Welche Weisheit ist wirklich von Wert?

Quelle Wachtturm von April 1978

König Salomo lenkt daher passenderweise die Aufmerksamkeit auf denjenigen, den Jugendliche zum Mittelpunkt ihres Lebens machen sollten. Er sagt:

“Gedenke nun deines großen Schöpfers in den Tagen deines Jünglingsalters, bevor die unglücklichen Tage herankommen oder die Jahre sich eingestellt haben, da du sagen wirst: ,Ich habe kein Gefallen daran’; bevor sich die Sonne und das Licht und der Mond und die Sterne verfinstern und die Wolken zurückgekehrt sind, danach der Regenguß” (Pred. 12:1, 2).

Es gibt keine bessere Zeit, ernsthaft über den Schöpfer nachzudenken, als wenn man in der Blüte seines Lebens steht und man im Dienst für den Höchsten wirklich sein Bestes geben kann. Diese Fähigkeit schwindet in den ‘unglücklichen Tagen’ des Alters, wenn der Körper schwach und kränklich wird. Besonders jemand, der seine Jugend vergeudet hat, wird an seinem Lebensabend ‘kein Gefallen haben’. Salomo vergleicht die Jugendzeit mit dem Sommer in Palästina, der Zeit, in der Sonne, Mond und Sterne am wolkenlosen Himmel leuchten. Im Alter ist dies vorbei, und die Tage gleichen der kalten, regnerischen Winterzeit, in der es gleichsam eine Schwierigkeit nach der anderen regnet.

Salomo fährt fort und beschreibt die Auswirkungen des Alters auf den menschlichen Körper, den er mit einem Haus vergleicht. Er sagt:

“An dem Tage, da die Hüter des Hauses [die Hände und Arme, die dem Körper zu Diensten stehen und für seine Bedürfnisse sorgen] zittern und die Männer von leistungsfähiger Kraft [die Beine] sich gekrümmt haben und die mahlenden Frauen [die Zähne] aufgehört haben zu arbeiten, weil ihrer wenig geworden sind, und die Damen, die an den Fenstern schauen [die Augen], es dunkel gefunden haben und die Türen [des Mundes, die Lippen] nach der Straße geschlossen sind [weil man selten in der Öffentlichkeit spricht], wenn das Geräusch der mahlenden Mühle leise wird [da das Kauen mit zahnlosen Kiefern leise und undeutlich wird] und man beim Laut eines Vogels aufsteht [weil man einen sehr leichten Schlaf hat] und alle Töchter des Gesangs gedämpft tönen [weil man schlecht hört; außerdem ist die Stimme schwach, so daß Lieder kraftlos klingen]” (Pred. 12:3, 4).

“Auch fürchten sie sich schon vor dem, was hoch ist [in dem Bewußtsein der Gefahr, möglicherweise zu fallen], und Schrecknisse gibt es auf dem Wege [auf verkehrsreichen Straßen lauern nun zufolge schlechteren Sehvermögens und Gehörs sowie der langsameren Reflexe viele Gefahren]. Und der Mandelbaum trägt Blüten [das Haar wird weiß und fällt aus wie die weißen Blätter der Mandelblüte, die auf den Boden fallen], und der Grashüpfer [ein alter Mensch, der steif und gebeugt ist und sich mit den Ellbogen nach hinten abstützt, mag einem Grashüpfer gleichen] schleppt sich hin, und die Kaperbeere platzt [weil sie bei einem alten Menschen, der keinen Appetit hat, nicht mehr appetitanregend wirkt], weil der Mensch zu seinem langwährenden Hause [dem Grab] hingeht und die Klagenden auf der Straße umhergegangen sind; ehe die silberne Schnur [das Rückenmark] entfernt wird und die goldene Schale [der schalenähnliche Schädel, der das Gehirn umschließt] zerschlagen wird und der Krug [das Herz] am Quell zerbrochen wird und das Schöpfrad für die Zisterne [das Kreislaufsystem] zerschlagen worden ist. Dann kehrt der Staub zur Erde zurück, so, wie er gewesen ist, und der Geist [die Lebenskraft] selbst kehrt zu dem wahren Gott zurück, der ihn gegeben hat” (Pred. 12:5-7).

Diese Rückkehr des Geistes oder der Lebenskraft zu Gott bedeutet, daß der Höchste nun die Macht hat, über den Geist zu verfügen. Gott allein kann den Verstorbenen wieder auferwecken.

Wirklich weise ist der Jugendliche, der seine Zeit und Kraft einsetzt, um dem Schöpfer zu dienen. Er wird das als Erwachsener nicht bedauern und besser in der Lage sein, mit dem Verlust seiner Körperkraft fertig zu werden. Wenn er im Einklang mit den Geboten des Schöpfers lebt, bleibt er außerdem davor bewahrt, seine Gesundheit und Kraft vorzeitig einzubüßen.

Welche Weisheit ist wirklich von Wert?

NACHDEM König Salomo das gesamte Spektrum der Angelegenheiten des Menschen gründlich untersucht hatte, legte er seine Ergebnisse schriftlich nieder. Über sein Bestreben, andere aus seinen Nachforschungen Nutzen ziehen zu lassen, schrieb er:

“Außer der Tatsache, daß der Versammler weise geworden war, lehrte er auch das Volk fortwährend Erkenntnis, und er stellte Erwägungen und gründliche Nachforschungen an, damit er viele Sprüche wohlgeordnet zusammenstelle. Der Versammler suchte die gefälligen Worte zu finden und die richtigen Worte der Wahrheit niederzuschreiben” (Pred. 12:9, 10).

In der griechischen Septuaginta lautet Prediger 12:9, 10: “Und überdies, weil der Prediger weise war, weil er die Menschen Weisheit lehrte; damit das Ohr finde, was von Gleichnissen angenehm ist, suchte der Prediger fleißig, Worte zu finden und eine Schrift der Geradheit – Worte der Wahrheit” (Thomson; 1. Kö. 4:29-34; siehe auch The New English Bible und Ginsburgs Kommentar). In seinen Schriften bemühte sich Salomo, die Leser mit gefälligen Worten anzusprechen, mit interessanten und wirklich lohnenden Themen. Da Salomo von Gottes Geist unterstützt wurde, können wir seine Feststellungen heute vorbehaltlos annehmen. Außerdem entsprechen sie heute noch den Tatsachen.

Zu welchem Schluß kam Salomo in bezug auf die in seinen Tagen vorhandene Literatur? Er schrieb:

“Die Worte der Weisen sind wie Ochsenstacheln, und gleichwie eingeschlagene Nägel sind die, die sich dem Sammeln von Sinnsprüchen widmen; sie sind von e i n e m Hirten gegeben worden. Was irgend etwas außer diesen betrifft, mein Sohn, laß dich warnen: Des vielen Büchermachens ist kein Ende, und sich ihnen viel zu widmen ist ermüdend für das Fleisch” (Pred. 12:11, 12).

Die nützlichsten Schriftstücke sind somit diejenigen, aus denen die Weisheit des “e i n e n Hirten”, Jehovas Gottes, spricht. Sich anderen Wissensquellen in übertriebenem Maße zu widmen kann für jemand unnötig ermüdend sein, ohne daß er viel gewinnt, was von echtem und bleibendem Wert ist. Solche Schriften wirken sich – besonders wenn sie ein Produkt weltlicher Überlegungen sind und der göttlichen Weisheit widersprechen – schädlich auf den Menschen aus und zerstören den Glauben. Andererseits werden die Worte derer, die über göttliche Weisheit verfügen, gleichsam wie Ochsenstacheln wirken und die Zuhörer oder Leser zu Fortschritten im Einklang mit dieser Weisheit anspornen. Und wer sich dem Sammeln von Sinnsprüchen widmet – das heißt dem Sammeln wirklich wertvoller weiser Aussprüche -, gleicht Nägeln, und zwar deshalb, weil seine Zuhörer durch seine guten Worte, die Jehovas Weisheit widerspiegeln, gefestigt und gestärkt werden können.

Salomo faßte seine gesamten Nachforschungen mit den Worten zusammen:

“Der Abschluß der Sache, nachdem man alles gehört hat, ist: Fürchte den wahren Gott, und halte seine Gebote. Denn das ist des Menschen ganze Pflicht. Denn der wahre Gott selbst wird jederlei Werk ins Gericht über alles Verborgene bringen im Hinblick darauf, ob es gut ist oder böse” (Pred. 12:13, 14).

Eine heilsame Furcht oder Ehrfurcht vor dem Schöpfer wird uns davor schützen, verwegen zu handeln, wodurch wir ungeahnte Schwierigkeiten für uns heraufbeschwören könnten. Und wenn wir anerkennen, daß der Aufmerksamkeit des Schöpfers nichts entgeht, mögen wir uns angespornt fühlen, seine Gebote zu halten. Der Höchste wird über alles richten, auch über das für menschliche Augen Verborgene. Ist es nicht richtig und wirklich vernünftig, seine Gebote zu halten, da sie doch zu unserem ewigen Wohl gereichen?

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

Ergreife die Gelegenheit

Quelle Wachtturm vom März 1978
Was wollte der Weise damit sagen?

Ergreife die Gelegenheit

Manchmal bietet sich eine ausgezeichnete Gelegenheit, Gutes zu tun oder etwas Nützliches zu erhalten. Wegen der Unsicherheiten des Lebens in dem gegenwärtigen System mag jedoch ein gewisses Maß an Glauben erforderlich sein, wenn man bestimmte Situationen richtig nutzen möchte. Und dennoch könnten wir, falls wir in einem solchen Fall Befürchtungen hegen, uns etwas wirklich Lohnendes verscherzen. Es könnte gut sein, daß wir dadurch nicht zur Ermunterung anderer beitragen.

Der weise König Salomo gab diesbezüglich einen sehr praktischen Rat. Er schrieb:

“Sende dein Brot aus auf die Oberfläche der Wasser, denn im Verlauf vieler Tage wirst du es wiederfinden. Gib sieben oder sogar acht einen Anteil, denn du weißt nicht, welches Unglück sich auf der Erde ereignen wird” (Pred. 11:1, 2).

Diese Worte werden im allgemeinen als eine Aufforderung zur Freigebigkeit angesehen.

Man weiß nie, wozu es führen kann, wenn man freigebig ist. Es mag den Anschein haben, daß man etwas dem “Wasser” übergibt, ohne die Aussicht, sogleich dafür etwas zurückzuerhalten. Aber man mag durch seine Freigebigkeit die Zuneigung anderer gewinnen, die veranlaßt werden, ihrerseits freigebig zu sein, falls man selbst in Not geraten sollte. Das heißt nicht, daß jemand, der wirklich freigebig ist, damit rechnen sollte, daß ihm vergolten wird. Er findet hingegen Freude daran, anderen zu geben, und vertraut darauf, daß er stets das haben wird, was er benötigt. Er gibt also nicht nur einigen wenigen, vielleicht zwei oder drei, sondern ist von ganzem Herzen freigebig und gibt “sieben oder sogar acht”. Einige vorsichtige Personen mögen denken, dies sei sehr unvernünftig, weil sie befürchten, in Not zu geraten, falls sich ein Unglück ereignet. Wenn aber einen freigebigen Menschen ein Unglück ereilt, wird ihm mit größerer Wahrscheinlichkeit geholfen werden. Einen ähnlichen Gedanken brachte Jesus Christus zum Ausdruck, als er sagte: “Übt euch im Geben, und man wird euch geben. Man wird euch ein treffliches, vollgedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß in euren Schoß schütten” (Luk. 6:38).

Freigebigkeit ließe sich auch damit vergleichen, daß man Reis in einen von Wasser bedeckten Boden pflanzt. Nach ‘vielen Tagen’ kommt das so Gepflanzte zur Reife und bringt einen reichen Ertrag.

Salomo zieht dann bestimmte unabänderliche Gesetze heran, um zu zeigen, daß Unentschlossenheit im Leben nicht gerade das beste ist. Er bemerkt:

“Wenn die Wolken mit Wasser gefüllt sind, schütten sie einen wahren Regenguß auf die Erde aus; und wenn ein Baum nach Süden fällt oder wenn es nach Norden ist, an der Stelle, wohin der Baum fällt, dort wird er liegen” (Pred. 11:3).

So ist es nun einmal. Menschen haben darauf keinen Einfluß. Warum also mit der Freigebigkeit oder einer notwendigen Handlung zögern oder diesbezüglich unentschlossen sein? Wenn es regnet, regnet es. Wenn ein Baum in eine bestimmte Richtung fällt, dann fällt er dorthin. Das trifft auch auf viele andere Dinge im Leben zu. Untätig zu sein ist keine Garantie dafür, daß sie nicht geschehen.

Wer sein Leben dadurch ordnen möchte, daß er im voraus herauszufinden sucht, was geschehen oder nicht geschehen mag, wird nichts zustande bringen. Salomo sagte:

“Wer auf den Wind achtet, wird nicht Samen säen [da er fürchtet, daß der Wind den Samen wegbläst]; und wer nach den Wolken schaut, wird nicht ernten [da er fürchtet, daß das geschnittene Getreide naß wird, bevor er es in seinen Lagerraum bringen kann]” (Pred. 11:4).

Wir sollten daher die Hände nicht in den Schoß legen, sondern tun, was getan werden muß, in dem Bewußtsein, daß es immer Ungewißheiten geben wird. Es besteht keine Möglichkeit, das Werk Gottes zu ergründen, das heißt eine Regel zu entdecken, durch die genau bestimmt werden kann, was er tun oder bei der Verwirklichung seines Vorsatzes tolerieren mag, und dann unsere Geschäfte nach dieser Regel auszurichten. Salomo wies darauf hin, daß Gottes Werk für den Menschen ein ebenso großes Geheimnis ist wie die Entwicklung des Kindes im Mutterleib. Er schrieb:

“So, wie du nicht weißt, welches der Weg des Geistes ist in den Gebeinen im Leib der Schwangeren, ebenso kennst du nicht das Werk des wahren Gottes, der alle Dinge tut” (Pred. 11:5).

In Anbetracht der Unsicherheiten des Lebens und der Unfähigkeit des Menschen, gewisse feststehende Gesetze zu ändern, gibt Salomo den Rat:

“Am Morgen säe deinen Samen, und bis zum Abend laß deine Hand nicht ruhen; denn du weißt nicht, wo dies Erfolg haben wird, entweder hier oder dort, oder ob beides gleicherweise gut sein wird” (Pred. 11:6).

Am besten machen wir uns also mit Fleiß an unsere Arbeit und lassen uns durch Ungewißheiten nicht so weit beunruhigen, daß wir uns an unserem Wirken hindern lassen, sei es in Verbindung mit unserem Glauben, unserem Berufsleben oder in bezug auf Freigebigkeit.

Das kann dazu beitragen, daß wir positiv zum Leben eingestellt sind. Salomo schrieb:

“Das Licht ist auch süß, und es ist gut für die Augen, die Sonne zu sehen; denn wenn ein Mensch auch viele Jahre leben sollte, so möge er sich in ihnen allen freuen” (Pred. 11:7, 8).

Da nur ein Lebender das Licht und die Sonne schätzen kann, weist Salomo hier darauf hin, daß es gut ist, am Leben zu sein, und daß man Freude am Leben finden sollte. Er fügt allerdings noch den ernüchternden Gedanken hinzu:

“Er gedenke der Tage der Finsternis, obwohl ihrer viele sein könnten; jeder Tag, der gekommen ist, ist Nichtigkeit” (Pred. 11:8).

Man sollte die Tatsache nicht außer acht lassen, daß man seine Kraft und Vitalität verlieren kann, wenn sich die “Tage der Finsternis”, das hohe Alter, einstellen. Für einen Hinfälligen mag, während sich sein Leben über Jahre hinzieht, jeder Tag Nichtigkeit sein, anscheinend leer und bedeutungslos. Deshalb sollte man sich, solange es einem möglich ist, auf vernünftige Weise des Lebens erfreuen, gutes Urteilsvermögen anwenden und sich in allem, was man tut, von Gott leiten lassen.

Mache weisen Gebrauch von der Jugendkraft

In der Jugend, wenn man noch über Kraft und Vitalität verfügt, kann das Leben etwas Schönes sein. Der weise König Salomo schrieb:

“Freue dich, junger Mann, in deiner Jugend, und dein Herz tue dir Gutes in den Tagen deines Jünglingsalters, und wandle in den Wegen deines Herzens und in den Dingen, die deine Augen sehen. Doch wisse, daß der wahre Gott dich um dies alles ins Gericht bringen wird. Entferne daher Verdruß aus deinem Herzen, und halte dir Unglück vom Fleische fern, denn Jugend und die Blüte des Lebens sind Nichtigkeit” (Pred. 11:9, 10).

Der Schöpfer möchte, daß sich Jugendliche des Lebens erfreuen, und ist ihren Interessen gegenüber und zu dem, was ihre jungen Herzen und Augen anspricht, nicht negativ eingestellt. Ein junger Mensch sollte aber daran denken, daß er dennoch von Gott für seine Taten zur Rechenschaft gezogen wird. Der Höchste läßt Jugendlichen zwar Wahlfreiheit, doch schützt er sie nicht vor den bitteren Folgen, die sie zu tragen haben, wenn sie einen verkehrten Weg einschlagen. Jugendliche können sich vor allen möglichen Enttäuschungen und vor Schaden bewahren, wenn sie kein unbekümmertes, ausschweifendes Leben führen.

