„Behüte dein Herz“
„Behüte dein Herz“
JEHOVA sagte zu dem Propheten Samuel: „Nicht wie der Mensch sieht, sieht Gott, denn der Mensch sieht das, was vor den Augen erscheint; Jehova aber, er sieht, wie das Herz ist“ (1. Samuel 16:7). Auch der Psalmist David dachte an das sinnbildliche Herz, als er sang: „Du [Jehova] hast mein Herz geprüft, du hast bei Nacht Besichtigung vorgenommen, du hast mich geläutert; du wirst herausfinden, daß ich nichts Böses geplant habe“.
Ja, Jehova schaut in das Herz, um herauszufinden, was für Menschen wir wirklich sind. Aus gutem Grund gab daher Salomo, der König des alten Israel, folgenden Rat: „Mehr als alles sonst, was zu behüten ist, behüte dein Herz, denn aus ihm sind die Quellen des Lebens“ (Sprüche 4:23). Wie können wir unser sinnbildliches Herz behüten? Das vierte Kapitel der Sprüche geht auf diese Frage ein.
Kapitel 4 der Sprüche beginnt mit den Worten: „Hört, o Söhne, auf die Zucht eines Vaters, und merkt auf, um Verständnis kennenzulernen. Denn gute Unterweisung ist es, was ich euch bestimmt geben werde. Mein Gesetz verlaßt nicht“ (Sprüche 4:1, 2).
Jugendlichen wird der Rat gegeben, sich die vernünftige Unterweisung gottergebener Eltern zu Herzen zu nehmen, besonders die des Vaters. Auf ihm ruht die biblische Verpflichtung, für die körperlichen und geistigen Bedürfnisse der Familie zu sorgen. Ohne eine solche Unterweisung wird es für einen Jugendlichen äußerst schwierig sein, zur Reife heranzuwachsen. Sollte sich ein Kind daher nicht respektvoll den Verhaltensregeln fügen, die der Vater aufstellt?
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Salomo erinnert sich an seine eigene Erziehung und fährt fort: „Ich erwies mich meinem Vater als ein wirklicher Sohn, als ein zarter und einziger vor meiner Mutter“ (Sprüche 4:3). Offenbar dachte der König gern an die Erziehung in seiner Kindheit zurück. Als „ein wirklicher Sohn“ nahm er sich den Rat seines Vaters zu Herzen; der junge Salomo muß ein inniges Verhältnis zu seinem Vater David gehabt haben. Und darüber hinaus war er der ‘einzige’ oder zärtlich geliebte Sohn. Von welcher Tragweite es doch ist, wenn ein Kind in einem Zuhause aufwächst, in dem eine herzliche Atmosphäre herrscht und wo der Gedankenaustausch mit den Eltern nicht abreißt!
Weisheit und Verständnis erwerben
Den liebevollen Rat seines Vaters im Sinn, sagt Salomo nun: „Und er pflegte mich zu unterweisen und zu mir zu sprechen: ‚Dein Herz halte meine Worte fest. Beobachte meine Gebote, und bleibe am Leben. Erwirb Weisheit, erwirb Verständnis. Vergiß nicht, und wende dich nicht ab von den Reden meines Mundes. Verlaß sie [die Weisheit] nicht, und sie wird dich bewahren. Liebe sie, und sie wird dich behüten. Weisheit ist das Erste. Erwirb Weisheit; und mit allem, was du erwirbst, erwirb Verständnis‘ “ (Sprüche 4:4-7).
Warum ist Weisheit „das Erste“? Weisheit ist die Fähigkeit, Erkenntnis und Verständnis so zu gebrauchen, daß gute Ergebnisse erzielt werden. Erkenntnis bedeutet ein Vertrautsein mit Tatsachen auf Grund von Beobachtung, persönlicher Erfahrung oder durch das Lesen und das Studium der Bibel. Daher ist Erkenntnis die Voraussetzung für Weisheit. Mangelt es uns aber an der Fähigkeit, Erkenntnis nutzbringend einzusetzen, würde sie uns wenig nützen. Wir müssen nicht nur regelmäßig in der Bibel und in den bibelerklärenden Schriften lesen, für die „der treue und verständige Sklave“ sorgt, sondern auch bemüht sein, das, was wir daraus lernen, in die Tat umzusetzen.
