„Eine bestimmte Zeit für alles“

‘Eine bestimmte Zeit für alles’

König Salomo beobachtete, daß auf der Erde alles bestimmten Kreisläufen und Veränderungen unterworfen ist. Wie für eine schwangere Frau die Zeit zum Gebären heranrückt, so kommt schließlich die Zeit, da hohes Alter oder Krankheit dem Leben ein Ende setzt. Wie es eine Zeit zur Geburt und zum Sterben gibt, so gibt es

‘eine Zeit zum Pflanzen und Ausreißen, zum Töten und Heilen, zum Abbrechen und Bauen, zum Weinen und Lachen, zum Schweigen und Reden, zum Lieben und Hassen und eine Zeit für Krieg und Frieden’ (Pred. 3:1-8).

Oft wird die Zeit für solche Dinge durch Umstände herbeigeführt, auf die der Mensch keinen Einfluß hat. Deshalb wirft Salomo, nachdem er diese Dinge erwähnt hat, zu Recht die Frage auf:

“Welchen Vorteil gibt es für den Tätigen in dem, woran er hart arbeitet?” (Pred. 3:9).

Ja, wäre es in Anbetracht der Tatsache, daß im Leben eines Menschen bedeutende Dinge geschehen, auf die er keinen Einfluß hat, weise, zu versuchen, nur an harter Arbeit Freude zu finden? Wegen der Unsicherheiten des Lebens kann jemandes ganze Arbeit und sein Bemühen, ein Ziel in materieller Hinsicht zu erreichen, schnell zunichte werden (Matth. 6:27).

Salomo sagt weiter:

“Ich habe die Beschäftigung gesehen, die Gott den Menschensöhnen gegeben hat, mit der sie beschäftigt sein sollen” (Pred. 3:10).

Er konnte von sich sagen, er habe das “gesehen”, weil er selbst die Beschäftigung des Menschen gründlich untersucht hatte. Zu welchem Ergebnis kam Salomo, gestützt auf seine scharfe Beobachtung, hinsichtlich des Rahmens, innerhalb dessen der Mensch seine Tätigkeiten auszuführen hat? Wir lesen:

“Alles hat er [Gott] schön gemacht zu seiner Zeit” (Pred. 3:11).

Im Einklang damit schreibt Salomo gemäß Prediger 7:29:

“Siehe! Nur dies habe ich gefunden, daß der wahre Gott den Menschen rechtschaffen gemacht hat.”

Das geschah zu einer passenden Zeit innerhalb des Schöpfungsprogramms Gottes, als er den ersten vollkommenen Menschen erschuf. Diesem Menschen, Adam, gab Gott eine Frau, Eva, die die Vollkommenheit weiblicher Schönheit war, viel hübscher als die drei berühmten Töchter Hiobs (Hiob 42:15). Mit der Eheschließung zwischen Adam und Eva im herrlichen Edenparadies ging Gottes sechster Schöpfungstag zu Ende, und “Gott [sah] alles, was er gemacht hatte, und siehe! es war sehr gut” (1. Mose 1:31).

Gott stellte den irdischen Eltern der Menschheit im Edenparadies ein glückliches Leben in Vollkommenheit bis auf “unabsehbare Zeit” in Aussicht. Er stellte ihnen eine ewige Zukunft in Aussicht unter der Voraussetzung, daß sie ihm ständig und uneingeschränkt gehorchen würden. Auf diese Weise ‘legte er dem Menschen die unabsehbare Zeit ins Herz’ (Pred. 3:11; 1. Mose 2:16 bis 3:3). Nachdem dieses erste Menschenpaar auf Veranlassung Satans, des Teufels, im Ungehorsam gegenüber ihrem Schöpfer begonnen hatte, viele eigene Pläne auszusuchen, tat ihr Schöpfer zu einer sehr kritischen Zeit sozusagen etwas “Schönes”, denn er gab die Verheißung, einen Samen hervorzubringen, der zur Rechtfertigung Gottes und zum Segen der ganzen Menschheit den Kopf der großen Schlange zermalmen würde (1. Mose 3:15). Dieser kostbare Same sollte irgendwann in der Zukunft hervorgebracht werden. Daher blickten Männer und Frauen, die an Gottes Verheißung glaubten, erwartungsvoll nach dem Kommen des verheißenen Samens aus und nach den Segnungen, die ihnen durch diesen Samen zufließen sollten. Auf diese Weise hielt Gott ihnen eine leuchtende Zukunft vor Augen, etwas, wofür zu leben es sich lohnte, ganz gleich, wie weit es in der Zukunft liegen mochte.