Salomo schreibt unter Inspiration, daß die “Jugend und die Blüte des Lebens . . . Nichtigkeit” sind. Wieso? Weil man offensichtlich nicht immer jung bleibt. Und die Freuden und Vorteile der jugendlichen Kraft und Vitalität halten nur eine unbestimmte Zeit lang an. Selbst junge Menschen werden krank und sterben. Ein Jugendlicher, der das übersieht, macht vielleicht keinen weisen Gebrauch von dem, was er hat, und verschwendet seine körperlichen Kräfte und Fähigkeiten aufgrund einer Lebensweise, durch die er sich sein späteres Leben als Erwachsener erschweren mag.

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

Selbst ein wenig Torheit kann Schaden stiften

Quelle Wachtturm vom Februar 1978
Was wollte der Weise damit sagen?

Selbst ein wenig Torheit kann Schaden stiften

Schon eine einzige törichte Handlung kann dem Ruf eines Menschen schaden. Der weise König Salomo schrieb:

“Tote Fliegen machen das Öl des Salbenbereiters stinkend, gärend. So wirkt ein wenig Torheit bei einem, der kostbar ist an Weisheit und Herrlichkeit” (Pred. 10:1).

Ein guter Name oder Ruf läßt sich mit wohlriechendem Öl vergleichen, das leicht durch so etwas Unscheinbares wie tote Fliegen verdorben werden kann. Durch die Verwesung dieser Insekten wird das Öl stinkend, es beginnt zu ‘gären’. Ebensogut könnte ein Mensch seinen guten Ruf, eine weise und ehrenwerte Person zu sein, durch eine unüberlegte Handlung, “ein wenig Torheit”, verlieren.

Das ist darauf zurückzuführen, daß man von jemandem, der für seine Weisheit bekannt ist, mehr erwartet als von anderen. Er muß sich daher bei seinem Reden und bei seinem Handeln sehr in acht nehmen. Sein vorzüglicher Ruf könnte zum Beispiel durch einen einzigen heftigen Zornausbruch, durch einmaligen übermäßigen Alkoholgenuß oder eine einzige unkeusche Handlung mit einer Person des anderen Geschlechts besudelt werden.

Wo das Herz sein sollte

Um nicht der Torheit anheimzufallen, sollte man sein Herz mit rechten Beweggründen füllen. Der Weise sagte:

“Das Herz des Weisen ist zu seiner rechten Hand, aber das Herz des Unvernünftigen zu seiner linken Hand. Und auf welchem Weg auch immer der Törichte wandelt, mangelt es ihm an Herz, und er sagt gewiß jedem, daß er töricht ist” (Pred. 10:2, 3).

In der Bibel wird die “rechte Hand” oft mit einer Stellung der Gunst oder des Wohlwollens in Verbindung gebracht. (Vergleiche Matthäus 25:33.) Durch den Hinweis, daß das Herz des Weisen zu seiner rechten Hand ist, wird daher angedeutet, daß es ihn veranlaßt, gut und wohlgefällig zu handeln. Der Törichte wird jedoch motiviert, einen verkehrten Weg einzuschlagen; sein Herz ist zu seiner “linken Hand”. Er gleicht einem Rechtshänder, der, falls er seine rechte Hand nicht gebrauchen kann, mit seiner linken Hand ungeschickt sein mag und nicht imstande ist, etwas Erforderliches auszuführen. Da es dem Törichten an guten Beweggründen, an “Herz” zu seiner rechten Hand, mangelt, wird er leicht als das erkannt, was er ist. Es ist so, als ob er ‘jedem sagen würde, daß er töricht ist’. Weil ein solcher Mensch weder Zurechtweisung noch Rat erhalten möchte, ist er auch schnell dabei, andere, die ihm zu helfen versuchen, als “Törichte” zu bezeichnen.

Ein schwerwiegender Fehler

Wenn ein Herrscher bei der Auswahl von Männern für ein hohes Amt einen schwerwiegenden Fehler macht, kann viel Schaden angerichtet werden. Der weise König Salomo bezeichnete einen solchen Fehler als ein Unglück und schrieb:

“Da ist etwas Unglückliches, was ich unter der Sonne gesehen habe, wie wenn es einen Fehlgriff gibt, der wegen des Machthabers ausgeht: Torheit ist in viele hohe Stellungen gesetzt worden, doch die Reichen [„Edle“, Bruns] selbst bleiben lediglich in niedrigem Stande wohnen. Ich habe Knechte auf Pferden gesehen, aber Fürsten, die gleich Knechten auf der Erde gingen” (Pred. 10:5-7).

Salomo nannte Personen, die sich für hohe Stellungen eignen, “Reiche”. Das sollten wir nicht so auffassen, als ob er sich für eine Plutokratie – eine Staatsform, in der allein die Reichen herrschen – aussprach. Salomo dachte offensichtlich an Personen, die gutes Urteilsvermögen anwenden und imstande sind, eine gute Verwaltung zu führen. Solche Männer verraten bestimmt größeres Geschick zu regieren als Personen, die ihre Mittel verschwendet oder schlecht verwaltet haben.

Personen, die über Autorität verfügen, mögen aufgrund mangelnden Urteilsvermögens fürstlichen oder edlen Menschen nicht die ihnen gebührende Ehre zuerkennen und sie wie Knechte behandeln. Weit weniger befähigte Männer, lediglich Knechte, mögen indes wie Adelige auf Pferden reiten. Dieser Umstand bringt Schwierigkeiten für die Untertanen mit sich, die gezwungen sind, sich Beamten zu unterwerfen, die in Wirklichkeit ungeeignet sind. Wahrlich, Salomos Worte unterstreichen, wie wichtig es ist, für bedeutende Aufgaben befähigte Personen auszuwählen.

Unfähige Personen sind um ihre Stellung nicht zu beneiden

Unfähigkeit mag zunächst nicht erkannt werden. Es gibt Personen, die es verstehen, andere durch einen scheinbar scharfen Verstand zu beeindrucken. Man mag sie für verantwortliche Aufgaben auswählen, während wirklich weise Männer übersehen werden. Man mag geneigt sein, unqualifizierte Personen, die eine Vertrauensstellung innehaben, zu beneiden. Doch unfähige Personen sind nicht zu beneiden. Sie stehen ständig in Gefahr, das zu verlieren, was sie erreicht haben. Da es ihnen an der nötigen Weisheit mangelt, mag es sich schließlich herausstellen, was sie sind, und zu ihrem Schaden und zu ihrer Schande mögen sie einen schrecklichen Sturz erleiden.

Durch seinen Hinweis auf andere Gefahren wollte Salomo offensichtlich zeigen, daß Unfähigkeit an sich schon gefährlich ist. Er schrieb:

“Wer eine Grube gräbt, wird selbst direkt in sie hineinfallen [weil eine offene Grube eine stets gegenwärtige Gefahr darstellt]; und wer eine Steinmauer durchbricht, eine Schlange [die in alten Mauern zu Hause ist] wird ihn beißen. Wer Steine ausbricht, wird sich daran verletzen. Wer Holzklötze spaltet, wird sich dabei in acht nehmen müssen” (Pred. 10:8, 9).

Sowohl beim Steinegraben als auch beim Holzfällen können Leib und Leben gefährdet sein, und deshalb sollte man dabei Vorsicht walten lassen.

Bestimmt ist eine kompetente Person in einer weit besseren Lage als jemand, der zwar über Fähigkeiten verfügt, sie aber mangels Weisheit nicht richtig einsetzen kann. Salomo veranschaulicht dies mit den Worten: “Wenn ein eisernes Werkzeug stumpf geworden ist und jemand seine Schneide nicht gewetzt hat, dann wird er seine eigenen leistungsfähigen Kräfte anstrengen.” Es wäre töricht, zum Holzfällen eine stumpfe Axt zu verwenden, sich unnötigerweise anzustrengen und dennoch keine gute Arbeit leisten zu können.

“So ist”, wie Salomo weiter sagt, “die Anwendung von Weisheit im Hinblick auf Erfolg von Vorteil” (Pred. 10:10).

Ja, was zählt, ist angewandte Weisheit. Jemand mag Erkenntnis haben, doch von welchem Wert wäre sie, wenn er nicht wüßte, wie er sie anzuwenden hat? Salomo sagt:

“Wenn die Schlange beißt, ohne daß eine Beschwörung erfolgt, dann gibt es keinen Vorteil für den, der der Zungenkunst ergeben ist” (Pred. 10:11).

Die Fähigkeit, eine Schlange zu beschwören, ist nutzlos, wenn derjenige, der über diese Fähigkeit verfügt, von der Schlange gebissen wird, bevor seine Beschwörung wirkt. In der Jerusalemer Bibel lautet dieser Vers: “Wenn die Schlange beißt, bevor sie beschworen, so hat der Beschwörer nichts von seiner Kunst.” Man muß somit wirkungsvoll sprechen.

Statt also auf unfähige Personen, die Autorität erlangen, neidisch zu sein, sollte man erkennen, in welch gefährlicher Lage sie sich befinden, und sich selbst bemühen, weisen Gebrauch von seinem Wissen und von seinen Fähigkeiten zu machen. Auf die Dauer gesehen ist der Weise, selbst wenn sein gutes Urteilsvermögen zunächst nicht erkannt wird, besser daran als jemand, der im Rang gestiegen, aber unfähig ist.

Die mißliche Lage des Toren

Salomo stellte die Wirkung der Worte des Weisen derjenigen der Worte eines Toren gegenüber und schrieb:

“Die Worte vom Mund des Weisen bedeuten Gunst, aber die Lippen des Unvernünftigen verschlingen ihn” (Pred. 10:12).

Aus dem Munde weiser Menschen gehen Worte hervor, die für den Hörer gut und förderlich sind. (Vergleiche Epheser 4:29.) Ihre Äußerungen finden wahrscheinlich auch ein günstiges Echo. Der Unvernünftige hingegen bereitet sich durch seine Worte Schande; sie ruinieren oder “verschlingen ihn” daher.

Der “Unvernünftige” äußert vom Anfang bis zum Ende Torheit und geht in seiner Argumentation oft von falschen Voraussetzungen aus und gelangt zu falschen Schlußfolgerungen. Salomo beschreibt dies wie folgt:

“Der Beginn der Worte seines Mundes ist Torheit, und das nachherige Ende seines Mundes ist unglückbringender Wahnsinn. Und der Törichte redet viele Worte. Der Mensch weiß nicht, was werden wird; und das, was nach ihm werden wird, wer kann es ihm kundtun?” (Pred. 10:13, 14).

Der Tor meint, er könne es.

Solche Personen machen sich das Leben auch in anderer Hinsicht schwer. Salomo sagt weiter:

“Die harte Arbeit der Unvernünftigen ermüdet sie, weil nicht e i n e r erkannt hat, wie man zur Stadt geht” (Pred. 10:15).

Personen, die kein gutes Urteilsvermögen anwenden, mögen sich endlos abmühen, sie mögen ermüden und dennoch praktisch nichts wirklich Lohnendes erreichen. Sie lassen eigensinnigerweise das außer acht, was ihr gesunder Menschenverstand ihnen sagen sollte. Es entgeht ihnen sogar Augenfälliges, was mit einer leicht zu erkennenden Durchgangsstraße, die zur Stadtmitte führt, zu vergleichen ist.

Wenn sich die Herrschenden durch Torheit auszeichnen

Es ist schon schlimm genug, wenn das gewöhnliche Volk Torheit offenbart. Wenn aber Herrscher nicht den gesunden Menschenverstand walten lassen und kein gutes Urteilsvermögen anwenden, bedeutet das Ruin für den Staat und Schaden für seine Untertanen. Salomo fragt:

“Wie wird es mit dir sein, o Land, wenn dein König ein Knabe ist und deine eigenen Fürsten selbst am Morgen beim Essen bleiben?” (Pred. 10:16).

Es ist wirklich traurig, wenn ein Herrscher Merkmale eines unerfahrenen Jugendlichen aufweist und von Fürsten oder Beratern umgeben ist, die nicht an den Staatsgeschäften interessiert sind. Wenn sie am Morgen ihre Zeit mit Essen verbringen, statt ihren Aufgaben nachzukommen, wird das Reich zerfallen.

Im Gegensatz dazu sagt Salomo über die Wirkung einer guten staatlichen Verwaltung:

“Glücklich bist du, o Land, wenn dein König der Sohn von Edlen [also selbst ein weiser und edler Herrscher] ist und deine eigenen Fürsten zur rechten Zeit essen, zur Machterweisung [um Kraft für ihre Arbeit zu erlangen], nicht zum bloßen Trinken [sich nicht der Genußsucht hingeben]” (Pred. 10:17).

Ja, weise Herrscher tragen viel zum Glück ihrer Untertanen bei.

Das Sprichwort, mit dem Salomo dann fortfährt, zeigt, daß Ruin und Zerfall die Folge sind, wenn wichtige Arbeit ungetan bleibt. Wir lesen:

“Durch große Faulheit senkt sich das Gebälk, und durch das Hängenlassen der Hände wird das Haus undicht” (Pred. 10:18).

Ein Haus, das man nicht instand hält, wird baufällig. Das Dach wird sich senken und undicht werden. Genauso führt es zum Ruin, wenn Staatsgeschäfte nicht richtig wahrgenommen werden.

An dieser Stelle erwähnt Salomo ein weiteres Sprichwort:

“Brot ist für das Lachen der Arbeiter, und Wein selbst erfreut das Leben; aber Geld ist das, was in allen Dingen eine Erwiderung findet” (Pred. 10:19).

Sich beim Essen angenehm zu unterhalten kann sehr genußreich sein. Brot kann man aber nicht ohne Geld erhalten, und jemand freut sich nicht allzusehr über Wein, wenn er über sehr wenig Mittel für das Lebensnotwendige verfügt. In dem heutigen System kann man sich mit Geld alle materiellen Dinge erwerben, und daher findet es “in allen Dingen eine Erwiderung”. Salomo wollte vielleicht mit diesen Worten sagen, daß jemand durch Fleiß das erforderliche Geld erhalten kann, um sich Brot und Wein leisten zu können, die Annehmlichkeiten, die die Lebensfreude steigern.

Dann gibt Salomo den Rat:

“Sogar in deinem Schlafgemach rufe nicht Übles auf den König selbst herab, und in den inneren Gemächern, wo du dich niederlegst, rufe nicht Übles auf irgendeinen Reichen herab; denn ein fliegendes Geschöpf der Himmel wird den Laut übermitteln, und etwas, was Flügel besitzt, wird die Sache kundtun” (Pred. 10:20).

Sollte die herrschende Klasse die Staatsgeschäfte vernachlässigen, so wird der Weise dennoch keine unnötigen Risiken eingehen. Von welchem Nutzen wäre es für ihn, im abgeschiedensten Teil des Hauses zu schimpfen und sich zu beklagen, wenn es nicht in seiner Macht steht, an der Situation etwas zu ändern? Er denkt vielleicht, niemand könne ihn hören. Doch mitunter kommt etwas auf sehr ungewöhnliche und völlig unerwartete Weise ans Licht. Warum also seinen Frieden und seine Sicherheit durch unüberlegte Äußerungen über Personen, die Autorität haben, aufs Spiel setzen? (Vergleiche Matthäus 12:36, 37; Römer 13:1; Titus 3:1, 2; 1. Petrus 2:13-17.) Wie praktisch Salomos Rat doch ist!

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

„Sie sind in Gottes Hand“

Quelle Wachtturm 1.Januar 1978
Was wollte der Weise damit sagen?

Sie sind in Gottes Hand

So weise König Salomo auch war, er konnte doch nicht das volle Ausmaß des Werkes Gottes ergründen – all das, was der Höchste nicht nur tut, sondern im Zuge der Verwirklichung seines wunderbaren Vorsatzes auch zuläßt. Dennoch gab es eine bedeutende Wahrheit, die sich Salomo nach einer sorgfältigen Untersuchung der Angelegenheiten des Menschen ‘zu Herzen nahm’. Was war das? Die Tatsache, daß “die Gerechten und die Weisen und ihre Werke in der Hand des wahren Gottes sind” (Pred. 9:1).

Ja, die Gerechten und die Weisen sind, was ihre Person und ihre Handlungen betrifft, in der Hand oder in der Macht des Höchsten. Er mag zwar zulassen, daß Unheil über sie kommt, doch sie werden bestimmt nicht ihres Lohnes verlustig gehen. Jehova Gott “kennt die, die ihm gehören”, und wird alle seine Werke ‘zum Guten derer auswirken lassen, die ihn lieben’ (Röm. 8:28; 2. Tim. 2:19). Das kann eine Quelle des Trostes und der Ermunterung sein, wenn wir Gerechte leiden sehen, während die Bösen gedeihen (Pred. 8:14).

Bibelgelehrte der letzten Jahrhunderte haben sich gefragt, was wohl Salomo mit den weiteren Worten aus Prediger 9:1 sagen wollte:

“Die Menschen wissen weder von der Liebe noch von dem Haß, was alles vor ihnen war.”

Es könnte gut sein, daß diese Worte absichtlich so geschrieben wurden, daß mehrere brauchbare Auffassungen davon abgeleitet werden können. Zum Beispiel könnte man darunter verstehen, daß die Lebenden keine Ahnung haben, wieviel Liebe und Haß unter den Menschen herrschten, die vor ihnen lebten, da der Tod der Liebe und dem Haß ein Ende bereitet.

Oder vielleicht sollten Salomos Worte im Zusammenhang mit dem vorausgegangenen Hinweis gesehen werden, daß Gott sowohl über die Gerechten und Weisen als auch über ihre Werke Macht hat. Die Liebe und der Haß, die sie und alle übrigen Menschen verspüren, machen sich bemerkbar, weil Gott sie zuläßt. Außerdem wußte der Höchste lange vor ihrer Geburt, daß die Menschen Liebe und Haß verspüren würden. Er ließ zu, daß sündhafte Menschen, die lieben und hassen würden, ins Dasein kamen. Nach der Auflehnung Adams und Evas erklärte Jehova Gott: “Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir [der Urschlange, Satan, dem Teufel] und dem Weibe [nicht Eva, sondern Gottes „Weib“ (Gal. 4:26-31)] und zwischen deinem Samen und ihrem Samen” (1. Mose 3:15). Gott ‘wußte’ also, daß sich ‘Liebe und Haß’ in der Menschheit entwickeln würden, während die Menschen das erst durch schmerzliche Erfahrungen kennenlernen würden.

