David
*** w06 1. 8. S. 21-25 Sei weise — fürchte Gott! ***
Sei weise — fürchte Gott!
„Die Furcht Jehovas ist der Weisheit Anfang“ (SPRÜCHE 9:10).
ES GAB Zeiten, da war es ein Kompliment, als gottesfürchtig bezeichnet zu werden. Heute empfinden viele die Gottesfurcht als sonderbar und sie ist für sie ein schwer verständlicher Begriff. Sie fragen: „Warum sollte ich Gott fürchten, wenn er doch Liebe ist?“ Für sie ist Furcht eine abträgliche oder gar lähmende Emotion. Doch bei der wahren Gottesfurcht geht es nicht um eine bloße Empfindung. Sie ist, wie wir später feststellen werden, weit mehr.
2 Im biblischen Sprachgebrauch ist Gottesfurcht etwas Zuträgliches (Jesaja 11:3). Sie ist tiefe Ehrerbietigkeit und Hochachtung, die feste Entschlossenheit, Gott nicht zu missfallen (Psalm 115:11). Zur Gottesfurcht gehört es, die Sittenmaßstäbe Gottes anzuerkennen und sie strikt einzuhalten sowie nach dem leben zu wollen, was Gott als richtig oder falsch bezeichnet. Gemäß einem Nachschlagewerk zeigt sich diese zuträgliche Furcht in „einer Grundhaltung Gott gegenüber, gefolgt von vernünftigem Verhalten und der Vermeidung des Verwerflichen schlechthin“. Treffend heißt es in Gottes Wort: „Die Furcht Jehovas ist der Weisheit Anfang“ (Sprüche 9:10).
3 Die Gottesfurcht schließt nahezu die ganze Bandbreite des menschlichen Seins ein. Sie ist nicht nur mit Weisheit verknüpft, sondern auch mit Freude, Frieden, Wohlstand, Langlebigkeit, Hoffnung, Vertrauen und Zuversicht (Psalm 2:11; Sprüche 1:7; 10:27; 14:26; 22:4; 23:17, 18; Apostelgeschichte 9:31). Gottesfurcht ist eng verbunden mit Glauben und Liebe. Sie berührt alle Seiten unseres Verhältnisses zu Gott und zu Menschen (5. Mose 10:12; Hiob 6:14; Hebräer 11:7). Zur Gottesfurcht zählt auch die tiefe Überzeugung, dass sich unser himmlischer Vater um uns persönlich kümmert und bereit ist, uns unsere Übertretungen zu verzeihen (Psalm 130:4). Nur reuelose, schlechte Menschen müssen sich vor Gott ängstigen (Hebräer 10:26-31).
Jehova fürchten lernen
4 Ohne Gottesfurcht können wir weder weise Entscheidungen treffen noch von Gott gesegnet werden. Aber wie lernen wir Jehova so zu fürchten, wie er es möchte? (5. Mose 17:19). „Zu unserer Unterweisung“ enthält die Bibel viele Beispiele gottesfürchtiger Männer und Frauen (Römer 15:4). Um besser zu verstehen, was es bedeutet, Gott zu fürchten, wollen wir uns mit einem dieser Beispiele befassen: mit David, einem König im alten Israel.
5 Jehova verwarf Saul, den ersten König von Israel, weil er Menschen mehr fürchtete als Gott (1. Samuel 15:24-26). Dagegen war David ein wahrhaft gottesfürchtiger Mann. Davon zeugen sein Leben und sein vertrautes Verhältnis zu Jehova. Von klein auf weidete David die Schafe seines Vaters (1. Samuel 16:11). In den vielen Nächten unter freiem Himmel wurde die Furcht Jehovas für David zum Begriff. Er konnte zwar nur einen winzigen Ausschnitt vom unermesslichen Universum erkennen, aber er zog trotzdem den richtigen Schluss: Gott gebührt unsere Achtung und Verehrung. „Wenn ich deine Himmel sehe, die Werke deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast“, schrieb er später: „Was ist der sterbliche Mensch, dass du seiner gedenkst, und der Sohn des Erdenmenschen, dass du für ihn sorgst?“ (Psalm 8:3, 4).