Nachdem Gott Noah und dessen Familie in der weltweiten Flut am Leben erhalten hatte, stellte er der Menschheit eine gerechte Zukunft in Aussicht und verschönerte gewissermaßen seinen den Frieden fördernden Bund durch einen prächtigen Regenbogen. Zu seiner Zeit und seinem Vorsatz entsprechend, schloß Gott danach seinen Bund mit Abraham, gemäß dem sich alle Familien und Nationen durch seinen Samen segnen sollten. Das war eine Bestätigung der in Eden gegebenen Verheißung hinsichtlich des Samens des “Weibes” Gottes.

Zur bestimmten Zeit ging aus der Geschlechtslinie Abrahams, die zum verheißenen Samen hinführte, David hervor, der König Israels in Jerusalem. Gott grenzte dann die Abstammungslinie, die zum verheißenen Samen führen sollte, weiter ein und tat gewissermaßen etwas “Schönes”, indem er mit dem treuen David einen Bund für ein ewiges Königreich in seiner Geschlechtslinie schloß. Gott wählte Davids Sohn Salomo zu seinem unmittelbaren Nachfolger aus, der den Tempel Jehovas in Jerusalem baute. Während der friedevollen Herrschaft Salomos wohnten “Juda und Israel . . . fortwährend in Sicherheit, ein jeder unter seinem eigenen Weinstock und unter seinem eigenen Feigenbaum, von Dan bis Beer-Scheba” (1. Kö. 4:25). Mit gutem Grund konnte Salomo schreiben:

“Siehe! Das Beste, das ich selbst gesehen habe, das schön ist, ist, daß einer esse und trinke und Gutes sehe für all seine harte Arbeit, womit er hart arbeitet unter der Sonne während der Zahl der Tage seines Lebens, die der wahre Gott ihm gegeben hat, denn das ist sein Teil” (Pred. 5:18).

Wenn wir die “schönen” Dinge berücksichtigen, die Gott zu der für sie passenden Zeit gemacht hat, können wir verstehen, wie zutreffend Salomos weitere Worte über Jehova sind:

“Auch die unabsehbare Zeit hat er in ihr Herz [das Herz der Menschensöhne] gelegt, damit der Mensch das Werk nie herausfinde, das der wahre Gott gemacht hat vom Anfang bis zum Ende” (Pred. 3:11).

Zur entsprechenden Zeit sandte Gott den größeren Salomo, das Hauptglied des verheißenen Samens, Jesus Christus, aus. Und Gott gebrauchte diesen Messias, um den Menschensöhnen “auch die unabsehbare Zeit” ins Herz zu legen. Dieser Sohn Gottes verkündigte das messianische Königreich, das herrlicher sein soll als das Königreich Salomos und unter dem die gehorsamen Menschensöhne Leben bis in Ewigkeit, ja ewiges Leben erlangen könnten. Dieses Königreich wird eines der schönsten “Werke” Gottes sein. Das ewige Leben wird nicht langweilig sein, denn dieses Königreich wird den Weg in endlose Zeitalter bereiten, in denen die erlöste Menschheit weitere Werke, die Gott hervorbringen wird, erforschen wird, ohne jemals damit fertig zu werden. Aber wir können überzeugt sein, daß jedes dieser jetzt noch nicht geoffenbarten Werke “schön . . . zu seiner Zeit” sein wird. Welch wunderbare Zukunft steht der Menschheit also noch in Aussicht!

Erfreue dich an dem, wofür Gott sorgt

Was ist daher ratsam zu tun? Salomo empfiehlt, sich auf vernünftige Weise des Lebens zu erfreuen, Gutes aus seiner harten Arbeit zu sehen, statt sich vergeblich zu bemühen, das zu verändern, wofür Gott gesorgt hat. Salomos weitere Worte lauten:

“Ich habe erkannt, daß es nichts Besseres für sie gibt, als sich zu freuen und zeitlebens Gutes zu tun, und auch, daß jeder Mensch essen und in der Tat trinken und Gutes sehen sollte für all seine harte Arbeit. Es ist die Gabe Gottes. Ich habe erkannt, daß alles, was der wahre Gott macht, auf unabsehbare Zeit währen wird. Es ist nichts hinzuzufügen, und nichts ist davon hinwegzunehmen; sondern der wahre Gott selbst hat es gemacht, damit die Menschen sich seinetwegen fürchten mögen” (Pred. 3:12-14; 5:18).