Die Worte des Weisen aus Prediger 9:1 könnten aber auch wie folgt erklärt werden: Unter unvollkommenen Menschen werden Liebe und Haßgefühle oft ohne Grund und Ursache zum Ausdruck gebracht. Den Menschen geht daher das Wissen, das Verständnis oder die Kenntnis der Beweggründe für all die Liebe und den Haß ab, die vor ihnen zum Ausdruck gebracht wurden. So verstanden, würden Salomos Worte gut zu seiner anschließenden Betrachtung passen, in der er zeigt, wie ungewiß das Leben ist und daß der Tod, der allem ein Ende bereitet, nicht vorausgesagt werden kann. Liebe und Haß können genauso blind wie unbegreiflich sein.

Weil die Menschen in einer unvollkommenen, sündhaften Welt leben, mögen sie, ob sie gerecht oder böse sind, Gutes und Böses sowie Liebe und Haß verspüren. Jehova erlaubt den Gerechten und den Bösen, Speise und Trank zu genießen und auch aus anderen seiner großzügigen Vorkehrungen zur Erhaltung des Lebens Nutzen zu ziehen (Matth. 5:45; Apg. 14:16, 17). Auch wenn es ans Sterben geht, gibt es keinen Unterschied. Salomo sagte weiter:

“Alle sind gleich in dem, was alle haben. E i n e Zufälligkeit gibt es für den Gerechten und den Bösen, den Guten und den Reinen und den Unreinen und den, der Schlachtopfer darbringt, und den, der nicht Schlachtopfer darbringt. Der Gute ist so wie der Sünder; der [leichtsinnig oder gedankenlos] Schwörende ist so wie jeder, der sich vor einem geschworenen Eid gefürchtet hat” (Pred. 9:2).

Da es nach außen hin anscheinend keinen Unterschied gibt zwischen dem, was den Gerechten, und dem, was den Bösen zu ihren Lebzeiten widerfährt, und besonders da alle im Tode enden, könnte man zu der Auffassung gelangen, man habe in Wirklichkeit keinen Vorteil, wenn man ein rechtschaffenes, gottesfürchtiges Leben führe. Salomo führte diesen Umstand als einen Grund dafür an, weshalb die Menschen ständig sündigen, indem er sagte:

“Dies ist, was unglücklich ist in allem, was unter der Sonne getan worden ist, daß das Herz der Menschensöhne, weil es e i n e Zufälligkeit für alle gibt, auch voll von Schlechtem ist” (Pred. 9:3).

Nützt es ihnen aber etwas, daß sie gesetzlos handeln? Nein, denn der Weise sagt: “Wahnsinn ist in ihrem Herzen zeit ihres Lebens, und danach – zu den Toten!” (Pred. 9:3). Solange sie leben, handeln sie, als ob sie von Sinnen seien, und gehen hemmungslos ihren verkehrten Wünschen und Neigungen nach. Ihr Leben der Festgelage und Lüste endet schließlich unvermittelt im Tod. Wie also sollte man sein Leben gestalten?

Eine vernünftige Lebensweise

Man sollte das Leben schätzen und es gut nutzen. Salomo schrieb:

“Denn wer irgend allen Lebenden zugesellt ist, für den ist Zuversicht da, weil ein lebender Hund besser daran ist als ein toter Löwe. Denn die Lebenden sind sich bewußt, daß sie sterben werden [ein ernüchternder Gedanke, der sie veranlassen sollte, ihr Leben auf vernünftige Weise zu nutzen]; aber was die Toten betrifft, sie sind sich nicht des geringsten bewußt, auch haben sie keinen Lohn mehr, denn die Erinnerung an sie ist vergessen. Auch ihre Liebe und ihr Haß und ihre Eifersucht sind bereits vergangen, und sie haben auf unabsehbare Zeit keinen Anteil mehr an irgend etwas, was unter der Sonne zu tun ist” (Pred. 9:4-6).

Nur wenn man am Leben ist, kann es Zuversicht und Hoffnung geben. Dann sollte man sich bei dem Schöpfer einen guten Namen machen. Solange jemand am Leben ist, besteht die Hoffnung, daß er sich bessert, selbst wenn er gesetzlos handelt. Kommt einmal der Tod, so ist es zu spät. Daher ist ein lebender Hund – obwohl man ihn verachtet – besser daran als ein toter Löwe, der König der Tiere. Die Lebenden können immer noch etwas tun, aber die Toten haben keinen Anteil mehr an irgendeinem Werk oder an Empfindungen wie Liebe, Haß und Eifersucht, die einen so wesentlichen Bestandteil des irdischen Seins bilden.

Wir sollten uns daher als gottesfürchtige Menschen an der Arbeit unserer Hände erfreuen. Salomo schrieb:

“Geh, iß deine Speise mit Freuden, und trinke deinen Wein mit gutem Herzen, denn der wahre Gott hat bereits Wohlgefallen gefunden an deinen Werken. Mögen sich deine Kleider bei jeder Gelegenheit als weiß erweisen [strahlend und sauber, indem sie nicht Trauer oder Schwermut widerspiegeln, sondern Freude], und Öl [ebenfalls ein Symbol der Freude, da Öl kühlend und erfrischend wirkt] fehle nicht auf deinem Haupte. Sieh an das Leben mit der Ehefrau, die du liebst, alle Tage deines nichtigen Lebens, die Er dir gegeben hat unter der Sonne, alle Tage deiner Nichtigkeit, denn das ist dein Anteil am Leben und an deiner harten Arbeit, mit der du hart arbeitest unter der Sonne. Alles, was deine Hand zu tun findet, das tue mit all deiner Kraft, denn es gibt kein Wirken noch Planen, noch Erkenntnis, noch Weisheit in dem Scheol, dem Ort, wohin du gehst” (Pred. 9:7-10).

Das Leben auf vernünftige Weise zu genießen, zu essen und zu trinken ist richtig und angebracht. Es ist Gottes Gabe und findet daher sein Wohlgefallen. Das wollte Salomo offensichtlich sagen, als er nach der Ermunterung, sich am Essen und Trinken zu erfreuen, weiter sagte:

“Denn der wahre Gott hat bereits Wohlgefallen gefunden an deinen Werken.”

Ja, der Höchste verlangt von uns nicht, daß wir ein enthaltsames Leben führen und uns jede Freude versagen. Da er ein glücklicher Gott ist, möchte er, daß die Menschen im täglichen Leben, auch in ihrem Eheleben, glücklich sind (Apg. 14:17). Das heißt natürlich nicht, daß sie ein genußsüchtiges Leben führen und nur auf Vergnügen aussein sollten. Salomo ermunterte zur Arbeit und dazu, Gelegenheiten zu nutzen, die Hände im Gutestun anzustrengen, bevor man durch den Tod völlig daran gehindert wird und im Scheol, im Grab, endet.

In dieser Welt ist es daher am vernünftigsten, das Leben so lange wie möglich zu genießen, und zwar indem man sich innerhalb der Grenzen bewegt, die durch Gottes Sittengesetze gezogen werden. Allzuoft tritt das Unerwartete ein. Durch den Tod kann alles sehr schnell zur Nichtigkeit gemacht werden. Der schnellste Läufer kann straucheln und das Rennen verlieren. Eine mächtige Armee mag von einer schwächeren Streitmacht besiegt werden. Einem Weisen mag es nicht gelingen, eine gute Stelle zu erhalten, und er mag daher hungern. Personen, die sich hervorragend darauf verstehen, ein Geschäft zu leiten, mögen aufgrund irgendwelcher Umstände ihre Kenntnisse nicht anwenden können und daher verarmen. Gebildete Menschen mögen sich den Zorn von Machthabern zuziehen und bei ihnen in Ungnade fallen. Diese Beobachtungen hatte König Salomo beiläufig gemacht, doch nachdem er alles noch einmal sorgfältig erwogen hatte, schrieb er:

“Ich wandte mich, um unter der Sonne zu sehen, daß nicht den Schnellen der Wettlauf gehört noch den Starken die Schlacht, noch auch den Weisen die Speise, noch auch den Verständigen der Reichtum, noch selbst denen, die Kenntnisse haben, die Gunst, denn Zeit und unvorhergesehenes Geschehen trifft sie alle. Denn der Mensch kennt auch seine Zeit nicht [denn der Tod kann unerwartet kommen]. So wie Fische, die in einem üblen Netz gefangen werden, und wie Vögel, die in einer Falle gefangen werden, so werden die Menschensöhne selbst zu einer Zeit des Unglücks verstrickt, wenn es sie plötzlich überfällt” (Pred. 9:11, 12).

Wie Fische in einem Netz und Vögel in einer Falle unerwartet gefangen werden mögen, so können auch Menschen plötzlich, ohne Warnung, vom Tode überrascht werden. Salomo erteilte eine eindringliche Lektion darüber, wie man das Leben, seine echten Vorteile und Gelegenheiten, auf vernünftige und lohnende Weise so lange wie möglich genießen kann.

Weisheit wird nicht immer geschätzt

In dieser Welt geschehen oft Dinge, mit denen man nicht rechnet. König Salomo machte diese Beobachtung und sagte, daß ‘die Weisen keine Speise haben und diejenigen, die Kenntnisse haben, in Ungnade fallen mögen’ (Pred. 9:11). Das ist hauptsächlich deshalb so, weil Menschen oft nach dem äußeren Schein urteilen statt nach dem tatsächlichen Stand der Dinge.

Der weise König Salomo führte eine bemerkenswerte Veranschaulichung an, ein Beispiel, das ‘groß für ihn’ war. Wir lesen:

“Auch das sah ich, was Weisheit unter der Sonne betrifft – und sie war groß für mich [„hat mich tief beeindruckt“, Bruns]: Da war eine kleine Stadt [ein sehr unbedeutender Ort], und der Männer darin waren wenige [es gab also wenig Männer, die sie verteidigen konnten]; und es kam an sie ein großer König, und er umzingelte sie und baute große Festungen gegen sie. Und es fand sich darin ein Mann, bedürftig, aber weise, und dieser verhalf der Stadt durch seine Weisheit zum Entrinnen. Aber kein Mensch gedachte jenes bedürftigen Mannes” (Pred. 9:13-15).

Hätte es diesen bedürftigen weisen Mann nicht gegeben, so wäre die Stadt in die Hände des “großen Königs” gefallen. Die Weisheit dieses armen Mannes erwies sich gewissermaßen den Belagerungswerken und den Kriegern des Königs überlegen. Doch nachdem die Gefahr vorüber war, fühlten sich die Leute dem bedürftigen Mann gegenüber nicht verpflichtet, sondern vergaßen ihn ganz und gar.

Salomo zog folgende Schlußfolgerung daraus:

“Weisheit ist besser als Mächtigkeit; doch die Weisheit des Bedürftigen ist verachtet, und auf seine Worte wird nicht gehört” (Pred. 9:16).

Ja, wenn ein Mensch keine höhere Stellung bekleidet oder nicht prominent ist, werden seine Worte allzuoft überhört. Sie haben wenig Gewicht. Manchmal befolgt man sie vielleicht als letzten Ausweg aus Schwierigkeiten. Doch ist die kritische Lage einmal vorüber, so wird der Betreffende nicht geehrt. (Vergleiche 1. Korinther 1:26, 27; 2:8-11.)

Dennoch ist die Weisheit von großem Wert und wird nicht immer einfach deshalb verachtet, weil sie aus einer anspruchslosen Quelle stammt. Salomo sagte weiter:

“Die Worte der Weisen in Ruhe werden mehr Gehör finden als der Schrei jemandes, der unter Unvernünftigen herrscht. Weisheit ist besser als Kampfgeräte, und nur ein einziger Sünder kann viel Gutes vernichten” (Pred. 9:17, 18).

Wie der Weise hier zeigt, ist es weit besser und vernünftiger, auf die besonnenen, würdigen Worte weiser, doch niedriger Personen zu hören statt auf die Schreie eines Herrschers, der sich in seiner Popularität auf Untertanen stützt, die durch ihre Einstellung und ihr Handeln eine törichte Ansicht über das Leben verraten. Wie das Beispiel des bedürftigen weisen Mannes zeigt, kann mit Weisheit mehr erreicht werden als mit einer Kriegsausrüstung. Doch schon ein einziger Sünder oder Tor kann ungeahnte Schwierigkeiten heraufbeschwören. Durch seine verkehrten Gedanken, die er vielleicht lautstark zum Ausdruck bringt, oder durch seine schlechten Handlungen kann er die besten Pläne zunichte machen und den Ruf einer Gemeinde ruinieren oder Kräfte und Mittel vergeuden. (Vergleiche 3. Johannes 9-11.) Wahrlich, der Weisheit ist der Vorzug zu geben, selbst wenn Personen, die weise sind, von anderen nicht geschätzt werden.

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

„Mit dem fertig werden, was man in der unvollkommenen Welt sieht“

Quelle Wachtturm 1.Dezember 1977

Was wollte der Weise damit sagen?

WEISHEIT kann sich auf ihren Besitzer nützlich auswirken. König Salomo schrieb:

“Wer ist gleich dem Weisen? Und wer ist es, der die Deutung einer Sache kennt? Die Weisheit eines Menschen ist es, die sein Angesicht leuchten läßt, und selbst die Strenge seines Angesichts wird zum Besseren verändert” (Pred. 8:1).

Der wirklich Weise ragt aus der menschlichen Gesellschaft heraus, er ist ohnegleichen. Außer einem anderen Weisen ist ihm niemand gleich. Er kennt die “Deutung einer Sache”, das heißt, er besitzt die nötige Einsicht, um die verwirrenden Probleme des Lebens zu lösen.

Auch das Aussehen des Weisen ist ansprechend. Sein Gesicht strahlt innere Freude und Zufriedenheit wider. Als Folge davon nimmt sein Antlitz, das sonst streng und abweisend erscheinen könnte, einen freundlichen Ausdruck an.

Wie man die Herrschaft unvollkommener Menschen ertragen kann

Als König konnte Salomo guten Rat darüber erteilen, wie man Herrschern gegenüber weise handelt. Er erklärte:

“Halte dich an den Befehl des Königs, und das in Hinsicht auf den Eid Gottes. Beeile dich nicht, damit du von ihm weggehen könntest. Nimm nicht Stellung in einer schlechten Sache. Denn alles, was ihm zu tun gefällt, wird er tun, weil das Wort des Königs das Machtgebot ist; und wer darf zu ihm sagen: ,Was tust du?’?” (Pred. 8:2-4).

Im alten Israel war es möglich, daß die Ältesten, die die ganze Nation vertraten, in einen Bund mit dem König eintraten und sich bereit erklärten, ihm treu zu sein. Zum Beispiel lesen wir in bezug auf David: “Da kamen alle älteren Männer Israels zum König nach Hebron, und König David schloß mit ihnen einen Bund in Hebron vor Jehova” (2. Sam. 5:3). Dem Befehl des Königs nicht zu gehorchen würde deshalb einen Bruch des vor Jehova geleisteten Treueids bedeuten. Andererseits bewies Gehorsam Achtung vor dem wahren Gott, in dessen Gegenwart der Bund geschlossen worden war. Ebenso bleiben wahre Christen aus Respekt vor Jehova den Regierungen dieser Welt untertan, weil sie erkennen, daß sie mit Gottes Zulassung bestehen (Röm. 13:1, 2).

Der Rat Salomos, nicht übereilt des Königs Gegenwart zu verlassen, wird in Prediger 10:4 mit den Worten erweitert: “Wenn der Geist eines Herrschers wider dich aufsteigen sollte, so verlaß deinen eigenen Platz nicht, denn Gelassenheit selbst mildert große Sünden.”

Eine Person mag durch jemand, der Autorität besitzt, zurechtgewiesen oder gezüchtigt werden. Sie mag diese Zurechtweisung übelnehmen und geneigt sein, ihre Stellung aufzugeben oder sogar ihre Gesinnung dem Herrscher gegenüber zu ändern. Salomo jedoch empfiehlt, nicht übereilt die Treue zu brechen oder eine Stellung aufzugeben. Der gleiche Grundsatz kann heute auf das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer angewandt werden.

Der weise König Salomo rät auch, ‘nicht Stellung in einer schlechten Sache zu nehmen’, das heißt nicht in etwas verwickelt zu werden, was der Herrscher als schlecht betrachtet. Kraft seiner Autorität hat das Wort des Königs weit mehr Gewicht als das Wort irgendeines seiner Untertanen. Sein Wort gilt. Seine Autorität wird nicht in Frage gestellt. Aus diesem Grund kann niemand herausfordernd von ihm Rechenschaft verlangen.

Die Person, die gesetzestreu bleibt, sollte vom Herrscher nichts zu fürchten haben. Salomo sagt:

“Wer das Gebot hält, wird kein Unglück erfahren” (Pred. 8:5).

Der gehorsame Untertan “wird kein Unglück erfahren”, das als Strafe über die kommt, die das Gesetz des Königs übertreten. Der Rat des Weisen entspricht den Worten des Apostels Paulus: “Wer sich daher der Gewalt widersetzt, hat sich der Anordnung Gottes entgegengestellt; die, die sich ihr entgegengestellt haben, werden für sich ein Gericht empfangen. Denn die Herrschenden sind nicht für die gute Tat ein Gegenstand der Furcht, sondern für die schlechte. Willst du also ohne Furcht vor der obrigkeitlichen Gewalt sein? Fahre fort, Gutes zu tun, und du wirst Lob von ihr haben” (Röm. 13:2, 3).

