Der Pharisäer Saulus

In der Apostelgeschichte machen wir die Bekanntschaft eines „jungen Mannes . . ., der Saulus genannt wurde“ und der Steinigung von Stephanus zusah. Er war aus Tarsus, der Hauptstadt der römischen Provinz Zilizien im Süden der heutigen Türkei (Apg. 7:58). Dort gab es eine beachtliche jüdische Gemeinde. Zu seiner eigenen Person schrieb Saulus in Stichworten: „Beschnitten am achten Tag, aus dem Familiengeschlecht Israels, aus dem Stamm Benjamin, ein Hebräer, geboren von Hebräern; was das Gesetz betrifft: ein Pharisäer“ — Referenzen, die sich in der jüdischen Welt sehen lassen konnten! (Phil. 3:5).

Die große, blühende Handelsstadt, in der Saulus aufwuchs, war außerdem ein Zentrum griechischer Kultur. Deswegen sprach er auch Griechisch. Man kann davon ausgehen, dass er eine gute Grundausbildung an einer jüdischen Schule erhielt. Dazu erlernte er wohl in seiner Jugend von seinem Vater das dort übliche Zeltmacherhandwerk (Apg. 18:2, 3).

Gemäß dem Bericht war Saulus von Geburt an römischer Bürger (Apg. 22:25-28). Demnach muss einer seiner Vorfahren dieses Bürgerrecht erworben haben. Wie seine Familie dazu kam, weiß man nicht. Auf jeden Fall gehörten sie damit zu den Höhergestellten in der Provinz. Durch seine Herkunft und Ausbildung war Saulus also in drei verschiedenen Welten zu Hause: der jüdischen, der griechischen und der römischen.

Spätestens mit 13 Jahren dürfte Saulus seine Schulausbildung im rund 840 Kilometer entfernten Jerusalem fortgesetzt haben. Dort war er ein Schüler von Gamaliel, einem hoch angesehenen Lehrer der pharisäischen Überlieferung (Apg. 22:3).

Im Rahmen dieser zusätzlichen Ausbildung, heute vergleichbar mit einem Universitätsstudium, wurden die Schüler in der Heiligen Schrift und im mündlichen Gesetz der Juden unterwiesen und mussten beides auswendig lernen. Wer ein guter Schüler Gamaliels war, konnte es weit bringen, und offensichtlich war Saulus solch ein Schüler. Er schrieb später: „Ich machte größere Fortschritte im Judentum als viele Altersgenossen meiner Rasse, da ich für die Überlieferungen meiner Väter weit mehr eiferte“ (Gal. 1:14). Genau dieser Eifer für die jüdische Tradition war auch der Grund, warum Saulus die aufblühende Christenversammlung so erbittert bekämpfte.

Jule | 12.26.10 | 1. Johannes, 1. Korinther, 1. Thessalonicher, 1. Timotheus, 2. Johannes, 2. Korinther, 2. Thessalonicher, 2. Timotheus, biblische Personen, Epheser, Galater, Hebräer, Jakobus, Kolosser, Philemon, Philipper, Römer, Titus | No Comments |

Höhepunkte zu dem Brief an Philemon

„Aufgrund der Liebe ermahnen“
(Philem. 1-25)

Philemon wird als Vorbild in der Liebe und im Glauben gelobt. Er war eine Quelle der Ermunterung für Glaubensbrüder, wodurch er Paulus „viel Freude“ bereitete und ihn tröstete (Philem. 4, 5, 7).
Paulus gibt allen Aufsehern ein gutes Beispiel, indem er in der sensiblen Angelegenheit mit Onesimus keine Anweisung gibt, sondern „aufgrund der Liebe“ ermahnt. Er schreibt an Philemon: „Auf deinen Gehorsam vertrauend, schreibe ich dir, da ich weiß, dass du sogar mehr tun wirst als das, was ich sage“ (Philem. 8, 9, 21).

Antworten auf biblische Fragen:

10, 11, 18 — Wie wurde Onesimus anderen „nützlich“, nachdem er zuvor „nicht nützlich“ gewesen war?
Onesimus war ein widerspenstiger Sklave gewesen, der aus Philemons Haushalt in Kolossä weggelaufen und nach Rom geflohen war. Höchstwahrscheinlich hatte Onesimus auch seinen Herrn bestohlen, um seine 1 400 Kilometer weite Reise nach Rom zu finanzieren. Er war Philemon wirklich „nicht nützlich“. Doch in Rom half ihm Paulus ein Christ zu werden. Als Glaubensbruder war dieser früher „nicht nützliche“ Sklave jetzt „nützlich“.

15, 16 — Warum bat Paulus Philemon nicht darum, Onesimus freizulassen?

Paulus wollte sich strikt an seinen Auftrag halten, über „das Königreich Gottes und . . . die Dinge, die den Herrn Jesus Christus betreffen“, zu predigen. Deshalb ließ er sich nicht in soziale Streitfragen wie die Frage der Sklaverei hineinziehen (Apg. 28:31).

