Selbst ein wenig Torheit kann Schaden stiften
Quelle Wachtturm vom Februar 1978
Was wollte der Weise damit sagen?
Selbst ein wenig Torheit kann Schaden stiften
Schon eine einzige törichte Handlung kann dem Ruf eines Menschen schaden. Der weise König Salomo schrieb:
“Tote Fliegen machen das Öl des Salbenbereiters stinkend, gärend. So wirkt ein wenig Torheit bei einem, der kostbar ist an Weisheit und Herrlichkeit” (Pred. 10:1).
Ein guter Name oder Ruf läßt sich mit wohlriechendem Öl vergleichen, das leicht durch so etwas Unscheinbares wie tote Fliegen verdorben werden kann. Durch die Verwesung dieser Insekten wird das Öl stinkend, es beginnt zu ‘gären’. Ebensogut könnte ein Mensch seinen guten Ruf, eine weise und ehrenwerte Person zu sein, durch eine unüberlegte Handlung, “ein wenig Torheit”, verlieren.
Das ist darauf zurückzuführen, daß man von jemandem, der für seine Weisheit bekannt ist, mehr erwartet als von anderen. Er muß sich daher bei seinem Reden und bei seinem Handeln sehr in acht nehmen. Sein vorzüglicher Ruf könnte zum Beispiel durch einen einzigen heftigen Zornausbruch, durch einmaligen übermäßigen Alkoholgenuß oder eine einzige unkeusche Handlung mit einer Person des anderen Geschlechts besudelt werden.
Wo das Herz sein sollte
Um nicht der Torheit anheimzufallen, sollte man sein Herz mit rechten Beweggründen füllen. Der Weise sagte:
“Das Herz des Weisen ist zu seiner rechten Hand, aber das Herz des Unvernünftigen zu seiner linken Hand. Und auf welchem Weg auch immer der Törichte wandelt, mangelt es ihm an Herz, und er sagt gewiß jedem, daß er töricht ist” (Pred. 10:2, 3).
In der Bibel wird die “rechte Hand” oft mit einer Stellung der Gunst oder des Wohlwollens in Verbindung gebracht. (Vergleiche Matthäus 25:33.) Durch den Hinweis, daß das Herz des Weisen zu seiner rechten Hand ist, wird daher angedeutet, daß es ihn veranlaßt, gut und wohlgefällig zu handeln. Der Törichte wird jedoch motiviert, einen verkehrten Weg einzuschlagen; sein Herz ist zu seiner “linken Hand”. Er gleicht einem Rechtshänder, der, falls er seine rechte Hand nicht gebrauchen kann, mit seiner linken Hand ungeschickt sein mag und nicht imstande ist, etwas Erforderliches auszuführen. Da es dem Törichten an guten Beweggründen, an “Herz” zu seiner rechten Hand, mangelt, wird er leicht als das erkannt, was er ist. Es ist so, als ob er ‘jedem sagen würde, daß er töricht ist’. Weil ein solcher Mensch weder Zurechtweisung noch Rat erhalten möchte, ist er auch schnell dabei, andere, die ihm zu helfen versuchen, als “Törichte” zu bezeichnen.
Ein schwerwiegender Fehler
Wenn ein Herrscher bei der Auswahl von Männern für ein hohes Amt einen schwerwiegenden Fehler macht, kann viel Schaden angerichtet werden. Der weise König Salomo bezeichnete einen solchen Fehler als ein Unglück und schrieb:
“Da ist etwas Unglückliches, was ich unter der Sonne gesehen habe, wie wenn es einen Fehlgriff gibt, der wegen des Machthabers ausgeht: Torheit ist in viele hohe Stellungen gesetzt worden, doch die Reichen [„Edle“, Bruns] selbst bleiben lediglich in niedrigem Stande wohnen. Ich habe Knechte auf Pferden gesehen, aber Fürsten, die gleich Knechten auf der Erde gingen” (Pred. 10:5-7).
Salomo nannte Personen, die sich für hohe Stellungen eignen, “Reiche”. Das sollten wir nicht so auffassen, als ob er sich für eine Plutokratie – eine Staatsform, in der allein die Reichen herrschen – aussprach. Salomo dachte offensichtlich an Personen, die gutes Urteilsvermögen anwenden und imstande sind, eine gute Verwaltung zu führen. Solche Männer verraten bestimmt größeres Geschick zu regieren als Personen, die ihre Mittel verschwendet oder schlecht verwaltet haben.
Personen, die über Autorität verfügen, mögen aufgrund mangelnden Urteilsvermögens fürstlichen oder edlen Menschen nicht die ihnen gebührende Ehre zuerkennen und sie wie Knechte behandeln. Weit weniger befähigte Männer, lediglich Knechte, mögen indes wie Adelige auf Pferden reiten. Dieser Umstand bringt Schwierigkeiten für die Untertanen mit sich, die gezwungen sind, sich Beamten zu unterwerfen, die in Wirklichkeit ungeeignet sind. Wahrlich, Salomos Worte unterstreichen, wie wichtig es ist, für bedeutende Aufgaben befähigte Personen auszuwählen.
