Höhepunkte Nehemia
WT 01.02.2006
Das Wort Jehovas ist lebendig
Höhepunkte aus dem Buch Nehemia
SEIT den letzten im Bibelbuch Esra erwähnten Ereignissen sind 12 Jahre vergangen. Jetzt steht das „Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und wieder zu bauen“, kurz bevor — das Ereignis, das den Beginn der 70 Jahrwochen kennzeichnet, in deren Verlauf der Messias erscheinen soll (Daniel 9:24-27). Das Buch Nehemia berichtet aus der Geschichte von Gottes Volk und vom Wiederaufbau der Stadtmauer Jerusalems. Es behandelt einen entscheidenden Zeitraum von über 12 Jahren — von 456 v. u. Z. bis irgendwann nach 443 v. u. Z.
Das Buch wurde von dem Statthalter Nehemia geschrieben und enthält einen begeisternden Bericht darüber, wie sehr es die wahre Anbetung fördert, wenn jemand entschlossen vorgeht und dabei völlig auf Jehova Gott vertraut. Es macht deutlich, wie Jehova Angelegenheiten lenkt, damit sein Wille geschieht. Außerdem ist es die Geschichte eines starken und mutigen Führers. Die Botschaft des Buches Nehemia enthält für alle wahren Anbeter von heute wertvolle Lehren, „denn das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus“ (Hebräer 4:12).
„SCHLIESSLICH WURDE DIE MAUER . . . VOLLENDET“
(Nehemia 1:1 bis 6:19)
Nehemia dient König Artaxerxes Longimanus in Susa, der Burg, in einer Vertrauensstellung. Er ist tief betrübt, als ihm jemand über sein Volk berichtet: „[Sie] sind in einer sehr üblen Lage und in Schmach; und die Mauer Jerusalems ist niedergerissen, und seine Tore, sie sind mit Feuer verbrannt.“ Inbrünstig wendet er sich im Gebet an Gott (Nehemia 1:3, 4). Der König bemerkt bald, dass Nehemia traurig ist, und lässt ihn nach Jerusalem gehen.
Nach der Ankunft in Jerusalem untersucht Nehemia im Schutz der Dunkelheit die Stadtmauer und eröffnet den Juden den Plan, die Mauer wieder aufzubauen. Der Aufbau beginnt und gleichzeitig kommt Widerstand auf. Unter der mutigen Führung Nehemias wird die Mauer jedoch schließlich vollendet (Nehemia 6:15).
Antworten auf biblische Fragen:
1:1; 2:1 — Ist das in diesen beiden Versen erwähnte ‘zwanzigste Jahr’ vom selben Bezugspunkt aus gerechnet?
Das 20. Jahr ist zwar das 20. Regierungsjahr des Königs Artaxerxes, aber es wurde jeweils unterschiedlich berechnet. Geschichtliche Beweise lassen auf das Jahr 475 v. u. Z. als das Thronbesteigungsjahr von Artaxerxes schließen. Bei den babylonischen Schreibern war es üblich, die Regierungsjahre der persischen Könige von Nisan (März/April) bis Nisan zu rechnen. Daher begann das erste Regierungsjahr des Artaxerxes im Nisan 474 v. u. Z. Das in Nehemia 2:1 erwähnte 20. Regierungsjahr begann folglich im Nisan 455 v. u. Z. Der in Nehemia 1:1 angeführte Monat Kislew (November/Dezember) gehörte logischerweise zum Jahr davor und war der Kislew des Jahres 456 v. u. Z. Nehemia schreibt auch diesen Monat dem 20. Jahr der Herrschaft des Artaxerxes zu. Vielleicht zählte er die Jahre diesmal vom Antrittsjahr des Regenten an. Womöglich berechnete er die Zeit auch nach dem bürgerlichen Kalender der Juden, der im Monat Tischri (September/Oktober) beginnt. Auf jeden Fall erging das Wort, Jerusalem wiederherzustellen, im Jahr 455 v. u. Z.