Die Angelegenheiten der Menschen, auch die Geburt und der Tod, spielen sich innerhalb eines durch Menschen unabänderlichen Rahmens ab. Solange es dem Vorsatz Gottes dient, wird sich daran nichts ändern. Somit sagte Salomo offensichtlich im Hinblick darauf, daß es ‘für alles unter dem Himmel eine bestimmte Zeit gibt’:

“Ich habe erkannt, daß alles, was der wahre Gott macht, auf unabsehbare Zeit währen wird” (Pred. 3:14).

Der Mensch kann einfach nichts an den Verhältnissen ändern, die gemäß Gottes Zulassung oder Überwaltung auf der Erde bestehen. Der mächtige König Nebukadnezar wurde zu der Einsicht gezwungen: “Alle Bewohner der Erde werden als bloßes Nichts geachtet, und er tut nach seinem eigenen Willen inmitten des Heeres der Himmel und der Bewohner der Erde. Und es existiert keiner, der seiner Hand wehren oder der zu ihm sprechen kann: ,Was hast du getan?’ ” (Dan. 4:35). Keine Bemühung, etwas hinzuzufügen oder wegzunehmen, wird Erfolg haben, da das allgemeine Lebensmuster auf der Erde infolge der Zulassung und des Vorsatzes Gottes bestehenbleibt. Die Tatsache, daß Menschen das volle Ausmaß der Werke Gottes in diesem Bereich nicht begreifen können, sollte ihnen Furcht oder heilige Scheu einflößen.

Gleichzeitig zeigt die menschliche Geschichte, daß in den Vorgängen auf der Erde Kreisläufe auftreten, die sich wiederholen, wie Geburt und Tod, Krieg und Frieden, Lachen und Weinen. Diese sich wiederholenden Kreisläufe verknüpfen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander. Daher konnte Salomo sagen:

“Was geworden ist, es war schon gewesen, und was werden soll, hat sich als bereits dazusein erwiesen.”

Die danach folgenden Worte sind indes nicht so leicht zu verstehen. Salomo sagte:

“Der wahre Gott selbst ist ständig auf der Suche nach dem Verjagten” (Pred. 3:15).

Diese Worte mögen darauf hinweisen, daß gerechte Menschen oft von den Bösen verfolgt werden. Gott ‘sucht’ das Gute für seine Diener, und da er die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft völlig unter Kontrolle hat, kann er dafür sorgen, daß die Bösen, die Verfolger, von ihren Fehlern eingeholt werden, und kann den Gerechten Recht verschaffen. Oder es mag bedeuten, daß wir, obwohl die sich wiederholenden Kreisläufe bestehenbleiben und es nichts wirklich Neues gibt, davon überzeugt sein können, daß Gott trotzdem seinen Vorsatz verwirklichen wird. Während der Mensch machtlos sein mag, auf gewisse Umstände Einfluß auszuüben, kann der Höchste immer dafür sorgen, daß sich alles zum Besten seiner gehorsamen Diener auswirkt.

Das ist tröstend, denn in dieser unvollkommenen Welt sollte man nicht damit rechnen, daß die Menschen stets Gerechtigkeit walten lassen. Salomo beschrieb die Situation mit den Worten:

“Weiter habe ich unter der Sonne den Ort der Rechtsprechung gesehen, wo Bosheit war, und den Ort der Gerechtigkeit, wo Bosheit war” (Pred. 3:16).

Mit Recht erwartet man von einem Gericht Gerechtigkeit. Aber es mögen Bestechung und Parteilichkeit vorherrschen, weshalb es für viele Personen aussichtslos sein mag, das ihnen zustehende Recht zu erhalten. Wie können all diese Ungerechtigkeiten behoben werden? Salomo antwortet:

“Der wahre Gott wird sowohl den Gerechten als auch den Bösen richten, denn es gibt eine Zeit für jede Angelegenheit und hinsichtlich jedes Werkes dort” (Pred. 3:17).