6 David war zu Recht beeindruckt, wenn er den riesigen Sternenhimmel mit seiner eigenen Winzigkeit verglich. Diese Erkenntnis ließ ihn aber nicht erschrecken, sondern sie bewog ihn dazu, Jehova mit den Worten zu preisen: „Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes; und die Ausdehnung tut das Werk seiner Hände kund“ (Psalm 19:1). Davids Ehrerbietigkeit brachte ihn Jehova näher und nährte in ihm den Wunsch, seine vollkommenen Wege kennen zu lernen und ihnen zu folgen. Stellen wir uns vor, wie David empfunden haben muss, als er in einem Psalm zu Jehova sagte: „Du bist groß und tust Wunderdinge; du bist Gott, du allein. Unterweise mich, o Jehova, in deinem Weg. Ich werde wandeln in deiner Wahrheit. Einige mein Herz, deinen Namen zu fürchten“ (Psalm 86:10, 11).
7 Als die Philister in das Land Israel eingedrungen waren, verhöhnte ihr fast drei Meter großer Vorkämpfer Goliath die Israeliten, indem er zu ihnen gewissermaßen sagte: „Stellt einen Mann zum Zweikampf mit mir! Wenn er gewinnt, werden wir euch dienen“ (1. Samuel 17:4-10). Saul und seine Streitkräfte waren verängstigt — nur David nicht. Er wusste, dass Jehova zu fürchten ist, nicht irgendein Mensch, wie stark er auch immer ist. „Ich . . . komme zu dir mit dem Namen Jehovas der Heerscharen“, sagte David zu Goliath. „Und diese ganze Versammlung wird erkennen, dass Jehova weder mit Schwert noch mit Speer rettet, denn Jehova gehört die Schlacht.“ Schließlich brachte David den Riesen mit der Hilfe Jehovas zur Strecke, mit seiner Schleuder und einem einzigen Stein (1. Samuel 17:45-47).
8 Es könnte sein, dass auch wir vor Hindernissen oder Feinden stehen, die nicht weniger schreckenerregend wirken als die, denen David begegnete. Was können wir tun? Wir können ihnen ebenso begegnen wie David und andere Treue der alten Zeit: mit Gottesfurcht. Damit kann die Menschenfurcht überwunden werden. Gottes treuer Diener Nehemia riet den Israeliten, die damals von Gegnern bedrängt wurden, dringend: „Fürchtet euch nicht vor ihnen. Jehova, den Großen und Furchteinflößenden, behaltet in eurem Sinn“ (Nehemia 4:14). Mit Jehovas Unterstützung gelang es David, Nehemia und anderen treuen Dienern Gottes, die Aufgaben auszuführen, die Gott ihnen aufgetragen hatte. Mit Gottesfurcht können wir es auch.
Problemen mit Gottesfurcht begegnen
9 Nachdem David Goliath niedergestreckt hatte, schenkte Jehova ihm weitere Siege. Aus Eifersucht versuchte Saul jedoch David zu töten — zuerst im Affekt, dann hinterrücks und schließlich unter Einsatz seiner Streitkräfte. Jehova hatte David zwar das Königtum zugesichert, doch David war jahrelang auf der Flucht und musste kämpfen und warten, bis für Jehova die Zeit gekommen war, ihn zum König zu machen. Bei alldem zeigte es sich, dass er den wahren Gott fürchtete (1. Samuel 18:9, 11, 17; 24:2).
10 Bei einer Gelegenheit suchte David Zuflucht bei Achisch, dem König der Philisterstadt Gath, in der Goliath gewohnt hatte (1. Samuel 21:10-15). Die Bediensteten des Königs denunzierten David als Landesfeind. Wie verhielt sich David in dieser gefährlichen Situation? Er schüttete Jehova sein Herz aus (Psalm 56:1-4, 11-13). David musste zwar Irrsinn vortäuschen, um freizukommen, aber er wusste, dass Jehova seine Anstrengungen gesegnet und eigentlich er ihn gerettet hatte. Davids festes Vertrauen auf Jehova verriet, dass er wirklich gottesfürchtig war (Psalm 34:4-6, 9-11).
