Klagelieder

KLAGELIEDER
א (’Áleph)

Kapitel 1

1 O wie ist es gekommen, daß sie einsam sitzt, die Stadt, die an Volk so zahlreich war!
Wie ist sie einer Witwe gleich geworden, sie, die volkreich war unter den Nationen!
Wie ist sie, die eine Fürstin war inmitten der Gerichtsbezirke, zwangsarbeitspflichtig geworden!
ב (Bēth)
 2 Heftig weint sie während der Nacht, und ihre Tränen sind auf ihren Wangen.
Sie hat unter all ihren Liebhabern keinen, der sie tröstet.
Sogar all ihre eigenen Gefährten haben treulos an ihr gehandelt. Sie sind ihr zu Feinden geworden.
ג (Gímel)
 3 Juda ist ins Exil gegangen wegen der Trübsal und wegen der Menge der Knechtschaft.
Sie selbst hat unter den Nationen wohnen müssen. Keinen Ruheort hat sie gefunden.
Alle ihre Verfolger haben sie unter bedrängnisvollen Umständen eingeholt.
ד (Dáleth)
 4 Die Wege Zions trauern, weil niemand da ist, der zum Fest kommt.
All ihre Tore sind verödet; ihre Priester seufzen.
Ihre Jungfrauen sind bekümmert, und ihr selbst ist bitter [zumute].
ה (He’)
 5 Ihre Widersacher sind zum Haupt geworden. Die, die ihre Feinde sind, sind unbesorgt.
Weil Jehova selbst sie in Kummer gebracht hat wegen der Menge ihrer Übertretungen,
Sind ihre eigenen Kinder gefangen vor dem Widersacher hergegangen.
ו (Waw)
 6 Und von der Tochter Zion zieht all ihre Pracht aus.
Ihre Fürsten haben sich wie Hirsche erwiesen, die keine Weide gefunden haben;
Und ständig wandern sie kraftlos vor dem Verfolger her.
ז (Sájin)
 7 Jerusalem hat [in] den Tagen ihrer Trübsal und ihres heimatlosen Volkes
All ihrer begehrenswerten Dinge gedacht, die von [den] Tagen der Vorzeit an waren.
Als ihr Volk in die Hand des Widersachers fiel und sie keinen Helfer hatte,
Sahen sie die Widersacher. Sie lachten über ihren Zusammenbruch.
ח (Chēth)
 8 Jerusalem hat offenkundige Sünde begangen. Darum ist sie zum bloßen Abscheu geworden.
Alle, die sie ehrten, haben sie geringschätzig behandelt, denn sie haben ihre Blöße gesehen.
Sie selbst seufzt auch und wendet den Rücken.
ט (Tēth)
 9 Ihre Unreinheit ist an ihren Rocksäumen. Sie gedachte nicht ihrer Zukunft,
Und hinab geht sie auf wunderliche Weise. Keinen Tröster hat sie.
O Jehova, sieh meine Trübsal, denn der Feind hat großgetan.
י (Jōdh)
10 Seine Hand hat der Widersacher gegen all ihre begehrenswerten Dinge ausgebreitet.
Denn sie hat Nationen gesehen, die in ihr Heiligtum gekommen sind,
Denen du gebotest, nicht in die Versammlung zu kommen, die dir gehört.
כ (Kaph)
11 All ihr Volk seufzt; sie suchen nach Brot.
Sie haben ihre begehrenswerten Dinge für etwas zum Essen gegeben, um die Seele zu erquicken.
Sieh, o Jehova, und schau doch, denn ich bin wie eine Wertlose geworden.
ל (Lámedh)
12 Ist es nichts für euch alle, die ihr des Weges dahinzieht? Schaut und seht.
Gibt es irgendeinen Schmerz gleich meinem Schmerz, der mir angetan worden ist,
Mit dem Jehova Kummer verursacht hat am Tag seiner Zornglut?
מ (Mem)
13 Aus der Höhe hat er Feuer in meine Gebeine gesandt, und er unterwirft alle.
Er hat ein Netz für meine Füße ausgebreitet. Er hat mich rückwärts gewandt.
Er hat mich zu einer Verödeten gemacht. Den ganzen Tag bin ich krank.
נ (Nun)
14 Er ist gegenüber meinen Übertretungen wachsam geblieben. In seiner Hand verflechten sie sich ineinander.
Sie sind auf meinen Hals gekommen. Meine Kraft ist gestrauchelt.
Jehova hat mich in die Hand derer gegeben, gegen die ich nicht aufzustehen vermag.
ס (Ssámech)
15 All meine Starken hat Jehova aus meiner Mitte beiseite geworfen.
Er hat eine Zusammenkunft gegen mich einberufen, um meine jungen Männer zu zerschmettern.
Jehova hat die wahre Weinkelter getreten, die der Jungfrau, der Tochter Juda, gehört.
ע (‛Ájin)
16 Über diese Dinge weine ich wie eine Frau. Mein Auge, mein Auge fließt von Wasser.
Denn ein Tröster hat sich fern von mir befunden, jemand, der meine Seele erquicke.
[Der Kreis] meiner Söhne ist verödet worden, denn der Feind hat großgetan.
פ (Pe’)
17 Zion hat ihre Hände ausgebreitet. Keinen Tröster hat sie.
Jehova hat hinsichtlich Jakobs alle, die rings um ihn sind, als seine Widersacher aufgeboten.
Jerusalem ist etwas Abscheuliches unter ihnen geworden.
צ (Za·dhḗ)
18 Jehova ist gerecht, denn gegen seinen Mund habe ich rebelliert.
Hört nun zu, ihr Völker alle, und seht meinen Schmerz.
Meine eigenen Jungfrauen und meine eigenen jungen Männer sind in Gefangenschaft gegangen.
ק (Qōph)
19 Ich habe meinen Liebhabern zugerufen. Sie selbst haben mich hintergangen.
Meine Priester und meine alten Männer sind in der Stadt dahingeschieden,
Während sie sich etwas zu essen suchten, um ihre Seele zu erquicken.
ר (Rēsch)
20 Sieh, o Jehova, denn ich bin in Bedrängnis. Meine Eingeweide selbst sind in Gärung.
Mein Herz hat sich umgekehrt in meinem Innern, denn ich bin ganz bestimmt rebellisch gewesen.
Draußen beraubte das Schwert [mich] der Kinder. Innerhalb des Hauses ist es wie der Tod.
ש (Schin)
21 Man hat gehört, wie ich selbst seufze gleich einer Frau. Es gibt keinen Tröster für mich.
Alle meine Feinde, sie haben von meinem Unglück gehört. Sie haben frohlockt, weil du selbst [es] getan hast.
Du wirst bestimmt den Tag herbeiführen, den du ausgerufen hast, damit sie werden mögen wie ich.
ת (Taw)
22 Laß all ihre Schlechtigkeit vor dich kommen, und verfahre streng mit ihnen,
So wie du mit mir streng verfahren bist wegen all meiner Übertretungen.
Denn meiner Seufzer sind viele, und mein Herz ist krank.

Kapitel 2

א (’Áleph)
2 O wie umwölkt Jehova in seinem Zorn die Tochter Zion!
Er hat vom Himmel auf die Erde hinabgeworfen die Schönheit Israels.
Und er hat des Schemels seiner Füße nicht gedacht am Tag seines Zorns.
ב (Bēth)
 2 Jehova hat verschlungen, er hat kein Mitleid gezeigt mit irgendwelchen Aufenthaltsorten Jakobs.
In seinem Zornausbruch hat er die befestigten Plätze der Tochter Juda niedergerissen.
Mit der Erde hat er in Berührung gebracht, entweiht hat er das Königreich und ihre Fürsten.
ג (Gímel)
 3 In der Glut des Zorns hat er jedes Horn Israels abgehauen.
Er hat seine rechte Hand vor dem Feind zurückgewandt,
Und in Jakob brennt er weiterhin wie ein flammendes Feuer, das ringsum verzehrt hat.
ד (Dáleth)
 4 Er hat seinen Bogen getreten wie ein Feind. Seine Rechte hat Stellung genommen
Wie ein Widersacher, und er hat ständig alle für die Augen Begehrenswerten getötet.
In das Zelt der Tochter Zion hat er seinen Grimm ausgegossen so wie Feuer.
ה (He’)
 5 Jehova ist einem Feind gleich geworden. Er hat Israel verschlungen.
Er hat all ihre Wohntürme verschlungen; er hat über seine befestigten Plätze Verderben gebracht.
Und bei der Tochter Juda läßt er Trauer und Wehklage überströmen.
ו (Waw)
 6 Und er behandelt seine Hütte gewalttätig wie die in einem Garten. Er hat Verderben über sein Fest gebracht.
Jehova hat in Zion Fest und Sabbat vergessen lassen.
Und im Zorn seiner Strafankündigung zeigt er keinen Respekt vor König und Priester.
ז (Sájin)
 7 Jehova hat seinen Altar verstoßen. Er hat sein Heiligtum mit Verachtung von sich gewiesen.
Der Hand des Feindes hat er die Mauern ihrer Wohntürme ausgeliefert.
Im Haus Jehovas haben sie [ihre] eigene Stimme erschallen lassen wie am Tag eines Festes.
ח (Chēth)
 8 Jehova hat daran gedacht, die Mauer der Tochter Zion zu verderben.
Er hat die Meßschnur ausgespannt. Er hat seine Hand nicht abgewandt vom Verschlingen.
Und er versetzt Wall und Mauer in Trauer. Zusammen sind sie verfallen.
ט (Tēth)
 9 In die Erde sind ihre Tore gesunken. Er hat ihre Riegel zerstört und in Stücke zerschlagen.
Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Nationen. Da ist kein Gesetz.
Auch ihre eigenen Propheten haben keine von Jehova kommende Vision gefunden.
י (Jōdh)
10 Die älteren Männer der Tochter Zion sitzen auf der Erde, [wo] sie Schweigen bewahren.
Sie haben Staub auf ihr Haupt getan. Sie haben sich Sacktuch umgegürtet.
Zur Erde haben die Jungfrauen Jerusalems ihr Haupt gesenkt.
כ (Kaph)
11 Meine Augen sind in lauter Tränen vergangen. Meine Eingeweide sind in Gärung.
Zur Erde verschüttet ist meine Leber wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes,
Weil Kind und Säugling auf den öffentlichen Plätzen der Stadt verschmachten.
ל (Lámedh)
12 Zu ihren Müttern haben sie ständig gesagt: „Wo sind Korn und Wein?“
Denn sie verschmachten gleich einem auf den öffentlichen Plätzen der Stadt Erschlagenen,
Denn ihre Seele wird ausgeschüttet in den Busen ihrer Mütter.
מ (Mem)
13 Wovon soll ich dich als Zeugen gebrauchen? Was soll ich mit dir vergleichen, o Tochter Jerusalem?
Was soll ich dir gleichmachen, damit ich dich tröste, o Jungfrau, Tochter Zion?
Denn dein Zusammenbruch ist ebensogroß wie das Meer. Wer kann dir Heilung bringen?
נ (Nun)
14 Deine eigenen Propheten haben für dich in Visionen wertlose und unbefriedigende Dinge geschaut,
Und sie haben deine Vergehung nicht aufgedeckt, um deine Gefangenschaft abzuwenden,
Sondern sie schauten für dich in Visionen ständig wertlose und irreführende prophetische Sprüche.
ס (Ssámech)
15 Über dich haben alle, die des Weges dahinzogen, in die Hände geklatscht.
Sie haben gepfiffen und fortwährend den Kopf geschüttelt über die Tochter Jerusalem, [indem sie sprachen:]
„Ist das die Stadt, von der man zu sagen pflegte: ‚Sie ist der Schönheit Vollkommenheit, ein Frohlocken für die ganze Erde.‘?“
פ (Pe’)
16 Alle deine Feinde haben ihren Mund über dich aufgetan.
Sie haben gepfiffen und fortgesetzt mit den Zähnen geknirscht. Sie haben gesagt: „Wir wollen [sie] verschlingen.
Dies ist ja der Tag, auf den wir gehofft haben. Wir haben’s gefunden! Wir haben’s gesehen!“
ע (‛Ájin)
17 Jehova hat getan, was er im Sinn hatte. Er hat, was er gesagt hat, vollbracht,
Was er seit den Tagen vor alters geboten hat. Er hat niedergerissen und kein Mitleid gezeigt.
Und über dich läßt er den Feind sich freuen. Er hat das Horn deiner Widersacher erhöht.
צ (Za·dhḗ)
18 Ihr Herz hat zu Jehova geschrien, o Mauer der Tochter Zion.
Laß wie einen Wildbach Tränen herabfließen Tag und Nacht.
Gewähr dir kein Erschlaffen. Nicht raste die Pupille deines Auges.
ק (Qōph)
19 Mache dich auf! Wimmere bei Nacht zu Beginn der Morgenwachen.
Schütte dein Herz aus wie Wasser vor dem Angesicht Jehovas.
Hebe deine Handflächen zu ihm empor wegen der Seele deiner Kinder,
Die vor Hunger verschmachten am Eingang aller Straßen.
ר (Rēsch)
20 Sieh, o Jehova, und schau doch nach dem, mit dem du auf diese Weise streng verfahren bist.
Sollten die Frauen ständig ihre eigene Frucht essen, die vollentwickelt geborenen Kinder,
Oder sollten im Heiligtum Jehovas Priester und Prophet getötet werden?
ש (Schin)
21 Knabe und Greis haben auf der Erde der Straßen gelegen.
Meine Jungfrauen und meine jungen Männer, sie sind durch das Schwert gefallen.
Du hast getötet am Tag deines Zorns. Du hast geschlachtet; du hast kein Mitleid gehabt.
ת (Taw)
22 Wie am Tag eines Festes gingst du daran, meine Orte der Fremdlingschaft ringsum auszurufen.
Und am Tag des Zornes Jehovas gab es tatsächlich keinen Entronnenen oder Überlebenden;
Diejenigen, die ich vollentwickelt hervorbrachte und großzog: mein Feind selbst rottete sie aus.

