Sind wir selbstgerecht – wie denkt Jehova über uns?

Warum man Extreme meiden sollte

Unvollkommene Menschen können sehr leicht das Gleichgewicht verlieren und extreme Ansichten vertreten. König Salomo gab daher den Rat:

“Werde nicht allzu gerecht, noch zeige dich übermäßig weise. Warum solltest du Verwüstung über dich bringen? Sei nicht allzu böse, noch werde töricht. Warum solltest du sterben, wenn deine Zeit nicht da ist? Es ist besser, daß du das eine erfassest, aber auch vom anderen ziehe deine Hand nicht zurück; denn wer Gott fürchtet, wird bei alledem frei ausgehen” (Pred. 7:16-18).

Wer allzu gerecht ist, sorgt sich meist übermäßig um geringfügige Dinge. Er macht zum Beispiel eine große Streitfrage aus einer rein menschlichen Verfahrens- oder Handlungsweise, aus Dingen, über die die Bibel nichts sagt. Wenn er sieht, wie jemand etwas Gutes tut oder vielleicht Barmherzigkeit erweist, mag er einen Einwand erheben, weil eine gewisse “Form” nicht gewahrt worden ist. Er gleicht weitgehend den Pharisäern, die sich nicht über die wunderbare Erleichterung freuten, die Jesus am Sabbat Bedrückten verschaffte, sondern darüber zornig wurden und schlußfolgerten, der Sohn Gottes habe das Gesetz übertreten, indem er an jenem Tag Heilungen vorgenommen habe (Mark. 3:1-6; Luk. 14:1-6). Personen, die allzu gerecht sind, bedenken häufig nicht, was barmherzig, liebevoll oder hilfreich wäre. Sie gehen in der Anwendung von Regeln bis zum Äußersten. Wenn ihrer Meinung nach eine Regel verletzt worden ist, ziehen sie keine anderen Faktoren in Betracht. (Vergleiche Matthäus 12:2-7; 23:23; Römer 14:1-4, 10).

Personen, die allzu gerecht sind, mögen in der Selbstverleugnung so weit gehen, daß sie ihre Gesundheit schädigen. Sie handeln im Widerspruch zu dem vernünftigen Rat aus Kolosser 2:20-23: “Warum unterwerft ihr euch, als lebtet ihr in der Welt, weiterhin den Verordnungen: ,Fasse nicht an noch koste, noch berühre’ in bezug auf Dinge, die alle dadurch, daß sie verbraucht werden, zur Vernichtung bestimmt sind, gemäß den Geboten und Lehren von Menschen? Gerade diese Dinge besitzen zwar einen Schein von Weisheit in einer selbstauferlegten Form der Anbetung und Scheindemut, einer strengen Behandlung des Leibes; aber sie sind von keinem Wert im Kampf gegen die Befriedigung des Fleisches.”

Wer allzu gerecht ist, läuft tatsächlich Gefahr, wie Salomo sagt, ‘Verwüstung über sich zu bringen’. Er mag sich durch Unbesonnenheit, Eifer oder übertriebene Selbstverleugnung physisch, geistig oder seelisch zugrunde richten. Und was noch schlimmer ist: Eine lieblose Einstellung kann ihn Gottes Gunst und Segen kosten.

Dann gibt es nach den Worten Salomos den Menschen, der ‘sich übermäßig weise zeigt’ und versucht, andere durch seine Weisheit zu beeindrucken. Er schwingt sich zum Kritiker auf und erweckt den Eindruck, er verfüge über ein besseres Verständnis als alle anderen. Weil er eine hohe Meinung von seinen Fähigkeiten hat, mischt er sich häufig in Angelegenheiten anderer Leute ein und bietet unaufgefordert Lösungen für ihre Probleme an. Mit der Zeit entfremdet er sich anderen, und man mag alles mögliche tun, um ihn zu meiden. Außerdem zeigt es sich vielleicht mit der Zeit, daß sein Rat nicht allzu gut war, und man mag ihn beschuldigen, unnötigerweise Schwierigkeiten verursacht zu haben.

Damit jemand nicht ins andere Extrem fällt, indem er Gerechtigkeit und Weisheit nicht mehr im rechten Licht sieht, warnt Salomo auch davor, ‘allzu böse zu werden’. Wir alle müssen selbstverständlich zugeben, daß die Unvollkommenheit eine Realität ist. Der Apostel Johannes schrieb: “Wenn wir erklären: ,Wir haben keine Sünde’, führen wir uns selbst irre und die Wahrheit ist nicht in uns” (1. Joh. 1:8). Deshalb müssen wir uns damit abfinden, daß wir in vieler Hinsicht sündigen. Doch man sollte darüber wachen, daß man nicht leicht über einen Fehler hinweggeht und sich mit den Worten entschuldigt: “Schließlich bin ich ja ein Sünder.” Während man sich des Lebens erfreut, sollte man darüber wachen, nicht alle Zügel fallen zu lassen. Wer denkt, er sei über das Gesetz und über Zurechtweisung erhaben, handelt wie ein Tor und beschwört Unheil herauf. Wenn jemand zügellos handelt, mag er schwerwiegende Probleme bekommen und sogar frühzeitig sterben.

Wie kann man solche Extreme meiden? Man muß Gottesfurcht, eine Ehrfurcht vor dem Schöpfer, haben. Diese Furcht hält einen davon zurück zu sündigen und veranlaßt einen, eine ausgeglichene Lebensweise zu pflegen und Extreme zu meiden. Wer Gott fürchtet, bemüht sich, gerecht und weise zu sein, doch hält er sich davon zurück, allzu gewissenhaft zu sein und Weisheit zur Schau zu stellen. Weil er das Leben auf vernünftige Weise genießt, mag er sogar von Extremisten als ein Sünder verurteilt werden wie Jesus Christus, den man zu Unrecht als einen Säufer und Fresser bezeichnete (Matth. 11:19).

In Wirklichkeit aber achtet ein solch gewissenhafter, ausgeglichener Mensch streng auf seinen Wandel und treibt nicht Sünde. Ein gottesfürchtiger Mensch bleibt von den Problemen und Schwierigkeiten derer verschont, die die göttliche Richtschnur außer acht lassen, (1.) ‘nicht allzu gerecht zu werden und sich nicht übermäßig weise zu zeigen’ und (2.) ‘nicht allzu böse zu werden’. Auf diese Weise ‘erfaßt er’, wie Salomo empfiehlt, ‘das eine, aber zieht auch seine Hand nicht vom anderen zurück’. Er erfaßt Gerechtigkeit, ohne so genau zu sein, daß er unmögliche Maßstäbe für sich und andere aufstellt oder sich vernünftiges Vergnügen im Leben vorenthält.

Jule | 06.14.11 | eigene Gedanken zum Geschehen | 2 Comments |

„Der Wert eines guten Namens“

Quelle Wachtturm 15.September 1977
Was wollte der Weise damit sagen?

Der Wert eines guten Namens

Ein guter Name oder ein guter Ruf ist etwas Wertvolles, was es verdient, geschützt zu werden. Der weise König Salomo sagte:

“Ein Name ist besser als gutes Öl und der Tag des Todes als der Tag, da man geboren wird” (Pred. 7:1).

Gutes Öl war in alter Zeit etwas Kostbares. Es verbreitete einen lieblichen Duft. Doch noch lieblicher als der Duft guten Öls ist ein guter Ruf. Jemandes Name erhält durch das ganze Leben des Betreffenden seine Bedeutung und sagt aus, was für eine Person er ist. Beim Tode ist dieser Name oder Ruf besiegelt bzw. endgültig festgelegt. Da man bei der Geburt noch keinen Ruf hat, ist der ‘Tag des Todes besser als der Tag, da man geboren wird’.

Wenn man einen guten Namen bewahren möchte, sollte man das Leben mit ernsten Augen betrachten. Salomo empfahl:

“Besser ist es, in das Haus der Trauer zu gehen, als in das Haus des Festmahls zu gehen, denn das ist das Ende aller Menschen; und der Lebende sollte es sich zu Herzen nehmen” (Pred. 7:2).

Wenn in einer Familie jemand stirbt, ist es sicherlich nicht angebracht, daß man die Hinterbliebenen völlig übersieht und dazu übergeht, zu feiern und ausgelassen zu sein. Man hat vielmehr die Gelegenheit, die Trauernden zu trösten. Gleichzeitig kann es sich günstig auf einen selbst auswirken, wenn man in das “Haus der Trauer” geht. Man wird mit allem Nachdruck an die Kürze des Lebens erinnert und daran, wie schnell jemandes Planen und Tun ein Ende nehmen kann. Das kann jemand veranlassen, sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen, wie er sein eigenes Leben lebt. Der Geist, der in einem “Haus des Festmahls” herrscht, trägt indes nicht zu derart nüchternem Denken bei.

Salomo sagt weiter:

“Besser ist Verdruß als Lachen, denn durch die Verdrossenheit des Angesichts wird das Herz besser. Das Herz der Weisen ist im Hause der Trauer, aber das Herz der Unvernünftigen ist im Hause der Freude” (Pred. 7:3, 4).

Wer sich im “Haus der Trauer” befindet, wird sich der Kürze des Lebens bewußt und ist wegen unvorhergesehener Ereignisse beunruhigt. Er sieht traurig und ernst aus; er zeigt kein lachendes Gesicht, wie wenn er in einem “Haus des Festmahls” wäre. Sein ernster Blick kann sich auf das Herz günstig auswirken und eine Wendung zum Besseren herbeiführen. “Das Herz der Weisen ist” insofern “im Hause der Trauer”, als es erwägt, wie sie ihr Leben führen sollten und warum. Ihr Herz läßt keine Oberflächlichkeit und Unbesorgtheit erkennen, wie man sie an einem Ort ausgelassener Festlichkeit antrifft.

Salomo setzt diese Argumentation fort und sagt:

“Besser ist es, das Schelten eines Weisen zu hören, als der Mann zu sein, der das Lied der Unvernünftigen hört. Denn wie das Geräusch von Dornen unter dem Topf, so ist das Lachen des Unvernünftigen; und auch das ist Nichtigkeit” (Pred. 7:5, 6).

Wer vom rechten Weg abkommt, würde sicherlich aus dem “Schelten eines Weisen” Nutzen ziehen. Aber von welchem Wert wäre das Lied oder die leere Schmeichelei eines Unvernünftigen? Durch Schmeichelei könnten Fehler zugedeckt werden, der Betreffende könnte in seiner verkehrten Handlungsweise bestärkt und sein Ruf könnte ruiniert werden. Wenn das oberflächliche Gelächter eines Toren zu einer unpassenden Zeit erschallt, tut es dem Ohr ebenso weh wie das Knattern brennender Dornen unter einem Topf; es sind unangenehme, nicht erbauende Laute.

Hüte dich davor, schlecht zu werden

Niemand, auch nicht ein Weiser, ist davor gefeit, schlecht zu werden. König Salomo schrieb:

“Denn allein Bedrückung kann bewirken, daß ein Weiser unsinnig handelt, und eine Gabe kann das Herz vernichten” (Pred. 7:7).

Selbst ein Weiser kann, wenn er längere Zeit bedrückt wird, unbesonnen handeln. Er mag die Selbstbeherrschung verlieren und seiner Enttäuschung Luft machen, indem er anderen mit spitzer Zunge begegnet oder vielleicht versucht, sich durch ungesetzliche Mittel Erleichterung zu verschaffen.

Der Schrifttext könnte andererseits auch Bedrückung beschreiben, an der der Weise selbst beteiligt ist. Jemand, der herrschsüchtig ist oder dazu neigt, andere zu bedrücken, ist, ganz gleich, wie weise er sein mag, unbarmherzig und rücksichtslos. Er läßt die Gefühle anderer außer acht und ist blind für ihre Notlage. Er ist nur auf sich selbst und auf seine Stellung bedacht. Er kommt sich als ein großer Wohltäter vor und meint daher, das Recht zu haben, jeden zu unterdrücken, der es wagt, seine Handlungsweise zu kritisieren. (Vergleiche 2. Chronika 16:10.)

Ein Bestechungsgeschenk kann einen ebenso schlechten Einfluß ausüben wie Bedrückung und “kann das Herz” oder gute Beweggründe “vernichten”. Personen, die sich bestechen lassen, mögen Arme und Bedürftige, die unter Diskriminierung und Parteilichkeit zu leiden haben, herzlos behandeln.

Wie man Ungerechtigkeit und Bedrückung ertragen kann

Was kann man tun, um mit Ungerechtigkeit fertig zu werden? Salomos weitere Worte sind dabei sehr hilfreich:

“Besser ist das nachherige Ende einer Sache als ihr Anfang. Besser ist einer, der geduldig ist, als einer, der hochmütigen Geistes ist. Sei nicht eilig in deinem Geiste, gekränkt zu werden, denn sich gekränkt zu fühlen ruht im Busen der Unvernünftigen” (Pred. 7:8, 9).

Es ist vernünftig, geduldig zu sein und darauf zu vertrauen, daß letztlich für Gottes Diener alles gut ausgehen wird. Ja, das Ende einer Sache mag ganz anders sein als ihr düsterer Anfang. Das traf gewiß auf die in Ägypten versklavten Israeliten zu. Als Moses Pharao anfangs um die Freilassung der Israeliten bat, reagierte dieser mit verschärftem Druck (2. Mose 5:1-9). Am Ende machte sich jedoch Jehova Gott einen großen Namen, indem er die Befreiung seines versklavten Volkes herbeiführte (2. Mose 12:31, 32).

Ein geduldiger Mensch ist nicht so sehr geneigt, selbst etwas in die Hand zu nehmen und dadurch sich oder andere in Schwierigkeiten zu bringen. Doch jemandem, der hochmütigen Geistes ist, fällt es schwer, beherrscht zu bleiben, und er neigt dazu, übereilt zu handeln, was zu seinem eigenen Schaden ist. Ein ungeduldiger Mensch, dessen Erwartungen unerfüllt bleiben, gerät schnell in Zorn. Er ist leicht gekränkt oder entwickelt einen starken Unwillen. Er pflegt diesen Ärger oder diesen Unwillen und behält ihn so eng bei sich, als ob er ihn in seinem Busen ruhen ließe. Deswegen sprach Salomo mit Recht von ihm als von einem “Unvernünftigen”, denn seine Einstellung zeitigt schlechte Ergebnisse in Form übereilter Worte oder Handlungen.

Eine realistische Ansicht über die Vergangenheit ist eine weitere wertvolle Hilfe, mit unerfreulichen Situationen in der Gegenwart fertig zu werden. Salomo gab den Rat:

“Sprich nicht: ,Weshalb ist es geschehen, daß sich die früheren Tage als besser erwiesen haben als diese?’, denn nicht zufolge von Weisheit hast du danach gefragt” (Pred. 7:10).

Wer sich in die “gute alte Zeit” zurücksehnt, vergißt, daß es auch damals genügend Probleme und Sorgen gab. Das Leben in diesem unvollkommenen System entspricht nie dem Idealzustand. In der Vergangenheit mag einiges besser gewesen sein, etwas anderes dafür wieder nicht. Ein nostalgischer Blick in die Vergangenheit mag sehr unrealistisch sein. Außerdem kann niemand die Zeit zurückdrehen. Daher ist es sehr unvernünftig, zu glauben, es sei irgendwann in der Vergangenheit in jeder Hinsicht in dieser Welt besser gewesen, und dadurch unzufrieden zu werden. Eine solche Gesinnung ist keine Hilfe, mit einer unangenehmen, aber unabänderlichen Lage fertig zu werden.

Die Weisheit – von größerem Wert

Ein Erbe ist wertvoll. Aber von welchem Nutzen wäre es, wenn es demjenigen, der es erhält, an Weisheit mangeln würde, um es richtig verwalten zu können? König Salomo schrieb:

“Weisheit zusammen mit einem Erbe ist gut und ist vorteilhaft für die, welche die Sonne sehen. Denn Weisheit dient zum Schutz, gleichwie Geld zum Schutz dient; aber der Vorteil der Erkenntnis ist, daß Weisheit selbst ihre Besitzer am Leben erhält” (Pred. 7:11, 12).

Somit ist Weisheit von größerem Wert als materielle Besitztümer. Jemand, dem es an Weisheit mangelt, mag ein Erbe schnell verschwenden. Geld bietet zwar einen gewissen Schutz und ermöglicht seinem Besitzer, das zu erhalten, was er braucht, doch kann es verlorengehen oder gestohlen werden. Reiche mögen sogar Opfer von Raubüberfällen und Gewalttaten werden. Andererseits kann die Weisheit – die Fähigkeit, Erkenntnis anzuwenden, um Probleme zu lösen oder bestimmte Ziele zu erreichen – jemand davon zurückhalten, törichte Risiken einzugehen, durch die er sein Leben gefährdet. Sie kann jemand vor einem frühzeitigen Tod bewahren und, wenn sie auf einer angemessenen Gottesfurcht beruht, dazu führen, daß er ewiges Leben erlangt.

Die Weisheit ist somit als Schutz bestimmt von Wert. Der Weise sagte:

“Die Weisheit selbst ist für den Weisen stärker als zehn Machthaber, die sich in einer Stadt befunden haben” (Pred. 7:19).

Die Weisheit kann als Schutz mehr leisten als “zehn Machthaber” – die vollständige Zahl von Kriegern, die die Bewohner einer belagerten Stadt beschützen.

Da alle Menschen unvollkommen sind, kommen wir nicht ohne die weise Anleitung aus, die Jehova Gott in seinem Wort zur Verfügung gestellt hat. Als Sünder verfehlen die Menschen bei weitem den vollkommenen Maßstab Gottes. Salomo sagte:

“Denn da ist kein Mensch gerecht auf der Erde, der ständig Gutes tut und nicht sündigt” (Pred. 7:20).

