Hohelied 1 – 4

Kapitel 1

DAS HOHELIED

(DAS LIED SALOMOS)

1 Das erhabenste Lied, das Salomos ist: 2 „Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes, denn deine Liebkosungen sind besser als Wein. 3 Des Duftes wegen sind deine Öle gut. Wie ein Öl, das ausgegossen wird, ist dein Name. Darum haben dich herangereifte Mädchen, ja sie, geliebt. 4 Zieh mich mit dir; laß uns laufen. Der König hat mich in seine inneren Gemächer geführt! Laß uns doch frohlocken und uns deiner freuen. Ja, wir wollen deine Liebkosungen erwähnen mehr als Wein. Mit Recht haben sie dich geliebt.

5 Ein schwarzes Mädchen bin ich, aber anmutig, o ihr Töchter Jerusalems, wie die Zelte von Kedar, [doch] wie die Zelttücher Salomos. 6 Schaut mich nicht an, weil ich schwärzlich bin, weil die Sonne mich angeblickt hat. Die Söhne meiner eigenen Mutter wurden zornig auf mich; sie setzten mich zur Hüterin der Weingärten ein, [obwohl] ich meinen Weingarten, einen, der mein war, nicht gehütet habe.

7 Teil mir doch mit, o du, den meine Seele geliebt hat, wo du hütest, wo du das Kleinvieh am Mittag lagern läßt. Warum denn sollte ich wie eine in Trauer Gehüllte unter den Herden deiner Mitgenossen werden?“

8 „Wenn du es selbst nicht weißt, o du schönste unter den Frauen, so geh selbst hinaus, den Fußspuren der Kleinviehherde nach, und weide deine Zicklein den Wohnstätten der Hirten entlang.“

9 „Mit einer meiner Stuten an den Wagen Pharaos habe ich dich verglichen, o meine Gefährtin. 10 Lieblich sind deine Wangen zwischen den Haarflechten, dein Hals in einer Perlenschnur. 11 Ringe aus Gold werden wir dir machen mit silbernen Kügelchen.“

12 „Solange sich der König in seiner Tafelrunde befindet, hat meine eigene Narde ihren Duft gespendet. 13 Wie ein Myrrhenbeutel ist mir mein Liebster; zwischen meinen Brüsten wird er die Nacht verbringen. 14 Wie eine Hennatraube ist mir mein Liebster, inmitten der Weingärten von En-Gedi.“

15 „Siehe! Du bist schön, o meine Gefährtin. Siehe! Du bist schön. Deine Augen sind Tauben[augen].“

16 „Siehe! Du bist schön, mein Liebster, ja lieblich. Auch ist unser Diwan einer aus Laubwerk. 17 Die Balken unseres großartigen Hauses sind Zedern, unsere Sparren Wacholderbäume.

Kapitel 2

2 Nur ein Safran der Küstenebene bin ich, eine Lilie der Tiefebenen.“

2 „Wie eine Lilie unter dornigem Unkraut, so ist meine Gefährtin unter den Töchtern.“

3 „Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Liebster unter den Söhnen. Seinen Schatten habe ich leidenschaftlich begehrt, und dort habe ich mich gesetzt, und seine Frucht ist meinem Gaumen süß gewesen. 4 Er brachte mich in das Haus des Weines, und sein Banner über mir war Liebe. 5 Erfrischt mich doch mit Rosinenkuchen, stärkt mich mit Äpfeln; denn ich bin krank vor Liebe. 6 Seine Linke ist unter meinem Haupt; und seine Rechte – sie umarmt mich. 7 Ich habe euch unter Eid gestellt, o Töchter Jerusalems, bei den Gazellenweibchen oder bei den Hindinnen des Feldes, daß ihr nicht versucht, die Liebe [in mir] zu wecken oder zu erregen, bis sie sich [dazu] geneigt fühlt.

8 Horch – mein Liebster! Siehe! Dieser kommt, steigt über die Berge, springt über die Hügel. 9 Mein Liebster gleicht einer Gazelle oder dem Jungen der Hirsche. Siehe! Dieser steht hinter unserer Mauer, schaut unverwandt durch die Fenster, blickt durch die Gitter. 10 Mein Liebster hat geantwortet und zu mir gesagt: ‚Steh auf, du meine Gefährtin, meine Schöne, und komm mit. 11 Denn siehe, die Regenzeit, sie ist vorbei, der Regenguß selbst ist vorüber, er ist vergangen. 12 Blüten sind im Land erschienen, ja die Zeit zum Beschneiden der Reben ist gekommen, und die Stimme der Turteltaube, sie ist gehört worden in unserem Land. 13 Was den Feigenbaum betrifft, er hat seine Frühfeigen eine reife Farbe gewinnen lassen; und die Weinstöcke stehen in Blüte, sie haben [ihren] Duft gespendet. Steh auf, komm, o meine Gefährtin, meine Schöne, und komm mit. 14 O meine Taube in den Schlupfwinkeln des zerklüfteten Felsens, im Versteck des steilen Weges, zeig mir deine Gestalt, laß mich deine Stimme hören, denn deine Stimme ist angenehm, und deine Gestalt ist lieblich.‘ “

15 „Faßt uns doch die Füchse, die kleinen Füchse, die die Weingärten verheeren, da unsere Weingärten in Blüte stehen.“

16 „Mein Liebster ist mein, und ich bin sein. Er hütet unter den Lilien. 17 Bis der Tag[eswind] weht und die Schatten entflohen sind, wende dich um, o mein Liebster; sei gleich der Gazelle oder gleich dem Jungen der Hirsche auf den Bergen der Trennung.

Kapitel 3

3 Auf meinem Bett während der Nächte habe ich den gesucht, den meine Seele geliebt hat. Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht. 2 Laßt mich bitte aufstehen und in der Stadt umhergehen; auf den Straßen und auf den öffentlichen Plätzen laßt mich den suchen, den meine Seele geliebt hat. Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht. 3 Die Wächter, die in der Stadt umhergingen, fanden mich: ‚Habt ihr den gesehen, den meine Seele geliebt hat?‘ 4 Kaum war ich von ihnen aus weitergegangen, da fand ich den, den meine Seele geliebt hat. Ich ergriff ihn, und ich wollte ihn nicht loslassen, bis ich ihn in das Haus meiner Mutter gebracht hatte und in das innere Gemach derjenigen, die mit mir schwanger gewesen war. 5 Ich habe euch unter Eid gestellt, o Töchter Jerusalems, bei den Gazellenweibchen oder bei den Hindinnen des Feldes, daß ihr nicht versucht, die Liebe [in mir] zu wecken oder zu erregen, bis sie sich [dazu] geneigt fühlt.“

6 „Was ist das, das wie Rauchsäulen von der Wildnis heraufkommt, umduftet von Myrrhe und duftendem Harz, ja von allerlei würzigem Pulver eines Händlers?“

7 „Siehe! Es ist sein Ruhebett, dasjenige, das Salomo gehört. Sechzig starke Männer sind rings darum her, von den Starken Israels, 8 sie alle im Besitz eines Schwertes, in der Kriegführung unterwiesen, jeder mit seinem Schwert an seiner Hüfte wegen des Schreckens in den Nächten.“

9 „Es ist die Sänfte, die sich König Salomo aus den Bäumen des Libanon gemacht hat. 10 Ihre Säulen hat er aus Silber gemacht, ihre Stützen aus Gold. Ihr Sitz ist aus purpurrötlichgefärbter Wolle, ihr Inneres von den Töchtern Jerusalems liebevoll ausgestattet.“

11 „Geht hinaus, o ihr Töchter Zions, und schaut den König Salomo an mit dem Kranz, den ihm seine Mutter am Tag seiner Hochzeit und am Tag der Freude seines Herzens geflochten hat.“

Kapitel 4

4 „Siehe! Du bist schön, o meine Gefährtin. Siehe! Du bist schön. Deine Augen sind Tauben[augen] hinter deinem Schleier. Dein Haar ist gleich einer Herde Ziegen, die von der Berggegend Gileads herabgehüpft sind. 2 Deine Zähne sind wie eine Herde frisch geschorener [Mutterschafe], die von der Schwemme heraufgestiegen sind, die alle Zwillinge gebären, ohne daß eines unter ihnen seine Jungen verloren hat. 3 Deine Lippen sind so wie ein Karmesinfaden, und dein Reden ist angenehm. Wie ein Granatapfelstück sind deine Schläfen hinter deinem Schleier. 4 Dein Hals ist wie der Turm Davids, in Steinschichten gebaut, an den tausend Schilde gehängt sind, all die Rundschilde der starken Männer. 5 Deine beiden Brüste sind wie zwei Junge, die Zwillinge eines Gazellenweibchens, das unter den Lilien weidet.“

6 „Bis der Tag[eswind] weht und die Schatten entflohen sind, werde ich meines Weges zum Myrrhenberg und zum Hügel duftenden Harzes gehen.“