11 Wir können wie David zeigen, dass wir Gott fürchten, wenn wir seiner Zusage vertrauen, uns bei der Bewältigung von Problemen zu helfen. „Wälze deinen Weg auf Jehova, und verlass dich auf ihn, und er selbst wird handeln“, sagte David (Psalm 37:5). Das bedeutet nicht, Probleme einfach an Jehova weiterzureichen und ohne eigenes Zutun zu erwarten, dass er für uns handelt. David bat Gott nicht um Hilfe und legte dann die Hände in den Schoß. Er ging ein Problem mit allen körperlichen und Verstandeskräften an, die er von Jehova erhalten hatte. Dennoch wusste David, dass das Gelingen nicht allein in Menschenhand liegen würde. So sollte es bei uns auch sein. Nachdem wir alles getan haben, was in unserer Macht steht, müssen wir das Übrige Jehova überlassen. Oftmals können wir nichts weiter tun, als auf Jehova zu vertrauen. Hier kommt die Gottesfurcht auf sehr persönliche Weise ins Spiel. Wir können aus den von Herzen kommenden Worten Davids Trost schöpfen: „Die vertraute Gemeinschaft mit Jehova gehört denen, die ihn fürchten“ (Psalm 25:14).
12 Wir sollten daher das Gebet und unser Verhältnis zu Gott ernst nehmen. Wer sich Jehova naht, „muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn ernstlich suchen, ein Belohner wird“ (Hebräer 11:6; Jakobus 1:5-8). Und wenn er uns hilft, sollten wir uns ‘als dankbar erweisen’, wie der Apostel Paulus rät (Kolosser 3:15, 17). Wir dürfen nie Personen gleichen, die ein erfahrener gesalbter Christ einmal wie folgt beschrieb: „Für sie ist Gott eine Art Himmelskellner. Wenn sie etwas brauchen, möchten sie ihn durch Fingerschnippen herbeirufen. Und wenn sie bekommen haben, was sie wollten, möchten sie, dass er sich zurückzieht.“ Eine solche Einstellung verrät ein Fehlen von Gottesfurcht.
Als es an Gottesfurcht fehlte
13 Die Hilfe Jehovas in Bedrängnissen zu spüren vertiefte Davids Gottesfurcht und stärkte sein Vertrauen zu ihm (Psalm 31:22-24). In drei besonderen Fällen fehlte es David allerdings an Gottesfurcht, was schwerwiegende Folgen hatte. Im ersten Fall ging es um die Art der Beförderung der Bundeslade nach Jerusalem. Sie wurde nicht von Leviten auf den Schultern getragen, wie es das Gesetz Gottes vorsah, sondern auf einem Wagen gefahren. Als der Wagenführer Usa nach der Bundeslade griff, um sie festzuhalten, starb er auf der Stelle wegen dieser „unehrerbietigen Tat“. Usa hatte zwar schwer gesündigt, aber der tragische Ausgang ging letztendlich darauf zurück, dass David es an der nötigen Achtung vor dem Gesetz Gottes fehlen ließ. Gott zu fürchten bedeutet, alles so zu tun, wie er es getan haben möchte (2. Samuel 6:2-9; 4. Mose 4:15; 7:9).
14 Später veranlasste Satan David dazu, die wehrfähigen Männer Israels zu zählen (1. Chronika 21:1). Dadurch ließ David es an Gottesfurcht fehlen und 70 000 Israeliten mussten deswegen sterben. David bekannte Jehova zwar seine Sünde und bereute sie zutiefst, doch er und alle anderen hatten sehr zu leiden (2. Samuel 24:1-16).
15 In noch einem weiteren Fall ließ David es zeitweilig an Gottesfurcht fehlen. Er begann ein Verhältnis mit Bathseba, der Frau Urias. David wusste sehr wohl, dass er nicht die Frau eines anderen begehren, geschweige denn mit ihr Ehebruch begehen durfte (2. Mose 20:14, 17). Das Problem trat auf, als David Bathseba beim Baden erblickte. Die richtige Art der Gottesfurcht hätte David sofort bewogen, wegzusehen und nicht weiter darüber nachzudenken. Stattdessen sah David Bathseba fortwährend an, bis seine Leidenschaft stärker war als seine Gottesfurcht (Matthäus 5:28; 2. Samuel 11:1-4). David verlor aus den Augen, wie nahe ihm Jehova allezeit gewesen war (Psalm 139:1-7).