Bestimmt sollten wir uns daher die in der Bibel geoffenbarte Weisheit zu eigen machen. Das wird uns helfen, heute und in der Zukunft Erfolg zu haben.

Woran der Mensch nichts ändern kann

In dieser unvollkommenen Welt geschieht vieles, worauf der Mensch keinen Einfluß hat. So unerwünscht dies auch ist, kann der Mensch doch daran nichts ändern. König Salomo bemerkte:

“Sieh das Werk des wahren Gottes, denn wer vermag geradezumachen, was er gekrümmt hat?” (Pred. 7:13).

In anderen Worten: Welcher Mensch kann die Fehler und Unvollkommenheiten, die Gott zuläßt, beseitigen? Niemand, denn es liegt nicht nur Sinn und Zweck in allem, was der Höchste selbst tut, sondern auch in anderen Dingen, die er geschehen läßt.

Deshalb empfiehlt Salomo:

“An einem guten Tag zeige, daß du guter Dinge bist, und an einem Unglückstag sieh, daß der wahre Gott auch diesen genauso wie jenen gemacht hat, zu dem Zweck, daß der Mensch nach ihnen überhaupt nichts herausfinden kann” (Pred. 7:14).

Gemäß diesem Rat sollte man für einen Tag, an dem alles gutgeht, dankbar sein und sollte dies dadurch zeigen, daß man gütig, großzügig und freundlich ist und in seinen Worten und Handlungen Freude zum Ausdruck bringt. Man sollte einen guten Tag als ein Geschenk Gottes ansehen. Was aber, wenn ein Tag Unheil und Schwierigkeiten bringt? Man tut gut daran, zu ‘sehen’ oder anzuerkennen, daß Gott das Unheil zugelassen hat. Weshalb? Salomo sagt:

“Zu dem Zweck, daß der Mensch nach ihnen überhaupt nichts herausfinden kann.”

Der Umstand, daß Gott uns sowohl Freuden als auch Schwierigkeiten erleben läßt, bietet uns nicht nur Gelegenheit, Ausharren zu entwickeln, sondern sollte uns auch, wie Salomo sagt, nachdrücklich vor Augen führen, daß wir nicht voraussagen können, was die Zukunft bringen wird. Es gibt keine Ausnahmen; Unheil kann sowohl über die Gerechten als auch über die Bösen kommen. Ja, gerechte Menschen mögen leiden, während es bösen Menschen anscheinend gutgeht. Salomo sagt weiter:

“Alles habe ich während meiner nichtigen Tage gesehen. Da ist der Gerechte, der in seiner Gerechtigkeit umkommt, und da ist der Böse, der in seiner Schlechtigkeit lange besteht” (Pred. 7:15).

Dieser Umstand beunruhigt natürlich viele Menschen. Sie sind sogar zornig auf den Höchsten. Doch so weit sollte man es nicht kommen lassen. Wir sollten statt dessen auf Gott vertrauen und daran denken, daß er ein Gott der Liebe ist (1. Joh. 4:8). Was er zuläßt, wird nie zum dauernden Schaden einer Person führen. Die Tatsache, daß sowohl Gutes als auch Böses über uns kommen kann, sollte uns erkennen helfen, wie wichtig es ist, uns nicht auf uns selbst, sondern auf Gott zu verlassen. Wir mögen jetzt zwar gewisse Dinge nicht verstehen, doch dürfen wir davon überzeugt sein, daß alles, was Gott zugelassen hat, wenn es vorüber ist, schließlich für die Betroffenen zum Nutzen gewesen sein wird.

Der Apostel Petrus machte dies deutlich, als er über die Leiden sprach, die zu seiner Zeit über seine Glaubensbrüder gekommen waren: “Geliebte, laßt euch das, was unter euch brennt und was euch als Prüfung widerfährt, nicht befremden, als ob euch etwas Befremdendes zustoße. Im Gegenteil, freut euch weiterhin, insofern ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, damit ihr euch auch während der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Frohlocken freuen könnt. Wenn ihr um des Namens Christi willen geschmäht werdet, seid ihr glücklich, weil der Geist der Herrlichkeit, ja der Geist Gottes, auf euch ruht” (1. Petr. 4:12-14). “Aber nachdem ihr eine kleine Weile gelitten habt, wird der Gott aller unverdienten Güte, der euch zu seiner ewigen Herrlichkeit in Gemeinschaft mit Christus berufen hat, eure Schulung selbst beenden, er wird euch befestigen, er wird euch stärken” (1. Petr. 5:10).

Warum man Extreme meiden sollte

Unvollkommene Menschen können sehr leicht das Gleichgewicht verlieren und extreme Ansichten vertreten. König Salomo gab daher den Rat:

“Werde nicht allzu gerecht, noch zeige dich übermäßig weise. Warum solltest du Verwüstung über dich bringen? Sei nicht allzu böse, noch werde töricht. Warum solltest du sterben, wenn deine Zeit nicht da ist? Es ist besser, daß du das eine erfassest, aber auch vom anderen ziehe deine Hand nicht zurück; denn wer Gott fürchtet, wird bei alledem frei ausgehen” (Pred. 7:16-18).

Wer allzu gerecht ist, sorgt sich meist übermäßig um geringfügige Dinge. Er macht zum Beispiel eine große Streitfrage aus einer rein menschlichen Verfahrens- oder Handlungsweise, aus Dingen, über die die Bibel nichts sagt. Wenn er sieht, wie jemand etwas Gutes tut oder vielleicht Barmherzigkeit erweist, mag er einen Einwand erheben, weil eine gewisse “Form” nicht gewahrt worden ist. Er gleicht weitgehend den Pharisäern, die sich nicht über die wunderbare Erleichterung freuten, die Jesus am Sabbat Bedrückten verschaffte, sondern darüber zornig wurden und schlußfolgerten, der Sohn Gottes habe das Gesetz übertreten, indem er an jenem Tag Heilungen vorgenommen habe (Mark. 3:1-6; Luk. 14:1-6). Personen, die allzu gerecht sind, bedenken häufig nicht, was barmherzig, liebevoll oder hilfreich wäre. Sie gehen in der Anwendung von Regeln bis zum Äußersten. Wenn ihrer Meinung nach eine Regel verletzt worden ist, ziehen sie keine anderen Faktoren in Betracht. (Vergleiche Matthäus 12:2-7; 23:23; Römer 14:1-4, 10).

Personen, die allzu gerecht sind, mögen in der Selbstverleugnung so weit gehen, daß sie ihre Gesundheit schädigen. Sie handeln im Widerspruch zu dem vernünftigen Rat aus Kolosser 2:20-23: “Warum unterwerft ihr euch, als lebtet ihr in der Welt, weiterhin den Verordnungen: ,Fasse nicht an noch koste, noch berühre’ in bezug auf Dinge, die alle dadurch, daß sie verbraucht werden, zur Vernichtung bestimmt sind, gemäß den Geboten und Lehren von Menschen? Gerade diese Dinge besitzen zwar einen Schein von Weisheit in einer selbstauferlegten Form der Anbetung und Scheindemut, einer strengen Behandlung des Leibes; aber sie sind von keinem Wert im Kampf gegen die Befriedigung des Fleisches.”

Wer allzu gerecht ist, läuft tatsächlich Gefahr, wie Salomo sagt, ‘Verwüstung über sich zu bringen’. Er mag sich durch Unbesonnenheit, Eifer oder übertriebene Selbstverleugnung physisch, geistig oder seelisch zugrunde richten. Und was noch schlimmer ist: Eine lieblose Einstellung kann ihn Gottes Gunst und Segen kosten.

Dann gibt es nach den Worten Salomos den Menschen, der ‘sich übermäßig weise zeigt’ und versucht, andere durch seine Weisheit zu beeindrucken. Er schwingt sich zum Kritiker auf und erweckt den Eindruck, er verfüge über ein besseres Verständnis als alle anderen. Weil er eine hohe Meinung von seinen Fähigkeiten hat, mischt er sich häufig in Angelegenheiten anderer Leute ein und bietet unaufgefordert Lösungen für ihre Probleme an. Mit der Zeit entfremdet er sich anderen, und man mag alles mögliche tun, um ihn zu meiden. Außerdem zeigt es sich vielleicht mit der Zeit, daß sein Rat nicht allzu gut war, und man mag ihn beschuldigen, unnötigerweise Schwierigkeiten verursacht zu haben.

Damit jemand nicht ins andere Extrem fällt, indem er Gerechtigkeit und Weisheit nicht mehr im rechten Licht sieht, warnt Salomo auch davor, ‘allzu böse zu werden’. Wir alle müssen selbstverständlich zugeben, daß die Unvollkommenheit eine Realität ist. Der Apostel Johannes schrieb: “Wenn wir erklären: ,Wir haben keine Sünde’, führen wir uns selbst irre und die Wahrheit ist nicht in uns” (1. Joh. 1:8). Deshalb müssen wir uns damit abfinden, daß wir in vieler Hinsicht sündigen. Doch man sollte darüber wachen, daß man nicht leicht über einen Fehler hinweggeht und sich mit den Worten entschuldigt: “Schließlich bin ich ja ein Sünder.” Während man sich des Lebens erfreut, sollte man darüber wachen, nicht alle Zügel fallen zu lassen. Wer denkt, er sei über das Gesetz und über Zurechtweisung erhaben, handelt wie ein Tor und beschwört Unheil herauf. Wenn jemand zügellos handelt, mag er schwerwiegende Probleme bekommen und sogar frühzeitig sterben.

Wie kann man solche Extreme meiden? Man muß Gottesfurcht, eine Ehrfurcht vor dem Schöpfer, haben. Diese Furcht hält einen davon zurück zu sündigen und veranlaßt einen, eine ausgeglichene Lebensweise zu pflegen und Extreme zu meiden. Wer Gott fürchtet, bemüht sich, gerecht und weise zu sein, doch hält er sich davon zurück, allzu gewissenhaft zu sein und Weisheit zur Schau zu stellen. Weil er das Leben auf vernünftige Weise genießt, mag er sogar von Extremisten als ein Sünder verurteilt werden wie Jesus Christus, den man zu Unrecht als einen Säufer und Fresser bezeichnete (Matth. 11:19).

In Wirklichkeit aber achtet ein solch gewissenhafter, ausgeglichener Mensch streng auf seinen Wandel und treibt nicht Sünde. Ein gottesfürchtiger Mensch bleibt von den Problemen und Schwierigkeiten derer verschont, die die göttliche Richtschnur außer acht lassen, (1.) ‘nicht allzu gerecht zu werden und sich nicht übermäßig weise zu zeigen’ und (2.) ‘nicht allzu böse zu werden’. Auf diese Weise ‘erfaßt er’, wie Salomo empfiehlt, ‘das eine, aber zieht auch seine Hand nicht vom anderen zurück’. Er erfaßt Gerechtigkeit, ohne so genau zu sein, daß er unmögliche Maßstäbe für sich und andere aufstellt oder sich vernünftiges Vergnügen im Leben vorenthält.

Sei nicht übermäßig darum besorgt, was die Menschen sagen

Mitunter mag man sich fragen: Was sagen andere über mich? Mögen sie mich wirklich oder nicht? Wenn man sich solche Fragen stellt, sollte man vorsichtig sein. Der Weise rät uns:

“Gib nicht dein Herz all den Worten hin, die die Menschen reden mögen, damit du deinen Knecht nicht Übles auf dich herabrufen hörest. Denn dein eigenes Herz weiß wohl, sogar von vielen Malen, daß du, ja du, Übles auf andere herabgerufen hast” (Pred. 7:21, 22).

Es ist unvernünftig, allzusehr darum besorgt zu sein, was die Menschen sagen, und sich ihre Worte allzusehr zu Herzen zu nehmen. Die Menschen sind unvollkommen, und deshalb mögen sie über Freunde und Bekannte etwas sagen, was keineswegs schmeichelhaft für sie ist. Salomo beobachtete, daß ein Diener, der seinem Herrn gegenüber eigentlich loyal sein sollte, verärgert sein und Böses auf ihn herabrufen mag. Man darf also nicht jede Bemerkung ernst nehmen und sich dadurch beunruhigen lassen. Andererseits kann durch außergewöhnlich vorteilhafte Worte bei jemandem aber auch der Stolz gefördert werden.

Wenn man daher auf die Äußerungen anderer achtet, sollte man auch seine eigenen Worte in Betracht ziehen. Salomo bemerkte, daß man selbst oftmals Schlechtes über andere gesagt hat, ohne damit eine böswillige Absicht zu verfolgen. Warum sollte man sich also über die Äußerungen anderer aufregen, indem man ihre Worte zu ernst nimmt? Warum sollte man sich übermäßig für die Äußerungen anderer interessieren? Man könnte durch die Äußerungen anderer, seien sie günstig oder ungünstig, aus dem Gleichgewicht gebracht werden, falls man sie zu ernst nimmt.

Obwohl sich Salomo eingehend mit den Angelegenheiten der Menschen beschäftigte, erkannte er, daß es ihm nicht möglich war, alles zu verstehen. Er sagte:

“All dies habe ich mit Weisheit erprobt. Ich sprach: ,Ich will weise werden.’ Aber sie war fern von mir” (Pred. 7:23).

Salomo erprobte die Grundsätze, die er als Ergebnis seines ausgiebigen Forschens aufgestellt hatte. Er gebrauchte seine Weisheit, um diese Grundsätze auszuwerten, und stellte mit Genugtuung fest, daß sie stimmten und vernünftig waren. Er hatte die Nichtigkeit und Leere einer materialistischen Lebensweise erkannt, bei der der Schöpfer außer acht gelassen wird. Aber Salomo war sich darüber im klaren, daß er im absoluten Sinne weit davon entfernt war, weise zu sein, und das, obwohl er wirklich den Wunsch hatte, Einsicht zu erlangen, was aus seinen entschlossenen Worten hervorgeht:

“Ich will weise werden.” Obwohl er über außergewöhnliche Weisheit verfügte, konnte er vieles nicht ergründen. Er sagte weiter: “Was geworden ist, ist weit weg und überaus tief. Wer kann es herausfinden?” (Pred. 7:24).

Offensichtlich bezogen sich diese Worte Salomos auf Gottes Handeln, seine Werke und Vorsätze. (Vergleiche Römer 11:33, 34.)

Der Zustand der Menschheit

Salomo erkannte die Größe und Vielfalt der Werke Gottes und wandte sich erneut den Angelegenheiten der Menschen zu. Er schreibt:

“Ich selbst wandte mich um, ja mein Herz tat es, um zu erkennen und zu erforschen und nach Weisheit und dem Grund der Dinge zu suchen und um über die Bosheit der Unvernunft und die Torheit des Wahnsinns Bescheid zu wissen; und ich fand dies heraus: Bitterer als den Tod fand ich das Weib, das selbst gleich Fangnetzen ist und dessen Herz Schleppnetze und dessen Hände Fesseln sind. Man ist gut vor dem wahren Gott, wenn man ihr entrinnt, aber man sündigt, wenn man von ihr gefangen wird” (Pred. 7:25, 26).

Beachten wir, daß sich Salomo aufgrund seines ganzherzigen Nachforschens veranlaßt sieht, eine böse Frau, eine Prostituierte, als das Schlechteste hinzustellen, mit dem ein Mann zu tun haben könnte. Er vergleicht ihre Lockmittel mit “Schleppnetzen” und “Fesseln”. Ein Mann, der sich von einer solchen Frau verführen läßt, mag etwas erleben, was bitterer ist als der Tod; vielleicht zieht er sich eine widerliche Geschlechtskrankheit zu oder ruiniert seine Familie, falls er verheiratet ist. Noch bedeutender ist jedoch der Umstand, daß er sein Verhältnis zu Jehova Gott gefährdet, wenn er sich mit einer Prostituierten einläßt.

Die Tatsache, daß Salomo mit solchem Nachdruck vor den Lockmitteln einer schlechten Frau warnt, legt die Vermutung nahe, daß damals unter Frauen ein sehr niedriges sittliches Niveau herrschte. Das mag auf fremdländischen Einfluß und eine Neigung zur Baalsanbetung zurückzuführen gewesen sein, einem Fruchtbarkeitskult, den Salomo später förderte, weil er seinen ausländischen Frauen gefallen wollte (1. Kö. 11:3-8). Vor diesem Hintergrund mögen die weiteren Worte Salomos verständlich erscheinen:

“Siehe! Dies habe ich gefunden, . . . eins nach dem andern genommen, um das Endergebnis zu finden, daß meine Seele fortwährend suchte, ich aber nicht gefunden habe. E i n e n Mann aus tausend habe ich gefunden, aber eine Frau habe ich unter all diesen nicht gefunden” (Pred. 7:27, 28).

Salomo kam zu der Erkenntnis, daß ein rechtschaffener Mann schwer zu finden war. Es mochte einen unter tausend geben. Doch gestützt auf seine Erfahrungen mit vielen Frauen und Nebenfrauen sowie auf seine Beobachtungen anderer Frauen, kam Salomo zu dem Schluß, daß eine ideale Frau damals noch seltener war. Das heißt nicht, daß es keine vortrefflichen Frauen gab, sondern daß, insgesamt gesehen, nur wenige vorbildliche Frauen zu finden waren. Ein Mann, der eine gute Frau gefunden hatte, war tatsächlich gesegnet. Passenderweise heißt es in den Sprüchen: “Eine tüchtige Ehefrau, wer kann sie finden? Ihr Wert geht weit über den von Korallen” (Spr. 31:10). “Hat jemand eine gute Ehefrau gefunden? Er hat Gutes gefunden” (Spr. 18:22).