Statt sich also über das aufzuregen, was in der Welt geschieht, wartet ein weiser Mensch geduldig auf Gott, der zu seiner bestimmten Zeit und zum dauernden Nutzen seines treuen Volkes handeln wird (1. Sam. 26:7-10; Ps. 37:12, 13).

‘Damit sie sehen, daß sie an sich Tiere sind’

Menschen mögen auf ihre Fähigkeiten und ihr Wissen stolz sein. Wenn das Leben aber zu Ende geht, sind sie nicht besser daran als vernunftlose Tiere. Der weise König Salomo machte darauf aufmerksam, als er sagte:

“Ich, ja ich, habe in meinem Herzen in Hinsicht auf die Menschensöhne gesagt, daß der wahre Gott sie auslesen wird, damit sie sehen können, daß sie an sich Tiere sind. Denn es gibt eine Zufälligkeit hinsichtlich der Menschensöhne und eine Zufälligkeit hinsichtlich des Tieres, und dieselbe Zufälligkeit trifft sie. Wie der eine stirbt, so stirbt der andere; und sie alle haben nur e i n e n Geist, so daß es keine Überlegenheit des Menschen gegenüber dem Tier gibt, denn alles ist Nichtigkeit. Alle gehen an e i n e n Ort. Sie alle sind aus dem Staub geworden, und sie alle kehren zum Staub zurück” (Pred. 3:18-20).

Unmittelbar bevor Salomo diesen Gedanken erwähnte, schrieb er:

“Der wahre Gott wird sowohl den Gerechten als auch den Bösen richten, denn es gibt eine Zeit für jede Angelegenheit und hinsichtlich jedes Werkes dort” (Pred. 3:17).

Wenn daher Salomo im Vers 18 sagt, daß Gott Menschen “auslesen” wird, mag das bedeuten, daß er ihnen Gelegenheiten einräumt und sie Erfahrungen sammeln läßt auch in bezug auf Probleme und Unsicherheiten, wodurch sich schließlich zeigen wird, ob sie gerecht oder böse sind. Die Tatsache, daß das Leben voller Schwierigkeiten und Unsicherheiten ist und schließlich im Tode endet, sollte den Menschen vor Augen führen, daß sie letzten Endes, soweit es ihre eigene Macht betrifft, Tieren gleichen. Mensch und Tier werden von demselben Geist oder derselben Lebenskraft, die durch die Atmung erhalten bleibt, belebt. Mensch und Tier kehren beim Tod zum leblosen Staub zurück (Pred. 9:4-6)

Niemand kann, nur gestützt auf menschliche Beobachtungen, die Frage beantworten, die Salomo anschließend aufwirft:

“Wer ist es, der den Geist der Menschensöhne kennt – ob er aufwärts steigt, und den Geist des Tieres – ob er niederwärts zur Erde steigt?” (Pred. 3:21).

Da der Tod bei Mensch und Tier allem Tun ein Ende setzt, kommt Salomo zu dem Schluß:

“Ich habe gesehen, daß es nichts Besseres gibt, als daß der Mensch sich in seinen Werken freuen sollte, denn das ist sein Teil; denn wer wird ihn dahin bringen, das anzuschauen, was nach ihm sein wird?” (Pred. 3:22).

Die Weisheit gebietet, daß jemand an seiner harten Arbeit gesunde Freude findet. Wenn er tot ist, hat er keinen Anteil mehr an menschlichem Tun. Als Leichnam kann er nicht einmal beobachten, was unter den Menschen vorgeht (Pred. 9:5, 10).

Der Gedanke daran, daß jemand durch den Tod wie ein vernunftloses Tier zur Nichtigkeit wird, sollte ernüchternd auf uns wirken. Es sollte uns daran erinnern, wie wichtig es ist, trotz Ungewißheiten und Problemen aus unserem Leben das Beste zu machen. Es sollte uns veranlassen, uns Gott zuzuwenden und anzuerkennen, daß es von ihm abhängt, ob wir nach unserem Tod einmal wieder leben werden.

Jule | 06.14.11 | Nachforschungen zum Bibellesen |

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