Verständnis zu erwerben ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Wären wir ohne Verständnis überhaupt in der Lage, Tatsachen in ihrer Beziehung zueinander zu sehen, um ein vollständiges Bild von einer Sachlage zu erhalten? Wie könnten wir das Warum und Weshalb eines Sachverhalts erfassen sowie Einsicht und Unterscheidungsvermögen erlangen, wenn uns das Verständnis fehlt? Ja, um Schlüsse ziehen zu können und zu der richtigen Schlußfolgerung zu gelangen, benötigen wir Verständnis.
Salomo fährt fort, die Worte seines Vaters wiederzugeben: „Schätze sie [die Weisheit] hoch ein, und sie wird dich erhöhen. Sie wird dich verherrlichen, weil du sie umarmst. Deinem Haupt wird sie einen Kranz der Anmut geben; eine Krone der Schönheit wird sie dir verleihen“ (Sprüche 4:8, 9). Göttliche Weisheit schützt denjenigen, der sie umarmt. Darüber hinaus trägt sie dem Betreffenden Ehre ein und schmückt ihn. Laßt uns daher auf jeden Fall Weisheit erwerben.
„Ergreife die Zucht“
Als nächstes wiederholt der König von Israel folgende Anweisungen seines Vaters: „Höre, mein Sohn, und nimm meine Reden an. Dann werden deiner Lebensjahre viele werden. Im Weg der Weisheit will ich dich unterweisen; ich will dich in die Spuren der Geradheit treten lassen. Wenn du wandelst, wird dein Schritt nicht eingeengt sein; und wenn du läufst, wirst du nicht straucheln. Ergreife die Zucht; laß nicht ab. Behüte sie, denn sie ist dein Leben“ (Sprüche 4:10-13).
Als ein wirklicher Sohn seines Vaters, muß Salomo den Wert liebevoller Zucht, die formt und korrigiert, geschätzt haben. Wie könnten wir ohne ausgeglichene erzieherische Maßnahmen erwarten, zu geistiger Reife zu gelangen, oder hoffen, unsere Lebensqualität zu verbessern? Wenn wir es versäumen, aus unseren Fehlern zu lernen oder falsche Ansichten zu korrigieren, werden wir auf geistigem Gebiet tatsächlich kaum Fortschritte machen. Vernünftige erzieherische Maßnahmen führen zu gottesfürchtigem Verhalten und helfen uns daher, ‘in die Spuren der Geradheit zu treten’.
Eine andere Art Zucht bewirkt außerdem, daß unserer „Lebensjahre viele werden“. Inwiefern? Jesus Christus sagte einmal: „Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht“. Wenn wir uns in kleinen Dingen in Zucht nehmen, fiele uns das dann nicht auch bei schwerwiegenden Dingen leichter, sagen wir bei Entscheidungen, von denen möglicherweise unser Leben abhängt? Würden wir zum Beispiel unseren Augen verbieten, ‘fortwährend eine Frau anzusehen, um so in Leidenschaft zu ihr zu entbrennen’, wäre es unwahrscheinlich, der Unsittlichkeit zu erliegen. Selbstverständlich trifft dieser Grundsatz auf Personen beiderlei Geschlechts zu. Nehmen wir unseren Sinn in Zucht, indem wir ‘jeden Gedanken gefangennehmen’, dann besteht kaum die Gefahr, uns einer groben Übertretung in Wort oder Tat schuldig zu machen.