Was aber, wenn der Herrscher ungerecht ist? Salomo bezog sich offensichtlich auf eine solche Situation, als er weiter sagte:

“Das weise Herz wird sowohl Zeit als Gericht kennen. Denn selbst für jede Angelegenheit gibt es eine Zeit und ein Gericht, weil das Unglück der Menschen vielfältig ist über ihnen. Denn da ist keiner, der weiß, was werden wird, denn so, wie es werden wird, wer kann es ihm kundtun?” (Pred. 8:5-7).

Ein Weiser handelt nicht aufrührerisch. Da er sich in seinem Herzen von Weisheit leiten läßt, erkennt er, daß es eine geeignete Zeit zum Handeln gibt und eine Möglichkeit, einen bedrückenden Herrscher zu ertragen. Offene Rebellion würde bedeuten, Unheil heraufzubeschwören. Ein gutes Urteilsvermögen würde andererseits jemand davon abhalten, zu einer ungeeigneten Zeit zu handeln (Ps. 37:1-7). Für “alles” gibt es eine geeignete Zeit und eine richtige Beurteilung oder rechte Verfahrensweise. Deshalb beschwört jemand nur Schwierigkeiten herauf, wenn er diese Tatsache außer acht läßt und übereilt handelt. Unvollkommene Menschen haben bereits genügend Probleme, und es erübrigt sich, noch weitere hinzuzufügen, indem man übereilt handelt und ignoriert, daß es “für jede Angelegenheit . . . eine Zeit und ein Gericht” gibt. Außerdem kann niemand sicher sein, was die Zukunft bringen wird. Selbst Machthaber sterben. Wer das im Sinn behält, kann in einer schwierigen Situation leichter ausharren. Die Herrschaft eines Tyrannen kann nicht für immer andauern. In diesem unvollkommenen System kommt alles zu einem Ende.

Eine gründliche Untersuchung bedrückender menschlicher Herrschaft

Die Schlußfolgerungen, die Salomo aus der bedrückenden Herrschaft des Menschen zog, beruhten auf sorgfältigen Beobachtungen. Er erwog von Herzen alle Gesichtspunkte solcher menschlichen Herrschaft und ihre Auswirkung auf die Menschen. Aus diesem Grunde konnte er sagen:

“All das habe ich gesehen, und mein Herz richtete sich auf jede Arbeit, die unter der Sonne getan worden ist während der Zeit, da der Mensch über den Menschen zu seinem Schaden geherrscht hat” (Pred. 8:9).

Tyrannische Regenten können jedoch nicht auf unbestimmte Zeit ihre Herrschaft ausüben. Salomo fuhr fort: “Aber obwohl dem so ist [daß der Mensch über den Menschen zu seinem Schaden herrscht], habe ich gesehen, wie die Bösen begraben wurden, wie sie hereinkamen und wie sie von dem heiligen Ort selbst wegzugehen pflegten und in der Stadt vergessen wurden, wo sie so gehandelt hatten. Auch das ist Nichtigkeit” (Pred. 8:10). Zu ihren Lebzeiten würden die Bösen zu dem heiligen Ort, der in Salomos Tagen die heilige Stadt Jerusalem mit dem Tempel Jehovas war, hereinkommen und davon weggehen (Matth. 24:15). Sie hätten dort keine Schlechtigkeit verüben sollen. Während ihrer Beerdigung gehen sie zum letztenmal von dort weg. Trotz der hohen Stellung dieser schlechten Menschen würden sie sterben, begraben werden und dem Gedächtnis derer, die in der Stadt ihres Wirkens leben, bald entschwinden. Auf diese Weise würde sich das Leben tyrannischer Herrscher als nichtig und leer erweisen.

Keine Entlassung aus dem “Krieg” mit dem Tod

Es gibt einen Krieg, aus dem entlassen zu werden für Menschen unmöglich ist. König Salomo schrieb darüber:

“Da ist kein Mensch, der Macht hat über den Geist [die Lebenskraft], um den Geist zurückzuhalten; noch gibt es irgendein Machtgebot am Tage des Todes; noch gibt es irgendeine Entlassung im Kriege. Und Bosheit wird denen, die ihr frönen, nicht zum Entrinnen verhelfen” (Pred. 8:8).

Wenn es ans Sterben geht, ist der Mensch machtlos. Er mag versuchen, was er will, er kann den Geist nicht zurückhalten, so daß die Lebenskraft in seinen Körperzellen bleibt und er sich auf diese Weise am Leben erhalten kann. Sterbende Menschen haben einfach keine Macht über den Tag des Todes. Niemand kann aufgrund menschlicher Anstrengungen aus dem unbarmherzigen “Krieg”, den der Feind “Tod” gegen alle führt, entlassen werden (Röm. 5:14). Es besteht nicht einmal die Möglichkeit, für einen Ersatz zu sorgen, um vom Sterben beurlaubt zu werden. Der inspirierte Psalmist erklärte: “Nicht einer von ihnen kann irgendwie selbst einen Bruder erlösen noch Gott ein Lösegeld für ihn geben (und der Erlösungspreis ihrer Seele ist so kostbar, daß er aufgehört hat auf unabsehbare Zeit), daß er immerdar fortleben und die Grube nicht sehen sollte” (Ps. 49:7-9). Während ihres Lebens mag es Bösen auf schlaue und unredliche Weise gelungen sein, sich einer Strafe zu entziehen. Doch es gibt keinen Kunstgriff, keinen Plan und keine Intrige, durch die sie dem Tod entrinnen können.

Mit dem fertig werden, was man in einer unvollkommenen Welt sieht

In diesem unvollkommenen System sehen wir vieles, was uns sehr beunruhigen könnte. Die Bösen mögen gedeihen, während die Gerechten leiden. Wie können wir vermeiden, uns dadurch verbittern zu lassen?

Gestützt auf sorgfältige Nachforschungen, zeichnete Salomo folgende hilfreiche Beobachtungen auf:

“Weil das Urteil über ein schlechtes Werk nicht eilends vollzogen worden ist, darum hat sich das Herz der Menschensöhne in ihnen völlig darauf gerichtet, Schlechtes zu tun. Obwohl ein Sünder hundertmal Schlechtes tun und es lange Zeit treiben mag, wie es ihm gefällt, weiß ich doch auch, daß es mit denen, die den wahren Gott fürchten, gut ausgehen wird, weil sie sich vor ihm gefürchtet haben. Mit dem Bösen aber wird es gar nicht gut ausgehen, noch wird er seine Tage verlängern, die wie ein Schatten sind, weil er sich vor Gott nicht fürchtet” (Pred. 8:11-13).

Wie Salomo hier zeigte, mag das menschliche Rechtswesen lax sein, und menschliche Gerichte mögen peinlich langsam arbeiten oder sogar nachlässig darin sein, böse Werke zu verurteilen. Weil die Bösen nicht für ihre Gesetzlosigkeit bestraft werden, meinen sie, sie kämen ungeschoren davon, und verhärten sich in ihrer bösen Handlungsweise. Aber ihre Bosheit macht sich nicht bezahlt. Ihr Leben vergeht schnell, “wie ein Schatten”, und sie können es durch keine ihrer Intrigen verlängern. Andererseits sind gerechte Personen in Wirklichkeit nicht für immer im Nachteil. Andere mögen ihnen zwar hart zusetzen, doch Ehrfurcht vor dem Schöpfer zu haben oder ihn zu “fürchten” wirkt sich zum Guten aus. Der Gerechte bewahrt ein reines Gewissen, findet Befriedigung darin, das zu tun, wovon er weiß, daß es richtig ist, und wenn er als ein treuer Diener Gottes stirbt, hat er die Hoffnung, von den Toten auferweckt zu werden. So wird für diejenigen, die Jehova Gott fürchten, letzten Endes alles “gut ausgehen”.

Wer davon überzeugt ist, daß der Höchste diejenigen belohnt, die ihn fürchten, wird sich nicht verbittern lassen, wenn er das beobachtet, was Salomo danach beschreibt:

“Da ist eine Nichtigkeit, die auf der Erde vollführt wird, daß Gerechte da sind, denen so geschieht, als ob es für das Werk der Bösen wäre, und Böse da sind, denen so geschieht, als ob es für das Werk der Gerechten wäre. Ich sagte, daß auch das Nichtigkeit ist” (Pred. 8:14).

Diese Ungerechtigkeit kann nicht Jehova Gott zur Last gelegt werden. Sie ist “eine Nichtigkeit, die auf der Erde vollführt wird”, etwas, wofür unvollkommene Menschen verantwortlich sind. Manchmal ist dies auf korrupte Beamte zurückzuführen, manchmal einfach darauf, daß gewisse Personen Gottes vortreffliche Maßstäbe, die Gott in seinem Wort festgelegt hat, nicht kennen oder nicht schätzen.

Ein gottesfürchtiger Mensch läßt nicht zu, daß ihm die Ungerechtigkeiten der Welt seine Freude am Leben rauben. Er erkennt, daß er das, was Gott bis heute unter den Menschen zugelassen hat, einfach nicht ändern kann, und er handelt daher gemäß den Worten Salomos:

“Ich selbst lobte die Freude, weil die Menschen nichts Besseres haben unter der Sonne, als zu essen und zu trinken und sich zu freuen, und daß dies sie begleiten sollte in ihrer harten Arbeit während der Tage ihres Lebens, die der wahre Gott ihnen unter der Sonne gegeben hat” (Pred. 8:15).

Ja, das beste ist, man bewahrt im Leben eine angemessene Furcht vor dem Schöpfer, während man seine Befriedigung in der Arbeit und bei vernünftigem Essen und Trinken findet. Denn sich wegen all der Fehler, die in diesem System begangen werden, zu sorgen und sich aufzureiben würde nur zu Frustration führen und einem die Freude am Leben rauben. Es könnte jemandes geistige Gesinnung und Glück zerstören. Sich aufzureiben oder sich zu beklagen wird die Befreiung nicht beschleunigen, die dadurch herbeigeführt werden muß, daß Gott die gegenwärtige Ordnung beseitigt und durch eine gerechte neue Ordnung ersetzt (Ps. 37:5-7).

Außerdem gewinnt man nichts durch den Versuch, eine Regel oder Formel zu entdecken, die auf umfassende und ausführliche Weise die Gründe für die Vorgänge in dieser Welt erklären könnte. Der weise König Salomo und andere untersuchten vor langer Zeit sorgfältig die Angelegenheiten der Menschen. Sie konnten aber keine solche präzise Regel entdecken, durch die bestimmt werden könnte, was in jedem Fall zu erwarten ist. Salomo berichtet:

“In Übereinstimmung damit richtete ich mein Herz darauf, Weisheit zu erkennen und die Beschäftigung zu sehen, die auf der Erde durchgeführt wird, weil es einen gibt, der mit seinen Augen keinen Schlaf sieht, weder bei Tag noch bei Nacht. Und ich sah das ganze Werk des wahren Gottes, wie die Menschen das Werk, das unter der Sonne getan worden ist, nicht herauszufinden vermögen; wie sehr die Menschen auch ständig hart arbeiten, um es zu suchen, finden sie es doch nicht heraus. Und selbst wenn sie sagen sollten, sie seien weise genug, es zu erkennen, würden sie es nicht herauszufinden vermögen” (Pred. 8:16, 17).

Beachten wir, daß Salomo das, was unter den Menschen geschieht, als das “ganze Werk des wahren Gottes” bezeichnet. Diese Bezeichnung ist insofern zutreffend, als all das geschieht, weil Gott es zuläßt oder toleriert, nicht weil er all das verursacht, unterstützt oder gutheißt. Selbst wenn jemand seinen Schlaf opfern würde, würde er das volle Ausmaß dessen, was Gott tut und zuläßt, während er seinen großartigen Vorsatz verwirklicht, nicht erfassen können. Dieser Gedanke kommt durch Salomos Worte in der Übersetzung von Moffatt zum Ausdruck:

“Als ich meinen Sinn dem Studium der Weisheit hingab, um all das ausgefüllte Leben der Welt kennenzulernen, fand ich, daß der Mensch unfähig ist, die Wahrheit all dessen zu erfassen, was Gott in dieser Welt tut; er mag angestrengt arbeiten, um sie zu erlangen, indem er bei Tag und bei Nacht, schlaflos, danach sucht, doch er wird sie nie herausfinden; ein Weiser mag denken, er komme hinter das Geheimnis, doch selbst er findet es nie heraus” (Pred. 8:16, 17).

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

Sind wir selbstgerecht – wie denkt Jehova über uns?

Warum man Extreme meiden sollte

Unvollkommene Menschen können sehr leicht das Gleichgewicht verlieren und extreme Ansichten vertreten. König Salomo gab daher den Rat:

“Werde nicht allzu gerecht, noch zeige dich übermäßig weise. Warum solltest du Verwüstung über dich bringen? Sei nicht allzu böse, noch werde töricht. Warum solltest du sterben, wenn deine Zeit nicht da ist? Es ist besser, daß du das eine erfassest, aber auch vom anderen ziehe deine Hand nicht zurück; denn wer Gott fürchtet, wird bei alledem frei ausgehen” (Pred. 7:16-18).

Wer allzu gerecht ist, sorgt sich meist übermäßig um geringfügige Dinge. Er macht zum Beispiel eine große Streitfrage aus einer rein menschlichen Verfahrens- oder Handlungsweise, aus Dingen, über die die Bibel nichts sagt. Wenn er sieht, wie jemand etwas Gutes tut oder vielleicht Barmherzigkeit erweist, mag er einen Einwand erheben, weil eine gewisse “Form” nicht gewahrt worden ist. Er gleicht weitgehend den Pharisäern, die sich nicht über die wunderbare Erleichterung freuten, die Jesus am Sabbat Bedrückten verschaffte, sondern darüber zornig wurden und schlußfolgerten, der Sohn Gottes habe das Gesetz übertreten, indem er an jenem Tag Heilungen vorgenommen habe (Mark. 3:1-6; Luk. 14:1-6). Personen, die allzu gerecht sind, bedenken häufig nicht, was barmherzig, liebevoll oder hilfreich wäre. Sie gehen in der Anwendung von Regeln bis zum Äußersten. Wenn ihrer Meinung nach eine Regel verletzt worden ist, ziehen sie keine anderen Faktoren in Betracht. (Vergleiche Matthäus 12:2-7; 23:23; Römer 14:1-4, 10).

Personen, die allzu gerecht sind, mögen in der Selbstverleugnung so weit gehen, daß sie ihre Gesundheit schädigen. Sie handeln im Widerspruch zu dem vernünftigen Rat aus Kolosser 2:20-23: “Warum unterwerft ihr euch, als lebtet ihr in der Welt, weiterhin den Verordnungen: ,Fasse nicht an noch koste, noch berühre’ in bezug auf Dinge, die alle dadurch, daß sie verbraucht werden, zur Vernichtung bestimmt sind, gemäß den Geboten und Lehren von Menschen? Gerade diese Dinge besitzen zwar einen Schein von Weisheit in einer selbstauferlegten Form der Anbetung und Scheindemut, einer strengen Behandlung des Leibes; aber sie sind von keinem Wert im Kampf gegen die Befriedigung des Fleisches.”

Wer allzu gerecht ist, läuft tatsächlich Gefahr, wie Salomo sagt, ‘Verwüstung über sich zu bringen’. Er mag sich durch Unbesonnenheit, Eifer oder übertriebene Selbstverleugnung physisch, geistig oder seelisch zugrunde richten. Und was noch schlimmer ist: Eine lieblose Einstellung kann ihn Gottes Gunst und Segen kosten.

Dann gibt es nach den Worten Salomos den Menschen, der ‘sich übermäßig weise zeigt’ und versucht, andere durch seine Weisheit zu beeindrucken. Er schwingt sich zum Kritiker auf und erweckt den Eindruck, er verfüge über ein besseres Verständnis als alle anderen. Weil er eine hohe Meinung von seinen Fähigkeiten hat, mischt er sich häufig in Angelegenheiten anderer Leute ein und bietet unaufgefordert Lösungen für ihre Probleme an. Mit der Zeit entfremdet er sich anderen, und man mag alles mögliche tun, um ihn zu meiden. Außerdem zeigt es sich vielleicht mit der Zeit, daß sein Rat nicht allzu gut war, und man mag ihn beschuldigen, unnötigerweise Schwierigkeiten verursacht zu haben.

Damit jemand nicht ins andere Extrem fällt, indem er Gerechtigkeit und Weisheit nicht mehr im rechten Licht sieht, warnt Salomo auch davor, ‘allzu böse zu werden’. Wir alle müssen selbstverständlich zugeben, daß die Unvollkommenheit eine Realität ist. Der Apostel Johannes schrieb: “Wenn wir erklären: ,Wir haben keine Sünde’, führen wir uns selbst irre und die Wahrheit ist nicht in uns” (1. Joh. 1:8). Deshalb müssen wir uns damit abfinden, daß wir in vieler Hinsicht sündigen. Doch man sollte darüber wachen, daß man nicht leicht über einen Fehler hinweggeht und sich mit den Worten entschuldigt: “Schließlich bin ich ja ein Sünder.” Während man sich des Lebens erfreut, sollte man darüber wachen, nicht alle Zügel fallen zu lassen. Wer denkt, er sei über das Gesetz und über Zurechtweisung erhaben, handelt wie ein Tor und beschwört Unheil herauf. Wenn jemand zügellos handelt, mag er schwerwiegende Probleme bekommen und sogar frühzeitig sterben.