Lehren für uns:

2. Philemon stellte sein Haus für christliche Zusammenkünfte zur Verfügung. Es ist ein Vorrecht, in der eigenen Wohnung eine Zusammenkunft für den Predigtdienst zu haben (Röm. 16:5; Kol. 4:15).

4-7. Wir sollten Glaubensbrüder loben, die Vorbilder im Glauben und in der Liebe sind.

15, 16. Wir sollten nicht zulassen, dass unerfreuliche Entwicklungen in unserem Leben bei uns übermäßige Sorgen hervorrufen. So etwas kann durchaus vorteilhaft ausgehen wie bei Onesimus.

21. Paulus erwartete von Philemon, dass er Onesimus vergab. Auch von uns wird erwartet, dass wir einem Bruder vergeben, der sich gegen uns vergangen hat (Mat. 6:14).

Jule | 12.20.10 | Höhepunkte der Bibellesung, Philemon | 1 Comment |

Philemon

AN PHILEMON

1 Paulus, ein Gefangener um Christi Jesu willen, und Timotheus, [unser] Bruder, an Philemon, unseren Geliebten und Mitarbeiter, 2 und an Apphia, unsere Schwester, und an Archippus, unseren Mitkämpfer, und an die Versammlung, die in deinem Haus ist:

3 Unverdiente Güte und Friede sei euch von Gott, unserem Vater, und [dem] Herrn Jesus Christus.

4 Ich danke meinem Gott allezeit, wenn ich dich in meinen Gebeten erwähne, 5 da ich immer wieder von deiner Liebe und dem Glauben höre, den du gegenüber dem Herrn Jesus und gegenüber allen Heiligen hast, 6 damit das Mitteilen deines Glaubens dadurch zur Tat werde, daß du alles Gute, das in Verbindung mit Christus unter uns ist, anerkennst. 7 Denn ich erhielt viel Freude und Trost wegen deiner Liebe, weil die [Gefühle] inniger Zuneigung der Heiligen durch dich, Bruder, erquickt worden sind.

8 Obwohl ich gerade deswegen in Verbindung mit Christus großen Freimut der Rede habe, dir Weisung zu geben, das Rechte zu tun, 9 ermahne ich dich eher aufgrund der Liebe, da ich ja so bin, wie ich bin, Paulus, ein betagter Mann, ja jetzt auch ein Gefangener um Christi Jesu willen; 10 ich ermahne dich wegen meines Kindes, dessen Vater ich geworden bin, während ich in meinen Fesseln war, des Onesimus, 11 der dir früher nicht nützlich war, jetzt aber dir und mir nützlich ist. 12 Ebendiesen sende ich dir zurück, ja ihn, das heißt meine eigenen [Gefühle] inniger Zuneigung.

13 Ich möchte ihn für mich zurückbehalten, damit er mir, der ich in Fesseln bin, die ich um der guten Botschaft willen trage, an deiner Stelle weiterhin diene. 14 Doch ohne deine Zustimmung will ich nichts tun, damit deine gute Tat nicht wie aus Zwang, sondern aus deinem eigenen freien Willen erfolge. 15 Vielleicht hat er sich wirklich deswegen für eine Stunde losgerissen, damit du ihn für immer zurückhaben mögest, 16 nicht mehr als einen Sklaven, sondern als mehr denn einen Sklaven, als einen geliebten Bruder, besonders für mich, doch wieviel mehr für dich, sowohl in fleischlicher Beziehung als auch im Herrn. 17 Wenn du mich daher als einen Teilhaber betrachtest, dann nimm ihn freundlich auf, so wie du mich [aufnehmen würdest]. 18 Wenn er dir überdies irgendein Unrecht angetan hat oder dir etwas schuldig ist, so setz dies auf mein Konto. 19 Ich, Paulus, schreibe mit meiner eigenen Hand: Ich will es zurückzahlen – um dir nicht zu sagen, daß du mir übrigens sogar dich selbst schuldest. 20 Ja, Bruder, möge ich von dir Nutzen haben in Verbindung mit dem Herrn: Erquicke meine [Gefühle] inniger Zuneigung in Verbindung mit Christus.

21 Auf deinen Gehorsam vertrauend, schreibe ich dir, da ich weiß, daß du sogar mehr tun wirst als das, was ich sage. 22 Zugleich aber bereite mir auch eine Unterkunft, denn ich hoffe, daß ich durch eure Gebete für euch in Freiheit gesetzt werde.

23 Epaphras, mein Mitgefangener in Gemeinschaft mit Christus, sendet dir Grüße, 24 [ebenso] Markus, Aristarchus, Demas, Lukas, meine Mitarbeiter.

25 Die unverdiente Güte des Herrn Jesus Christus [sei] mit dem Geist, den ihr [bekundet]

Jule | 12.15.09 | Briefe, Philemon, Text in der Bibel | 4 Comments |