Kapitel 3

א (’Áleph)
3 Ich bin der kräftige Mann, der Trübsal gesehen hat zufolge des Stabes seines Zornausbruchs.
 2 Ich bin es, den er geführt hat und in Finsternis wandeln läßt und nicht in Licht.
 3 In der Tat, er wendet wiederholt seine Hand gegen mich den ganzen Tag.
ב (Bēth)
 4 Er hat mein Fleisch und meine Haut verfallen lassen. Er hat meine Gebeine zerbrochen.
 5 Er hat gegen mich gebaut, damit er [mich] mit Giftpflanze und Mühsal umringe.
 6 An finsteren Stätten hat er mich sitzen lassen wie längst Verstorbene.
ג (Gímel)
 7 Er hat mich abgesperrt wie mit einer Steinmauer, damit ich nicht herauskomme. Er hat meine kupfernen Fesseln schwer gemacht.
 8 Auch wenn ich um Beistand rufe und um Hilfe schreie, hemmt er tatsächlich mein Gebet.
 9 Er hat mit behauenem Stein meine Wege abgesperrt. Meine Pfade hat er verdreht.
ד (Dáleth)
10 Wie ein auf der Lauer liegender Bär ist er mir, wie ein Löwe in Verstecken.
11 Meine Wege hat er durcheinandergebracht, und er läßt mich brachliegen. Er hat mich zu einem Verödeten gemacht.
12 Er hat seinen Bogen getreten, und er stellt mich auf als Zielscheibe für den Pfeil.
ה (He’)
13 Er hat in meine Nieren die Söhne seines Köchers kommen lassen.
14 Ich bin ein Gegenstand des Gelächters geworden allem Volk, das gegen mich war, das Thema ihres Liedes den ganzen Tag.
15 Er hat mir zur Genüge bittere Dinge gegeben. Er hat mich mit Wermut satt getränkt.
ו (Waw)
16 Und an Kies läßt er meine Zähne zerbrechen. Er hat mich in der Asche kauern lassen.
17 Du hast auch verstoßen, so daß es keinen Frieden gibt für meine Seele. Was Gutes ist, habe ich aus dem Gedächtnis verloren.
18 Und ich sage ständig: „Zugrunde gegangen ist meine Hoheit und was ich von Jehova erwartet habe.“
ז (Sájin)
19 Gedenke meiner Trübsal und meines heimatlosen Zustandes, des Wermuts und der Giftpflanze.
20 Ganz bestimmt wird deine Seele [dessen] gedenken und sich tief über mich beugen.
21 Dies ist, was ich in mein Herz zurückrufen werde. Darum werde ich eine wartende Haltung bekunden.
ח (Chēth)
22 Es sind die Taten liebender Güte Jehovas, daß es mit uns nicht zu Ende gegangen ist, denn seine Erbarmungen werden gewiß kein Ende nehmen.
23 Sie sind jeden Morgen neu. Sehr groß ist deine Treue.
24 „Jehova ist mein Teil“, hat meine Seele gesagt, „darum werde ich ihm gegenüber eine wartende Haltung bekunden.“
ט (Tēth)
25 Gut ist Jehova gegen den, der auf ihn hofft, gegen die Seele, die ihn ständig sucht.
26 Gut ist es, daß einer wartet, ja in Stille, auf die Rettung Jehovas.
27 Gut ist es für einen kräftigen Mann, daß er das Joch in seiner Jugend trägt.
י (Jōdh)
28 Er sitze einsam und schweige, weil er ihm [etwas] auferlegt hat.
29 Er lege seinen Mund direkt in den Staub. Vielleicht ist eine Hoffnung vorhanden.
30 Er halte die Wange sogar dem hin, der ihn schlägt. Er lasse sich sättigen mit Schmach.
כ (Kaph)
31 Denn nicht auf unabsehbare Zeit wird Jehova weiterhin verstoßen.
32 Denn obwohl er Kummer verursacht hat, wird er auch bestimmt Barmherzigkeit erweisen nach der Fülle seiner liebenden Güte.
33 Denn nicht aus seinem eigenen Herzen hat er niedergedrückt, noch betrübt er die Menschensöhne.
ל (Lámedh)
34 Daß man alle Gefangenen der Erde unter seinen Füßen zertritt,
35 Daß man das Recht eines kräftigen Mannes vor dem Angesicht des Höchsten beugt,
36 Daß man einen Menschen veranlaßt, in seinem Rechtsfall krumme Wege zu gehen, [dafür] hat Jehova selbst keinen [billigenden] Blick gehabt.
מ (Mem)
37 Wer nun hat gesprochen, daß etwas geschehen sollte, [wenn] Jehova selbst [es] nicht geboten hat?
38 Aus dem Mund des Höchsten gehen nicht schlechte Dinge und was gut ist, hervor.
39 Wie kann sich ein lebender Mensch in Klagen ergehen, ein kräftiger Mann seiner Sünde wegen?
נ (Nun)
40 Erkunden wir doch unsere Wege und erforschen sie, und kehren wir doch um, ja zu Jehova.
41 Laßt uns unser Herz samt [unseren] Handflächen zu Gott in den Himmeln erheben:
42 „Wir, wir haben uns vergangen, und wir haben uns rebellisch benommen. Du selbst hast nicht vergeben.
ס (Ssámech)
43 Du hast mit Zorn den Zugang versperrt, und du jagst uns ständig nach. Du hast getötet; du hast kein Mitleid gezeigt.
44 Du hast mit Gewölk den Zugang zu dir versperrt, damit das Gebet nicht hindurchdringe.
45 Du machst uns zu bloßem Abschaum und Kehricht inmitten der Völker.“
פ (Pe’)
46 Alle unsere Feinde haben ihren Mund gegen uns aufgetan.
47 Schrecken und Höhlung sind unser geworden, Verödung und Zusammenbruch.
48 Von Wasserbächen fließt mein Auge ständig wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes.
ע (‛Ájin)
49 Mein Auge, es hat sich ergossen und wird nicht gestillt werden, so daß es keine Pausen gibt,
50 Bis Jehova vom Himmel herabschaut und sieht.
51 Mein eigenes Auge hat meiner Seele zugesetzt wegen all der Töchter meiner Stadt.
צ (Za·dhḗ)
52 Meine Feinde haben ganz bestimmt nach mir gejagt wie nach einem Vogel, ohne Ursache.
53 Sie haben mein Leben in der Grube zum Schweigen gebracht, und sie fuhren fort, Steine auf mich zu werfen.
54 Wasser sind über mein Haupt geflossen. Ich habe gesagt: „Ich werde gewiß abgeschnitten werden!“
ק (Qōph)
55 Ich habe deinen Namen angerufen, o Jehova, aus unterster Grube.
56 Meine Stimme sollst du hören. Zu meiner Erleichterung verbirg dein Ohr nicht vor meinem Hilferuf.
57 Du hast dich genaht an dem Tag, an dem ich dich unablässig anrief. Du sprachst: „Fürchte dich nicht.“
ר (Rēsch)
58 Du, o Jehova, hast den Rechtsstreit meiner Seele geführt. Du hast mein Leben zurückgekauft.
59 Du, o Jehova, hast das an mir verübte Unrecht gesehen. O führe doch das Gericht für mich.
60 Du hast all ihre Rache gesehen, all ihre Gedanken gegen mich.
ש (Ssin oder Schin)
61 Du hast ihr Schmähen gehört, o Jehova, all ihre Gedanken gegen mich,
62 Die Lippen derer, die gegen mich aufstehen, und ihr Flüstern gegen mich den ganzen Tag lang.
63 Schau doch auf ihr Sitzen selbst und auf ihr Aufstehen. Ich bin das Thema ihres Liedes.
ת (Taw)
64 Du wirst ihnen [ihre] Handlungsweise zurückerstatten, o Jehova, gemäß dem Werk ihrer Hände.
65 Du wirst ihnen Unverschämtheit des Herzens geben, deinen Fluch für sie.
66 Du wirst ihnen nachjagen im Zorn und sie vertilgen unter den Himmeln Jehovas hinweg.