Der Umstand, daß rechtschaffene Männer und Frauen schwer zu finden waren, konnte jedoch nicht Gott zur Last gelegt werden. Salomo erkannte dies mit den Worten an:

“Der wahre Gott [hat] den Menschen rechtschaffen gemacht . . ., sie selbst aber haben viele Pläne gesucht” (Pred. 7:29).

Statt an den gerechten Maßstäben Gottes festzuhalten, haben es sich die meisten Männer und Frauen zu ihrem Schaden vorsätzlich erwählt, nach ihren eigenen Plänen, Wahlsprüchen und Methoden zu handeln.

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

„Besitztum ohne Freude und Genuß“

Quelle Wachtturm vom 1.September 1977
Was wollte der Weise damit sagen?

Besitztum ohne Freude und Genuß

In seiner Betrachtung der Angelegenheiten des Menschen ließ der weise König Salomo die Umstände nicht außer acht, die Menschen oft daran hindern können, sich an dem, was sie besitzen, zu erfreuen und es zu genießen.

Er schrieb darüber:

“Da ist ein Unglück, das ich unter der Sonne gesehen habe, und es ist häufig unter den Menschen: ein Mann, dem der wahre Gott Reichtum und materielle Besitztümer und Herrlichkeit gibt und dem es für seine Seele an nichts von dem mangelt, nach dem er Verlangen bekundet, und doch setzt der wahre Gott ihn nicht in den Stand, davon zu essen, obwohl ein bloßer Ausländer es essen mag. Das ist Nichtigkeit, und es ist eine schlimme Krankheit” (Pred. 6:1, 2).

Der Allmächtige läßt zu, daß jemand seine ihm von Gott verliehenen Fähigkeiten gebraucht, um Besitztümer zu erwerben und Anerkennung oder Herrlichkeit unter seinen Zeitgenossen zu erlangen. In diesem Sinne konnte Salomo zu Recht sagen, daß Gott einem solchen Menschen Reichtum, materielle Besitztümer und Herrlichkeit “gibt”. Obwohl jemand alles haben mag, können ihn die Verhältnisse traurigerweise daran hindern, sich an diesen Besitztümern zu erfreuen und sie zu genießen.

Vielleicht könnte er sich schmackhafte Speisen leisten, kann sie aber wegen Magen- oder Darmstörungen nicht genießen. Nebukadnezar ist ein interessantes Beispiel dafür. Er schwang sich in Babylon zum Weltherrscher auf. Dann demütigte Jehova Gott ihn wegen seines Stolzes, indem er ihn krank werden ließ. All das Schöne des Palastes, auch köstliche Speisen und edle Weine, hatte für Nebukadnezar seinen Reiz verloren. Da er sich für ein Tier hielt, verließ er den luxuriösen Palast und ernährte sich wie ein Stier von Gras. Während Nebukadnezar die Freuden des Palastlebens entgingen, zogen ‘bloße Ausländer’ Nutzen aus seinem Reichtum. Ja, Nebukadnezar hatte ein ernstes Leiden befallen, eine “schlimme Krankheit”, sie dauerte sieben Jahre (Dan. 4:28-37).

Salomo weist dann darauf hin, daß ein langes Leben und eine große Familie für ein sinnvolles, befriedigendes Leben nicht ausreichen. Er sagt weiter:

“Wenn ein Mann hundertmal Vater würde und er viele Jahre lebte, so daß die Tage seiner Jahre zahlreich wären, aber seine eigene Seele sich nicht gesättigt hat mit guten Dingen und ihm auch das Grab nicht zuteil geworden ist [was vielleicht bedeutet, daß er sich ins Grab sehnte wie Hiob in seiner Bedrängnis (Hiob 3:11-22)], so muß ich sagen, daß ein vorzeitig Geborener besser daran ist als er. Denn umsonst ist dieser [vorzeitig Geborene] gekommen, und in Finsternis geht er dahin, und mit Finsternis wird sein eigener Name bedeckt sein. Auch hat er die Sonne selbst weder gesehen noch gekannt. Dieser hat mehr Ruhe als der vorherige. Und selbst angenommen, daß er tausend Jahre zweimal durchlebt hat und er dennoch nicht gesehen hat, was gut ist – geht nicht jeder an e i n e n Ort?” (Pred. 6:3-6).

Wahrlich, von welchem Wert sind ein langes Leben und viele Kinder, wenn man sich am Leben nicht erfreuen kann? Ob reich oder arm, jung oder alt, alle gehen beim Tod an einen Ort: ins Grab. Für einen Menschen, der sich am Leben nicht richtig erfreut, bedeutet ein langes Leben, daß er mehr Probleme und Schwierigkeiten während einer längeren Zeit hat als jemand, der jung stirbt. Der vorzeitig Geborene, ein totgeborenes Kind, ist insofern besser daran, als es all die Härten eines leeren, enttäuschenden Lebens nicht zu erdulden hat.

Salomo schreibt weiter:

“All die harte Arbeit der Menschen ist für ihren Mund, aber selbst ihre eigene Seele wird nicht gefüllt. Denn welchen Vorteil hat der Weise vor dem Unvernünftigen? Was hat der Niedergedrückte davon, zu wissen, wie er vor den Lebenden zu wandeln hat? Besser ist das Sehen mit den Augen als das Umherwandern der Seele. Auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind” (Pred. 6:7-9).

Die Menschen arbeiten hart, um das zu erlangen, was sie benötigen, um sich am Leben zu erhalten; sie arbeiten “für ihren Mund”. Doch dadurch werden ihre Wünsche, ja ihre innersten Sehnsüchte selten befriedigt. Der weise, aber unzufriedene Mensch mag versuchen, Wünsche zu unterdrücken, die ihn beunruhigen, wohingegen der Tor ihnen nachgibt und sich keine Zurückhaltung auferlegt. Das war offensichtlich der Grund für Salomos Fragen: “Denn welchen Vorteil hat der Weise vor dem Unvernünftigen? Was hat der Niedergedrückte davon, zu wissen, wie er vor den Lebenden zu wandeln hat?” Während sowohl der Weise als auch der Törichte brennende Wünsche hegen mögen, ist der Weise nicht im Vorteil. Genauso mag der Niedergedrückte wissen, wie er die Wünsche, die ihn beunruhigen, vor anderen verbergen kann, doch dadurch werden sie nicht aus der Welt geschafft. Sie sind nicht in Erfüllung gegangen und beunruhigen ihn ständig. Auch er ist nicht besser daran als der Tor. Somit ist jemand wirklich weise, wenn er zufrieden ist, das genießt, was er hat und was er mit seinen Augen sehen kann, statt sehnsüchtig nach etwas anderem auszublicken und sich durch sein starkes Verlangen des Friedens berauben zu lassen.

Man kann auch unzufrieden werden, wenn man nicht erkennt, daß sich vieles einfach nicht ändern läßt. Salomo sagte:

“Was immer geworden ist, sein Name ist bereits ausgesprochen worden, und es ist bekanntgeworden, was der Mensch ist; und er vermag nicht, seine Rechtssache mit einem zu führen, der stärker ist als er” (Pred. 6:10).

Ein Mann mag Reichtum erlangen und eine gute Stellung bekleiden. Aber er bleibt das, als was auch der erste Mensch bezeichnet wurde: ein Erdenmensch, ‘adám (eine hebräische Bezeichnung, die von einem Wurzelwort abgeleitet ist, das “rot” oder “rötlich” bedeutet). Ja, er bleibt ein sterblicher Mensch, und er kann daher keinen Handel abschließen, um sich für immer am Leben zu erhalten. Der Psalmist drückt diesen Gedanken wie folgt aus: “Nicht einer von ihnen kann irgendwie selbst einen Bruder erlösen noch Gott ein Lösegeld für ihn geben (und der Erlösungspreis ihrer Seele ist so kostbar, daß er aufgehört hat auf unabsehbare Zeit), daß er immerdar fortleben und die Grube nicht sehen sollte” (Ps. 49:7-9).

Selbst wenn alles gutgeht, ist das Leben in diesem System der Dinge sehr unsicher. Zeit und Umstände trifft sie alle, was die Ungewißheit noch erhöht. Deshalb warf Salomo die Fragen auf:

“Da es viele Dinge gibt, die viel Nichtigkeit verursachen, welchen Vorteil hat ein Mensch? Denn wer weiß, was für Gutes ein Mensch im Leben während der Zahl der Tage seines nichtigen Lebens hat, wenn er sie wie ein Schatten verbringt? Denn wer kann dem Menschen kundtun, was nach ihm unter der Sonne geschehen wird?” (Pred. 6:11, 12).

Hat ein Mensch, der materielle Besitztümer und Ansehen erlangt hat, wirklich einen Vorteil angesichts dessen, daß der Tod all seinem Streben und Bemühen ein Ende bereitet? Wer kann wirklich sagen, welches weltliche Ziel – Reichtümer, Ansehen, Macht – es wert ist, daß man danach strebt? Wie oft halten doch Menschen etwas für wünschenswert und sind dann, wenn sie es erworben haben, enttäuscht oder vielleicht sogar verbittert! Daß das Leben so kurz ist und ‘wie ein Schatten vergeht’, verschlimmert die Sache nur noch. Es besteht keine Möglichkeit, Zeit zurückzugewinnen und seine Bemühungen auf ein anderes Ziel zu richten. Und weil ein Mensch nicht bestimmen kann, was nach seinem Tod geschieht, ist es auch nicht wirklich befriedigend, für seine Kinder und Enkel in materieller Hinsicht zu sorgen und dabei geistige Interessen außer acht zu lassen.

Wie nachdrücklich doch die Worte des Weisen die Notwendigkeit zeigen, zufrieden zu sein und das Leben auf vernünftige Weise zu genießen! Statt materialistische Wünsche aufkommen zu lassen, ist der wirklich Weise darauf bedacht, ein gutes Verhältnis zu Gott zu bewahren.

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

Die Nichtigkeit des Strebens nach Reichtum

DA DER Höchste der Schöpfer des Himmels und der Erde ist, verdient er unsere Anerkennung und Ehrfurcht. König Salomo legte darauf Nachdruck, als er schrieb:

“Behüte deine Füße, wann immer du zum Hause des wahren Gottes gehst; und möge es eher ein Herzunahen zum Hören sein, als um ein Schlachtopfer zu geben, wie die Unvernünftigen es tun, denn sie sind sich nicht bewußt, daß sie Schlechtes tun. Sei nicht eilig hinsichtlich deines Mundes; und was dein Herz betrifft, es sei nicht hastig, ein Wort vor dem wahren Gott vorzubringen. Denn der wahre Gott ist in den Himmeln, du aber bist auf der Erde. Darum sollte es sich zeigen, daß deiner Worte wenige sind” (Pred. 5:1, 2).

Wenn man sich an eine Anbetungsstätte begibt, sollte man zu Recht daran denken, wohin man geht, und auf seine Schritte achten. Das “Haus des wahren Gottes” ist bestimmt kein Ort für sittlich unreine Personen oder für solche, die heilige Dinge nicht achten (Ps. 15:1-5). Es ist ein Ort zum “Hören”, das heißt, auf Gottes Gebote zu achten oder sie zu befolgen.

Man sollte nicht wie ein Unvernünftiger handeln, der sein Denkvermögen nicht gebraucht und einen Weg einschlägt, der Gottes Geboten widerspricht. Der Unvernünftige mag aus religiösem Pflichtbewußtsein ein Opfer darbringen oder sich den Anschein der Frömmigkeit geben. Doch er übersieht, daß sein Opfer in den Augen Gottes dadurch wertlos, ja verabscheuungswürdig wird. Das wird in Sprüche 21:27 mit den Worten deutlich gemacht: “Das Schlachtopfer des Bösen ist etwas Verabscheuungswürdiges, wieviel mehr, wenn einer es zusammen mit Zügellosigkeit [„Schändlichkeit im Herzen“, New English Bible] darbringt.”

Angesichts der Größe Gottes – er wohnt in den höchsten Himmeln – sollte sich jemand auch das, was er in seinen Gebeten sagt, gut überlegen. Er sollte nicht zulassen, daß sein Herz, das Organ, durch das er motiviert wird, ihn dazu anregt, impulsive, unüberlegte Worte zu äußern. Wenn er betet, sollte er sich Gott in dem vollen Bewußtsein seiner Majestät und Würde nahen und nicht gedankenlos plappern. Es ist besser, wenige, aber von Herzen kommende, ehrfürchtige Worte zu äußern.

Salomo bekräftigt diesen Gedanken durch eine sprichwörtliche Redeweise, indem er weiter sagt:

“Denn gewißlich kommt ein Traum zufolge der Menge der Beschäftigung und die Stimme eines Unvernünftigen zufolge der Menge der Worte” (Pred. 5:3).

Wenn sich jemand unnötigerweise mit materialistischen Gedanken beschäftigt, sich ehrgeizige Ziele setzt und den Schöpfer außer acht läßt, kommt es zu selbstsüchtigen Träumen. Eine solche “Menge der Beschäftigung” kann zu nichtigen Träumereien führen und den Sinn des Betreffenden auch nachts beschäftigt halten, ihn in eine Traumwelt versetzen und ihm den gesunden Schlaf rauben. Wie übertriebene materialistische Interessen sinnlose Träume mit sich bringen, so schafft auch unaufhörliches Schwatzen Probleme. Schon nach kurzer Zeit verrät die Stimme des Schwatzers, daß sie einem Toren gehört. Er äußert fast zwangsläufig sehr törichte, unschickliche Worte. Deshalb sollte man sich vor gedankenlosem Reden hüten, und zwar, wie bereits gezeigt, besonders im Gebet.

Bestimmt sollte man sich davor hüten, in Gelübden gedankenlose Worte zu äußern. Salomo sagte:

“Wann immer du Gott ein Gelübde gelobst, zögere nicht, es zu bezahlen, denn da ist kein Gefallen an den Unvernünftigen. Was du gelobst, bezahle. Besser ist es, daß du nicht gelobst, als daß du gelobst und nicht bezahlst. Gestatte deinem Munde nicht, dein Fleisch zum Sündigen zu veranlassen, noch sage vor dem Engel, daß es ein Versehen war. Warum sollte der wahre Gott wegen deiner Stimme in Zorn geraten und das Werk deiner Hände zunichte machen müssen?” (Pred. 5:4-6).

Niemand ist irgendwie verpflichtet, Gott etwas zu geloben; ein Gelübde erfolgt freiwillig. Deshalb sollte man es sich sehr gut überlegen, um nicht übereilt zu reden, wenn man Gott etwas feierlich verspricht. Wer zögert, sein Gelübde zu erfüllen, würde wie ein Unvernünftiger handeln, das heißt wie jemand, der einen sittlichen Mangel aufweist und auf dessen Worte man sich nicht verlassen kann. Unbedachtes Reden des Mundes kann den Fleischesleib verpflichten, etwas zu tun, was sehr schwierig sein mag und dazu führt, daß das Gelübde nicht erfüllt wird, wodurch das Fleisch zum Sündigen veranlaßt wird. Wenn man, bevor man etwas gelobt, sorgfältig überlegt, wird man nicht voreilig reden. Man wird dann nicht den Wunsch haben, von einem Gelübde entbunden zu werden, mit dem Hinweis, man habe einen Fehler gemacht.

Ein Gelübde nicht zu erfüllen kann schwerwiegende Folgen haben. Jehova Gott könnte “in Zorn geraten” und einem zumindest teilweise seine Gunst und seinen Segen entziehen. Als Folge davon mag das, was der Betreffende aufgebaut hat, “niedergerissen” werden. Der Psalmist faßt den Gedanken treffend in den Worten zusammen: “Wenn Jehova selbst das Haus nicht baut, so ist es umsonst, daß seine Bauleute hart daran gearbeitet haben. Wenn Jehova selbst die Stadt nicht behütet, so ist es umsonst, daß der Wächter ständig gewacht hat” (Ps. 127:1).

Salomo zeigt, wie man sich vor einem übereilten Gelübde hüten kann, indem er sagt: “Fürchte den wahren Gott.” Das bedeutet, Ehrfurcht vor dem Schöpfer zu haben und nichts zu tun, wodurch man sein Mißfallen erregt. Wenn eine solche Furcht fehlt, treffen die folgenden Worte König Salomos zu:

“Denn wegen der Menge der Beschäftigung gibt es Träume, und es gibt Nichtigkeiten und Worte in Menge” (Pred. 5:7).

Ja, wer sich zu sehr mit materiellen Dingen beschäftigt, wird selbstsüchtige Träume haben, die ihm die Ruhe rauben; er wird Enttäuschungen erleben, unter Frustrationen leiden, “Nichtigkeiten” verfallen und gedankenlose Worte vor Gott äußern, die dazu führen können, daß er vorschnell etwas gelobt und sein Gelübde dann nicht erfüllt. Es ist daher wirklich vernünftig, alles aus gebührender Furcht vor Jehova Gott zu tun.

Warum man über Bedrückung nicht erstaunt sein sollte

Während der ganzen Menschheitsgeschichte hat es viele Herrscher und hohe Beamte gegeben, die ihren eigenen Vorteil suchten und sich über die Interessen des Volkes hinwegsetzten. So etwas kann für den einfachen Menschen besonders hart werden. Der weise König Salomo schrieb:

“Wenn du irgendwelche Bedrückung des Minderbemittelten und den gewaltsamen Entzug des Rechts und der Gerechtigkeit in einem Gerichtsbezirk siehst, so staune nicht über die Angelegenheit, denn einer, der höher ist als der Hohe, wacht, und da sind die, die hoch über ihnen sind” (Pred. 5:8).

Ja, die Korruption und die Ungerechtigkeiten niedriger Beamter sind oft nur ein Abglanz dessen, was sich Personen in noch höheren Stellungen leisten. Gewöhnliche Bürger, die praktisch an unterster Stelle stehen, haben in einem solchen Fall unter der überwältigenden Last der Bedrückung zu leiden, die das korrupte Verhalten all jener Personen mit sich bringt.