7 „Du bist ganz und gar schön, o meine Gefährtin, und es ist kein Makel an dir. 8 Mit mir vom Libanon, o Braut, mit mir vom Libanon mögest du kommen. Mögest du herabsteigen vom Gipfel des Antilibanon, vom Gipfel des Senir, ja des Hermon, von den Lagerplätzen der Löwen, von den Bergen der Leoparden. 9 Du hast mir Herzklopfen bereitet, o meine Schwester, [meine] Braut, du hast mir Herzklopfen bereitet durch eines deiner Augen, durch einen Anhänger deines Halsschmuckes. 10 Wie schön sind deine Liebkosungen, o meine Schwester, [meine] Braut! Wieviel besser sind deine Liebkosungen als Wein und der Duft deiner Öle als allerlei Wohlgeruch! 11 Von Wabenhonig triefen ständig deine Lippen, o [meine] Braut. Honig und Milch sind unter deiner Zunge, und der Duft deiner Kleider ist wie der Duft des Libanon. 12 Ein verriegelter Garten ist meine Schwester, [meine] Braut, ein verriegelter Garten, ein versiegelter Quell. 13 Deine Haut ist ein Paradies von Granatäpfeln, mit den erlesensten Früchten, Hennapflanzen nebst Nardenpflanzen, 14 Narde und Safran, Rohr und Zimt samt allerlei Bäumen duftenden Harzes, Myrrhe und Aloe nebst all den feinsten Riechstoffen, 15 [und] ein Gartenquell, ein Brunnen frischen Wassers und vom Libanon rieselnde Bäche. 16 Erwache, o Nordwind, und komm herbei, o Südwind. Wehe über meinen Garten. Laß seine Wohlgerüche rieseln.“

„Möge mein Liebster in seinen Garten kommen und dessen erlesenste Früchte essen.“

Jule | 06.14.09 | eigene Gedanken zum Geschehen, Fragen, die ich mir gestellt habe, Hohelied, Text in der Bibel |

10 Comments »

  1. Jule

    Hohelied 1 – 4

    tut mir leid: dies soll zwar das erhabenste Liebeslied sein, aber ich persönlich kann nicht sonderlich viel damit anfangen. Das hier ist einfach nicht mein Fall!

    Selbst, als ich es Ende 2005 gelesen habe, wo ich ja noch schwerst verliebt war (was ich heute übrigens immer noch bin), konnte ich nichts damit anfangen

    Einzig und allein eine Frage:
    „wenn es hier um eine keusche Liebe geht – wieso verbringt dann der Liebste, mit dem sie noch nicht verheiratet ist, die Nacht zwischen ihren Brüsten?“

    Kommentar — 13. Juli 2009 @ 22:46

  2. Thomas

    Hohelied 1-4
    Zitate von J.N.Darby


    Kapitel 1 gibt uns in der klarsten und einfachsten Weise die Zusicherung des völligen Genusses der Segnung; aber obwohl Liebe vorhanden ist, wird doch alles mehr durch Verlangen als durch Frieden gekennzeichnet. Nachher finden wir Herzensübungen, die zu einem vollen Verständnis der Liebe des Geliebten führen. In diesem Verständnis gibt es ein Fortschreiten, und zwar trotz der Fehler und der Herzensträgheit, welche der Liebe, die in Tätigkeit ist, einen neuen Wert verleihen. Das Herz beschäftigt sich mit den Eigenschaften, mit den Charakterzügen des Geliebten. Ist man einmal in den Besitz des geliebten Gegenstandes gekommen, so ist man mehr mit dem Gegenstand selbst beschäftigt. Ohne Zweifel bilden die Eigenschaften eine Quelle des Glückes; doch wenn auch die Stellung den Genuß dieser Eigenschaften vermittelt, denkt man doch mehr an die Person, die sie offenbart, als an die Eigenschaften. Gnade, Güte und ähnliche kostbare Dinge mögen das Herz anziehen und beschäftigen, wenn aber die Beziehung einmal besteht, so ist es die Person, an die wir denken. Die Eigenschaften gehören uns dann sozusagen von selbst.

    Die Geliebte spricht im Hohenliede viel von den Eigenschaften ihres Geliebten; sie redet gern davon für sich und zu anderen. Man könnte einwenden, daß der Geliebte das noch mehr tue als sie, obwohl Er doch das Verhältnis, in dem Er zu ihr steht, genau kennt. Es ist so; aber warum? Gerade weil sie noch nicht in jenem Verhältnis steht, ist es Seine Freude, ihr immer aufs neue zu versichern, welchen Wert sie in Seinen Augen hat.

    In Kapitel 2 scheinen mir die ersten sechs Verse (mit Ausnahme des zweiten) nur Worte der Braut zu sein. Man hat sie auch anders aufgefaßt, aber wohl mit Unrecht. Man beachte hier, daß Christus der Apfelbaum ist; das wird uns weiterhin behilflich sein. Überdies redet die Braut von sich selbst. Ihrem Verständnis nach hat sie die Beziehung, in welcher sie steht, erfaßt und redet hauptsächlich von sich; aber es ist auch wahre Zuneigung bei ihr vorhanden. Der Bräutigam will nicht erlauben, daß sie gestört werde, wenn sie mit völligem Vertrauen in Seiner Liebe ruht (V. 7). Seine eigene Stimme, die einzige, auf die sie nun horcht, wird sie aufwecken. Er Selbst ruft ihr zu, daß sie sich aufmachen solle, daß der Winter vorbei sei – die Zeit des Trauerns und des Kummers. Er begehrt auch ihre Stimme zu hören. So wird ihr Herz beruhigt und gewiß, und sie sagt: „Mein Geliebter ist mein.“ Wie getreu stellt uns das alles das Erwachen göttlicher Zuneigungen und die Rückkehr des Vertrauens in dem Überrest dar, der so lange erfahren hat, was es ist, wenn Jehova Sein Angesicht vor ihm verbirgt; und wie zeigt es uns andererseits, in welcher Fülle die unauslöschliche Liebe Dessen, der einst über Jerusalem weinte, in gesegnetster Weise in Tätigkeit tritt, um dieses Vertrauen wachzurufen und das Herz des betrübten Volkes zu beruhigen! Die Stelle ist von außergewöhnlicher Schönheit, sie enthält nicht Unterweisungen bezüglich der Umstände, steht auch nicht in Verbindung mit Verantwortlichkeit, sondern es ist ausschließlich Gnade – die Verbindung Christi (Jehovas) Selbst mit Israel.

    In Kapitel 3 sehen wir die Braut in einer anderen Stellung, in einem anderen Herzenszustand. Sie ist allein, und um sie her ist es finster. Sie sucht ihren Geliebten, findet Ihn aber nicht. Liebe ist vorhanden, aber keine Freude. Sie fragt die Wächter in Jerusalem, die in der Stadt umhergehen. Sobald sie an ihnen vorüber ist, findet sie Ihn. Wiederum wünscht Er, daß sie in Seiner Liebe ruhe. Doch dies alles ist nur prophetisch und soll als Zeugnis dienen, zum Trost für solche, die Ihn noch nicht gefunden haben, indem ihnen gezeigt wird, was Er für sie ist. Der Geist der Prophezeiung stellt dann den Bräutigam dar, wie Er mit Seiner Braut aus der Wüste kommt, wo Er (wie Mose) im Geiste mit ihr gewesen ist. Das Kapitel bestätigt die Richtigkeit der Anwendung auf Israel. In ihrem Zustand der Vereinsamung sucht die Braut den Messias, und nachdem sie die Wächter befragt hat, findet sie bald Den, den ihre Seele liebt, und bringt Ihn auf den Platz Israels; denn der Sohn wurde aus Israel geboren, obschon in einer neuen Beziehung. Dort tritt Er wieder für ihre Ruhe ein, und dann kommt, als Kehrseite des Bildes, der wahre Salomo von der Wüste herauf, jetzt am Tage Seiner Vermählung und am Tage der Freude Seines Herzens gekrönt durch dasselbe Israel, das Ihn einst verworfen hat.

    Darauf, in Kapitel 4, zählt Er alles auf, was Er an ihr sieht, obwohl sie in der Höhle des Löwen gewesen ist. Von dort beruft Er sie, die in Seinen Augen ganz Schöne und Makellose, indem Sein Herz Seiner Wonne an ihr Ausdruck gibt. Es liegt meines Erachtens eine schöne Vollkommenheit des Denkens und Fühlens darin, daß die Braut niemals von den vollkommenen Eigenschaften des Bräutigams zu Ihm Selbst spricht, als ob sie Ihm ihre Anerkennung kundtun müsse; sie redet viel von Ihm, um ihren eigenen Gefühlen Ausdruck zu geben, und sie tut dies anderen, nicht Ihm gegenüber. Er Seinerseits spricht frei und eingehend über sie zu ihr selbst, indem Er sie Seiner Wonne an ihr versichert. Dies ist in lieblicher Weise anwendbar, wenn wir an Christum und unsere Beziehung zu Ihm denken.