Kapitel 4

א (’Áleph)
4 O wie trübe wird das glänzende Gold, das gute Gold!
O wie die heiligen Steine verschüttet werden am Eingang aller Straßen!
ב (Bēth)
 2 Was die Söhne Zions betrifft, die kostbaren, die mit geläutertem Gold aufgewogen wurden,
O wie sie großen irdenen Krügen gleichgeachtet worden sind, dem Werk von Töpferhänden!
ג (Gímel)
 3 Sogar Schakale haben das Euter gereicht. Sie haben ihre Jungen gesäugt.
Die Tochter meines Volkes wird grausam wie Strauße in der Wildnis.
ד (Dáleth)
 4 Des Säuglings Zunge hat vor Durst an seinem Gaumen geklebt.
Kinder ihrerseits haben um Brot gebeten. Da ist keiner, der [es] an sie austeilt.
ה (He’)
 5 Sogar die, die Leckerbissen aßen, sind von Entsetzen befallen worden auf den Straßen.
Selbst die, die in Karmesin aufgezogen wurden, mußten Aschenhaufen umarmen.
ו (Waw)
 6 Die [Strafe für die] Vergehung der Tochter meines Volkes wird auch größer als die [Strafe für die] Sünde Sọdoms,
Das wie in einem Augenblick umgekehrt wurde und dem sich keine Hände [hilfreich] zuwandten.
ז (Sájin)
 7 Ihre Nasirạ̈er waren reiner als Schnee; sie waren weißer als Milch.
Sie waren tatsächlich rötlicher als Korallen; ihr Schliff war wie der Saphir.
ח (Chēth)
 8 Dunkler als Schwärze ist ihr Aussehen geworden. Man hat sie nicht erkannt auf den Straßen.
Ihre Haut ist eingeschrumpft auf ihren Gebeinen. Sie ist so trocken geworden wie ein Baum.
ט (Tēth)
 9 Besser ist es den vom Schwert Erschlagenen ergangen als den durch Hunger Hingestreckten,
Weil diese hinschmachten, durchbohrt vom Mangel an Ertrag des freien Feldes.
י (Jōdh)
10 Ja die Hände mitleidiger Frauen haben ihre eigenen Kinder gekocht.
Sie sind einem wie Brot der Tröstung geworden beim Zusammenbruch der Tochter meines Volkes.
כ (Kaph)
11 Jehova hat seinen Grimm vollzogen. Er hat seine Zornglut ausgegossen.
Und er zündet ein Feuer an in Zion, das ihre Grundfesten verzehrt.
ל (Lámedh)
12 Die Könige der Erde und alle Bewohner des ertragfähigen Landes hatten nicht geglaubt,
Daß der Widersacher und der Feind in die Tore Jerusalems kommen würden.
מ (Mem)
13 Wegen der Sünden ihrer Propheten, der Vergehungen ihrer Priester
Gab es in ihrer Mitte solche, die das Blut von Gerechten vergossen.
נ (Nun)
14 Sie sind wie blind auf den Straßen umhergeirrt. Sie sind mit Blut befleckt worden,
So daß keiner ihre Kleider berühren kann.
ס (Ssámech)
15 „Aus dem Weg! Unrein!“ hat man ihnen zugerufen. „Aus dem Weg! Aus dem Weg! Rührt nicht an!“
Denn heimatlos sind sie geworden. Sie sind auch umhergeirrt. Man hat unter den Nationen gesagt: „Sie werden nicht wieder als Fremdlinge verweilen.
פ (Pe’)
16 Das Angesicht Jehovas hat sie geteilt. Er wird sie nicht wieder anschauen.
Man wird bestimmt selbst auf die Priester keine Rücksicht nehmen. Man wird gewiß sogar den alten Männern keine Gunst erweisen.“
ע (‛Ájin)
17 Während wir noch sind, schmachten unsere Augen vergeblich nach Beistand für uns.
Während wir umherschauen, haben wir nach einer Nation ausgeschaut, die keine Rettung bringen kann.
צ (Za·dhḗ)
18 Man ist unseren Schritten nachgejagt, so daß wir nicht auf unseren öffentlichen Plätzen wandeln können.
Unser Ende hat sich genaht. Unsere Tage sind voll geworden, denn unser Ende ist gekommen.
ק (Qōph)
19 Schneller als die Adler der Himmel haben sich unsere Verfolger erwiesen.
Auf den Bergen sind sie uns hitzig nachgejagt. In der Wildnis haben sie uns aufgelauert.
ר (Rēsch)
20 Selbst der Hauch unserer Nase, der Gesalbte Jehovas, ist in ihrer großen Grube gefangengenommen worden,
Von dem wir gesagt haben: „In seinem Schatten werden wir unter den Nationen leben.“
ש (Schin)
21 Frohlocke und freue dich, o Tochter Ẹdom, die du im Land Uz wohnst.
Auch an dich wird der Becher kommen. Du wirst trunken werden und dich entblößt zeigen.
ת (Taw)
22 Deine Vergehung, o Tochter Zion, ist zu Ende gekommen. Er wird dich nicht wieder ins Exil wegführen.
Er hat seine Aufmerksamkeit deiner Vergehung zugewandt, o Tochter Ẹdom. Er hat deine Sünden aufgedeckt.

Kapitel 5

5 Gedenke, o Jehova, dessen, was uns widerfahren ist. Schau doch, und sieh unsere Schmach!
 2 Unser eigener Erbbesitz ist Fremden zugewiesen worden, unsere Häuser Ausländern.
 3 Wir sind zu bloßen Waisen geworden, vaterlos. Unsere Mütter sind Witwen gleich.
 4 Unser eigenes Wasser haben wir um Geld trinken müssen. Unser eigenes Holz kommt uns um einen Kaufpreis zu.
 5 Dicht an unserem Nacken ist man uns nachgejagt. Wir sind ermattet. Keine Ruhe ist uns gelassen worden.
 6 Ägypten haben wir die Hand gegeben; Assyrien, um mit Brot gesättigt zu werden.
 7 Unsere Vorväter sind es, die gesündigt haben. Sie sind nicht mehr. Was uns betrifft, so sind es ihre Vergehungen, die wir haben tragen müssen.
 8 Lediglich Knechte haben über uns geherrscht. Da ist niemand, der uns ihrer Hand entreißt.
 9 Unter Einsatz unserer Seele bringen wir unser Brot herbei wegen des Schwertes der Wildnis.
10 Unsere Haut selbst ist wie ein Ofen so heiß geworden zufolge der Hungerqualen.
11 Die Ehefrauen in Zion haben sie gedemütigt, die Jungfrauen in den Städten Judas.
12 Selbst Fürsten sind nur durch ihre Hand gehängt worden. Sogar das Angesicht alter Männer hat man nicht geehrt.
13 Sogar junge Männer haben selbst eine Handmühle aufgehoben, und unter der Holz[last] sind bloße Knaben gestrauchelt.
14 Alte Männer, sie sind sogar dem Tor ferngeblieben, junge Männer ihrer Instrumentalmusik.
15 Das Frohlocken unseres Herzens hat aufgehört. Unser Reigentanz ist in bloße Trauer verwandelt worden.
16 Die Krone unseres Hauptes ist gefallen. Wehe nun uns, weil wir gesündigt haben!
17 Deswegen ist unser Herz krank geworden. Dieser Dinge wegen sind unsere Augen trübe geworden,
18 Des Berges Zion wegen, der verödet ist; ja Füchse sind darauf gelaufen.
19 Was dich betrifft, o Jehova, auf unabsehbare Zeit wirst du [auf dem Thron] sitzen. Dein Thron währt Generation um Generation.
20 Wie kommt es, daß du uns für immer vergißt, daß du uns für die Länge der Tage verläßt?
21 Führe uns zurück, o Jehova, zu dir, und wir wollen zurückkehren. Bringe uns neue Tage wie vor alters.
22 Doch du hast uns ganz bestimmt verworfen. Du hast uns überaus gezürnt.

Jule | 08.21.09 | Klagelieder, Text in der Bibel |

14 Comments »

  1. Jule

    Klagelieder 1 – 5

    Klagelieder 1:21-22

    Man hat gehört, wie ich selbst seufze gleich einer Frau. Es gibt keinen Tröster für mich.
    Alle meine Feinde, sie haben von meinem Unglück gehört. Sie haben frohlockt, weil du selbst [es] getan hast.
    Du wirst bestimmt den Tag herbeiführen, den du ausgerufen hast, damit sie werden mögen wie ich.

    22 Laß all ihre Schlechtigkeit vor dich kommen, und verfahre streng mit ihnen,
    So wie du mit mir streng verfahren bist wegen all meiner Übertretungen.
    Denn meiner Seufzer sind viele, und mein Herz ist krank.

    Klagelieder 2:14

    Deine eigenen Propheten haben für dich in Visionen wertlose und unbefriedigende Dinge geschaut,
    Und sie haben deine Vergehung nicht aufgedeckt, um deine Gefangenschaft abzuwenden,
    Sondern sie schauten für dich in Visionen ständig wertlose und irreführende prophetische Sprüche.

    Klagelieder 2:19

    Mache dich auf! Wimmere bei Nacht zu Beginn der Morgenwachen.
    Schütte dein Herz aus wie Wasser vor dem Angesicht Jehovas.
    Hebe deine Handflächen zu ihm empor wegen der Seele deiner Kinder,
    Die vor Hunger verschmachten am Eingang aller Straßen.

    Beten wir ebenso inbrünstig?

    Klagelieder 3:7-8

    Er hat mich abgesperrt wie mit einer Steinmauer, damit ich nicht herauskomme. Er hat meine kupfernen Fesseln schwer gemacht.

     8 Auch wenn ich um Beistand rufe und um Hilfe schreie, hemmt er tatsächlich mein Gebet.

    Kommentar — 21. August 2009 @ 22:09

  2. Jule

    Klagelieder 3:19-27

    Gedenke meiner Trübsal und meines heimatlosen Zustandes, des Wermuts und der Giftpflanze.

    20 Ganz bestimmt wird deine Seele [dessen] gedenken und sich tief über mich beugen.

    21 Dies ist, was ich in mein Herz zurückrufen werde. Darum werde ich eine wartende Haltung bekunden.

    22 Es sind die Taten liebender Güte Jehovas, daß es mit uns nicht zu Ende gegangen ist, denn seine Erbarmungen werden gewiß kein Ende nehmen.

    23 Sie sind jeden Morgen neu. Sehr groß ist deine Treue.

    24 „Jehova ist mein Teil“, hat meine Seele gesagt, „darum werde ich ihm gegenüber eine wartende Haltung bekunden.“
    25 Gut ist Jehova gegen den, der auf ihn hofft, gegen die Seele, die ihn ständig sucht.

    26 Gut ist es, daß einer wartet, ja in Stille, auf die Rettung Jehovas.

    27 Gut ist es für einen kräftigen Mann, daß er das Joch in seiner Jugend trägt.

    Jehova beugt sich voller Mitgefühl und Liebe tief über uns (Vers 20) – was für ein tröstlicher Gedanke!

    Ja, auch wir wollen eine wartende Haltung bekunden.

    Es gibt Dinge, die sich in diesem System scheinbar nicht lösen lassen, wie sehr sie uns auch schmerzen mögen.

    So müssen wir warten, bis für Jehova die Zeit gekommen ist, die Dinge in Ordnung zu bringen, so dass auch uns wieder Gerechtigkeit widerfährt.

    Sind wir bereit auf Jehova zu warten? Egal, wie lange es auch dauern mag?

    Oder posaunen wir überall herum, was uns für ein Unrecht widerfahren ist und noch widerfährt, damit uns andere helfen?

    Nehmen wir dafür in Kauf, dass eine nicht unerhebliche Unruhe in einigen Versammlungen entsteht und vielleicht der eine oder andere strauchelt und sich von Jehova und seiner Organisation abwendet? Hauptsache, wir bekommen endlich Recht?

    Ist uns Jehova und sein Name wichtig? Ist es uns wichtig, dass wir weder ihm noch seiner Organisation Schaden zufügen?

    Warten wir in Stille auf Jehova?

    Wie denkt Jehova wohl über uns?

    Was empfindet ER wohl dabei, wenn er sieht, wie wir weiter ruhig und geduldig auf ihn warten – darauf, dass ER uns dann zu seiner Zeit Recht verschafft?

    Wenn er sieht, dass wir trotzdem weiterhin schweigen über das Unrecht, das uns widerfährt – obwohl wir manchal denken, wir ersticken, wenn wir nicht langsam darüber reden?

    Wie mag Jehoa wohl empfinden, wenn er uns beobachtet und zuhört, wenn wir reden?

    Wenn wir mitbekommen, wie man schlecht über uns redet obwohl wir wirklich alles daran setzen, IHM auch weiterhin zu gefallen. Wenn wir am liebsten vor Schmerz und Enttäuschung aufschreien würden „es ist ja garnicht so, wie ihr denkt! In Wirklichkeit war es ja so…“ und es dann doch schnell wieder runterschlucken weil wir wissen „es würde nichts nützen. Es würde nur Schmach auf Jehovas Namen und seine Organisation werfen, wenn die Leute wüssten, was wirklich passiert ist.“ und dann doch nichts sagen.

    Wenn wir lieber an dem was uns über die Lippen will ersticken, wenn wir es wieder herunter schlucken und auch diesmal nicht davon reden, wie schwer es uns auch fällt und wie stark der Druck auch ist.

    Wie mag Jehova dann empfinden?

    Ist es uns persönlich soviel wert, dass sein Name und seine Organisation unbeschmutzt bleiben?

    Denken wir, wir sind Jehova egal?

    Wir wissen, dass wir ihm nicht egal sind und dass er auch unsere Gefühle und unseren Kampf sieht und voller Liebe zu uns runtersieht.

    Jehova gibt uns seit Jahren die Kraft schlimme Dinge herunterzuschlucken und nicht davon zu reden – um seinen Namen sauber zu halten.

    Er hat uns in all den Jahren niemals verlassen und uns immer wieder Mut gemacht und die nötige Kraft gegeben.