Nach seinen Worten über diese Ungerechtigkeiten schrieb Salomo weiter:

“Auch ist der Gewinn der Erde unter ihnen allen; für ein Feld ist dem König selbst gedient worden” (Pred. 5:9).

Young’s Literal Translation of the Holy Bible gibt diesen Vers interessanterweise so wieder: “Und die Fülle eines Landes ist für alle. Einem König wird für ein Feld gedient.” Auch die Wiedergabe dieses Verses in der alten griechischen Septuaginta-Übersetzung verdient Beachtung: “Und der Nutzen des Landes ist für jedermann – ein König gehört zu dem bebauten Feld” (Charles Thomson). “Auch die Fülle der Erde ist für jeden: der König ist von dem bestellten Feld abhängig” (Samuel Bagster and Sons Limited).

Was bedeutet also dieser Vers? Folgendes: Die Fülle, der Ertrag, der Gewinn des Landes oder der Erde ist für alle seine Bewohner; sie sind von dem abhängig, was das Land hervorbringt. Selbst der König eines Landes bildet dabei keine Ausnahme. Aber das Land muß bearbeitet, bebaut oder bestellt werden, wenn es einen Ertrag bringen soll, der jemandes Bedürfnis oder Vorliebe entspricht. Somit ist dem König “für ein Feld” gedient worden, d. h. nicht im Austausch für ein Feld, sondern für die Ernte oder den reichlichen Ertrag eines Feldes, indem sein Feld bebaut, bestellt oder bearbeitet worden ist. Er muß seine Diener aussenden, so daß sie das Feld bearbeiten oder bebauen, damit es einen großen Ertrag bringt (2. Chron. 26:1, 10). Wenn der König seine Diener das Land nicht besäen und bearbeiten läßt, kann er für sich und die königliche Familie nichts ernten. Selbst ein König darf es nicht als selbstverständlich ansehen, daß die Erde etwas hervorbringt. Im Einklang damit lautet Prediger 5:9 in einer alten syrischen Übersetzung: “Überdies sind die Reichtümer der Erde für alle; dem König selbst wird dadurch gedient, daß sein eigenes Feld bebaut wird” (George M. Lamsa).

Die Nichtigkeit des Strebens nach Reichtum

Der weise König Salomo beobachtete, daß das Aufhäufen materieller Besitztümer keine echte Befriedigung mit sich bringt. Er schrieb:

“Wer nur Silber liebt, wird mit Silber nicht gesättigt werden, noch jemand, der Reichtum liebt, mit Einkünften. Auch das ist Nichtigkeit. Wenn der guten Dinge viele werden, werden der sie Essenden gewißlich viele. Und welchen Vorteil gibt es für ihren großen Besitzer, es sei denn, sie mit seinen Augen anzuschauen?” (Pred. 5:10, 11).

Wer viel hat, ist nicht zufrieden, sondern möchte mehr. Seine “guten Dinge” oder Reichtümer mehren sich. Mehr Lohnarbeiter und Diener sind erforderlich, um sich aller Dinge anzunehmen, und diese werden für ihre Dienste entlohnt. Wegen der Größe seines Reichtums kann der Eigentümer jedoch nicht selbst seinen ganzen Reichtum genießen. Er kann zum Beispiel immer nur ein bestimmtes Kleidungsstück tragen und nur eine bestimmte Menge einer Speise oder eines Getränks genießen. So besteht sein Lohn letzten Endes darin, daß er seinen angehäuften Reichtum sehen und damit prahlen kann, daß er ihn besitzt. Wenn er habsüchtig ist, kann es sogar sein, daß es ihm mißfällt, etwas von seinem Reichtum abzutreten, um für den Lebensunterhalt der Diener und gedungenen Arbeiter zu sorgen.

Überdies mag sich der Reiche sehr große Sorgen um sein Eigentum machen. Im Gegensatz zu dem gewöhnlichen Arbeiter, der keinen größeren Besitz hat, um den er sich Sorgen machen müßte, kann der Reiche durch seine Sorgen um seine Besitztümer davon abgehalten werden, sich niederzulegen, um eine friedliche Nachtruhe zu genießen. Salomo bemerkte:

“Süß ist der Schlaf des Dienenden, ungeachtet, ob es wenig oder viel sei, was er ißt; aber der Überfluß, der dem Reichen gehört, läßt ihn nicht schlafen” (Pred. 5:12).

Zufolge der im Leben auftretenden Unsicherheiten kann jemand, der fortwährend Reichtum anhäuft, plötzlich zu seinem Entsetzen verarmen, und das zu einer Zeit, da es für ihn am unwahrscheinlichsten ist, damit fertig zu werden. Salomo wies darauf hin, als er schrieb:

“Da ist ein schlimmes Unglück, das ich unter der Sonne gesehen habe: Reichtum, der für seinen großen Besitzer zu seinem Unglück aufbewahrt wird. Und dieser Reichtum ist zufolge einer unglücklichen Beschäftigung zugrunde gegangen, und er ist Vater eines Sohnes geworden, während gar nichts in seiner Hand ist” (Pred. 5:13, 14).

Man stelle sich einmal vor, welch große Tragödie hier beschrieben wird! Ein Mann arbeitet hart und wird wohlhabend. Doch statt etwas von den Früchten seiner Arbeit zu genießen, hortet er lediglich seinen Reichtum. Das tut er nur zu seinem Schaden, denn er versagt sich die normalen Annehmlichkeiten, die er sich leisten könnte. Außerdem ist er sehr darum besorgt, sein Vermögen zu behalten und es zu vermehren. Schließlich geht ihm alles durch ein Mißgeschick, eine “unglückliche Beschäftigung”, vielleicht durch ein verhängnisvolles gewagtes Geschäft, verloren. Solange er also seinen Reichtum noch besaß, genoß er ihn nicht, und als er endlich Vater eines Sohnes wurde, war nicht einmal mehr ein Erbe vorhanden, an dem sich sein Sohn erfreuen konnte.

Als nächstes macht Salomo auf einen weiteren Gesichtspunkt aufmerksam, der das Anhäufen großen Reichtums zur Nichtigkeit werden läßt. Wir lesen:

“Gleichwie einer aus dem Leibe seiner Mutter hervorgekommen ist, wird einer nackt wieder weggehen, so, wie einer gekommen ist; und für seine harte Arbeit kann einer überhaupt nichts davontragen, was er mit seiner Hand mitnehmen könnte. Und auch das ist ein schweres Unglück: Gleichwie einer gekommen ist, so wird einer weggehen; und welchen Gewinn gibt es für den, der fortwährend für den Wind hart arbeitet?” (Pred. 5:15, 16).

Ja, beim Tode wird alle Mühe, die aufgewandt wurde, um Reichtümer anzuhäufen, absolut nichts bedeuten. Auf seinem Totenbett verspürt jemand, der Reichtum angehäuft hat, nicht einmal die Befriedigung, zu wissen, daß er zum Glück anderer beigetragen hat.

Welch einen Preis doch der Geizige für sein unersättliches Verlangen nach Geld bezahlt! Salomo sagt weiter:

“Auch ist er alle seine Tage in der Finsternis selbst, mit sehr viel Verdruß, mit Krankheit seinerseits und Ursache zu heftigem Zorn” (Pred. 5:17).

Ein solcher Mensch ist nicht glücklich. Sein ganzes Leben ist freudlos. Er gönnt sich nicht einmal das Essen, aus lauter Angst, sein Reichtum könnte sich ein wenig verringern. Er hat eine ungesunde geistige Einstellung, die an seiner körperlichen Gesundheit nagen mag. Wenn er krank ist, macht er sich Sorgen darüber, daß er ruhen muß und sich nicht seinen Arbeiten widmen kann. Er ist über alles besorgt und beunruhigt, was ihn daran hindern könnte, noch reicher zu werden.

Ja, eine solch materialistische Lebensweise lohnt sich nicht; ein solches Leben ist inhaltslos. Deshalb empfiehlt Salomo, man solle die Früchte seiner harten Arbeit genießen, indem er sagt:

“Siehe! Das Beste, das ich selbst gesehen habe, das schön ist, ist, daß einer esse und trinke und Gutes sehe für all seine harte Arbeit, womit er hart arbeitet unter der Sonne während der Zahl der Tage seines Lebens, die der wahre Gott ihm gegeben hat, denn das ist sein Teil” (Pred. 5:18).

Über die guten Auswirkungen auf den Betreffenden sagt Salomo:

“Auch jeden Menschen, dem der wahre Gott Reichtum und materielle Besitztümer gegeben hat, den hat er ja ermächtigt, davon zu essen und seinen Teil wegzutragen und sich in seiner harten Arbeit zu freuen. Das ist die Gabe Gottes. Denn nicht oft würde er der Tage seines Lebens gedenken, weil der wahre Gott ihn mit dem beschäftigt, was sein Herz erfreut” (Pred. 5:19, 20).

Ein Mensch, der seinen Wohlstand als eine Gabe Gottes anerkennt, wird seine Reichtümer nicht horten, sondern sie dazu verwenden, andere zu erfreuen. Ein solcher Mensch wird eine ausgeglichene Ansicht über seine Besitztümer haben, weil er sich von gottgefälliger Weisheit leiten läßt. Daher hat er Freude an seinem Besitz. Jehova Gott hat ihn ermächtigt, sich an Speisen und Getränken insofern zu erfreuen, als er ihm die Weisheit verliehen hat, von materiellen Dingen rechten Gebrauch zu machen. Gleichzeitig ist der Betreffende nicht übermäßig wegen der Kürze des Lebens und seiner Probleme und Unsicherheiten besorgt. Nein, er findet in seinem Leben so viel Freude am Gutestun, daß die negativen Gesichtspunkte in seinem Denken nicht dominieren. Er freut sich von Herzen.

Wer bestrebt ist, sich am Leben auf vernünftige Weise zu erfreuen, handelt bestimmt weise. Ihm bleiben die Enttäuschungen derer erspart, die ausschließlich materialistische Interessen verfolgen.

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

„Sei bei der Arbeit ausgeglichen“

Quelle Wachtturm vom 15. 6.1977

Was wollte der Weise damit sagen?
SEI BEI DER ARBEIT AUSGEGLICHEN

Jemand, der gern hart arbeitet und dabei geschickt vorgeht, ist bestimmt zu loben. Doch harte Arbeit und Tüchtigkeit führen nicht unbedingt zur Zufriedenheit. Der weise König Salomo schrieb:

“Ich habe selbst all die harte Arbeit und all die Tüchtigkeit in der Arbeit gesehen, daß es Wetteifer des einen gegenüber dem anderen bedeutet; auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind” (Pred. 4:4).

Jemand mag nicht nur deswegen hart und geschickt arbeiten, um etwas Wertvolles zu leisten, sondern auch um andere in bezug auf Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit auszustechen. Wenn Personen, die nebeneinander arbeiten, sich von dem Wunsch beherrschen lassen, besser sein zu wollen als ihre Kollegen, weicht die freundschaftliche Zusammenarbeit der Rivalität und dem Wetteifer. Es kann zu Neid und Feindschaft kommen. Man mag andere falsch beurteilen, indem man ihre Grenzen übersieht. Arbeit, die man leistet, um andere in den Schatten zu stellen, ist daher ein “Haschen nach Wind”, nach Nichtigkeit. Das Endergebnis ist sehr unerfreulich. Der Weise vermeidet dies.

Das andere Extrem, das man vermeiden sollte, ist Faulheit. Salomo sagte:

“Der Unvernünftige faltet seine Hände und ißt sein eigenes Fleisch” (Pred. 4:5).

Statt mit seinen Händen produktive Arbeit zu leisten, faltet der Faule sie, indem er sowenig wie möglich tut. Er ist insofern unvernünftig, als er durch seine Untätigkeit verarmt. Da er zufolge seiner Lässigkeit der richtigen Nahrung und anderer notwendiger Dinge entbehrt, gefährdet er seine Gesundheit und mag daher vorzeitig sterben. Da er sich auf diese Weise schädigt, ißt er gewissermaßen sein eigenes Fleisch.

Man sollte sich also weder aus Konkurrenzgeist abmühen, noch darf man faul sein. Was bedeutet es aber dann, in bezug auf Arbeit ausgeglichen zu sein? Salomo erklärte:

“Besser ist eine Handvoll Ruhe als eine doppelte Handvoll harter Arbeit und Haschen nach Wind” (Pred. 4:6).

Man handelt weise, wenn man sich nicht derart abmüht, daß man keine Zeit mehr hat, die Früchte seiner Arbeit zu genießen. Das bedeutet, mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Wer nicht zufrieden ist, findet einfach keine Ruhe. Er ist ständig nur um seinen materiellen Besitz besorgt und darum, wie er noch mehr bekommen könnte. Wer mit wenigem zufrieden ist, ist viel besser daran. Er scheut sich nicht, von seinen Mitteln Gebrauch zu machen, um Speisen und Getränke zu genießen und sich vernünftig zu erholen. Er ist auch auf andere bedacht und leistet wirklich Bedürftigen gern Hilfe. Das ist im Einklang mit dem biblischen Rat: “Er arbeite . . . hart, indem er mit seinen Händen gute Arbeit leiste, damit er etwas habe, um einem Bedürftigen davon abzugeben” (Eph. 4:28). Gehörst du zu denen, die aufgrund dieser ausgeglichenen Ansicht in bezug auf Arbeit “eine Handvoll Ruhe” genießen?

DES MENSCHEN GRAUSAMKEIT GEGENÜBER DEM MENSCHEN

Die Menschheitsfamilie ist seit langem Zeuge von schrecklicher Bedrückung und Ungerechtigkeit. König Salomo schrieb, gestützt auf seine Beobachtungen, die er vor nahezu 3 000 Jahren machte:

“Ich selbst wandte mich, damit ich all die Taten der Bedrückung sehen könnte, die unter der Sonne begangen werden, und siehe! die Tränen der Bedrückten, aber sie hatten keinen Tröster; und auf der Seite ihrer Bedrücker war Macht, so daß sie keinen Tröster hatten. Und ich pries die Toten, die schon gestorben waren, mehr als die Lebenden, die noch am Leben waren. Und besser daran als sie beide ist der, der noch nicht ins Dasein gekommen ist, der die unglückbringende Arbeit nicht gesehen hat, die unter der Sonne getan wird” (Pred. 4:1-3).

Anscheinend hatte Salomo des Menschen Grausamkeit gegenüber dem Menschen zunächst nur beiläufig beachtet. Als er sich jedoch “wandte”, das heißt die Sache nochmals überdachte, war er entsetzt darüber, wie groß die Bedrückung in Wirklichkeit war. Weil die Bedrücker Macht und Gewalt hatten, mußten die Bedrückten ihre beklagenswerte Lage ertragen, ohne von jemandem bemitleidet oder getröstet zu werden. Die Situation war so erschütternd, daß Salomo zu dem Schluß kam, die Toten seien besser daran, da sie nicht mehr unter den schmerzlichen Auswirkungen der Ungerechtigkeit zu leiden hätten. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist der Ungeborene noch besser daran, da er dieses schreckliche Elend überhaupt nicht sehen oder miterleben muß.

Wie sehr dies doch des Menschen Unfähigkeit verdeutlicht, der Ungerechtigkeit und Tyrannei ein Ende zu machen! Selbst König Salomo konnte mit all seiner Weisheit und Autorität an dem Elend, das auf die Unvollkommenheit des Menschen zurückzuführen war, nichts ändern. Daran kann nur Jehova Gott durch Jesus Christus etwas ändern. Es ist wirklich eine gute Botschaft, daß er verheißen hat, die Befreiung aus dieser Betrübnis zu der für alle Betroffenen passendsten Zeit herbeizuführen (Offb. 21:3, 4).

DER WERT EINES FREUNDES

Das Leben eines einsamen Menschen, der hart arbeitet, um Reichtümer aufzuhäufen, ist bestimmt leer. Der weise König Salomo schrieb:

“Es existiert einer, aber nicht ein zweiter [das heißt ein einsamer Mensch, der keinen Freund oder Gefährten hat]; auch hat er wirklich keinen Sohn oder Bruder, aber all seiner harten Arbeit ist kein Ende. Auch sind seine Augen selbst mit Reichtum nicht gesättigt: ,Und für wen arbeite ich hart und lasse es meiner Seele an guten Dingen fehlen?’ Auch das ist Nichtigkeit, und es ist eine unglückbringende Beschäftigung” (Pred. 4:8).

Wie sinnlos ist doch das Leben eines Geizhalses, der keinen Freund, Sohn oder Bruder hat und nicht einmal Nutzen aus seiner harten Arbeit zieht! Er häuft ständig nur Reichtum auf und möchte kein Geld für Dinge ausgeben, durch die sein Leben angenehmer und erfreulicher werden könnte. Aber bei seinem Tod ist er gezwungen, alles zurückzulassen. Wie sinnlos!

Viel besser daran ist jemand, der mit einem guten Freund zusammenarbeitet. Der Weise fährt mit den Worten fort:

“Zwei sind besser als einer, weil sie eine gute Belohnung für ihre harte Arbeit haben” (Pred. 4:9).