Zugegeben, Zucht anzunehmen fällt gewöhnlich schwer und mag einschränkend erscheinen. Doch wenn wir sie ergreifen, schaffen wir auf unserem Weg günstige Voraussetzungen für Fortschritt, wie uns dies der weise König versichert. So, wie regelmäßiges Training einem Wettläufer erlaubt, sich mit optimaler Geschwindigkeit vorwärts zu bewegen, ohne zu stürzen oder sich zu verletzen, hilft auch uns die Zucht, bei gleichbleibendem Tempo auf dem Weg des Lebens zu bleiben, ohne zu stolpern. Natürlich müssen wir darauf achten, welchen Weg wir einschlagen.
„Den Pfad der Bösen“ meiden
In dem Bewußtsein der Dringlichkeit warnt Salomo: „Den Pfad der Bösen betritt nicht, und wandle nicht geradewegs auf dem Weg der Schlechten. Meide ihn, zieh nicht darauf einher; wende dich davon ab, und zieh weiter. Denn sie schlafen nicht, es sei denn, sie verüben Schlechtes, und ihr Schlaf ist ihnen genommen, es sei denn, sie veranlassen jemand zu straucheln. Denn sie haben sich mit dem Brot der Bosheit genährt, und den Wein der Gewalttaten trinken sie“ (Sprüche 4:14-17).
Die Bösen, deren Pfade wir nach den Worten Salomos meiden sollten, bestreiten ihren Lebensunterhalt durch verwerfliche Taten. Bösestun ist für sie wie Essen und Trinken. Sie können nicht schlafen, es sei denn sie begehen Gewalttaten. Ihre Persönlichkeit ist durch und durch korrupt. Könnten wir unser Herz wirklich behüten, solange wir mit solchen Personen Gemeinschaft pflegen? Wie kurzsichtig wäre es doch, ‘geradewegs auf dem Weg der Schlechten zu wandeln’, indem wir uns der Gewalt aussetzten, die ein Großteil der heutigen Unterhaltung ausmacht! Sich im Fernsehen oder auf der Kinoleinwand häufig üble Szenen anzusehen, die abstumpfend wirken, verträgt sich einfach nicht mit dem Bemühen, zartes Erbarmen zu bekunden.
Im Licht bleiben
Salomo gebraucht weiter die Veranschaulichung des Pfades und erklärt: „Aber der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Licht, das heller und heller wird, bis es voller Tag ist“ (Sprüche 4:18). Wer sich mit dem Studium der Bibel befaßt und sich bemüht, das Gelernte anzuwenden, ist mit einem Reisenden zu vergleichen, der sich im Morgengrauen auf die Reise begibt. Während sich die Schwärze des Nachthimmels in dunkles Blau verwandelt, sieht er kaum etwas. Doch wenn der Morgen allmählich dämmert, nimmt der Reisende seine Umgebung immer deutlicher wahr. Schließlich sieht er im hellen Sonnenlicht jede Einzelheit ganz klar. Ja, die Wahrheit wird für uns immer klarer, während wir mit Beharrlichkeit und Geduld fleißig die Bibel studieren. Es ist lebenswichtig, das Herz mit geistiger Speise zu versorgen, wenn wir es vor falschen Überlegungen schützen wollen.
Auch wird die Bedeutung biblischer Prophezeiungen fortschreitend enthüllt. Wir verstehen Prophezeiungen, wenn durch Jehovas heiligen Geist Licht darauf fällt und wenn sie sich durch das Weltgeschehen oder durch Erfahrungen des Volkes Gottes erfüllen. Statt ungeduldig Spekulationen hinsichtlich ihrer Erfüllung anzustellen, müssen wir darauf warten, bis ‘das Licht heller und heller wird’.
Wie verhält es sich mit denen, die Gottes Führung ablehnen und sich weigern, im Licht zu wandeln? „Der Weg der Bösen ist wie das Dunkel“, führt Salomo aus, „sie haben nicht erkannt, worüber sie fortwährend straucheln“ (Sprüche 4:19). Die Bösen gleichen einem Menschen, der im Dunkeln stolpert, ohne zu wissen worüber. Selbst wenn es so scheint, als hätte der Gottlose wegen seiner Ungerechtigkeit Gelingen, ist der scheinbare Erfolg nur von kurzer Dauer. Solche Personen betreffend sang der Psalmist: „Sicherlich ist es schlüpfriger Boden, wohin du sie stellst, du [Jehova] hast sie in Trümmer fallen lassen“.