    Lohnt es sich nun, „in Stille auf Jehova zu warten“?

    Wir denken „ja“!

    Wie denkst du darüber?

    Klagelieder 3:25-27

    Gut ist Jehova gegen den, der auf ihn hofft, gegen die Seele, die ihn ständig sucht.

    26 Gut ist es, daß einer wartet, ja in Stille, auf die Rettung Jehovas.

    27 Gut ist es für einen kräftigen Mann, daß er das Joch in seiner Jugend trägt.

    Kommentar — 22. August 2009 @ 07:58

  3. Jule

    Klagelieder 3:36

    Daß man einen Menschen veranlaßt, in seinem Rechtsfall krumme Wege zu gehen, [dafür] hat Jehova selbst keinen [billigenden] Blick gehabt.

    neigen wir dazu, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen – oder warten wir auf Jehova?

    Klagelieder 3:56-57

    Meine Stimme sollst du hören. Zu meiner Erleichterung verbirg dein Ohr nicht vor meinem Hilferuf.

    57 Du hast dich genaht an dem Tag, an dem ich dich unablässig anrief. Du sprachst: „Fürchte dich nicht.“

    Kommentar — 22. August 2009 @ 07:59

  4. Jule

    Klagelieder 3:58-66

    Du, o Jehova, hast den Rechtsstreit meiner Seele geführt. Du hast mein Leben zurückgekauft.

    59 Du, o Jehova, hast das an mir verübte Unrecht gesehen. O führe doch das Gericht für mich.

    60 Du hast all ihre Rache gesehen, all ihre Gedanken gegen mich.

    61 Du hast ihr Schmähen gehört, o Jehova, all ihre Gedanken gegen mich,
    62 Die Lippen derer, die gegen mich aufstehen, und ihr Flüstern gegen mich den ganzen Tag lang.

    63 Schau doch auf ihr Sitzen selbst und auf ihr Aufstehen. Ich bin das Thema ihres Liedes.

    64 Du wirst ihnen [ihre] Handlungsweise zurückerstatten, o Jehova, gemäß dem Werk ihrer Hände.

    65 Du wirst ihnen Unverschämtheit des Herzens geben, deinen Fluch für sie.

    66 Du wirst ihnen nachjagen im Zorn und sie vertilgen unter den Himmeln Jehovas hinweg.

    JARIBA

    ein Name hat sich erfüllt!

    Klagelieder 5:15-22

    Das Frohlocken unseres Herzens hat aufgehört. Unser Reigentanz ist in bloße Trauer verwandelt worden.

    16 Die Krone unseres Hauptes ist gefallen. Wehe nun uns, weil wir gesündigt haben!

    17 Deswegen ist unser Herz krank geworden. Dieser Dinge wegen sind unsere Augen trübe geworden,
    18 Des Berges Zion wegen, der verödet ist; ja Füchse sind darauf gelaufen.

    19 Was dich betrifft, o Jehova, auf unabsehbare Zeit wirst du [auf dem Thron] sitzen. Dein Thron währt Generation um Generation.

    20 Wie kommt es, daß du uns für immer vergißt, daß du uns für die Länge der Tage verläßt?

    21 Führe uns zurück, o Jehova, zu dir, und wir wollen zurückkehren. Bringe uns neue Tage wie vor alters.

    22 Doch du hast uns ganz bestimmt verworfen. Du hast uns überaus gezürnt.

    Kommentar — 22. August 2009 @ 07:59

  5. Jule

    Klagelieder 1 – 5

    Klagelieder 1 – Jerusalem ist zerstört!

    1 Ach, wie einsam und verlassen liegt sie da, die Stadt Jerusalem, in der sich einst die Menschen drängten! Sie war berühmt bei allen Völkern, jetzt gleicht sie einer Witwe ohne Schutz. Sie, die über andere Länder herrschte, wird nun zum Sklavendienst gezwungen.

    2 Sie weint und weint die ganze Nacht, die Tränen laufen ihr übers Gesicht. Unter all ihren Liebhabern ist niemand, der sie tröstet. Alle Freunde haben sie verlassen und sind nun ihre Feinde!

    3 Schwer musste Juda arbeiten und viel Elend erdulden, nun hat man sie gefangen fortgeschleppt. Jetzt wohnt sie unter fremden Völkern und findet keine Ruhe; ihre Verfolger haben sie überfallen, als sie sich nicht wehren konnte.

    4 Die Wege, die nach Zion führen, sind verödet, weil niemand mehr zu den Festen kommt. Alle Tore Jerusalems sind zerstört. Die Priester seufzen, und die jungen Mädchen trauern. Die Stadt leidet bitteren Schmerz.

    5 Die sie hassen, haben die Macht über sie, ihre Feinde fühlen sich sicher. Der Herr hat Leid über Jerusalem gebracht, weil er ihre vielen Sünden strafen will. Die Feinde nahmen ihre Kinder gefangen und trieben sie vor sich her aus dem Land.

    6 Zion hat all ihre Pracht verloren. Ihre Fürsten sind wie Hirsche, die keine Weide mehr finden; ihnen fehlt die Kraft, den Verfolgern zu entfliehen.

    7 Mitten im Elend, weit weg von ihrer Heimat, denkt Jerusalem an die Schätze, die sie seit langer Zeit besaß. Als sie dem Feind in die Hände fiel, war niemand da, der ihr half.

    8 Jerusalem hat große Schuld auf sich geladen, nun schüttelt man den Kopf über sie. Die sie früher verehrten, verachten sie jetzt, weil sie nackt und hilflos vor ihnen liegt. Sie aber seufzt und vergräbt ihr Gesicht in den Händen.

    9 Dass ihre Untreue aufgedeckt wird, hat sie nicht bedacht. Nun ist sie tief gefallen – und keiner ist da, der sie tröstet. »Ach Herr«, fleht sie, »sieh doch mein Elend an, und sieh auch, wie die Feinde prahlen!«

    10 Sie raubten alle ihre Schätze. Jerusalem musste mit ansehen, wie Fremde in den heiligen Tempel eindrangen. Dabei hatte der Herr ihnen verboten, den Ort zu betreten, wo sich seine Gemeinde versammelt.

    11 Das Volk seufzt und sucht nach Brot, sie geben all ihr Hab und Gut, nur um am Leben zu bleiben. Jerusalem fleht: »Herr, sieh mich an! Ich werde von allen verachtet!

    12 Schaut her, ihr Fremden, die ihr vorüberzieht! Habt ihr noch nichts davon gehört? Gibt es ein größeres Leid als meines? Der Herr hat es mir zugefügt, sein Zorn hat mich getroffen.

    13 Er ließ Feuer vom Himmel auf mich fallen, das in meinem Innern wütete. Er hat mir eine Falle gestellt und mich zu Boden geworfen. Er hat mich zu einer Trümmerstätte gemacht, die von allen gemieden wird.

    14 Schwer lasten meine Sünden auf mir wie ein Joch, das der Herr mir aufgebürdet hat. Er legte es um meinen Nacken, und ich brach darunter zusammen. Der Herr hat mich meinen Feinden ausgeliefert, die stärker waren als ich.

    15 Meine besten Soldaten hat er vernichtet. Er hat meine Feinde zu einem Fest eingeladen, und dort brachten sie unsere jungen Männer um. Der Herr hat Juda zertreten wie Trauben in der Kelter.

    16 Darüber weine ich Tag und Nacht, die Tränen verschleiern mir die Augen. Denn weit und breit habe ich keinen, der mich tröstet, niemanden, der mir wieder Mut zuspricht. Meine Söhne sind hilflos, der Feind hat uns in seiner Gewalt.«

    17 Verzweifelt streckt Zion ihre Hände aus, doch keiner ist da, der sie tröstet! Der Herr hat Israels Feinde von allen Seiten herbeigerufen. Voller Abscheu blicken sie auf Jerusalem.

    18 »Zu Recht hat der Herr mich bestraft, denn ich habe mich seinen Geboten widersetzt! Ihr Völker, hört her! Seht doch, wie groß mein Schmerz ist! Die Mädchen und die jungen Männer wurden als Gefangene verschleppt.

    19 Ich rief nach meinen Liebhabern, aber sie haben mich verlassen. Meine Priester und Ältesten sind mitten in der Stadt zusammengebrochen, als sie Nahrung suchten, um am Leben zu bleiben.

    20 Ach Herr, sieh doch, wie verzweifelt ich bin! In mir wühlt der Schmerz; mir bricht das Herz, wenn ich daran denke, wie ich mich gegen dich aufgelehnt habe. Draußen raubte das Schwert mir meine Kinder, und drinnen raffte die Seuche sie dahin.

    21 Man hört mich seufzen, doch keiner tröstet mich. Stattdessen jubeln meine Feinde, wenn sie erfahren, welches Unglück du über mich gebracht hast. Doch wenn dein Gerichtstag kommt, den du angekündigt hast, dann wird es ihnen ergehen wie mir.

    22 Zieh sie zur Rechenschaft für all ihre Bosheit! Vergelte ihnen alles, so wie du auch mich für meine Schuld bestraft hast! Denn ich seufze ohne Ende, der Kummer macht mich krank.«

    Ein Wechselbad der Gefühle!

    Zuerst hört es sich so an, als fühle sich Jerusalem ungerecht behandelt, als empfinden sie die Strafe als zu hart.

    Aber wenn die Strafe von Jehova kommt, kann sie nicht zu hart sein. Denn Jehova ist absolut gerecht und wie wir wissen sucht er nur nach Grundlagen, um seinem Volk zu verzeihen.

    Gut, dass sie dies zum Schluß hin selbst erkennen!

    Auch die Schlußfolgerung, dass dies nur zu ihrer Zucht dient und diese ja nur eine Weile dauert. Jehova kann jeden Schaden wieder gut machen und im Verhältnis zu dem, was uns erwartet, wenn wir bis zum Ende ausharren – ist das, was wir heute erdulden, nur eine Kleinigkeit! Wir hatten ja erst auf dem BZK den öffentlichen Vortrag gehört: „Die früheren Dinge werden nicht in den Sinn gerufen werden“.

    Also warten wir bitte alle geduldig auf die Rettung Jehovas!

    Kommentar — 21. August 2012 @ 17:55

  6. Jule

    Klagelieder 2 – Der Zorn des Herrn hat Jerusalem getroffen

    1 Der Zorn des Herrn liegt über Zion wie eine große, dunkle Wolke. Wie ein Stern vom Himmel auf die Erde stürzt, so verging Jerusalems ganze Pracht. An dem Tag, als der Zorn des Herrn losbrach, wollte er sogar von seinem Tempel nichts mehr wissen!

    2 Er hat die Dörfer und Felder Israels erbarmungslos zerstört. Die befestigten Städte Judas hat er niedergerissen, in seinem Zorn hat er über das Königreich Schande gebracht und die Mächtigen gestürzt.

    3 Der Herr hat Israel aller Macht beraubt. Als der Feind kam, zog er seine schützende Hand zurück. Er hat das Land in Brand gesteckt wie ein loderndes Feuer, das alles ringsum verzehrt.

    4 Er spannte seinen Bogen und stellte sich auf, die Hand bereit zum Schuss. Wie ein Feind hat er alle getötet, die uns lieb und teuer waren. Über die Häuser Zions goss er seinen Zorn aus wie Feuer.

    5 Der Herr ist Israels Feind geworden: Er hat das Land verwüstet und alle Paläste zerstört. Die befestigten Städte machte er dem Erdboden gleich und brachte unermessliches Leid über die Bewohner Judas.

    6 Er hat seinen Tempel niedergerissen wie eine Hütte; den Ort, an dem wir uns vor ihm versammelten, hat er zerstört. Den Festtagen und Sabbatfeiern hat der Herr ein Ende bereitet. In seinem furchtbaren Zorn hat er den König und die Priester verstoßen.

    7 Der Herr will von seinem Tempel nichts mehr wissen, seinen Altar hat er entweiht. Die Feinde ließ er bis in die Paläste eindringen, und selbst im Tempel hörte man sie lärmen wie an einem Festtag.

    8 Der Herr wollte die Mauern Jerusalems zerstören. Und so spannte er die Messschnur über sie, um sie völlig zu vernichten. Er riss Mauern und Schutzwälle nieder, nun liegen sie verödet da.

    9 Die Stadttore machte er dem Erdboden gleich, er brach die Riegel auf und zerschlug sie. Unser König und seine Beamten müssen unter fremden Völkern leben. Niemand verkündet uns die Weisungen Gottes, und die Propheten empfangen vom Herrn keine Visionen mehr.

    10 Die Ältesten sitzen stumm am Boden, sie haben sich Staub auf den Kopf gestreut und Trauerkleider angezogen. Die Mädchen von Jerusalem gehen mit gesenktem Kopf umher.

    11 Ich weine mir fast die Augen aus, der Schmerz überwältigt mich, und es bricht mir das Herz, dass ich den Untergang meines Volkes miterleben musste. Ich sah Säuglinge und kleine Kinder auf den Plätzen der Stadt verhungern.

    12 »Ich habe Hunger! Ich habe Durst!«, sagten sie zu ihrer Mutter. Dann brachen sie zusammen und lagen auf der Straße wie tödlich Verwundete. In den Armen ihrer Mutter erlosch ihr Leben.

    13 Ach, Jerusalem, was soll ich dir sagen? Hat es jemals solches Elend gegeben? Wie kann ich dich nur trösten, du einst blühende Stadt? Schrecklich war dein Untergang. Gibt es einen, der dir noch helfen kann?

    14 Deine Propheten weissagten nichts als Lug und Trug; sie deckten deine Schuld nicht auf – nur so hätten sie das Unheil von dir abgewendet. Mit ihren Botschaften haben sie dich betrogen und verführt.

    15 Wer vorübergeht, verspottet dich; er lacht verächtlich und schüttelt den Kopf beim Anblick Jerusalems: »Ist das die Stadt, die als vollendete Schönheit galt, eine Augenweide für die ganze Welt?«

    16 Deine Feinde ziehen über dich her. Sie verhöhnen dich und weiden sich an deinem Untergang: »Wir haben sie vernichtet! Auf diesen Tag haben wir lange gewartet, nun ist er endlich da, wir haben unser Ziel erreicht!«

    17 Was der Herr sich vorgenommen hatte, das hat er auch getan! Er hat die Drohung wahr gemacht, die er seit langer Zeit verkünden ließ. Erbarmungslos hat er dich zerstört, er schenkte deinen Feinden den Triumph und stärkte ihre Macht.

    18 Zion, schrei laut zum Herrn! Lass wie einen Bach die Tränen fließen Tag und Nacht, hör nicht auf damit, gönn dir keine Ruhe!

    19 Steh jede Nacht auf, flehe zu Gott um Hilfe, und schütte ihm dein Herz aus! Heb deine Hände zu ihm empor, und bitte für das Leben deiner Kinder, die an allen Straßenecken verhungern.

    20 Herr, sieh doch die Menschen, über die du solches Leid gebracht hast! Frauen aßen ihre eigenen Kinder, die sie vorher liebevoll gepflegt hatten. Und in deinem heiligen Tempel wurden Priester und Propheten totgeschlagen. Warum hast du das zugelassen?

    21 Kinder und Greise liegen auf den Straßen, Mädchen und junge Männer – durchbohrt vom Schwert der Feinde. Am Tag, als dein Zorn sie traf, hast du sie ohne Mitleid abgeschlachtet.

    22 Meine Feinde hast du von allen Seiten herbeigerufen wie zu einer Festversammlung. Dein Zorn kam über mich, da gab es kein Entrinnen! Meine Kinder, die ich mit viel Liebe großzog, sind dem Feind zum Opfer gefallen.

    Bedauernswert – aber selbst zuzuschreiben: Jehova ist keinesfalls hart und herzlos, wie es hier bei einigen Versen den Anschein hat.

    „Wie kann Jehova nur so grausam sein und unschuldige Kinder umbringen?“

    Ähnliche Gedanken mögen dem einen oder anderen kommen, wenn er sich im Geschichtsbuch das Bild ansieht, wo in der Sintflut alle umkommen und die kleinen Kinder angstvoll ihre kleinen Ärmchen nach ihren Müttern ausstrecken. Aber ist es hier wirklich Jehova, der grausam ist?

    Sind die Menschen denn nicht all die Jahre gewarnt worden? Damals von Noah „einem Prediger der Gerechtigkeit“ und seiner Familie, später von den Propheten und heute von seinen Zeugen. Jehova hat die Menschen darüber in Kenntnis setzen lassen, wie sehr er ihr schlechtes Tun verabscheut und sie gebeten, „doch bitte umzukehren“, damit er sie nicht strafen muss.

    Wer ist hier also in Wirklichkeit Schuld am Tod der unschuldigen Kinder? Sind es denn nicht viel eher ihre eigenen Eltern? Sie tragen doch die Verantwortung für ihre Kinder. Und wenn ihnen ihre eigenen egoistischen Wünsche wichtiger sind als das Wohlergehen ihrer Kinder – ist dann wirklich Jehova daran Schuld?

    Denkst du jetzt vielleicht: „aber sie finden das nicht schlecht, was sie tun. Wieso kann Jehova sie dann verurteilen?“?

    Ganz einfach: Jehova ist der Schöpfer und damit Besitzer der Menschen. Er hat das Recht, festzulegen, was gut und was schlecht ist. Wenn sie das nicht anerkennen wollen, dann müssen sie halt „die Erde verlassen“. Ähnlich wie ein Vermieter einen Mieter aus dem Haus wirft, der alles kaputt macht und sich nicht an die Hausordnung hält.

    In gewisser Hinsicht ist Jehova ja damals wie heute unglaublich barmherzig mit diesen Ungehorsamen. Denn er könnte sie ja auch sofort vernichten – ebenso wie ein Mensch unweigerlich tot ist, wenn er über den Rand einer hohen Klippe hinaus geht. Aber Jehova hat sie gewähren lassen – all die Jahre, die Noah und seine Familie predigten und an der Arche bauten. Auch die Propheten haben ja viele viele Jahre vor dem Unglück gewarnt. All die Jahre hat Jehova ihnen ja Zeit und Gelegenheit eingeräumt, ihren eigenen egoistischen Zielen nachzugehen. Auch heute predigen seine Zeugen bereits mehr als 100 Jahre und dies auf der ganzen Erde und in so vielen Sprachen. In dieser Zeit hat Jehova diejenigen gewähren lassen. Oftmals auf Kosten derjenigen, die Jehova aufrichtig dienen.

    Ist es da wirklich ungerecht, grausam und unbarmherzig, wenn diese unschuldigen Kinder sterben müssen?

    Ja, das ist es tatsächlich.

    Allerdings nicht von Jehova, sondern von den Eltern der Kinder, die diese Warnung all die Jahre ignoriert haben – nur um so leben zu können, wie es ihnen in den Kram passt!

    Daran sollten wir immer denken, wenn wir von solchen Geschichten wie hier in Klagelieder lesen oder wenn wir vielleicht über die Bilder im Geschichtenbuch geschockt sind: es müßte nicht sein. Jeder hat die Wahl und die Eltern sind für das Geschick ihrer Kinder verantwortlich. Wenn sie dem nicht nachkommen – was kann Jehova dafür?

    Kommentar — 21. August 2012 @ 18:19

  7. Jule

    Klagelieder 3 – Hoffnung in der größten Not

    1 Ach, wie viel Elend muss ich ertragen! Ich bin der Mann, den Gott mit seiner Rute schlägt.

    2 Er hat mich immer tiefer in die Finsternis getrieben.

    3 Tag für Tag trifft mich seine strafende Hand.

    4 Davon bin ich abgemagert, alt geworden; meine Knochen hat er zerschlagen.

    5 Bitteres Leid und Erschöpfung haben mich überwältigt, er hat es über mich gebracht.

    6 In Dunkelheit lässt er mich zurück, als wäre ich schon lange tot.

    7 Mit schweren Ketten hat er mich gefesselt und mit hohen Mauern umgeben, ich komme nicht mehr heraus!

    8 Wenn ich schreie und um Hilfe rufe, so verschließt er sich meinem Gebet.

    9 Wohin ich mich auch wende – er hat meine Wege mit großen Steinen versperrt. Ich komme nicht mehr weiter.

    10 Gott hat mir aufgelauert wie ein Bär, wie ein Löwe in seinem Versteck.

    11 Er hat mich vom Weg gedrängt, mich zerfleischt und hilflos liegen lassen.

    12 Er spannte seinen Bogen, zielte mit seinem Pfeil auf mich

    13 und schoss mir mitten durch das Herz.

    14 Mein Volk verlacht mich Tag für Tag, sie singen Spottlieder auf mich.

    15 Gott reicht mir bittere Kräuter zu essen und füllt mir den Becher mit Wermut.

    16 Er gibt mir Steine statt Brot, er tritt mich tief in den Staub.

    17 Was Frieden und Glück ist, weiß ich nicht mehr. Du, Herr, hast mir alles genommen.

    18 Darum sagte ich: »Meine Kraft ist geschwunden, und meine Hoffnung auf den Herrn ist dahin.

    19 Meine Not ist groß, ich habe keine Heimat mehr. Schon der Gedanke daran macht mich krank.

    20 Und doch denke ich ständig daran und liege am Boden.«

    21 Aber eine Hoffnung bleibt mir noch, an ihr halte ich fest:

    22 Die Güte des Herrn hat kein Ende, sein Erbarmen hört niemals auf,

    23 es ist jeden Morgen neu! Groß ist deine Treue, o Herr!

    24 Darum sage ich: Herr, ich brauche nur dich! Auf dich will ich hoffen.

    25 Denn der Herr ist gut zu dem, der ihm vertraut und ihn von ganzem Herzen sucht.

    26 Darum ist es das Beste, geduldig zu sein und auf die Hilfe des Herrn zu warten.

    27 Und es ist gut für einen Menschen, wenn er schon früh lernt, Schweres zu tragen.

    28 Wenn Gott ihm die Last auferlegt, soll er sich darunter beugen und ruhig bleiben.

    29 Geduldig ertrage er sein Leid, vielleicht gibt es noch Hoffnung.

    30 Wenn er geschlagen wird, soll er die Wange hinhalten und die Demütigung ertragen.

    31 Denn der Herr verstößt uns nicht für immer.

    32 Er lässt uns leiden, aber dann erbarmt er sich wieder, denn seine Gnade ist groß.

    33 Wenn er uns straft und Leid über uns bringt, so schmerzt es ihn selbst.

    34 Sie treten unsere Gefangenen.

    35 Sie beugen das Recht vor den Augen des höchsten Gottes.

    36 Sie betrügen uns vor Gericht. – Hat der Herr das nicht gesehen?

    37 Wer kann etwas geschehen lassen, wenn der Herr es nicht befiehlt?

    38 Kommt nicht Glück und Unglück aus seiner Hand?

    39 Warum klagen wir? Der Herr ließ uns doch am Leben! Er straft uns nur für unsere Sünden.

    40 Kommt, wir wollen unser Leben prüfen und dann zurückkehren zum Herrn!

    41 Ihm wollen wir unsere Herzen öffnen, zu ihm, der im Himmel wohnt, die Hände erheben und beten:

    42 »Herr, wir haben dir die Treue gebrochen, wir haben uns gegen dich aufgelehnt – und du hast uns nicht vergeben!

    43 Dein Zorn hat uns getroffen, du hast uns verfolgt und erbarmungslos getötet!

    44 Du hast dich in dichte Wolken gehüllt, kein Gebet ist zu dir durchgedrungen.

    45 Du hast dafür gesorgt, dass die Völker uns verachten; sie behandeln uns wie Dreck und Abfall.

    46 Unsere Feinde lästern über uns.

    47 Wir haben Schrecken und Zusammenbruch erlebt, wir haben Angst und schweben ständig in Gefahr.«

    48 Ich weine hemmungslos über den Untergang meines Volkes.

    49 Meine Tränen fließen unaufhörlich, ich finde keine Ruhe,

    50 bis der Herr vom Himmel herabschaut und uns sieht.

