft ist dies der Fall! Mancher führt einen annehmbaren Wandel in dem verdunkelten Licht der bekennenden Christenheit, verrät sich aber bald, wenn er in das helle Licht der Gegenwart Gottes gestellt wird. Wenn dieser Zwischenfall aber eine Wolke am getrübten Himmel über Davids Haupt war, so barg sie zugleich eine Segnung und Befreiung für ihn. Denn diese ungleiche Verbindung sollte ihn nun nicht weiter fesseln. Die Trennungslinie wird von nun an für immer zwischen ihnen gezogen. In der Wüste hatte Gott ihm eine Abigail gegeben, eine verwandte Seele, um seine Verwerfung zu teilen. Und jetzt, als er die Lade Gottes zu ihrer Ruhe auf dem Berge Zion geleitet, unter der grenzenlosen Freude einer Seele, die über die Erhebung Jehovas jubelt, da bricht er das letzte Bindeglied zur Welt. Seine heilige Freude entfremdet ihm das Herz derjenigen, deren innerster weltlicher Sinn sich hier offenbart.

Es erscheint wahrscheinlich, daß David den 30. Psalm aussprach, als er sich „wandte, um sein Haus zu segnen“ (1. Chr 16,43). Da konnte er sagen: „Meine Wehklage hast du mir in einen Reigen verwandelt, mein Sacktuch hast du gelöst und mit Freude mich umgürtet“. Er war nun zur Höhe des Wohlergehens aufgestiegen und konnte sagen: „Ich werde nicht wanken ewiglich“. Seine Seele erfreute sich in Einfalt alles dessen, was ihm aus Gottes Hand zuteil wurde. Und hier ruft er aus: „Ich will dich erheben, Jehova, denn du hast mich emporgezogen und hast nicht über mich sich freuen lassen meine Feinde.“

1. Chronika 17.

In diesem Geiste war es, daß David in seinem Hause saß und zu Nathan, dem Propheten, sprach: „Siehe, ich wohne in einem Hause von Zedern, und die Lade des Bundes Jehovas wohnt unter Teppichen‘. Es war das durchaus natürliche und fromme Gefühl einer Seele, die in so lebendiger Weise die Liebe und Güte des Herrn genoß, und als solches wurde es von Nathan gelobt. Es entsprach jedoch nicht den Gedanken des Herrn, und wir lernen daraus, daß die aufrichtigsten und scheinbar geistlichsten Wünsche und Absichten nicht vertrauenswürdig sind und nicht ausgeführt werden dürfen, ehe wir direkte Anweisung vom Herrn erbeten haben. „Und es geschah in selbiger Nacht, da geschah das Wort Gottes zu Nathan also: Gehe hin und sprich zu David, meinem Knechte: So spricht Jehova: Nicht du sollst mir das Haus zur Wohnung bauen…« Und der Herr fährt fort, ihm zu sagen, wie Er Seinem Knecht ein Haus bauen wird! Wenn unser Becher überfließt, sind wir geneigt, auf der Höhe der Freude, die Gottes Güte uns gewährt, uns einen Dienst für Ihn vorzunehmen, zu dem wir gar nicht geeignet sind, obwohl die Absicht durchaus lauter sein mag. Gottes Wort weist uns aber stets unseren richtigen Platz zu, wie es hier David gegenüber geschieht, wobei ihm noch eine erweiterte und wunderbare Enthüllung der Anteilnahme des Herrn an ihn persönlich gezeigt wird. Es ist gut, großen Eifer für die Ehre des Herrn zu haben, aber Sein Wort, das unsere ungeeigneten Pläne korrigiert, wird uns sicherlich auch Seine eigene unermeßliche Anteilnahme an uns enthüllen. Dieses lernt David hier, und nun kann er hingehen und sich vor Jehova niedersetzen in voller Gemeinschaft mit den Gedanken des Herrn, und in jener Beiseitesetzung seiner selbst, die allein durch die Gegenwart des Herrn hervorgerufen wird. Wie sehr wir Ihn auch für Seine Gaben preisen, und diese wirklich aus Seiner Hand empfangen mögen, so sind wir doch fähig, wenn wir im „Hause der Zedern“ sitzen, unsere gebührende Berufung und Stellung mißzuverstehen. Setzen wir uns aber „vor Jehova nieder“ und lauschen Ihm, wie Er uns Seine Gedanken enthüllt, und uns Seine Anteilnahme an uns bezeugt, so wird alles an seinen richtigen Platz gerückt und wir rufen aus. „Wer bin ich, daß du mich bis hierher gebracht hast?“

1. Chronika 18.

Nach diesem unterwirft David die Philister, schlägt Moab, und den König von Zoba bei Hamath, als er hineinzog, um seine Macht am Strome Euphrat zu befestigen. Der Herr behütet ihn, wohin immer er sich wendet. David legt Besatzungen in Edom und die Edomiter werden seine Knechte; die Syrer fliehen vor Israel, sie wollten den Kindern Ammon nicht mehr zu Hilfe kommen. Kurz, der Herr schenkt David in beispielloser Art den vollen Segen des Erfolges und Wohlergehens. Wie stellt sich David zu diesen Segnungen? Er war in zweifacher Weise gesegnet worden, geistlich und zeitlich. Geistlich, als er in die Gemeinschaft mit Gottes Gedanken und Absichten eingeführt wurde, Gottes grenzenloses Interesse an seiner Person erkannte und seine unvollkommenen Wünsche sich in der Unbegrenztheit der göttlichen Verheißungen und Absichten verloren. Zeitlich in Segnungen, in der Erhabenheit der Wege Gottes und Seiner Gaben für Seinen Knecht. Ist er fähig, dies alles zu ertragen? Feindschaft stellt den Charakter auf die Probe, indem sie die Hilfsquellen in uns selbst herausfordert. Wohlergehen aber stellt das Fleisch und die Kraft der Selbstbeherrschung auf die Probe. Bei Feindschaft strengen wir alle Kräfte an und wollen sie beweisen, um aus der schwierigen Lage herauszukommen. Wohlergehen dagegen bietet uns Gelegenheit, unseren natürlichen Neigungen die Zügel schießen zu lassen.

2. Samuel 11.

Gott hatte David auf wunderbare Weise gezeigt, wie überreich und freigebig Er Seine Hand auftun konnte um ihn zu segnen, Sein Wohlstand war grenzenlos. In diesem Zustand bietet sich seinem Fleische eine Gelegenheit. Er fällt.

Mit welchem Eifer hascht das arme Herz nach Wohlergehen und Gnade und vergißt dabei, daß solche Geschöpfe, wie wir es sind, keine neue Gnade erlangen können ohne gleichzeitig einer neuen Prüfung für das Fleisch ausgesetzt zu werden. Und je mehr wir in den natürlichen Dingen unserer Umgebung ruhen, je größer ist die Gelegenheit für unser Fleisch, sich zu zeigen. Der Herr weiß, daß die Quelle des Bösen vorhanden ist. Und obwohl wir so sehr gedemütigt werden durch die Aufdeckung des Bösen, so ist diese Bloßstellung doch nötig, damit uns die Quelle gezeigt werde. In Wirklichkeit sind wir unter Gottes einsetzendem Gericht nicht schlechter als vorher, denn Er wußte von Anfang, wozu wir fähig waren.

Von seiner Sünde wahrhaft überführt, ist David nun, wie wir in Psalm 51 sehen, niedergebeugt und sein Geist demütig und „zerbrochen“ in der Erkenntnis seiner eigenen Verderbtheit. Er hatte bereits vorher einen demütigen und zerbrochenen Geist gezeigt als Folge der bloßgestellten Schwachheit seiner Natur. Nun zeigt sich dieser Geist in der tiefen Erniedrigung durch die Verderbtheit seiner Natur. In seinem Bekenntnis hierüber gibt er dem Schrei aus dem Herzen Israels an jenem Tage Ausdruck, wenn es „den anschauen wird, welchen es durchstochen hat“ und vor Ihm gedemütigt wird in bezug auf seine „Blutschuld“. Wie schmerzlich dieser Augenblick auch sowohl für David wie für Israel ist, so wird doch beiden gerade in diesem Augenblick das Heil Gottes am völligsten geoffenbart. Denn je tiefer ich gesunken bin, um so kostbarer ist mir die Befreiung.

David wird hiernach durch Gottes wunderbare Gnade in eine tiefere Erkenntnis des Heils eingeführt. Er lernt erkennen, was Gott für den Sünder ist, aber auch, daß Sünde gegen unseren Nächsten durch zeitliche Züchtigung heimgesucht werden muß. Gott ist gerecht in Seinen Regierungswegen mit den Menschenkindern, und der, der sich gegen andere versündigt, muß auch öffentlich bestraft werden. Viele sündigen nur gegen Gott und erleiden dann Strafe an ihrem Fleische, eine Züchtigung, die zwischen ihnen und Gott ausgeführt wird. Wenn durch die Sünde aber andere Schaden erleiden, so muß die Züchtigung eine öffentliche sein.

2. Samuel 12.

Davids Kind stirbt. Aber bald zeigen sich wieder die gesegneten Früchte der Zucht in seiner Seele. Sie ist wieder in Abhängigkeit und Unterordnung. Während das Kind noch lebte, flehte er um seinetwillen zum Herrn. Während er zwar weit entfernt davon ist, die Zucht des Herrn zu verachten, empfindet er sie dennoch offenbar äußerst schmerzlich. Als das Kind aber gestorben ist, erkennt er den Ratschluß Gottes in völliger Unterwerfung an. „Da stand David von der Erde auf und wusch und salbte sich.“ Es war für ihn ein Augenblick tiefster Finsternis gewesen, denn jede Mitteilung des Herrn, um den Schmerz seines Herzens zu lindern, hatte ihm gefehlt. Ich glaube, daß dies allgemein der Fall ist, wenn wir unter Gottes Züchtigung leiden. Es ist notwendig, daß wir den gerechten Zuchtweg Gottes empfinden. Und während wir durch die Züchtigung als Folge unserer Sünde hindurchgehen, sind wir uns keines Lichtes und keiner Gemeinschaft bewußt. Wir dürfen jedoch aus der Züchtigung mit erneuerter Kraft und Stärke hervorgehen, wie es bei David der Fall war. Denn wir finden ihn gleich darauf im Kampf gegen Rabba (Vers 29) im vollen Sieg. Er betritt wieder den rechten Pfad, und Ehre und Segnungen werden ihm wieder zuteil. Gott zeigt ihm, so unbeugsam Er auch im Gericht ist, daß Seine Liebe und Fürsorge David gegenüber unverändert geblieben sind.

Trotzdem war der Urteilsspruch ergangen und von Nathan (Verse 10 u. 11) verkündet worden: „So soll von deinem Hause das Schwert nicht weichen ewiglich.“ Obwohl Davids Seele an der Frucht seiner Sünde so bitter gestraft worden war, weil er sich nicht selbst gerichtet hatte, und obwohl er nun auch soweit wiederhergestellt war, so mußte er weiterhin die Züchtigung der gerechten Regierungswege Gottes erdulden, die ihn vor den Menschen demütigten.

2. Samuel 13+14.

Damit gelangen wir zu jenem Abschnitt seiner Geschichte, in dem er infolge des Bösen seiner eigenen Kinder durch Trübsal und Demütigung geht, Es gibt wohl keine empfindlichere Weise, wie einem Mann das Gefühl des Bösen in der eigenen Natur zum Bewußtsein gebracht und wie er tiefer vor den Menschen gedemütigt werden kann. Mängel in der Selbstzucht eines Elternteiles werden sich an seinen Kindern offenbar machen, und von ihren jüngsten Kinderjahren an wird er in schmerzlicher Weise erfahren müssen, was in seiner eigenen Natur unterdrückt und gekreuzigt werden muß, obwohl er möglicherweise niemals genau die gleichen Sünden begangen hat, die sich an seinen Kindern zeigen. Kinder bilden die Fortsetzung des Lebens der Eltern hier auf Erden und zeigen deutliche Abbilder von deren Natur.

Ich halte dafür, daß Amnon gemäß dem Gesetz für seine Sünde den Tod hätte erleiden müssen (Kap. 13, 4). David versäumt es, „gerecht und in der Furcht Gottes‘ “ zu regieren. Das Gericht ereilt Amnon durch die Hand seines Bruders Absalom, der wegen dieser Mordschuld aus dem Königreich entflieht. David gibt der Strategie Joabs nach und ist so schwach, nicht nur die Rückkehr Absaloms zu gestatten, sondern ihn nach einiger Zeit wieder in seine Gunst aufzunehmen (Kap. 14).

Es dauert nicht lange, bis diese Schwäche und Ungerechtigkeit die bittersten Früchte trägt. Denn wenn wir ungerechterweise jemand verschonen, um damit unseren eigenen Gefühlen nach zugeben, so setzen wir uns stets dem Bösen der Natur aus, das wir hätten eindämmen und verurteilen sollen.

2. Samuel 15.

Nach der Mitteilung über die Aufnahme Absaloms durch seinen Vater führt uns bereits der nächste Vers in Absaloms Absichten der Empörung und Ermordung seines Vaters ein (Kap. 15,1).

David muß nun fliehen. Was für ein trauriger und demütigender Anblick, ihn zu sehen, der zu solcher Ehre und so hoher Stellung erhoben worden war, wie er nun vom Throne steigt und Jerusalem verläßt vor den Wogen des Tumults und Aufruhrs, der von seinem eigenen Sohn hervorgerufen und genährt wird! Er war schon einmal durch einen ähnlichen Augenblick geschritten, aber unter anderen Umständen. Das Leid von Ziklag war ebenfalls eine Zuchtmaßnahme, aber dort war es auf allen Seiten der Mensch gewesen. Hier dagegen geht es um den Verlust Jerusalems, des Berges Zion, den er liebte, seiner Stellung und alles anderen, und nicht durch die Hand der Amalekiter, sondern durch die seines eigenen Sohnes.

Doch er gibt alles auf, indem er den Ausgang in eine andere Hand legt: „Wenn ich Gnade finde in den Augen Jehovas, so wird er mich zurückbringen und mich sie (die Lade Gottes) und seine Wohnung sehen lassen…“ „David aber ging die Anhöhe der Olivenbäume hinauf und weinte, während er hinaufging; und sein Haupt war verhüllt, und er ging barfuß.“ Wie sehr die Züchtigung jener Stunde in seine Seele eindrang, wird uns in Psalm 3 gesagt: „Viele sagen von meiner Seele: Es ist keine Rettung für ihn bei Gott!“ Aber was folgt dann? „Mit meiner Stimme rufe ich zu Jehova, und er antwortet mir von seinem heiligen Berge!“ Der wahre Wert der Trübsal und Prüfung besteht darin, die Seele zu einem einfältigen Vertrauen auf Gott zu führen. David hatte hierin gefehlt. Während er damals in den ihm verordneten Dienst nicht hinausgezogen war, und sich dadurch selbst in Versuchung und Sünde brachte (Kap. -ii, :t), wird er nun durch seinen eigenen Sohn in einen Krieg hineingerissen. Wenn wir vor dem Dienst zum rückschrecken, zu dem wir berufen werden, bringen wir uns nicht nur selber in Schwierigkeiten, sondern wir beweisen, wie einst Jona, daß wir ein tieferes Geübtwerden der Seele nötig haben, um für unsere Berufung tauglich gemacht zu werden. In dem widernatürlichen und bitteren Kampf erneuert David, der leidende Knecht, sein Vertrauen auf Gott.

2. Samuel 16.

Und von dem Augenblick an, wo er sagen konnte: „Ich legte mich nieder und schlief“ (Ps 3,5) verlief alles günstig für ihn. (Ich fühle mich veranlaßt, diese Worte an die Stelle zu setzen, wo es heißt: „Und der König (David) und alles Volk, das bei ihm war, kamen ermattet an, und er erholte sich daselbst“, Vers 14. Er sagt: „Ich erwachte, denn Jehova stützt mich. Nicht fürchte ich mich vor Zehntausenden des Volkes, die sich ringsum wider mich gesetzt haben.- Wenn wir auf Grund unseres Vertrauens auf Gott schlafen können, dann haben wir keine Furcht vor Menschen, so mächtig oder so nahe sie sein mögen.