Ihre Zusammenarbeit bringt Vorteile: “eine gute Belohnung” in Form von Beistand, Trost und Schutz. König Salomo sagt:

“Wenn einer von ihnen fallen sollte, kann der andere seinen Mitgenossen aufrichten [weil wahrscheinlich nicht beide gleichzeitig fallen werden]. Wie aber wird es denn mit dem einen sein, der fällt, wenn nicht ein anderer da ist, um ihn aufzurichten? Überdies, wenn zwei beisammenliegen [wie zum Beispiel, wenn sie auf einer Reise in der Kälte übernachten müssen], so werden sie gewiß warm werden; wie aber kann sich einer allein warm halten? Und wenn jemand einen allein überwältigen könnte [der auf einer gefährlichen Straße unterwegs ist], könnten zwei zusammen gegen ihn standhalten. Und eine dreifache Schnur [die stärker ist als eine, die nur aus einem oder zwei Strängen besteht] kann nicht so schnell entzweigerissen werden” (Pred. 4:10-12).

Lebst du im Einklang mit dem Geist dieser Worte? Es ist sicherlich von großem Wert, wenn man zuverlässige Freunde hat.

SELBST DIE HERVORRAGENDSTE STELLUNG IST NICHTIGKEIT

Popularität bei Menschen ist oft schnell verflogen. Der Berühmte ist schnell vergessen, sobald jemand anders das Herz der Menschen erobert hat. Selbst Personen, die die hervorragendste Stellung einnehmen, bilden dabei keine Ausnahme.

Der weise König Salomo beschrieb mit realistischen Worten, was Herrschern widerfahren kann:

“Besser ist ein bedürftiges, aber weises Kind als ein alter, aber unvernünftiger König, der nicht genug Wissen erlangt hat, sich noch länger warnen zu lassen. Denn er [offensichtlich das Kind] ist ja aus dem Gefangenenhaus hervorgegangen, um König zu werden, obwohl er in dessen Königtum als ein Minderbemittelter geboren worden war” (Pred. 4:13, 14).

Ein Mann mag denken, daß ihm aufgrund dessen, daß er als König die hervorragendste Stellung einnimmt, und aufgrund seines Alters und seiner Erfahrung die Achtung und Unterstützung der Öffentlichkeit sicher ist. Aber trotz seiner Stellung und seines Alters wird einem König keine von Herzen kommende Ehre gezollt, wenn er unvernünftig handelt und sich weigert, den gesunden Rat anderer anzunehmen. Stellung und Alter an sich garantieren nicht, daß man geachtet wird. Deswegen ist ein bedürftiges, aber weises Kind besser daran als ein König, der einmal mit Weisheit herrschte, aber im Alter seine eigenen Wege geht und guten Rat nicht beachtet. Es könnte sein, daß der alte König sein ganzes Reich in hoffnungslose Schuld stürzt, sich gegenüber seinen Untertanen entfremdet und sogar abgesetzt wird und in Unehren stirbt. Ein jugendlicher König, der ständig weise handelt, mag dagegen die Achtung erwerben, die dem alten, aber törichten König nicht gezollt wird.

Wie Salomo sagt, könnte ein solch weiser Jugendlicher sogar aus dem Gefangenenhaus erhöht werden und Königswürde empfangen. Das erlebte Joseph. Der Pharao von Ägypten war so sehr von ihm beeindruckt, daß er sagte: “Keiner [ist] so verständig und weise wie du. Du wirst persönlich über mein Haus gesetzt sein, und mein ganzes Volk wird dir unbedingt gehorchen. Nur um den Thron werde ich größer sein als du” (1. Mose 41:39, 40). So wurde Joseph zum zweiten Herrscher Ägyptens erhöht.

Als nächstes lenkt Salomo die Aufmerksamkeit auf das launenhafte Verhalten des Volkes und schreibt:

“Ich habe alle Lebenden gesehen, die unter der Sonne umherwandeln, wie es geht mit dem Kinde, dem zweiten, das an Stelle des anderen aufsteht. Da ist kein Ende all des Volkes, all derer, vor denen er gewesen war; auch werden sich die Späteren seiner nicht freuen, denn auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind” (Pred. 4:15, 16).

Was meint Salomo mit dem Ausdruck “das Kind, das zweite”? Offensichtlich bezog er sich damit auf den Nachfolger des Königs. “Alle Lebenden” sind all diejenigen, die darüber begeistert sind, einen neuen Herrscher zu haben. “Da ist kein Ende all des Volkes”, vor dem er als König steht. Das heißt, daß sie alle hinter ihm stehen und seine Herrschaft unterstützen. Aber seine Popularität hält nicht für immer an. Bald kommt die Zeit, da derjenige, dem die Leute zujubelten, nicht mehr ihrem Geschmack entspricht. Ernüchtert hören sie nun auf, sich über ihn zu freuen.

Ebenso wird heute eine Gruppe Politiker durch eine andere ersetzt. Anfänglich mag Begeisterung über einen bestimmten Gouverneur, Premierminister oder Präsidenten herrschen. Doch es dauert nicht lange, bis die Leute mit ihm und seiner Politik unzufrieden sind. Sehr schnell sehen sie sich nach einem anderen um, der die Zügel der Regierung in die Hand nehmen soll.

Ja, selbst die hervorragendste Stellung erweist sich somit nur als ein Tand, eine “Nichtigkeit”. Dies unterstreicht nur allzu deutlich, daß das, was am meisten befriedigt, nicht eine Stellung in der Welt ist, sondern ein gutes Verhältnis zu Jehova, dem ewigen Gott.

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

„Eine bestimmte Zeit für alles“

‘Eine bestimmte Zeit für alles’

König Salomo beobachtete, daß auf der Erde alles bestimmten Kreisläufen und Veränderungen unterworfen ist. Wie für eine schwangere Frau die Zeit zum Gebären heranrückt, so kommt schließlich die Zeit, da hohes Alter oder Krankheit dem Leben ein Ende setzt. Wie es eine Zeit zur Geburt und zum Sterben gibt, so gibt es

‘eine Zeit zum Pflanzen und Ausreißen, zum Töten und Heilen, zum Abbrechen und Bauen, zum Weinen und Lachen, zum Schweigen und Reden, zum Lieben und Hassen und eine Zeit für Krieg und Frieden’ (Pred. 3:1-8).

Oft wird die Zeit für solche Dinge durch Umstände herbeigeführt, auf die der Mensch keinen Einfluß hat. Deshalb wirft Salomo, nachdem er diese Dinge erwähnt hat, zu Recht die Frage auf:

“Welchen Vorteil gibt es für den Tätigen in dem, woran er hart arbeitet?” (Pred. 3:9).

Ja, wäre es in Anbetracht der Tatsache, daß im Leben eines Menschen bedeutende Dinge geschehen, auf die er keinen Einfluß hat, weise, zu versuchen, nur an harter Arbeit Freude zu finden? Wegen der Unsicherheiten des Lebens kann jemandes ganze Arbeit und sein Bemühen, ein Ziel in materieller Hinsicht zu erreichen, schnell zunichte werden (Matth. 6:27).

Salomo sagt weiter:

“Ich habe die Beschäftigung gesehen, die Gott den Menschensöhnen gegeben hat, mit der sie beschäftigt sein sollen” (Pred. 3:10).

Er konnte von sich sagen, er habe das “gesehen”, weil er selbst die Beschäftigung des Menschen gründlich untersucht hatte. Zu welchem Ergebnis kam Salomo, gestützt auf seine scharfe Beobachtung, hinsichtlich des Rahmens, innerhalb dessen der Mensch seine Tätigkeiten auszuführen hat? Wir lesen:

“Alles hat er [Gott] schön gemacht zu seiner Zeit” (Pred. 3:11).

Im Einklang damit schreibt Salomo gemäß Prediger 7:29:

“Siehe! Nur dies habe ich gefunden, daß der wahre Gott den Menschen rechtschaffen gemacht hat.”

Das geschah zu einer passenden Zeit innerhalb des Schöpfungsprogramms Gottes, als er den ersten vollkommenen Menschen erschuf. Diesem Menschen, Adam, gab Gott eine Frau, Eva, die die Vollkommenheit weiblicher Schönheit war, viel hübscher als die drei berühmten Töchter Hiobs (Hiob 42:15). Mit der Eheschließung zwischen Adam und Eva im herrlichen Edenparadies ging Gottes sechster Schöpfungstag zu Ende, und “Gott [sah] alles, was er gemacht hatte, und siehe! es war sehr gut” (1. Mose 1:31).

Gott stellte den irdischen Eltern der Menschheit im Edenparadies ein glückliches Leben in Vollkommenheit bis auf “unabsehbare Zeit” in Aussicht. Er stellte ihnen eine ewige Zukunft in Aussicht unter der Voraussetzung, daß sie ihm ständig und uneingeschränkt gehorchen würden. Auf diese Weise ‘legte er dem Menschen die unabsehbare Zeit ins Herz’ (Pred. 3:11; 1. Mose 2:16 bis 3:3). Nachdem dieses erste Menschenpaar auf Veranlassung Satans, des Teufels, im Ungehorsam gegenüber ihrem Schöpfer begonnen hatte, viele eigene Pläne auszusuchen, tat ihr Schöpfer zu einer sehr kritischen Zeit sozusagen etwas “Schönes”, denn er gab die Verheißung, einen Samen hervorzubringen, der zur Rechtfertigung Gottes und zum Segen der ganzen Menschheit den Kopf der großen Schlange zermalmen würde (1. Mose 3:15). Dieser kostbare Same sollte irgendwann in der Zukunft hervorgebracht werden. Daher blickten Männer und Frauen, die an Gottes Verheißung glaubten, erwartungsvoll nach dem Kommen des verheißenen Samens aus und nach den Segnungen, die ihnen durch diesen Samen zufließen sollten. Auf diese Weise hielt Gott ihnen eine leuchtende Zukunft vor Augen, etwas, wofür zu leben es sich lohnte, ganz gleich, wie weit es in der Zukunft liegen mochte.

Nachdem Gott Noah und dessen Familie in der weltweiten Flut am Leben erhalten hatte, stellte er der Menschheit eine gerechte Zukunft in Aussicht und verschönerte gewissermaßen seinen den Frieden fördernden Bund durch einen prächtigen Regenbogen. Zu seiner Zeit und seinem Vorsatz entsprechend, schloß Gott danach seinen Bund mit Abraham, gemäß dem sich alle Familien und Nationen durch seinen Samen segnen sollten. Das war eine Bestätigung der in Eden gegebenen Verheißung hinsichtlich des Samens des “Weibes” Gottes.

Zur bestimmten Zeit ging aus der Geschlechtslinie Abrahams, die zum verheißenen Samen hinführte, David hervor, der König Israels in Jerusalem. Gott grenzte dann die Abstammungslinie, die zum verheißenen Samen führen sollte, weiter ein und tat gewissermaßen etwas “Schönes”, indem er mit dem treuen David einen Bund für ein ewiges Königreich in seiner Geschlechtslinie schloß. Gott wählte Davids Sohn Salomo zu seinem unmittelbaren Nachfolger aus, der den Tempel Jehovas in Jerusalem baute. Während der friedevollen Herrschaft Salomos wohnten “Juda und Israel . . . fortwährend in Sicherheit, ein jeder unter seinem eigenen Weinstock und unter seinem eigenen Feigenbaum, von Dan bis Beer-Scheba” (1. Kö. 4:25). Mit gutem Grund konnte Salomo schreiben:

“Siehe! Das Beste, das ich selbst gesehen habe, das schön ist, ist, daß einer esse und trinke und Gutes sehe für all seine harte Arbeit, womit er hart arbeitet unter der Sonne während der Zahl der Tage seines Lebens, die der wahre Gott ihm gegeben hat, denn das ist sein Teil” (Pred. 5:18).

Wenn wir die “schönen” Dinge berücksichtigen, die Gott zu der für sie passenden Zeit gemacht hat, können wir verstehen, wie zutreffend Salomos weitere Worte über Jehova sind:

“Auch die unabsehbare Zeit hat er in ihr Herz [das Herz der Menschensöhne] gelegt, damit der Mensch das Werk nie herausfinde, das der wahre Gott gemacht hat vom Anfang bis zum Ende” (Pred. 3:11).

Zur entsprechenden Zeit sandte Gott den größeren Salomo, das Hauptglied des verheißenen Samens, Jesus Christus, aus. Und Gott gebrauchte diesen Messias, um den Menschensöhnen “auch die unabsehbare Zeit” ins Herz zu legen. Dieser Sohn Gottes verkündigte das messianische Königreich, das herrlicher sein soll als das Königreich Salomos und unter dem die gehorsamen Menschensöhne Leben bis in Ewigkeit, ja ewiges Leben erlangen könnten. Dieses Königreich wird eines der schönsten “Werke” Gottes sein. Das ewige Leben wird nicht langweilig sein, denn dieses Königreich wird den Weg in endlose Zeitalter bereiten, in denen die erlöste Menschheit weitere Werke, die Gott hervorbringen wird, erforschen wird, ohne jemals damit fertig zu werden. Aber wir können überzeugt sein, daß jedes dieser jetzt noch nicht geoffenbarten Werke “schön . . . zu seiner Zeit” sein wird. Welch wunderbare Zukunft steht der Menschheit also noch in Aussicht!

Erfreue dich an dem, wofür Gott sorgt

Was ist daher ratsam zu tun? Salomo empfiehlt, sich auf vernünftige Weise des Lebens zu erfreuen, Gutes aus seiner harten Arbeit zu sehen, statt sich vergeblich zu bemühen, das zu verändern, wofür Gott gesorgt hat. Salomos weitere Worte lauten:

“Ich habe erkannt, daß es nichts Besseres für sie gibt, als sich zu freuen und zeitlebens Gutes zu tun, und auch, daß jeder Mensch essen und in der Tat trinken und Gutes sehen sollte für all seine harte Arbeit. Es ist die Gabe Gottes. Ich habe erkannt, daß alles, was der wahre Gott macht, auf unabsehbare Zeit währen wird. Es ist nichts hinzuzufügen, und nichts ist davon hinwegzunehmen; sondern der wahre Gott selbst hat es gemacht, damit die Menschen sich seinetwegen fürchten mögen” (Pred. 3:12-14; 5:18).

Die Angelegenheiten der Menschen, auch die Geburt und der Tod, spielen sich innerhalb eines durch Menschen unabänderlichen Rahmens ab. Solange es dem Vorsatz Gottes dient, wird sich daran nichts ändern. Somit sagte Salomo offensichtlich im Hinblick darauf, daß es ‘für alles unter dem Himmel eine bestimmte Zeit gibt’:

“Ich habe erkannt, daß alles, was der wahre Gott macht, auf unabsehbare Zeit währen wird” (Pred. 3:14).

Der Mensch kann einfach nichts an den Verhältnissen ändern, die gemäß Gottes Zulassung oder Überwaltung auf der Erde bestehen. Der mächtige König Nebukadnezar wurde zu der Einsicht gezwungen: “Alle Bewohner der Erde werden als bloßes Nichts geachtet, und er tut nach seinem eigenen Willen inmitten des Heeres der Himmel und der Bewohner der Erde. Und es existiert keiner, der seiner Hand wehren oder der zu ihm sprechen kann: ,Was hast du getan?’ ” (Dan. 4:35). Keine Bemühung, etwas hinzuzufügen oder wegzunehmen, wird Erfolg haben, da das allgemeine Lebensmuster auf der Erde infolge der Zulassung und des Vorsatzes Gottes bestehenbleibt. Die Tatsache, daß Menschen das volle Ausmaß der Werke Gottes in diesem Bereich nicht begreifen können, sollte ihnen Furcht oder heilige Scheu einflößen.

Gleichzeitig zeigt die menschliche Geschichte, daß in den Vorgängen auf der Erde Kreisläufe auftreten, die sich wiederholen, wie Geburt und Tod, Krieg und Frieden, Lachen und Weinen. Diese sich wiederholenden Kreisläufe verknüpfen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander. Daher konnte Salomo sagen:

“Was geworden ist, es war schon gewesen, und was werden soll, hat sich als bereits dazusein erwiesen.”

Die danach folgenden Worte sind indes nicht so leicht zu verstehen. Salomo sagte:

“Der wahre Gott selbst ist ständig auf der Suche nach dem Verjagten” (Pred. 3:15).

Diese Worte mögen darauf hinweisen, daß gerechte Menschen oft von den Bösen verfolgt werden. Gott ‘sucht’ das Gute für seine Diener, und da er die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft völlig unter Kontrolle hat, kann er dafür sorgen, daß die Bösen, die Verfolger, von ihren Fehlern eingeholt werden, und kann den Gerechten Recht verschaffen. Oder es mag bedeuten, daß wir, obwohl die sich wiederholenden Kreisläufe bestehenbleiben und es nichts wirklich Neues gibt, davon überzeugt sein können, daß Gott trotzdem seinen Vorsatz verwirklichen wird. Während der Mensch machtlos sein mag, auf gewisse Umstände Einfluß auszuüben, kann der Höchste immer dafür sorgen, daß sich alles zum Besten seiner gehorsamen Diener auswirkt.

Das ist tröstend, denn in dieser unvollkommenen Welt sollte man nicht damit rechnen, daß die Menschen stets Gerechtigkeit walten lassen. Salomo beschrieb die Situation mit den Worten:

“Weiter habe ich unter der Sonne den Ort der Rechtsprechung gesehen, wo Bosheit war, und den Ort der Gerechtigkeit, wo Bosheit war” (Pred. 3:16).

Mit Recht erwartet man von einem Gericht Gerechtigkeit. Aber es mögen Bestechung und Parteilichkeit vorherrschen, weshalb es für viele Personen aussichtslos sein mag, das ihnen zustehende Recht zu erhalten. Wie können all diese Ungerechtigkeiten behoben werden? Salomo antwortet:

“Der wahre Gott wird sowohl den Gerechten als auch den Bösen richten, denn es gibt eine Zeit für jede Angelegenheit und hinsichtlich jedes Werkes dort” (Pred. 3:17).

Statt sich also über das aufzuregen, was in der Welt geschieht, wartet ein weiser Mensch geduldig auf Gott, der zu seiner bestimmten Zeit und zum dauernden Nutzen seines treuen Volkes handeln wird (1. Sam. 26:7-10; Ps. 37:12, 13).