Wie kann man solche Extreme meiden? Man muß Gottesfurcht, eine Ehrfurcht vor dem Schöpfer, haben. Diese Furcht hält einen davon zurück zu sündigen und veranlaßt einen, eine ausgeglichene Lebensweise zu pflegen und Extreme zu meiden. Wer Gott fürchtet, bemüht sich, gerecht und weise zu sein, doch hält er sich davon zurück, allzu gewissenhaft zu sein und Weisheit zur Schau zu stellen. Weil er das Leben auf vernünftige Weise genießt, mag er sogar von Extremisten als ein Sünder verurteilt werden wie Jesus Christus, den man zu Unrecht als einen Säufer und Fresser bezeichnete (Matth. 11:19).

In Wirklichkeit aber achtet ein solch gewissenhafter, ausgeglichener Mensch streng auf seinen Wandel und treibt nicht Sünde. Ein gottesfürchtiger Mensch bleibt von den Problemen und Schwierigkeiten derer verschont, die die göttliche Richtschnur außer acht lassen, (1.) ‘nicht allzu gerecht zu werden und sich nicht übermäßig weise zu zeigen’ und (2.) ‘nicht allzu böse zu werden’. Auf diese Weise ‘erfaßt er’, wie Salomo empfiehlt, ‘das eine, aber zieht auch seine Hand nicht vom anderen zurück’. Er erfaßt Gerechtigkeit, ohne so genau zu sein, daß er unmögliche Maßstäbe für sich und andere aufstellt oder sich vernünftiges Vergnügen im Leben vorenthält.

Jule | 06.14.11 | eigene Gedanken zum Geschehen | 2 Comments |

„Der Wert eines guten Namens“

Quelle Wachtturm 15.September 1977
Was wollte der Weise damit sagen?

Der Wert eines guten Namens

Ein guter Name oder ein guter Ruf ist etwas Wertvolles, was es verdient, geschützt zu werden. Der weise König Salomo sagte:

“Ein Name ist besser als gutes Öl und der Tag des Todes als der Tag, da man geboren wird” (Pred. 7:1).

Gutes Öl war in alter Zeit etwas Kostbares. Es verbreitete einen lieblichen Duft. Doch noch lieblicher als der Duft guten Öls ist ein guter Ruf. Jemandes Name erhält durch das ganze Leben des Betreffenden seine Bedeutung und sagt aus, was für eine Person er ist. Beim Tode ist dieser Name oder Ruf besiegelt bzw. endgültig festgelegt. Da man bei der Geburt noch keinen Ruf hat, ist der ‘Tag des Todes besser als der Tag, da man geboren wird’.

Wenn man einen guten Namen bewahren möchte, sollte man das Leben mit ernsten Augen betrachten. Salomo empfahl:

“Besser ist es, in das Haus der Trauer zu gehen, als in das Haus des Festmahls zu gehen, denn das ist das Ende aller Menschen; und der Lebende sollte es sich zu Herzen nehmen” (Pred. 7:2).

Wenn in einer Familie jemand stirbt, ist es sicherlich nicht angebracht, daß man die Hinterbliebenen völlig übersieht und dazu übergeht, zu feiern und ausgelassen zu sein. Man hat vielmehr die Gelegenheit, die Trauernden zu trösten. Gleichzeitig kann es sich günstig auf einen selbst auswirken, wenn man in das “Haus der Trauer” geht. Man wird mit allem Nachdruck an die Kürze des Lebens erinnert und daran, wie schnell jemandes Planen und Tun ein Ende nehmen kann. Das kann jemand veranlassen, sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen, wie er sein eigenes Leben lebt. Der Geist, der in einem “Haus des Festmahls” herrscht, trägt indes nicht zu derart nüchternem Denken bei.

Salomo sagt weiter:

“Besser ist Verdruß als Lachen, denn durch die Verdrossenheit des Angesichts wird das Herz besser. Das Herz der Weisen ist im Hause der Trauer, aber das Herz der Unvernünftigen ist im Hause der Freude” (Pred. 7:3, 4).

Wer sich im “Haus der Trauer” befindet, wird sich der Kürze des Lebens bewußt und ist wegen unvorhergesehener Ereignisse beunruhigt. Er sieht traurig und ernst aus; er zeigt kein lachendes Gesicht, wie wenn er in einem “Haus des Festmahls” wäre. Sein ernster Blick kann sich auf das Herz günstig auswirken und eine Wendung zum Besseren herbeiführen. “Das Herz der Weisen ist” insofern “im Hause der Trauer”, als es erwägt, wie sie ihr Leben führen sollten und warum. Ihr Herz läßt keine Oberflächlichkeit und Unbesorgtheit erkennen, wie man sie an einem Ort ausgelassener Festlichkeit antrifft.

Salomo setzt diese Argumentation fort und sagt:

“Besser ist es, das Schelten eines Weisen zu hören, als der Mann zu sein, der das Lied der Unvernünftigen hört. Denn wie das Geräusch von Dornen unter dem Topf, so ist das Lachen des Unvernünftigen; und auch das ist Nichtigkeit” (Pred. 7:5, 6).

Wer vom rechten Weg abkommt, würde sicherlich aus dem “Schelten eines Weisen” Nutzen ziehen. Aber von welchem Wert wäre das Lied oder die leere Schmeichelei eines Unvernünftigen? Durch Schmeichelei könnten Fehler zugedeckt werden, der Betreffende könnte in seiner verkehrten Handlungsweise bestärkt und sein Ruf könnte ruiniert werden. Wenn das oberflächliche Gelächter eines Toren zu einer unpassenden Zeit erschallt, tut es dem Ohr ebenso weh wie das Knattern brennender Dornen unter einem Topf; es sind unangenehme, nicht erbauende Laute.

Hüte dich davor, schlecht zu werden

Niemand, auch nicht ein Weiser, ist davor gefeit, schlecht zu werden. König Salomo schrieb:

“Denn allein Bedrückung kann bewirken, daß ein Weiser unsinnig handelt, und eine Gabe kann das Herz vernichten” (Pred. 7:7).

Selbst ein Weiser kann, wenn er längere Zeit bedrückt wird, unbesonnen handeln. Er mag die Selbstbeherrschung verlieren und seiner Enttäuschung Luft machen, indem er anderen mit spitzer Zunge begegnet oder vielleicht versucht, sich durch ungesetzliche Mittel Erleichterung zu verschaffen.

Der Schrifttext könnte andererseits auch Bedrückung beschreiben, an der der Weise selbst beteiligt ist. Jemand, der herrschsüchtig ist oder dazu neigt, andere zu bedrücken, ist, ganz gleich, wie weise er sein mag, unbarmherzig und rücksichtslos. Er läßt die Gefühle anderer außer acht und ist blind für ihre Notlage. Er ist nur auf sich selbst und auf seine Stellung bedacht. Er kommt sich als ein großer Wohltäter vor und meint daher, das Recht zu haben, jeden zu unterdrücken, der es wagt, seine Handlungsweise zu kritisieren. (Vergleiche 2. Chronika 16:10.)

Ein Bestechungsgeschenk kann einen ebenso schlechten Einfluß ausüben wie Bedrückung und “kann das Herz” oder gute Beweggründe “vernichten”. Personen, die sich bestechen lassen, mögen Arme und Bedürftige, die unter Diskriminierung und Parteilichkeit zu leiden haben, herzlos behandeln.

Wie man Ungerechtigkeit und Bedrückung ertragen kann

Was kann man tun, um mit Ungerechtigkeit fertig zu werden? Salomos weitere Worte sind dabei sehr hilfreich:

“Besser ist das nachherige Ende einer Sache als ihr Anfang. Besser ist einer, der geduldig ist, als einer, der hochmütigen Geistes ist. Sei nicht eilig in deinem Geiste, gekränkt zu werden, denn sich gekränkt zu fühlen ruht im Busen der Unvernünftigen” (Pred. 7:8, 9).

Es ist vernünftig, geduldig zu sein und darauf zu vertrauen, daß letztlich für Gottes Diener alles gut ausgehen wird. Ja, das Ende einer Sache mag ganz anders sein als ihr düsterer Anfang. Das traf gewiß auf die in Ägypten versklavten Israeliten zu. Als Moses Pharao anfangs um die Freilassung der Israeliten bat, reagierte dieser mit verschärftem Druck (2. Mose 5:1-9). Am Ende machte sich jedoch Jehova Gott einen großen Namen, indem er die Befreiung seines versklavten Volkes herbeiführte (2. Mose 12:31, 32).

Ein geduldiger Mensch ist nicht so sehr geneigt, selbst etwas in die Hand zu nehmen und dadurch sich oder andere in Schwierigkeiten zu bringen. Doch jemandem, der hochmütigen Geistes ist, fällt es schwer, beherrscht zu bleiben, und er neigt dazu, übereilt zu handeln, was zu seinem eigenen Schaden ist. Ein ungeduldiger Mensch, dessen Erwartungen unerfüllt bleiben, gerät schnell in Zorn. Er ist leicht gekränkt oder entwickelt einen starken Unwillen. Er pflegt diesen Ärger oder diesen Unwillen und behält ihn so eng bei sich, als ob er ihn in seinem Busen ruhen ließe. Deswegen sprach Salomo mit Recht von ihm als von einem “Unvernünftigen”, denn seine Einstellung zeitigt schlechte Ergebnisse in Form übereilter Worte oder Handlungen.

Eine realistische Ansicht über die Vergangenheit ist eine weitere wertvolle Hilfe, mit unerfreulichen Situationen in der Gegenwart fertig zu werden. Salomo gab den Rat:

“Sprich nicht: ,Weshalb ist es geschehen, daß sich die früheren Tage als besser erwiesen haben als diese?’, denn nicht zufolge von Weisheit hast du danach gefragt” (Pred. 7:10).

Wer sich in die “gute alte Zeit” zurücksehnt, vergißt, daß es auch damals genügend Probleme und Sorgen gab. Das Leben in diesem unvollkommenen System entspricht nie dem Idealzustand. In der Vergangenheit mag einiges besser gewesen sein, etwas anderes dafür wieder nicht. Ein nostalgischer Blick in die Vergangenheit mag sehr unrealistisch sein. Außerdem kann niemand die Zeit zurückdrehen. Daher ist es sehr unvernünftig, zu glauben, es sei irgendwann in der Vergangenheit in jeder Hinsicht in dieser Welt besser gewesen, und dadurch unzufrieden zu werden. Eine solche Gesinnung ist keine Hilfe, mit einer unangenehmen, aber unabänderlichen Lage fertig zu werden.

Die Weisheit – von größerem Wert

Ein Erbe ist wertvoll. Aber von welchem Nutzen wäre es, wenn es demjenigen, der es erhält, an Weisheit mangeln würde, um es richtig verwalten zu können? König Salomo schrieb:

“Weisheit zusammen mit einem Erbe ist gut und ist vorteilhaft für die, welche die Sonne sehen. Denn Weisheit dient zum Schutz, gleichwie Geld zum Schutz dient; aber der Vorteil der Erkenntnis ist, daß Weisheit selbst ihre Besitzer am Leben erhält” (Pred. 7:11, 12).

Somit ist Weisheit von größerem Wert als materielle Besitztümer. Jemand, dem es an Weisheit mangelt, mag ein Erbe schnell verschwenden. Geld bietet zwar einen gewissen Schutz und ermöglicht seinem Besitzer, das zu erhalten, was er braucht, doch kann es verlorengehen oder gestohlen werden. Reiche mögen sogar Opfer von Raubüberfällen und Gewalttaten werden. Andererseits kann die Weisheit – die Fähigkeit, Erkenntnis anzuwenden, um Probleme zu lösen oder bestimmte Ziele zu erreichen – jemand davon zurückhalten, törichte Risiken einzugehen, durch die er sein Leben gefährdet. Sie kann jemand vor einem frühzeitigen Tod bewahren und, wenn sie auf einer angemessenen Gottesfurcht beruht, dazu führen, daß er ewiges Leben erlangt.

Die Weisheit ist somit als Schutz bestimmt von Wert. Der Weise sagte:

“Die Weisheit selbst ist für den Weisen stärker als zehn Machthaber, die sich in einer Stadt befunden haben” (Pred. 7:19).

Die Weisheit kann als Schutz mehr leisten als “zehn Machthaber” – die vollständige Zahl von Kriegern, die die Bewohner einer belagerten Stadt beschützen.

Da alle Menschen unvollkommen sind, kommen wir nicht ohne die weise Anleitung aus, die Jehova Gott in seinem Wort zur Verfügung gestellt hat. Als Sünder verfehlen die Menschen bei weitem den vollkommenen Maßstab Gottes. Salomo sagte:

“Denn da ist kein Mensch gerecht auf der Erde, der ständig Gutes tut und nicht sündigt” (Pred. 7:20).

Bestimmt sollten wir uns daher die in der Bibel geoffenbarte Weisheit zu eigen machen. Das wird uns helfen, heute und in der Zukunft Erfolg zu haben.

Woran der Mensch nichts ändern kann

In dieser unvollkommenen Welt geschieht vieles, worauf der Mensch keinen Einfluß hat. So unerwünscht dies auch ist, kann der Mensch doch daran nichts ändern. König Salomo bemerkte:

“Sieh das Werk des wahren Gottes, denn wer vermag geradezumachen, was er gekrümmt hat?” (Pred. 7:13).

In anderen Worten: Welcher Mensch kann die Fehler und Unvollkommenheiten, die Gott zuläßt, beseitigen? Niemand, denn es liegt nicht nur Sinn und Zweck in allem, was der Höchste selbst tut, sondern auch in anderen Dingen, die er geschehen läßt.

Deshalb empfiehlt Salomo:

“An einem guten Tag zeige, daß du guter Dinge bist, und an einem Unglückstag sieh, daß der wahre Gott auch diesen genauso wie jenen gemacht hat, zu dem Zweck, daß der Mensch nach ihnen überhaupt nichts herausfinden kann” (Pred. 7:14).

Gemäß diesem Rat sollte man für einen Tag, an dem alles gutgeht, dankbar sein und sollte dies dadurch zeigen, daß man gütig, großzügig und freundlich ist und in seinen Worten und Handlungen Freude zum Ausdruck bringt. Man sollte einen guten Tag als ein Geschenk Gottes ansehen. Was aber, wenn ein Tag Unheil und Schwierigkeiten bringt? Man tut gut daran, zu ‘sehen’ oder anzuerkennen, daß Gott das Unheil zugelassen hat. Weshalb? Salomo sagt:

“Zu dem Zweck, daß der Mensch nach ihnen überhaupt nichts herausfinden kann.”

Der Umstand, daß Gott uns sowohl Freuden als auch Schwierigkeiten erleben läßt, bietet uns nicht nur Gelegenheit, Ausharren zu entwickeln, sondern sollte uns auch, wie Salomo sagt, nachdrücklich vor Augen führen, daß wir nicht voraussagen können, was die Zukunft bringen wird. Es gibt keine Ausnahmen; Unheil kann sowohl über die Gerechten als auch über die Bösen kommen. Ja, gerechte Menschen mögen leiden, während es bösen Menschen anscheinend gutgeht. Salomo sagt weiter:

“Alles habe ich während meiner nichtigen Tage gesehen. Da ist der Gerechte, der in seiner Gerechtigkeit umkommt, und da ist der Böse, der in seiner Schlechtigkeit lange besteht” (Pred. 7:15).

Dieser Umstand beunruhigt natürlich viele Menschen. Sie sind sogar zornig auf den Höchsten. Doch so weit sollte man es nicht kommen lassen. Wir sollten statt dessen auf Gott vertrauen und daran denken, daß er ein Gott der Liebe ist (1. Joh. 4:8). Was er zuläßt, wird nie zum dauernden Schaden einer Person führen. Die Tatsache, daß sowohl Gutes als auch Böses über uns kommen kann, sollte uns erkennen helfen, wie wichtig es ist, uns nicht auf uns selbst, sondern auf Gott zu verlassen. Wir mögen jetzt zwar gewisse Dinge nicht verstehen, doch dürfen wir davon überzeugt sein, daß alles, was Gott zugelassen hat, wenn es vorüber ist, schließlich für die Betroffenen zum Nutzen gewesen sein wird.

Der Apostel Petrus machte dies deutlich, als er über die Leiden sprach, die zu seiner Zeit über seine Glaubensbrüder gekommen waren: “Geliebte, laßt euch das, was unter euch brennt und was euch als Prüfung widerfährt, nicht befremden, als ob euch etwas Befremdendes zustoße. Im Gegenteil, freut euch weiterhin, insofern ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, damit ihr euch auch während der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Frohlocken freuen könnt. Wenn ihr um des Namens Christi willen geschmäht werdet, seid ihr glücklich, weil der Geist der Herrlichkeit, ja der Geist Gottes, auf euch ruht” (1. Petr. 4:12-14). “Aber nachdem ihr eine kleine Weile gelitten habt, wird der Gott aller unverdienten Güte, der euch zu seiner ewigen Herrlichkeit in Gemeinschaft mit Christus berufen hat, eure Schulung selbst beenden, er wird euch befestigen, er wird euch stärken” (1. Petr. 5:10).

Warum man Extreme meiden sollte

Unvollkommene Menschen können sehr leicht das Gleichgewicht verlieren und extreme Ansichten vertreten. König Salomo gab daher den Rat:

“Werde nicht allzu gerecht, noch zeige dich übermäßig weise. Warum solltest du Verwüstung über dich bringen? Sei nicht allzu böse, noch werde töricht. Warum solltest du sterben, wenn deine Zeit nicht da ist? Es ist besser, daß du das eine erfassest, aber auch vom anderen ziehe deine Hand nicht zurück; denn wer Gott fürchtet, wird bei alledem frei ausgehen” (Pred. 7:16-18).