2. Samuel 17+18.

Ahitophels Rat wird verworfen und David kehrt nach Jerusalem zurück. Absalom aber mußte fallen.

2. Samuel 21.

David geht durch andere Trübsale. Seine Geschichte zeigt uns in erster Linie, wie fortwährend die Übung seiner Seele fortgesetzt werden muß. Nach der Befreiung von Scheba (Kap. 20) kommt eine Hungersnot über das Land, die drei Jahre nacheinander andauert. Diese führt ihn dazu, den Herrn wieder zu befragen, und Er sagt ihm, daß die Heimsuchung wegen Saul und dessen Bluthaus gekommen sei. Im weiteren Verlauf werden die Letzten dieses Hauses ausgerottet. Nach diesem entstand ein weiterer Streit mit den Philistern (Vers 15). Am Ende seiner Laufbahn, wie zu deren Anfang, steht er wieder einem Riesen gegenüber – nicht demselben Riesen, denn was wir einmal wirklich besiegt haben, brauchen wir nicht zum zweiten Male zu besiegen. Aber andere Riesen erheben sich und stellen unsere Kraft auf die Probe, und wir müssen erkennen, daß das, was dem Glauben ein Leichtes ist, demjenigen, der nicht in der Glaubensübung steht, gefährlich werden kann. Hat unser Vertrauen auf Gott nachgelassen, so ist auch unsere Widerstandsfähigkeit geringer, so weitgehend auch unsere Erfahrung und Festigkeit sein mag, David war hier „ermattet“; als aber der Riese „gedachte, David zu erschlagen kam Abisai ihm zu Hilfe und tötete den Philister.

2. Samuel 24 u. 1. Chronika 21.

Noch eine weitere Zucht besonderer Art ist notwendig für diesen schon so viel gezüchtigten Knecht, und zwar am Ende seines Lebens. Manche Jahre waren verflossen, seitdem er gewünscht hatte, dem Herrn ein Haus zu bauen – ein Wunsch, der an sich gut war, aber zu dessen Verwirklichung er nicht berufen war. Der Herr erlaubte daher die Ausführung nicht, obwohl Er gleichzeitig David reichlich an seiner Seele segnete durch die Offenbarung der göttlichen Anteilnahme an seiner Person. Erst am Ende seines Lebens wird ihm gezeigt, wie wenig geschickt er tatsächlich für den Bau des Hauses des Herrn war, denn er wußte noch nicht einmal, wo es gebaut werden sollte. Diese Erkenntnis wird ihm zuteil als die Frucht der göttlichen Züchtigung wegen seines Versagens. Der Platz für den Tempel wird ihm gezeigt in seinem moralischen Wert und seiner Eignung. So konnte er, indem seine Seele das Wesen jener Gnade erkannte, die die Grundlage von allem bildete, seine letzten Stunden den Vorbereitungen für den Tempelbau widmen.

Als David Ruhe hatte von allen seinen Feinden und sich natürlicherweise seiner erhabenen Stellung bewußt war, nutzt Satan dies aus, indem er ihn versucht, das Volk zu zählen, und sich dadurch seiner irdischen Hilfsquellen zu erfreuen (Kap. 24). Gott war es gewesen, Der ihn zu seiner jetzigen Stellung erhoben hatte, aber das menschliche Herz will Gottes Gaben zusammenzählen, um sich darin unabhängig vom Geber zu fühlen. Alles, was er besaß, verdankte er in einzigartiger, wunderbarer Weise Gottes Güte. So war es eine sehr offensichtliche, beschämende Wirksamkeit des Fleisches, wenn er zu Ende seiner Laufbahn seinen Wunsch öffentlich kundgab, für groß zu gelten aufgrund der Zahl seines Volkes, und nicht aufgrund des Beistandes Gottes, Der ihn bis hierher gestützt hatte. Der Herr sucht ihn diesetwegen heim, gestattet ihm aber, eine von drei Plagen zu wählen. Sind wir gestrauchelt, so ist Zucht nötig, um das Fleisch zurechtzuweisen. War die Verfehlung privater Natur, so ist die Züchtigung eine persönliche, wenn auch nicht weniger schmerzvolle; wenn sie aber öffentlicher Natur war, so muß auch die Züchtigung in der öffentlichkeit erfolgen, denn Gott erweist Seine Gerechtigkeit gegenüber allen Seinen Geschöpfen. David ist in seiner Seele wiederhergestellt, denn er erwählt die Züchtigung, welche am unmittelbarsten aus der Hand Jehovas kommt, und zeigt dadurch seine erneute Abhängigkeit.

Und nun eröffnet sich ihm ein neues und wunderbares Segensgebiet. Der rührendste Beweis der Gnade Gottes, die aus Seiner Liebe hervorströmt, ist dies, daß uns, wenn die Wiederherstellung völlig ist, stets eine weitere Offenbarung der Fülle unserer Annahme bei Ihm geschenkt wird. Als das Schwert Jehovas über Jerusalem ausgestreckt war, und David im Bewußtsein seiner Schuld ganz auf Gott geworfen war, da offenbarte Gott Seine Gnade. Der Prophet Gad wird gesandt, um ihm zu sagen, daß er hinaufgehen und einen Altar auf der Tenne Ornans, des Jebusiters, errichten solle. David hat an diesem Altar Annahme bei Gott gefunden, während er sich fürchtete, zum Brandopferaltar auf der Höhe von Gibeon zu gehen, welcher zu der ersten Hütte unter dem Gesetz gehörte. Und nun erfährt er hier zum ersten Male, wo der Standort des Tempels sein soll. Lange vorher hatte er versucht, diesen Tempel aufzurichten, – dieses Bild von dem Herrn Jesus Christus. Aber noch nie war er derart gedemütigt gewesen, daß Gott ihn über den richtigen Ort belehren konnte. Auch hatte er, wie viele von im , nicht jene Übungen der Seele gekannt und jenen Lektionen der Gnade sich unterworfen, um auch nur die Anfangsgründe der Arbeit zu kennen, für die er sich geeignet gedünkt hatte. Es ist gut, hohe und große Dienste zu begehren, aber wir müssen zubereitet sein, um sie auf göttlichem Wege auszuführen. Wenn Jakobus und Johannes begehren, im Reiche Christi zu Seiner Rechten und Linken zu sitzen, waren sie dann fähig, von dem Kelch zu trinken, den Er trank, und mit der Taufe getauft zu werden, mit der Er getauft wurde? David hat nun eine Erkenntnis der göttlichen Gnade erlangt, die ihm vorher unbekannt war. Sie befähigt ihn nun, den Ort für jenen Bau zu finden, der Christus als Den darstellte, Der es Selbst auslebte, daß die Gnade über das Gericht triumphiert. Daher konnte David sagen. „Dieses hier soll das Haus Jehovas Gottes sein, und dies der Altar zum Brandopfer für Israel.“ Und daselbst wurde der Tempel errichtet.

1. Chronika 22.

Es bleibt uns nur noch übrig, das Ende des Lebens Davids zu betrachten. Es scheint, daß er, nach der Züchtigung und Unterweisung auf dem Berge Morija, sich mit Fleiß der Zubereitung der Materialien für den Tempel widmete.

1. Chronika 2333.

Außerdem, nachdem er Salomo, seinen Sohn, als König über Israel eingesetzt hatte (Kap. 23), versammelte er alle Obersten Israels und die Priester und Leviten und teilte sie in ihre Abteilungen ein. Schöner und gesegneter Beschluß seines ereignisreichen und lehrreichen Lebens, das bezüglich des Zeugnisses in geziemender Weise durch seine Ansprache an alle Obersten Israels abgeschlossen wird! Dies ist das Ende seiner öffentlichen Laufbahn.

2. Samuel 23.

Aber welches waren seine ganz persönlichen Gedanken? In seinen „letzten Worten“ verleiht er ihnen Ausdruck. Dort hören wir über seine eigenen Gefühle und Beurteilungen über alles, – über Gottes Gnade ihm gegenüber, über seinen eigenen unvollkommenen Zustand, über die Hoffnung seiner Seele und den Gegenstand ihres Vertrauens. Und endlich seine Einschätzung der Welt in ihrer Feindschaft gegen Gott, ausgedrückt mit der Bezeichnung „Männer Belials“.

Indem wir diese hoch interessanten und erfahrungsreichen „letzten Worte“ in unserer Seele bewegen und des Kreises der Treuen und Tapferen eingedenk sind, die ihn begleitet hatten und nicht vergessen werden (Verse 8 ff), mögen wir die Geschichte des „Mannes nach Gottes Herzen“ beschließen unter dem Schall des Psalm-Gesanges: „Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl!‘ (Ps 139,14)

Jule | 04.20.13 | Bibelkommentare.de, Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

warum die lange Verfolgungszeit und all das Schlimme, das David erdultete, für seine künftige Aufgabe so wichtig war

zum Schluss dieses Buches und der langen Zeit der Verfolgung Davids, die ja nun beendet ist – hier eine Abhandlung die ich auf bibelkommentare.de gefunden habe. Der Autor macht deutlich, warum die ganze schwere Zeit der Verfolgung und des „auf der Flucht seins“ für Davids Entwicklung und Schulung als künftiger König wichtig war:

Wenn wir die Erziehungswege Gottes verstehen wollen, die David geführt wurde, ist es nötig, daß wir Den im Auge haben, Den David vorbildlich darstellte. Die Wesenszüge jenes Einen konnten von David nur angedeutet und im Vorbild dargestellt werden auf Grund göttlicher Belehrung und unter Abtötung seiner eigenen Natur. Hinsichtlich seiner Stellung war David ständig ein Bild des Herrn Jesus Christus. Da er aber ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir war, so hatte er es, je höher seine Berufung war, um so mehr nötig, daß seine alte Natur beiseitegesetzt wurde, damit er in seinem Seelenzustand seiner hohen Stellung entsprechen konnte. Wir werden daher sehen, daß das große Ziel aller Zucht, durch die er gehen mußte, war, ihn für die Stellung fähig zu machen, in die Gott in Seiner Gnade ihn berufen hatte.

Ist es nicht so auch bei uns allen? Müssen wir nicht in die Zucht genommen und zubereitet werden für jede Stellung, die Gottes Gnade uns überträgt? je höher die Gnade uns zu dem Bewußtsein ihrer selbst erhebt, je nötiger haben wir die Reinigung. Wie dies geschieht, das würde unsere persönliche Lebensgeschichte, wenn sie gewissenhaft niedergeschrieben würde, im Einzelnen ergeben. Damit wir nun lernen, Seine Zucht an uns sorgfältig und richtig zu beachten und zu beurteilen, legt uns unser treuer Gott die Geschichte Seiner Wege mit anderen niedergeschrieben vor, die den Weg vor uns gepilgert sind. Die Geschichte Davids ist eine eindrucksvolle Illustration jener wunderbaren Zucht und Ermahnung, durch die Gott erzieht, – die Unterwerfung und Beiseitesetzung unserer selbst, um alles zu unterdrücken, was Seiner Gnade und Seinen Absichten zuwiderläuft.

1. Samuel 16. David wird zuerst erwähnt, als Samuel von Gott gesandt wird, um ihn zum König an Sauls Stelle zu salben. Hier, in dem ersten uns mitgeteilten Abschnitt seines Lebens, können wir die Spuren des Charakters und der Stellung dessen sehen, der unsere Aufmerksamkeit später in so reichem Maße auf sich lenkt. Wir finden ihn, den jüngsten Sohn Jesses, abwesend von zu Hause, bei der Hut der Schafe seines Vaters in der Wüste. Dabei zeigt uns sein Angesicht – dieser untrügliche Spiegel des innersten Wesens -, welche Art von Mensch vor uns steht: Er war „rötlich, dazu schön von Augen und von gutem Ansehen“. Und als Samuel ihn gesalbt hatte, „geriet der Geist Jehovas über David von selbigem Tage an und hinfort.“

Vorbildlich stellt der gesalbte David unseren Herrn dar nach der Taufe des Johannes, als der Heilige Geist vom Himmel herniederkam und auf Ihm blieb. So wie der Herr, als eine Folge dieser Salbung des Heiligen Geistes, Seinen öffentlichen Dienst aufnahm, ebenso tritt auch David, das Vorbild, seinen Dienst nun an. Unser Herr, voller Gnade und Wahrheit, wurde dadurch umso mehr dem Bösen um Sich her ausgesetzt. Und bei David, sobald der Geist Gottes auf ihn gekommen war, „wich der Geist Jehovas von Saul, und ein böser Geist von Jehova ängstigte ihn-. David ahnte sicher nicht, als der Geist auf ihn kam, daß sein erster Dienst als der Mann. Gottes es sein würde, die Gewaltsamkeit, die geistliche Gewalttätigkeit zu besänftigen, die sich in dem Haupt des Königreichs zeigte. Es war Saul geraten worden, einen Mann zu suchen, der des Lautenspiels kundig war, um den bösen Geist von ihm zu vertreiben. Und gerade der, der für diesen Dienst vorgeschlagen wird, ist David. Er wird in angemessener Weise beschrieben als einer, der des Spielens kundig ist, und ein tapferer Held und ein Kriegsmann, und der Rede verständig und ein schöner Mann; und Jehova ist mit ihm.“ – „Und es geschah, wenn der Geist von Gott über Saul kam, so nahm David die Laute und spielte mit seiner Hand; und Saul fand Erleichterung, und es wurde ihm wohl, und der böse Geist wich von ihm.“ Für David, den gesalbten König Gottes, war das ein scheinbar geringer Dienst, könnten wir sagen. Aber was für ein moralisches Vorrecht! Es scheint nur etwas Geringes zu sein, auf einer Laute zu spielen. Aber geringe Dienste, die in der Kraft des Geistes Gottes verrichtet werden, haben die erstaunlichsten Ergebnisse zur Folge.

Der Herr nahm während Seines Erdenwandels den gleichen Platz ein in bezug auf das Böse und all die Gewalttätigkeit, die Ihn hier umgaben. Für David aber bedeutete dies auch Zucht. Ob er verstanden hatte, was die Salbung in ihren vollen Auswirkungen bedeutete, wird uns nicht mitgeteilt. Wenn wir aber daran denken, daß der Geist Gottes auf ihn herniedergekommen war, so glauben wir, daß er empfunden haben muß, daß er die Befähigung für ein höheres Amt besaß. Hier aber zeigt sich die Echtheit wahrer Kraft in der Unterwerfung unter Gottes Willen. Es war Gottes Berufung, die ihn an diesen Platz stellte; der König Saul brauchte seinen Dienst, und er verrichtete ihn ohne Widerrede. Vielmehr, mit großer Geschicklichkeit! Treue im Geringsten beweist die Fähigkeit für das Größere. Und David lernt bei seinem ersten öffentlichen Auftreten, die großen Fähigkeiten, die Gott ihm gegeben hat, zur Förderung des im Augenblick am meisten benötigten Guten zu verwenden. Was hätte edler oder königlicher sein können!

1. Samuel 17. Obwohl David von Saul sehr geliebt wurde, und er ihn zu seinem Waffenträger machte, scheint es doch, daß er nur gelegentlich in der Gegenwart Sauls weilte, und daß er das Hüten der Schafe seines Vaters in der Wüste nicht aufgegeben hatte. Denn als Saul im Terebinthental in die Schlacht gegen die Philister zieht ist David nicht bei ihm, und es wird uns ausdrücklich mitgeteilt, daß er zurückgekehrt war, um die Schafe seines Vaters zu Bethlehem zu weiden, und daß David von da aus, auf Grund der Weisung seines Vaters, zum Kriegsschauplatz kam – ich nehme an, etwa 40 Tage nach Ausbruch des Kampfes. Ich erwähne dies, weil es uns die wechselnden Wege zeigt die in der göttlichen Erziehung so wertvoll und nötig sind. David war ein Insasse des Palastes gewesen, der Waffenträger des Königs, sehr geliebt von ihm, und er hatte dem König überdies einen einzigartigen Dienst erwiesen. Aber er verläßt diesen Schauplatz, um zu dem niedrigen Dienst zurückzukehren, die Schafe seines Vaters in der Wüste zu hüten. Dort dient er in Zurückgezogenheit mit gleichem Eifer und gleichem Fleiß wie an höchster Stelle, und er beweist durch seine Willigkeit, die eine Arbeitsstätte mit der anderen zu vertauschen, die wahre Kraft der Seele und Aufrichtigkeit seiner Absicht als ein treuer Diener, was auch immer von ihm verlangt wurde. Ein bedeutenderer und hervorragender Dienst steht ihm jedoch nun bevor. Doch der Weg zu diesem Dienst ist ein sehr geringer Weg. Denn auf Anordnung seines Vaters verläßt er die Wüste und die Hut der Schafe, um einen sehr einfachen Auftrag auszuführen, nämlich, seinen Brüdern Lebensmittel zu bringen und nach ihrem Wohlergehen zu fragen. Während er diesen Auftrag ausführt zeigt sich ihm eine Möglichkeit, eine Forderung in ihm, von der Herrlichkeit Gottes Zeugnis zu geben. Einer solchen Forderung zu entsprechen, dazu ist der Mensch Gottes stets bereit. Nachdem David sich zuerst seines Auftrags entledigt hat, wird seine Aufmerksamkeit erregt, als er den Philister die Schlachtreihen des lebendigen Gottes schmähen hört. Sein Geist wird in ihm erregt, und er beschließt sofort, dem Philister entgegenzutreten. (Wie besitzergreifend und zum sofortigen Handeln drängend ist die Kraft Gottes!) Obwohl er nur mit einem geringen Auftrag betraut war, ist David doch bereit, sich augenblicklich mit großem Eifer und großer Tapferkeit in den hervorragendsten Dienst zu stellen, zugleich aber auch mit schöner Einfachheit. Indem er die Rüstung Sauls zurückweist, die er „nie versucht“ hatte, ergreift er, was für ihn am natürlichsten war, fünf glatte Steine aus dem Bach. Er zeigt dadurch, daß er nichts Höheres brauchte, als die Mittel, die zum Bereich seiner Tätigkeit gehörten. Mit der einfachen Ausrüstung eines Hirten ist er zufrieden und furchtlos, er kann dem furchtbaren Feind mit einem Stabe, einer Hirtentasche, einer Schleuder und fünf Steinen entgegenzutreten – fünf „glatte Steine“!

Wie völlig muß er im Besitz göttlicher Kraft gewesen sein, um sie mit solcher Ruhe und Besonnenheit anzuwenden! David tritt Goliath entgegen, wie er einem Kinde hätte begegnen können, und er erwidert seine Herausforderung mit all der Würde eines Menschen, der die Macht kennt, auf die er sich als seine Waffe bedenkenlos stützt. Vertrauen auf Gott, Dessen Durchhilfe er in seinen persönlichen Wüstenkämpfen mit dem Löwen und dem Bären erfahren hatte, machte ihn furchtlos und sicher bei der Begegnung mit einem furchtbaren Feind, vor dem das ganze Heer Israels zitterte. Ein Stein genügte, und der Riese stürzte zu Boden! David, in richtiger Anwendung der Mittel, nachdem er vorher Sauls Rüstung als ein Mittel zum Sieg abgelehnt hatte, ergreift nun rechtmäßigen Besitz von dem, was er erobert hatte, Er nahm das Schwert Goliaths und „hieb ihm den Kopf damit ab‘. Jede Handlungsweise zeugt von der Angemessenheit und Weisheit göttlicher Kraft.

1. Samuel 18. Wie es bei dem Herrn Selbst war, so bleiben auch Davids größte Verdienste ohne Anerkennung, ausgenommen durch den kleinen Überrest, der mit Seiner Person verbunden war, und der dem armen Weibe in Lukas 7 gleicht. Sie empfand, daß der Herr alles für sie bedeutete, während der Pharisäer und die Hochgestellten in sich hohl waren und dem Herrn ablehnend gegenüberstanden. Sicherlich schätzte der Herr die Liebe Seiner Jünger, und sie erfreute Ihn auf Seinem Erdenweg, auf dem Er von den Menschen so verkannt und beiseitegesetzt wurde. David wurde noch größerer Trost gewährt in der wunderbaren, ergreifenden Zuneigung und Verbindung mit Jonathan, der ihm treu blieb. Er mußte aber auch lernen, daß dies alles war, worauf er rechnen konnte. Mochte sein Dienst auch noch so erhaben sein, er durfte sich nicht auf die stützen, denen er gedient hatte, sondern nur auf den einen, dessen Zuneigung er gewonnen hatte. Es mußte eine Herzensverbindung sein, nicht die Gunst des Volkes oder des Königs – ein gesegnete Erfahrung für jeden Diener, ein schöner und heiliger Pfad, zu dein die Seele hingeleitet wird.

Die Undankbarkeit schlägt bald in Feindschaft um. Saul beneidet jetzt David und er „sah scheel auf David von jenem Tage und hinfort“. Saul ist, wie ich empfinde, ein Bild der Welt, die ein religiöses Kleid trägt so wie das Christentum durch die Welt gestützt wird. Je treuer wir in dieser Welt sind, je stärker fordern wir ihre Feindschaft heraus. Aber wie förderlich ist diese Feindschaft für den Mann Gottes! Bleibt er treu, so treibt sie ihn schließlich dazu, jegliche Gemeinschaft mit der Welt aufzugeben. Denn so treu sein Dienst auch sein mag, er kann nie siegen. Ich möchte nicht sagen, daß David kein Recht hatte, das Haus Sauls aufzusuchen. Indem er den Herrn darstellte, befand er sich dort als der Befreier. Aber am Schluß ist er gezwungen, zu gehen, so wie jeder treue Knecht früher oder später feststellen wird, daß er entweder fällt oder alle Gemeinschaft mit der Welt aufgeben muß.

Auf die verschiedenste Weise versucht Saul, die Vernichtung Davids herbeizuführen. So ein bitterer und unverdienter Haß mag uns in Erstaunen versetzen. Aber er zeigt uns lediglich die Bosheit des weltlichen Bekenners, der durch das größte Maß an Güte und Hilfe nicht entwaffnet werden kann. David zeigt uns hier das Bild eines Menschen, dem es ein Bedürfnis ist, inmitten seines Volkes zu dienen – ein edler Entschluß, der sich in vollkommener Weise in dem wahren David, dem größten Knecht Gottes, in Jesus, zeigte.

Saul versucht nun, David dadurch zu fangen, daß er ihm seine älteste Tochter unter der Bedingung zusagt, daß er die Streite Jehovas streite. Denn er ist im Bösen noch nicht so verhärtet, daß er öffentlich die Hand an ihn legen würde. Er dachte aber: „Die Hand der Philister soll wider ihn sein!“ David bekommt Merab nie zum Weibe; offenbar hätte er dies als eine ganz unerwartete Ehrung angesehen. Aber es kam nicht zu dieser Ehrung. Es ist der stete Tropfen, der den Stein höhlt und dies war stets die Art der Zucht, die David nötig hatte. Wie muß er unter dem Betrug und den Intrigen gelitten haben, auf die er so wenig vorbereitet war, als er den Kreis um den König betrat! Die Edlen und Starken können schlecht die gemeine Gesinnung des Neides ertragen. David lernte aber dadurch das trügerische Wesen der Gottlosen kennen. Saul gibt Merab, allem Recht und Ehrgefühl zuwider, dem Adriel zum Weibe. Aber indem er immer noch nach der Vernichtung Davids dürstet, bietet er ihm Michal als eine Falle an, nämlich mit der Bedingung, daß er als Heiratsgabe „hundert Vorhäute der Philister“ bringen müsse. David geht willig darauf ein. Indem er sich nicht an die Begrenzung des Abkommens hält, geht er in der Großzügigkeit seines Wesens über die gestellte Bedingung hinaus (denn er will niemandes Schuldner sein), und erschlägt „unter den Philistern zweihundert Mann“. Je höher wir jedoch über dem Geiste der Welt stehen, je mehr wird sie uns hassen. Saul wurde nun „David feind alle Tage-. Dieser treue Diener muß nun eingesehen haben, daß alle seine Güte und sein Dienst am Hof nichts ausrichteten. Vermehrte Ehre brachte ihm nur tödlicheren und tiefgewurzelten Haß ein. In geringem Maße muß er die Gefühle Dessen empfunden haben, Der sagte: „Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde … Sie haben mich ohne Ursache gehaßt“.

1. Samuel 19. Dieser Haß verbirgt sich jetzt nicht mehr unter einem schützenden Mantel. Denn Saul redete zu seinem Sohne Jonathan und zu allen seinen Knechten, daß er David töten wolle“. David wird durch Jonathan, der großes Wohlgefallen an David hatte, wegen dieser Absicht gewarnt. Wie gnädig und barmherzig sind die Wege Gottes mit Seinem Volk! Wenn Er es für nötig befindet, Seinen Knecht durch eine bittere Erfahrung das Böse einer Gemeinschaft mit der Welt zu zeigen, von der der Knecht sich absondern muß, so sorgt Gott gleichzeitig für ein ergebenes Herz, auf das sich Sein Knecht völlig verlassen kann! David hatte einen Lichtblick, einen Ort der Geborgenheit, eine Zuflucht, die sein großes Gegenbild nur wenig auf Erden kannte. Jonathan warnt ihn, vermittelt zwischen ihm und seinem Vater, Saul läßt sich erweichen, und David „war vor ihm wie früher“. Alle diese wechselnden Erziehungswege sind nötig. Wenn wir so gering geworden sind, daß wir uns „verbergen am Bergungsorte“, so wird unsere Zuflucht in Gott als eine Wirklichkeit nicht nur bezeugt, sondern sie wird uns selbst bewiesen. Wenn dann die äußeren Umstände wieder günstig sind, und wir vergleichen die Ruhe, die wir dank der Umstände genießen mit derjenigen, die wir genossen haben, als wir – menschlich betrachtet – in aussichtsloser Lage waren, dann merken wir den großen Unterschied: Die geringere Hilfsquelle kann uns nie die Ruhe bieten, die wir in der höheren Quelle finden.

David, dem sich die Gunst Sauls wieder zugewendet hat, dient mit Eifer, aber er wird bald wieder angegriffen, und kann nur durch eine List Michals entfliehen, – derjenigen, die Saul als Falle für David benutzen wollte. Nachdem er nun überzeugt ist, daß er nicht länger im königlichen Palast bleiben kann, flieht er, indem er seine Stellung und alles, was einem Mann wertvoll ist, aufgibt, mit Ausnahme seines Lebens. Und wohin wendet er sich? Wohin treibt ihn natürlicherweise der Bruch mit Saul? Zu Samuel in Rama. Samuel hatte sich, nach einem weiteren Erziehungswege, ebenfalls aus der Gemeinschaft mit Saul zurückgezogen. Nun war der wahre König, nach allen vergeblichen Versuchen, der herrschenden Macht zu dienen und sie für sich zu gewinnen, ebenfalls zum Rücktritt gezwungen worden. Und, indem er den göttlichen Pfad beschreitet, kann er nicht anders als dem begegnen, der ihn bereits zurückgelegt hat. David und Samuel, der Diener und der Prophet, werden durch etwas Gemeinsames verbunden, – der eine betritt gerade die Schule Gottes, der andere verläßt sie. David war noch ein jugendlicher Schüler, während Samuel betagt und in dieser Schule wohl ausgebildet war. Aber durch den verwandten Geist und durch ein gleiches Ziel begegnen sie sich und wohnen zusammen. Und dies ist der wahre, heilige und göttliche Weg, Gemeinschaft mit den Heiligen zu erlangen. Hast Du den göttlichen Weg durchschritten und ich betrete ihn, so müssen wir einander begegnen und zusammen wandern, denn wenn auch die Wege der Menschen viele sind, so ist Gottes Weg nur einer.

Was hatte David nun durch dies alles gelernt, als er gezwungen war, um seines Lebens willen zu fliehen und Schutz und Teilnahme bei dem abgesonderten Propheten zu suchen? Er hatte durch Erfahrung gelernt, was es heißt, seinen Platz in der Welt behaupten zu wollen, die sich dem Namen nach zu Gott bekannte. Von der Nutzlosigkeit dieses Versuches, und noch mehr von der Bosheit, die ihm entgegenstand, nun überzeugt, betritt er einen neuen Pfad. Er lernt nun, was es heißt, allein unter Gottes Hand voranzugehen, getrennt von allen, denen er zu dienen bereit war. Er hatte die Gunst der Welt geschmeckt, die in ihrem Wesen so gefährlich und ungewiß ist, nun muß er sich in der Trübsal der Verwerfung üben.

Wir müssen daran denken, daß David Gottes eigene Wahl für den Thron Israels darstellte. Außerdem war er gleich zu Anfang seiner Laufbahn für seine hohe Stellung gesalbt worden. Um diese Stellung aber nach Gottes Gedanken bekleiden zu können, mußte er in jenen Wesenszügen geübt werden, die dem König Gottes geziemen. Es ist stets Gottes Art, zuerst zu berufen, und dann zuzubereiten. Bei den Menschen ist es umgekehrt: sie bedürfen der Ausbildung vor ihrer Ernennung. Wir aber dürfen uns darauf getrost verlassen, daß Gott uns für jedes Amt, für jede Aufgabe, für die Er uns bestimmt hat, auch zubereiten wird, wenn Er uns dahin berufen hat. Der göttliche Grundsatz heißt, wie einer es ausdrückte: „Zuerst den Lorbeer tragen, dann beginnt der Kampf“. So war Gottes erste Handlung David gegenüber, ihn zum König zu berufen, und hieraus erwuchsen alle seine Erfahrungen, Taten und Schwierigkeiten. Denn ich bin der Annahme, daß er erst nach seiner Salbung „den Löwen und den Bär“ tötete. Aber welch ein langer Weg der Prüfung war nötig, ehe er geeignet war, die hohe Stellung einzunehmen, zu der er bestimmt worden war! Zu dem Zeitpunkt, den wir jetzt betrachten, hatte er zwei Pfade der Erziehung durchschritten. Der eine verlief daheim, bei der Hut der Schafe seines Vaters, in der Wüste, wobei er sich tapfer und erfolgreich erwiesen hatte. Der zweite Pfad führte ihn an die höchste Stelle in der Welt, der religiösen Welt, von einigen geliebt, vom Volke verehrt, aber geneidet vom König; abwechselnd der Gegenstand der Gunst, des Betruges und der Feindschaft, und schließlich gezwungen, seine Stellung aufzugeben und um seines Lebens willen zu fliehen. In unserer Lebensgeschichte werden wir stets finden, daß der erste Lebenskreis die Haupt-Wesenszüge umschließt und darstellt, die alle folgenden Kreise kennzeichnen. Folglich ist nichts wichtiger für einen Christen als die Art, wie und unter welcher Führung er seinen ersten Lebenskreis beginnt und durchschreitet. Bei David hatte dieser erste Kreis eine schöne Ordnung und wies all die Bestandteile sittlicher Schönheit auf, die sich in den weiteren Kreisen so vielfältig zeigt, wie wir es noch sehen werden. Er betrat nun seinen dritten Erziehungspfad, der sich bis zum Tode Sauls erstreckt, und als die Zeit seiner Verwerfung bezeichnet werden kann, in welcher der Herrscher Israels, Saul, nach seinem Leben trachtete. Es war eine Zeit besonderen Leidens, aber auch großer, vielfältiger und gesegneter Erfahrungen der Güte Gottes, wie auch der Schwäche seiner eigenen Natur.