‘Damit sie sehen, daß sie an sich Tiere sind’

Menschen mögen auf ihre Fähigkeiten und ihr Wissen stolz sein. Wenn das Leben aber zu Ende geht, sind sie nicht besser daran als vernunftlose Tiere. Der weise König Salomo machte darauf aufmerksam, als er sagte:

“Ich, ja ich, habe in meinem Herzen in Hinsicht auf die Menschensöhne gesagt, daß der wahre Gott sie auslesen wird, damit sie sehen können, daß sie an sich Tiere sind. Denn es gibt eine Zufälligkeit hinsichtlich der Menschensöhne und eine Zufälligkeit hinsichtlich des Tieres, und dieselbe Zufälligkeit trifft sie. Wie der eine stirbt, so stirbt der andere; und sie alle haben nur e i n e n Geist, so daß es keine Überlegenheit des Menschen gegenüber dem Tier gibt, denn alles ist Nichtigkeit. Alle gehen an e i n e n Ort. Sie alle sind aus dem Staub geworden, und sie alle kehren zum Staub zurück” (Pred. 3:18-20).

Unmittelbar bevor Salomo diesen Gedanken erwähnte, schrieb er:

“Der wahre Gott wird sowohl den Gerechten als auch den Bösen richten, denn es gibt eine Zeit für jede Angelegenheit und hinsichtlich jedes Werkes dort” (Pred. 3:17).

Wenn daher Salomo im Vers 18 sagt, daß Gott Menschen “auslesen” wird, mag das bedeuten, daß er ihnen Gelegenheiten einräumt und sie Erfahrungen sammeln läßt auch in bezug auf Probleme und Unsicherheiten, wodurch sich schließlich zeigen wird, ob sie gerecht oder böse sind. Die Tatsache, daß das Leben voller Schwierigkeiten und Unsicherheiten ist und schließlich im Tode endet, sollte den Menschen vor Augen führen, daß sie letzten Endes, soweit es ihre eigene Macht betrifft, Tieren gleichen. Mensch und Tier werden von demselben Geist oder derselben Lebenskraft, die durch die Atmung erhalten bleibt, belebt. Mensch und Tier kehren beim Tod zum leblosen Staub zurück (Pred. 9:4-6)

Niemand kann, nur gestützt auf menschliche Beobachtungen, die Frage beantworten, die Salomo anschließend aufwirft:

“Wer ist es, der den Geist der Menschensöhne kennt – ob er aufwärts steigt, und den Geist des Tieres – ob er niederwärts zur Erde steigt?” (Pred. 3:21).

Da der Tod bei Mensch und Tier allem Tun ein Ende setzt, kommt Salomo zu dem Schluß:

“Ich habe gesehen, daß es nichts Besseres gibt, als daß der Mensch sich in seinen Werken freuen sollte, denn das ist sein Teil; denn wer wird ihn dahin bringen, das anzuschauen, was nach ihm sein wird?” (Pred. 3:22).

Die Weisheit gebietet, daß jemand an seiner harten Arbeit gesunde Freude findet. Wenn er tot ist, hat er keinen Anteil mehr an menschlichem Tun. Als Leichnam kann er nicht einmal beobachten, was unter den Menschen vorgeht (Pred. 9:5, 10).

Der Gedanke daran, daß jemand durch den Tod wie ein vernunftloses Tier zur Nichtigkeit wird, sollte ernüchternd auf uns wirken. Es sollte uns daran erinnern, wie wichtig es ist, trotz Ungewißheiten und Problemen aus unserem Leben das Beste zu machen. Es sollte uns veranlassen, uns Gott zuzuwenden und anzuerkennen, daß es von ihm abhängt, ob wir nach unserem Tod einmal wieder leben werden.

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

Das Streben nach Genuß und Kultur trägt wenig ein

Quelle Wachtturm vom 15.April 1977

Was wollte der Weise damit sagen?
Das Streben nach Genuß und Kultur trägt wenig ein

König Salomo fand, daß das Streben nach weltlicher Weisheit und weltlichem Wissen nicht befriedigt. Deshalb wandte er sich anderen Gebieten des Lebens zu, wie dem Streben nach Genuß und Kultur.

Fand Salomo im Genuß in der Freude und im Lachen wirklich Befriedigung? Er schrieb:

“Ich, ja ich, sprach in meinem Herzen: ,Komm doch nun, ich will dich mit Freude erproben. Auch sieh Gutes.’ Und siehe! auch das war Nichtigkeit. Ich sprach zum Lachen: ,Unsinn!’ und zur Freude: ,Was tut diese?’ ” (Pred. 2:1, 2).

Salomo hielt vergeblich bei Fröhlichkeit und Lachen nach etwas Lohnendem Ausschau. Genußstreben führt nicht zu wahrem und dauerhaftem Glück. Lachen und sich freuen trägt vielleicht vorübergehend dazu bei, daß man seine Probleme vergißt. Doch die Probleme werden nicht verschwinden, und wenn die Fröhlichkeit vorüber ist, mögen sie sich im Gegenteil nur noch drohender auftürmen. Zu Recht konnte Salomo vom Lachen als von “Unsinn” sprechen, denn gedankenloses Gelächter trübt das klare Denkvermögen. Es kann dazu führen, daß jemand sehr ernste Dinge leichtnimmt und dadurch andere Personen verletzt oder reizt. Die Fröhlichkeit oder Art der Freude, die durch die Worte oder Handlungen eines Hofnarren hervorgerufen wird, bedeutet in Wirklichkeit nicht viel. Man kann nicht sagen, daß sie zu einem greifbaren und sinnvollen Ergebnis führt.

Mit den Ergebnissen des Genusses, der Fröhlichkeit und des Lachens unzufrieden, prüfte Salomo die Wirkung des Weins. Er sagt weiter:

“Ich forschte mit meinem Herzen nach, indem ich mein Fleisch sogar mit Wein erheiterte, während ich mein Herz mit Weisheit leitete, sogar um Narrheit zu erfassen, bis ich sehen könnte, was für Gutes es für die Menschensöhne gab in dem, was sie unter den Himmeln die Zahl der Tage ihres Lebens hindurch taten” (Pred. 2:3).

Salomo ließ sich beim Genuß des Weins von Weisheit und Vernunft leiten. Er wurde kein Trunkenbold, sondern bewahrte die Selbstbeherrschung. Sein Versuch, “Narrheit zu erfassen”, bedeutete daher nicht, daß er kein vernünftiges Maß einhielt. Er beherrschte sich vielmehr, während er die leichtere Seite des Lebens erforschte, und wurde daher nicht ausschweifend und genußsüchtig. Weil Salomo Herr seiner Sinne blieb, konnte er die Ergebnisse, zu denen er kam, richtig beurteilen.

Was er sonst noch tat, beschrieb er folgendermaßen:

“Ich unternahm größere Werke. Ich baute mir Häuser; ich pflanzte mir Weingärten. Ich machte mir Gärten und Parkanlagen, und ich pflanzte darin Fruchtbäume von allen Arten. Ich machte mir Wasserteiche, um damit den Wald von sprossenden Bäumen zu bewässern. Ich erwarb Knechte und Mägde, und ich bekam Söhne der Hausgenossen. Auch Viehbestand, Rinder und Kleinviehherden erlangte ich in großer Menge, mehr als alle, die vor mir in Jerusalem gewesen waren. Ich häufte mir auch Silber und Gold an und Besitz, wie er Königen und den Gerichtsbezirken eigen ist. Ich verschaffte mir Sänger und Sängerinnen und die Wonnen der Menschensöhne, eine Dame, ja Damen. Und ich wurde größer und nahm zu, mehr als irgend jemand, der vor mir in Jerusalem gewesen war. Überdies verblieb mir meine eigene Weisheit. Und irgend etwas, was meine Augen forderten, enthielt ich ihnen nicht vor. Ich hielt mein Herz nicht zurück von irgendwelcher Art Freude, denn mein Herz war freudig wegen all meiner harten Arbeit, und das wurde mein Teil von all meiner harten Arbeit” (Pred. 2:4-10).

Als König verfügte Salomo über die Mittel, sich alles, was er wollte, leisten zu können. In seinem Streben nach zweckmäßigen Werken und Kultur – Architektur, Gartenbau, Landschaftsgärtnerei und Musik – ließ er die Weisheit nicht außer acht. Salomo verausgabte sich daher finanziell nicht völlig, sondern sammelte noch mehr Gold und Silber. Seine ‘Weisheit verblieb ihm’ und lenkte seine zahlreichen Unternehmungen. Er fand auch eine gewisse Freude an dem, was er erreichen konnte. Fand aber Salomo bei diesen verschiedenen Bestrebungen wirklich heraus, was im Leben von dauerhaftem Wert ist? Seine Antwort lautet:

“Ich, ja ich, wandte mich all meinen Arbeiten zu, die meine Hände getan hatten, und der harten Arbeit, die zu vollbringen ich hart gearbeitet hatte, und siehe! alles war Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind, und da war nichts von Vorteil unter der Sonne” (Pred. 2:11).

Ja selbst bei dem, was man als lohnende Bestrebungen ansehen mag, empfand Salomo ein Gefühl der Leere und Nichtigkeit. Er wußte, daß er sterben würde und daß er keine Möglichkeit hatte zu erfahren, was aus all seiner harten Arbeit werden würde (Pred. 2:17-19).

Ja, das Streben nach Genuß und Kultur ist an sich keine Garantie für ein glückliches und zufriedenes Leben. Derjenige, dessen Leben sich darum dreht, mag schließlich erkennen, daß sein Leben sehr leer ist und daß er geistige Speise benötigt.

Was kannst du im Vergleich zu einem König tun?

König Salomo befaßte sich eingehend mit irdischen Dingen. Er hatte die Zeit, die Mittel und das Verständnis für eine solch gründliche Untersuchung. Deshalb kann eine Betrachtung der Ergebnisse, zu denen Salomo gelangte und die im Buch Prediger aufgezeichnet sind, von außergewöhnlichem Nutzen sein.

Wie nutzlos es für andere ist, eine ähnliche Untersuchung anzustellen, beschreibt der Weise mit den Worten:

“Ich, ja ich, wandte mich, um Weisheit und Wahnsinn und Narrheit zu sehen; denn was kann der Erdenmensch tun, der nach dem König kommt? Das, was die Menschen bereits getan haben” (Pred. 2:12).

Ja, was kann der Durchschnittsmensch, der bei weitem nicht die Gelegenheiten und Mittel hat wie ein König, schon tun? Wollte er versuchen, das zu tun, was Salomo tat, so könnte er sich nur mit einigen Gebieten befassen und lediglich das tun, was andere schon getan haben. Er würde nichts Neues hinzulernen, was ihn wirklich befriedigen könnte.

Zu welchem Ergebnis kommt Salomo? Er fährt fort:

“Ich sah, ja ich, daß es mehr Vorteile gibt für die Weisheit als für die Narrheit, so, wie es mehr Vorteile gibt für Licht als für Finsternis” (Pred. 2:13).

Wer Weisheit besitzt, ist sicherlich besser daran als jemand, dem es daran mangelt. Sie befähigt ihn, mit den Problemen des Lebens fertig zu werden und seine Kräfte und Fähigkeiten sinnvoller einzusetzen, als wenn es ihm an Weisheit und Einsicht fehlen würde. Im Licht kann mehr geleistet werden als in völliger Finsternis.

“Was irgendeinen Weisen betrifft”, so schrieb Salomo, “er hat seine Augen in seinem Kopf; aber der Unvernünftige wandelt in völliger Finsternis weiter” (Pred. 2:14).

Ein weiser Mensch hält seine Augen offen. Sie sind in dem Sinne in seinem “Kopf”, als sie seinen Verstandeskräften dienen. So kann er eine Sache durchschauen und quält sich nicht mit sinnlosen Versuchen ab, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Der Unvernünftige hingegen ist in Finsternis; seine Augen sind geschlossen und von keinem Wert, wenn es darum geht, herauszufinden, was der richtige Weg ist, den er einschlagen sollte.

Allerdings bedeutet der Vorteil der Weisheit gegenüber der Torheit nicht, daß menschliche Weisheit zu echtem Glück und dauernder Zufriedenheit führen kann. Das erkannte Salomo anschließend mit den Worten an:

“Ich habe erkannt, auch ich, daß es eine Zufälligkeit gibt, die allen widerfährt. Und ich selbst sprach in meinem Herzen: ,Eine Zufälligkeit gleich der des Unvernünftigen wird mir widerfahren, ja mir.’ Warum denn war ich, ja ich, damals so überaus weise geworden? Und ich sprach in meinem Herzen: ,Auch das ist Nichtigkeit.’ Denn es gibt nicht mehr Erinnerung an den Weisen als an den Unvernünftigen auf unabsehbare Zeit. In den Tagen, die bereits kommen, ist jeder gewißlich vergessen; und wie wird der Weise sterben? Zusammen mit dem Unvernünftigen” (Pred. 2:14-16).

Was den Tod betrifft, ergibt sich also für jemand, der weltliche Weisheit hat, kein erkennbarer Vorteil. Alle seine Werke und Tätigkeiten werden zu Nichtigkeit. Schließlich gerät der Tote, ungeachtet wie weise er gewesen sein mag, bei den Lebenden in Vergessenheit.

Ist aber jemand nicht im Vorteil, wenn er seinen Nachkommen ein Erbe hinterlassen kann, weil er von seinen Mitteln weisen Gebrauch gemacht hat? Auch dafür gibt es keine Gewähr. Salomo sagt:

“Ich haßte das Leben, weil die Arbeit, die unter der Sonne getan worden ist, von meinem Standpunkt aus unglücklich war, denn alles war Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind. Und ich, ja ich, haßte all meine harte Arbeit, an der ich hart arbeitete unter der Sonne, die ich für den Menschen zurückließe, der nach mir da wäre. Und wer ist da, der weiß, ob er sich, als weise oder töricht erweisen wird? Doch wird er die Herrschaft übernehmen über all meine harte Arbeit, an der ich hart arbeitete und bei der ich Weisheit bekundete unter der Sonne. Auch das ist Nichtigkeit. Und ich selbst wandte mich, mein Herz verzweifeln zu lassen ob all der harten Arbeit, an der ich unter der Sonne hart gearbeitet hatte. Denn da ist der Mensch, dessen harte Arbeit mit Weisheit und mit Erkenntnis und mit Tüchtigkeit getan worden ist, aber einem Menschen, der nicht hart an einer solchen Sache gearbeitet hat, wird der Anteil jenes Menschen gegeben werden. Auch das ist Nichtigkeit und ein großes Unglück” (Pred. 2:17-21).

Niemand weiß, was mit dem Erbe, das er hinterläßt, geschehen wird. Diejenigen, die das Erbe erhalten, mögen dessen Wert nicht schätzen und bald alles verschwenden, weil sie nicht hart dafür gearbeitet haben. Von welchem Nutzen wäre dann all die harte Arbeit gewesen, die zum Erwerb von Besitz erforderlich war? Noch schlimmer ist die Situation, wenn der hart Arbeitende viel Schmerz und Verdruß hatte und wegen all seiner Sorgen und seines Verdrusses nachts keinen Schlaf fand. Salomo bringt dies mit den Worten zum Ausdruck:

“Denn was bekommt ein Mensch schließlich für all seine harte Arbeit und für das Streben seines Herzens, womit er hart arbeitet unter der Sonne? Denn alle seine Tage bedeutet seine Beschäftigung Schmerzen und Verdruß, auch während der Nacht legt sein Herz sich einfach nicht nieder. Auch das ist nur Nichtigkeit” (Pred. 2:22, 23).

Was kann man in Anbetracht dessen tun? Salomo antwortet:

“Für einen Menschen gibt es nichts Besseres, als daß er essen und in der Tat trinken und seine Seele Gutes sehen lassen sollte wegen seiner harten Arbeit. Auch das habe ich gesehen, ja ich, daß dies von der Hand des wahren Gottes her ist. Denn wer ißt und trinkt besser als ich?” (Pred. 2:24, 25).

Jemand sollte zu seinen Lebzeiten die Früchte seiner Arbeit genießen. Selbstverständlich ist es nur natürlich, daß Eltern auch an ihre Kinder denken. Der christliche Apostel Paulus schrieb: “Nicht die Kinder sollten für ihre Eltern etwas zurücklegen, sondern die Eltern für ihre Kinder” (2. Kor. 12:14). Das heißt aber nicht, daß Eltern für ihre Kinder so viele materielle Güter zurücklegen sollten, daß sie selbst die Lebensnotwendigkeiten entbehren oder unnötigerweise dürftig leben. Eltern sollten daran denken, daß, ungeachtet wie weise ihre Kinder sein mögen, materieller Besitz verlorengehen oder gestohlen, mißbraucht und zerstört werden kann. Daher ist es wirklich am besten, Gutes so lange auf vernünftige Weise zu genießen, wie man kann, statt extrem zu werden und Besitztum für Kinder aufzuhäufen, ohne zu seinen eigenen Lebzeiten daraus wirklich Nutzen zu ziehen.

Gott gibt dem Gerechten und dem Bösen

Was Gott dem Gerechten und dem Bösen gibt, geht aus Prediger 2:26 hervor:

“Dem Menschen, der vor ihm gut ist, hat er Weisheit und Erkenntnis und Freude gegeben, aber dem Sünder hat er die Beschäftigung gegeben, einzusammeln und zusammenzubringen, lediglich um es dem zu geben, der gut ist vor dem wahren Gott.”