Unfähige Personen sind um ihre Stellung nicht zu beneiden
Unfähigkeit mag zunächst nicht erkannt werden. Es gibt Personen, die es verstehen, andere durch einen scheinbar scharfen Verstand zu beeindrucken. Man mag sie für verantwortliche Aufgaben auswählen, während wirklich weise Männer übersehen werden. Man mag geneigt sein, unqualifizierte Personen, die eine Vertrauensstellung innehaben, zu beneiden. Doch unfähige Personen sind nicht zu beneiden. Sie stehen ständig in Gefahr, das zu verlieren, was sie erreicht haben. Da es ihnen an der nötigen Weisheit mangelt, mag es sich schließlich herausstellen, was sie sind, und zu ihrem Schaden und zu ihrer Schande mögen sie einen schrecklichen Sturz erleiden.
Durch seinen Hinweis auf andere Gefahren wollte Salomo offensichtlich zeigen, daß Unfähigkeit an sich schon gefährlich ist. Er schrieb:
“Wer eine Grube gräbt, wird selbst direkt in sie hineinfallen [weil eine offene Grube eine stets gegenwärtige Gefahr darstellt]; und wer eine Steinmauer durchbricht, eine Schlange [die in alten Mauern zu Hause ist] wird ihn beißen. Wer Steine ausbricht, wird sich daran verletzen. Wer Holzklötze spaltet, wird sich dabei in acht nehmen müssen” (Pred. 10:8, 9).
Sowohl beim Steinegraben als auch beim Holzfällen können Leib und Leben gefährdet sein, und deshalb sollte man dabei Vorsicht walten lassen.
Bestimmt ist eine kompetente Person in einer weit besseren Lage als jemand, der zwar über Fähigkeiten verfügt, sie aber mangels Weisheit nicht richtig einsetzen kann. Salomo veranschaulicht dies mit den Worten: “Wenn ein eisernes Werkzeug stumpf geworden ist und jemand seine Schneide nicht gewetzt hat, dann wird er seine eigenen leistungsfähigen Kräfte anstrengen.” Es wäre töricht, zum Holzfällen eine stumpfe Axt zu verwenden, sich unnötigerweise anzustrengen und dennoch keine gute Arbeit leisten zu können.
“So ist”, wie Salomo weiter sagt, “die Anwendung von Weisheit im Hinblick auf Erfolg von Vorteil” (Pred. 10:10).
Ja, was zählt, ist angewandte Weisheit. Jemand mag Erkenntnis haben, doch von welchem Wert wäre sie, wenn er nicht wüßte, wie er sie anzuwenden hat? Salomo sagt:
“Wenn die Schlange beißt, ohne daß eine Beschwörung erfolgt, dann gibt es keinen Vorteil für den, der der Zungenkunst ergeben ist” (Pred. 10:11).
Die Fähigkeit, eine Schlange zu beschwören, ist nutzlos, wenn derjenige, der über diese Fähigkeit verfügt, von der Schlange gebissen wird, bevor seine Beschwörung wirkt. In der Jerusalemer Bibel lautet dieser Vers: “Wenn die Schlange beißt, bevor sie beschworen, so hat der Beschwörer nichts von seiner Kunst.” Man muß somit wirkungsvoll sprechen.
Statt also auf unfähige Personen, die Autorität erlangen, neidisch zu sein, sollte man erkennen, in welch gefährlicher Lage sie sich befinden, und sich selbst bemühen, weisen Gebrauch von seinem Wissen und von seinen Fähigkeiten zu machen. Auf die Dauer gesehen ist der Weise, selbst wenn sein gutes Urteilsvermögen zunächst nicht erkannt wird, besser daran als jemand, der im Rang gestiegen, aber unfähig ist.
Die mißliche Lage des Toren
Salomo stellte die Wirkung der Worte des Weisen derjenigen der Worte eines Toren gegenüber und schrieb:
“Die Worte vom Mund des Weisen bedeuten Gunst, aber die Lippen des Unvernünftigen verschlingen ihn” (Pred. 10:12).
Aus dem Munde weiser Menschen gehen Worte hervor, die für den Hörer gut und förderlich sind. (Vergleiche Epheser 4:29.) Ihre Äußerungen finden wahrscheinlich auch ein günstiges Echo. Der Unvernünftige hingegen bereitet sich durch seine Worte Schande; sie ruinieren oder “verschlingen ihn” daher.
Der “Unvernünftige” äußert vom Anfang bis zum Ende Torheit und geht in seiner Argumentation oft von falschen Voraussetzungen aus und gelangt zu falschen Schlußfolgerungen. Salomo beschreibt dies wie folgt:
“Der Beginn der Worte seines Mundes ist Torheit, und das nachherige Ende seines Mundes ist unglückbringender Wahnsinn. Und der Törichte redet viele Worte. Der Mensch weiß nicht, was werden wird; und das, was nach ihm werden wird, wer kann es ihm kundtun?” (Pred. 10:13, 14).