Wer allzu gerecht ist, sorgt sich meist übermäßig um geringfügige Dinge. Er macht zum Beispiel eine große Streitfrage aus einer rein menschlichen Verfahrens- oder Handlungsweise, aus Dingen, über die die Bibel nichts sagt. Wenn er sieht, wie jemand etwas Gutes tut oder vielleicht Barmherzigkeit erweist, mag er einen Einwand erheben, weil eine gewisse “Form” nicht gewahrt worden ist. Er gleicht weitgehend den Pharisäern, die sich nicht über die wunderbare Erleichterung freuten, die Jesus am Sabbat Bedrückten verschaffte, sondern darüber zornig wurden und schlußfolgerten, der Sohn Gottes habe das Gesetz übertreten, indem er an jenem Tag Heilungen vorgenommen habe (Mark. 3:1-6; Luk. 14:1-6). Personen, die allzu gerecht sind, bedenken häufig nicht, was barmherzig, liebevoll oder hilfreich wäre. Sie gehen in der Anwendung von Regeln bis zum Äußersten. Wenn ihrer Meinung nach eine Regel verletzt worden ist, ziehen sie keine anderen Faktoren in Betracht. (Vergleiche Matthäus 12:2-7; 23:23; Römer 14:1-4, 10).

Personen, die allzu gerecht sind, mögen in der Selbstverleugnung so weit gehen, daß sie ihre Gesundheit schädigen. Sie handeln im Widerspruch zu dem vernünftigen Rat aus Kolosser 2:20-23: “Warum unterwerft ihr euch, als lebtet ihr in der Welt, weiterhin den Verordnungen: ,Fasse nicht an noch koste, noch berühre’ in bezug auf Dinge, die alle dadurch, daß sie verbraucht werden, zur Vernichtung bestimmt sind, gemäß den Geboten und Lehren von Menschen? Gerade diese Dinge besitzen zwar einen Schein von Weisheit in einer selbstauferlegten Form der Anbetung und Scheindemut, einer strengen Behandlung des Leibes; aber sie sind von keinem Wert im Kampf gegen die Befriedigung des Fleisches.”

Wer allzu gerecht ist, läuft tatsächlich Gefahr, wie Salomo sagt, ‘Verwüstung über sich zu bringen’. Er mag sich durch Unbesonnenheit, Eifer oder übertriebene Selbstverleugnung physisch, geistig oder seelisch zugrunde richten. Und was noch schlimmer ist: Eine lieblose Einstellung kann ihn Gottes Gunst und Segen kosten.

Dann gibt es nach den Worten Salomos den Menschen, der ‘sich übermäßig weise zeigt’ und versucht, andere durch seine Weisheit zu beeindrucken. Er schwingt sich zum Kritiker auf und erweckt den Eindruck, er verfüge über ein besseres Verständnis als alle anderen. Weil er eine hohe Meinung von seinen Fähigkeiten hat, mischt er sich häufig in Angelegenheiten anderer Leute ein und bietet unaufgefordert Lösungen für ihre Probleme an. Mit der Zeit entfremdet er sich anderen, und man mag alles mögliche tun, um ihn zu meiden. Außerdem zeigt es sich vielleicht mit der Zeit, daß sein Rat nicht allzu gut war, und man mag ihn beschuldigen, unnötigerweise Schwierigkeiten verursacht zu haben.

Damit jemand nicht ins andere Extrem fällt, indem er Gerechtigkeit und Weisheit nicht mehr im rechten Licht sieht, warnt Salomo auch davor, ‘allzu böse zu werden’. Wir alle müssen selbstverständlich zugeben, daß die Unvollkommenheit eine Realität ist. Der Apostel Johannes schrieb: “Wenn wir erklären: ,Wir haben keine Sünde’, führen wir uns selbst irre und die Wahrheit ist nicht in uns” (1. Joh. 1:8). Deshalb müssen wir uns damit abfinden, daß wir in vieler Hinsicht sündigen. Doch man sollte darüber wachen, daß man nicht leicht über einen Fehler hinweggeht und sich mit den Worten entschuldigt: “Schließlich bin ich ja ein Sünder.” Während man sich des Lebens erfreut, sollte man darüber wachen, nicht alle Zügel fallen zu lassen. Wer denkt, er sei über das Gesetz und über Zurechtweisung erhaben, handelt wie ein Tor und beschwört Unheil herauf. Wenn jemand zügellos handelt, mag er schwerwiegende Probleme bekommen und sogar frühzeitig sterben.

Wie kann man solche Extreme meiden? Man muß Gottesfurcht, eine Ehrfurcht vor dem Schöpfer, haben. Diese Furcht hält einen davon zurück zu sündigen und veranlaßt einen, eine ausgeglichene Lebensweise zu pflegen und Extreme zu meiden. Wer Gott fürchtet, bemüht sich, gerecht und weise zu sein, doch hält er sich davon zurück, allzu gewissenhaft zu sein und Weisheit zur Schau zu stellen. Weil er das Leben auf vernünftige Weise genießt, mag er sogar von Extremisten als ein Sünder verurteilt werden wie Jesus Christus, den man zu Unrecht als einen Säufer und Fresser bezeichnete (Matth. 11:19).

In Wirklichkeit aber achtet ein solch gewissenhafter, ausgeglichener Mensch streng auf seinen Wandel und treibt nicht Sünde. Ein gottesfürchtiger Mensch bleibt von den Problemen und Schwierigkeiten derer verschont, die die göttliche Richtschnur außer acht lassen, (1.) ‘nicht allzu gerecht zu werden und sich nicht übermäßig weise zu zeigen’ und (2.) ‘nicht allzu böse zu werden’. Auf diese Weise ‘erfaßt er’, wie Salomo empfiehlt, ‘das eine, aber zieht auch seine Hand nicht vom anderen zurück’. Er erfaßt Gerechtigkeit, ohne so genau zu sein, daß er unmögliche Maßstäbe für sich und andere aufstellt oder sich vernünftiges Vergnügen im Leben vorenthält.

Sei nicht übermäßig darum besorgt, was die Menschen sagen

Mitunter mag man sich fragen: Was sagen andere über mich? Mögen sie mich wirklich oder nicht? Wenn man sich solche Fragen stellt, sollte man vorsichtig sein. Der Weise rät uns:

“Gib nicht dein Herz all den Worten hin, die die Menschen reden mögen, damit du deinen Knecht nicht Übles auf dich herabrufen hörest. Denn dein eigenes Herz weiß wohl, sogar von vielen Malen, daß du, ja du, Übles auf andere herabgerufen hast” (Pred. 7:21, 22).

Es ist unvernünftig, allzusehr darum besorgt zu sein, was die Menschen sagen, und sich ihre Worte allzusehr zu Herzen zu nehmen. Die Menschen sind unvollkommen, und deshalb mögen sie über Freunde und Bekannte etwas sagen, was keineswegs schmeichelhaft für sie ist. Salomo beobachtete, daß ein Diener, der seinem Herrn gegenüber eigentlich loyal sein sollte, verärgert sein und Böses auf ihn herabrufen mag. Man darf also nicht jede Bemerkung ernst nehmen und sich dadurch beunruhigen lassen. Andererseits kann durch außergewöhnlich vorteilhafte Worte bei jemandem aber auch der Stolz gefördert werden.

Wenn man daher auf die Äußerungen anderer achtet, sollte man auch seine eigenen Worte in Betracht ziehen. Salomo bemerkte, daß man selbst oftmals Schlechtes über andere gesagt hat, ohne damit eine böswillige Absicht zu verfolgen. Warum sollte man sich also über die Äußerungen anderer aufregen, indem man ihre Worte zu ernst nimmt? Warum sollte man sich übermäßig für die Äußerungen anderer interessieren? Man könnte durch die Äußerungen anderer, seien sie günstig oder ungünstig, aus dem Gleichgewicht gebracht werden, falls man sie zu ernst nimmt.

Obwohl sich Salomo eingehend mit den Angelegenheiten der Menschen beschäftigte, erkannte er, daß es ihm nicht möglich war, alles zu verstehen. Er sagte:

“All dies habe ich mit Weisheit erprobt. Ich sprach: ,Ich will weise werden.’ Aber sie war fern von mir” (Pred. 7:23).

Salomo erprobte die Grundsätze, die er als Ergebnis seines ausgiebigen Forschens aufgestellt hatte. Er gebrauchte seine Weisheit, um diese Grundsätze auszuwerten, und stellte mit Genugtuung fest, daß sie stimmten und vernünftig waren. Er hatte die Nichtigkeit und Leere einer materialistischen Lebensweise erkannt, bei der der Schöpfer außer acht gelassen wird. Aber Salomo war sich darüber im klaren, daß er im absoluten Sinne weit davon entfernt war, weise zu sein, und das, obwohl er wirklich den Wunsch hatte, Einsicht zu erlangen, was aus seinen entschlossenen Worten hervorgeht:

“Ich will weise werden.” Obwohl er über außergewöhnliche Weisheit verfügte, konnte er vieles nicht ergründen. Er sagte weiter: “Was geworden ist, ist weit weg und überaus tief. Wer kann es herausfinden?” (Pred. 7:24).

Offensichtlich bezogen sich diese Worte Salomos auf Gottes Handeln, seine Werke und Vorsätze. (Vergleiche Römer 11:33, 34.)

Der Zustand der Menschheit

Salomo erkannte die Größe und Vielfalt der Werke Gottes und wandte sich erneut den Angelegenheiten der Menschen zu. Er schreibt:

“Ich selbst wandte mich um, ja mein Herz tat es, um zu erkennen und zu erforschen und nach Weisheit und dem Grund der Dinge zu suchen und um über die Bosheit der Unvernunft und die Torheit des Wahnsinns Bescheid zu wissen; und ich fand dies heraus: Bitterer als den Tod fand ich das Weib, das selbst gleich Fangnetzen ist und dessen Herz Schleppnetze und dessen Hände Fesseln sind. Man ist gut vor dem wahren Gott, wenn man ihr entrinnt, aber man sündigt, wenn man von ihr gefangen wird” (Pred. 7:25, 26).

Beachten wir, daß sich Salomo aufgrund seines ganzherzigen Nachforschens veranlaßt sieht, eine böse Frau, eine Prostituierte, als das Schlechteste hinzustellen, mit dem ein Mann zu tun haben könnte. Er vergleicht ihre Lockmittel mit “Schleppnetzen” und “Fesseln”. Ein Mann, der sich von einer solchen Frau verführen läßt, mag etwas erleben, was bitterer ist als der Tod; vielleicht zieht er sich eine widerliche Geschlechtskrankheit zu oder ruiniert seine Familie, falls er verheiratet ist. Noch bedeutender ist jedoch der Umstand, daß er sein Verhältnis zu Jehova Gott gefährdet, wenn er sich mit einer Prostituierten einläßt.

Die Tatsache, daß Salomo mit solchem Nachdruck vor den Lockmitteln einer schlechten Frau warnt, legt die Vermutung nahe, daß damals unter Frauen ein sehr niedriges sittliches Niveau herrschte. Das mag auf fremdländischen Einfluß und eine Neigung zur Baalsanbetung zurückzuführen gewesen sein, einem Fruchtbarkeitskult, den Salomo später förderte, weil er seinen ausländischen Frauen gefallen wollte (1. Kö. 11:3-8). Vor diesem Hintergrund mögen die weiteren Worte Salomos verständlich erscheinen:

“Siehe! Dies habe ich gefunden, . . . eins nach dem andern genommen, um das Endergebnis zu finden, daß meine Seele fortwährend suchte, ich aber nicht gefunden habe. E i n e n Mann aus tausend habe ich gefunden, aber eine Frau habe ich unter all diesen nicht gefunden” (Pred. 7:27, 28).

Salomo kam zu der Erkenntnis, daß ein rechtschaffener Mann schwer zu finden war. Es mochte einen unter tausend geben. Doch gestützt auf seine Erfahrungen mit vielen Frauen und Nebenfrauen sowie auf seine Beobachtungen anderer Frauen, kam Salomo zu dem Schluß, daß eine ideale Frau damals noch seltener war. Das heißt nicht, daß es keine vortrefflichen Frauen gab, sondern daß, insgesamt gesehen, nur wenige vorbildliche Frauen zu finden waren. Ein Mann, der eine gute Frau gefunden hatte, war tatsächlich gesegnet. Passenderweise heißt es in den Sprüchen: “Eine tüchtige Ehefrau, wer kann sie finden? Ihr Wert geht weit über den von Korallen” (Spr. 31:10). “Hat jemand eine gute Ehefrau gefunden? Er hat Gutes gefunden” (Spr. 18:22).

Der Umstand, daß rechtschaffene Männer und Frauen schwer zu finden waren, konnte jedoch nicht Gott zur Last gelegt werden. Salomo erkannte dies mit den Worten an:

“Der wahre Gott [hat] den Menschen rechtschaffen gemacht . . ., sie selbst aber haben viele Pläne gesucht” (Pred. 7:29).

Statt an den gerechten Maßstäben Gottes festzuhalten, haben es sich die meisten Männer und Frauen zu ihrem Schaden vorsätzlich erwählt, nach ihren eigenen Plänen, Wahlsprüchen und Methoden zu handeln.

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

„Besitztum ohne Freude und Genuß“

Quelle Wachtturm vom 1.September 1977
Was wollte der Weise damit sagen?

Besitztum ohne Freude und Genuß

In seiner Betrachtung der Angelegenheiten des Menschen ließ der weise König Salomo die Umstände nicht außer acht, die Menschen oft daran hindern können, sich an dem, was sie besitzen, zu erfreuen und es zu genießen.

Er schrieb darüber:

“Da ist ein Unglück, das ich unter der Sonne gesehen habe, und es ist häufig unter den Menschen: ein Mann, dem der wahre Gott Reichtum und materielle Besitztümer und Herrlichkeit gibt und dem es für seine Seele an nichts von dem mangelt, nach dem er Verlangen bekundet, und doch setzt der wahre Gott ihn nicht in den Stand, davon zu essen, obwohl ein bloßer Ausländer es essen mag. Das ist Nichtigkeit, und es ist eine schlimme Krankheit” (Pred. 6:1, 2).

Der Allmächtige läßt zu, daß jemand seine ihm von Gott verliehenen Fähigkeiten gebraucht, um Besitztümer zu erwerben und Anerkennung oder Herrlichkeit unter seinen Zeitgenossen zu erlangen. In diesem Sinne konnte Salomo zu Recht sagen, daß Gott einem solchen Menschen Reichtum, materielle Besitztümer und Herrlichkeit “gibt”. Obwohl jemand alles haben mag, können ihn die Verhältnisse traurigerweise daran hindern, sich an diesen Besitztümern zu erfreuen und sie zu genießen.

Vielleicht könnte er sich schmackhafte Speisen leisten, kann sie aber wegen Magen- oder Darmstörungen nicht genießen. Nebukadnezar ist ein interessantes Beispiel dafür. Er schwang sich in Babylon zum Weltherrscher auf. Dann demütigte Jehova Gott ihn wegen seines Stolzes, indem er ihn krank werden ließ. All das Schöne des Palastes, auch köstliche Speisen und edle Weine, hatte für Nebukadnezar seinen Reiz verloren. Da er sich für ein Tier hielt, verließ er den luxuriösen Palast und ernährte sich wie ein Stier von Gras. Während Nebukadnezar die Freuden des Palastlebens entgingen, zogen ‘bloße Ausländer’ Nutzen aus seinem Reichtum. Ja, Nebukadnezar hatte ein ernstes Leiden befallen, eine “schlimme Krankheit”, sie dauerte sieben Jahre (Dan. 4:28-37).

Salomo weist dann darauf hin, daß ein langes Leben und eine große Familie für ein sinnvolles, befriedigendes Leben nicht ausreichen. Er sagt weiter:

“Wenn ein Mann hundertmal Vater würde und er viele Jahre lebte, so daß die Tage seiner Jahre zahlreich wären, aber seine eigene Seele sich nicht gesättigt hat mit guten Dingen und ihm auch das Grab nicht zuteil geworden ist [was vielleicht bedeutet, daß er sich ins Grab sehnte wie Hiob in seiner Bedrängnis (Hiob 3:11-22)], so muß ich sagen, daß ein vorzeitig Geborener besser daran ist als er. Denn umsonst ist dieser [vorzeitig Geborene] gekommen, und in Finsternis geht er dahin, und mit Finsternis wird sein eigener Name bedeckt sein. Auch hat er die Sonne selbst weder gesehen noch gekannt. Dieser hat mehr Ruhe als der vorherige. Und selbst angenommen, daß er tausend Jahre zweimal durchlebt hat und er dennoch nicht gesehen hat, was gut ist – geht nicht jeder an e i n e n Ort?” (Pred. 6:3-6).

Wahrlich, von welchem Wert sind ein langes Leben und viele Kinder, wenn man sich am Leben nicht erfreuen kann? Ob reich oder arm, jung oder alt, alle gehen beim Tod an einen Ort: ins Grab. Für einen Menschen, der sich am Leben nicht richtig erfreut, bedeutet ein langes Leben, daß er mehr Probleme und Schwierigkeiten während einer längeren Zeit hat als jemand, der jung stirbt. Der vorzeitig Geborene, ein totgeborenes Kind, ist insofern besser daran, als es all die Härten eines leeren, enttäuschenden Lebens nicht zu erdulden hat.

Salomo schreibt weiter:

“All die harte Arbeit der Menschen ist für ihren Mund, aber selbst ihre eigene Seele wird nicht gefüllt. Denn welchen Vorteil hat der Weise vor dem Unvernünftigen? Was hat der Niedergedrückte davon, zu wissen, wie er vor den Lebenden zu wandeln hat? Besser ist das Sehen mit den Augen als das Umherwandern der Seele. Auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind” (Pred. 6:7-9).