Wir haben gesehen, daß David floh und in Rama bei dem Propheten wohnte, der sich bekümmert in Treue von der Szene und den Verbindungen zurückgezogen hatte, von denen David nun vertrieben wurde. Sie werden gemeinsam ohne Zweifel tief und bitterlich getrauert haben über die Mißherrschaft Sauls, der ebenso unbarmherzig war, wie später ein Herodes und der David selbst bis hierher verfolgt. Als er es aber unternimmt, sie in ihrem Bergungsort aufzuspüren, bezwingt ihn der Geist Gottes, und David wird zu Anfang dieses neuen und betrüblichen Weges vor Augen geführt, wie sichtbar Gott ihn in seiner scheinbaren Schutzlosigkeit unter Seinen Schutz nehmen kann.

1. Samuel 20. David ist aber noch nicht bereit, seine Position ohne Kampf aufzugeben. Er verläßt Najoth, um Jonathan aufzusuchen und von ihm zu erfahren, ob seine Stellung unwiederbringlich verloren ist. Sie treffen sich, ein Zeichen wird ausgemacht, das Sauls Unversöhnlichkeit bestätigt; Davids Schicksal scheint besiegelt, Er verläßt sein Versteck und läßt, mit Jonathan vereint, dem brennenden Schmerz eines vollen Herzens freien Lauf. Immer noch beherrscht, und den Anstand wahrend, als er Jonathan entgegenging, „fiel er auf sein Antlitz zur Erde und beugte sich dreimal nieder; und sie küßten einander und weinten miteinander, bis David über die Maßen weinte.“ Welche Szene war es, welch ein Losreißen! Das letzte Bindeglied, das David mit dem fruchtbaren und einst herrlichen Schauplatz seines Handelns verband, ist zerbrochen. In einem Augenblick ist er alles dessen beraubt, was er schätzte und liebte. Ehre, Stellung, Dienst schwinden vor seinen Augen dahin, ja selbst die Gemeinschaft des Herzens, das ihm immer noch treu blieb. Von nun an muß er seine öffentliche Laufbahn aufgeben, seine Verbindung zum König, seine tapferen Kämpfe für sein Volk gegen dessen Feinde, und die Liebe und Teilnahme Jonathans. Er muß sich aus der öffentlichkeit zurückziehen und sie scheinbar mit Nutzlosigkeit vertauschen.

Wir alle wissen, was es für die menschliche Natur bedeutet, das aufzugeben, was sie erwartete oder besaß, – wie schwer ist es, mit irgendwelcher Freudigkeit zu dem früheren Zustand zurückzukehren. Aus welchem Grunde geschah dies alles? Um des ungerechten und tödlichen Hasses des Herrschers Israels willen. Wenn David nicht erkennen konnte, wie wir es heute können, daß es Gott Selbst war, Der die Wege lenkte, um David weiterzubilden und für spätere Größe passend zu machen, so hätte er wohl zu Boden geschmettert werden können. Der Kampf mit dem Löwen und dem Bären, mit Goliath und den Philistern war mit diesem Schlage nicht zu vergleichen. Groß muß die Einsamkeit seiner Seele in jenen Stunden gewesen sein. Und als der hochgelobte Herr über Jerusalem weinte, müssen sicherlich Schmerzen der gleichen Art, wenn auch unvergleichlich tiefere und heiligere, Sein zartfühlendes Herz durchfurcht haben. David und Jonathan trennen sich mit einem Eide und in ungestörter Verbundenheit; aber ihre Lebenswege gehen nun auseinander. David, der verworfene König, muß noch eine Leidenszeit durchmachen und in dieser andere Gefährten seines Leidens und seiner Verwerfung finden; während Jonathan „in die Stadt“ zurückkehren mußte, zum Hause seines Vaters, dem Bindeglied, das er nicht abstreifen kann. Diese Szene zeigt uns im Vorbild den wahren David in Seiner Verwerfung und, den jüdischen Überrest, der weder mit Ihm leidet noch mit Ihm herrscht.

1. Samuel 21. David wurde in völliger Abhängigkeit auf Gott geworfen, und seine erste Handlung nach der von uns betrachteten Trennung ist sein Gang zu dem Hohenpriester. Die Seele, die den Platz der Abhängigkeit einnimmt, wendet sich stets (wenn auch vielleicht ohne klare Rechenschaft über den Beweggrund) zu Gottes anerkanntem Zeugnis auf Erden. Ich glaube, daß wir, wenn wir den Platz der Verbannung in der Welt um des Herrn willen (wenn es uns auch noch so wenig bewußt ist) einnehmen, stets instinktiv die Kirche (Versammlung), als Gottes aufgestelltes Zeugnis auf der Erde, aufsuchen. David tut das im Prinzip, wenn wir auch mit Recht seine Unaufrichtigkeit Ahimelech gegenüber tadeln mögen. Selten jedoch handelt der neue Mensch, ohne das der alte, in dem Versuch des Mitwirkens, Schwäche und sittlichen Tiefstand beweist. David erhält von Ahimelech sowohl Brot als auch ein Schwert (tatsächlich das Schwert Goliaths, ein Andenken an seinen ersten öffentlichen Sieg). Er nahm in diesem Augenblick bildlich den Platz des Herrn in Israel ein, als Dessen Jünger, durch den Hunger getrieben, die Ähren des stehenden Getreides, durch das sie hindurchgingen, zwischen den Händen rieben. Aber wie bricht das rein menschliche Vorbild unter zu großer Belastung zusammen, und zeigt dadurch in umso größerer Klarheit die Vollkommenheit des göttlichen und zugleich menschlichen Gegenbildes.

Und nun verfehlt sich David noch weiter. So groß ist seine Furcht vor Saul, obwohl er die Trophäe seines Sieges über den Riesen in der Hand hält, daß er das Land verläßt, den ersten Platz des Vorrechts aufgibt und zu Achis, dem König von Gath, flieht! Trotz der ihm zuteil gewordenen Nahrung und Bewaffnung aus Gottes Heiligtum gibt er sich dem Unglauben hin und verläßt das Erbteil Jehovas. Unglaube führt uns aber stets in die Not, der wir zu entgehen trachten, und die wir, wie wir später lernen, durch den Glauben hätten überwinden können. Die Knechte des Achis erkennen ihn gar bald, und David nimmt als nächstes Zuflucht dazu, sich wahnsinnig zu stellen. Wie demütigend ist das! Nun aber beginnt seine Seele, sich allein mit Gott zu beschäftigen, und die ganze vorangegangene Zucht fängt an, Frucht zu tragen. Es ist notwendig, daß er nicht nur alles, was er in der Welt hochschätzte, vor sich dahinschwinden sieht, sondern er muß auch seine persönliche Demütigung empfinden, und dann erst erschließt sich ihm der wahre Charakter und Wert der Hilfsquellen in Gott. Zu diesem Zeitpunkt war es, daß der Geist Gottes die lieblichen, vertrauensvollen Zeilen des 34. Psalms durch Davids Seele ziehen läßt: „Jehova will ich preisen allezeit!“ Er ruft aus: Ich suchte Jehova, und er antwortete mir; und aus allen meinen Beängstigungen errettete er mich“. Durch bittere Prüfungen hindurch hatte er diese gesegneten Aussprüche erreicht. Und an demselben Ort, sozusagen, wirkt der Geist Gottes immer noch die gleichen Ausrufe bei denen, die den gleichen Weg gehen. Aus der Welt hinausgetrieben, persönlich gedemütigt vor den Menschen und in seinen eigenen Augen, seine eigene „Arglist“ verurteilend, kann er nun sagen: Jehova erlöst die Seele seiner Knechte; und alle, die auf ihn trauen, werden nicht büßen.“

1. Samuel 22. David verläßt Achis mit dem Psalm 34 auf den Lippen und flieht nach Adullam. Er befindet sich wieder im Lande, wenn er auch nur eine Höhle zur Verfügung hat. Und dorthin versammelt sich zu ihm nicht nur sein eigenes Haus, sondern alle, die in Bedrängnis oder in Schulden usw. sind. Indem er den Platz der Abhängigkeit für sich selbst erkannt hat, kann er der Mittelpunkt und Führer für die Armen der Herde werden, deren Herzen die Herrschaft Sauls nicht anerkannten. Und diese können seinem Glauben folgen, den Ausgang seines Wandels anschauen. Während seines Aufenthalts in der Höhle dichtet er drei Psalmen (Ps 142, Ps 57, Ps 52) und den 52. Psalm, diesen, wie ich annehme, nachdem der Prophet und der Priester zu ihm gekommen waren. Er bezeugt volles Vertrauen auf Gott, bis vorübergezogen das Verderben“, obwohl er gleichzeitig die Gefahren empfindet, die ihn umgeben. Sein „Herz ist befestigt“, darum will er „singen und Psalmen singen“. Wir schrecken natürlicherweise vor Übungen und Kümmernis zurück. Wenn wir aber die Hilfsquellen in Gott genießen, zu denen unsere Übungen uns erst Zuflucht nehmen ließen, so gedenken wir nicht mehr der Mühsal des Weges, der uns dorthin führte.

Psalm 52 ist der Ausspruch Davids, als er von Doegs Handlungsweise hört. Er erkennt die göttliche Zucht in all seiner Mühsal: „Ich werde dich preisen ewiglich, weil du es getan hast.“ Wie formte der Geist Gottes jede Übung zu einem Anlaß um, Davids Seele mit den tiefen Akkorden des geistlichen Liedes und mit dem Tag der Herrlichkeit zu beschäftigen! Wenn ein Paulus bis in den dritten Himmel entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, so hörte der ausgestoßene David in der Höhle und der Einöde sicherlich in seiner Seele die erhabenen Weisen des Sieges Gottes über jeden Feind. Er hörte nicht nur die Harfenspieler auf ihren Harfen spielen, sondern sein eigenes Herz wurde von Gott zum Klingen gebracht. Und die göttliche Musik ermunterte den Geist des verworfenen Königs.

1. Samuel 23. Kehila ist der nächste Gegenstand in diesem interessanten Bericht. Was auch der Druck oder die Übung unserer eigenen Stellung sein mag, wenn wir uns in dem Geist und Seelenzustand des Psalms 57 befinden, so können wir nicht von der Not irgendwelcher Glieder des Volkes Gottes hören, ohne zur Hilfe bereit zu sein, wenn diese in unserer Macht liegt. Als es daher David berichtet wurde: „Siehe, die Philister streiten wider Kehila, und sie plündern die Tennen“, da befragte er Jehova und sprach: „Soll ich hinziehen und diese Philister schlagen?“ Und der Herr antwortet: „Ziehe hin, und schlage die Philister und rette Kehila!“ Der Mann wahrer Macht und Erfahrung der Hilfe Gottes wendet sich stets zu Gott, ehe er irgendetwas unternimmt. Davids Männer versuchen, ihn zu entmutigen, aber, nachdem er sein eigenes Herz und seine Betrübnis bezwungen hat, muß er nun auch lernen, über dem Unglauben seiner Genossen zu stehen. Er fragt zum zweiten Male, und nachdem der Herr ihm eine weitere Zusage gegeben hat, geht er mit seinen Leuten hinab nach Kehila und ist völlig erfolgreich. Er rettet die Einwohner von Kehila. Dies sollte jedoch dazu dienen, nur eine neue Reihe von Übung und Prüfungen des Herzens für ihn herbeizuführen. Wieder einmal bleiben seine Dienste unbelohnt. Saul kommt hinab, Kehila zu belagern. David befragt Jehova, ob die Männer, die er eben von den Philistern befreit hat, ihn überliefern werden, und die göttliche Antwort sagt, daß sie es tun werden.

Lasst uns hier den Unterschied in Davids Art Gott zu befragen in diesem und im ersten Fall beachten (Vers -1-4). Es scheint, daß er keinen Gebrauch von dem Priester machte, als er die Weisung wegen der Errettung Kehilas erbat. Hier aber, als er „erfuhr, daß Saul Böses wider ihn schmiedete“ und er den Weg seiner eigenen Handlungsweise erfahren wollte, sagt er zu dem Priester: „Bringe das Ephod her!“ und er stellt auf diese Weise seine Frage an den Herrn. Dieser Unterschied ist lehrreich. Im ersten Fall war es eine einfache Frage, ob er anderen einen Dienst erweisen sollte oder nicht. Ohne seine Beweggründe zu ergründen, braucht er sich wegen Weisung nur an den Herrn zu wenden. Wenn aber unsere eigenen Interessen auf dem Spiele stehen, besteht eine viel größere Wahrscheinlichkeit, daß wir uns vom eigenen Willen leiten lassen, und es an Einfalt des Herzens und der Absichten fehlt. Wir brauchen umso mehr, unsere volle Annahme zu verwirklichen und unsere Beweggründe zu prüfen. Und hier kommt das Priesteramt zur Geltung. In beiden Fällen war Gottes Antwort unverzüglich und unmißverständlich. Und es ist sehr lehrreich, die Art von Frage und Antwort zwischen David und dem Herrn zu beachten. Welches Vertrauen und welche Einfachheit zeigt sich in diesem Gespräch! David stellt seine klaren, einfachen Fragen, und Jehova antwortet ebenso einfach und klar. David hatte keine Zuflucht als nur beim Herrn; dies lernte er je mehr und mehr in jedem Abschnitt seines Lebens. Jede Seele, die sich in der Gegenwart des Herrn befindet und sich wahrhaft auf Ihn verläßt, wird dieselbe Erfahrung machen. Je einfältiger eine solche Seele ist, je befähigter ist sie für einen hohen, erhabenen. Dienst. Wer stark im Herrn ist, kann alle seine Kräfte nach Gottes Ratschluß einsetzen, um anderen zu helfen und zu dienen, dabei in voller Abhängigkeit vom Herrn stehend. Er beweist dabei, daß seine Hilfsquellen ihn über jede Belohnung seitens derer stellen, denen er dient. Es ist klar, daß uns nicht alle Dienstleistungen Davids berichtet werden, oder alle Erfahrungen, durch die er hindurchging. Wahrscheinlich ist uns ein Beispiel für jede besondere Führungslinie in seinem Leben niedergeschrieben. Der Bericht von Kehila zeigt uns, wie ich meine, den verworfenen König bei seinem unbelohnten Dienst den Bürgern gegenüber. Und diese Begebenheit enthält notwendige Belehrung für ihn, nein, auch für jeden einzelnen, der mit dem wahren David durch diese böse Welt zu wandeln begehrt.

David flieht nun wohin irgend er gehen konnte“ (Vers 13) und bleibt schließlich auf einem Gebirge in der Wüste Siph. Hier sucht Jonathan ihn auf und „stärkte seine Hand in Gott‘, dadurch die Voraussage des Glaubens erfüllend, die David in Psalm 142 ausgesprochen hatte: „Die Gerechten werden mich umringen“. Wie gnädiglich ermuntert der Herr uns durch menschliches Mitgefühl, wenn wir die Einöde allein im Vertrauen auf Ihn betreten haben! Wie lieblich ist es für die Seele, diese Beweise Seines liebenden Herzens zu erkennen! Doch wird die Freude und Ermutigung, die er durch Jonathans Besuch empfangen hatte, bald durch die unverdiente Feindschaft seitens der Siphiter getrübt, die Davids Versteck verraten, um Sauls Wohlwollen zu gewinnen.

Ob David bei dieser Gelegenheit, als ihm der Verrat der Siphiter erstmals bekannt wurde, den Psalm 54 aussprach, oder erst später, ist nicht wesentlich, Für uns ist wichtig zu wissen, in welchem inneren Zustand er sich damals befand, und dies wird uns in dem Psalm gezeigt. „Fremde sind wider mich aufgestanden, aber er kann hinzufügen: Siehe, Gott ist mein Helfer“. Wie sehr wurde dies verwirklicht! Gerade, als es Saul und seinen Männern gelungen war, ihn zu umzingeln, um ihn gefangenzunehmen, trifft ein Bote bei Saul ein und spricht zu ihm: „Eile und komm, denn die Philister sind ins Land eingefallen!“ David ist gerettet, und der Ort erhält zum Andenken den Namen „Fels der Trennung“.