Wachsam bleiben
Der König von Israel fährt fort und sagt: „Mein Sohn, merke doch auf meine Worte. Zu meinen Reden neige dein Ohr. Mögen sie nicht aus deinen Augen weichen. Bewahre sie im Innern deines Herzens. Denn sie sind Leben denen, die sie finden, und Gesundheit ihrem ganzen Fleisch. Mehr als alles sonst, was zu behüten ist, behüte dein Herz, denn aus ihm sind die Quellen des Lebens“ (Sprüche 4:20-23).
Salomos eigenes Beispiel unterstreicht den Wert des Rates, das Herz zu behüten. Es stimmt zwar, daß er sich in seiner Jugend als „ein wirklicher Sohn“ seines Vaters erwies, und er blieb Jehova bis weit in das Erwachsenenalter treu. Doch in der Bibel heißt es auch: „Und es geschah zu der Zeit, als Salomo alt wurde, daß seine eigenen [fremdländischen] Frauen sein Herz geneigt hatten, anderen Göttern zu folgen; und es erwies sich, daß sein Herz nicht ungeteilt mit Jehova, seinem Gott, war wie das Herz Davids, seines Vaters“ . Ohne ständige Wachsamkeit kann sogar das treuste Herz verführt werden, Schlechtes zu tun. Die Mahnungen in Gottes Wort müssen uns sehr am Herzen liegen — wir müssen sie ‘im Innern unseres Herzens’ bewahren. Dazu gehört auch die Belehrung, die in Sprüche, Kapitel 4 enthalten ist.
Den Zustand unseres Herzens untersuchen
Gelingt es uns, unser sinnbildliches Herz zu behüten? Wie können wir herausfinden, was in unserem Innern vor sich geht? „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“, sagte Jesus Christus. Überdies bemerkte er: „Aus dem Herzen [kommen] böse Überlegungen, Mordtaten, Ehebrüche, Hurereien, Diebstähle, falsche Zeugnisse, Lästerungen“. Ja, unsere Worte und unsere Handlungen sprechen Bände und offenbaren, wie unser Herz wirklich ist.
Daher ist die Mahnung Salomos angebracht: „Entferne von dir die Verkehrtheit der Rede; und das Verziehen der Lippen tu weit von dir weg. Was deine Augen betrifft, geradeaus sollten sie schauen, ja deine eigenen blitzenden Augen sollten gerade vor dich hinschauen. Ebne die Bahn deines Fußes, und all deine eigenen Wege seien gefestigt. Biege weder nach rechts noch nach links ab. Entferne deinen Fuß von dem, was schlecht ist“ (Sprüche 4:24-27).
Angesichts der mahnenden Worte Salomos, sollten wir unsere Sprache und unsere Handlungen analysieren. Wollen wir unser Herz behüten und Gott gefallen, dann müssen wir Verkehrtheit der Rede und Unaufrichtigkeit meiden (Sprüche 3:32). Deshalb sollten wir gebetsvoll darüber nachdenken, was unsere Worte und unsere Taten über uns aussagen. Dementsprechend wollen wir uns von Jehova helfen lassen und etwaige Schwächen, die wir an uns feststellen, korrigieren.
Vor allem ‘sollten unsere Augen gerade vor uns hinschauen’. Wir wollen sie fest auf das Ziel gerichtet halten, nämlich darauf, unserem himmlischen Vater mit ganzer Seele zu dienen. Während wir uns persönlich bemühen, ein rechtschaffenes Leben zu führen, wird uns Jehova bestimmt ‘in all unseren Wegen’ Gelingen schenken und uns reichlich segnen, weil wir den inspirierten Rat, ‘das Herz zu behüten’, nicht außer acht lassen.
WT aus dem Jahr 2000
Jule | 06.06.11 | Nachforschungen zum Bibellesen |
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