Ergreife die Gelegenheit

Quelle Wachtturm vom März 1978
Was wollte der Weise damit sagen?

Ergreife die Gelegenheit

Manchmal bietet sich eine ausgezeichnete Gelegenheit, Gutes zu tun oder etwas Nützliches zu erhalten. Wegen der Unsicherheiten des Lebens in dem gegenwärtigen System mag jedoch ein gewisses Maß an Glauben erforderlich sein, wenn man bestimmte Situationen richtig nutzen möchte. Und dennoch könnten wir, falls wir in einem solchen Fall Befürchtungen hegen, uns etwas wirklich Lohnendes verscherzen. Es könnte gut sein, daß wir dadurch nicht zur Ermunterung anderer beitragen.

Der weise König Salomo gab diesbezüglich einen sehr praktischen Rat. Er schrieb:

“Sende dein Brot aus auf die Oberfläche der Wasser, denn im Verlauf vieler Tage wirst du es wiederfinden. Gib sieben oder sogar acht einen Anteil, denn du weißt nicht, welches Unglück sich auf der Erde ereignen wird” (Pred. 11:1, 2).

Diese Worte werden im allgemeinen als eine Aufforderung zur Freigebigkeit angesehen.

Man weiß nie, wozu es führen kann, wenn man freigebig ist. Es mag den Anschein haben, daß man etwas dem “Wasser” übergibt, ohne die Aussicht, sogleich dafür etwas zurückzuerhalten. Aber man mag durch seine Freigebigkeit die Zuneigung anderer gewinnen, die veranlaßt werden, ihrerseits freigebig zu sein, falls man selbst in Not geraten sollte. Das heißt nicht, daß jemand, der wirklich freigebig ist, damit rechnen sollte, daß ihm vergolten wird. Er findet hingegen Freude daran, anderen zu geben, und vertraut darauf, daß er stets das haben wird, was er benötigt. Er gibt also nicht nur einigen wenigen, vielleicht zwei oder drei, sondern ist von ganzem Herzen freigebig und gibt “sieben oder sogar acht”. Einige vorsichtige Personen mögen denken, dies sei sehr unvernünftig, weil sie befürchten, in Not zu geraten, falls sich ein Unglück ereignet. Wenn aber einen freigebigen Menschen ein Unglück ereilt, wird ihm mit größerer Wahrscheinlichkeit geholfen werden. Einen ähnlichen Gedanken brachte Jesus Christus zum Ausdruck, als er sagte: “Übt euch im Geben, und man wird euch geben. Man wird euch ein treffliches, vollgedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß in euren Schoß schütten” (Luk. 6:38).

Freigebigkeit ließe sich auch damit vergleichen, daß man Reis in einen von Wasser bedeckten Boden pflanzt. Nach ‘vielen Tagen’ kommt das so Gepflanzte zur Reife und bringt einen reichen Ertrag.

Salomo zieht dann bestimmte unabänderliche Gesetze heran, um zu zeigen, daß Unentschlossenheit im Leben nicht gerade das beste ist. Er bemerkt:

“Wenn die Wolken mit Wasser gefüllt sind, schütten sie einen wahren Regenguß auf die Erde aus; und wenn ein Baum nach Süden fällt oder wenn es nach Norden ist, an der Stelle, wohin der Baum fällt, dort wird er liegen” (Pred. 11:3).

So ist es nun einmal. Menschen haben darauf keinen Einfluß. Warum also mit der Freigebigkeit oder einer notwendigen Handlung zögern oder diesbezüglich unentschlossen sein? Wenn es regnet, regnet es. Wenn ein Baum in eine bestimmte Richtung fällt, dann fällt er dorthin. Das trifft auch auf viele andere Dinge im Leben zu. Untätig zu sein ist keine Garantie dafür, daß sie nicht geschehen.

Wer sein Leben dadurch ordnen möchte, daß er im voraus herauszufinden sucht, was geschehen oder nicht geschehen mag, wird nichts zustande bringen. Salomo sagte:

“Wer auf den Wind achtet, wird nicht Samen säen [da er fürchtet, daß der Wind den Samen wegbläst]; und wer nach den Wolken schaut, wird nicht ernten [da er fürchtet, daß das geschnittene Getreide naß wird, bevor er es in seinen Lagerraum bringen kann]” (Pred. 11:4).