4:17, 18 — Wie konnte jemand mit nur einer Hand am Wiederaufbau arbeiten?
Für Lastenträger war das kein Problem. Sobald die Last auf dem Kopf oder den Schultern lag, konnten sie diese gut mit einer Hand balancieren, „während die andere Hand das Wurfgeschoss hielt“. Die Bauleute, die beide Hände für die Arbeit brauchten, „waren gegürtet, jeder mit seinem Schwert an seiner Hüfte, während sie bauten“. Bei einem Angriff waren sie bereit.
5:7 — Wieso „begann [Nehemia] die Edlen und die bevollmächtigten Vorsteher zu rügen“?
Was diese Juden von ihren Landsleuten eintrieben, war Wucher und verletzte das mosaische Gesetz (3. Mose 25:36; 5. Mose 23:19). Außerdem verlangten die Kreditgeber hohe Zinsen. Falls sie „den Hundertsten“ monatlich forderten, entsprach das 12 Prozent Zinsen im Jahr (Nehemia 5:11). Solche Forderungen an jemanden zu stellen, der bereits schwer unter der Steuerlast und einer Lebensmittelknappheit litt, war unbarmherzig. Deshalb rügte Nehemia die Reichen gestützt auf Gottes Gesetz, wies sie scharf zurecht und deckte so das Unrecht auf.
6:5 — Warum sandte Sanballat den vertraulichen Brief an Nehemia nicht wie üblich in einem versiegelten Beutel, sondern als „offenen Brief“?
Vielleicht schickte Sanballat den Brief mit den Falschanklagen offen, damit sie öffentlich bekannt würden. Wahrscheinlich hoffte er, Nehemia dadurch derart zu verärgern, dass er die Baustelle verlassen und kommen würde, um sich zu verteidigen. Oder vielleicht dachte Sanballat, der Briefinhalt würde die Juden dermaßen beunruhigen, dass sie mit der Arbeit völlig aufhören würden. Nehemia ließ sich nicht einschüchtern und setzte das Werk, das Gott ihm übertragen hatte, in Ruhe fort.
Lehren für uns:
1:4; 2:4; 4:4, 5. In Schwierigkeiten oder bei wichtigen Entscheidungen sollten wir ‘im Gebet verharren’ und uns an theokratische Anweisungen halten (Römer 12:12).
1:11 bis 2:8; 4:4, 5, 15, 16; 6:16. Jehova erhört die aufrichtigen Gebete seiner Diener (Psalm 86:6, 7).
1:4; 4:19, 20; 6:3, 15. Nehemia war feinfühlig und gab dennoch ein gutes Beispiel, wie man tatkräftig und entschlossen für Gerechtigkeit eintritt.
1:11 bis 2:3. Nicht die angesehene Stellung als Mundschenk bereitete Nehemia die größte Freude, sondern die Förderung der wahren Anbetung. Sollte uns die Anbetung Jehovas und alles, was zu ihrer Förderung beiträgt, nicht auch das Wichtigste sein und uns am meisten freuen?
2:4-8. Jehova sorgte dafür, dass Artaxerxes Nehemia erlaubte, nach Jerusalem zu gehen und die Stadtmauer wieder aufzubauen. In Sprüche 21:1 heißt es: „Eines Königs Herz ist wie Wasserbäche in der Hand Jehovas. Wohin immer es ihm gefällt, wendet er es.“
3:5, 27. Wir sollten es nicht wie die „Majestätischen“ der Tekoiter als unter unserer Würde betrachten, im Interesse der wahren Anbetung körperlich zu arbeiten. Setzen wir uns lieber wie die gewöhnlichen Tekoiter willig ein.
3:10, 23, 28-30. Manche können zwar dorthin ziehen, wo mehr Königreichsverkündiger benötigt werden, doch viele von uns unterstützen die wahre Anbetung in ihrer Umgebung. Wir können uns zum Beispiel am Bau von Königreichssälen beteiligen oder Katastrophenhilfe leisten, doch vor allem unterstützen wir das Königreichspredigtwerk.
4:14. Auch wir brauchen uns bei Widerstand nicht zu fürchten, wenn wir „den Großen und Furchteinflößenden“ im Sinn behalten.
5:14-19. Der Statthalter Nehemia ist für christliche Aufseher ein hervorragendes Beispiel in Bezug auf Demut, Selbstlosigkeit und Zurückhaltung. Er setzte Gottes Gesetz zwar eifrig und nachdrücklich durch, doch er spielte nicht den Herrn über andere, um sich selbst Vorteile zu verschaffen. Vielmehr war er um die Bedrückten und Armen besorgt. Nehemia ist für Diener Gottes ein herausragendes Beispiel der Freigebigkeit.
„GEDENKE DOCH MEINER, O MEIN GOTT, ZUM GUTEN!“
(Nehemia 7:1 bis 13:31)
Sobald Jerusalems Stadtmauer fertig ist, setzt Nehemia die Tore ein und ordnet Schutzmaßnahmen für die Stadt an. Dann geht er daran, ein Geschlechtsregister des Volkes anzulegen. Als sich das Volk „auf dem öffentlichen Platz . . . vor dem Wassertor“ versammelt hat, liest Esra, der Priester, aus dem Buch des Gesetzes Mose vor und Nehemia sowie die Leviten erklären das Gesetz (Nehemia 8:1). Die Israeliten erfahren vom Laubhüttenfest und das bewegt sie, das Fest voll Freude zu feiern.
Bei einer weiteren Versammlung bekennen „die Nachkommen Israels“ die Sünden der Nation. Die Leviten geben einen Überblick über Gottes Handlungsweise mit Israel, und das Volk schwört, „in dem Gesetz des wahren Gottes zu wandeln“ (Nehemia 9:1, 2; 10:29). Jerusalem hat zu wenig Einwohner. Daher wirft man Lose, damit jeder Zehnte, der außerhalb der Stadt wohnt, in die Stadt zieht. Anschließend wird die Stadtmauer mit einer solchen Begeisterung eingeweiht, dass ‘die Freude Jerusalems weithin gehört werden kann’ (Nehemia 12:43). Zwölf Jahre nach Nehemias Ankunft in Jerusalem kehrt er wieder in den Dienst bei Artaxerxes zurück. Schon bald schleicht sich unreines Verhalten bei den Juden ein. Nehemia kommt wieder nach Jerusalem und geht entschieden vor, um die Situation zu bereinigen. Demütig bittet er: „Gedenke doch meiner, o mein Gott, zum Guten!“ (Nehemia 13:31).
Antworten auf biblische Fragen:
7:6-67 — Warum enthält Nehemias Verzeichnis über den Überrest, der mit Serubbabel nach Jerusalem zurückkehrte, andere Zahlen für die einzelnen Hausgemeinschaften als Esras Liste? (Esra 2:1-65).
Vielleicht weichen die Angaben voneinander ab, weil Esra und Nehemia unterschiedliche Quellen verwendeten. Zum Beispiel könnte die Zahl derer, die sich für die Rückkehr angemeldet hatten, von der Zahl der tatsächlich Zurückgekehrten abgewichen sein. Die zwei Listen stimmen womöglich auch deshalb nicht überein, weil einige Juden, die ihre Abstammung nicht gleich nachweisen konnten, das später nachholten. Beide Verzeichnisse sind allerdings in einem Punkt gleich: Die Zahl der ersten Heimkehrer belief sich ohne Sklaven und Sänger auf 42 360.
10:34 — Warum musste das Volk für Holz sorgen?
Das mosaische Gesetz gebot kein Holzopfer. Holzlieferungen waren nur wegen des großen Bedarfs nötig. Man brauchte viel Holz, um die Opfer auf dem Altar zu verbrennen. Offenbar gab es nicht genug Nethinim, die als nichtisraelitische Tempelsklaven dienten. Daher warf man Lose, um die ununterbrochene Lieferung von Holz zu gewährleisten.
13:6, Fußnote — Wie lange war Nehemia von Jerusalem weg?
In der Bibel steht nur, dass sich Nehemia „einige Zeit später“ oder „am (nach) Ende von Tagen“ vom König Urlaub erbat, um nach Jerusalem zurückzukehren. Man kann daher nicht ermitteln, wie lange er weg war. Wieder in Jerusalem angekommen, stellte Nehemia allerdings fest, dass man weder die Priesterschaft versorgte noch den Sabbat hielt. Viele hatten Ausländerinnen geheiratet und ihre Kinder sprachen nicht einmal die Landessprache. Nehemia muss lange Zeit weg gewesen sein, dass sich die Zustände dermaßen verschlechtern konnten.
13:25, 28 — Welche Schritte unternahm Nehemia noch gegen die rückfälligen Juden, außer sie zu rügen?
Nehemia ‘rief Übles auf sie herab’, indem er Auszüge aus Gottes Gesetz gegen sie anführte. ‘Einige von ihnen schlug’ er, vielleicht dadurch, dass er sie gemäß dem Gesetz bestrafen ließ. Aus Empörung raufte er ihnen Haare aus. Auch jagte er den Enkel des Hohen Priesters Eljaschib fort, der eine Tochter Sanballats, des Horoniters, geheiratet hatte.
Lehren für uns:
8:8. Als Lehrer des Wortes Gottes wollen wir ‘dessen Sinn angeben’ und die Anwendung verständlich machen; deshalb bemühen wir uns um eine gute Aussprache und Betonung sowie um die richtige Erklärung.
8:10. Wir verspüren „die Freude Jehovas“, wenn wir uns der geistigen Bedürfnisse bewusst sind, sie befriedigen und theokratischer Leitung folgen. Daher ist es wichtig, fleißig die Bibel zu studieren, regelmäßig die Zusammenkünfte zu besuchen und uns eifrig am Predigen des Königreiches und am Jüngermachen zu beteiligen.
11:2. Seinen Erbbesitz zu verlassen und nach Jerusalem zu ziehen verursachte Kosten und brachte einige Nachteile. Das von sich aus zu tun ließ Opferbereitschaft erkennen. Auch wir können opferbereit sein und wenn möglich bei Kongressen oder anderen Gelegenheiten freiwillig für andere etwas tun.
12:31, 38, 40-42. Singen ist eine gute Möglichkeit, Jehova zu preisen und ihm zu danken. Bei christlichen Zusammenkünften sollten wir von ganzem Herzen singen.
13:4-31. Materialistisches, verdorbenes oder abtrünniges Denken darf keinesfalls bei uns Fuß fassen.
13:22. Nehemia wusste genau, dass er Jehova gegenüber verantwortlich ist. Auch wir sollten uns der Verantwortung Jehova gegenüber bewusst sein.
Jehovas Segen ist unerlässlich!
Der Psalmist sang: „Wenn Jehova selbst das Haus nicht baut, so ist es umsonst, dass seine Bauleute hart daran gearbeitet haben“ (Psalm 127:1). Wie schön das Buch Nehemia diese Wahrheit doch verdeutlicht!
Was wir daraus lernen können, ist klar. Wir brauchen Jehovas Segen, wenn uns alles, was wir in Angriff nehmen, gelingen soll. Wie könnten wir erwarten, dass Jehova uns segnet, wenn wir die wahre Anbetung nicht allem voranstellen? Machen wir daher die Anbetung Jehovas wie Nehemia zum Wichtigsten in unserem Leben.
Jule | 10.13.11 | Höhepunkte der Bibellesung |
Keine Kommentare »
No comments yet.
RSS feed for comments on this post. TrackBack URL
Leave a comment