Galater 1 – 3
Kapitel 1
1 Paulus, ein Apostel, weder von Menschen noch durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn von den Toten auferweckt hat, 2 und alle Brüder bei mir an die Versammlungen von Galạtien:
3 Unverdiente Güte und Friede sei euch von Gott, unserem Vater, und [dem] Herrn Jesus Christus. 4 Er hat sich selbst für unsere Sünden hingegeben, damit er uns befreie von dem gegenwärtigen bösen System der Dinge gemäß dem Willen unseres Gottes und Vaters, 5 dem die Herrlichkeit sei für immer und ewig. Amen.
6 Ich wundere mich, daß ihr euch so schnell abbringen laßt von dem, der euch durch Christi unverdiente Güte berufen hat, zu einer andersartigen guten Botschaft. 7 Doch gibt es keine andere; nur sind da gewisse Leute, die euch Unruhe bereiten und die gute Botschaft über den Christus verdrehen wollen. 8 Aber selbst wenn wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als gute Botschaft verkündigen sollte außer dem, was wir euch als gute Botschaft verkündigt haben, er sei verflucht. 9 Wie wir es zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wieder: Wer immer euch als gute Botschaft etwas verkündigt außer dem, was ihr angenommen habt, er sei verflucht.
10 Versuche ich jetzt tatsächlich, Menschen zu überreden oder Gott? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefiele, wäre ich nicht Christi Sklave. 11 Denn ich bringe euch zur Kenntnis, Brüder, daß die gute Botschaft, die von mir als gute Botschaft verkündigt worden ist, kein Menschenwerk ist; 12 denn ich habe sie weder von einem Menschen empfangen, noch bin ich [darüber], außer durch Offenbarung Jesu Christi, belehrt worden.
13 Ihr habt natürlich von meinem früheren Wandel im Judentum gehört, daß ich die Versammlung Gottes fortgesetzt über die Maßen verfolgte und sie verwüstete; 14 und ich machte größere Fortschritte im Judentum als viele Altersgenossen meiner Rasse, da ich für die Überlieferungen meiner Väter weit mehr eiferte. 15 Als aber Gott, der mich vom Schoß meiner Mutter an absonderte und [mich] durch seine unverdiente Güte berief, es für gut erachtete, 16 seinen Sohn in Verbindung mit mir zu offenbaren, damit ich den Nationen die gute Botschaft über ihn verkündige, ging ich nicht sogleich mit Fleisch und Blut zu Rate. 17 Auch ging ich nicht nach Jerusalem hinauf zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern ich ging fort nach Arabien, und ich kehrte wieder nach Damạskus zurück.
18 Dann, nach drei Jahren, ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kẹphas zu besuchen, und ich hielt mich fünfzehn Tage bei ihm auf. 19 Aber ich sah sonst keinen von den Aposteln, nur Jakobus, den Bruder des Herrn. 20 Was nun die Dinge betrifft, die ich euch schreibe, seht, vor Gott, ich lüge nicht.
21 Danach begab ich mich in die Gegenden von Syrien und von Zilịzien. 22 Ich war aber den Versammlungen von Judạ̈a, die in Gemeinschaft mit Christus waren, von Angesicht unbekannt; 23 sie hatten nur [sagen] hören: „Der, der uns früher verfolgte, verkündigt jetzt die gute Botschaft von dem Glauben, den er früher verwüstete.“ 24 Da begannen sie, Gott meinetwegen zu verherrlichen.
Kapitel 2
2 Dann, nach vierzehn Jahren, ging ich wieder nach Jerusalem hinauf mit Bạrnabas und nahm auch Titus mit. 2 Ich begab mich aber zufolge einer Offenbarung hinauf. Und ich legte ihnen die gute Botschaft vor, die ich unter den Nationen predige, jedoch den hervorragenden Männern persönlich, damit ich nicht etwa vergeblich laufe oder gelaufen wäre. 3 Trotzdem wurde nicht einmal Titus, der bei mir war, genötigt, sich beschneiden zu lassen, obwohl er ein Grieche war. 4 Doch wegen der falschen Brüder, die unauffällig hereingebracht wurden und sich einschlichen, um unsere Freiheit, die wir in Gemeinschaft mit Christus Jesus haben, zu belauern, damit sie uns vollständig versklaven könnten — 5 diesen gaben wir nicht nach durch Unterwerfung, nein, nicht für eine Stunde, damit euch die Wahrheit der guten Botschaft erhalten bliebe.
6 Die aber ihrerseits, die etwas zu sein schienen — was auch immer für Leute sie früher waren, macht für mich keinen Unterschied — Gott geht nicht nach der äußeren Erscheinung eines Menschen —, ja jene hervorragenden Männer teilten mir nichts Neues mit. 7 Sondern im Gegenteil, als sie sahen, daß ich mit der guten Botschaft für die Unbeschnittenen betraut war, so wie Petrus für die Beschnittenen [damit betraut war] — 8 denn der, welcher Petrus Kraft gab, wie sie für ein Apostelamt für die Beschnittenen notwendig ist, gab auch mir Kraft für die von den Nationen; 9 ja, als sie die unverdiente Güte kennenlernten, die mir verliehen worden war, gaben Jakobus und Kẹphas und Johạnnes, diejenigen, die Säulen zu sein schienen, mir und Bạrnabas die rechte Hand der Mitteilhaberschaft, damit wir zu den Nationen gehen sollten, sie aber zu den Beschnittenen. 10 Nur sollten wir die Armen im Sinn behalten. Gerade das habe ich mich auch ernstlich zu tun bemüht.