Auf diese Weise wird die Macht des Menschen zunichte gemacht. Der Mensch kann nie gegen zwei verschiedene Feinde streiten, und er muß einen entfliehen lassen, um dem anderen entgegenzutreten. David lernte in dieser Notlage, als alle Hoffnung fast verloren schien, wie es dem Herrn ein Leichtes, ein Geringes ist, ihn zu retten. Es ist sehr wichtig. für einen Knecht praktischerweise diese verschiedenen Beweise der göttlichen Fürsorge für ihn zu erfahren, so daß er, „gestärkt durch die Macht seiner Stärke“, sagen kann: „Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt“. Dies ist eine neue wichtige Lektion für David während der Zeit seiner Verwerfung. In Adullam und im Walde Hereth findet er Gefährten und Anteilnahme. Zu Kehila darf er einen hervorragenden Dienst verrichten, wobei er Sauls Pläne dadurch durchkreuzt, daß er sich. nicht in die Hände der ihm Hörigen begibt. In der Wüste Maon, fast schon in der Hand des Feindes, wird er durch die Dazwischenkunft des Herrn gerettet. So lernte er auf verschiedene und wunderbare Weise die Wege Gottes in einer bösen und feindlichen Welt kennen. Und je mehr er in dieser Erkenntnis wuchs, je besser wurde er befähigt, das Volk Gottes auf solch einem Schauplatz zu führen und zu regieren.

Davids Gegenbild, der hochgelobte Herr Jesus, bedurfte keiner derartigen Belehrung. Er wußte, was im Menschen war, und er allein ist der wahre Herr und König. David zeigt uns aber ein schönes Bild des menschlichen Gefäßes, mit großen Fähigkeiten und einem bereitwilligen Geist, die göttlichen Weisungen und Wege zu beherzigen. Seine Umstände verändern sich sehr häufig, aber wenn er sich an seine Lektion der Abhängigkeit von Gott hält, ist er stets auf dem rechten Pfade.

1. Samuel 24. Nach einer kurzen Ruhepause auf den Bergfesten von Engedi wird David wieder von Saul gesucht, der diesmal mit dreitausend auserlesenen Männern aus Israel gegen ihn auszieht. Saul genügt es nicht mehr, David einzeln zu verfolgen, er verfolgt Seinen Plan mit organisierter Macht und tödlicher Absicht. David muß diese Drangsal ertragen, aber er wird am Ende erkennen, daß, je größer die Gewaltsamkeit ihm gegenübertritt, je einfacher und wirksamer Gottes Mittel sind, ihn zu befreien. Saul erfuhr bei Kehila dadurch eine Niederlage, daß David den Ort aufgab. Bei dem Fels der Trennung wurde Sauls Plan durch einen Einfall der Philister vereitelt. Und auf sehr beschämende Weise wird er bei Engedi durch Davids maßvolles und treues Verhalten geschlagen, dem er sein Leben verdankt. Wie wenig wußte Saul, in der Bosheit seines Herzens, daß er sich durch das Betreten der Höhle in die Hand seines gesuchten Opfers begab, oder wie tief er moralisch gedemütigt werden sollte durch den Kontrast zwischen ihm und David, der sich in dieser Szene zeigte. Die großzügige Erhabenheit Davids über das Böse leuchtet über die Feindschaft Sauls in so hellem Licht hervor, daß sie eine Anerkennung für David von den Lippen des Verfolgers Saul hervorbringt. Saul wird sich im Vergleich mit David seiner eigenen Erniedrigung so bewußt, daß er für den Augenblick um die Gunst des Flüchtlings bittet und ihm seine rechtmäßige Königstellung zuerkennt, obwohl er doch mit seiner ganzen Macht, mit einem auserlesenen Heer ausgezogen war, ihn zu vernichten. Was David betrifft, so hielt er dadurch, daß er statt in Absichten der Rache in Gnade handelte, die göttliche Handlungsweise der Welt gegenüber aufrecht, die heute unter der Sünde steht, ihren rechtmäßigen König verworfen zu haben.

1. Samuel 25. Dies Kapitel zeigt uns einen anderen Pfad der Erfahrung. Hier werden wir finden, daß David für einen Augenblick die Lektion über die Macht der Gnade außer Acht läßt, die sein Handeln vorher so bedeutsam gekennzeichnet hatte. Dies ist für uns eine Warnung betreffs der Tücke unserer Natur, die uns zu einer Handlungsweise verleiten kann, die der kurz vorher noch gezeigten Weise völlig widerspricht. Überdies lernen wir hier, daß wir eher jemand gegenüber aus der Gnade fallen, auf dessen Freundschaft und Dankbarkeit wir einen Anspruch haben, als einem offenen Feinde gegenüber. David wird durch Nabals unbarmherziges Verhalten so gereizt, daß er sich zu sofortiger Rache an ihm entschließt. Er wird von seinem rachesüchtigen Pfad durch die lehrreichste Begebenheit und Verbindung zurückgehalten, die Gottes Knechte je in dieser Christus verwerfenden Welt erfahren können.

Abigail stellt im Bilde die Kirche dar. Und wenn wir David als ein Vorbild des Herrn ansehen, so stellt Abigail den Ausgleich am Tage seiner Verwerfung dar für alles, was er in dem Königtum verloren hatte. Sie ist selbst dort bei ihm, wo ein Jonathan ihm nicht folgen konnte, und nachdem sie seine Gefährtin in den Leiden gewesen war, teilt sie mit ihm Thron und Herrlichkeit. Wir müssen aber David auch als den treuen Knecht betrachten, nicht als einen vollkommenen, wie den Herrn, sondern als unter Gottes Zucht und Erziehung stehend.

Bei dieser Betrachtungsweise stellt Abigails Einfluß auf ihn vorbildlich den der Kirche dar, deren Stellung und Gefühle, wenn sie zum Ausdruck kommen, alle Rachevorstellungen unterdrücken. Nabal bleibt um Abigails willen verschont, die in Davids Seele die gesegnete und erhabene Stellung der Gnade wachrief und bestärkte, die ihm in seiner Verwerfung geziemte. Sie ist es, die auch freudig Mühe und Sorge mit ihm teilt. So wurde die Wüste Maon zu einem ereignisreichen Schauplatz für David, gerade so, wie es ein großer Tag in unserem Leben als Christen ist, wenn uns die Kirche in ihrer Berufung und ihrem Wesen erstmalig vor Augen gestellt wird. Denn mancher Gottesknecht, der die Anmaßung der religiösen Welt empfindet (wie David sie in der Person Sauls empfand), hat Abigail nicht gefunden, hat nicht völlig erfaßt, was die Kirche in den Gedanken Christi ist, um dann darin einen Gegenstand des Interesses, der Zuneigung und der Gemeinschaft zu finden, ja, eine Stütze auf dem Pfad der Gnade beim Durchschreiten dieser Welt. Wie Abigail für David eine Oase in der Wüste war, so ist die Kirche die einzige Oase sowohl für das Herz Christi als auch für Seine Knechte jetzt auf dieser Erde, sie ist der Mittelpunkt und Gegenstand Seiner Zuneigung.

Bei der Betrachtung der Pfade, auf denen Gott Seinen Knecht erzieht, ist es wichtig, daran zu denken, daß die Erziehung immer im Hinblick auf die Stellung stattfindet, für die der Knecht bestimmt ist. David ist jetzt in der Vorbereitung für seinen großen Wirkungskreis. Ehe er in diesen Dienst eintritt, ist es nötig, daß er die Gnade des Herrn auf ihren verschiedenen Pfaden kennenlernt.

Wir haben gerade gesehen, wie der Herr ihm in der Wüste half und ihn auf eine von ihm ganz unerwartete Weise ermunterte, wobei alle Umstände auf wunderbare Art die zarte und überströmende Liebe des Herrn kundmachten. Wenn Adam im Garten Eden der Gemeinschaft und Hilfe durch Eva bedurfte, wieviel mehr bedurfte David einer Abigail in der Wüste! Je größer die Not, umso größer der Segen der Durchhilfe.“ Diese Erfahrung muß Davids Seele gemacht haben.

1. Samuel 26. Doch nach diesem lichten Punkt umringen ihn wieder die Wasser der Verfolgung. Durch die Siphiter angestachelt, verfolgt Saul ihn wieder in der Wüste. David ersah daraus, daß der schreckliche Ausgang nahe bevorstand. Dem geistlichen Menschen, der von der Welt verfolgt wird, wird immer ein sehr klares Empfinden über Art und Wesen der Macht gegeben, die ihm gegenübersteht. Dies geschah auch jetzt bei David. Er kundschaftet Saul und sein Heer aus, erkennt den Weg, den er selbst gehen muß, und betritt diesen ohne Zaudern, nachdem er sich einen Gefährten gesucht hat. Und zu welchem Zweck? Einfach dazu, zu zeigen, daß er seinem Feind kein Leid zufügen würde, selbst wenn dieser sich in seiner Macht befände. „Saul lag schlafend in der Wagenburg, und sein Speer war in die Erde gesteckt zu seinen Häupten… „, als David und Abisai herzunahten. Abisai wollte den schlafenden König töten, aber David verhinderte es, indem er sehr bestimmt und feierlich sein Vertrauen bezeugt, daß Gott sein Rächer sein würde. Die einzigen Trophäen, die er mitnimmt, sind der Speer und der Wasserkrug, ein Beweis der Art seines Unternehmens. Der Speer (das Werkzeug des Krieges) wurde zurückgegeben, aber wir hören nicht von der Rückgabe des Kruges. Saul erkennt zum zweiten Male Davids Sieg der Gnade an und sagt als Antwort auf Davids Vorhaltung: „Ich habe gesündigt; kehre zurück, mein Sohn David! denn ich will dir nichts übles mehr tun, darum, daß mein Leben an diesem Tage teuer gewesen ist in deinen Augen.“ Welch einen Beweis der mächtigen Kraft Gottes durfte David in diesem Falle schauen! So erfuhr er, was er nach seiner endgültigen Befreiung ausrufen konnte: „Er streckte seine Hand aus von der Höhe, er nahm mich, er zog mich aus großen Wassern!“

1. Samuel 27. Aber ach, in unseren größten Rettungen sind wir uns oft der erwiesenen Gnade am wenigsten bewußt. Gerade die Undankbarkeit unserer Feinde ruft eine Reaktion in uns hervor, wenn wir nicht derartig gedemütigt und zerbrochen sind, daß wir mit dem Lobpreis des Herrn anstatt mit uns selbst beschäftigt sind. Nachdem wir so in der Hand des Herrn gelegen haben, sind wir uns unserer eigenen Kraftlosigkeit umso mehr bewußt, wenn wir nicht in Seiner Hand, im Preisen Ihm ergeben, verbleiben. Kraftlosigkeit mit Glauben verbunden bindet uns umso stärker an Gott als den sicheren Fels unserer Kraft und die Quelle, die uns versorgt.

Kraftlosigkeit ohne Glauben aber treibt uns stets dazu, menschliche Hilfe zu suchen. Nach großen göttlichen Durchhilfen gehen wir oft einen verkehrten Schritt, teils deswegen, weil wir die Glaubensenergie aufgegeben haben, die durch die Notlage hervorgerufen wurde, teils weil unsere Natur trachtet, der durch den Glauben bedingten Einengung ihrer Triebe zu entfliehen. Das Fleisch begehrt in Umstände zu kommen, die keine Glaubensenergie notwendig machen. So wird David nach seinem großen Sieg über Saul eine Beute seiner eigenen Gefühle und Befürchtungen und spricht in seinem Herzen: „Nun werde ich eines Tages durch die Hand Sauls umkommen; mir ist nichts besser, als daß ich eilends in das Land der Philister entrinne…“ Dieser Plan steht in offenbarem Gegensatz zu den Worten, die er vor so kurzer Zeit zu Saul gesprochen hatte. Aber wie bald vergißt man die Überzeugungen des Glaubens wenn man sich an das Fleisch wendet! Eben hatte er noch gesagt: „Also möge meine Seele hochgeachtet sein in den Augen Jehovas, und er möge mich erretten aus aller Bedrängnis!“ Jetzt aber ist er so verzagt, daß er bereit ist, das Erbteil Jehovas aufzugeben. „Und David machte sich auf und ging hinüber, er und sechshundert Mann, die bei ihm waren, zu Achis, dem Sohne Maoks, dem König von Gath.“ Wir haben gesehen, daß er schon einmal Schutz bei Achis gesucht hatte und damals froh war, sich unter Demütigung wieder zu entfernen. Warum begibt er sich nun erneut dorthin? Er veranschaulicht hier praktisch die besondere und sehr notwendige Zucht, unter die eine Seele leicht kommen kann. Welches auch die Ursache unseres Versagens zu Anfang sein mag, und selbst wenn wir sie zeitweilig überwinden, sie wird uns unweigerlich wieder entgegentreten, und wenn wir nicht wirksam von ihr befreit sind, wird sie uns in noch bitterer und schlimmerer Form zu Fall zu bringen suchen. Denn wenn ein bestimmter Schößling meiner alten Natur weiter treiben will, so muß sicherlich die göttliche Zucht zu seiner Unterdrückung angewendet werden. Wird er nicht in Kürze beseitigt, so wird er sich bestimmt immer wieder zeigen, und bei jedem erneuten Aufleben (weil eine gründliche Abtötung nicht stattfand) muß als Folge eine um so strengere Zucht einsetzen. David tritt in nähere Beziehungen zu Achis, und erhält Ziklag von ihm. Es ist wunderbar, zu sehen, wie der Herr Seinen Knechten gestattet ihre eigenen Pläne auszuarbeiten. Nachdem sie aber zurechtgewiesen sind und das Ende der eigenen Planungen gesehen haben, führt Er sie hinauf zu einem größeren und erhabenerem Dienst, vorausgesetzt, daß sie Ihm im Prinzip treu geblieben sind. Ich glaube, daß dies auch bei David der Fall war, so tief sein Versagen an dieser Stelle auch sein mochte. Wir hören nichts davon, daß er Götzendienst trieb oder daß er vergaß, daß Israel das Volk Gottes war. Er betrog Achis und erniedrigte sich dadurch in moralischer Weise, aber er blieb im Prinzip Gott treu, und als seine Natur unterworfen worden war, wurde er aus seiner demütigenden Stellung heraus und zum öffentlichen und aktiven Dienst geführt. Ziklag bedeutete den letzten Strich der Meisterhand, um David für den Thron zuzubereiten, und es muß uns daher besonders interessieren. David zieht im Unglauben dorthin, bleibt dort über ein Jahr, gewinnt die Zuneigung des Achis durch falsche Vorstellungen.