    Im Wachtturm hieß es 1980

    Die unerschütterliche Liebe eines Mädchens
    ES GIBT nichts Schöneres als die unerschütterliche Liebe zwischen einem Mann und einer Frau. Selbst Beobachter sind berührt, wenn sie sehen, wie eine solch innige Liebe einem gewaltigen Druck von außen standhält.
    Ein orientalisches Mädchen aus Sunem oder Sulem verliebt sich in einen stattlichen Hirten. Um die Sulamitin vor einer Versuchung zu bewahren, halten ihre Brüder sie davon ab, der Einladung ihres Geliebten zu folgen und an einem herrlichen Frühlingstag mit ihm einen Spaziergang zu machen. Sie übertragen ihr die Aufgabe, die Weingärten vor den Raubzügen kleiner Füchse zu schützen (Hohesl. 1:6; 2:8-15).
    Zu dieser Zeit erscheint König Salomo in königlicher Pracht und schlägt sein Lager in der Nähe des Hauses der Sulamitin auf. Er sieht sie, während sie ihrer Arbeit nachgeht. Aufgrund ihrer Schönheit wird sie in das königliche Lager gebracht und ist dort dem Liebeswerben des Königs ausgesetzt (Hohesl. 6:11, 12; 1:2-4).
    Läßt sich die Sulamitin beeindrucken? Wankt sie in ihrer Liebe? Nein. Sie schämt sich nicht, ihr Verlangen nach ihrem geliebten Hirten zu gestehen. Doch Salomo will sie nicht gehen lassen. Ständig überschüttet er sie mit Liebesäußerungen und verspricht, auserlesenen Schmuck für sie anfertigen zu lassen. Die Sulamitin spricht jedoch von ihrer unsterblichen Liebe zu ihrem Hirten. Später nimmt der Hirte Verbindung mit ihr auf. Sie tauschen Liebesworte aus (Hohesl. 1:7-17; 2:1, 2).
    König Salomo kehrt nach Jerusalem zurück und nimmt die Sulamitin mit. Hier in der Stadt macht der Hirte eine Möglichkeit ausfindig, sie zu sehen (Hohesl. 3:6-11; 4:1-5). Nachdem alle Bemühungen Salomos, die Liebe der Sulamitin zu gewinnen, fehlgeschlagen sind, läßt er sie schließlich nach Hause zurückkehren (Hohesl. 8:5a). Welch ein Triumph für die Sulamitin!
    Dieses Mädchen vom Lande gab durch ihre standhafte Liebe, eine Liebe, von der sie sich nicht abbringen ließ, zweifellos ein hervorragendes Beispiel. Eine solche Liebe haben auch die treuen Glieder der geistigen Braut Christi und seine „anderen Schafe“ zu ihrem „vortrefflichen Hirten“. (Vergleiche Johannes 10:14, 16; 2. Korinther 11:2; Epheser 5:25-32.)

    „DIE LIEBE IST SO STARK WIE DER TOD“
    Wahre Liebe zwischen einem Mann und einer Frau kann außergewöhnlich stark, beständig und unnachgiebig sein. Das zeigt ein poetisches Buch der Bibel, das vor etwa 3 000 Jahren von dem weisen Salomo, dem König von Israel, verfaßt wurde. Es wird „Das Hohelied“ genannt. Es berichtet von der unerschütterlichen Liebe, die zwischen einem Hirten und einem Mädchen vom Lande aus dem Dorf Sunem (Sulem) bestand. Dieses „erhabenste Lied“ erzählt auch davon, daß es dem König mit all seinem Glanz und Reichtum nicht gelang, die Liebe dieser schönen Sulamitin zu gewinnen (Hohesl. 1:1-14; 8:4).
    Dieses „erhabenste Lied“ schildert die Schönheit beständiger und dauerhafter Liebe….
    Folgendes diene als Beispiel: Das Hohelied läßt erkennen, daß man sich nicht in jeden verlieben kann. Die Sulamitin fühlte sich nicht zu König Salomo hingezogen. Sie sagte: „Ich habe euch unter Eid gestellt, o Töchter Jerusalems, bei den Gazellenweibchen oder bei den Hindinnen des Feldes, daß ihr nicht versucht, die Liebe in mir zu wecken oder zu erregen, bis sie sich dazu geneigt fühlt“ (Hohesl. 2:7; 3:5). Für eine ledige Person ist es daher weise, geduldig so lange zu warten, bis sie einen Partner findet, den sie wirklich lieben kann. Der voraussichtliche Ehegefährte eines Dieners Jehovas sollte ebenfalls Gott hingegeben sein und ihm treu dienen (5. Mose 7:3, 4; Esra 9:1-15; 1. Kor. 7:39). Die Anbetung Jehovas ist dann für beide von überragender Bedeutung. Als ein durch den Glauben geeintes und in einer harmonischen Ehe lebendes Paar können sie durchs Leben gehen, wogegen eine betrübliche Leere entstehen würde, wenn die geistige Einheit fehlte.
    Ein Christ, der Gottes Anerkennung wünscht, sollte vor der Heirat seine Keuschheit bewahren. Die Brüder des sulamitischen Mädchens waren schon auf seine Tugend bedacht, als es noch ziemlich jung war, denn einige Jahre zuvor hatte einer ihrer Brüder über sie gesagt: „Wir haben eine kleine Schwester, die keine Brüste hat. Was werden wir für unsere Schwester an dem Tage tun, da man um sie werben wird?“ Ein anderer Bruder erwiderte: „Wenn sie eine Mauer sein sollte, so werden wir eine silberne Zinne auf ihr bauen, sollte sie aber eine Tür sein, werden wir sie mit einer Zedernplanke versperren.“ König Salomo hatte versucht, die Liebe der Sulamitin zu gewinnen, doch sie erwies sich in der Liebe und in der Tugend nicht als unbeständig, als wäre sie eine Tür, die sich in ihren Angeln dreht und mit einer Planke verschlossen werden müßte, um zu verhindern, daß sie sich vor einer unerwünschten oder schädlichen Person öffnet. Sie hatte den Verführungskünsten eines Königs nicht nachgegeben, sondern widerstand allen materiellen Verlockungen wie eine Mauer; sie hatte ihre Qualitäten bewiesen und konnte nun als eine reife Frau mit tugendhaften Grundsätzen anerkannt werden (Hohesl. 8:8-10). Sie gab ledigen gottesfürchtigen Frauen von heute ein vorzügliches Beispiel.
    Die demütige Sulamitin war zurückhaltend, doch in den Augen ihres Hirten, der sie liebte, war sie etwas Besonderes. „Nur ein Safran der Küstenebene bin ich, eine Lilie der Tiefebenen“, sagte sie. Aber für den Hirten war sie mehr. Er antwortete: „Wie eine Lilie unter dornigem Unkraut, so ist meine Gefährtin unter den Töchtern“ (Hohesl. 2:1, 2). Das war nicht nur Verliebtheit. Das Mädchen diente Jehova, war schön und tüchtig und hatte viele lobenswerte Eigenschaften. Zeigt das unverheirateten Christinnen nicht, daß sie lernen sollten, den Verpflichtungen einer Frau nachzukommen und gleichzeitig eine gute geistige Gesinnung zu entwickeln?
    Beachten wir aber, wie die Sulamitin den Hirten schätzte, wenn sie sagte: „Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Liebster unter den Söhnen“ (Hohesl. 2:3). Ihr Hirte glich nicht einfach irgendeinem der vielen Bäume eines Waldes. Er war Jehova ergeben, hatte wünschenswerte Charakterzüge und Fähigkeiten und muß bestimmt ein geistiggesinnter junger Mann gewesen sein. (Vergleiche 1. Korinther 2:6-16.) Ja, für die hübsche Sulamitin war er „wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes“. Sollte sich ein unverheirateter Christ nicht anstrengen, um eines Tages in den Augen seiner Geliebten ebenso wertvoll zu sein?
    Die Sulamitin und der junge Mann liebten einander zweifellos von ganzem Herzen. Das brachte das Mädchen deutlich zum Ausdruck, als es zu seinem geliebten Hirten sagte: „Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm; denn die Liebe ist so stark wie der Tod, das Beharren auf ausschließlicher Ergebenheit ist so unnachgiebig wie der Scheol. Ihre Gluten sind die Gluten eines Feuers, die Flamme Jahs [Jehovas]. Selbst viele Wasser vermögen die Liebe nicht auszulöschen, noch können selbst Ströme sie hinwegschwemmen. Wenn ein Mann [wie Salomo] für Liebe alle wertvollen Dinge seines Hauses gäbe, würde man sie bestimmt verachten“ (Hohesl. 8:6, 7). Wie wahr dies doch ist! Liebe ist nicht mit materiellen Dingen zu erwerben. Wahre Liebe ist indes so stark wie der Tod, der unfehlbar Anspruch auf das Leben der verurteilten Menschen erhebt. Und das Beharren dieser Liebe auf ausschließlicher Ergebenheit ist ebenso unnachgiebig wie der Scheol oder das Grab, das die Leiber der Menschen fordert. Doch was ist von der „Flamme Jahs“ zu sagen? Ein Bibelgelehrter erklärte einmal, Liebesflammen, die sich im Menschenherzen entzünden, gingen von Jehova aus — dem Gott der Liebe, der den Menschen diese wunderbare Fähigkeit verliehen hat (1. Joh. 4:8). Ja, wahre Liebe ist unerschöpflich, loyal und beständig. (Vergleiche 1. Korinther 13:8.) Wer zu heiraten gedenkt, handelt weise, wenn er auf „eine Liebe, die so stark ist wie der Tod“, wartet und darauf hinarbeitet.
    WIE DIE LIEBE WÄCHST
    Doch die Liebe kann wachsen, während sich das Leben des Mannes und das Leben der Frau immer mehr miteinander verflechten. Isaak war kein verliebter Jüngling mehr, sondern ein reifer Mann von 40 Jahren, als er Rebekka zur Frau nahm, die kein junges Mädchen mehr war, sondern eine „junge Frau“. Der Bericht sagt: „Und er gewann sie lieb“ (1. Mose 24:57-67). Gottesfürchtige Ehepartner haben im Laufe der Jahre in geistiger Hinsicht vieles gemeinsam. Vereint gehen sie durch Prüfungen und treten an die Probleme des Lebens heran. Aus ihren gemeinsamen Bemühungen ergeben sich wertvolle Erinnerungen, die sie einander immer näherbringen. Selbst etwas so Einfaches wie ein nettes Gespräch auf einem gemeinsamen Spaziergang durch Feld und Wald wird zu etwas Unvergeßlichem. Ja, die hübsche Sulamitin sehnte sich danach, mit ihrem Hirten durch die Gegend zu streifen (Hohesl. 2:8-14). Und nachdem sie verheiratet waren, haben sie das sicher noch oft getan.
    ….
    Die Liebe der Sulamitin zu ihrem Hirten war „so stark wie der Tod“, und zwei gottesfürchtige Ehepartner können heute eine ebenso tiefe Liebe zueinander haben. Doch die Sulamitin sagte auch: „Das Beharren auf ausschließlicher Ergebenheit ist so unnachgiebig wie der Scheol“ (Hohesl. 8:6). …
    …Andererseits werden wir dadurch vor eigennützigem, materialistischem, ungeistigem Streben bewahrt. Es stärkt auch unsere Bande zu Jehova, dem Gott, der den Menschen so geschaffen hat, daß er ‘eine Liebe, die so stark ist wie der Tod’, haben kann.

    Kommentar — 25. Juni 2010 @ 16:20

  3. Jule

    Hohelied 1 – 4

    Hohelied 1 – Du bist mein König

    1 Das schönste aller Lieder, von Salomo.

    2 Komm und küss mich, küss mich immer wieder! Ich genieße deine Liebe mehr als den besten Wein.

    3 Der Duft deiner Salben betört mich. Dein Name ist wie ein besonderes Parfüm, darum lieben dich die Mädchen.

    4 Nimm mich bei der Hand! Schnell, lass uns laufen, zu dir nach Hause wollen wir eilen!
    Du bist mein König! Ich freue mich über dich, du bist mein ganzes Glück.
    Deine Liebe ist kostbarer als der edelste Wein. Kein Wunder, dass die Mädchen für dich schwärmen!

    Schaut nicht auf mich herab!

    5-6 Schaut nicht auf mich herab, ihr Mädchen von Jerusalem, weil meine Haut so dunkel ist, braun wie die Zelte der Nomaden. Ich bin dennoch schön, so wie die wertvollen Zeltdecken Salomos. Meine Brüder waren streng mit mir, sie ließen mich ihre Weinberge hüten. Doch mich selbst zu pflegen, meinen Weinberg, dafür hatte ich keine Zeit! Darum hat die Sonne mich dunkel gebrannt.

    Wo bist du?

    7 Sag mir, mein Geliebter, wo lässt du deine Schafe weiden, wo lässt du sie am Mittag lagern? Lass mich nicht vergebens nach dir suchen, nicht umherirren bei den Herden andrer Hirten!

    8 Weißt du’s wirklich nicht, du schönste aller Frauen? Folg den Spuren meiner Schafe, und weide deine kleinen Ziegen bei den Hirtenzelten!

    Du bist schön!

    9 Wie schön du bist, meine Freundin, schön wie eine Stute vor dem Prachtwagen des Pharaos!

    10 Deine Wangen sind von Ohrringen umrahmt, deinen Hals schmückt eine Muschelkette.

    11 Ein Geschmeide aus Gold sollst du haben und Perlen um den Hals, in Silber gefasst!

    12 Wenn mein König mit mir speist, riecht er den Duft meines Nardenöls.

    13 Mein Geliebter ruht an meiner Brust wie ein mit Myrrhe gefüllter Beutel.

    14 Er duftet wie die Blüten des Hennastrauchs, der in den Weingärten von En-Gedi wächst.

    15 Wie schön du bist, meine Freundin, wunderschön bist du, deine Augen glänzen wie das Gefieder der Tauben.

    16 Schön bist auch du, mein Liebster – wie freue ich mich über dich! Das Gras ist unser Lager,

    17 Zedern sind die Balken unsres Hauses und die Zypressen unser Dach.

    Interessant, was der Kommentator Darbey auszugsweise zum Thema Liebe und Geliebter sagte:

    Das Herz beschäftigt sich mit den Eigenschaften, mit den Charakterzügen des Geliebten. Ist man einmal in den Besitz des geliebten Gegenstandes gekommen, so ist man mehr mit dem Gegenstand selbst beschäftigt. Ohne Zweifel bilden die Eigenschaften eine Quelle des Glückes; doch wenn auch die Stellung den Genuß dieser Eigenschaften vermittelt, denkt man doch mehr an die Person, die sie offenbart, als an die Eigenschaften. Gnade, Güte und ähnliche kostbare Dinge mögen das Herz anziehen und beschäftigen, wenn aber die Beziehung einmal besteht, so ist es die Person, an die wir denken. Die Eigenschaften gehören uns dann sozusagen von selbst.

    Die Geliebte spricht im Hohenliede viel von den Eigenschaften ihres Geliebten; sie redet gern davon für sich und zu anderen.

    Ebenso sollte es mit unserer Liebe zu Jehova sein: sie muss uns ganz erfüllen und wir müssen voller Begeisterung über IHN und seine wunderbaren Eigenschaften übersprudeln!

    Hier in diesem Kapitel wird auch die tiefe Sehnsucht gezeigt, die uns befällt, wenn der Geliebte nicht da ist. Sie sucht ihn, fragt, wo er denn sei.

    Wie steht es mit unserer Liebe zu unserem Gott Jehova? Sehnen wir uns danach, Zeit mit ihm zu verbringen – indem wir in seinem Wort lesen und uns mit ihm unterhalten?

    Oder sind wir mit allen möglichen anderen Dingen beschäftigt, so dass wir „schon froh sind“, wenn wir den Tagestext gelesen haben? Könnten wir dann wirklich zu Recht sagen, dass wir Jehova lieben?

    Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeit, als ich entdeckte, dass meine Gefühle für meinen Mann mehr als Freundschaft sind. Das ist nun fast 7 Jahre her und ich kann mich noch sehr gut an mein eigenes Verhalten erinnern. Eine Freundin hatte schon fast ein halbes Jahr vorher von „dem neuen Mann in meinem Leben“ gesprochen – da war ich selbst mir noch garnicht über meine wahren Gefühle im Klaren. Ich dachte, es sei nur Freundschaft. Die Freundin hat es an der Art und Weise, was und wie ich geredet habe, erkannt. Müßten andere nicht ebenso an dem, was und wie wir reden, erkennen können, dass wir Jehova wirklich lieben?

    Nachdem mein Mann und ich uns über unsere Gefühle im Klaren waren – da geb es kein Halten mehr. Obwohl er in Berlin war und wegen der Arbeit nicht weg konnte und ich in Iserlohn (NRW) wohnte, haben wir jede freie Sekunde miteinander verbracht. Angefangen mit Chatten oder Telefonieren beim Frühstück, endend mit „mit dem Telefonhörer am Ohr“ einschlafen. Wir wollten keine Sekunde ohne den anderen sein, haben uns die Zeit und den Raum einfach füreinander genommen (was im Übrigen auch heute noch so ist). Niemand mußte uns ermahnen, dass man den anderen doch mal wieder anrufen oder doch zumindest eine sms schreiben solle. Die Liebe drängt uns doch dazu, wenn wir lieben.

    Ebenso sollte uns unsere Liebe zu Gott drängen, Zeit mit ihm zu verbringen und uns mit ihm zu unterhalten. Wie kann es dann sein, dass ich sage „ich liebe Jehova“, aber ich bin schon stolz auf mich, wenn ich es schaffe, jeden Tag den Tagestext mit Kommentar zu lesen. Für mehr habe ich keine Zeit. Aber ich habe Zeit für meine Freunde und meine Hobbies, Zeit um meine Mails zu checken, sogar den ganzen Spam-Ordner („könnte ja was Wichtiges sein“), Zeit mit allen möglichen Leuten zu chatten, stundenlang bei Facebook zu verbringen usw. Ich habe auch die Zeit, irgendwelche Romane zu lesen, oder die halbe Nacht vor der Glotze abzuhängen. Aber Jehova muss sich mit dem Tagestext zufrieden geben? Ob Jehova da wirklich das Gefühl hat, dass ich ihn von Herzen liebe?

    Vielleicht ist es ja ganz sinnvoll, das Hohelied mal unter diesem Aspekt zu lesen: dabei nicht an eine Mann-Frau-Beziehung denken, sondern an unsere Beziehung zu Jehova!

    Kommentar — 15. Juni 2012 @ 19:15

  4. Jule

    Hohelied 2 – Du bist einzigartig!

    1 Ich bin nur eine Narzisse in der Scharonebene, eine Lilie aus den Tälern.

    2 Wie eine Lilie unter Dornen, so ist meine Freundin unter allen andren Mädchen!

    3 Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Liebster unter allen andren Männern! In seinem Schatten möchte ich ausruhn und seine Früchte genießen.

    Ich bin krank vor Liebe

    4 Ins Weinhaus hat er mich geführt, dort zeigt er mir, dass er mich liebt.

    5 Stärkt mich mit Rosinenkuchen, erfrischt mich mit Äpfeln, denn ich bin krank vor Liebe!

    6 Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf, und mit dem rechten hält er mich umschlungen.

    7 Ihr Mädchen von Jerusalem, ich beschwöre euch: Lasst uns jetzt allein! Wir sind wie scheue Rehe und Gazellen – schreckt uns nicht auf, wir lieben uns.

    Der Frühling ist da!

    8 Da kommt mein Geliebter! Er springt über die Berge und hüpft über die Hügel.

    9 Schnell wie eine Gazelle läuft er, flink wie ein Hirsch. Schon steht er vor dem Haus! Er späht durch das Gitter, blickt zum Fenster herein.

    10 Er sagt zu mir: »Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm!

    11 Die Regenzeit liegt hinter uns, der Winter ist vorbei!

    12 Die Blumen beginnen zu blühen, die Vögel zwitschern, und überall im Land hört man die Turteltaube gurren.

    13 Die ersten Feigen werden reif, die Reben blühen und verströmen ihren Duft. Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm!

    14 Versteck dich nicht wie eine Taube im Felsspalt! Zeig mir dein schönes Gesicht, und lass mich deine wunderbare Stimme hören!«

    15 Fangt uns doch die kleinen Füchse, denn sie verwüsten den Weinberg, wenn die Reben in schönster Blüte stehn.

    16 Nur mir gehört mein Liebster, und ich gehöre ihm, dem Hirten, der seine Schafe auf Wiesen voller Lilien weidet.

    17 Abends, wenn es kühl wird und die Nacht ihre Schatten über das Land breitet, dann komm zu mir, mein Liebster! Sei schnell wie eine Gazelle, flink wie ein junger Hirsch, der von den rauen Bergen kommt!

    Auch hier wieder der Gedanke von Liebe, die sich mitteilen muss. Der eine schwärmt von dem anderen, erzählt allen davon, wie toll der Geliebte ist.

    Auch die Sehnsucht nacheinander. Es ist die Rede davon, dass man vor Liebe krank sei – weil man den anderen vermisst, weil jede Sekunde ohne den anderen sinnlos erscheint.

    Als es endlich Zeit ist, dass man sich treffen kann, da schlendert der Geliebte nicht gemächlich hin oder sagt, er müsse erst dieses oder jenes tun. Er springt vor Begeisterung los, kann gar nicht schnell genug hin kommen. Er lässt alles stehen und liegen und eilt los. Was könnte es jetzt wichtigeres geben als die Geliebte?

    Wie wichtig ist es uns, Zeit mit unserem Gott zu verbringen? Freuen wir uns auf jede Minute mit IHM, können es gar nicht erwarten, seine Nähe zu genießen, indem wir in seinem Wort lesen und mit ihm darüber reden? Oder ist es nur eine lästige Pflicht, wenn wir uns einmal die Woche auf das WT-Studium vorbereiten „müssen“? Wollen wir das am liebsten schnell hinter uns bringen – weil wir noch so viel anderes zu tun haben oder noch einen tollen Roman lesen oder einen spannenden Film sehen wollen?

    Auch wollen die beiden ungestört sein, ihre Zweisamkeit genießen, voll und ganz für den anderen da sein. Gilt dies auch für uns und Jehova? Blenden wir jede Ablenkung aus – oder sehen wir nebenbei Fern oder hören Musik oder chatten mit unseren Freunden, wenn wir in der Bibel lesen oder uns auf die Zusammenkünfte vorbereiten?

    Wenn wir diese beiden ersten Kapitel vom Hohenlied unter dem Aspekt „unsere Beziehung zu Jehova“ lesen – müßten wir uns dann „in Grund und Boden schämen“?

    Kommentar — 15. Juni 2012 @ 19:19

  5. Jule

    Hohelied 3 – Nächtliche Sehnsucht

    1 Nachts auf meinem Bett sehnte ich mich nach meinem Liebsten. So gern wollte ich bei ihm sein, doch er war nicht da!

    2 »Ich will aufstehn, die Stadt durchstreifen, durch die Gassen und über die Plätze laufen. Meinen Liebsten muss ich finden!« Ich suchte nach ihm, doch vergebens.

    3 Bei ihrem Rundgang griff die Wache mich auf: »Habt ihr meinen Liebsten gesehen?«, fragte ich sie.

    4 Kaum war ich an ihnen vorbei, da fand ich ihn, dem mein Herz gehört. Ich hielt ihn fest und ließ ihn nicht mehr los. Ich führte ihn in das Haus meiner Mutter, in jene Kammer, in der sie mich geboren hat.

    5 Ihr Mädchen von Jerusalem, ich beschwöre euch: Lasst uns jetzt allein! Wir sind wie scheue Rehe und Gazellen – schreckt uns nicht auf, wir lieben uns.

    Der Hochzeitszug

    6 Wer kommt dort herauf aus der Wüste, umgeben von Rauchsäulen aus Weihrauch und Myrrhe und allen Parfümen der Händler?

    7 Seht! Es ist die Sänfte Salomos, von sechzig Männern ist sie umringt, von Israels tapferen Soldaten.

    8 Sie alle sind im Kampf erprobt, sie tragen das Schwert an der Seite zum Schutz gegen Überfälle in der Nacht.

    9 Eine Sänfte ließ König Salomo sich bauen aus dem kostbaren Holz des Libanon.

    10 Die Pfosten sind mit Silber beschlagen und die Lehnen mit Gold überzogen. Der Stoff des Thronsitzes ist purpurrot, liebevoll bestickt von Jerusalems Frauen.

    11 Kommt heraus, ihr Mädchen von Jerusalem! Seht König Salomo mit seiner Krone! Heute hat ihn seine Mutter gekrönt, am Tag seiner Hochzeit, am Tag seines Glücks!

    Wieder voller Sehnsucht nach dem Geliebten. Ach, wenn man doch noch mehr Zeit mit ihm verbringen könnte. Da geht man sogar mitten in der Nacht los, um ihn zu suchen.

    Wir müssen Jehova nicht erst mühsam suchen. Er ist da. Stets wartet er auf uns, dass wir uns an ihn wenden.

    Wie schade, wenn wir ihn da nicht bemerken, weil wir mit allen möglichen anderen Dingen beschäftigt sind! Ob er sich da von uns geliebt fühlt? Muss Jehova jetzt Verständnis für mich haben?

    Wie geht es denn mir als liebende Ehefrau? Den ganzen Tag habe ich mich auf meinen Mann gefreut. Ich habe die Wohnung schön aufgeräumt und behaglich vorbereitet. Ein leckeres Essen wartet schon auf meinen Liebsten und ich habe mich für ihn schön gemacht. Ich kann es kaum erwarten, dass er nach Hause kommt, mich liebevoll in den Arm nimmt, mit mir gemeinsam isst und sich über das tolle Essen freut. Wir werden miteinander über seinen Tag reden und die Zeit miteinander geniessen.

    Ach da kommt er ja schon. Mein Herz klopft voller Liebe und Vorfreude. Aber was ist das?

    Er geht ohne Gruss an mir vorbei, schmeißt seine Klamotten achtlos in die Ecke, schmeißt sich aufs Sofa, bestellt erst mal eine Pizza, ruft seine Kumpels an und fragt, ob die nicht mit ein paar heißen Weibern vorbei kommen und mit ihm irgendwelche entwürdigenden Filme ansehen wollen. Wie fühle ich mich jetzt als Ehefrau?

    Auf meine Verwunderung sagt mein Mann mir jetzt, dass er einen stressigen Tag hatte und das nun braucht, um zu entspannen. Ich muss ja nicht mitmachen, ich kann ja solange ins Schlafzimmer gehen. Dort höre ich dann, wie es laut und heiß hergeht im Wohnzimmer, wie mein Mann mit seinen Kumpels und den aufreizenden Frauen jede Menge Spaß hat.

    Fühle ich mich jetzt geliebt von meinem Ehemann? Muss ich jetzt dafür Verständnis haben, dass er keine Zeit hat, da er Wichtigeres zu tun hat und es eben dieses ist, was ihn nun entspannt?

    Wenn wir jetzt über diese Schilderung empört sind – keine Angst, mein Mann benimmt sich nicht so – erwarten wir dann von Jehova, dass er es versteht, wenn wir uns schon mit dem Tagestext abmühen? Muss ER für unsere Schwachheiten Verständnis haben – aber das Verhalten dieses Ehemannes weckt leider keinerlei Verständnis bei uns?

    Haben wir unser Verhalten und unsere Beziehung zu Jehova schon mal von dieser Warte aus gesehen?

    Kommentar — 15. Juni 2012 @ 19:22

  6. Jule

    Hohelied 4 – Wie schön du bist!

    1 Wie schön du bist, meine Freundin, wie wunderschön! Deine Augen hinter dem Schleier glänzen wie das Gefieder der Tauben. Dein Haar fließt über deine Schultern wie eine Herde Ziegen, die vom Gebirge Gilead ins Tal zieht.

    2 Deine Zähne sind weiß wie geschorene Schafe, wenn sie aus der Schwemme kommen. Keiner von ihnen fehlt.

    3 Wie ein scharlachrotes Band leuchten deine Lippen, sie sind schön geschwungen. Hinter dem Schleier schimmern deine Wangen wie eine Scheibe vom Granatapfel.

    4 Dein Hals ist rund und hoch wie der Turm Davids, dein Schmuck wie tausend Schilde, die daran hängen.

    5 Deine Brüste sind wie junge Zwillinge einer Gazelle, die auf Blumenwiesen weiden.

    6 Abends, wenn es kühl wird und die Nacht ihre Schatten über das Land breitet, will ich zu dem Hügel kommen, der nach Myrrhe und Weihrauch duftet.

    7 Deine Schönheit ist vollkommen, meine Freundin, kein Makel ist an dir.

    Du hast mich verzaubert

    8 Komm mit mir, meine Braut, steig mit mir herab vom Libanon, verlass den Gipfel des Amanaberges, den steilen Senir und den Hermon! Denn dort leben die Löwen und Panther!

    9 Du hast mich verzaubert, mein Mädchen, meine Braut! Mit einem einzigen Blick hast du mein Herz geraubt. Schon eine Kette deines Halsschmucks zog mich in deinen Bann!

    10 Wie glücklich macht mich deine Liebe, mein Mädchen, meine Braut! Ich genieße deine Liebe mehr als den besten Wein. Dein Duft ist bezaubernder als jedes Parfüm.

    11 Wie Honig schmecken deine Lippen, meine Braut, ja, süße Honigmilch ist unter deiner Zunge! Und wie der Wald dort auf dem Libanon, so duften deine Kleider!

    Ein Gartenvoll edler Pflanzen

    12 Mein Mädchen ist ein Garten, in dem die schönsten Pflanzen wachsen. Aber noch ist er mir verschlossen. Meine Braut ist eine Quelle mit frischem Wasser, aber noch kann ich nicht davon trinken.

    13 An Granatbäumen reifen köstliche Früchte, und die Hennasträucher blühen.

    14 Dort wachsen Narde und Safran, Kalmus und Zimt, Weihrauchsträucher, Myrrhe und Aloë und die edelsten Balsamgewächse.

    15 Eine Quelle bewässert den Garten, ihr Wasser sprudelt herab vom Libanon.

    16 Kommt, Nordwind und Südwind, durchweht meinen Garten, tragt seine Düfte hinaus! Komm, mein Liebster, in deinen Garten, und genieße die köstlichen Früchte!

    Ein Loblied auf die Geliebte. Der Mann ist so hingerissen, dass er sie immer wieder ansehen muss. Er prägt sich jede Einzelheit von ihr ein, so dass er sie vor seinem inneren Auge sehen kann, wenn sie nicht da ist.

    Das erinnert mich an Thom und unser allererstes Treffen damals auf dem BZK in Dortmund. Ich hatte ihn und die Kinder in der Pause von der U-Bahn abgeholt. Obwohl den ganzen Tag und die halbe Nacht unterwegs, um zu mir zu kommen, hatte er keinen Hunger. Beim Programm haben wir dicht beieinander gesessen und ich habe wie üblich Notizen gemacht. So kann ich mich halt besser auf das Programm konzentrieren. Irgendwie habe ich doch mitbekommen, dass er die ganze Zeit mich ansah statt auf die Bühne zu sehen. Auf die Frage, was er da mache, kam die Antwort, dass er ein „Kopfviedeo“ dreht, für die Zeit, wenn er wieder zu Hause ist. Er musste bereis am nächsten Tag nach Programmmende wieder fahren. So hatte er mit den Ohren dem Programm gefolgt, aber mich mit den Augen die ganze Zeit unverwandt angesehen um sich alle Einzelheiten einzuprägen. Live ist halt doch anders, als nur ein Foto 😉

    Wie gut kennen wir unseren Gott Jehova? Wie genau sehen wir hin? Erkennen wir, wie wichtig jede Einzelheit ist?

    Könnten wir von unserem Gott ein ebenso begeistertes Loblied singen, wie dieser junge Mann hier in dem Kapitel? Wollen wir unseren Gott noch besser kennenlernen und uns jede Einzelheit über IHN einprägen, wie es mein Mann beim ersten persönlichen Treffen getan hat?

    Haben wir ein „Kopfvideo“ von Jehova „gedreht“, auf das wir zurückgreifen könnten, wenn wir von ihm abgetrennt würden? Erinnern wir uns an die vielen Erlebnisberichte von den Brüdern, die unter Verfolgung oftmals sogar in Einzelhaft waren? Wie sie in der Zeit jede Einzelheit von Jehova aus ihrem Gedächtnis wieder hervorgekramt haben, was sie jemals über Jehova gelesen und gehört hatten? Wie sie in ihrer Phantasie Rückbesuche gemacht oder Vorträge gehalten haben, um ihre Liebe zu Jehova wach zu halten? Dies konnten sie nur deshalb tun, weil sie zuvor die gelegene Zeit genutzt hatten.

    So, wie Thom damals ein „Kopfvideo“ von mir „gedreht“ hat. Er wußte, dass er die Zeit nutzen mußte, weil wir uns danach eine sehr lange Zeit nicht mehr persönlich würden sehen können!

    Haben auch wir so ein Dringlichkeitsgefühl, was Jehova und die Wahrheit angeht? Oder sind wir vielleicht dadurch eingelullt, dass wir ja alles haben? Heute ist es ja kein Problem mehr, an Bibeln und Literatur heranzukommen. Nehmen wir sie aus diesem Grund vielleicht für selbstverständlich und denken, wir hätten ja noch jede Menge Zeit, sie zu lesen? Wir hier in Deutschland werden ja nicht verfolgt und darum ist es in unseren Augen vielleicht nicht ganz so wichtig, denn wir müssen ja nicht mit Einzelhaft rechnen?

    Könnten wir – wie hier dieser verliebte junge Mann – unseren Gott „mit geschlossenen Augen“ bis in die kleinste Einzelheit beschreiben?

    Oder sind wir ein junger Mann, der seine Liebste auf Nachfrage wie folgt beschreibt: „sie ist eine Frau, nicht ganz so groß und sie hat Haare, zwei Augen und zwei Ohren und eine Nase…“? Würde dieses so beschriebene Mädchen sich wirklich von ihrem Verlobten geliebt fühlen?

    Kommentar — 15. Juni 2012 @ 19:52

  7. Jule

    Hohelied 1 – 4

    Hier kommen wir also zu dem Bibelbuch, bei dem wir im vergangenen Jahr unsere Beziehung zu Jehova – mit all ihren Sehnsüchten und Gefühlen – mit der zu unserem geliebten Ehemann verglichen haben. Erinnern wir uns noch?

    Hohelied 1 – 1 Das Lied der Lieder , von Salomo .

    Sie:
    2 Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes! Denn deine Liebe ist besser als Wein. 3 Lieblich duften deine Salben; dein Name ist wie ausgegossenes Salböl: darum lieben dich die Jungfrauen! 4 Zieh mich dir nach, so laufen wir! Der König hat mich in seine Gemächer gebracht ; wir wollen jauchzen und uns freuen an dir, wollen deine Liebe preisen, mehr als Wein; mit Recht haben sie dich lieb!

    5 Schwarz bin ich, aber lieblich , ihr Töchter Jerusalems, wie die Zelte Kedars , wie die Vorhänge Salomos. 6 Seht mich nicht an, weil ich so schwärzlich bin, weil die Sonne mich verbrannt hat!

    Die Söhne meiner Mutter zürnten mir, sie setzten mich zur Hüterin der Weinberge; [doch] meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet!

    7 Sage mir doch, du, den meine Seele liebt : Wo weidest du? Wo hältst du Mittagsrast? Warum soll ich wie eine Verschleierte sein bei den Herden deiner Gefährten?

    Er:
    8 Ist es dir nicht bekannt, du Schönste unter den Frauen, so geh nur hinaus, den Spuren der Schafe nach, und weide deine Zicklein bei den Wohnungen der Hirten!

    9 Einer Stute am Wagen des Pharao vergleiche ich dich, meine Freundin ! 10 Deine Wangen sind lieblich in den Kettchen, dein Hals in den Perlenschnüren! 11 Wir wollen dir goldene Kettchen machen mit silbernen Punkten!

    Sie:
    12 Solange der König an seiner Tafel war, gab meine Narde ihren Duft. 13 Mein Geliebter ist mir ein Myrrhenbüschel , das zwischen meinen Brüsten ruht. 14 Mein Geliebter ist mir wie ein Büschel der Cyperblume in den Weinbergen von En-Gedi !

    Er:
    15 Siehe, du bist schön , meine Freundin, siehe, du bist schön; deine Augen sind [wie] Tauben!

    Sie:
    16 Siehe, du bist schön, mein Geliebter, und so lieblich! Ja, unser Lager ist grün. 17 Zedern sind die Balken unseres Hauses, Zypressen unsere Täfelung.

    Ein Dialog zwischen zwei Liebenden. Zum besseren Verständnis sind die Passagen in unterschiedlichen Farben markiert. Sie Rot, er blau.

    Sie sehnen sich nacheinander, preisen die Schönheit und die guten Eigenschaften des anderen. Zwei Menschen, die sich sehr gut kennen. Sie fragt, wo er gerade ist und er fragt zurück: „ist es dir nicht bekannt?“. Da sie ihren Geliebten sehr gut kennt, weiss sie, wo sie suchen muss.

    Wie ist unsere Beziehung – zu unserem Ehepartner und zu Gott?

    Wie gut kennen wir unseren Eheartner?
    Wie vertraut sind wir mit ihm, seinen Vorlieben, Gedanken und Gefühlen?
    Wie sieht es mit unserer Kommunikation aus?

    Reden wir miteinander über alles, was uns bewegt – oder reden wir nur das Nötigste, damit es zu Hause so einigermaßen funktioniert?
    Reden wir wirklich offen miteinander – oder halten wir mit vielem zurück, weil wir Angst haben, unser Ehepartner würde uns sonst für dumm oder weichlich halten?
    Sagen wir offe, was uns bewegt und was wir uns wünschen, oder „spielen wir Spielchen“, in der Hoffnung, dass der andere errät, was wir wollen?

    Wenn wir dies nun alles auf unser Verhältnis zu Jehova anwenden: wie sieht es da bei uns aus?

    Kommentar — 14. Juni 2013 @ 17:54

  8. Jule

    Hohelied 2 – Sie
    1 Ich bin eine Narzisse von Saron, eine Lilie der Täler.

    Er
    2 Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern!

    Sie
    3 Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter unter den Söhnen! In seinem Schatten saß ich so gern, und seine Frucht war meinem Gaumen süß. 4 Er führte mich ins Weinhaus, und die Liebe ist sein Banner über mir.

    5 Stärkt mich mit Rosinenkuchen, erquickt mich mit Äpfeln; denn ich bin krank vor Liebe! 6 Er lege seine Linke unter mein Haupt und umarme mich mit seiner Rechten!

    7 Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder den Hindinnen des Feldes: Erregt und erweckt nicht die Liebe, bis es ihr gefällt!

    8 Da ist die Stimme meines Geliebten! Siehe, er kommt! Er springt über die Berge, er hüpft über die Hügel! 9 Mein Geliebter gleicht einer Gazelle oder dem jungen Hirsch. Siehe, da steht er hinter unserer Mauer, schaut zum Fenster hinein, blickt durchs Gitter.

    10 Mein Geliebter beginnt und spricht zu mir:

    »Mach dich auf, meine Freundin, komm her, meine Schöne! 11 Denn siehe, der Winter ist vorüber, der Regen hat sich auf und davon gemacht; 12 die Blumen zeigen sich auf dem Land, die Zeit des Singvogels ist da, und die Stimme der Turteltauben Lässt sich hören in unserem Land; 13 am Feigenbaum röten sich die Frühfeigen, und die Reben verbreiten Blütenduft; komm , mach dich auf, meine Freundin; meine Schöne, komm doch!

    14 Meine Taube in den Felsenklüften, im Versteck der Felsenwand; Lass mich deine Gestalt sehen, Lass mich deine Stimme hören! Denn deine Stimme ist süß, und lieblich ist deine Gestalt.«

    15 Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchse, welche die Weinberge verderben ; denn unsere Weinberge stehen in Blüte!

    Sie:
    16 Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein, der unter den Lilien weidet . 17 Bis der Tag kühl wird und die Schatten fliehen, kehre um, mein Geliebter, sei gleich der Gazelle oder dem jungen Hirsch auf den zerklüfteten Bergen!

    Was für wunderschöne Worte der Liebe sie füreinander finden: sie liebkosen einander mit Worten, was für eine Poesie!

    Wie sieht es aus und wie hört es sich für andere an, wenn wir mit unserem Ehepartner zusammen sind und miteinander reden?

    Sehen wir unseren Ehepartner noch so, wie sich die beiden hier sehen – oder hat sich dies im Laufe der Ehe stark verändert?

    Hat uns der Alltag wirklich so sehr eingeholt, dass wir vergessen, unseren Ehepartner mit Worten zu liebkosen? Ist es der Mangel an Zeit oder haben uns persönliche Enttäuschungen im Umgang miteinander verändert?

    Empfinden wir noch die gleiche Liebe und Wertschätzung für unseren Ehepartner, seit wir einander kennen und lieben lernten? Sehnen wir uns immer noch danach, den anderen zu sehen, mit ihm zu reden und ihn zu berühren?

    Wenn nicht: warum nicht? Was hat sich verändert? Hat sich der Ehepartner wirklich so sehr verändert, oder ist es nur unsere Sichtweise? Haben wir die rosarote Brille der Verliebten abgesetzt und sind nun enttäuscht? Hatten wir ihn ändern wollen und es hat nicht funktioniert? Hat er oder sie unsere Erwartungen nicht erfüllt? Können wir kleine verletzte Gefühle nicht vergessen und vergeben, weil wir vielleicht nachtragend sind?

    Hierzu gibt von Bayless Conley eine sehr schöne Ansprache – „Liebe und Romantik“ – wo er auf das eingeht, was in diesem Lied gesagt wird und wie wir es auf unser persönliches Eheleben anwenden können; sowie einige weitere sehr interessante Ansprachen zum Thema Ehe und wie wir die Liebe lebendig erhalten können:
    „Biblischer Rat für Familien in Krisen“
    „Die 10 Gebote für die Ehe“
    „Gesunde Beziehungen leben“
    „Respektiere deinen Mann, liebe deine Frau“ und
    „Weisheit und Ehe“.

    Für Jehova ist die Ehe heilig und er will, dass wir in unseren Beziehungen glücklich sind. Daher enthält die Bibel sehr viel Rat in dieser Hinsicht und auch gerade im Hohelied finden wir viel praktischen und sehr guten Rat für eine gesunde Beziehung der Ehepartner und einer befriedigenden Sexualität.

    Wieviel wir aus unserer Beziehung mit unserem Ehepartner für unsere Beziehung zu Gott lernen können, habe ich erst in den vergangenen 7,5 Jahre mit Thom erkannt:

    So habe ich im Laufe meiner Kindheit und Jugend irgendwie eine falsche Ansicht über mich selbst und meinen Wert entwickelt. Ich weiss im Nachhinein nicht mehr so genau, warum ich zu der Ansicht gekommen bin, man könne mich nicht lieben und ich müsse mir die Liebe der anderen verdienen. Ich hatte das große Glück, dass sich Thom in mich verliebt hat, bevor ich anfangen konnte, mich zu verbiegen, damit ich liebenswert bin. Vielleicht war dies der erste Schritt – die Basis von allem. Denn dadurch, dass ich glaubte, dass man mich nicht lieben könne, habe ich immer versucht das zu sein, von dem ich dachte, der andere erwartet das nun von mir.

    Als ich Thom kennenlernte, war eigentlich egal, was und wie er von mir dachte – denn hier war jemand, der Hilfe brauchte, die ich geben konnte und genau dies habe ich getan, weil dies von jeher mein tiefstes Bedürfnis war. Nur an dem Punkt, wo mich dann bisher diejenigen verlassen haben, denen ich auf die Beine geholfen hatte, da hatte sich Thom in mich verliebt. Als ich merkte. was ich für ihn empfinde und dass er als Mann für mich interessant ist, hatte ich angefangen, mich zu verbiegen. Aber Thom hat es gemerkt und mich schnell ausgebremst. Ich müsse mich nicht verbiegen, er liebe mich, wie ich bin. Nicht „obwohl“ ich so bin, sondern weil ich bin wie ich bin. Gerade so und gerade deshalb liebt er mich. Etwas, was für mich völlig unbegreiflich war, was mich aber so sichtbar hat aufblühen lassen, dass mich selbst mein Vater darauf angesprochen hat. Hier war ein Mensch, bei dem ich einfach ich selbst sein konnte und der mich genau so liebte.

    Dies ist die Basis für eine gute Ehe: dass wir uns derart sicher und geborgen bei dem anderen fühlen dürfen und auch er sich bei uns. Wir wollen geliebt sein, wie wir sind und wir sollten unseren Partner ebenso bedingungslos lieben und uns nicht an seinen Fehlern und kleinen Schwächen aufreiben. Er ist noch der, den wir lieben gelernt haben und so wollten wir ihn haben. Also zeigen wir ihm unsere Liebe und versichern wir ihm, wie sehr wir ihn lieben und schätzen.

    Unser Gott schaetzt uns ebenso – genauso wie wir sind, weil wir der oder die sind, die wir sind. Eigentlich liebt uns Jehova auch bedingungslos. Er weiss, dass wir Fehler machen und wie oft wir ihn auch enttäuscht haben und es noch tun – ER wendet sich nicht von uns ab. Er liebt uns und streckt uns immer wieder versöhnlich die Arme entgegen. Er versichert uns in seinem Wort immer wieder, wie sehr er uns liebt und schätzt.

    Ist diese Liebe vielleicht einseitig?

    Erwidern wir Jehovas Liebe? Sehnen wir uns danach, mit ihm Zeit zu verbringen, mit ihm zu reden, ihm nahe zu sein? Sagen wir ihm immer wieder, wie sehr wir ihn lieben und schätzen? Welchen Eindruck bekommen andere von uns und unserem Verhältnis zu Jehova – wenn sie uns beobachten?

    Ich habe besonders im vergangenen Jahr den Eindruck bekommen, dass diese beiden Beziehungen sehr eng zusammenhängen:

    Wer ein gutes Verhältnis zu seinem Ehepartner mit allem hat, was dazu gehört, der hat in der Regel auch eine innigere Beziehung zu Gott. Und wer ein enges lebendiges Verhältnis zu Jehova hat, hat in der Regel auch eine innige und vertraute Beziehung voller Liebe und Wertschätzung mit seinem Ehepartner?

    Was was zuerst da – die Henne oder das Ei?

    Fakt ist: wenn du Probleme in deiner Ehe und mit deinem Ehepartner hast, dann bist du gut beraten, wenn du dein Verhältnis zu Jehova vertiefst.

    In dem Film „Zurück zum Glück – erste Liebe zweite Chance“ malt der Bruder, der die Ehetherapie mit den Leuten macht, der jungen Ehefrau ein Dreieck auf die Innenseite der Hand und sagt, dass er erst dann weiter mit ihr über die Probleme mit ihrem Mann redet, wenn sie dies Bild verstanden hat.

    Im Laufe der Zeit brgreift sie die Bedeutung: die Basis vom Dreieck sind sie und ihr Mann. Noch sind sie weit voneinander entfernt. An der Spitze steht Gott – und je näher jeder von beiden sich auf Gott zubewegt, umso näher kommen sie sich.

    Also wie sieht es mit unserem ganz persönlichen Verhältnis zu Jehova aus?

    Kommentar — 14. Juni 2013 @ 18:40

  9. Jule

    Hohelied 3 – Sie
    1 Auf meinem Lager in den Nächten suchte ich ihn, den meine Seele liebt; ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht. 2 »Ich will doch aufstehen und in der Stadt umherlaufen, auf den Straßen und Plätzen; ich will ihn suchen, den meine Seele liebt!« Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht.

    3 Mich fanden die Wächter , welche die Runde machten in der Stadt: Habt ihr ihn gesehen, den meine Seele liebt? 4 Kaum war ich an ihnen vorübergegangen, da fand ich ihn, den meine Seele liebt. Ich hielt ihn fest und ließ ihn nicht mehr los, bis ich ihn in das Haus meiner Mutter gebracht hatte, ins Gemach derer, die mich empfangen hat.

    5 Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder bei den Hindinnen des Feldes: Erregt und erweckt nicht die Liebe, bis es ihr gefällt! 6 Wer kommt da von der Wüste herauf? Es sieht aus wie Rauchsäulen von brennendem Weihrauch und Myrrhe, von allerlei Gewürzpulver der Krämer. 7 Siehe da, Salomos Sänfte: sechzig Helden sind rings um sie her, von den Helden Israels! 8 Sie alle sind mit Schwertern bewaffnet, im Krieg geübt, jeder hat sein Schwert an der Seite, damit nichts zu fürchten sei während der Nacht.

    9 Der König Salomo ließ sich eine Sänfte machen, aus dem Holz des Libanon. 10 Ihre Säulen ließ er aus Silber machen, ihre Lehne aus Gold , ihren Sitz aus Purpur, das Innere wurde mit Liebe ausgestattet von den Töchtern Jerusalems.

    11 Kommt heraus, ihr Töchter Zions, und betrachtet den König Salomo mit dem Kranz, mit dem seine Mutter ihn bekränzt hat an seinem Hochzeitstag, am Tag der Freude seines Herzens!

    Kommentar — 14. Juni 2013 @ 19:12

  10. Jule

    Hohelied 4 – Er
    1 Siehe, du bist schön, meine Freundin , siehe, du bist schön; deine Augen sind [wie] Tauben hinter deinem Schleier; dein Haar gleicht der Ziegenherde, die vom Bergland Gilead herabwallt. 2 Deine Zähne gleichen einer Herde frisch geschorener Schafe, die von der Schwemme kommen, die allesamt Zwillinge tragen, und von denen keines unfruchtbar ist. 3 Deine Lippen sind wie eine Karmesinschnur , und dein Mund ist lieblich; wie Granatäpfelhälften sind deine Schläfen hinter deinem Schleier. 4 Dein Hals gleicht dem Turm Davids, zum Arsenal erbaut, mit tausend Schildern behängt, allen Schilden der Helden. 5 Deine beiden Brüste gleichen jungen Gazellen, Gazellenzwillingen, die zwischen den Lilien weiden. 6 Bis der Tag kühl wird und die Schatten fliehen, will ich auf den Myrrhenberg gehen und auf den Weihrauchhügel! 7 Schön bist du, meine Freundin, in allem, und kein Makel ist an dir!

    8 Komm mit mir vom Libanon, [meine] Braut, komm mit mir vom Libanon! Steig herab vom Gipfel des Amana, vom Gipfel des Schenir und des Hermon , von den Lagerstätten der Löwen, von den Bergen der Leoparden!

    9 Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester, [meine] Braut ; mit einem einzigen deiner Blicke hast du mir das Herz geraubt, mit einem einzigen Kettchen von deinem Halsschmuck! 10 Wie schön ist deine Liebe , meine Schwester, [meine] Braut; wie viel besser ist deine Liebe als Wein, und der Duft deiner Salben als alle Wohlgerüche! 11 Honigseim träufeln deine Lippen, [meine] Braut, Honig und Milch sind unter deiner Zunge, und der Duft deiner Kleider ist wie der Duft des Libanon !

    12 Ein verschlossener Garten ist meine Schwester, [meine] Braut; ein verschlossener Born, eine versiegelte Quelle . 13 Deine Schösslinge sind ein Lustgarten von Granatbäumen mit herrlicher Frucht, Cyperblumen mit Narden; 14 Narden und Safran, Kalmus und Zimt, samt allerlei Weihrauchgehölz, Myrrhe und Aloe und den edelsten Gewürzen; 15 eine Gartenquelle, ein Brunnen lebendigen Wassers, und Bäche , die vom Libanon fließen!

    Sie:
    16 Erwache, du Nordwind, und komm, du Südwind , durchwehe meinen Garten, Dass sein Balsam träufle! Mein Geliebter komme in seinen Garten und esse seine herrliche Frucht !

    Sexualität hat in der Bibel nicht den Stempel von Sünde oder Bösem – sondern sie ist etwas sehr schönes, was Jehova den Menschen gegeben hat, damit sich Eheleute auf eine ganz besondere Weise sehr nah sein können.

    Dies sieht auch die katholische Kirche so, wie die mehrteilige Vortragsreihe von Johannes Hartl belegt, der einer katholischen Gruppierung angehört: „Am 6. Tag erschuf Gott den Sex!“

    Hier zeigt er, was sich Jehova dabei gedacht hat und wie wir auf eine Weise unsere Sexualität ausleben können, dass sie für beide Ehepartner beglückend und befriedigend ist und im Sinne des Erschaffers 😉

    Kommentar — 14. Juni 2013 @ 20:57

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