Wir sollten daher die Hände nicht in den Schoß legen, sondern tun, was getan werden muß, in dem Bewußtsein, daß es immer Ungewißheiten geben wird. Es besteht keine Möglichkeit, das Werk Gottes zu ergründen, das heißt eine Regel zu entdecken, durch die genau bestimmt werden kann, was er tun oder bei der Verwirklichung seines Vorsatzes tolerieren mag, und dann unsere Geschäfte nach dieser Regel auszurichten. Salomo wies darauf hin, daß Gottes Werk für den Menschen ein ebenso großes Geheimnis ist wie die Entwicklung des Kindes im Mutterleib. Er schrieb:

“So, wie du nicht weißt, welches der Weg des Geistes ist in den Gebeinen im Leib der Schwangeren, ebenso kennst du nicht das Werk des wahren Gottes, der alle Dinge tut” (Pred. 11:5).

In Anbetracht der Unsicherheiten des Lebens und der Unfähigkeit des Menschen, gewisse feststehende Gesetze zu ändern, gibt Salomo den Rat:

“Am Morgen säe deinen Samen, und bis zum Abend laß deine Hand nicht ruhen; denn du weißt nicht, wo dies Erfolg haben wird, entweder hier oder dort, oder ob beides gleicherweise gut sein wird” (Pred. 11:6).

Am besten machen wir uns also mit Fleiß an unsere Arbeit und lassen uns durch Ungewißheiten nicht so weit beunruhigen, daß wir uns an unserem Wirken hindern lassen, sei es in Verbindung mit unserem Glauben, unserem Berufsleben oder in bezug auf Freigebigkeit.

Das kann dazu beitragen, daß wir positiv zum Leben eingestellt sind. Salomo schrieb:

“Das Licht ist auch süß, und es ist gut für die Augen, die Sonne zu sehen; denn wenn ein Mensch auch viele Jahre leben sollte, so möge er sich in ihnen allen freuen” (Pred. 11:7, 8).

Da nur ein Lebender das Licht und die Sonne schätzen kann, weist Salomo hier darauf hin, daß es gut ist, am Leben zu sein, und daß man Freude am Leben finden sollte. Er fügt allerdings noch den ernüchternden Gedanken hinzu:

“Er gedenke der Tage der Finsternis, obwohl ihrer viele sein könnten; jeder Tag, der gekommen ist, ist Nichtigkeit” (Pred. 11:8).

Man sollte die Tatsache nicht außer acht lassen, daß man seine Kraft und Vitalität verlieren kann, wenn sich die “Tage der Finsternis”, das hohe Alter, einstellen. Für einen Hinfälligen mag, während sich sein Leben über Jahre hinzieht, jeder Tag Nichtigkeit sein, anscheinend leer und bedeutungslos. Deshalb sollte man sich, solange es einem möglich ist, auf vernünftige Weise des Lebens erfreuen, gutes Urteilsvermögen anwenden und sich in allem, was man tut, von Gott leiten lassen.

Mache weisen Gebrauch von der Jugendkraft

In der Jugend, wenn man noch über Kraft und Vitalität verfügt, kann das Leben etwas Schönes sein. Der weise König Salomo schrieb:

“Freue dich, junger Mann, in deiner Jugend, und dein Herz tue dir Gutes in den Tagen deines Jünglingsalters, und wandle in den Wegen deines Herzens und in den Dingen, die deine Augen sehen. Doch wisse, daß der wahre Gott dich um dies alles ins Gericht bringen wird. Entferne daher Verdruß aus deinem Herzen, und halte dir Unglück vom Fleische fern, denn Jugend und die Blüte des Lebens sind Nichtigkeit” (Pred. 11:9, 10).

Der Schöpfer möchte, daß sich Jugendliche des Lebens erfreuen, und ist ihren Interessen gegenüber und zu dem, was ihre jungen Herzen und Augen anspricht, nicht negativ eingestellt. Ein junger Mensch sollte aber daran denken, daß er dennoch von Gott für seine Taten zur Rechenschaft gezogen wird. Der Höchste läßt Jugendlichen zwar Wahlfreiheit, doch schützt er sie nicht vor den bitteren Folgen, die sie zu tragen haben, wenn sie einen verkehrten Weg einschlagen. Jugendliche können sich vor allen möglichen Enttäuschungen und vor Schaden bewahren, wenn sie kein unbekümmertes, ausschweifendes Leben führen.

Salomo schreibt unter Inspiration, daß die “Jugend und die Blüte des Lebens . . . Nichtigkeit” sind. Wieso? Weil man offensichtlich nicht immer jung bleibt. Und die Freuden und Vorteile der jugendlichen Kraft und Vitalität halten nur eine unbestimmte Zeit lang an. Selbst junge Menschen werden krank und sterben. Ein Jugendlicher, der das übersieht, macht vielleicht keinen weisen Gebrauch von dem, was er hat, und verschwendet seine körperlichen Kräfte und Fähigkeiten aufgrund einer Lebensweise, durch die er sich sein späteres Leben als Erwachsener erschweren mag.

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen |

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