1. Samuel 28,1+2 u. 29+30. David versucht sogar, mit Achis in den Kampf gegen Israel zu ziehen. In Anbetracht seines früheren Weges müssen wir wohl annehmen, daß die Fürsten der Philister diesen Versuch Davids richtig deuteten. Denn wenn David auch betrügen konnte, so hätte er doch nie das Schwert gegen sein eigenes Volk ergriffen außer mit der Absicht, ihm schließlich eine Hilfe zu sein. Dies wird vorausgesehen, und Achis ist gegen seinen Willen gezwungen, Davids Dienste abzulehnen und ihn fortzuschicken. Und nun, durch indirektes Eingreifen des Herrn aus seiner falschen und bedrückenden Stellung befreit, muß er die nachfolgende Zucht erfahren. Während seines Doppelspiels fällt das Gericht auf Ziklag, und David und seine Gefährten finden es bei ihrer Rückkehr mit Feuer verbrannt und ihre Frauen, Söhne und Töchter gefangen weggeführt! Wir wissen heute, was David in jenem niederschmetternden Augenblick nicht wußte, nämlich, daß der gleiche Gott, der ihn so schwer züchtigte, ihm das Königtum bereitete. Denn zur gleichen Stunde wurde Saul auf dem Gebirge Gilboa getötet. David aber war nicht passend für den Thron oder für irgendwelche diesbezügliche Botschaft, bis er gezüchtigt und in wahre Abhängigkeit zu Gott gebracht worden war. Der erste und letzte Schritt zum Thron hin ist die Abhängigkeit, sie ist das einzige von Gott anerkannte Recht auf diesen hohen Platz. Infolgedessen wird David in Ziklag mehr gedemütigt und verlassen als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt seines Lebens. Nicht nur war sein eigener Schmerz im Blick auf seinen großen Verlust sehr tief, das Versagen auf dem bisherigen Weg muß (wie stets bei einem derartigen Schmerz) sein Elend noch vergrößert haben. Endlich kam noch als größter Schlag hinzu, daß seine alten, ihm so eng verbundenen Gefährten davon sprachen, ihn zu steinigen. Solch einen Augenblick hatte er noch nie durchgemacht und erlebte ihn auch nie wieder. Seine Feinde (die Amalekiter) hatten ihn überlistet, und befanden sich außer Reichweite; und was mußte dem Kriegsmann schlimmer sein, als sich hintergangen zu wissen, ohne eine Möglichkeit der Vergeltung zu haben? Er befand sich wahrlich unter den Pfeilen des Allmächtigen, er musste die züchtigende Rute fühlen um der falschen Stellung willen, die er außerhalb des Landes und der Stätte des Vorrechtes eingenommen hatte. Menschliche Hilfe oder Stütze war nicht vorhanden; im Gegenteil, Gefahr und Verschwörung umlauerten ihn. Gott züchtigte ihn, seine Freunde zürnten ihm, der Feind war unerreichbar. Was aber war die Folge? „Aber David stärkte sich in Jehova, seinem Gott.“ Es ist sehr anregend, wenn wir uns ab und zu den Psalmen zuwenden und den Atemzügen der Seele Davids unter den verschiedenen Umständen lauschen, deren Beschreibung uns in seiner Lebensgeschichte gegeben ist. Wir finden, daß der Psalm 56 der Not seiner Seele Ausdruck verlieh, verursacht durch seinen verkehrten und demütigenden Aufenthalt in Gath. Ob der Psalm in jenen Zeitraum fällt, den wir gerade betrachten, oder nicht, so drückt er doch in einer Fülle das aus, was damals auf ihn einstürmte. Alles menschlichen Vertrauens beraubt, wendet er sich zu Gott, in vollem Bewußtsein seines eigenen Versagens. „Auf Gott vertraue ich, ich werde mich nicht fürchten; was sollte der Mensch mir tun? Auf mir, o Gott, sind deine Gelübde, ich werde dir Dankopfer entrichten. Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, ja, meine Füße vom Sturz.“ Es ist gesegnet zu irgendeiner Zeit eine richtige Erkenntnis Gottes erlangt zu haben. Denn wenn wir diese besitzen, werden wir auf der Höhe unseres eigenen Versagens am besten wissen, daß Gott unsere einzige Zuflucht ist möge auch Seine Züchtigung schmerzhaft sein und mögen wir uns auch verlassen und hilflos befinden. Jetzt gibt es für David keine Furcht mehr. Er ist „erwacht“ und wird „erleuchtet“ (vergl. Eph 5,14). „Bringe mir doch das Ephod her“ sagt er zu Abjathar, dem Priester. Denn wenn die Seele den Pfad des Glaubens von neuem betritt, so ist sie sich der Notwendigkeit ihrer Annahme bei Gott besonders bewußt. Und nun hat er seinen alten Kurs des Vertrauens eingeschlagen, zweifellos mit neuer Kraft. Wie bei Kehila, so fragt er auch hier den Herrn: „Soll ich dieser Schar nachjagen? werde ich sie erreichen?“ Und Er antwortete ihm in besonders zusichernder und ermutigender Weise: jage nach, denn du wirst sie gewißlich erreichen und wirst gewißlich erretten.“ So hat die aufrichtige Seele innerhalb eines Augenblicks ihre richtige Stellung vor Gott wieder eingenommen. „Da zog David hin, er und die sechshundert Mann, die bei ihm waren“; zweihundert aber blieben am Bache Besor zurück, weil sie zu ermattet waren. Der Pfad des Glaubens stellt stets unsere Kraft auf die Probe, und jede Verlegenheit bietet nur eine Gelegenheit für eine größere Entfaltung der Gnade, die uns aufrecht erhält. Die Begebenheit gibt Veranlassung zu einer „Satzung für Israel bis auf diesen Tag“, die charakteristisch für die Gnade ist die die Verfolger im Augenblick geleitete.

David versagt nicht. Weise und gnädig (wie der es stets ist, der nach Gottes Ratschluß wandelt), vermag er, jedes Vorkommnis zum Nutzen zu gebrauchen. Der fast verhungerte Ägypter erregt seine Aufmerksamkeit; auf jeden Fall durfte er ihn nicht in seinem Zustand lassen, wie wir es oft in unserer Eile bereit sind, zu tun. Hätte er ihn aber unbeachtet gelassen, so wäre ihm der richtige Fingerzeig zum erwünschten Ziel verlorengegangen. Der aufgefundene Ägypter führt David zum Lager seiner Feinde, und er schlug die ganze Schar, gewann alles zurück, was sie mitgenommen hatten, rettete seine beiden Frauen und alle anderen. Und nun, zum Bache Besor zurückgekehrt, veranschaulicht er, wie eine im Genuß der Gnade stehende Seele befähigt ist, diese Gnade anderen zu bezeugen. Er setzt die Selbstsucht des natürlichen Herzens beiseite und stellt jenen göttlichen Grundsatz auf: „Wie das Teil dessen, der in den Streit hinabzieht, so soll auch das Teil dessen sein, der bei dein Geräte bleibt; gemeinsam sollen sie teilen. Und so geschah es von jenem Tage an und hinfort; und er machte es zur Satzung und zum Recht für Israel bis auf diesen Tag“. Welch ein Denkmal, welches Andenken an die letzten Stunden der Verwerfung Davids! Und welche Ankündigung der Herrschaft, die er nunmehr antreten sollte! Diese Satzung des siegreichen aber ungekrönten David (in der gleichen Stellung, die der Herr jetzt Seinem Volk gegenüber einnimmt) hat einen sehr bedeutsamen Inhalt und verkörpert den Grundsatz, der heute für die Kirche gilt, daß jedes Glied am Leibe in bezug auf Verlust oder Gewinn von den anderen Gliedern abhängig ist. Ein neuer und wunderbarer Grundsatz, würdig der Stunde, in der er eingesetzt wurde! Es ist der Heilige Geist, der die Glieder des abwesenden Herrn in einem Leibe vereinigt und sie voneinander abhängig und untrennbar voneinander einsetzt. Mögen wir unsere Herzen der Weisheit öffnen, um die tiefen Gedanken Gottes zu verstehen.

Wir haben nun das Ende des dritten Abschnitts oder Kreises in Davids ereignisreichem Leben erreicht, und damit den Abschluß jenes wunderbaren Zubereitungsvorganges, der nötig war, um ihn für die hohe und ehrenvolle Stellung zuzubereiten, zu der er schon so früh erwählt und gesalbt worden war. Wir treten nun in ein neues Kapitel seiner Geschichte ein. Die Zeit seiner Verwerfung ist vorüber, und die neue, glorreiche Stellung, die er einnehmen soll, wird für ihn zubereitet. Der Erziehungsweg des Flüchtenden und Leidenden, des zwar rechtmäßigen Erben des Thrones, endete zu Ziklag, das für ihn der Schauplatz bitterer Trauer und Enttäuschung war, aber auch wunderbarer Errettung und Wiederherstellung. Und gerade an jenem Ort, nach seiner Rückkehr von der Vernichtung der Amalekiter, und nachdem er Geschenke aus der Beute „der Feinde Jehovas“ allen Orten gesandt hatte, an denen er und seine Männer sich aufgehalten hatten, erreicht ihn die bedeutsame Kunde vom Tode des Mannes, dessen Platz auf dem Thron er einnehmen sollte! Welch ein bemerkenswertes Zusammentreffen von Umständen! Die verkohlten Ruinen von Ziklag zeugten von der Zucht, die er so tief empfunden aber auch nötig gehabt hatte, während die Geschenke, die er hierhin und dorthin sandte, von dem Ersatz und dem Siege sprachen, die ihm geschenkt wurden. Der Kontrast zwischen diesen beiden Zeugnissen ist eindrucksvoll, das eine sein eigenes Versagen darstellend, das andere in noch weiterem und bestimmteren Sinn die Güte und Gnade des Herrn.

In wahrhaft königlicher Weise handelte David, ehe er noch wußte, daß er bereits König war und daß der, der ihm den Weg zum Thron verwehrt hatte, auf dem Gebirge Gilboa gefallen war. Es entspricht den Wegen Gottes, daß wir die geistige Bereitschaft für unsere Stellung besitzen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, sie einzunehmen, denn der Zustand bezeichnet die Stellung. Oder richtiger, der Zustand ist unbefriedigt, bis er die Stellung erreicht, die ihm entspricht. Die Zubereitung seines Herzens erfolgt von Gott aus, und wir können sicher sein, daß wir für eine gewünschte Stellung nur zubereitet sind, wenn wir im Geiste dieser Stellung handeln, andernfalls würden wir, in die Stellung gebracht, ungeeignet für diese erfunden werden. Es ist zwar richtig, daß wir nicht wissen und nicht zu wissen brauchen, wie wir in der verheißenen Stellung zu handeln haben, ehe wir nicht die Stellung tatsächlich eingenommen haben, denn die Tätigkeit des Glaubens wirkt sich in der Gegenwart aus. Wir können und sollten aber bereits im Geiste der besseren Stellung entsprechend handeln, und wenn wir darin keine Freude finden, so ist das göttliche Leben in uns nicht befriedigt, denn dieses sucht den ihm entsprechenden Lebensbereich auf, und die aus diesem Leben hervorgebrachten Gefühle sind ein Beweis seines Vorhandenseins.

Jule | 04.20.13 | Bibelkommentare.de, Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

Balance halten – wie das Leben als Christ gelingt

„Apostelgeschichte 20:29-31
„Ich weiß genau, dass sich nach meinem Weggang falsche Lehrer wie böse Wölfe unter euch mischen und die Herde nicht verschonen werden. Ja, selbst einige von euch werden die Wahrheit verdrehen, um eine eigene Anhängerschaft an sich zu binden. Seid wachsam! Denkt an die drei Jahre, die ich bei euch gewesen bin – wie ich Tag und Nacht über euch gewacht und mich unter Tränen um euch  gesorgt habe.““

„Sie kommen nicht im Wolfspelz. Sie kommen im Schafspelz. Sie sehen aus wie Schafe, sie riechen wie Schafe, sie blöken wie Schafe. Und hier heißt es, dass die Wölfe auch unter Ihnen auftauchen werden. Sie werden aus Ihrer Mitte kommen und verdrehte Dinge reden. Davor müssen  Sie sich in Acht nehmen. Sie werden die Wahrheit verdrehen. Sie kommen nicht mit irgendetwas, das so haarsträubend und völlig unbiblisch ist, dass jeder halbwegs intelligente Mensch sagen würde: „Du bist ein Idiot! Da mache ich nicht mit.“ Sie sagen Dinge, die zum Teil oder auch überwiegend biblisch sind, aber eben nicht ganz. Der Rest ist unbiblisch und verdreht. Vielleicht ist es viel Gutes mit ein wenig Gift darin. Und dann ziehen sie die Leute zu sich. Sie ziehen die Leute aus der Gemeinschaft der Heiligen und aus der Gemeinde. Und alles, was Sie von der Gemeinde und Ihren Geschwistern dort wegzieht und Sie absondert, ist nicht von Gott. Vielleicht wollen sie, dass die Leute ihnen nachfolgen. Sie wollen sie von sich abhängig machen. Und normalerweise sind sie auf drei Dinge oder zumindest eines von ihnen aus: Sie wollen Ihr Lob, Ihr Geld und Ihre Reinheit. Sie brauchen Streicheleinheiten für ihr Ego. Sie brauchen ihre Gefolgschaft, die ihnen sagt: „Du bist so gesalbt! Du bist ein großer Mann Gottes! Du bist eine große Frau Gottes!“ Sie brauchen diese Anerkennung und den Applaus. Oder sie wollen Geld aus Ihrer Tasche in ihre eigene Tasche hineinprophezeien. Sie wollen den Inhalt Ihres Geldbeutels. Oder sie haben es auf Ihre Reinheit abgesehen.
Wir müssen wachen, genauso wie der Apostel Paulus es der Gemeinde auftrug.“

„Offenbarung 3:1-3
„Schreibe diesen Brief dem Engel der Gemeinde in Sardes. Das ist die Botschaft dessen, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: Ich weiß alles, was du tust und dass du den Ruf hast, lebendig zu sein – aber du bist tot. Wach auf! Stärke das wenige, das noch übrig ist und kurz davor steht zu sterben. Deine Taten können vor mir nicht bestehen. Kehre zurück zu dem, was du zuerst empfangen und gehört hast; halte daran fest und wende dich wieder zu mir! Wenn du nicht aufwachst, werde ich so unerwartet und plötzlich wie ein Dieb über dich kommen.““

“ Sie brauchen das Wort Gottes in Ihrem Leben. Verbringen Sie Zeit im Wort und Sie werden in Ihrem Inneren gestärkt werden.“

„Der zweite Weg, wie Sie gestärkt werden können, lautet: Warten Sie auf Gott“

„Und während Sie auf Gott warten, wird Er Ihnen neue Kraft geben. Das hebräische Wort, das dafür verwendet wurde, beschreibt im wörtlichen Sinn einen Austausch. Gott nimmt Ihre Schwächen und gibt Ihnen Seine Kraft. Wenn Sie Zeit in Seiner Gegenwart verbringen und einfach warten, gibt Er Ihnen geistliche, emotionale und körperliche Kraft. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Fehlschläge im Leben von Christen deshalb passieren, weil sie nicht lange genug auf Gott warten.“

„Und der dritte Weg, wie Sie von Kraft zu Kraft gehen können, lautet: Freuen Sie sich. “

„Wenn sich alles gegen mich verschworen hat, wenn nichts funktioniert, wenn alles finster aussieht und keine Antworten in Sicht sind, werde ich mich trotzdem in Gott freuen! “

„Vielleicht läuft in Ihrem Leben gerade alles schief und es scheint, als hätten sich alle Türen für Sie geschlossen. Dann freuen Sie sich trotzdem. Sagen Sie inmitten dieser schwierigen Umstände: „Ich will mich trotzdem in meinem Herrn freuen.“ Sie werden spüren, wie Gottes Kraft in Sie und in Ihre Situation hineinströmt.“

„Tun Sie alles in Liebe und im Geist der Liebe. In dem Neuen Bund, unter dem wir leben, gibt es ein einziges Gesetz. Das ist das Gesetz der Liebe. Wenn Sie in der Liebe leben, werden Sie die Zehn Gebote halten. Sie werden nicht gegen Ihren Bruder, Ihre Schwester, Ihre Familie oder wen auch immer sündigen. Die Bibel sagt, die Liebe  ist die Erfüllung des Gesetzes. Sehen wir uns das jetzt in Verbindung zum vorhergehenden Vers an. Unter anderem sagte er, wir sollen an dem festhalten, was wir glauben. Und das kann manchmal bedeuten, dass Sie einen Irrtum korrigieren müssen. Tun Sie alles in Liebe. Auch wenn Sie jemanden korrigieren müssen – tun Sie es in Liebe.“

„Dieselben Leitungen, die unsere Häuser heizen und unsere Geräte betreiben, können tödlich sein, wenn sie nicht isoliert sind. Und wir müssen die Wahrheit sagen, aber sie muss mit Liebe isoliert sein.“

(Balance halten – wie das Leben als Christ gelingt)

Jule | 04.17.13 | Bayless Conley | No Comments |

Fünf glatte Steine

„In 1.Samuel 17 steht die Geschichte von der Begegnung zwischen David und Goliath.“

„David hatte seine fünf glatten Steine und ich habe fünf glatte Steine für Sie; fünf Dinge, die erprobt und bewährt sind, die Ihnen am Tag des Kampfes zum Sieg verhelfen werden“