Der gute Mensch wird, weil er die Richtlinien des Schöpfers anwendet, weise und nimmt an Erkenntnis zu. Er ist in der Lage, seine Mittel und Fähigkeiten in Übereinstimmung mit der Weisheit und der Erkenntnis anzuwenden, was dazu führt, daß er glücklich ist. Stände er nicht in einem Verhältnis zu Gott, so besäße er nicht diese echte Weisheit, Erkenntnis und Freude. Daher kann wirklich gesagt werden, daß Jehova Gott ihm “Weisheit und Erkenntnis und Freude” gegeben hat.

Der böse Mensch oder der Sünder hingegen setzt sich über den Rat Gottes hinweg. Daher läßt der Höchste ihn seine selbstsüchtigen Pläne ausführen und ihn die Folgen davon tragen. Der Sünder müht sich ab und quält sich in dem Bemühen, Besitztum anzuhäufen. Aber er findet keine Befriedigung oder Zufriedenheit, weil es ihm an Weisheit und Erkenntnis mangelt, um an all seiner Arbeit Freude zu finden. Ihm entgeht die Freude, die jemand verspürt, der mit seinem Besitz Bedürftigen hilft (Apg. 20:35). Außerdem mag er seine Absichten nur durch gesetzlose Mittel erreichen und am Ende das Opfer seiner eigenen Pläne werden. Alles, was der Sünder aufgehäuft hat, mag schließlich an den guten Menschen übergehen. Das war bei den Kanaanitern der Fall, denen es, obwohl sie ein sittlich verkommenes Volk waren, lange Zeit gutging. Doch dann gingen ihre Weingärten, Olivenhaine, Häuser und anderen Besitztümer an die Israeliten über, so wie Jehova Gott verfügt hatte (5. Mose 6:10, 11).

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

“Mein eigenes Herz hat sehr viel Weisheit und Erkenntnis gesehen”

Was wollte der Weise damit sagen?

KÖNIG Salomo war einer der weisesten Männer, die je gelebt haben. Er konnte wahrheitsgemäß sagen: “Ich selbst habe sehr an Weisheit zugenommen, mehr als irgend jemand, der sich vor mir in Jerusalem befand, und mein eigenes Herz hat sehr viel Weisheit und Erkenntnis gesehen” (Pred. 1:16). Mit den Worten: “Mein eigenes Herz hat sehr viel Weisheit und Erkenntnis gesehen” wollte Salomo offensichtlich sagen, daß er nicht lediglich sein Gehirn mit viel Wissen angefüllt hatte. Weisheit und Erkenntnis hatten sein Herz beeinflußt und waren ein Teil von ihm geworden. Er schätzte ihren Wert und fühlte sich gedrängt, seine Erkenntnis und Weisheit zu gebrauchen.

Salomo ließ keine Möglichkeit ungenutzt, um Weisheit zu erkennen. Er sagte: “Ich richtete mein Herz darauf, zu suchen und Weisheit zu erforschen in Verbindung mit allem, was unter den Himmeln getan worden ist . . . [gab] mein Herz hin, um Weisheit zu erkennen und Wahnsinn zu erkennen, und ich habe Narrheit kennengelernt” (Pred. 1:13, 17). Salomo wurde zu dem eifrigen und ganzherzigen Bemühen angeregt, mit der Weisheit gründlich vertraut zu werden. Er beschränkte sich nicht nur darauf, die Gebote und Ermahnungen der Weisheit zu erforschen, sondern ergründete auch Wahnsinn und Narrheit. Er beobachtete aufmerksam, wie andere Menschen einen Weg des Wahnsinns und der Torheit einschlugen. Gestützt auf seine Beobachtungen, zog Salomo vernünftige Schlüsse in bezug darauf, wie man Probleme vermeiden kann.

Zu welcher Einsicht kam er dadurch, daß er alle Aspekte weltlicher Erkenntnis und Weisheit gründlich erforschte? “Auch dies [ist] ein Haschen nach Wind . . . Denn in der Fülle von Weisheit gibt es eine Fülle von Verdruß, so daß wer Erkenntnis mehrt, Schmerz mehrt” (Pred. 1:17, 18).

Ein wesentlicher Grund dafür ist, wie Salomo sagte: “Was krumm gemacht ist, kann nicht geradegemacht werden, und was fehlt, kann unmöglich gezählt werden” (Pred. 1:15). Jemand, der an weltlicher Weisheit zunimmt, wird sich auf schmerzhafte Weise der Tatsache bewußt, daß viel “Krummes” in diesem unvollkommenen System nicht geradegemacht werden kann. Weder die Zeit noch die Umstände erlauben eine Korrektur. Ja, im menschlichen Bereich sind so viele Dinge mangelhaft, daß man sie nicht einmal aufzuzählen vermag. Je größer daher jemandes Erkenntnis und Weisheit ist, desto mehr wird ihm bewußt, wie begrenzt seine Möglichkeiten sind, die Dinge zum Positiven zu verändern. Seine kurze Lebensspanne und die ungünstigen Verhältnisse, die in der unvollkommenen menschlichen Gesellschaft herrschen, arbeiten gegen ihn. Die Folgen davon sind Enttäuschungen und Verdruß.

Gottgemäße Weisheit hat jedoch keine solch negativen Auswirkungen, sondern fördert die Hoffnung, den Glauben und das Vertrauen. Diese Weisheit wird in der Bibel folgendermaßen beschrieben: “Die Weisheit von oben aber ist vor allem keusch, dann friedsam, vernünftig, zum Gehorchen bereit, voller Barmherzigkeit und guter Früchte, nicht parteiische Unterschiede machend, nicht heuchlerisch” (Jak. 3:17). Welcher Art von Weisheit schenkst du die größte Aufmerksamkeit – derjenigen, die zu Enttäuschung führt, oder der gottgemäßen Weisheit, mit deren Hilfe du selbst heute das Beste aus deinem Leben machen kannst?

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

Sprüche – thematische Verlinkung

alle Gedanken, Kommentare und ergänzenden Stoff zum Bibelbuch Sprüche findet ihr hier

 

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Sprüche 29 – 31

 

die Höhepunkte zum Bibelbuch Sprüche finden wir im WT vom 15.09.2006.

Jule | 06.13.11 | thematische Verlinkung der einzelnen Kapitel | No Comments |

„Deine Pläne werden befestigt werden“

„Deine Pläne werden befestigt werden“



Die ersten neun Verse von Sprüche, Kapitel 16 (wo Gottes Name übrigens achtmal vorkommt) zeigen uns, wie wir unser Leben dem Einfluss Gottes unterstellen können, damit unsere ‘Pläne befestigt werden’ (Sprüche 16:3). Die Verse 10 bis 15 drehen sich um die Verantwortlichkeiten eines Königs oder Herrschers.

Wem gehören „des Herzens Zurechtlegungen“?

„Dem Erdenmenschen gehören des Herzens Zurechtlegungen“, heißt es im ersten Teil von Sprüche 16:1. Das ist also eindeutig unsere eigene Verantwortung. Jehova bringt weder auf übernatürliche Weise unser Herz in die richtige Verfassung, noch gibt er uns einen willigen Geist. Es liegt an uns selbst, uns anzustrengen sein Wort, die Bibel, genau kennenzulernen, gründlich darüber nachzudenken und Jehovas Denkweise zu übernehmen.

Allerdings zeigt die Bitte Davids um „ein reines Herz“ und „einen neuen Geist“, dass er sich seines Hangs zur Sünde bewusst war und erkannte, dass er sein Herz nur mit Gottes Hilfe reinigen konnte. Weil wir unvollkommen sind, können wir in die Versuchung geraten, „die Werke des Fleisches“ zu tun . Wir brauchen die Hilfe Jehovas, um ‘die Glieder unseres Leibes, die auf der Erde sind, in Bezug auf Hurerei, Unreinheit, sexuelle Gelüste, schädliche Begierde und Habsucht zu ertöten’ (Kolosser 3:5). Deshalb ist es wichtig, um diese Hilfe zu beten, damit wir Versuchungen nicht erliegen und sündige Neigungen aus unserem Herzen ausmerzen können.

Können wir andere bei den „Zurechtlegungen“ ihres Herzens unterstützen? Die Bibel sagt: „Da ist einer, der gedankenlos redet wie mit Schwertstichen, aber die Zunge der Weisen ist Heilung“ (Sprüche 12:18). Wann wirkt unsere Zunge heilend? Nur dann, wenn ‘die Antwort der Zunge von Jehova ist’, das heißt, wenn unsere Worte richtig sind und sich auf die biblische Wahrheit stützen (Sprüche 16:1b).

„Das Herz ist verräterischer als sonst irgendetwas und ist heillos“, heißt es in Gottes Wort (Jeremia 17:9). Unser sinnbildliches Herz neigt zu Rechtfertigungen und Selbsttäuschung. Auf diese Gefahr verwies Salomo, der König im alten Israel, mit den Worten: „Alle Wege eines Mannes sind lauter in seinen eigenen Augen, aber Jehova schätzt die Geister ab“ (Sprüche 16:2).

Eigenliebe kann bewirken, dass wir unsere Fehler rechtfertigen, Charaktermängel kaschieren und sogar die Augen vor innerer Schlechtigkeit verschließen. Jehova lässt sich aber nicht täuschen. Er „schätzt die Geister ab“. Jemandes Geist ist seine innere Grundhaltung, er hat etwas mit dem Herzen zu tun. Wie er sich entwickelt, wird weitgehend von dem bestimmt, was im sinnbildlichen Herzen vor sich geht, also von unseren Gedanken, Gefühlen, Beweggründen und dergleichen. Diesen „Geist“ schätzt „der Prüfer der Herzen“ ab, und er richtet unparteiisch, ohne jemand zu begünstigen. Es ist klug, unseren Geist zu behüten.

„Wälze auf Jehova deine Werke“

Pläne setzen Gedanken voraus — unter Beteiligung unseres Herzens. Taten geht gewöhnlich Planung voraus. Werden unsere Planungen Erfolg haben? Salomo sagt: „Wälze auf Jehova deine Werke, und deine Pläne werden befestigt werden“ (Sprüche 16:3). Unsere Werke auf Jehova zu wälzen bedeutet, auf ihn zu vertrauen, uns auf ihn zu verlassen, uns ihm verpflichtet zu fühlen — unsere Bürde gewissermaßen von unseren eigenen Schultern auf seine zu wälzen. Der Psalmenschreiber sagte: „Wälze deinen Weg auf Jehova, und verlass dich auf ihn, und er selbst wird handeln“ (Psalm 37:5).

Damit unsere Pläne befestigt werden, müssen sie allerdings mit Gottes Wort übereinstimmen und ihnen müssen gute Motive zugrunde liegen. Auch sollten wir Jehova um Hilfe und Beistand bitten und uns dann gewissenhaft an den Rat der Bibel halten. Unsere ‘Bürde auf Jehova zu werfen’ ist ganz besonders wichtig, wenn wir mit Schwierigkeiten oder Glaubensprüfungen konfrontiert werden. Jehova selbst ‘wird uns stützen’, ja er wird ‘niemals zulassen, dass der Gerechte wankt’ (Psalm 55:22).

„Alles hat Jehova zu seinem Zweck gemacht“

Was hat es noch für Vorteile, unsere Werke auf Jehova zu wälzen? „Alles hat Jehova zu seinem Zweck gemacht“, sagt der weise König (Sprüche 16:4a). Alles, was der Schöpfer des Universums tut, hat Sinn und Zweck. Wenn wir unsere Werke auf ihn wälzen, füllen wir unser Leben mit höchst sinnvoller Tätigkeit aus, statt es nutzlos zu vertun. Außerdem ist der Vorsatz Jehovas bezüglich der Erde und der Menschheit ein ewiger Vorsatz (Epheser 3:11). Die Erde hat er erschaffen und gebildet, „damit sie auch bewohnt werde“ (Jesaja 45:18). Und was er ursprünglich mit dem Menschen auf der Erde vorhatte, wird er garantiert verwirklichen (1. Mose 1:28). Ein Leben im Dienst für den wahren Gott wird demnach nie zu Ende gehen und in alle Ewigkeit einen Sinn haben.

Jehova hat alles zu seinem Zweck gemacht, „ja auch den Bösen für den üblen Tag“ (Sprüche 16:4b). Erschaffen hat er die Bösen nicht, denn „vollkommen ist sein Tun“ (5. Mose 32:4). Aber er hat zugelassen, dass sie ins Dasein kamen, und lässt sie so lange gewähren, bis er es für richtig hält, sein Strafurteil an ihnen zu vollstrecken. Zu einem ägyptischen Pharao zum Beispiel sagte Jehova: „Deswegen habe ich dich bestehen lassen, um dir meine Macht zu zeigen und damit man meinen Namen verkündet auf der ganzen Erde“ (2. Mose 9:16). Tatsächlich waren die zehn Plagen und die Vernichtung Pharaos und seines Heeres im Roten Meer eine denkwürdige Demonstration der unvergleichlichen Macht Gottes.

Jehova kann auch Umstände so lenken, dass die Bösen unwissentlich seinen Zwecken dienen. Der Psalmenschreiber sagte: „Sogar des Menschen Grimm wird dich lobpreisen; den Rest des Grimmes wirst du [Jehova] dir selbst umgürten“ (Psalm 76:10). Jehova kann zulassen, dass seine Feinde ihren Grimm an seinen Dienern auslassen, aber nur so weit, wie es dazu dient, sie zu schulen und so ihre Persönlichkeit zu verbessern.

All das, was darüber hinausgeht, nimmt Gott auf sich.

Seine demütigen Diener unterstützt Jehova. Wie denkt er aber über stolze und überhebliche Menschen? „Jeder, der stolzen Herzens ist, ist für Jehova etwas Verabscheuungswürdiges“, sagt der König von Israel. „Mag sich Hand mit Hand verbinden, wird einer doch nicht straffrei sein“ (Sprüche 16:5). Personen, die „stolzen Herzens“ sind, werden nicht straffrei davonkommen, auch wenn sie sich miteinander verbünden. Wir tun daher gut daran, an Demut zu arbeiten, egal wie viel wir wissen, wie begabt wir vielleicht sind oder was für Vorrechte wir im Dienst für Jehova haben.

„In der Furcht Jehovas“

Von Geburt an Sünder, machen wir alle Fehler (Römer 3:23; 5:12). Wie können wir uns davor hüten, etwas zu planen, was uns auf Abwege führen würde? In Sprüche 16:6 wird gesagt: „Durch liebende Güte und Wahrhaftigkeit wird Vergehung gesühnt, und in der Furcht Jehovas weicht man von Schlechtem.“ Dank der liebenden Güte und der Wahrhaftigkeit Jehovas werden unsere Sünden zugedeckt, aber die Furcht Jehovas schreckt uns davor ab, überhaupt erst zu sündigen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir Gott nicht nur lieben und für seine liebende Güte dankbar sind, sondern uns auch davor fürchten lernen, ihm zu missfallen.

Die Furcht Gottes entsteht in unserem Herzen, wenn wir seine überwältigende Macht respektieren lernen. Denken wir nur daran, wie sich seine Macht in der Schöpfung zeigt! Als der Patriarch Hiob an Beispiele für die Macht Gottes in den Schöpfungswerken erinnert wurde, fiel es ihm leichter, sein Denken zu korrigieren (Hiob 42:1-6). Geht es uns nicht genauso, wenn wir in der Bibel lesen, wie Gott mit seinen Dienern umgegangen ist, und darüber nachdenken? Der Psalmenschreiber sagte: „Kommt und seht die Taten Gottes. Seine Handlungsweise mit den Menschensöhnen ist furchteinflößend“ (Psalm 66:5). Jehovas liebende Güte ist nichts, was man für selbstverständlich nehmen dürfte. Als die Israeliten rebellierten und Gottes heiligen Geist verletzten, ‘verwandelte sich Jehova ihnen in einen Feind; er selbst führte Krieg gegen sie’ (Jesaja 63:10). Wenn Jehova dagegen „an den Wegen eines Mannes Gefallen hat, veranlasst er, dass auch selbst seine Feinde mit ihm in Frieden sind“ (Sprüche 16:7). Welch ein Schutz ist doch die Furcht Jehovas!

Weiter sagt der weise König: „Besser ist wenig mit Gerechtigkeit als eine Fülle von Erzeugnissen ohne Recht“ (Sprüche 16:8). In Sprüche 15:16 heißt es: „Besser ist ein wenig in der Furcht Jehovas als reichlich Vorrat und Verwirrung dabei.“ Ehrfurcht vor Gott ist unerlässlich, will man auf dem Pfad der Gerechtigkeit bleiben.

„Das Herz des Erdenmenschen mag seinen Weg ausdenken“

Der Mensch wurde mit Willensfreiheit erschaffen, der Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden (5. Mose 30:19, 20). Unser Herz kann verschiedene Optionen erwägen und sich für eine oder mehrere entscheiden. Dass die Verantwortung, Entscheidungen zu treffen, bei uns liegt, deutet Salomo mit den Worten an: „Das Herz des Erdenmenschen mag seinen Weg ausdenken.“ Ist das geschehen, dann gilt: „Jehova aber lenkt seine Schritte“ (Sprüche 16:9). Da Jehova unsere Schritte lenken kann, handeln wir weise, wenn wir ihn um Hilfe bitten, ‘unsere Pläne zu befestigen’.

Wie bereits erwähnt, ist das Herz verräterisch und kann zu falschen Überlegungen anstiften. Begeht jemand zum Beispiel eine Sünde, könnte sein Herz Rechtfertigungsgründe liefern. Statt von dem sündigen Weg umzukehren, redet sich derjenige womöglich ein, Gott sei ja liebevoll, gütig, barmherzig und zum Vergeben bereit. So jemand sagt in seinem Herzen: „Gott hat es vergessen. Er hat sein Angesicht verborgen. Er wird es bestimmt niemals sehen“ (Psalm 10:11). Gottes Barmherzigkeit auszunutzen wäre aber ungehörig und gefährlich.