    51 Mir bricht das Herz, wenn ich sehe, was mit den Frauen und Mädchen in meiner Stadt geschieht.

    52 Ich habe meinen Feinden nichts getan, und doch haben sie mich gefangen wie einen Vogel.

    53 Sie warfen mich in einen Brunnen und ließen Steine auf mich fallen.

    54 Das Wasser schlug über mir zusammen, und ich dachte schon: »Das ist das Ende!«

    55 Da schrie ich zu dir um Hilfe, o Herr, unten aus der Grube:

    56 »Verschließe dein Ohr nicht vor meinem Seufzen und Schreien!« Und du hast mich erhört!

    57 Als ich rief, kamst du zu mir und sprachst: »Fürchte dich nicht!«

    58 Herr, du hast mir geholfen und mein Leben gerettet.

    59 Du siehst, wie viel Unrecht ich immer noch erleide. Schaffe du mir Recht!

    60 Du kennst die Rachsucht meiner Feinde und ihre finsteren Pläne gegen mich.

    61 Herr, du hast gehört, wie sie mich schmähten, ihre bösen Verleumdungen sind dir nicht verborgen.

    62 Tagein, tagaus verhöhnen sie mich, immer ziehen sie über mich her.

    63 Herr, hör doch: Von früh bis spät singen sie ihre Spottlieder über mich!

    64 Vergelte es ihnen, o Herr! Gib ihnen den gerechten Lohn für ihre schrecklichen Taten!

    65 Lass ihre Herzen hart und gleichgültig werden, möge dein Fluch über sie kommen!

    66 Verfolge sie, bis dein Zorn sie trifft, und lass sie vom Erdboden verschwinden!

    „Du hast uns aufgelauert“ – was für eine Ironie!

    Wenn ich etwas tun will, was Unrecht ist und ein Polizist vor mir steht und sagt: „keinen Schritt weiter, oder ich schieße!“, kann ich den dann verklagen, wenn er mir ins Bein schießt und ich deshalb den Rest meines Lebens schlimme Schmerzen habe und schlecht laufen kann? Wie kann ich sagen, er habe mir aufgelauert, wenn er mich doch gewarnt hat und ich selbst es war, die die Warnung ganz bewußt ignoriert habe?

    Kommentar — 21. August 2012 @ 18:33

  8. Jule

    Klagelieder 4 – Jerusalems Elend

    1 Das Gold hat seinen schönen Glanz verloren, stumpf und matt ist es geworden. Die kostbaren Steine des Tempels liegen verstreut an allen Straßenecken.

    2 Die jungen Männer Zions, die uns wertvoll sind wie reines Gold, werden verächtlich behandelt wie gewöhnliches Tongeschirr.

    3 Selbst Schakale säugen ihre Jungen, aber die Mütter meines Volkes sind grausam zu ihren Kindern wie ein Strauß in der Wüste.

    4 Dem Säugling klebt vor Durst die Zunge am Gaumen, kleine Kinder verlangen nach Brot, doch niemand gibt es ihnen.

    5 Wer früher nur das Feinste aß, bricht nun vor Hunger auf der Straße zusammen. Wer früher auf purpurfarbenen Kissen schlief, liegt jetzt auf einem Abfallhaufen.

    6 Mein Volk hat schwerer gesündigt als Sodom, das ohne menschliches Zutun plötzlich unterging.

    7 Wie herrlich sahen unsere Fürsten aus! Sie waren gesund und kräftig und hatten eine schöne Gestalt.

    8 Jetzt aber ist ihr Gesicht eingefallen, sie sind bis auf die Knochen abgemagert, man erkennt sie auf der Straße nicht mehr wieder.

    9 Wer vom Schwert der Feinde durchbohrt wurde, hatte es besser als jene, die überlebten. Sie starben einen qualvollen Tod, weil keine Früchte mehr vom Feld in die Stadt gebracht wurden.

    10 Und in der größten Hungersnot haben selbst liebevolle Mütter ihre eigenen Kinder gekocht und gegessen!

    11 Der Herr hat seinen Zorn gestillt und ihn über uns alle ausgegossen. Er legte in Jerusalem ein Feuer, das die Stadt bis auf die Grundmauern niederbrannte.

    12 Die Feinde sind durch die Tore Jerusalems eingezogen. Niemand hat das für möglich gehalten, auch die Könige der anderen Völker nicht!

    13 Doch es geschah wegen der Sünden unserer Propheten und Priester: Sie haben in der Stadt unschuldige Menschen umgebracht.

    14 Jetzt taumeln sie wie Blinde durch die Straßen. Sie sind so mit Blut besudelt, dass niemand sie berühren darf.

    15 »Aus dem Weg!«, ruft man ihnen zu. »Ihr seid unrein! Aus dem Weg! Rührt uns nicht an!« So müssen sie fliehen und irren umher. Sogar in anderen Ländern sagt man: »Bei uns können sie nicht bleiben!«

    16 Der Herr hat sich von ihnen abgewandt und sie aus dem Land vertrieben. Niemand nimmt noch Rücksicht auf die alten Männer.

    17 Wir warteten unentwegt auf Hilfe, doch vergeblich! Auch das Volk, auf das wir unsere Hoffnung setzten, konnte uns nicht retten.

    18 Die Feinde verfolgten uns auf Schritt und Tritt, wir konnten uns nicht mehr auf die Straße wagen. Unsere Tage waren gezählt, das Ende war da!

    19 Die Verfolger stürzten sich auf uns so schnell wie ein Adler. Auf der Flucht ins Bergland holten sie uns ein, und in der Wüste lauerten sie uns auf.

    20 Unseren König, den der Herr erwählte, haben sie uns genommen, und mit ihm unser Leben! Und wir hatten gehofft, er würde uns vor den anderen Völkern schützen!

    21 Lacht nur schadenfroh, ihr Edomiter im Land Uz! Der Kelch mit Gottes Zorn kommt auch zu euch! Ihr müsst ihn trinken, dann werdet ihr taumeln und nackt am Boden liegen.

    22 Jerusalem, deine Schuld ist gesühnt! Der Herr wird dich nie mehr in die Gefangenschaft führen. Aber eure Schuld, ihr Edomiter, bringt er ans Licht! Er wird euch zur Rechenschaft ziehen.

    was ist wirklich von Wert? Was sollte in unserem Leben oberste Priorität haben?

    All ihr Gold und Silber, all ihre Schätze sind völlig wertlos, wenn Jehova mit uns ins Gericht geht. Auch Ansehen, Ruhm und Ehre interessieren ihn nicht. Selbst Dienstämter sind bei Jehova ohne Wert – wenn sie aus dem falschen Beweggrund und „mit falschen Herzen“ ausgeübt werden.

    Wie berührt dies nun uns und unsere Einstellung zu den Dingen? Lassen wir uns vielleicht von unserem „verräterischen Herzen“ in die Irre leiten?

    Kommentar — 21. August 2012 @ 18:41

  9. Jule

    Klagelieder 5 – Herr, führe uns wieder zurück zu dir!

    1 Ach Herr, vergiss nicht, was man uns angetan hat! Sieh doch, wie wir gedemütigt werden!

    2 Unser Grund und Boden gehört einem anderen Volk, in unseren Häusern wohnen Fremde!

    3 Wir sind verlassen wie Waisenkinder, unsere Mütter schutzlos wie Witwen!

    4 Unser eigenes Trinkwasser müssen wir bezahlen, und auch Brennholz bekommen wir nur gegen Geld.

    5 Der Feind sitzt uns im Nacken; wir sind völlig erschöpft, doch man gönnt uns keine Ruhe.

    6 Wir unterwarfen uns den Ägyptern und Assyrern, damit wir genug Brot zu essen hatten.

    7 Unsere Vorfahren haben gegen dich gesündigt. Sie leben nun nicht mehr, wir aber müssen für ihre Schuld bezahlen.

    8 Sklaven herrschen über uns, und keiner schützt uns vor ihrer Willkür.

    9 Räuberbanden machen das Land unsicher. Wenn wir die Stadt verlassen, um draußen nach Nahrung zu suchen, setzen wir unser Leben aufs Spiel.

    10 Wir sind vom Hunger ausgezehrt, unsere Körper glühen vor Fieber.

    11 In Jerusalem haben sie unsere Frauen vergewaltigt, in den Städten von Juda waren die Mädchen ihnen hilflos ausgeliefert.

    12 Sie haben unsere Fürsten aufgehängt, und selbst den Ältesten erweist man keine Ehrfurcht mehr.

    13 Unsere Männer müssen Korn mahlen wie die Sklaven, die Jungen schleppen Brennholz und brechen unter der Last zusammen.

    14 Die Alten sitzen nicht mehr am Stadttor beieinander, und die Jungen spielen keine Instrumente mehr.

    15 Unsere Freude ist verflogen, das Singen und Tanzen ist zum Trauerlied geworden.

    16 Wir haben unseren Ruhm und Glanz verloren; die Strafe trifft uns, weil wir gegen Gott gesündigt haben.

    17 Darum ist unser Herz voll Trauer, und unsere Augen sind müde vom Weinen.

    18 Denn der heilige Berg Zion ist verwüstet, Schakale streunen durch die Ruinen.

    19 Herr, du regierst für immer und ewig, du bist König für alle Zeiten.

    20 Warum vergisst du uns? Wird sich das nie ändern? Willst du uns für immer verlassen?

    21 Herr, führe uns zurück zu dir, dann können wir zu dir umkehren! Lass unser Leben wieder so wie früher sein!

    22 Oder hast du uns für immer verstoßen? Hat dein Zorn über uns kein Ende?

    Interessant auch der Aufbau der einzelnen Kapitel: erst wird rumgejammert, wie arm sie doch dran sind und wie gemein doch Jehova zu ihnen ist – und dann kommt der Teil, wo sie es einsehen.

    Wobei ich eher vermute, dass hier einige Gänsefüßchen fehlen. Mir kommt es eher wie ein Dialog zwischen Jeremia und dem Volk vor. Das Volk klagt, fühlt sich ungerecht behandelt und Jeremia ist es, der sie immer wieder zur Vernunft bringen will. Er ist es, der sie immer wieder daran erinnert, dass sie nur die Suppe auslöffeln, die sie sich selbst eingebrockt haben. Jeremia ist es, er sie daran erinnert, dass sie bereuen und umkehren müssen, damit ihnen Jehova Barmherzigkeit erweisen kann.

    So zumindestens kommt es bei mir rüber….

    Kommentar — 21. August 2012 @ 19:19

  10. Jule

    Klagelieder 1 – 5

    Klagelieder 1 – nun tut es ihnen leid – oder tun sie sich vielleicht nur selbst leid?1 Ach, wie einsam sitzt doch jetzt die Stadt, die einst so stark bevölkert war! Sie ist zur Witwe geworden, sie, die groß war unter den Völkern; die Fürstin der Hauptstädte Muss nun Frondienste leisten! 2 Sie weint unaufhörlich bei Nacht, und ihre Tränen laufen ihr über die Wangen; sie hat keinen Tröster unter allen ihren Liebhabern; alle ihre Freunde sind ihr untreu, sind ihr zu Feinden geworden.

    3 Juda ist ausgewandert vor lauter Elend und hartem Knechtsdienst; es wohnt unter den Heiden, es findet keine Ruhe ! Alle seine Verfolger haben es eingeholt mitten in seinen Nöten. 4 Die Straßen Zions trauern, weil niemand mehr zu den Festen kommt; alle ihre Tore sind verödet, ihre Priester seufzen; ihre Jungfrauen sind betrübt, und ihr selbst ist bitter weh.

    5 Ihre Widersacher haben die Oberhand gewonnen , ihren Feinden geht es gut; denn der Herr hat ihr Betrübnis zugefügt um ihrer vielen Übertretungen willen; ihre Kinder sind in die Gefangenschaft gewandert vor dem Feind her. 6 So ist der Tochter Zion all ihr Schmuck genommen; ihre Fürsten sind Hirschen gleichgeworden, die keine Weide finden; kraftlos ziehen sie hin vor dem Verfolger.

    7 Jerusalem gedenkt in den Tagen ihres Elends und ihrer Plünderung an all ihre Kostbarkeiten, die sie hatte von uralten Zeiten her. Als ihr Volk durch die Gewalt des Feindes fiel, gab es niemand, der ihr zu Hilfe kam; ihre Feinde sahen sie und lachten über ihren Untergang.

    8 Jerusalem hat schwer gesündigt; darum ist sie zum Abscheu geworden; alle, die sie ehrten, verachten sie jetzt, denn sie haben ihre Blöße gesehen; auch sie selbst stöhnt auf und wendet sich ab. 9 Ihre Unreinheit klebt an ihren Säumen; sie hat ihr Ende nicht bedacht. Sie ist schrecklich heruntergekommen; niemand tröstet sie. Ach, Herr , sieh mein Elend an, denn der Feind triumphiert!

    10 Der Feind hat seine Hand ausgestreckt nach allen ihren Kostbarkeiten ; ja, sie hat sehen müssen, wie Heiden in ihr Heiligtum eindrangen, von denen du doch geboten hattest, Dass sie nicht in deine Gemeinde kommen sollten! 11 All ihr Volk seufzt auf der Suche nach Brot ; sie haben ihre Kostbarkeiten um Nahrung hergegeben, um sich nur am Leben zu erhalten. H err , schau her und sieh, wie verachtet ich bin!

    12 Bedeutet das euch nichts, ihr alle, die ihr hier vorübergeht? Schaut und seht doch, ob ein Schmerz sei wie mein Schmerz, der mich getroffen hat, mit dem mich der Herr bekümmert hat am Tag seines glühenden Zorns ! 13 Er hat ein Feuer aus der Höhe in meine Gebeine gesandt und lässt es wüten; er spannte meinen Füßen ein Netz und trieb mich zurück; er hat mich zu einer Ruine gemacht; ich bin die ganze Zeit krank!

    14 Das Joch meiner Übertretungen ist durch seine Hand angeschirrt; ineinander verschlungen sind sie mir auf den Nacken gelegt; er hat meine Kraft gebrochen. Der Herr hat mich in die Hände derer gegeben , denen ich nicht widerstehen kann. 15 Der Herr hat alle Helden in meiner Mitte weggerafft; er hat eine Festversammlung gegen mich einberufen, um meine auserwählten [Krieger] zu zerschmettern; der Herr hat die Kelter getreten der Jungfrau, der Tochter Juda.

    16 Darum weine ich, und mein Auge, ja, mein Auge zerfließt in Tränen , weil der Tröster fern von mir ist, der meine Seele erquicken sollte; meine Kinder sind verwüstet, denn der Feind war zu stark.

    17 Zion streckt flehentlich ihre Hände aus, doch da ist niemand, der sie tröstet . Der Herr hat gegen Jakob aufgeboten seine Feinde ringsumher; Jerusalem ist unter ihnen zum Abscheu geworden. 18 Der Herr ist gerecht ; denn ich bin widerspenstig gewesen gegen sein Reden . Hört doch zu, alle Völker, und schaut an meinen Schmerz ! Meine Jungfrauen und meine jungen Männer Mussten in die Gefangenschaft ziehen.

    19 Ich rief nach meinen Liebhabern, aber sie haben mich betrogen ; meine Priester und meine Ältesten sind in der Stadt verschmachtet, als sie sich Speise erbettelten, um sich am Leben zu erhalten .

    20 Ach, Herr , schau her, denn mir ist angst, mein Inneres kocht; mein Herz kehrt sich um in meiner Brust, denn ich bin sehr widerspenstig gewesen. Draußen hat mich das Schwert der Kinder beraubt, drinnen ist es wie der Tod! 21 Sie hören mich zwar seufzen, aber ich habe niemand, der mich trösten würde; alle meine Feinde freuten sich, als sie von meinem Unglück hörten, Dass du es getan hast.

    Wenn du aber den Tag herbeiführst, den du angekündigt hast, so werden auch sie mir gleich sein! 22 Lass alle ihre Bosheit vor dein Angesicht kommen, und handle du an ihnen, wie du an mir gehandelt hast wegen all meiner Übertretungen! Denn meine Seufzer sind zahlreich, und mein Herz ist krank.

    Kommentar — 27. August 2013 @ 16:49

  11. Jule

    Klagelieder 2 – 1 Ach! Wie hat doch der Herr in seinem Zorn die Tochter Zion in Wolkendunkel gehüllt! Er hat die Zierde Israels vom Himmel zur Erde geschleudert und an den Schemel seiner Füße nicht gedacht am Tag seines Zorns . 2 Der Herr hat vertilgt und nicht verschont alle Wohnungen Jakobs; in seinem Grimm hat er niedergerissen die Festungen der Tochter Juda; zu Boden geworfen und entweiht hat er ihr Königreich samt ihren Fürsten.

    3 In seinem grimmigen Zorn schlug er ab jedes Horn von Israel; er zog seine rechte Hand zurück vor dem Feind und hat Jakob in Brand gesteckt wie ein flammendes Feuer, das ringsum alles verzehrt. 4 Er spannte seinen Bogen wie ein Feind , er stellte sich mit seiner Rechten wie ein Widersacher hin und machte alles nieder, was lieblich anzusehen war; ins Zelt der Tochter Zion goss er seinen Grimm aus wie Feuer .

    5 Der Herr ist wie ein Feind geworden; er hat Israel vertilgt, alle seine Paläste vernichtet; er hat seine Festungen zerstört und hat der Tochter Juda viel Seufzen und Wehklage bereitet.

    6 Er hat seine Hütte verwüstet wie einen Garten, den Ort seiner Festversammlungen hat er zerstört; der Herr hat in Zion die Festtage und Sabbate in Vergessenheit gebracht und König und Priester verworfen in seinem grimmigen Zorn. 7 Der Herr hat seinen Altar verabscheut, sein Heiligtum verworfen; er hat der Hand des Feindes preisgegeben die Mauern ihrer Paläste; sie haben im Haus des Herrn Lärm erschallen lassen wie an einem Festtag.

    8 Der Herr hatte sich vorgenommen, die Mauern der Tochter Zion zu zerstören; er spannte die Messschnur aus, er zog seine Hand nicht zurück, bis er sie vertilgt hatte; Bollwerk und Mauer versetzte er in Trauer; kläglich liegen sie miteinander da. 9 Ihre Tore sind in den Erdboden versunken, ihre Riegel hat er zerstört und zerbrochen; ihr König und ihre Fürsten sind unter den Heiden; es ist kein Gesetz mehr da, auch bekommen ihre Propheten keine Offenbarung mehr vom Herrn . 10 Die Ältesten der Tochter Zion, sie sitzen schweigend auf der Erde; sie haben Staub auf ihr Haupt gestreut und sich mit Sacktuch umgürtet; die Jungfrauen von Jerusalem, sie senken ihr Haupt zur Erde.

    11 Meine Augen sind ausgeweint , mein Inneres kocht; mein Herz schmilzt in mir wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes, weil Kind und Säugling verschmachten auf den Straßen der Stadt! 12 Sie fragten ihre Mütter: »Wo ist Brot und Wein?«, als sie wie tödlich Verwundete dahinschmachteten auf den Straßen der Stadt, als sie den Geist aufgaben im Schoß ihrer Mütter.

    13 Was soll ich dir zusprechen, was dir vergleichen, du Tochter Jerusalem? Was setze ich dir gleich, damit ich dich trösten kann, du Jungfrau, Tochter Zion? Dein Schaden ist ja so groß wie das Meer! Wer kann dich heilen?

    14 Deine Propheten , sie haben dir erlogenes und fades Zeug geweissagt; sie deckten deine Schuld nicht auf , um dadurch deine Gefangenschaft abzuwenden, sondern sie weissagten dir Aussprüche voll Trug und Verführung. 15 Alle, die auf dem Weg vorübergehen, schlagen die Hände zusammen über dich; sie zischen und schütteln den Kopf Über die Tochter Jerusalem: »Ist das die Stadt, von der man sagte, sie sei der Schönheit Vollendung , die Wonne der ganzen Erde?«

    16 Alle deine Feinde sperren ihr Maul gegen dich auf, sie zischen und knirschen mit den Zähnen; sie sagen: »Jetzt haben wir sie vertilgt ! Das ist der Tag , auf den wir hofften; jetzt haben wir ihn erreicht und gesehen!«

    17 Der Herr hat vollbracht, was er sich vorgenommen hatte; er hat sein Wort genau erfüllt , das er von alters her hat verkündigen lassen; er hat schonungslos zerstört; er hat den Feind über dich frohlocken lassen und das Horn deiner Widersacher erhöht.

    18 Ihr Herz schreit zum Herrn! Du Mauer der Tochter Zion, lass Tränenströme fließen bei Tag und Nacht, gönne dir keine Ruhe, dein Augapfel raste nicht! 19 Steh auf und klage in der Nacht, beim Beginn der Wachen! Schütte dein Herz wie Wasser aus vor dem Angesicht des Herrn! Hebe deine Hände zu ihm empor für die Seele deiner Kinder , die vor Hunger verschmachten an allen Straßenecken!

    20 H err , schau her und sieh: An wem hast du so gehandelt? Sollten denn Frauen ihre eigene Leibesfrucht essen , die Kinder ihrer liebevollen Pflege? Sollten wirklich Priester und Propheten erschlagen werden im Heiligtum des Herrn? 21 Auf den Straßen liegen am Boden hingestreckt Knaben und Greise; meine Jungfrauen und meine jungen Männer, sie sind durchs Schwert gefallen; du hast sie erwürgt am Tag deines Zornes , du hast sie schonungslos niedergemacht!

    22 Wie zu einem Festtag hast du zusammengerufen alles, was ich fürchtete , von allen Seiten, und nicht einer ist entkommen oder übrig geblieben am Tag des Zornes des Herrn . Die ich liebevoll gepflegt und großgezogen hatte, die hat mein Feind vertilgt!

    Was für ein Klagelied!

    Ja, sie sind in einer furchtbaren Lage, aber sie haben sich auch selbst hineingebracht. Er sagt es ja selbst: Jehova hat nur das ganz genau ausgeführt, was er ihnen im Bund zugesagt hatte.

    Er hatte in seiner Liebe sogar immer wieder seine Propheten zu ihnen gesandt, damit sie zur Besinnung kommen und er sie nicht strafen muss.

    Aber sie wollten nicht hören. Diejenigen, die wirklich Gottes Wort zu ihnen redeten, diese brachten sie um. Lieber schenkten sie den falschen Propheten ihr Ohr, weil diese ihnen das sagten, was sie hören wollten. Nun bekommen sie die Quittung dafür.

    Welche Propheten hatten sie wirklich geliebt und kamen von Gott?

    Was nützt ihnen diese Erkenntnis nun?

    Was nutzt sie uns?

    Kommentar — 28. August 2013 @ 06:59

  12. Jule

    Klagelieder 3 – 1 Ich bin der Mann, der tief gebeugt worden ist durch die Rute seines Zorns. 2 Mich hat er verjagt und in die Finsternis geführt und nicht ans Licht. 3 Nur gegen mich kehrt er immer wieder seine Hand den ganzen Tag. 4 Er hat mein Fleisch und meine Haut verfallen lassen und meine Knochen zermalmt.

    5 Er hat rings um mich her Gift und Leid aufgebaut . 6 In Finsternis ließ er mich wohnen wie längst Verstorbene. 7 Er hat mich eingemauert, dass ich nicht herauskommen kann; mit ehernen Ketten hat er mich beschwert. 8 Selbst wenn ich schreie und rufe, verschließt er doch [die Ohren] vor meinem Gebet. 9 Mit Quadersteinen hat er meine Wege vermauert, hat meine Pfade gekrümmt.

    10 Er lauert mir auf wie ein Bär, wie ein Löwe im Dickicht. 11 Er hat meine Wege versperrt und hat mich zerfleischt, mich arg zugerichtet. 12 Er hat seinen Bogen gespannt und mich dem Pfeil zum Ziel gesetzt. 13 Er hat mir in die Nieren gejagt die Söhne seines Köchers.

    14 Ich bin meinem ganzen Volk zum Gelächter geworden, ihr Spottlied den ganzen Tag. 15 Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt, mit Wermut getränkt. 16 Er ließ meine Zähne sich an Kies zerbeißen, hat mich niedergedrückt in die Asche .

    17 Ja, du hast meine Seele aus dem Frieden verstoßen, Dass ich das Glück vergaß. 18 Und ich sprach: Meine Lebenskraft ist dahin, und auch meine Hoffnung auf den Herrn ! 19 Gedenke doch an mein Elend und mein Umherirren, an den Wermut und das Gift!

    20 Beständig denkt meine Seele daran und ist tief gebeugt ! 21 Dieses aber will ich meinem Herzen vorhalten, darum will ich Hoffnung fassen: 22 Gnadenbeweise des Herrn sind“s, dass wir nicht gänzlich aufgerieben wurden, denn seine Barmherzigkeit ist nicht zu Ende; 23 sie ist jeden Morgen neu , und deine Treue ist groß!

    24 Der Herr ist mein Teil !, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen . 25 Der Herr ist gütig gegen die, welche auf ihn hoffen , gegen die Seele, die nach ihm sucht . 26 Gut ist“s, schweigend zu warten auf die Rettung des Herrn .

    27 Es ist gut für einen Mann, das Joch zu tragen in seiner Jugend. 28 Er sitze einsam und schweige, wenn Er es ihm auferlegt! 29 Er stecke seinen Mund in den Staub; vielleicht ist noch Hoffnung vorhanden. 30 Schlägt ihn jemand, so biete er ihm die Wange dar und lasse sich mit Schmach sättigen.

    31 Denn der Herr wird nicht auf ewig verstoßen; 32 sondern wenn er betrübt hat, so erbarmt er sich auch nach der Fülle seiner Gnade; 33 denn nicht aus Lust plagt und betrübt Er die Menschenkinder.

    34 Wenn alle Gefangenen eines Landes mit Füßen getreten werden, 35 wenn das Recht eines Mannes gebeugt wird vor dem Angesicht des Höchsten, 36 wenn die Rechtssache eines Menschen verdreht wird – sollte der Herr es nicht beachten?

    37 Wer hat je etwas gesagt und es ist geschehen, ohne dass der Herr es befahl? 38 Geht nicht aus dem Mund des Höchsten hervor das Böse und das Gute?

    39 Was beklagt sich der Mensch, der noch am Leben ist? Es hätte sich wahrlich jeder über seine Sünde zu beklagen! 40 Lasst uns unsere Wege prüfen und erforschen und umkehren zum Herrn ! 41 Lasst uns unsere Herzen samt den Händen zu Gott im Himmel erheben!

    42 Wir sind abtrünnig und widerspenstig gewesen; das hast du nicht vergeben. 43 Du hast dich im Zorn verborgen und uns verfolgt; du hast uns ohne Mitleid umgebracht ; 44 du hast dich in eine Wolke gehüllt, Dass kein Gebet hindurchdrang; 45 du hast uns zu Kot und Abscheu gemacht mitten unter den Völkern! 46 Alle unsere Feinde haben ihr Maul gegen uns aufgesperrt.

    47 Grauen und Grube sind über uns gekommen, Verwüstung und Untergang . 48 Es rinnen Wasserbäche aus meinen Augen wegen des Untergangs der Tochter meines Volkes. 49 Mein Auge tränt unaufhörlich und kommt nicht zur Ruhe, 50 bis der Herr vom Himmel herabschauen und dareinsehen wird.

    51 Was ich sehen muss, tut meiner Seele weh wegen aller Töchter meiner Stadt.

    52 Die mich ohne Ursache hassen , stellten mir heftig nach wie einem Vogel; 53 sie wollten mich in der Grube ums Leben bringen und warfen Steine auf mich. 54 Wasser gingen über mein Haupt; ich sagte: Ich bin verloren !

    55 Aber ich rief deinen Namen an, o Herr , tief unten aus der Grube. 56 Du hörtest meine Stimme: »Verschließe dein Ohr nicht vor meinem Seufzen, vor meinem Hilferuf!« 57 Du nahtest dich mir an dem Tag, als ich dich anrief ; du sprachst: » Fürchte dich nicht!«

    58 Du führtest , o Herr, die Sache meiner Seele; du hast mein Leben erlöst ! 59 Du hast, o Herr , meine Unterdrückung gesehen ; schaffe du mir Recht !

    60 Du hast all ihre Rachgier gesehen, alle ihre Anschläge gegen mich. 61 Du hast, o Herr , ihr Schmähen gehört, alle ihre Pläne gegen mich, 62 das Gerede meiner Widersacher und ihr dauerndes Murmeln über mich.

    63 Sieh doch: Ob sie sich setzen oder aufstehen, so bin ich ihr Spottlied ! 64 Vergilt ihnen, o Herr , nach dem Werk ihrer Hände! 65 Gib ihnen Verstockung des Herzens; dein Fluch komme über sie! 66 Verfolge sie in deinem Zorn und vertilge sie unter dem Himmel des Herrn hinweg!

    Ja, er kann es nicht ertragen, zu sehen, was aus der herrlichen Stadt geworden ist. Aber auch Jehova hat keine Freude an diesem Bild!

    Und wie oft hat ER Tränen über diese Stadt vergossen – weil sie nicht hören wollten…

    Kommentar — 28. August 2013 @ 07:10

  13. Jule

    Klagelieder 4 – 1 Ach! Wie ist das Gold geschwärzt , wie ist das kostbare Gold entstellt ! Wie sind die Steine des Heiligtums aufgeschüttet an allen Straßenecken! 2 Die Kinder Zions, die teuren, die mit feinem Gold aufgewogenen, ach, wie sind sie irdenen Gefäßen gleichgeachtet, dem Werk von Töpferhänden!

    3 Selbst Schakale reichen die Brust, sie säugen ihre Jungen; aber die Tochter meines Volkes ist grausam geworden wie die Strauße in der Wüste. 4 Dem Säugling klebt die Zunge am Gaumen vor lauter Durst; die Kinder verlangen nach Brot, aber niemand bricht es ihnen. 5 Die sonst Leckerbissen aßen, verschmachten auf den Gassen; die auf Purpurlagern ruhten, sind jetzt froh über Misthaufen.

    6 Denn die Schuld der Tochter meines Volkes, sie ist größer geworden als die Sünde Sodoms, das in einem Augenblick umgekehrt wurde, ohne dass Menschenhände sich dabei abmühten. 7 Ihre Geweihten waren glänzender als Schnee, weißer als Milch, ihr Leib war röter als Korallen, ihre Gestalt wie ein Saphir. 8 Jetzt aber sind sie schwärzer als Ruß, man erkennt sie nicht auf den Straßen; ihre Haut klebt an ihrem Gebein, sie sind so dürr wie Holz.

    9 Die das Schwert erschlug, waren glücklicher als die der Hunger tötete, welche [vom Hunger] durchbohrt dahinschmachteten, aus Mangel an Früchten des Feldes. 10 Die Hände barmherziger Frauen haben ihre eigenen Kinder gekocht ; sie dienten ihnen zur Nahrung beim Zusammenbruch der Tochter meines Volkes.

    11 Der Herr ließ seine Zornglut ausbrennen, er schüttete seinen grimmigen Zorn aus, und er zündete in Zion ein Feuer an, das seine Grundfesten verzehrt hat. 12 Die Könige der Erde hätten es nicht geglaubt, noch irgendein Bewohner des Erdkreises, Dass der Feind, der sie belagerte, je einziehen würde durch die Tore Jerusalems. 13 [Doch es geschah] wegen der Sünden ihrer Propheten , wegen der Schuld ihrer Priester, die in ihrer Mitte vergossen haben das Blut der Gerechten. 14 Sie wankten auf den Straßen wie Blinde, sie waren so mit Blut bespritzt, Dass niemand ihre Kleider anrühren mochte. 15 Man rief ihnen zu: »Fort mit euch, ihr seid unrein ! Weg, weg, kommt uns nicht zu nah!« Ja, sie mussten fliehen und umherirren ; unter den Heiden sprach man: »Bleibt nicht länger hier!«

    16 Das Angesicht des Herrn hat sie zerstreut ; Er will sie nicht mehr anblicken . Man nahm auf Priester keine Rücksicht mehr und hatte kein Erbarmen mit den Alten. 17 Auch da noch schmachteten unsere Augen nach Hilfe – vergeblich! Auf unserer Warte hielten wir Ausschau nach einem Volk, das doch nicht half.

    18 Man stellte uns nach auf Schritt und Tritt, sodass wir nicht mehr auf unseren Straßen umhergehen konnten; unser Ende war nahe, unsere Tage abgelaufen; ja, unser Ende war gekommen. 19 Unsere Verfolger waren schneller als die Adler des Himmels; Über die Berge jagten sie uns nach, und in der Wüste lauerten sie auf uns.

    20 Unser Lebensodem, der Gesalbte des Herrn , wurde in ihren Gruben gefangen, er, von dem wir sagten: »Wir werden in seinem Schatten unter den Heiden leben!« 21 Juble nur und sei schadenfroh, du Tochter Edom, die du im Land Uz wohnst! Der Kelch wird auch an dich kommen; auch du wirst trunken und entblößt werden!

    22 Du Tochter Zion, deine Schuld ist getilgt ; er wird dich nicht mehr gefangen wegführen lassen; deine Schuld aber, du Tochter Edom, sucht er heim, deine Sünden deckt er auf!

    Kommentar — 28. August 2013 @ 10:01

  14. Jule

    Klagelieder 5 – 1 Gedenke , Herr , an das, was uns widerfahren ist! Schau her und sieh unsere Schmach! 2 Unser Erbe ist den Fremden zugefallen, unsere Häuser den Ausländern. 3 Wir sind Waisen geworden, ohne Vater; unsere Mütter sind wie Witwen.

    4 Unser Wasser trinken wir um Geld, unser eigenes Holz bekommen wir [nur] gegen Bezahlung. 5 Unsere Verfolger sitzen uns im Nacken; auch wenn wir müde sind, gönnt man uns keine Ruhe.

    6 Wir haben Ägypten die Hand gereicht und Assyrien, um genug Brot zu erhalten. 7 Unsere Väter, die gesündigt haben, sind nicht mehr; wir müssen ihre Schuld tragen. 8 Knechte herrschen über uns; da ist keiner , der uns aus ihrer Hand befreit! 9 Wir schaffen unsere Nahrung unter Lebensgefahr herbei, weil uns in der Wüste das Schwert bedroht.

    10 Unsere Haut ist schwarz wie ein Ofen, so versengt uns der Hunger. 11 Frauen wurden geschändet in Zion, Jungfrauen in den Städten Judas. 12 Fürsten wurden durch ihre Hand gehängt; die Person der Alten hat man nicht geachtet. 13 Junge Männer müssen die Handmühle tragen, und Knaben straucheln unter Holzlasten.

    14 Die Ältesten bleiben fern vom Tor, und die jungen Männer lassen ihr Saitenspiel . 15 Die Freude unseres Herzens ist dahin, unser Reigen hat sich in Klage verwandelt. 16 Gefallen ist die Krone unseres Hauptes; wehe uns, dass wir gesündigt haben!

    17 Darum ist unser Herz krank geworden, darum sind unsere Augen trübe – 18 weil der Berg Zion verwüstet ist [und] Füchse sich dort tummeln.

    19 Du, o Herr , thronst in Ewigkeit; dein Thron besteht von Geschlecht zu Geschlecht! 20 Warum willst du uns für immer vergessen , uns verlassen alle Tage? 21 Bringe uns zu dir zurück , o Herr , so werden wir umkehren; Lass unsere Tage wieder werden wie früher !

    22 Oder hast du uns gänzlich verworfen, bist du allzu sehr über uns erzürnt?

    Klingt dies wirklich nach aufriichtiger Reue – oder nicht doch eher nach Selbstmitleid?

    Kommentar — 28. August 2013 @ 10:13

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