„der erste Stein ist der Name Jesus“

„Als ich geboren wurde, erbte ich den Namen Conley und alles, wofür er steht… die entsprechenden Ressourcen, den Ruf, gut oder schlecht, ich erbte diesen Namen. Aber als ich errettet wurde, erbte ich einen anderen Namen: den Namen Jesus Christus. Ich wurde Teil der Familie, die nach diesem Namen benannt wurde und alles, wofür dieser Name steht, wurde mein. “

„Die Vollmacht ist in Seinem Namen. Alle Macht ist der Gemeinde übertragen worden und sie ist und ruht in dem Namen Jesus. Jesus ist das Haupt; wir sind der Leib. Er sagt: „Mir wurde alle Macht gegeben.“ Er hat diese Macht Seinem Leib übertragen. “

„Beachtlich ist: Als Erstes sagte Er, dass sie Dämonen austreiben werden. Schauen wir uns das praktisch an. Schauen Sie sich bitte mit mir Apostelgeschichte, Kapitel 16 an.“

„Paulus war offenbar klar, dass Vollmacht in dem Namen ist; er glaubte an diesen Namen und der Geist gehorchte. Er sprach zu dem Geist, der in der Frau war, in dem Nam“

„Im Namen Jesu ist Vollmacht, aus dieser Frau, die unser Abendessen ruinierte, den Teufel auszutreiben. Dieser Name wurde uns gegeben, um Gefangene freizusetzen.“

„Was sagte Petrus, heilte diesen Mann? Der Name Jesus, Glaube an den Namen Jesus. Jesus sagte: „Diese Zeichen folgen denen, die an Meinen Namen glauben“, die Glauben haben an Meinen Namen.
Nicht deswegen, weil Petrus ein Apostel war; nicht weil er einen absolut heiligen unerschütterlichen unbeirrbaren Wandel vor Gott hatte. Lesen Sie nach, das war nicht der Fall. Petrus versagte recht häufig. Die Bibel spricht sehr klar über manche Dinge, die er tat. Einmal ermahnte ihn der Apostel Paulus sogar öffentlich, weil er von seiner Position der Rechtfertigung aus Glauben abwich, um einigen Judaisierern aus der Gemeinde in Jerusalem zu gefallen. Petrus sagte: „Warum schaut ihr so gebannt auf uns. Es geschah nicht durch unsere eigene Kraft oder unser gottgefälliges Leben; nicht deswegen, weil ich das ultimative Leben mit Gott führe, das sonst niemand erreichen kann. Absolut nicht. Vielmehr hat der Name Jesus, Glaube an den Namen Jesus, ihm diese volle Gesundheit gegeben.“ Es ist so wichtig, das zu begreifen, mein Freund!“

„Beachten Sie: Der Name wurde den Menschen gegeben. Welchen Männern? Welchen Frauen wurde er gegeben? Denen, die zur Gemeinde gehören. Denen, die Teil des Leibes Christi sind, die nach diesem Namen benannt wurden. Er ist uns gegeben worden. Genau wie mir den Name Conley gegeben wurde, wurde Ihnen der Name Jesus Christus gegeben, als Sie Teil der Familie Gottes wurden. Und es ist auch beachtenswert, dass es keinen anderen Name unter dem Himmel gibt, der den Menschen gegeben wurde, in dem wir gerettet werden müssen.“

„Petrus sagte: „Es gibt keinen anderen Namen unter dem Himmel, der den Menschen gegeben wurde, in dem sie geheilt werden müssen.“ Ich sage Ihnen: Es ist Heilung in dem Namen Jesus.“

„Wissen Sie, wenn Sie in einer Situation sind und erkennen, dass dort geistliche Mächte wirken, haben Sie Autorität im Namen Jesu. Das müssen Sie erkennen und sie gebrauchen. Wenn Sie spüren, dass dämonische Kräfte hinter einer Situation stecken oder sogar hinter einer Krankheit, was uns manchmal in den Evangelien begegnet… Jesus musste mit einem bösen Geist fertig werden, bevor Er Heilung geben konnte… nicht immer, aber manchmal. Oder Sie werden bedrängt oder verfolgt und erkennen, dass geistliche Mächte am wirken sind. Sie können ihnen im Namen Jesu gebieten, aufzuhören und es zu unterlassen. Das können Sie hinter verschlossenen Türen in ihrem Badezimmer tun. Im geistlichen Bereich spielen Entfernungen keine Rolle. Tatsache ist, dass der Name Ihnen gehört. Wir sprechen hier nicht über unbewährte Waffen, Freund. Wir sprechen über einen glatten Stein, der funktioniert, der bewährt, erprobt und bestätigt ist. Und der Name Jesu hat genauso viel Kraft wie er schon immer hatte.“

(Fünf glatte Steine)

Jule | 04.05.13 | Bayless Conley, Bücher | 2 Comments |

Was genau ist ein „Sprachengebet“?

hallo (Herr Boyer?),

eine Frage habe ich noch: in den Predigten bezieht sich Bayless immer wieder auf ein Sprachengebet. Leider kann ich damit nicht so viel anfangen. Könnten Sie uns bitte erklären, was genau damit gemeint ist?

Danke
Jule und Thomas Pape
Berlin Weissensee

Jule | 04.03.13 | Bayless Conley, Fragen, die ich mir gestellt habe | 1 Comment |

Haltungen des Glaubens

„Haben Sie das je erlebt? Kraftlos, Sie wissen nicht, was zu tun ist? Die Schwierigkeiten scheinen zu groß, die Probleme übersteigen Ihre Kraft, keine sichtbaren Antworten und Lösungen, scheinbar kein Ausweg. Wenn das Sie betrifft, müssen Sie vielleicht dieselbe Haltung einnehmen, die Gott Joschafat und dem Volk Israel anbefahl. “

„Tretet hin und steht still. Erkennen Sie, Sie sind nicht allein! Gott ist mit Ihnen! Einige von ihnen, die mir gerade zuhören, müssen erkennen, Gott hat sich bereits Ihrer Sache angenommen!
Ist Stehen eine Zeit völliger Inaktivität? Nicht unbedingt. Es kann Dinge geben, die Gott Ihnen aufträgt zu tun, während Sie im Glauben stehen“

„Und zu der Zeit, da sie mit Jubel und Lobgesang anfingen, legte der Herr einen Hinterhalt gegen die Söhne Ammon, Moab und die vom Gebirge Seir, die gegen Juda gekommen waren;“

„Während Sie stehen, können Sie singen! Sie preisen Gott eine Weile. Es ist erstaunlich, was Er tut, wenn wir Ihn preisen.“

„Zweitens können Sie hören. Ich zitiere dazu
Habakuk 2:1
„Auf meinen Posten will ich mich stellen, um zu sehen, was er mit mir reden wird.“
Ich werde stehen und sehen, was Er sagt.“

„Drittens. Sie sollten die Werke Gottes bedenken, während Sie stehen.“

„Gegen Ende der Geschichte kommt Gott und redet zu Hiob und sagt ihm in Hiob 37:14 „Höre dies, Hiob: Steh still und bedenke die Wundertaten Gottes!““

„Und als Hiob die Wunderwerke Gottes bedachte, wurde es ein Schlüssel für seine Rettung. Die Bibel sagt: „Gott wendete die Gefangenschaft Hiobs und gab ihm zweimal so viel, wie er besessen hatte.“ Aber es geschah nicht, bis er still stand und Gottes Wunderwerke bedachte. “

„Und unsere Probleme erschienen so gering, als wir Gottes gewaltige Schöpfung und Seine Wunderwerke bedachten.
Freund, ganz gleich wie groß Ihre Probleme sind, sie sind sehr, sehr klein für unseren Gott. Vielleicht müssen Sie nur tun, was
Epheser 6:13 sagt:
„Nachdem ihr alles getan habt, bleibt stehen!“
Sie können nichts Weiteres tun. Genau an dem Punkt sind einige. Gott hat Sie an den Punkt geführt, an dem Sie jetzt sind und Sie können nicht mehr tun, um mit Ihm zu kooperieren. Sie müssen nur stehen bleiben. Halten Sie Ihre Stellung. Stehen Sie mit ruhiger Zuversicht, dass Gott Sie retten wird und alle Seine Verheißungen in Ihrem Leben erfüllt. Stehen Sie einfach!“

„Kommen wir vom Stehen zum Gehen“

„Und in der Bibel werden uns auch einige sehr gut erhaltene Fußspuren von Abrahams Glauben überliefert. Sie werden in Hebräer, Kapitel 11 erwähnt, was wir aufschlagen wollen. Obwohl es weitere gibt, wollen wir uns drei der Fußspuren anschauen, die uns in der Bibel erhalten wurden, die Abrahams Glauben hinterließ.“

„Es ist die Fußspur des Gehorsams“

„Keine Karte, keine Details, nur ein Ruf, zu gehen. Er ging ohne Wissen. Einigen von Ihnen geht es genauso. Gott hat Sie an den Punkt geführt, wo Sie jetzt sind, aber Sie wissen nicht, was als Nächstes kommt. Dazu kann ich nur sagen: Willkommen in der Welt des Glaubens“

„Die zweite Fußspur nenne ich die Fußspur des Pilgers.“

„Hier ist die Rede von Abraham und Sara, Isaak und Jakob. Sie erlebten nie die Verheißung, dass Abrahams Nachkommen zahlreich wie die Sterne und unzählbar wie der Sand des Meeres wurden. Er erlebte zu Lebzeiten nicht, dass er Vater der Nationen wurde. Er sah es nicht. Auch Sarah, Isaak und Jakob erlebten es nicht. Aber sie vertrauten Gott, dass Er alles erfüllen würde, was Er Abraham gesagt hatte. Sie starben im Glauben. Sie akzeptierten die Verheißung. Und es ist interessant: Obwohl sie es nicht erlebten, sagt es etwas darüber, was Abraham und die anderen im Glauben taten.“

„Sie waren Fremde und Pilger. Sie waren in der Welt, aber kein Teil davon. Und im Glauben sollen wir denselben Fußspuren folgen, in allem, was wir tun, bei Geschäften, in Beziehungen. Selbst wenn es um unser Privatleben geht, müssen wir uns erinnern, dass es ein künftiges Leben gibt und dass wir nur auf der Durchreise in der Welt sind. Wir sind keine dauerhaften Bewohner. Und während wir durchreisen, müssen wir unseren wahren König und unsere wahre Heimat repräsentieren.“

„Ein Freund von mir lebt in einem griechischen Dorf am Mittelmeer. Sie sollten ihn über sein Dorf reden hören. „Bayless, die Leute sind so freundlich! Wenn du nicht weißt, wie du wo hinkommst, begleitet dich jemand eine Stunde lang, um dich hinzubringen, wo du hin willst. Es ist sicher dort. Du musst deine Tür nicht abschließen. Und das Essen! Oh, das Essen! Die Olivenöle, die Oliven, die Weinberge, dort sind die besten Weine! Es gibt antike Ruinen, von denen man auf das blaue Wasser des Mittelmeers blickt. Und die Temperatur ist jeden Tag perfekt.“ Er hat ein großes Verlangen in mir bewirkt, dorthin zu gehen.
Repräsentieren wir unser Heimatland im Himmel auch so gut? Wenn Menschen um uns waren, wollen sie dorthin gehen? Oder leben wir so, als würde gar kein künftiges Leben kommen? Sind wir so ins gegenwärtige Leben verstrickt, dass wir vergessen, dass das Leben wie ein Hauch ist? Es ist kurz. Einen Moment ist es hier und dann verschwindet es und es gibt eine andere Welt.
Glaube erfordert, dass unser Charakter und Tun in dieser Welt die Tatsache reflektiert, dass wir nur auf der Durchreise sind und dass wir glauben, dass Gott einen Wohnort und eine Stadt für uns hat. Mein Ausweis sagt „US Bürger“, aber in Wahrheit bin ich Bürger eines anderen himmlischen Landes. Mir gefällt die Stadt, in der ich auf dieser Erde lebe, aber ich halte Ausschau nach einer Stadt mit Grundlagen, deren Erbauer und Schöpfer Gott ist. Unser Hauptschwerpunkt sollte sein, unser Heimatland zu bevölkern. Hey, ich teile Visa’s für den Himmel aus. Sie können kommen. Sie sind willkommen. Es ist ein phantastischer Ort. Ich bin hier kein dauerhafter Bewohner. Ich bin nur kurz hier.“

„Die dritte Fußspur des Glaubens ist die Fußspur des Opfers.“

„Gott prüft unseren Glauben, indem Er uns auffordert, wertvolle Dinge aufzugeben.
Janet und ich haben das viele Male auf unserem Weg mit Gott erlebt. Ich habe herausgefunden, wenn ich etwas anfange, sehr zu mögen, wartet Gott meist nicht lange, mich aufzufordern, es wegzugeben. Daher versuche ich die Haltung zu haben, nicht zu sehr an Dingen zu hängen. Ich habe entdeckt, dass ich sie so länger behalte.
Aber ich habe dabei herausgefunden, dass alles, was ich Gott je gegeben habe, Er immer wieder auferweckt hat. Genau wie bei Abraham mit Isaak. Glaube sagt, dass wir das glauben sollen“

„Kommen wir jetzt von Gehen zu Rennen“

„Stehen kann sich auf ein einzelnes Ereignis beziehen, Laufen ist das, was wir tagtäglich tun. Aber Rennen vermittelt das Gesamtbild. Das Rennen, in dem wir laufen, ist das, was wir lebenslang tun. Wir laufen die volle Distanz.“

„Und einige müssen das ganz bewusst bedenken. Sie müssen einen Schritt zurücktreten und das Gesamtbild sehen. Ein Rückschlag bedeutet nicht, dass das Rennen vorbei ist. Laufen Sie weiter. Hören Sie: Zeiten der Verwirrung, Zeiten der Frustration, Zeiten der Finsternis und Enttäuschung erlebt jeder. Aber das Rennen geht lebenslang. Stoppen Sie nicht. Ein Ereignis entwickelte sich nicht zu Ihren Gunsten? Okay. Das ist nicht das Rennen. Es ist ein Ereignis. Laufen Sie weiter. Ein schlechter Tag? Das ist nicht das Rennen. Laufen Sie weiter! Mehrere schlechte Tage? Das ist nicht das Rennen. Laufen Sie weiter! Vielleicht sind Sie durch eine Phase von Problemen und Tests gegangen. Okay, das ist eine Phase. Es ist nicht das Rennen. Phasen enden. Der Winter mag sich hinziehen, aber er endet schließlich. Ihr Rennen ist nicht vorüber, außer Sie geben auf.“

„Um die volle Distanz zu laufen, brauchen Sie drei Dinge: Sie brauchen einen Zweck, Sie brauchen Geduld und Sie müssen wissen, dass es einen Preis gibt.“

„Ich stehe heute vor Ihnen und sage: Ich habe einen Zweck. Ich lebe für etwas Größeres als für mich selbst: „Einen lebendigen Jesus einer sterbenden Welt zu bringen!“ Ich bringe das rettende Wissen dieses wundervollen Retters Jesus zu Menschen, die in Gottes Ebenbild geschaffen sind, aber ihren Weg verloren. Ich will sie gerettet sehen, ihnen helfen, in Christus zu wachsen, sie als Leiter trainieren, die mit uns arbeiten können und wenn wir weg sind, das Werk weiterführen können.“

„Da sind ewige Wesen, für die es zu leben gilt. Da ist eine Welt, die es zu retten gilt. Da ist ein Himmel zu gewinnen und eine Hölle zu vermeiden und Sie haben eine Rolle in dem Ganzen.“

„Nichts Bedeutsames im Leben entsteht ohne Geduld. Die mächtige Eiche ist nur eine Eichel, die im Boden blieb und dranblieb. Ein Diamant ist ein Stück Kohle, das sich lange entwickelte. Und Leute, deren Leben und Leistungen wie mächtige Eichen stehen und wie Diamanten leuchten, sind Leute, die einfach dranblieben und die geduldig ihren Job bis ans Ende taten, gemäß ihres Glaubens. Leute, die nicht aufgaben, die am Job dranblieben! Sie brauchen Geduld, wenn Sie Ihr Rennen beenden wollen!“

(Haltungen des Glaubens)

Jule | 04.02.13 | Bayless Conley | No Comments |

Simson war ereignisorientiert…

Wenn ich an Charakter denke, fällt mir Simson ein. Simsons Leben war sehr ereignisorientiert. Immer wieder gab es herausragende Ereignisse in seinem Leben, aber er entwickelte auch eine Ereignis-Mentalität. Das geschah bei Simson: Er tötet mit bloßen Händen einen Löwen… ein starkes Ereignis.