11 Als Kẹphas jedoch nach Antiọchia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er verurteilt dastand. 12 Denn bevor einige von Jakobus gekommen waren, aß er gewöhnlich mit Leuten von den Nationen; aber als sie eintrafen, schickte er sich an, sich zurückzuziehen und sich abzusondern aus Furcht vor denen aus der Gruppe der Beschnittenen. 13 Auch die übrigen Juden schlossen sich ihm in seiner Verstellung an, so daß sogar Bạrnabas durch ihre Verstellung mitgerissen wurde. 14 Als ich aber sah, daß sie nicht den geraden Weg gemäß der Wahrheit der guten Botschaft wandelten, sagte ich vor ihnen allen zu Kẹphas: „Wenn du, obwohl du ein Jude bist, so lebst wie die Nationen und nicht wie Juden, wie kommt es, daß du Leute von den Nationen nötigst, gemäß jüdischem Brauch zu leben?“
15 Wir, die von Natur Juden und nicht Sünder aus den Nationen sind 16 und die wissen, daß ein Mensch nicht zufolge von Gesetzeswerken gerechtgesprochen wird, sondern nur durch Glauben gegenüber Christus Jesus, auch wir glauben an Christus Jesus, damit wir aus Glauben gegenüber Christus und nicht zufolge von Gesetzeswerken gerechtgesprochen werden, denn zufolge von Gesetzeswerken wird kein Fleisch gerechtgesprochen werden. 17 Wenn wir nun, indem wir durch Christus gerechtgesprochen zu werden suchen, auch selbst als Sünder erfunden worden sind, ist Christus in Wirklichkeit ein Diener der Sünde? Dazu komme es nie! 18 Denn wenn ich gerade die Dinge, die ich einst niederriß, wiederaufbaue, so erweise ich mich selbst als ein Übertreter. 19 Ich meinerseits bin durch [das] Gesetz [dem] Gesetz gegenüber gestorben, damit ich Gott gegenüber lebendig werde. 20 Ich bin mit Christus an den Pfahl gebracht worden. Nicht mehr ich bin es, der lebt, sondern Christus ist es, der in Gemeinschaft mit mir lebt. Tatsächlich lebe ich das Leben, das ich jetzt im Fleische lebe, durch den Glauben gegenüber dem Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich dahingegeben hat. 21 Ich setze die unverdiente Güte Gottes nicht beiseite; denn wenn Gerechtigkeit durch Gesetz kommt, ist Christus tatsächlich umsonst gestorben.
Kapitel 3
3 O unverständige Gạlater, wer ist es, der euch unter einen üblen Einfluß gebracht hat, [euch,] denen Jesus Christus öffentlich als an den Pfahl gebracht vor Augen gemalt worden ist? 2 Dies allein will ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist zufolge von Gesetzeswerken oder zufolge [des] Hörens durch Glauben empfangen? 3 Seid ihr so unverständig? Nachdem ihr im Geist angefangen habt, werdet ihr jetzt im Fleische vollendet? 4 Habt ihr so vieles zwecklos gelitten? Wenn es wirklich zwecklos gewesen ist. 5 Er nun, der euch den Geist darreicht und unter euch Machttaten wirkt, tut er es aufgrund von Gesetzeswerken oder aufgrund [des] Hörens durch Glauben? 6 So wie Abraham „Glauben in Jehova setzte, und es wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet“.
7 Sicherlich erkennt ihr, daß die, die am Glauben festhalten, die Söhne Abrahams sind. 8 Nun hat die Schrift, in Voraussicht, daß Gott Leute von den Nationen zufolge des Glaubens gerechtsprechen würde, die gute Botschaft im voraus dem Abraham verkündet, nämlich: „Durch dich werden alle Nationen gesegnet werden.“ 9 Somit werden die, die am Glauben festhalten, zusammen mit dem glaubenstreuen Abraham gesegnet.
10 Denn alle die, die sich auf Gesetzeswerke verlassen, sind unter einem Fluch; denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der nicht bei allen Dingen bleibt, die in der Buchrolle des GESETZES geschrieben sind, um sie zu tun.“ 11 Daß übrigens durch Gesetz niemand bei Gott gerechtgesprochen wird, ist offenkundig, denn „der Gerechte wird zufolge des Glaubens leben“. 12 Das GESETZ nun hält sich nicht an [den] Glauben, sondern „wer sie tut, wird durch sie leben“. 13 Christus hat uns vom Fluch des GESETZES losgekauft, indem er an unserer Statt ein Fluch geworden ist, denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der an einen Stamm gehängt ist.“ 14 So sollte der Segen Abrahams durch Jesus Christus für die Nationen kommen, damit wir den verheißenen Geist durch unseren Glauben empfangen könnten.
15 Brüder, ich rede in einem Gleichnis aus dem menschlichen Leben: Einen rechtskräftig gemachten Bund, obwohl es der eines Menschen ist, setzt niemand beiseite oder versieht ihn mit Zusätzen. 16 Nun wurden die Verheißungen Abraham und seinem Samen zugesagt. Es heißt nicht: „Und den Samen“ wie im Fall vieler solcher, sondern wie im Fall eines einzigen: „Und deinem Samen“, welcher Christus ist. 17 Ferner sage ich dies: Was den zuvor von Gott rechtskräftig gemachten Bund betrifft, so macht ihn das GESETZ, das vierhundertdreißig Jahre später entstanden ist, nicht ungültig, um die Verheißung aufzuheben. 18 Denn wenn das Erbe aus [dem] Gesetz [kommt], so [kommt es] nicht mehr aus [der] Verheißung, während Gott es Abraham gütigerweise durch eine Verheißung gegeben hat.