Die Menschen arbeiten hart, um das zu erlangen, was sie benötigen, um sich am Leben zu erhalten; sie arbeiten “für ihren Mund”. Doch dadurch werden ihre Wünsche, ja ihre innersten Sehnsüchte selten befriedigt. Der weise, aber unzufriedene Mensch mag versuchen, Wünsche zu unterdrücken, die ihn beunruhigen, wohingegen der Tor ihnen nachgibt und sich keine Zurückhaltung auferlegt. Das war offensichtlich der Grund für Salomos Fragen: “Denn welchen Vorteil hat der Weise vor dem Unvernünftigen? Was hat der Niedergedrückte davon, zu wissen, wie er vor den Lebenden zu wandeln hat?” Während sowohl der Weise als auch der Törichte brennende Wünsche hegen mögen, ist der Weise nicht im Vorteil. Genauso mag der Niedergedrückte wissen, wie er die Wünsche, die ihn beunruhigen, vor anderen verbergen kann, doch dadurch werden sie nicht aus der Welt geschafft. Sie sind nicht in Erfüllung gegangen und beunruhigen ihn ständig. Auch er ist nicht besser daran als der Tor. Somit ist jemand wirklich weise, wenn er zufrieden ist, das genießt, was er hat und was er mit seinen Augen sehen kann, statt sehnsüchtig nach etwas anderem auszublicken und sich durch sein starkes Verlangen des Friedens berauben zu lassen.

Man kann auch unzufrieden werden, wenn man nicht erkennt, daß sich vieles einfach nicht ändern läßt. Salomo sagte:

“Was immer geworden ist, sein Name ist bereits ausgesprochen worden, und es ist bekanntgeworden, was der Mensch ist; und er vermag nicht, seine Rechtssache mit einem zu führen, der stärker ist als er” (Pred. 6:10).

Ein Mann mag Reichtum erlangen und eine gute Stellung bekleiden. Aber er bleibt das, als was auch der erste Mensch bezeichnet wurde: ein Erdenmensch, ‘adám (eine hebräische Bezeichnung, die von einem Wurzelwort abgeleitet ist, das “rot” oder “rötlich” bedeutet). Ja, er bleibt ein sterblicher Mensch, und er kann daher keinen Handel abschließen, um sich für immer am Leben zu erhalten. Der Psalmist drückt diesen Gedanken wie folgt aus: “Nicht einer von ihnen kann irgendwie selbst einen Bruder erlösen noch Gott ein Lösegeld für ihn geben (und der Erlösungspreis ihrer Seele ist so kostbar, daß er aufgehört hat auf unabsehbare Zeit), daß er immerdar fortleben und die Grube nicht sehen sollte” (Ps. 49:7-9).

Selbst wenn alles gutgeht, ist das Leben in diesem System der Dinge sehr unsicher. Zeit und Umstände trifft sie alle, was die Ungewißheit noch erhöht. Deshalb warf Salomo die Fragen auf:

“Da es viele Dinge gibt, die viel Nichtigkeit verursachen, welchen Vorteil hat ein Mensch? Denn wer weiß, was für Gutes ein Mensch im Leben während der Zahl der Tage seines nichtigen Lebens hat, wenn er sie wie ein Schatten verbringt? Denn wer kann dem Menschen kundtun, was nach ihm unter der Sonne geschehen wird?” (Pred. 6:11, 12).

Hat ein Mensch, der materielle Besitztümer und Ansehen erlangt hat, wirklich einen Vorteil angesichts dessen, daß der Tod all seinem Streben und Bemühen ein Ende bereitet? Wer kann wirklich sagen, welches weltliche Ziel – Reichtümer, Ansehen, Macht – es wert ist, daß man danach strebt? Wie oft halten doch Menschen etwas für wünschenswert und sind dann, wenn sie es erworben haben, enttäuscht oder vielleicht sogar verbittert! Daß das Leben so kurz ist und ‘wie ein Schatten vergeht’, verschlimmert die Sache nur noch. Es besteht keine Möglichkeit, Zeit zurückzugewinnen und seine Bemühungen auf ein anderes Ziel zu richten. Und weil ein Mensch nicht bestimmen kann, was nach seinem Tod geschieht, ist es auch nicht wirklich befriedigend, für seine Kinder und Enkel in materieller Hinsicht zu sorgen und dabei geistige Interessen außer acht zu lassen.

Wie nachdrücklich doch die Worte des Weisen die Notwendigkeit zeigen, zufrieden zu sein und das Leben auf vernünftige Weise zu genießen! Statt materialistische Wünsche aufkommen zu lassen, ist der wirklich Weise darauf bedacht, ein gutes Verhältnis zu Gott zu bewahren.

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

Die Nichtigkeit des Strebens nach Reichtum

DA DER Höchste der Schöpfer des Himmels und der Erde ist, verdient er unsere Anerkennung und Ehrfurcht. König Salomo legte darauf Nachdruck, als er schrieb:

“Behüte deine Füße, wann immer du zum Hause des wahren Gottes gehst; und möge es eher ein Herzunahen zum Hören sein, als um ein Schlachtopfer zu geben, wie die Unvernünftigen es tun, denn sie sind sich nicht bewußt, daß sie Schlechtes tun. Sei nicht eilig hinsichtlich deines Mundes; und was dein Herz betrifft, es sei nicht hastig, ein Wort vor dem wahren Gott vorzubringen. Denn der wahre Gott ist in den Himmeln, du aber bist auf der Erde. Darum sollte es sich zeigen, daß deiner Worte wenige sind” (Pred. 5:1, 2).

Wenn man sich an eine Anbetungsstätte begibt, sollte man zu Recht daran denken, wohin man geht, und auf seine Schritte achten. Das “Haus des wahren Gottes” ist bestimmt kein Ort für sittlich unreine Personen oder für solche, die heilige Dinge nicht achten (Ps. 15:1-5). Es ist ein Ort zum “Hören”, das heißt, auf Gottes Gebote zu achten oder sie zu befolgen.

Man sollte nicht wie ein Unvernünftiger handeln, der sein Denkvermögen nicht gebraucht und einen Weg einschlägt, der Gottes Geboten widerspricht. Der Unvernünftige mag aus religiösem Pflichtbewußtsein ein Opfer darbringen oder sich den Anschein der Frömmigkeit geben. Doch er übersieht, daß sein Opfer in den Augen Gottes dadurch wertlos, ja verabscheuungswürdig wird. Das wird in Sprüche 21:27 mit den Worten deutlich gemacht: “Das Schlachtopfer des Bösen ist etwas Verabscheuungswürdiges, wieviel mehr, wenn einer es zusammen mit Zügellosigkeit [„Schändlichkeit im Herzen“, New English Bible] darbringt.”

Angesichts der Größe Gottes – er wohnt in den höchsten Himmeln – sollte sich jemand auch das, was er in seinen Gebeten sagt, gut überlegen. Er sollte nicht zulassen, daß sein Herz, das Organ, durch das er motiviert wird, ihn dazu anregt, impulsive, unüberlegte Worte zu äußern. Wenn er betet, sollte er sich Gott in dem vollen Bewußtsein seiner Majestät und Würde nahen und nicht gedankenlos plappern. Es ist besser, wenige, aber von Herzen kommende, ehrfürchtige Worte zu äußern.

Salomo bekräftigt diesen Gedanken durch eine sprichwörtliche Redeweise, indem er weiter sagt:

“Denn gewißlich kommt ein Traum zufolge der Menge der Beschäftigung und die Stimme eines Unvernünftigen zufolge der Menge der Worte” (Pred. 5:3).

Wenn sich jemand unnötigerweise mit materialistischen Gedanken beschäftigt, sich ehrgeizige Ziele setzt und den Schöpfer außer acht läßt, kommt es zu selbstsüchtigen Träumen. Eine solche “Menge der Beschäftigung” kann zu nichtigen Träumereien führen und den Sinn des Betreffenden auch nachts beschäftigt halten, ihn in eine Traumwelt versetzen und ihm den gesunden Schlaf rauben. Wie übertriebene materialistische Interessen sinnlose Träume mit sich bringen, so schafft auch unaufhörliches Schwatzen Probleme. Schon nach kurzer Zeit verrät die Stimme des Schwatzers, daß sie einem Toren gehört. Er äußert fast zwangsläufig sehr törichte, unschickliche Worte. Deshalb sollte man sich vor gedankenlosem Reden hüten, und zwar, wie bereits gezeigt, besonders im Gebet.

Bestimmt sollte man sich davor hüten, in Gelübden gedankenlose Worte zu äußern. Salomo sagte:

“Wann immer du Gott ein Gelübde gelobst, zögere nicht, es zu bezahlen, denn da ist kein Gefallen an den Unvernünftigen. Was du gelobst, bezahle. Besser ist es, daß du nicht gelobst, als daß du gelobst und nicht bezahlst. Gestatte deinem Munde nicht, dein Fleisch zum Sündigen zu veranlassen, noch sage vor dem Engel, daß es ein Versehen war. Warum sollte der wahre Gott wegen deiner Stimme in Zorn geraten und das Werk deiner Hände zunichte machen müssen?” (Pred. 5:4-6).

Niemand ist irgendwie verpflichtet, Gott etwas zu geloben; ein Gelübde erfolgt freiwillig. Deshalb sollte man es sich sehr gut überlegen, um nicht übereilt zu reden, wenn man Gott etwas feierlich verspricht. Wer zögert, sein Gelübde zu erfüllen, würde wie ein Unvernünftiger handeln, das heißt wie jemand, der einen sittlichen Mangel aufweist und auf dessen Worte man sich nicht verlassen kann. Unbedachtes Reden des Mundes kann den Fleischesleib verpflichten, etwas zu tun, was sehr schwierig sein mag und dazu führt, daß das Gelübde nicht erfüllt wird, wodurch das Fleisch zum Sündigen veranlaßt wird. Wenn man, bevor man etwas gelobt, sorgfältig überlegt, wird man nicht voreilig reden. Man wird dann nicht den Wunsch haben, von einem Gelübde entbunden zu werden, mit dem Hinweis, man habe einen Fehler gemacht.

Ein Gelübde nicht zu erfüllen kann schwerwiegende Folgen haben. Jehova Gott könnte “in Zorn geraten” und einem zumindest teilweise seine Gunst und seinen Segen entziehen. Als Folge davon mag das, was der Betreffende aufgebaut hat, “niedergerissen” werden. Der Psalmist faßt den Gedanken treffend in den Worten zusammen: “Wenn Jehova selbst das Haus nicht baut, so ist es umsonst, daß seine Bauleute hart daran gearbeitet haben. Wenn Jehova selbst die Stadt nicht behütet, so ist es umsonst, daß der Wächter ständig gewacht hat” (Ps. 127:1).

Salomo zeigt, wie man sich vor einem übereilten Gelübde hüten kann, indem er sagt: “Fürchte den wahren Gott.” Das bedeutet, Ehrfurcht vor dem Schöpfer zu haben und nichts zu tun, wodurch man sein Mißfallen erregt. Wenn eine solche Furcht fehlt, treffen die folgenden Worte König Salomos zu:

“Denn wegen der Menge der Beschäftigung gibt es Träume, und es gibt Nichtigkeiten und Worte in Menge” (Pred. 5:7).

Ja, wer sich zu sehr mit materiellen Dingen beschäftigt, wird selbstsüchtige Träume haben, die ihm die Ruhe rauben; er wird Enttäuschungen erleben, unter Frustrationen leiden, “Nichtigkeiten” verfallen und gedankenlose Worte vor Gott äußern, die dazu führen können, daß er vorschnell etwas gelobt und sein Gelübde dann nicht erfüllt. Es ist daher wirklich vernünftig, alles aus gebührender Furcht vor Jehova Gott zu tun.

Warum man über Bedrückung nicht erstaunt sein sollte

Während der ganzen Menschheitsgeschichte hat es viele Herrscher und hohe Beamte gegeben, die ihren eigenen Vorteil suchten und sich über die Interessen des Volkes hinwegsetzten. So etwas kann für den einfachen Menschen besonders hart werden. Der weise König Salomo schrieb:

“Wenn du irgendwelche Bedrückung des Minderbemittelten und den gewaltsamen Entzug des Rechts und der Gerechtigkeit in einem Gerichtsbezirk siehst, so staune nicht über die Angelegenheit, denn einer, der höher ist als der Hohe, wacht, und da sind die, die hoch über ihnen sind” (Pred. 5:8).

Ja, die Korruption und die Ungerechtigkeiten niedriger Beamter sind oft nur ein Abglanz dessen, was sich Personen in noch höheren Stellungen leisten. Gewöhnliche Bürger, die praktisch an unterster Stelle stehen, haben in einem solchen Fall unter der überwältigenden Last der Bedrückung zu leiden, die das korrupte Verhalten all jener Personen mit sich bringt.

Nach seinen Worten über diese Ungerechtigkeiten schrieb Salomo weiter:

“Auch ist der Gewinn der Erde unter ihnen allen; für ein Feld ist dem König selbst gedient worden” (Pred. 5:9).

Young’s Literal Translation of the Holy Bible gibt diesen Vers interessanterweise so wieder: “Und die Fülle eines Landes ist für alle. Einem König wird für ein Feld gedient.” Auch die Wiedergabe dieses Verses in der alten griechischen Septuaginta-Übersetzung verdient Beachtung: “Und der Nutzen des Landes ist für jedermann – ein König gehört zu dem bebauten Feld” (Charles Thomson). “Auch die Fülle der Erde ist für jeden: der König ist von dem bestellten Feld abhängig” (Samuel Bagster and Sons Limited).

Was bedeutet also dieser Vers? Folgendes: Die Fülle, der Ertrag, der Gewinn des Landes oder der Erde ist für alle seine Bewohner; sie sind von dem abhängig, was das Land hervorbringt. Selbst der König eines Landes bildet dabei keine Ausnahme. Aber das Land muß bearbeitet, bebaut oder bestellt werden, wenn es einen Ertrag bringen soll, der jemandes Bedürfnis oder Vorliebe entspricht. Somit ist dem König “für ein Feld” gedient worden, d. h. nicht im Austausch für ein Feld, sondern für die Ernte oder den reichlichen Ertrag eines Feldes, indem sein Feld bebaut, bestellt oder bearbeitet worden ist. Er muß seine Diener aussenden, so daß sie das Feld bearbeiten oder bebauen, damit es einen großen Ertrag bringt (2. Chron. 26:1, 10). Wenn der König seine Diener das Land nicht besäen und bearbeiten läßt, kann er für sich und die königliche Familie nichts ernten. Selbst ein König darf es nicht als selbstverständlich ansehen, daß die Erde etwas hervorbringt. Im Einklang damit lautet Prediger 5:9 in einer alten syrischen Übersetzung: “Überdies sind die Reichtümer der Erde für alle; dem König selbst wird dadurch gedient, daß sein eigenes Feld bebaut wird” (George M. Lamsa).

Die Nichtigkeit des Strebens nach Reichtum

Der weise König Salomo beobachtete, daß das Aufhäufen materieller Besitztümer keine echte Befriedigung mit sich bringt. Er schrieb:

“Wer nur Silber liebt, wird mit Silber nicht gesättigt werden, noch jemand, der Reichtum liebt, mit Einkünften. Auch das ist Nichtigkeit. Wenn der guten Dinge viele werden, werden der sie Essenden gewißlich viele. Und welchen Vorteil gibt es für ihren großen Besitzer, es sei denn, sie mit seinen Augen anzuschauen?” (Pred. 5:10, 11).

Wer viel hat, ist nicht zufrieden, sondern möchte mehr. Seine “guten Dinge” oder Reichtümer mehren sich. Mehr Lohnarbeiter und Diener sind erforderlich, um sich aller Dinge anzunehmen, und diese werden für ihre Dienste entlohnt. Wegen der Größe seines Reichtums kann der Eigentümer jedoch nicht selbst seinen ganzen Reichtum genießen. Er kann zum Beispiel immer nur ein bestimmtes Kleidungsstück tragen und nur eine bestimmte Menge einer Speise oder eines Getränks genießen. So besteht sein Lohn letzten Endes darin, daß er seinen angehäuften Reichtum sehen und damit prahlen kann, daß er ihn besitzt. Wenn er habsüchtig ist, kann es sogar sein, daß es ihm mißfällt, etwas von seinem Reichtum abzutreten, um für den Lebensunterhalt der Diener und gedungenen Arbeiter zu sorgen.

Überdies mag sich der Reiche sehr große Sorgen um sein Eigentum machen. Im Gegensatz zu dem gewöhnlichen Arbeiter, der keinen größeren Besitz hat, um den er sich Sorgen machen müßte, kann der Reiche durch seine Sorgen um seine Besitztümer davon abgehalten werden, sich niederzulegen, um eine friedliche Nachtruhe zu genießen. Salomo bemerkte:

“Süß ist der Schlaf des Dienenden, ungeachtet, ob es wenig oder viel sei, was er ißt; aber der Überfluß, der dem Reichen gehört, läßt ihn nicht schlafen” (Pred. 5:12).

Zufolge der im Leben auftretenden Unsicherheiten kann jemand, der fortwährend Reichtum anhäuft, plötzlich zu seinem Entsetzen verarmen, und das zu einer Zeit, da es für ihn am unwahrscheinlichsten ist, damit fertig zu werden. Salomo wies darauf hin, als er schrieb:

“Da ist ein schlimmes Unglück, das ich unter der Sonne gesehen habe: Reichtum, der für seinen großen Besitzer zu seinem Unglück aufbewahrt wird. Und dieser Reichtum ist zufolge einer unglücklichen Beschäftigung zugrunde gegangen, und er ist Vater eines Sohnes geworden, während gar nichts in seiner Hand ist” (Pred. 5:13, 14).