Der Tor meint, er könne es.
Solche Personen machen sich das Leben auch in anderer Hinsicht schwer. Salomo sagt weiter:
“Die harte Arbeit der Unvernünftigen ermüdet sie, weil nicht e i n e r erkannt hat, wie man zur Stadt geht” (Pred. 10:15).
Personen, die kein gutes Urteilsvermögen anwenden, mögen sich endlos abmühen, sie mögen ermüden und dennoch praktisch nichts wirklich Lohnendes erreichen. Sie lassen eigensinnigerweise das außer acht, was ihr gesunder Menschenverstand ihnen sagen sollte. Es entgeht ihnen sogar Augenfälliges, was mit einer leicht zu erkennenden Durchgangsstraße, die zur Stadtmitte führt, zu vergleichen ist.
Wenn sich die Herrschenden durch Torheit auszeichnen
Es ist schon schlimm genug, wenn das gewöhnliche Volk Torheit offenbart. Wenn aber Herrscher nicht den gesunden Menschenverstand walten lassen und kein gutes Urteilsvermögen anwenden, bedeutet das Ruin für den Staat und Schaden für seine Untertanen. Salomo fragt:
“Wie wird es mit dir sein, o Land, wenn dein König ein Knabe ist und deine eigenen Fürsten selbst am Morgen beim Essen bleiben?” (Pred. 10:16).
Es ist wirklich traurig, wenn ein Herrscher Merkmale eines unerfahrenen Jugendlichen aufweist und von Fürsten oder Beratern umgeben ist, die nicht an den Staatsgeschäften interessiert sind. Wenn sie am Morgen ihre Zeit mit Essen verbringen, statt ihren Aufgaben nachzukommen, wird das Reich zerfallen.
Im Gegensatz dazu sagt Salomo über die Wirkung einer guten staatlichen Verwaltung:
“Glücklich bist du, o Land, wenn dein König der Sohn von Edlen [also selbst ein weiser und edler Herrscher] ist und deine eigenen Fürsten zur rechten Zeit essen, zur Machterweisung [um Kraft für ihre Arbeit zu erlangen], nicht zum bloßen Trinken [sich nicht der Genußsucht hingeben]” (Pred. 10:17).
Ja, weise Herrscher tragen viel zum Glück ihrer Untertanen bei.
Das Sprichwort, mit dem Salomo dann fortfährt, zeigt, daß Ruin und Zerfall die Folge sind, wenn wichtige Arbeit ungetan bleibt. Wir lesen:
“Durch große Faulheit senkt sich das Gebälk, und durch das Hängenlassen der Hände wird das Haus undicht” (Pred. 10:18).
Ein Haus, das man nicht instand hält, wird baufällig. Das Dach wird sich senken und undicht werden. Genauso führt es zum Ruin, wenn Staatsgeschäfte nicht richtig wahrgenommen werden.
An dieser Stelle erwähnt Salomo ein weiteres Sprichwort:
“Brot ist für das Lachen der Arbeiter, und Wein selbst erfreut das Leben; aber Geld ist das, was in allen Dingen eine Erwiderung findet” (Pred. 10:19).
Sich beim Essen angenehm zu unterhalten kann sehr genußreich sein. Brot kann man aber nicht ohne Geld erhalten, und jemand freut sich nicht allzusehr über Wein, wenn er über sehr wenig Mittel für das Lebensnotwendige verfügt. In dem heutigen System kann man sich mit Geld alle materiellen Dinge erwerben, und daher findet es “in allen Dingen eine Erwiderung”. Salomo wollte vielleicht mit diesen Worten sagen, daß jemand durch Fleiß das erforderliche Geld erhalten kann, um sich Brot und Wein leisten zu können, die Annehmlichkeiten, die die Lebensfreude steigern.
Dann gibt Salomo den Rat:
“Sogar in deinem Schlafgemach rufe nicht Übles auf den König selbst herab, und in den inneren Gemächern, wo du dich niederlegst, rufe nicht Übles auf irgendeinen Reichen herab; denn ein fliegendes Geschöpf der Himmel wird den Laut übermitteln, und etwas, was Flügel besitzt, wird die Sache kundtun” (Pred. 10:20).
Sollte die herrschende Klasse die Staatsgeschäfte vernachlässigen, so wird der Weise dennoch keine unnötigen Risiken eingehen. Von welchem Nutzen wäre es für ihn, im abgeschiedensten Teil des Hauses zu schimpfen und sich zu beklagen, wenn es nicht in seiner Macht steht, an der Situation etwas zu ändern? Er denkt vielleicht, niemand könne ihn hören. Doch mitunter kommt etwas auf sehr ungewöhnliche und völlig unerwartete Weise ans Licht. Warum also seinen Frieden und seine Sicherheit durch unüberlegte Äußerungen über Personen, die Autorität haben, aufs Spiel setzen? (Vergleiche Matthäus 12:36, 37; Römer 13:1; Titus 3:1, 2; 1. Petrus 2:13-17.) Wie praktisch Salomos Rat doch ist!
Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen |
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