19 Warum denn das GESETZ? Es wurde hinzugefügt, um Übertretungen offenbar zu machen, bis der Same gekommen wäre, dem die Verheißung gegeben worden war; und es wurde durch Engel übermittelt durch die Hand eines Mittlers. 20 Nun gibt es keinen Mittler, wo es nur e i n e Person betrifft, Gott aber ist nur e i n e r. 21 Ist das GESETZ also gegen die Verheißungen Gottes? Dazu komme es nie! Denn wenn ein Gesetz gegeben worden wäre, das Leben hätte geben können, so wäre die Gerechtigkeit tatsächlich durch Gesetz gekommen. 22 Aber die Schrift hat alle Dinge zusammen dem Gewahrsam der Sünde übergeben, damit die Verheißung als Folge des Glaubens an Jesus Christus denen gegeben werde, die Glauben ausüben.
23 Bevor jedoch der Glaube gekommen war, wurden wir unter Gesetz verwahrt, indem wir zusammen in Gewahrsam gegeben wurden im Hinblick auf den Glauben, der geoffenbart werden sollte. 24 Folglich ist das GESETZ unser Erzieher geworden, der zu Christus führt, damit wir zufolge des Glaubens gerechtgesprochen werden könnten. 25 Jetzt aber, da der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter einem Erzieher.
26 Ihr alle seid tatsächlich Söhne Gottes durch euren Glauben an Christus Jesus. 27 Denn ihr alle, die ihr in Christus getauft worden seid, habt Christus angezogen. 28 Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist weder männlich noch weiblich; denn ihr alle seid e i n e r in Gemeinschaft mit Christus Jesus. 29 Überdies, wenn ihr Christus angehört, seid ihr wirklich Abrahams Same, Erben hinsichtlich einer Verheißung.
Jule | 11.17.09 | Galater, Text in der Bibel |
Jule
Galater 1 -3
Galater 1:6-9
wie gut kennen wir Gottes Wort?
Könnten solche Personen auch uns versichern?
Warum uns nicht noch mehr mit Gottes Wort beschäftigen, damit wir eine solche falsche Lehre als das entlarven können, was sie ist?
Kommentar — 25. November 2009 @ 23:41
Jule
Galater 2:3-5
interessante Formulierung, was das für Menschen sind, die Freude daran haben, Unruhe und Mißtrauen unter Brüdern zu stiften!
Kommentar — 27. November 2009 @ 20:09
Jule
Galater 2:11-14
Paulus, der erst sehr viel später zum Glauben kam, wagt es, Petrus, der viele Jahre mit Jesus zusammen war, zu kritisieren? Musste er sich ihm nicht respektvoll unterordnen?
Sprechen wir Mißstände mutig an, oder lassen wir uns von der Stellung des Missetäters beeindrucken?
Ist es uns wichtig, dass sich die Versammlung rein erhält – oder denken wir „das geht mich nichts an“?
Denken wir wie Paulus an die Interssierten, die gerade erste zaghafte Schritte auf dem Weg der Wahrheit versuchen, dass sie nicht durch so etwas zum Straucheln gebracht werden?
Kommentar — 27. November 2009 @ 20:10
Jule
Galater 1 – 3
Galater 1:4
Wie ist dies zu verstehen? Wieso mußten sie zuvor so leben, wie die Nationen?
Waren sie denn nicht Juden, die bereits seit vielen tausend Jahren Jehova dienten? Waren nicht diejenigen, die dies nicht taten, freiwillig „zum eigenen Gespei zurück gekehrt“?
Kommentar — 18. November 2011 @ 22:08
Jule
Galater 1:6-7
Kommentar — 18. November 2011 @ 22:09
Jule
Galater 2:15-16
Ein Widerspruch zu „Glaube ohne Werke ist tot“ und „Abraham wurde durch seine Werke gerechtgesprochen“?
Dies kann sicherlich nur ein scheinbarer Widerspruch sein. Aber: was hat Paulus damit gemeint?
Vers 21
wir sehen mal wieder, wie gefährlich es ist, wenn wir uns nur einzelne Verse aus der Bibel herauspicken – denn sie könnten uns n einem schwachen Moment dazu verleiten zu glauben, wir würden richtig handeln.
Darum reicht es auch nicht aus, nur den Tagetext und vielleicht noch den dazu gehörenden Kommentar zu lesen. Wir müssen die Bibel als Ganzes lesen und wenn wir Dinge nicht verstehen, zuallererst den Kontext dazu lesen.
Aber dazu ist Zeit nötig und Zeit ist in diesem System Mangelware. Kaufen wir unsere Zeit weise aus um unserem Gott immer näher zu kommen? Auf welche Dinge könnten wir zugunsten eines intensiven Bibellesens verzichten? Wo liegen unsere Prioritäten?
Kommentar — 18. November 2011 @ 22:10
Jule
Galater 1 – 3
Galater 1 – Es gibt nur ein Evangelium
Ein ganz wichtiger Aspekt für jeden aufrichtigen Anbeter des Schöpfers und Christen: wir müssen alles, was wir hören, im Licht der Bibel prüfen.
Aus der Geschichte der Bibel wissen wir, dass immer wieder falsche Propheten aufgetreten sind und das Volk in die Irre geführt haben. Das Volk glaubte vielleicht, es würde Gott so anbeten, wie ER es wünscht, aber oftmals war dies nicht so. Weil sie auf diejenigen vertrauten, die von Gott dazu eingesetzt worden waren – zuerst die Priester, dann die Propheten und später die Schriftgelehrten und Pharisäer – entfernten sie sich immer mehr von ihrem Gott. Auch wenn Jehova dann später die Verantwortlichen zur Verantwortung dafür gezogen hat, so waren sie selbst nicht mehr in Gottes Liebe. Also eine gefährliche Sache!