Er trägt nachts die Stadttore weg… ein großes Ereignis. Er tötet 1000 Philister mit dem Kiefer eines Esels… ein größeres Ereignis. Er fängt 300 Füchse, zündet ihre Schwänze an und schickt sie in die Kornfelder der Philister… ein großes Ereignis.

Aber wissen Sie, so großartig Simson auch war, er schien einen Prozess zu verschmähen, besonders was Charakterbildung und Beziehungen angeht. Er sieht eine junge Philisterin und sagt: „Ich will sie sofort haben.“ Seine Eltern sagten: „Schau, sie glaubt nicht einmal an Gott. Sie ist Heidin. Komm schon, Simson!“ Er sagt: „Nein, sie gefällt mir gut. Holt sie mir jetzt.“ Ereignisse drängen und packen ihn… er will nicht durch einen Prozess gehen. Etwas später sieht er eine Hure und sagt: „Ich will sie sofort haben“ und nimmt sie sich. Dann sieht er Delila: „Sie gefällt mir, ich will sie sofort haben.“

Er war total ereignisorientiert, hatte nie Geduld für einen Prozess und hat nie an seinem Charakter gearbeitet zwischen den großen Ereignissen seines Lebens. Und dass er nie den Prozess der Charakterveränderung und der Entwicklung normaler gesunder Beziehungen angegangen ist, brach ihm das Genick. Freund, der Prozess offenbart und verändert unseren Charakter.

(Moon+ Reader Pro v1.9.4b, Prozess oder Ereignis)

Jule | 04.02.13 | Bayless Conley | No Comments |

Gott braucht keine Opfer

Karfreitag ist der Tag, der nicht sein sollte. Im Grunde müsste man ihn ausradieren aus den Kalendern. Denn wir sind harmoniebedürftige Menschen. Mit rastlosem Größenwahn und unendlicher Sehnsucht nach der eigenen Unschuld. Einblick nehmen in Verstrickungen? In das eigene, abgründige Ich? Nein, ein Tag, an dem nur auf das Dunkle und das Ausweglose gestarrt wird, gehört abgeschafft. Eigentlich.

Karfreitag ist der Tag, der keine Ausflüchte zulässt. Aber nicht, um uns herabzuziehen und schlecht zu machen, sondern um uns Gottes liebevolles Handeln vor Augen zu führen. „Lasst euch versöhnen mit Gott“ (2. Korinther 5,14b–21) ist die frohe Botschaft dieses Tages, in dem die Heilsbedeutung des Todes Jesu im Mittelpunkt steht. Um diese frohe Botschaft zu entdecken, sind drei Fragen grundlegend: Was ist Sünde? Was bedeutet Sühne? Und warum musste Jesus „für uns“ sterben?

1. Was ist biblisch eigentlich mit Sünde gemeint?

Auf keinen Fall: zu viel Kuchen zu essen. Sünde hat mit Moral nichts zu tun. Sünde meint nicht in erster Linie, sich von Gott zu entfernen, weil man etwas falsch macht. Sünde ist biblisch ein Beziehungsbegriff und kein ethischer Begriff. Ist die Beziehung zu dem anderen gestört, herrscht die Sünde, das heißt: Beziehungslosigkeit. Luther übersetzt: Misstrauen.

Dabei wird Sünde als soziale Größe verstanden und nicht bloß individualistisch. Es ist eine Beschreibung des Zustandes, in dem wir Menschen leben. Die Bibel zeichnet ein realistisches Bild vom Menschen, kein aufgeklärt-idealistisches: Wir wünschen uns gelingende Beziehungen, doch letztlich sind unsere Beziehungen von Misstrauen, Abbrüchen, Leid und Schuld geprägt.

Sünde ist ein Zustand mit Folgen. Wir werden fortgesetzt schuldig, etwa an den Schwachen in der Gesellschaft, an der Bevölkerung ärmerer Länder, an der Natur – und zwar durch unser bloßes Leben und Konsumieren. Sünde ist mehr als die Summe persönlicher Fehler. In  die Sünde sind wir teilweise ungewollt und dennoch kollektiv verstrickt. Es geht um eine verheerende moralische Gesamtsituation, inklusive lebensfeindlicher politischer und sozialer Strukturen.

2. Gott braucht kein Opfer – Sühne als Befreiung (nach Jesaja 53)

Zunächst: Nicht Gott hat Jesus getötet, sondern es waren Menschen. Nicht Gott ist grausam, sondern wir. Schonungslos wird die Wirklichkeit von Tätersein und Opfersein ausgesprochen. Von Gottes Seite aus musste dieser Tod nicht sein.

So heißt es in Jesaja 53, einem der Gottesknechtslieder, die schon frühchristlich zur Deutung des Todes Jesu herangezogen wurden (Jesaja 53,4): Unsere Krankheit hat der Gottesknecht getragen, das heißt seine Verletzungen gehen auf unser Fehlverhalten zurück. Wir haben sein Leid verursacht. Und wir sind immer wieder dabei, genauso zu handeln. Nicht der Gottesknecht selbst ist schuld daran.

Ebenso ist ein Mobbing-Opfer bei der Arbeit oder in der Klasse nicht selbst schuld, sondern er oder sie trägt die Schuld der anderen, Aggressionen werden ihm oder ihr aufgeladen. Wenn diese Person nun aus der Firma oder Klasse entfernt wird, ist die Gruppe dadurch nicht geheilt, sondern die Krankheit ist weiterhin da – und wird sich ein neues Opfer suchen.

Des Menschen Irrtum ist, dass er denkt, er werde von Gott geschlagen. Dass das nicht stimmt, macht Jesaja 53,5a klar: „Wegen unserer Frevel“ leidet der Gottesknecht. Im hebräischen Original-Text steht nicht: „Er ist verletzt um unserer Frevel/Missetaten willen.“

Und Jesaja treibt die Schuld und Verantwortlichkeit des Menschen auf die Spitze: Weil der Gottesknecht ohnehin geschlagen ist, wird er noch mehr geprügelt. In Jesaja 53,5b steht: „So lange haben wir geprügelt, bis wir durch seine Striemen Erleichterung finden konnten.“ Es ist eine Beschreibung des Lustgefühls beim Schlagen, das für den Augenblick „heilt“. Wir prügeln auf andere ein, machen andere mit Worten fertig, weil wir mit uns unversöhnt sind, um uns Erleichterung zu verschaffen. In der jüdischen Auslegung ist zu lesen: „Wenn wir ihn verletzten, war es uns, als ob wir geheilt würden – so sehr freuten wir uns an seinem Unglück. Wir finden Frieden durch die Schmerzen, die wir ihm zufügten.“

Nimmt man diese jüdische Auslegungstradition von Jeseja 53 ernst, dann ist es der Gottesknecht selbst, der sein Leben hingibt – aus freien Stücken. Aber Gott lässt ihn nicht fallen, sondern richtet ihn auf. Dieses Geschehen von Hingabe und Aufrichtung stiftet neu Beziehung, überwindet die Sünde, die Beziehungslosigkeit. So sühnt er, wirkt  heilend und eröffnet neue Wege zum Leben. Sühne im biblischen Sinn bedeutet nie, dass ein zorniger Gott besänftigt werden muss durch ein Opfer.

Dieser Gedanke ist so erst im Anschluss an Anselm von Canterbury im Mittelalter aufgekommen. Nach Anselms „Sühneopfertheorie“ musste der beleidigte und wütende Gottvater durch das Blut Jesu besänftigt und versühnt werden. Das ist ein grobes Missverstehen. Biblisch muss es kein Sühnehandeln geben als Genugtuung für Gott. Weder muss Gott gnädig gestimmt, noch muss er „zu seinem Recht kommen“. Gegenüber diesen Missverständnissen, als ob Gott in irgendeiner Art versöhnt werden müsste, ist ausdrücklich und entschieden mit Paulus zu betonen: Gott selber versöhnte die Welt mit sich. Gott selbst ist der Handelnde. Gott sucht Versöhnung. Er tut es aus Liebe zu uns. Gott wollte kein Menschenopfer haben. Weder erlaubt die Bibel Menschenopfer, noch wollten die Mörder Jesu ein Opfer bringen.

3. Warum musste Jesus „für uns“ sterben?

Es geht bei diesem Sühnegeschehen nicht nur um den Einzelnen, sondern um die Verstrickung der ganzen Gesellschaft. Alle leben wir in Schuldzusammenhängen. Unser Leben bedarf der Sühne – das heißt des Hineingenommenwerdens in die Welt des Lebens, also zu Gott. Das feiern Juden am großen Versöhnungstag, dem Yom Kippur, dass Gott die Schuld der Menschen „bedeckt“.

Der Mensch in der modernen Welt ist davon überzeugt, alles selbst zu schaffen. Auch die Erlösung. Zudem ist sie ständig dabei, Schuld und ihre Folgen zu verdrängen oder schön zu reden oder mit „Sachzwängen“ zu bagatellisieren. All das führt dazu, dass wir mit Sühne, die auf Gemeinschaft zielt, nichts anzufangen wissen.

Paulus kann aus der jüdischen Tradition Gerechtigkeit, Heil oder Unheil nur sozial, also in Bezug auf Gemeinschaft denken. „Gerecht“ ist jemand, der das Zusammenleben ermöglicht (Römer 3,25). Der „Gerechtfertigte“ ist dementsprechend derjenige, den Gott in seine Gemeinschaft aufnimmt, mit dem die Beziehung wieder stimmt, alles Misstrauen beseitigt ist. Glaube ich das, ist der Zustand der Sünde, der Beziehungslosigkeit, überwunden, gesühnt (Römer 3,28).

Der Kern der biblischen Botschaft ist: Gott vergibt uns die Schuld, weil er Gott ist, weil er barmherzig und gnädig ist. Und nicht, weil Jesus am Kreuz gestorben ist. Die biblischen und liturgischen Formulierungen, dass Jesus unserer Sünden wegen für uns gestorben ist, weisen auf etwas Entscheidendes hin: Es kommt uns zugute.

Dass Jesus am Kreuz sterben musste, hat mit menschlicher Feigheit, Macht, Brutalität und letztlich Schuld zu tun. Gott hat die Grausamkeit der Menschen völlig umgewandelt, wie nur er Hass und Unglück verwandeln kann. So ist das Kreuz Jesu Ausdruck und Summe unserer Grausamkeit und Ausdruck und Summe der Feindesliebe, der Versöhnungstat, der allumfassenden Liebe Gottes.

Johannes deutet den Tod Jesu als Freundschaftsdienst: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Johannes 15,13). Am Kreuz hat uns Jesus bis zur Vollendung geliebt, um denen, die sich selbst aufgegeben haben und sich selber nicht akzeptieren können, die Augen zu öffnen und ihnen diese Botschaft zu vermitteln. Diese Liebe zu uns am Kreuz ist die intensivste Predigt, die Jesus gehalten hat, eine Predigt mit seiner ganzen Existenz: „Du bist mit allem, was du bist, auch mit deiner Schuld, von Gott geliebt. Gottes Liebe will in alle Gegensätze deiner Seele dringen, in die Stärken und Schwächen, in die Licht- und Dunkelseiten, auch in deine Schuld.“

Mit dem Blick auf Kreuz und Auferstehung Jesu erkenne ich die Liebe Gottes, die mich annimmt, mir Schuld vergibt, die mich auch mit all meinen aggressiven, feigen, dunklen und destruktiven Tendenzen meiner Seele nicht fallen lässt, sondern verwandeln will. Am Kreuz siegt die Liebe über menschliches Versagen. Sie siegt auch über unsere Selbstentfremdung und Selbstverurteilung. Gott hat alles Nötige dafür getan. Das ist die befreiende Botschaft für uns.

Andreas Goetze ist Landespfarrer für interreligiösen Dialog.

Jule | 03.28.13 | die Kirche | No Comments |

Die Apostelin

Maria Magdalenas Mut, ihrer Trauer zu begegnen macht sie zur ersten Zeugin der Auferstehung. Gedanken zum Predigttext für Ostersonntag

 

Maria Magdalena und der auferstandene Jesus am leeren Grab – eine wunderschöne, eine berührende Geschichte. Maria ist überwältigt von ihrer Trauer um den Verlust des geliebten Menschen Jesu. Ihre Augen sind verschleiert von dem Fluss ihrer Tränen. Doch sie stellt sich ihrem Schmerz, sie schaut hinein in das Zentrum des Grauens.

Und sie sieht zwei Engel, einen zu Häupten und einen zu den Füßen des Leichnams, der aber nicht mehr da ist. Die Engel als Zwischenwesen von Himmel und Erde begleiten Jesus bei seiner Geburt hinein in diese Welt und bei seinem Tod hinaus aus dieser Welt. Maria Magdalenas Augen aber sind verschleiert, ihre einzige Sorge gilt dem Leichnam Jesu. Das darf nicht sein, dass sie diesen geschändet haben, es muss einen Ort geben, wo er in Frieden liegen darf und zu dem sie gehen kann in ihrer Trauer.

Die Todesgrenze überschritten

Ihr Blick geht vom Grab weg zurück in die Welt und sie sieht Jesus und meint, es sei der Gärtner. Von allen Seiten ist sie umgeben – vor ihr, in Richtung Tod stehen die Engel – hinter ihr, in Richtung Leben steht der Auferstandene. Wieder stellt sie die Frage nach dem Leichnam und da hört sie ihren Namen. Er kennt sie mit Namen – damals und heute und über den Tod hinaus. Das öffnet ihr die Augen, sie will ihn berühren, festhalten, doch das darf sie nicht mehr. Er hat die Todesgrenze überschritten.

Das ist nicht das Ende, sondern der Anfang einer neuen Beziehung – einer Beziehung, die keiner mehr zerstören kann. Und er gibt ihr ein Versprechen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Und das bedeutet: So wie ich ein Kind Gottes bin, so seid ihr auch Kinder Gottes, so wie ich aus dem Totenreich geholt wurde, so werdet auch ihr aus dem Totenreich geholt werden, so wie ich zum Ursprung des Lebens zurückkehre und lebe, so werdet auch ihr zum Ursprung des Lebens zurückkehren und leben.

Und dann bekommt Maria von Jesus den Predigtauftrag: Geh zu meinen Geschwistern nach Jerusalem und erzähle, was ich dir gesagt habe. Maria nimmt diesen Auftrag an, sie geht und verkündigt die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi und wird so zur Apostelin. In frühen christlichen Gemeinden wurde Maria Magdalena noch als eine Apostelin verehrt, unter ihrem Namen wurde ein Evangelium geschrieben und Gemeinden haben sich nach ihr genannt. Mit der fortschreitenden Institutionalisierung der Kirche wurden die Frauen immer mehr in den Hintergrund gedrängt, bis sie gänzlich aus dem Predigtamt beseitigt wurden. Heute stehen sie wieder auf den Kanzeln und verkünden die Auferstehung der Toten, so wie es Jesus sie gelehrt hat.

Ruth Misselwitz ist Pfarrerin in der Kirchengemeinde Alt-Pankow, Berlin.

Predigttext am Ostersonntag: Johannes 20,11–18


11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab 12 und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. 13 Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. 14 Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. 15 Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen. 16 Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! 17 Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. 18 Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.

Jule | 03.28.13 | die Kirche | No Comments |