16 Aus Davids Verhältnis mit Bathseba ging ein Sohn hervor. Kurz darauf sandte Jehova seinen Propheten Nathan zu David, um die Sünde aufzudecken. Nachdem David wieder zur Vernunft gekommen war, erlangte er seine Gottesfurcht zurück und bereute. Er flehte Jehova an, ihn nicht wegzuwerfen oder ihm den heiligen Geist zu entziehen (Psalm 51:7, 11). Jehova vergab David und minderte das Strafmaß, doch bewahrte er ihn nicht vor allen tragischen Folgen seiner Handlungen. Davids Sohn starb, und von nun an kam Schmerz und Leid über seine Familie. Welch ein hoher Preis für ein zeitweiliges Fehlen der Gottesfurcht! (2. Samuel 12:10-14; 13:10-14; 15:14).
17 Heute kann es ebenfalls schwere, langfristige Folgen haben, Gott auf sittlichem Gebiet nicht zu fürchten. Man stelle sich den Schmerz einer jungen Frau vor, die erfuhr, dass ihr Mann ihr untreu war, als er sich im Ausland aufhielt. Niedergebeugt von Schock und Trauer, verbarg sie ihr Gesicht in den Händen und brach in Tränen aus. Wie lange wird es wohl dauern, bis ihr Mann ihr Vertrauen und ihre Achtung wiedergewonnen haben wird? Tragische Folgen wie diese können durch echte Gottesfurcht vermieden werden (1. Korinther 6:18).
Gottesfurcht hält uns von Sünde ab
18 Satan treibt die sittliche Enttabuisierung in der Welt schnell voran und will vor allem wahre Christen verderben. Dazu nutzt er die kürzesten Verbindungswege zum Herzen und zum Verstand: die Sinne, vor allem das Sehen und Hören (Epheser 4:17-19). Wie verhältst du dich, wenn du unverhofft auf unmoralische Bilder, Worte oder Menschen stößt?
19 Betrachten wir den Fall von André. Er lebt in Europa und ist Ältester, Vater und Arzt. Wenn André im Krankenhaus Nachtdienst hatte, hefteten oft Kolleginnen mit Herzchen verzierte Zettelchen an sein Kopfkissen, auf denen eindeutige unmoralische Angebote standen. André wehrte sich beharrlich gegen ihre Annäherungsversuche. Er ging sogar so weit, dass er diese schlechte Umgebung verließ und sich anderswo eine Stelle suchte. Seine Gottesfurcht erwies sich als sehr vernünftig und wurde gesegnet, denn heute ist er in regelmäßigen Abständen im Zweigbüro der Zeugen Jehovas seines Landes tätig.
20 Bei verkehrten Gedanken zu verweilen kann dazu führen, dass es einem nichts mehr ausmacht, sein kostbares Verhältnis zu Jehova wegzuwerfen — für etwas, was einem nicht zusteht (Jakobus 1:14, 15). Wer dagegen Jehova fürchtet, hält Abstand — ja entfernt sich — von Personen, Orten, Beschäftigungen und Unterhaltung, die seine sittliche Wachsamkeit mindern könnten (Sprüche 22:3). Ganz gleich wie peinlich die Angelegenheit ist oder was es kostet, es ist nichts im Vergleich zum Verlust der Gunst Gottes (Matthäus 5:29, 30). Gott zu fürchten schließt bestimmt aus, sich absichtlich etwas Unmoralischem auszusetzen wie zum Beispiel irgendwelcher Pornographie. Es bedeutet vielmehr, darauf zu achten, dass die Augen „an dem vorübergehen, was zu sehen wertlos ist“. Wenn wir das tun, dann können wir darauf vertrauen, dass Jehova uns ‘am Leben erhält’ und für alles sorgt, was wir wirklich benötigen (Psalm 84:11; 119:37).
21 Wirklich gottesfürchtig zu handeln ist immer das Beste. Es kann auch zu wahrem Glück führen (Psalm 34:9). Das wird im nächsten Artikel deutlich werden.
Jule | 04.09.11 | David | 7 Comments |