An anderer Stelle warnt Paulus die Christen davor, dass unter ihnen immer wieder „bedrückende Wölfe“ aufstehen und sie irreführen würden. Daher lobte er an anderer Stelle die Beröer dafür, dass sie das, was er selbst ihnen unter Gottes Geist ihnen sagte, „sorgfältig prüften, ob sich die Dinge so verhielten“. Und dies, obwohl er selbst von Jesus dazu berufen worden war und unter Inspiration mehrere Briefe geschrieben hat. Er war nicht beleidigt, dass diese ihm scheinbar nicht vertrauten – sondern er stellte sie anderen Christen als Vorbild hin!
Um prüfen zu können, ob alles, was uns erzählt wird, auch mit Jehova und seinem Wort übereinstimmt, müssen wir selbst es gut kennen.
Vielleicht denkst du ja, es reiche, wenn der, der dir was erzählt, Bibelzitate anführt. Aber dem ist nicht immer so, denn in den Psalmen steht auch „es gibt keinen Jehova“ und wenn wir den Kontext nicht kennen, entgeht uns, dass es zwar dort steht, aber dass es ein Ausspruch von einem „Unvernünftigen“ ist. Denken wir hierbei auch an das, was der Satan Jesus sagte, als er ihn nach 40 Tagen in der Wüste versuchte. All die Dinge, die der Widersacher anführte, stehen so in Gottes Wort. Jesus konnte ihm deshalb widerstehen, weil er mit Jehova und seinem Wort gut vertraut war. Er wußte, was Jehova wann, wo und zu wem in welchen Zusammenhang gesagt hatte. Daher kannte er nicht nur die Worte, die dort stehen, sondern auch den Sinn dahinter – das große Ganze!
Auch wir müssen uns gut mit Gottes Wort und seinen Gedanken vertraut machen. Am Anfang studieren wir vielleicht das Buch „Was lehrt die Bibel wirklich?“, um mit den Grundlehren bertraut zu werden. Dort erfahren wir, was Jehova zum Thema Tod oder zur Ehe gesagt hat. Das ist als Grundgerüst ganz gut, aber wir müssen uns auch weiterntwickeln. Jesus sagte, wir sollten „fortgesetzt Erkenntnis in uns aufnehmen“, ein fortschreitender Prozess. Wenn wir einen anderen Menschen kennenlernen, dann erfahren wir ja am Anfang auch den Namen, vielleicht sogar, wo er wohnt, seine Telefonnummer, Email-Adresse usw. Später vielleicht, wie alt er ist, wo er herkommt, Beruf usw. Noch später die Hobbys und Vorlieben. Wir bleiben ja hier im Kennenlernprozeß auch nicht stehen – zumindest dann nicht, wenn wir echtes Interesse an der Person haben.
Ich kenne meinen Mann jetzt 8 Jahre und trotzdem kenne ich ihn noch immer nicht ganz. Immer wieder gibt es Neues zu erfahren – ganz besonders den Hintergrund seines Lebens. Ich kenne ihn zwar sehr gut, weiss was er mag und wie er denkt und fühlt, aber oftmals bin ich überrascht, woher das Denken kommt, welche Erfahrungen er bereits in der Wahrheit und mit Jehova gemacht hat usw.
Ich liebe ihn und empfinde und erlebe ihn als einen ausgespochen interessanten Menschen. Ich bin überzeugt davon, dass ich ihn auch noch nach 1000 Jahren Ehe interessant und spannend finden werde. Aber man lernt sich halt im Laufe der Jahre immer mehr und besser kennen – wenn man in wirklichem Kontakt bleibt.
Es gibt Ehen, die schon viele Jahre bestehen – wo die Partner eigentlich nur noch nebeneinander leben. Der Partner ist uninteressant geworden und so stürzen sich viele gern in ein Abenteuer. Sie denken, ihr Partner sei langweilig und finden den Neuen so interessant, dass sie vielleicht sogar die Scheidung einreichen. Auch sie selbst sind vielleicht interessanter für den oder die Neue, als für den eigenen Partner. Woran liegt das? Liegt das wirklich daran, dass der Partner ein Langeweiler ist?
Oder liegt es nicht viel mehr daran, dass man den Partner und die Beziehung aus den Augen verloren hat? Weil wir den Alltag mit unserem Partner als etwas Selbstverständliches nehmen? Nehmen wir uns die Zeit für ihn? Lassen wir ihn an unserem Leben teilhaben und nehmen wir an seinem teil? Kennen wir ihn wirklich? Ist eine Vertrautheit da?
In der Ansprache zu den Zehn Geboten und der Ehe werden 3 Punkte angeführt, die für die Ehe wichtig sind: gute Kommunikation, gemeinsam Zeit miteinander verbringen und Nähe. Dies betrifft ebenso „unsere Beziehung“ zu und mit Gott!
Wer eine gute, glückliche und harmonische Ehe führt, der weiss die innige Vertrautheit sicherlich zu schätzen. Oftmals ist es genau das, was der Ehebrecher später vermisst, wenn er schon fast alles kaputt gemacht hat. Er sieht seinen Fehler ein und will den betrogenen Partner zurück. Auf einmal weiss er zu schätzen, was er hatte und er will alles tun, damit der andere ihn wieder lieb hat. Also umwirbt er ihn wieder, kauft der Frau Blumen, er geht vielleicht sohar mit ihr ins Theater und sie mit ihm auf den Fussballplatz. Aber was sie wirklich brauchen, sind tiefe Gespräche. Viele sind erstaunt, dass sie nun ihren Partner erst so richtig kennenlernen und wie interessant er doch ist.
Paare, die sich nach der Bibel ausrichten, bemühen sich, ständig mit ihrem Partner im Gespräch zu bleiben. Es ist ein gutes Gefühl, wenn wir offen und ehrlich miteinander reden können, nicht das Gefühl haben, in der Achtung des anderen zu sinken, weil wir vielleicht etwas Dummes gesagt oder getan zu haben. Es fühlt sich gut an, dem Partner vertrauen zu können und zu wissen, wie er denkt und fühlt. Wie würden wir zum Beispiel reagieren, wenn uns jemand erzählen würde, dass unser Partner stehlen würde? Würden wir es glauben, einfach, weil jemand jetzt diese Behauptung aufstellt? Auch dann, wenn wir ihn all die Jahre als einen offenen, ehrlichen und zuverlässigen Menschen erlebt haben?
Die Behauptung, die hier aufgestellt wird, entspricht dem Zitat oder der Lehrmeinung, die jemand an uns heranträgt. Das Wissen um die Integrität unseres Partners entspricht dem Hintergrundwissen um die Zusammenhänge, wie Jehova denkt. Wir haben an anderer Stelle bereits darüber gesprochen.
Nehmen wir als Beispiel die Aussage im Hohelied: „wahre Liebe ist stärker als der Tod“.
Stellen wir uns vor, wir wären unglücklich verheiratet und in dieser Situation läuft uns der Traummann (oder die Traumfrau) über den Weg.
Nun muss jeder Einzelne von diesem fiktiven Beispiel für sich selbst Rechenschaft vor Jehova abgeben, das geht uns persönlich nichts an – selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, dass wir der Leidtragende in so einem Beispiel wären. Dann wäre es die Angelegenheit Jehovas und nicht die unsere und wir würden dies alles in die Hand Jehovas legen und dies bei ihm „abgeben“ und lassen.
Aber es betrifft uns dann schon. Stellen wir uns vor, wir wären ein Glied dieser fiktiven Versammlung, in der sich dies abgespielt hätte. Wir beobachten, dass es scheinbar in Ordnung ist, so zu handeln und Jehova würde es also in so einem gravierenden Fall in Ordnung finden, sich scheiden zu lassen. Weiss ich, wie Jehova wirklich denkt? Kenne ich Jehova und sein Wort wirklich gut genug um zu erkennen, das so etwas niemals für mich in Frage kommen würde?
Womit verbringe ich meine Zet? Was ist mir wichtig?
Nehne ich mir Zeit für meinem Gott? Höre ich ihm gut zu? Verbringe ich gern Zeit mit ihm?
Oder lebe ich mit Jehova nebeneinander her, wie ich es mit meinem Ehepartner tue? Warum nicht selbst das mir Mögliche tun, um die Beziehung zu verbessern und inniger und vertrauter zu machen?
Kommentar — 20. November 2012 @ 20:52
Jule
Galater 1 – 2
Wer waren diese maßgeblichen Leute, vor denen er hier spricht?
Zuerst dachte ich, er würde in der Synagoge vor den Schriftgelehrten, Pharisäern und Sadduzäern reden – da er von der Freiheit des Gesetzes spricht. Aber dann sieht es eher so aus, als ob er hier einige der anderen Apostel getroffen hätte, die bereits mit Jesus mitgelaufen waren. Aber warum sollte unter diesen die Frage der Beschneidung aufgekommen sein? Warum hätte er sich wundern sollen, dass diese nicht darauf bestehen, er müsse seinen Reisegefährten zuerst beschneiden?
Aber konnten sich unter diese Apostel wirklich Spione einschleichen? Ein Gedanke, der mir völlig widersprüchlich erscheint. Aber Judas war ja auch ein Apostel gewesen und wurde dann der Verräter des Messias.
Thom, der ja zu DDR-Zeiten in der Wahrheit groß geworden ist, erzählt manchmal auch davon, dass unter den Ältesten, ja sogar unter den damaligen Kreisaufsehern Spione waren: sie gaben sich nur den Anschein, Jehova zu dienen, um an die Namen und Orte der Brüder heranzukommen. Für mich ein ungeheuerlicher Gedanke. In meinem Verständnis sind immer noch alle, die sich Jehova hingeben und taufen lassen, Personen die Jehova wirklich lieben. Das Beobachten der vergangenen Jahre, dass dies nicht so ist und dass auch in den verantwortlichen Stellungen welche sind, die es mit Jehova und der wahren Anbetung nicht so genau sind, ist immer noch schockierend für mich.
Aber wenn wir in der Bibel lesen, war dies schon immer so unter Gottes Volk. Es gab immer welche, die nach Außen hin Anbeter Jehovas waren, offiziell zu seinem Volk gehörten, aber nicht danach lebten. Denken wir nur an die Söhne Elis, die Priester in der Stiftshütte waren und Jehova ganz offen verspotten. Denken wir an die vielen Richter in der Geschichte des Volkes Israel – wie wenige nur davon wirklich Jehova treu waren. Denken wir an die Könige. Bereits der erste – Saul – erwies sich schnell als Missgriff. Denken wir an Isebel, die Frau des späteren Königs, die ganz offen die Propheten Jehovas verfolgte. Denken wir auch an die vielen falschen Propheten.
All dies hatte Jehova über die vielen Jahre zugelassen. Warum eigentlich? Um eine „natürliche Auslese“ zu bewirken?:
wer sich wirklich für Jehova interessierte, ließ sich von diesen schlechten Menschen nicht beeinflussen, sondern diente Jehova auch weiterhin treu und mit ganzer Kraft.
Wo hätten wir dabei gestanden?
Kommentar — 21. November 2012 @ 13:33
Jule
Galater 2 – Glaube und Gesetz: Der Konflikt zwischen Paulus und Petrus in Antiochia
Warum mußte er ihn öffentlich so bloßstellen? Wäre es nicht liebevoller und taktvoller gewesen, wenn er ihn zur Seite genommen und in aller Ruhe mit ihm gesprochen hätte?
Warum diese Bloßstellung? Was genau bezweckte er damit? Wollte er damit den Nichtjuden, die sich von dem Verhalten des Petrus brüskiert fühlen könnten, zeigen, dass dies nicht Gottes Gedanken sind, sondern nur die eines einzelnen Mannes?
Ging es darum, dass das Verhalten öffentlich einen falschen Eindruck erweckte, der dann ebenso öffentlich richtig gestellt werden mußte?
Kommentar — 21. November 2012 @ 13:40
Jule
Galater 2 – Glaube an Jesus Christus: für Juden wie Nichtjuden der einzige Weg zur Rettung
Ja, wir müssen Gottes Wort wirklich im Zusammenhang lesen:
Am Anfang seiner Rede könnten wir meinen, er widerspricht hier dem, was Jakobus sagte: „Glaube ohne Werke ist tot“. Wir haben ja schon beim Lesen vom Jakobusbrief diesen Punkt behandelt.
Paulus erklärt es ja hier im Verlauf auch: er meint nicht Werke des Glaubens, sondern die Gesetzeswerke. Da wir alle unvollkomnen sind, werden wir das GESETZ niemals vollkommen halten können. Daher können uns unsere Gesetzeswerke niemals gerechtsprechen.
Aber dafür ist ja Jesus für uns gestorben: um für unsere Sünden (die wir bereut haben und lassen) beim Vater für uns einzutreten. Wenn wir also an Jesus und sein Loskaufsopfer glauben und es für uns persönlich annehmen, dann vergibt uns Jehova auf der Grundlage der Reue und den Werken der Reue (dass wir es lassen und den Schaden wieder gut machen) auf der Grundage des Loskaufsopfers Jesu. Wir müssen keine Angst haben, dass er uns ewig vorhält, was wir getan haben.
Die Werke, von den Jakobus spricht, ist das, wozu uns unser Herz durch die Liebe Gottes drängt. Wenn wir ganz von dem Guten Jehovas erfüllt sind, dann wollen wir so leben, dass er sich über uns freut. Dann wollen wir darüber reden, wie toll unser Gott ist und dann wollen wir ihn nachahmen. Wir sind so begeistert von Jesus und dem was er getan und wie er gelebt hat – dass er unser Idol ist.
Woran erkenne ich einen Fussballfan? Woran erkenne ich, ob jemand ein Fan von Tokiohotel ist? Ich erkenne es daran, wie und worüber er redet, wie er sich kleidet und wie er sich gibt. An seinen Werken.
An eben diesen Werken würde man auch erkennen, dass wir ein wahrer Christ sind. Ohne diese Werke wäre unser Glaube tot. Aber es sind nicht die Werke des GESETZES, von denen Paulus hier spricht
Kommentar — 21. November 2012 @ 13:55
Jule
Galater 3 – Vertrauen auf Christus oder Vertrauen auf das Gesetz?
An anderer Stelle beklagt sich Paulus darüber, dass er so gern ALLES richtig machen würde, aber es kommt ihm seine Unvollkommenheit dazwischen. In der Welt kennen wir das Sprichwort: „der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“. Genau für diese Schwäche tritt dann Jesu Loskaufsopfer ein.
Auf der anderen Seite kann niemand, der nur so lebt, wie es ihm selbst gerade gefallt – und komplett den Willen Gottes außer Acht lässt – erwarten, dass ihm Jehova all sein schlechtes Tun vergibt, weil „Jesus ja für unsere Sünden gestorben ist“.
Jehova vergibt nur dem, der bereut und sich bemüht. Alles andere wäre ein Mißbrauch des Loskaufsopfers
Kommentar — 21. November 2012 @ 14:09
Jule
Galater 1 – 3
Galater 1 – Erfahrungen mit Gott
„Erfahrungen mit Gott“ oder „was Gott in meinem Leben bewirkt hat“. Nichts fesselt die Menschen mehr, als zu sehen und zu hören, wie Gott wirkt!
Kommentar — 16. Juli 2014 @ 09:26
Jule
Galater 1:6-17
Erkenntnis über die Rolle des Messias beruht nicht nur auf Fakten
Am Sonntag im Hauskreis ging es auch um „Zeit mit Gott verbringen“ und einige schienen unglücklich darüber, dass sie sich nicht so die Zeit dafür freischaufeln können, wie Thom und ich. Thom läuft Nachts gut 4 Stunden, um die Zeitungen auszutragen und in der Zeit hört er mp3-Aufnahmen von der Bibel, biblischen Ansprachen oder andere Kommentare dazu. Ich selbst habe nicht nur als Rentner viel Zeit dazu, sondern liege ja auch oft Nachts wegen Schmerzen wach und habe daher viel Zeit, in der Bibel zu lesen oder Ansprachen zu hören.
Die anderen stehen mitten im Leben. Die Männer gehen den ganzen Tag ihrer Arbeit nach, wo sie dies nicht können und die Frauen haben alle kleine Kinder, so dass wenig wirklich „Stille Zeit mit Gott“ bleibt, wo sie in Ruhe in der Bibel lesen können.
Ich bin der Ansicht, dass mich und auch jeden anderen die Zeit, die er mit Gott verbringt, auch Jehova näher bringt. Weil: wer ihn kennt, muss ihn ja eigentlich auch lieben.
Aber zu dieser „Zeit mit Gott“ gehört eben auch mehr, als Erkenntnis über ihn aufzunehmen. Wir lesen es hier auch von Paulus. Er selbst war sehr bewandert in den Schriften, kannte sie vielleicht mehr und besser, als all die anderen vom „gewöhnlichen Volk“, die Jesus nachgefolgt sind. Dennoch waren es diese, die Jesus „erkannten“.
Wir sehen also: Erkenntnis allein reicht nicht aus.
Also was bringt uns Gott näher? Was lässt uns das echte Evangelium erkennen?
Paulus sagt, dass er von Jesus selbst die Offenbarung erhalten habe. Er kannte zwar die Fakten, hatte die Informationen – aber Jesus zeigte ihm, wie alles zusammen hing. So erkannte er das Evangelium – die Gute Botschaft über den Messias und darüber, wie er Gott mit den Menschen versöhnt hat.
Maria, eine junge Mutter, erzählte, dass sie nicht so die Zeit hat, um täglich längere Passagen in der Bibel zu lesen. Aber sie bittet täglich – bei ihren alltäglichen Arbeiten – den Heiligen Geist, der sie dann an die Dinge, die sie bereits gelesen hat, erinnert und daher auch den Zusammenhang herstellt. So verbringt sie also doch viel Zeit mit Gott, nur nicht so förmlich.
Jesus sagte, er würde uns den Heiligen Geist schicken, damit er uns erinnere und lehre. Er ruft uns vielleicht bestimmte Stellen in den Sinn, wo Gott in der Bibel etwas zu genau unserer Situation sagte. So können wir intensive Zeit mit Gott verbringen, obwohl wir vielleicht gerade abwaschen oder bügeln – oder als Mann bei Reparaturarbeiten im Haus, Arbeit im Garten oder Waschen des Autos.
Die Erkenntnis und Infos sammeln wir beim Bibellesen oder Hören von biblischen Ansprachen. Aber verdauen tun wir es, wenn wir uns im täglichen Leben damit beschäftigen.
Wenn wir uns in dieser Form mit dem Evangelium beschäftigen, wird es in uns lebendig, wird zu einem festen Bestandteil unseres Lebens und auch unserer Gedanken und Gefühle.
Mit eine Herausforderung ist es daher, ausgeglichen zu sein, wenn wir anderen von Jesus und Jehova erzählen. Oftmals überschütten wir die Leute mit Informationen und vielleicht schreckt es sie eher ab, weil sie sich unterlegen vorkommen. Wir dürfen den mentalen und emotionalen Aspekt nicht vernachlässigen.
Manchmal sind uns sogar diejenigen überlegen, die nicht so viel Wissen haben wie wir – da sie den Charakter Gottes erkannt haben. Ich denke da an Susi, mit der ich Ende letzten Jahres die Johannes-Studie gemacht hatte. Sie kannte sich fast überhaupt nicht in der Bibel aus, aber zu der Frage, ob Gott die Menschen durch Krankheit, Elend oder Tod strafe, sagte sie spontan, dass dies nicht sein könne, „da es überhaupt nicht zu Gott passt.“
Es wird noch weiter spannend bleiben, wie es sich in unserer kleinen Hausgemeinde entwickelt
weitere Gedanken zu Galater 1 finden wir hier
Kommentar — 16. Juli 2014 @ 10:39
Jule
Galater 2 – warum Paulus Petrus vor den anderen Christen tadelt
Wir haben dieses Kapitel ja bereits in den vergangenen Jahren immer wieder auseinander genommen. Ganz besonders das, was Paulus Petrus vorwirft und warum er es vor allen anderen tut.
Wenn wir jetzt aber mal das Kapitel als Ganzes lesen und auch als Ganzes nehmen, dann macht es auch Sinn, warum er es vor den anderen Christen sagt.
Hier sehen wir eine Argumentation, warum die Beschneidung unnötig für Christen ist – und dies von einem Mann, der sich bestens im Gesetz auskennt. Wir erinnern uns: Paulus selbst führt es im ersten Kapitel an, dass er einer der Schriftgelehrten war, dass er herausragend gewesen war darin, die Schriften zu kennen und auszulegen.
Sicherlich hatte die Argumentation für alle besonderes Gewicht.
Denn hier spricht nicht ein Christ, der die ganzen Gesetze und Schriften nicht kennt, sondern sich nur auf die neue Lehre beruft, sondern hier spricht jemand, der sich in allem gut auskennt.
Dies erinnert mich wieder daran, wie bereichernd die Ansprachen von Arnold Fruchtenbaum für uns immer waren und noch sind. Er selbst ist als Jude geboren und aufgewachsen und erst später zum Christentum konvertiert. Dadurch, dass er nicht nur die Schriften, die Auslegungen und Überlieferungen gut kennt, sondern auch den jüdischen Hintergrund, machen viele Aussagen der Bibel und auch Jesu oftmals einen anderen Sinn.
Denn wir vergessen immer wieder, dass ja auch Jesus als Jude geboren ist und gelebt hat. Er war Jude und sprach zu Juden – die den gleichen Hintergrund hatten wie er und die Dinge verstanden. Wir verstehen heute vieles nicht, da wir den Hintergrund nicht kennen – und damit auch nicht den Kontext, in dem Jesus etwas sagte oder tat.
Paulus als Jude und als Jemand, der sich bestens in den Schriften, im GESETZ und in den Überlieferungen und Auslegungen kennt, kann hier ganz anders argumentieren, als vielleicht ein Kornelius, der später zum Glauben kam und die Wurzeln des Judentums nicht kennt.
Paulus bringt die Dinge in einem Zusammenhang. Er nimmt das, was die Juden kennen und für richtig befinden und zeigt, inwieweit sich die Dinge in Jesus erfüllt haben, inwieweit sie nur wichtig waren, um auf den Messias hinzuweisen und was vom Gesetz heute noch für sie und uns als Christen wichtig ist.
Vergessen wir nicht, dass diejenigen, die weiterhin auf der Beschneidung bestehen, „aus dem Lager“ derjenigen kommen, die als Juden geboren und aufgewachsen sind. Vielleicht haben diese ja auch nur Angst, dass sie etwas verkehrt machen könnten.
Kommentar — 19. Juli 2014 @ 09:39
Jule
Galater 2:1-10
Die Frage ist ja, warum die Judenchristen darauf bestehen, dass sich jeder neubekehrte Christ von den Heiden (Nationen) erst einmal beschneiden lässt.
Ist es vielleicht die Angst, etwas verkehrt zu machen?
Wir dürfen nicht vergessen, dass die Judenchristen bereits eine lange Geschichte mit dem Gott Jehova haben. Er ist ihr Leben lang ihr Gott gewesen und sie hatten von ihm das Gesetz erhalten. Vielleicht erinnern sie sich an die Segen und Flüche am Berg Gerisim, wo ihnen die Ernsthaftigkeit vor Augen geführt wurde. Denn dort wurde ihnen ja auch der Fluch vor Augen geführt, der diejenigen trifft, die das Gesetz nicht halten.
Jahrhundertelang waren sie das Volk, das sich Gott zu seinem besonderen Besitz erwählt hatte. Sie waren etwas Besonderes: sie hatten den allein wahren Gott und die allein wahre Anbetung. ER selbst hatte ihnen dies immer wieder gesagt.
Sicherlich wird sie Anfangs auch eine gewisse Unsicherheit begleitet haben, als sie sich entschieden, Jesus als den Messias anzunehmen. Denn immerhin sagten ihre geistigen Führer ja, dass dieser ein Betrüger und Gotteslästerer sei. Sie hatten ihn hinrichten lassen und schlossen jeden aus ihren Synagogen aus, der sich zu Jesus bekannte.
Ihr Leben lang hatten sie sich sicher gefühlt – denn sie waren ja ein Teil von Gottes Volk, sie allein hatten die wahre Anbetung und ihre geistigen Führer waren so fürsorglich, dass sie „noch einen extra Zaun um das Gesetz zogen“, damit es niemand aus Versehen übertritt. Zu ernst war es, diesem Gott Jehova zu gefallen und nicht unter seinem Fluch zu fallen und von ihm bestraft zu werden. So konnten sie sich sicher fühlen, es wurde alles getan, damit es nicht zum Bruch mit Jehova kam.
Es hat sie sicherlich schon jede Menge Überwindung gekostet, Jesus als ihren Retter anzunehmen und sich zu ihm zu bekennen. Vielleicht haben sie auch gedacht:
Nun ja, sie hätten in den Schriften nachsehen können, aber sie hatten nicht das Glück, das wir heute haben – nicht jeder hatte eine persönliche Abschrift, in der er nachsehen konnte. Die Schriften wurden vielmehr in der Synagoge vorgelesen – in der Synagoge, aus der man sie hinaus geworfen hatte, weil sie in ihren Augen abtrünnig waren. Also, was konnten sie tun?
Umso gewichtiger ist es sicherlich, dass hier gerade Paulus aufsteht und ihnen gute Argumente liefert. Dieser Paulus ist ein belesener Mann. Er kennt das Gesetz, er hat sogar viele Jahre lang unter Gamaliel studiert – einem der wichtigsten Gesetzeslehrer dieser Zeit.
Vielleicht haben sie die Frage der Beschneidung auch aus eben diesem Grund auf den Tisch gebracht?: „mal sehen, was Paulus dazu sagt, der kennt sich ja aus“.
Dagegen spricht nur, wie Paulus selbst von denen spricht, die das Thema aufwerfen. Er nennt sie Unruhestifter, die sich lediglich eingeschlichen haben, um die Gemeinde von Innen heraus zu unterwandern.
Sicherlich waren einige von ihnen wirklich solche, die nur Mißtrauen säen wollten, aber vielleicht sind auch viele Aufrichtige unter ihnen, die Angst haben, sie könnten sich von Gott entfernen, wenn sie dem Gebot der Beschneidung nicht nachkommen…
weitere Gedanken zu Galater 2 finden wir hier
Kommentar — 19. Juli 2014 @ 11:31
Jule
Galater 3 – was denn nun?
Hm, wenn ich das hier so lese – ist das dann nicht eher ein Argument für die Beschneidung?
Denn diese war doch dem Abraham als Zeichen für den Bund zwischen ihm und Gott – für die Verheißung – gegeben worden
Sorry, ich versuche hier gerade nur, den Brief mit den Gedanken und Gefühlen derjenigen zu lesen, an die er gerichtet war: Männer und Frauen, die verunsichert waren und Angst hatten, sich das Mißfallen Gottes zuzuziehen, wenn sie sich nicht an das GESETZ halten. Menschen, die sicherlich bei allem hellhörig wurden, was nur irgendwie auf die Beschneidung hinwies.
Aber wahrscheinlich ist es gerade hier beim Brief an die Galater besonders wichtig, ihn ganz, ohne Unterbrechung und im Zusammenhang zu lesen und erst dann bei einigen Punkten in die Tiefe zu gehen
weitere Gedanken zu Galater 3 finden wir hier
Kommentar — 19. Juli 2014 @ 18:38