Man stelle sich einmal vor, welch große Tragödie hier beschrieben wird! Ein Mann arbeitet hart und wird wohlhabend. Doch statt etwas von den Früchten seiner Arbeit zu genießen, hortet er lediglich seinen Reichtum. Das tut er nur zu seinem Schaden, denn er versagt sich die normalen Annehmlichkeiten, die er sich leisten könnte. Außerdem ist er sehr darum besorgt, sein Vermögen zu behalten und es zu vermehren. Schließlich geht ihm alles durch ein Mißgeschick, eine “unglückliche Beschäftigung”, vielleicht durch ein verhängnisvolles gewagtes Geschäft, verloren. Solange er also seinen Reichtum noch besaß, genoß er ihn nicht, und als er endlich Vater eines Sohnes wurde, war nicht einmal mehr ein Erbe vorhanden, an dem sich sein Sohn erfreuen konnte.

Als nächstes macht Salomo auf einen weiteren Gesichtspunkt aufmerksam, der das Anhäufen großen Reichtums zur Nichtigkeit werden läßt. Wir lesen:

“Gleichwie einer aus dem Leibe seiner Mutter hervorgekommen ist, wird einer nackt wieder weggehen, so, wie einer gekommen ist; und für seine harte Arbeit kann einer überhaupt nichts davontragen, was er mit seiner Hand mitnehmen könnte. Und auch das ist ein schweres Unglück: Gleichwie einer gekommen ist, so wird einer weggehen; und welchen Gewinn gibt es für den, der fortwährend für den Wind hart arbeitet?” (Pred. 5:15, 16).

Ja, beim Tode wird alle Mühe, die aufgewandt wurde, um Reichtümer anzuhäufen, absolut nichts bedeuten. Auf seinem Totenbett verspürt jemand, der Reichtum angehäuft hat, nicht einmal die Befriedigung, zu wissen, daß er zum Glück anderer beigetragen hat.

Welch einen Preis doch der Geizige für sein unersättliches Verlangen nach Geld bezahlt! Salomo sagt weiter:

“Auch ist er alle seine Tage in der Finsternis selbst, mit sehr viel Verdruß, mit Krankheit seinerseits und Ursache zu heftigem Zorn” (Pred. 5:17).

Ein solcher Mensch ist nicht glücklich. Sein ganzes Leben ist freudlos. Er gönnt sich nicht einmal das Essen, aus lauter Angst, sein Reichtum könnte sich ein wenig verringern. Er hat eine ungesunde geistige Einstellung, die an seiner körperlichen Gesundheit nagen mag. Wenn er krank ist, macht er sich Sorgen darüber, daß er ruhen muß und sich nicht seinen Arbeiten widmen kann. Er ist über alles besorgt und beunruhigt, was ihn daran hindern könnte, noch reicher zu werden.

Ja, eine solch materialistische Lebensweise lohnt sich nicht; ein solches Leben ist inhaltslos. Deshalb empfiehlt Salomo, man solle die Früchte seiner harten Arbeit genießen, indem er sagt:

“Siehe! Das Beste, das ich selbst gesehen habe, das schön ist, ist, daß einer esse und trinke und Gutes sehe für all seine harte Arbeit, womit er hart arbeitet unter der Sonne während der Zahl der Tage seines Lebens, die der wahre Gott ihm gegeben hat, denn das ist sein Teil” (Pred. 5:18).

Über die guten Auswirkungen auf den Betreffenden sagt Salomo:

“Auch jeden Menschen, dem der wahre Gott Reichtum und materielle Besitztümer gegeben hat, den hat er ja ermächtigt, davon zu essen und seinen Teil wegzutragen und sich in seiner harten Arbeit zu freuen. Das ist die Gabe Gottes. Denn nicht oft würde er der Tage seines Lebens gedenken, weil der wahre Gott ihn mit dem beschäftigt, was sein Herz erfreut” (Pred. 5:19, 20).

Ein Mensch, der seinen Wohlstand als eine Gabe Gottes anerkennt, wird seine Reichtümer nicht horten, sondern sie dazu verwenden, andere zu erfreuen. Ein solcher Mensch wird eine ausgeglichene Ansicht über seine Besitztümer haben, weil er sich von gottgefälliger Weisheit leiten läßt. Daher hat er Freude an seinem Besitz. Jehova Gott hat ihn ermächtigt, sich an Speisen und Getränken insofern zu erfreuen, als er ihm die Weisheit verliehen hat, von materiellen Dingen rechten Gebrauch zu machen. Gleichzeitig ist der Betreffende nicht übermäßig wegen der Kürze des Lebens und seiner Probleme und Unsicherheiten besorgt. Nein, er findet in seinem Leben so viel Freude am Gutestun, daß die negativen Gesichtspunkte in seinem Denken nicht dominieren. Er freut sich von Herzen.

Wer bestrebt ist, sich am Leben auf vernünftige Weise zu erfreuen, handelt bestimmt weise. Ihm bleiben die Enttäuschungen derer erspart, die ausschließlich materialistische Interessen verfolgen.

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |

„Sei bei der Arbeit ausgeglichen“

Quelle Wachtturm vom 15. 6.1977

Was wollte der Weise damit sagen?
SEI BEI DER ARBEIT AUSGEGLICHEN

Jemand, der gern hart arbeitet und dabei geschickt vorgeht, ist bestimmt zu loben. Doch harte Arbeit und Tüchtigkeit führen nicht unbedingt zur Zufriedenheit. Der weise König Salomo schrieb:

“Ich habe selbst all die harte Arbeit und all die Tüchtigkeit in der Arbeit gesehen, daß es Wetteifer des einen gegenüber dem anderen bedeutet; auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind” (Pred. 4:4).

Jemand mag nicht nur deswegen hart und geschickt arbeiten, um etwas Wertvolles zu leisten, sondern auch um andere in bezug auf Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit auszustechen. Wenn Personen, die nebeneinander arbeiten, sich von dem Wunsch beherrschen lassen, besser sein zu wollen als ihre Kollegen, weicht die freundschaftliche Zusammenarbeit der Rivalität und dem Wetteifer. Es kann zu Neid und Feindschaft kommen. Man mag andere falsch beurteilen, indem man ihre Grenzen übersieht. Arbeit, die man leistet, um andere in den Schatten zu stellen, ist daher ein “Haschen nach Wind”, nach Nichtigkeit. Das Endergebnis ist sehr unerfreulich. Der Weise vermeidet dies.

Das andere Extrem, das man vermeiden sollte, ist Faulheit. Salomo sagte:

“Der Unvernünftige faltet seine Hände und ißt sein eigenes Fleisch” (Pred. 4:5).

Statt mit seinen Händen produktive Arbeit zu leisten, faltet der Faule sie, indem er sowenig wie möglich tut. Er ist insofern unvernünftig, als er durch seine Untätigkeit verarmt. Da er zufolge seiner Lässigkeit der richtigen Nahrung und anderer notwendiger Dinge entbehrt, gefährdet er seine Gesundheit und mag daher vorzeitig sterben. Da er sich auf diese Weise schädigt, ißt er gewissermaßen sein eigenes Fleisch.

Man sollte sich also weder aus Konkurrenzgeist abmühen, noch darf man faul sein. Was bedeutet es aber dann, in bezug auf Arbeit ausgeglichen zu sein? Salomo erklärte:

“Besser ist eine Handvoll Ruhe als eine doppelte Handvoll harter Arbeit und Haschen nach Wind” (Pred. 4:6).

Man handelt weise, wenn man sich nicht derart abmüht, daß man keine Zeit mehr hat, die Früchte seiner Arbeit zu genießen. Das bedeutet, mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Wer nicht zufrieden ist, findet einfach keine Ruhe. Er ist ständig nur um seinen materiellen Besitz besorgt und darum, wie er noch mehr bekommen könnte. Wer mit wenigem zufrieden ist, ist viel besser daran. Er scheut sich nicht, von seinen Mitteln Gebrauch zu machen, um Speisen und Getränke zu genießen und sich vernünftig zu erholen. Er ist auch auf andere bedacht und leistet wirklich Bedürftigen gern Hilfe. Das ist im Einklang mit dem biblischen Rat: “Er arbeite . . . hart, indem er mit seinen Händen gute Arbeit leiste, damit er etwas habe, um einem Bedürftigen davon abzugeben” (Eph. 4:28). Gehörst du zu denen, die aufgrund dieser ausgeglichenen Ansicht in bezug auf Arbeit “eine Handvoll Ruhe” genießen?

DES MENSCHEN GRAUSAMKEIT GEGENÜBER DEM MENSCHEN

Die Menschheitsfamilie ist seit langem Zeuge von schrecklicher Bedrückung und Ungerechtigkeit. König Salomo schrieb, gestützt auf seine Beobachtungen, die er vor nahezu 3 000 Jahren machte:

“Ich selbst wandte mich, damit ich all die Taten der Bedrückung sehen könnte, die unter der Sonne begangen werden, und siehe! die Tränen der Bedrückten, aber sie hatten keinen Tröster; und auf der Seite ihrer Bedrücker war Macht, so daß sie keinen Tröster hatten. Und ich pries die Toten, die schon gestorben waren, mehr als die Lebenden, die noch am Leben waren. Und besser daran als sie beide ist der, der noch nicht ins Dasein gekommen ist, der die unglückbringende Arbeit nicht gesehen hat, die unter der Sonne getan wird” (Pred. 4:1-3).

Anscheinend hatte Salomo des Menschen Grausamkeit gegenüber dem Menschen zunächst nur beiläufig beachtet. Als er sich jedoch “wandte”, das heißt die Sache nochmals überdachte, war er entsetzt darüber, wie groß die Bedrückung in Wirklichkeit war. Weil die Bedrücker Macht und Gewalt hatten, mußten die Bedrückten ihre beklagenswerte Lage ertragen, ohne von jemandem bemitleidet oder getröstet zu werden. Die Situation war so erschütternd, daß Salomo zu dem Schluß kam, die Toten seien besser daran, da sie nicht mehr unter den schmerzlichen Auswirkungen der Ungerechtigkeit zu leiden hätten. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist der Ungeborene noch besser daran, da er dieses schreckliche Elend überhaupt nicht sehen oder miterleben muß.

Wie sehr dies doch des Menschen Unfähigkeit verdeutlicht, der Ungerechtigkeit und Tyrannei ein Ende zu machen! Selbst König Salomo konnte mit all seiner Weisheit und Autorität an dem Elend, das auf die Unvollkommenheit des Menschen zurückzuführen war, nichts ändern. Daran kann nur Jehova Gott durch Jesus Christus etwas ändern. Es ist wirklich eine gute Botschaft, daß er verheißen hat, die Befreiung aus dieser Betrübnis zu der für alle Betroffenen passendsten Zeit herbeizuführen (Offb. 21:3, 4).

DER WERT EINES FREUNDES

Das Leben eines einsamen Menschen, der hart arbeitet, um Reichtümer aufzuhäufen, ist bestimmt leer. Der weise König Salomo schrieb:

“Es existiert einer, aber nicht ein zweiter [das heißt ein einsamer Mensch, der keinen Freund oder Gefährten hat]; auch hat er wirklich keinen Sohn oder Bruder, aber all seiner harten Arbeit ist kein Ende. Auch sind seine Augen selbst mit Reichtum nicht gesättigt: ,Und für wen arbeite ich hart und lasse es meiner Seele an guten Dingen fehlen?’ Auch das ist Nichtigkeit, und es ist eine unglückbringende Beschäftigung” (Pred. 4:8).

Wie sinnlos ist doch das Leben eines Geizhalses, der keinen Freund, Sohn oder Bruder hat und nicht einmal Nutzen aus seiner harten Arbeit zieht! Er häuft ständig nur Reichtum auf und möchte kein Geld für Dinge ausgeben, durch die sein Leben angenehmer und erfreulicher werden könnte. Aber bei seinem Tod ist er gezwungen, alles zurückzulassen. Wie sinnlos!

Viel besser daran ist jemand, der mit einem guten Freund zusammenarbeitet. Der Weise fährt mit den Worten fort:

“Zwei sind besser als einer, weil sie eine gute Belohnung für ihre harte Arbeit haben” (Pred. 4:9).

Ihre Zusammenarbeit bringt Vorteile: “eine gute Belohnung” in Form von Beistand, Trost und Schutz. König Salomo sagt:

“Wenn einer von ihnen fallen sollte, kann der andere seinen Mitgenossen aufrichten [weil wahrscheinlich nicht beide gleichzeitig fallen werden]. Wie aber wird es denn mit dem einen sein, der fällt, wenn nicht ein anderer da ist, um ihn aufzurichten? Überdies, wenn zwei beisammenliegen [wie zum Beispiel, wenn sie auf einer Reise in der Kälte übernachten müssen], so werden sie gewiß warm werden; wie aber kann sich einer allein warm halten? Und wenn jemand einen allein überwältigen könnte [der auf einer gefährlichen Straße unterwegs ist], könnten zwei zusammen gegen ihn standhalten. Und eine dreifache Schnur [die stärker ist als eine, die nur aus einem oder zwei Strängen besteht] kann nicht so schnell entzweigerissen werden” (Pred. 4:10-12).

Lebst du im Einklang mit dem Geist dieser Worte? Es ist sicherlich von großem Wert, wenn man zuverlässige Freunde hat.

SELBST DIE HERVORRAGENDSTE STELLUNG IST NICHTIGKEIT

Popularität bei Menschen ist oft schnell verflogen. Der Berühmte ist schnell vergessen, sobald jemand anders das Herz der Menschen erobert hat. Selbst Personen, die die hervorragendste Stellung einnehmen, bilden dabei keine Ausnahme.

Der weise König Salomo beschrieb mit realistischen Worten, was Herrschern widerfahren kann:

“Besser ist ein bedürftiges, aber weises Kind als ein alter, aber unvernünftiger König, der nicht genug Wissen erlangt hat, sich noch länger warnen zu lassen. Denn er [offensichtlich das Kind] ist ja aus dem Gefangenenhaus hervorgegangen, um König zu werden, obwohl er in dessen Königtum als ein Minderbemittelter geboren worden war” (Pred. 4:13, 14).

Ein Mann mag denken, daß ihm aufgrund dessen, daß er als König die hervorragendste Stellung einnimmt, und aufgrund seines Alters und seiner Erfahrung die Achtung und Unterstützung der Öffentlichkeit sicher ist. Aber trotz seiner Stellung und seines Alters wird einem König keine von Herzen kommende Ehre gezollt, wenn er unvernünftig handelt und sich weigert, den gesunden Rat anderer anzunehmen. Stellung und Alter an sich garantieren nicht, daß man geachtet wird. Deswegen ist ein bedürftiges, aber weises Kind besser daran als ein König, der einmal mit Weisheit herrschte, aber im Alter seine eigenen Wege geht und guten Rat nicht beachtet. Es könnte sein, daß der alte König sein ganzes Reich in hoffnungslose Schuld stürzt, sich gegenüber seinen Untertanen entfremdet und sogar abgesetzt wird und in Unehren stirbt. Ein jugendlicher König, der ständig weise handelt, mag dagegen die Achtung erwerben, die dem alten, aber törichten König nicht gezollt wird.

Wie Salomo sagt, könnte ein solch weiser Jugendlicher sogar aus dem Gefangenenhaus erhöht werden und Königswürde empfangen. Das erlebte Joseph. Der Pharao von Ägypten war so sehr von ihm beeindruckt, daß er sagte: “Keiner [ist] so verständig und weise wie du. Du wirst persönlich über mein Haus gesetzt sein, und mein ganzes Volk wird dir unbedingt gehorchen. Nur um den Thron werde ich größer sein als du” (1. Mose 41:39, 40). So wurde Joseph zum zweiten Herrscher Ägyptens erhöht.

Als nächstes lenkt Salomo die Aufmerksamkeit auf das launenhafte Verhalten des Volkes und schreibt:

“Ich habe alle Lebenden gesehen, die unter der Sonne umherwandeln, wie es geht mit dem Kinde, dem zweiten, das an Stelle des anderen aufsteht. Da ist kein Ende all des Volkes, all derer, vor denen er gewesen war; auch werden sich die Späteren seiner nicht freuen, denn auch das ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind” (Pred. 4:15, 16).

Was meint Salomo mit dem Ausdruck “das Kind, das zweite”? Offensichtlich bezog er sich damit auf den Nachfolger des Königs. “Alle Lebenden” sind all diejenigen, die darüber begeistert sind, einen neuen Herrscher zu haben. “Da ist kein Ende all des Volkes”, vor dem er als König steht. Das heißt, daß sie alle hinter ihm stehen und seine Herrschaft unterstützen. Aber seine Popularität hält nicht für immer an. Bald kommt die Zeit, da derjenige, dem die Leute zujubelten, nicht mehr ihrem Geschmack entspricht. Ernüchtert hören sie nun auf, sich über ihn zu freuen.

Ebenso wird heute eine Gruppe Politiker durch eine andere ersetzt. Anfänglich mag Begeisterung über einen bestimmten Gouverneur, Premierminister oder Präsidenten herrschen. Doch es dauert nicht lange, bis die Leute mit ihm und seiner Politik unzufrieden sind. Sehr schnell sehen sie sich nach einem anderen um, der die Zügel der Regierung in die Hand nehmen soll.

Ja, selbst die hervorragendste Stellung erweist sich somit nur als ein Tand, eine “Nichtigkeit”. Dies unterstreicht nur allzu deutlich, daß das, was am meisten befriedigt, nicht eine Stellung in der Welt ist, sondern ein gutes Verhältnis zu Jehova, dem ewigen Gott.

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen | No Comments |