„Der genaue Zeiger und die genauen Waagschalen gehören Jehova“

Salomo wendet die Aufmerksamkeit vom Herzen und von den Handlungen eines gewöhnlichen Erdenmenschen nun denen eines Königs zu, indem er sagt: „Inspirierte Entscheidung sollte auf eines Königs Lippen sein; im Gericht sollte sich sein Mund nicht als treulos erweisen“ (Sprüche 16:10). Auf den König Jesus Christus trifft das ganz gewiss zu. Alles, was er als Herrscher über die Erde tun wird, stimmt mit dem Willen Gottes überein.

Worauf sich Recht und Gerechtigkeit gründen, erklärt der weise König mit den Worten: „Der genaue Zeiger und die genauen Waagschalen gehören Jehova; alle Gewichtssteine des Beutels sind sein Werk“ (Sprüche 16:11). Jehova ist es, der für genaue Zeiger und Waagschalen sorgt. Es steht keinem König zu, solche Normen nach eigenem Gutdünken aufzustellen. Als Jesus auf der Erde war, sagte er: „Ich kann gar nichts aus mir selbst tun; so, wie ich höre, richte ich; und mein Gericht ist gerecht, denn ich suche nicht meinen eigenen Willen, sondern den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat.“ Somit können wir von dem Sohn, dem der Vater ‘das gesamte Gericht übergeben hat’, vollkommene Gerechtigkeit erwarten (Johannes 5:22, 30).

Was kann man noch von einem König erwarten, der Jehova repräsentiert? „Bösestun ist für Könige etwas Verabscheuungswürdiges“, sagt der König von Israel, „denn durch Gerechtigkeit wird der Thron fest errichtet“ (Sprüche 16:12). Das messianische Königreich hält sich strikt an die gerechten Grundsätze Gottes. Es ist nicht im Geringsten mit dem „Thron, der Widerwärtigkeiten verursacht“, verbündet (Psalm 94:20; Johannes 18:36; 1. Johannes 5:19).

Das Wohlwollen eines Königs erlangen

Wie sollten sich die Untertanen eines majestätischen Königs verhalten? Salomo sagt: „Die Lippen der Gerechtigkeit sind eines großen Königs Wohlgefallen; und wer Gerades redet, den liebt er. Eines Königs Grimm bedeutet Todesboten, aber der weise Mann ist einer, der ihn abwendet“ (Sprüche 16:13, 14). …. Das Missfallen eines mächtigen menschlichen Königs abzuwenden und seine Gunst zu suchen, wäre bestimmt weise. Wie viel mehr trifft das auf den messianischen König zu!

Weiter erklärt Salomo: „Im Licht des Angesichts des Königs ist Leben, und sein Wohlwollen ist wie die Wolke des Frühlingsregens“ (Sprüche 16:15). Das „Licht des Angesichts des Königs“ bedeutet dessen Gunst, genauso wie das ‘Licht des Angesichts Jehovas’ für seine Gunst steht (Psalm 44:3; 89:15). Das Wohlwollen eines Königs ist ein Anzeichen für gute Zeiten, so wie man bei Regenwolken sicher sein konnte, dass genügend Wasser für die Saat da sein würde, um Frucht hervorzubringen. Unter der Herrschaft des messianischen Königs wird man das Leben in vollen Zügen genießen können, wovon die Herrschaft König Salomos eine Vorschau war (Psalm 72:1-17).

Während wir darauf warten, dass Gottes Königreich die Macht über jede Angelegenheit unter der Sonne übernimmt, wollen wir uns von Gott helfen lassen, unser Herz zu läutern. Wir wollen auch unser Vertrauen auf Jehova setzen und in der Gottesfurcht wachsen. Dann können wir rundum zuversichtlich sein, dass ‘unsere Pläne befestigt werden’ (Sprüche 16:3).

„Weisheit dient zum Schutz“

„Stolz geht einem Sturz voraus und ein hochmütiger Geist dem Straucheln“, heißt es warnend in Sprüche 16:18. Den größten Sturz erlebte ein vollkommener Geistsohn Gottes, der sich selbst zum Satan und Teufel machte (1. Mose 3:1-5; Offenbarung 12:9). Zeigte sich bei ihm nicht vor dem Sturz ein hochmütiger Geist? Darauf bezieht sich die Bibel, wenn sie sagt, einem Neubekehrten solle in der Christenversammlung nicht das Amt eines Aufsehers übertragen werden, „damit er nicht vor Stolz aufgeblasen werde und dem Urteil verfalle, das über den Teufel gefällt worden ist“ (1. Timotheus 3:1, 2, 6). Wie wichtig es doch ist, bei anderen keinen Stolz zu fördern und auch selbst nicht stolz zu werden!

„Besser ist es, im Geist niedrig zu sein mit den Sanftmütigen, als Beute zu teilen mit den Selbsterhöhten“, ist in Sprüche 16:19 zu lesen. Wie treffend dieser Rat ist, sieht man bei Nebukadnezar, dem König von Babylon. In seinem Stolz errichtete er in der Ebene Dura ein riesiges Standbild, das vielleicht ihn selbst darstellte. Die Statue stand wohl auf einem sehr hohen Sockel, sodass sie eine Höhe von etwa 27 Metern erreichte (Daniel 3:1). Die Kolossalstatue war als eindrucksvolles Symbol seines Reiches gedacht. Solch hohe, grandiose Dinge wie diese Statue oder auch Obelisken, Kirchtürme und Wolkenkratzer beeindrucken vielleicht Menschen, nicht aber Gott. Der Psalmist schrieb: „Jehova ist hoch, und doch sieht er den Demütigen; aber den Überheblichen kennt er nur von fern“ (Psalm 138:6). Ja, „was bei den Menschen hoch ist, ist etwas Abscheuliches in Gottes Augen“ (Lukas 16:15). Besser ist es, uns „mit den niedrigen Dingen mitführen“ zu lassen, als ‘auf hohe Dinge zu sinnen’ (Römer 12:16).

Mit „Einsicht“ und „Überzeugungskraft“ reden

Wie wirkt es sich auf unser Reden aus, wenn wir Weisheit erwerben? Der weise König sagt uns: „Wer in einer Sache Einsicht bekundet, wird Gutes finden, und glücklich ist, wer auf Jehova vertraut. Wer weisen Herzens ist, wird verständig genannt werden, und jemandes Süßigkeit der Lippen fügt Überzeugungskraft hinzu. Einsicht ist ihren Besitzern ein Born des Lebens; und die Zucht der Törichten ist Torheit. Das Herz des Weisen lässt seinen Mund Einsicht bekunden, und seinen Lippen fügt es Überzeugungskraft hinzu“ (Sprüche 16:20-23).

Weisheit hilft uns, mit Einsicht und Überzeugungskraft zu reden. Wieso? Weil jemand, der ein weises Herz hat, in einer Angelegenheit etwas „Gutes finden“ möchte und „auf Jehova vertraut“. Wenn wir darauf bedacht sind, bei anderen etwas Gutes zu finden, sprechen wir sehr wahrscheinlich gut von ihnen. Wir sind nicht unfreundlich und streiten nicht; unsere Worte sind vielmehr „süß“ und überzeugend. Durch Einsicht berücksichtigen wir die Lebensumstände anderer und verstehen, was sie gerade durchmachen mögen und inwieweit sie den Problemen gewachsen sind.

Weisheit ist auch beim Predigen des Königreiches und beim Jüngermachen unabdingbar. Wenn wir andere das Wort Gottes lehren, wollen wir nicht nur biblischen Aufschluss vermitteln, sondern auch das Herz berühren. Das erfordert, mit Überzeugungskraft zu reden. Der Apostel Paulus forderte seinen Gefährten Timotheus auf, bei den Dingen zu bleiben, die er „zu glauben überzeugt worden“ war (2. Timotheus 3:14, 15).

Das griechische Wort für „überzeugen“ bedeutet „eine Sinnesänderung herbeiführen durch den Einfluss der Vernunft oder moralischer Erwägungen“ (W. E. Vine, An Expository Dictionary of New Testament Words). Wenn wir durch überzeugende Argumente bei dem Zuhörer eine Sinnesänderung bewirken möchten, müssen wir seine Denkweise, seine Interessen, seine Lebensumstände und seine Herkunft kennen. Wie gelingt uns das? Der Jünger Jakobus schrieb: „[Man] soll schnell sein zum Hören, langsam zum Reden“ (Jakobus 1:19). Durch Fragen und genaues Hinhören können wir erfahren, wie der Zuhörer wirklich denkt.

Der Apostel Paulus war außerordentlich geschickt darin, andere zu überzeugen (Apostelgeschichte 18:4). Selbst einer seiner Gegner, der Silberschmied Demetrius, musste zugeben: „Dieser Paulus [hat] nicht nur in Ephesus, sondern nahezu in dem ganzen Bezirk Asien eine beträchtliche Menge Volks überredet und zu einer anderen Meinung umgestimmt“ (Apostelgeschichte 19:26). Schrieb Paulus den Erfolg seines Wirkens sich selbst zu? Keineswegs. Er führte sein Predigen auf Gottes „Geist und Kraft“ zurück (1. Korinther 2:4, 5). Jehovas heiliger Geist unterstützt auch uns. Wir vertrauen auf Jehova und sind überzeugt, dass er uns hilft, im Predigtdienst mit Einsicht und Überzeugungskraft zu sprechen.

Es überrascht nicht, dass jemand, der „weisen Herzens“ ist, „verständig“ genannt wird (Sprüche 16:21). Einsicht ist für diejenigen, die sie besitzen, „ein Born des Lebens“. Wie steht es aber mit den Törichten? Sie ‘verachten Weisheit und Zucht’ (Sprüche 1:7). Was ernten sie, weil sie die Zucht Jehovas ablehnen? Salomo sagte ja: „Die Zucht der Törichten ist Torheit“ (Sprüche 16:22). Oft werden sie in Form einer strengen Strafe weiter gezüchtigt. Auch mögen sie Not und Elend über sich bringen, Unehre, Krankheiten und sogar einen vorzeitigen Tod.

Wie gut sich Weisheit auf unsere Worte auswirkt, beschrieb der König von Israel auch noch mit den Worten: „Liebliche Reden sind eine Honigwabe, süß für die Seele und Heilung für das Gebein“ (Sprüche 16:24). Honig ist süß und kann einen Hungrigen schnell kräftigen; ebenso können wir durch liebliche Reden anderen Mut machen und sie stärken. Honig hat Heilkraft und ist für das leibliche Wohl gut; liebliche Reden fördern die geistige Gesundheit (Sprüche 24:13, 14).

Sich vor einem scheinbar geraden Weg hüten

„Es gibt einen Weg, der vor einem Mann gerade ist“, sagt Salomo, „aber sein Ende sind danach die Wege des Todes“ (Sprüche 16:25). Das ist eine Warnung vor falschen Überlegungen und einem Verhalten, das dem Gesetz Gottes zuwiderläuft. Aus fehlerhafter menschlicher Sicht erscheint ein Weg womöglich richtig, doch in Wirklichkeit ist er vielleicht mit den gerechten Grundsätzen des Wortes Gottes nicht zu vereinbaren. Zudem kann jemand von Satan derart getäuscht werden, dass er sich zu einer Handlungsweise gedrängt fühlt, die er zwar für richtig hält, die aber in Wirklichkeit zum Tod führt.

Gegen Selbsttäuschung gibt es keinen besseren Schutz als ein weises, verständiges Herz und ein durch Erkenntnis aus Gottes Wort sensibilisiertes Gewissen. Wenn wir uns bei Entscheidungen — in Fragen der Moral, der Anbetung oder auf anderen Gebieten — vor einer Selbsttäuschung hüten wollen, lassen wir uns am besten von Gottes Maßstab für Gut und Böse leiten.

„Der Hunger eines Arbeiters arbeitet für ihn“

Der weise König erklärt weiter: „Die Seele des Schwerarbeiters hat hart für ihn gearbeitet, weil sein Mund ihn angetrieben hat“ (Sprüche 16:26). Wie Salomo sagt, kann das Verlangen eines Arbeiters nach Nahrung ‘hart für ihn arbeiten’, weil sein Hunger ‘ihn antreibt’ oder motiviert. In der Guten Nachricht Bibel lautet der Text: „Der Hunger eines Arbeiters arbeitet für ihn; sein leerer Magen spornt ihn an.“ Ein normales Verlangen wie der Appetit kann uns motivieren, produktiv zu sein. Ein solches Verlangen ist etwas Förderliches. Was aber, wenn man es nicht mehr beherrscht und es zur Gier wird? Dann wären die Folgen genauso verheerend, wie wenn sich ein kleines Lagerfeuer, auf dem man Essen kocht, zu einem Waldbrand ausweitet. Gier ist ein ungezügeltes Verlangen und wirkt destruktiv. Wer klug ist und die Gefahr erkennt, zügelt also selbst ein förderliches Verlangen.

Keinen ‘Weg gehen, der nicht gut ist’

Ein Wort aus unserem Mund kann so zerstörerisch sein wie loderndes Feuer. Salomo beschreibt, wie verheerend es sich auswirkt, wenn jemand bei anderen Fehler sucht und geschwätzig darüber redet: „Ein nichtsnutziger Mann gräbt Schlechtes aus, und auf seinen Lippen ist gleichsam ein versengendes Feuer. Ein Mann der Intrigen entfesselt ständig Streit, und ein Verleumder trennt die miteinander Vertrauten“ (Sprüche 16:27, 28).

Wer den Ruf seines Mitmenschen ruinieren möchte, ist ein „nichtsnutziger“ Mensch. Wir sollten bei anderen das Gute sehen und durch unsere Äußerungen die Achtung vor ihnen fördern. Und wie steht es damit, sich schädigendes Gerede anzuhören? Solche Worte können leicht zu grundlosen Verdächtigungen Anlass geben, Freunde auseinanderbringen und in der Versammlung zu Spaltungen führen. Wenn wir weise sind, leihen wir solchen Äußerungen nicht unser Ohr.

Salomo warnt vor verführerischem Reiz, der zu einer verkehrten Handlungsweise verleiten kann, indem er sagt: „Ein Mann der Gewalttat wird seinen Mitmenschen verführen und veranlasst ihn bestimmt, einen Weg zu gehen, der nicht gut ist. Er blinzelt mit seinen Augen, um Intrigen zu planen. Kneift er seine Lippen zusammen, so vollbringt er gewiss Unheil“ (Sprüche 16:29, 30).

Kann Gewalt auf wahre Anbeter einen verführerischen Reiz ausüben? Viele Menschen lassen sich heute dazu verleiten, „Intrigen zu planen“. Sie treten für Gewalttaten ein oder verüben sie. Uns mag es nicht schwerfallen, bei Gewalttätigkeiten nicht mitzumachen. Könnte es aber sein, dass man auf raffinierte Weise davon vereinnahmt wird? Erliegen nicht Millionen Menschen dem Reiz, sich von gewaltverherrlichenden Vergnügungen oder Sportarten unterhalten zu lassen? Die Warnung der Bibel ist deutlich: „Wer mit Weisen wandelt, wird weise werden, wer sich aber mit den Unvernünftigen einlässt, dem wird es schlecht ergehen“ (Sprüche 13:20). Die Weisheit Gottes ist wirklich ein Schutz!

Was ist von einem Menschen zu sagen, der sein Leben mit weisen und verständigen Personen verbracht hat und keinen ‘Weg gegangen ist, der nicht gut ist’? Ein auf dem Weg der Gerechtigkeit verbrachtes Leben ist in Gottes Augen schön und verdient Respekt. „Eine Krone der Schönheit ist graues Haar, wenn sie auf dem Weg der Gerechtigkeit gefunden wird“, heißt es in Sprüche 16:31.

Dagegen ist ungezügelter Zorn alles andere als schön. Kain, der erstgeborene Sohn Adams und Evas, „entbrannte in großem Zorn“ wegen seines Bruders Abel, ‘fiel über ihn her und tötete ihn’ (1. Mose 4:1, 2, 5, 8). Manchmal ist man vielleicht zu Recht zornig, doch der Zorn darf nicht außer Kontrolle geraten. In Sprüche 16:32 heißt es unzweideutig: „Wer langsam ist zum Zorn, ist besser als ein Starker, und wer seinen Geist beherrscht, als einer, der eine Stadt einnimmt.“ Unbeherrschter Zorn zeugt weder von Stärke noch von Tugend, sondern ist eine Schwäche, die dazu verleiten kann, „einen Weg zu gehen, der nicht gut ist“.

Wenn ‘jede Entscheidung von Jehova ist’

„In den Schoß hinab wird das Los geworfen“, sagt der König von Israel, „aber jede Entscheidung dadurch ist von Jehova“ (Sprüche 16:33). Im alten Israel gab Jehova seinen Willen manchmal durch Lose bekannt. Bei den Losen handelte es sich entweder um Kieselsteine oder um Holz- oder Steintäfelchen. Zuerst bat man Jehova, die Angelegenheit zu entscheiden. Dann warf man die Lose in die Falten eines Gewands und zog sie heraus. Das Ergebnis wurde als von Gott kommend angenommen.

Jehova gebraucht keine Lose mehr, um sein Volk über das zu unterrichten, was er vorhat. Er hat seinen Willen in seinem Wort, der Bibel, offenbart. Eine genaue Erkenntnis aus der Bibel ist die Voraussetzung dafür, göttliche Weisheit zu erlangen. Deshalb sollten wir keinen Tag vergehen lassen, ohne in den inspirierten Schriften zu lesen (Psalm 1:1, 2; Matthäus 4:4).

WT aus dem Jahr 2007

Jule | 06.08.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |