Klagelieder
KLAGELIEDER
א (’Áleph)
Kapitel 1
1 O wie ist es gekommen, daß sie einsam sitzt, die Stadt, die an Volk so zahlreich war!
Wie ist sie einer Witwe gleich geworden, sie, die volkreich war unter den Nationen!
Wie ist sie, die eine Fürstin war inmitten der Gerichtsbezirke, zwangsarbeitspflichtig geworden!
ב (Bēth)
2 Heftig weint sie während der Nacht, und ihre Tränen sind auf ihren Wangen.
Sie hat unter all ihren Liebhabern keinen, der sie tröstet.
Sogar all ihre eigenen Gefährten haben treulos an ihr gehandelt. Sie sind ihr zu Feinden geworden.
ג (Gímel)
3 Juda ist ins Exil gegangen wegen der Trübsal und wegen der Menge der Knechtschaft.
Sie selbst hat unter den Nationen wohnen müssen. Keinen Ruheort hat sie gefunden.
Alle ihre Verfolger haben sie unter bedrängnisvollen Umständen eingeholt.
ד (Dáleth)
4 Die Wege Zions trauern, weil niemand da ist, der zum Fest kommt.
All ihre Tore sind verödet; ihre Priester seufzen.
Ihre Jungfrauen sind bekümmert, und ihr selbst ist bitter [zumute].
ה (He’)
5 Ihre Widersacher sind zum Haupt geworden. Die, die ihre Feinde sind, sind unbesorgt.
Weil Jehova selbst sie in Kummer gebracht hat wegen der Menge ihrer Übertretungen,
Sind ihre eigenen Kinder gefangen vor dem Widersacher hergegangen.
ו (Waw)
6 Und von der Tochter Zion zieht all ihre Pracht aus.
Ihre Fürsten haben sich wie Hirsche erwiesen, die keine Weide gefunden haben;
Und ständig wandern sie kraftlos vor dem Verfolger her.
ז (Sájin)
7 Jerusalem hat [in] den Tagen ihrer Trübsal und ihres heimatlosen Volkes
All ihrer begehrenswerten Dinge gedacht, die von [den] Tagen der Vorzeit an waren.
Als ihr Volk in die Hand des Widersachers fiel und sie keinen Helfer hatte,
Sahen sie die Widersacher. Sie lachten über ihren Zusammenbruch.
ח (Chēth)
8 Jerusalem hat offenkundige Sünde begangen. Darum ist sie zum bloßen Abscheu geworden.
Alle, die sie ehrten, haben sie geringschätzig behandelt, denn sie haben ihre Blöße gesehen.
Sie selbst seufzt auch und wendet den Rücken.
ט (Tēth)
9 Ihre Unreinheit ist an ihren Rocksäumen. Sie gedachte nicht ihrer Zukunft,
Und hinab geht sie auf wunderliche Weise. Keinen Tröster hat sie.
O Jehova, sieh meine Trübsal, denn der Feind hat großgetan.
י (Jōdh)
10 Seine Hand hat der Widersacher gegen all ihre begehrenswerten Dinge ausgebreitet.
Denn sie hat Nationen gesehen, die in ihr Heiligtum gekommen sind,
Denen du gebotest, nicht in die Versammlung zu kommen, die dir gehört.
כ (Kaph)
11 All ihr Volk seufzt; sie suchen nach Brot.
Sie haben ihre begehrenswerten Dinge für etwas zum Essen gegeben, um die Seele zu erquicken.
Sieh, o Jehova, und schau doch, denn ich bin wie eine Wertlose geworden.
ל (Lámedh)
12 Ist es nichts für euch alle, die ihr des Weges dahinzieht? Schaut und seht.
Gibt es irgendeinen Schmerz gleich meinem Schmerz, der mir angetan worden ist,
Mit dem Jehova Kummer verursacht hat am Tag seiner Zornglut?
מ (Mem)
13 Aus der Höhe hat er Feuer in meine Gebeine gesandt, und er unterwirft alle.
Er hat ein Netz für meine Füße ausgebreitet. Er hat mich rückwärts gewandt.
Er hat mich zu einer Verödeten gemacht. Den ganzen Tag bin ich krank.
נ (Nun)
14 Er ist gegenüber meinen Übertretungen wachsam geblieben. In seiner Hand verflechten sie sich ineinander.
Sie sind auf meinen Hals gekommen. Meine Kraft ist gestrauchelt.
Jehova hat mich in die Hand derer gegeben, gegen die ich nicht aufzustehen vermag.
ס (Ssámech)
15 All meine Starken hat Jehova aus meiner Mitte beiseite geworfen.
Er hat eine Zusammenkunft gegen mich einberufen, um meine jungen Männer zu zerschmettern.
Jehova hat die wahre Weinkelter getreten, die der Jungfrau, der Tochter Juda, gehört.
ע (‛Ájin)
16 Über diese Dinge weine ich wie eine Frau. Mein Auge, mein Auge fließt von Wasser.
Denn ein Tröster hat sich fern von mir befunden, jemand, der meine Seele erquicke.
[Der Kreis] meiner Söhne ist verödet worden, denn der Feind hat großgetan.
פ (Pe’)
17 Zion hat ihre Hände ausgebreitet. Keinen Tröster hat sie.
Jehova hat hinsichtlich Jakobs alle, die rings um ihn sind, als seine Widersacher aufgeboten.
Jerusalem ist etwas Abscheuliches unter ihnen geworden.
צ (Za·dhḗ)
18 Jehova ist gerecht, denn gegen seinen Mund habe ich rebelliert.
Hört nun zu, ihr Völker alle, und seht meinen Schmerz.
Meine eigenen Jungfrauen und meine eigenen jungen Männer sind in Gefangenschaft gegangen.
ק (Qōph)
19 Ich habe meinen Liebhabern zugerufen. Sie selbst haben mich hintergangen.
Meine Priester und meine alten Männer sind in der Stadt dahingeschieden,
Während sie sich etwas zu essen suchten, um ihre Seele zu erquicken.
ר (Rēsch)
20 Sieh, o Jehova, denn ich bin in Bedrängnis. Meine Eingeweide selbst sind in Gärung.
Mein Herz hat sich umgekehrt in meinem Innern, denn ich bin ganz bestimmt rebellisch gewesen.
Draußen beraubte das Schwert [mich] der Kinder. Innerhalb des Hauses ist es wie der Tod.
ש (Schin)
21 Man hat gehört, wie ich selbst seufze gleich einer Frau. Es gibt keinen Tröster für mich.
Alle meine Feinde, sie haben von meinem Unglück gehört. Sie haben frohlockt, weil du selbst [es] getan hast.
Du wirst bestimmt den Tag herbeiführen, den du ausgerufen hast, damit sie werden mögen wie ich.
ת (Taw)
22 Laß all ihre Schlechtigkeit vor dich kommen, und verfahre streng mit ihnen,
So wie du mit mir streng verfahren bist wegen all meiner Übertretungen.
Denn meiner Seufzer sind viele, und mein Herz ist krank.
Kapitel 2
א (’Áleph)
2 O wie umwölkt Jehova in seinem Zorn die Tochter Zion!
Er hat vom Himmel auf die Erde hinabgeworfen die Schönheit Israels.
Und er hat des Schemels seiner Füße nicht gedacht am Tag seines Zorns.
ב (Bēth)
2 Jehova hat verschlungen, er hat kein Mitleid gezeigt mit irgendwelchen Aufenthaltsorten Jakobs.
In seinem Zornausbruch hat er die befestigten Plätze der Tochter Juda niedergerissen.
Mit der Erde hat er in Berührung gebracht, entweiht hat er das Königreich und ihre Fürsten.
ג (Gímel)
3 In der Glut des Zorns hat er jedes Horn Israels abgehauen.
Er hat seine rechte Hand vor dem Feind zurückgewandt,
Und in Jakob brennt er weiterhin wie ein flammendes Feuer, das ringsum verzehrt hat.
ד (Dáleth)
4 Er hat seinen Bogen getreten wie ein Feind. Seine Rechte hat Stellung genommen
Wie ein Widersacher, und er hat ständig alle für die Augen Begehrenswerten getötet.
In das Zelt der Tochter Zion hat er seinen Grimm ausgegossen so wie Feuer.
ה (He’)
5 Jehova ist einem Feind gleich geworden. Er hat Israel verschlungen.
Er hat all ihre Wohntürme verschlungen; er hat über seine befestigten Plätze Verderben gebracht.
Und bei der Tochter Juda läßt er Trauer und Wehklage überströmen.
ו (Waw)
6 Und er behandelt seine Hütte gewalttätig wie die in einem Garten. Er hat Verderben über sein Fest gebracht.
Jehova hat in Zion Fest und Sabbat vergessen lassen.
Und im Zorn seiner Strafankündigung zeigt er keinen Respekt vor König und Priester.
ז (Sájin)
7 Jehova hat seinen Altar verstoßen. Er hat sein Heiligtum mit Verachtung von sich gewiesen.
Der Hand des Feindes hat er die Mauern ihrer Wohntürme ausgeliefert.
Im Haus Jehovas haben sie [ihre] eigene Stimme erschallen lassen wie am Tag eines Festes.
ח (Chēth)
8 Jehova hat daran gedacht, die Mauer der Tochter Zion zu verderben.
Er hat die Meßschnur ausgespannt. Er hat seine Hand nicht abgewandt vom Verschlingen.
Und er versetzt Wall und Mauer in Trauer. Zusammen sind sie verfallen.
ט (Tēth)
9 In die Erde sind ihre Tore gesunken. Er hat ihre Riegel zerstört und in Stücke zerschlagen.
Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Nationen. Da ist kein Gesetz.
Auch ihre eigenen Propheten haben keine von Jehova kommende Vision gefunden.
י (Jōdh)
10 Die älteren Männer der Tochter Zion sitzen auf der Erde, [wo] sie Schweigen bewahren.
Sie haben Staub auf ihr Haupt getan. Sie haben sich Sacktuch umgegürtet.
Zur Erde haben die Jungfrauen Jerusalems ihr Haupt gesenkt.
כ (Kaph)
11 Meine Augen sind in lauter Tränen vergangen. Meine Eingeweide sind in Gärung.
Zur Erde verschüttet ist meine Leber wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes,
Weil Kind und Säugling auf den öffentlichen Plätzen der Stadt verschmachten.
ל (Lámedh)
12 Zu ihren Müttern haben sie ständig gesagt: „Wo sind Korn und Wein?“
Denn sie verschmachten gleich einem auf den öffentlichen Plätzen der Stadt Erschlagenen,
Denn ihre Seele wird ausgeschüttet in den Busen ihrer Mütter.
מ (Mem)
13 Wovon soll ich dich als Zeugen gebrauchen? Was soll ich mit dir vergleichen, o Tochter Jerusalem?
Was soll ich dir gleichmachen, damit ich dich tröste, o Jungfrau, Tochter Zion?
Denn dein Zusammenbruch ist ebensogroß wie das Meer. Wer kann dir Heilung bringen?
נ (Nun)
14 Deine eigenen Propheten haben für dich in Visionen wertlose und unbefriedigende Dinge geschaut,
Und sie haben deine Vergehung nicht aufgedeckt, um deine Gefangenschaft abzuwenden,
Sondern sie schauten für dich in Visionen ständig wertlose und irreführende prophetische Sprüche.
ס (Ssámech)
15 Über dich haben alle, die des Weges dahinzogen, in die Hände geklatscht.
Sie haben gepfiffen und fortwährend den Kopf geschüttelt über die Tochter Jerusalem, [indem sie sprachen:]
„Ist das die Stadt, von der man zu sagen pflegte: ‚Sie ist der Schönheit Vollkommenheit, ein Frohlocken für die ganze Erde.‘?“
פ (Pe’)
16 Alle deine Feinde haben ihren Mund über dich aufgetan.
Sie haben gepfiffen und fortgesetzt mit den Zähnen geknirscht. Sie haben gesagt: „Wir wollen [sie] verschlingen.
Dies ist ja der Tag, auf den wir gehofft haben. Wir haben’s gefunden! Wir haben’s gesehen!“
ע (‛Ájin)
17 Jehova hat getan, was er im Sinn hatte. Er hat, was er gesagt hat, vollbracht,
Was er seit den Tagen vor alters geboten hat. Er hat niedergerissen und kein Mitleid gezeigt.
Und über dich läßt er den Feind sich freuen. Er hat das Horn deiner Widersacher erhöht.
צ (Za·dhḗ)
18 Ihr Herz hat zu Jehova geschrien, o Mauer der Tochter Zion.
Laß wie einen Wildbach Tränen herabfließen Tag und Nacht.
Gewähr dir kein Erschlaffen. Nicht raste die Pupille deines Auges.
ק (Qōph)
19 Mache dich auf! Wimmere bei Nacht zu Beginn der Morgenwachen.
Schütte dein Herz aus wie Wasser vor dem Angesicht Jehovas.
Hebe deine Handflächen zu ihm empor wegen der Seele deiner Kinder,
Die vor Hunger verschmachten am Eingang aller Straßen.
ר (Rēsch)
20 Sieh, o Jehova, und schau doch nach dem, mit dem du auf diese Weise streng verfahren bist.
Sollten die Frauen ständig ihre eigene Frucht essen, die vollentwickelt geborenen Kinder,
Oder sollten im Heiligtum Jehovas Priester und Prophet getötet werden?
ש (Schin)
21 Knabe und Greis haben auf der Erde der Straßen gelegen.
Meine Jungfrauen und meine jungen Männer, sie sind durch das Schwert gefallen.
Du hast getötet am Tag deines Zorns. Du hast geschlachtet; du hast kein Mitleid gehabt.
ת (Taw)
22 Wie am Tag eines Festes gingst du daran, meine Orte der Fremdlingschaft ringsum auszurufen.
Und am Tag des Zornes Jehovas gab es tatsächlich keinen Entronnenen oder Überlebenden;
Diejenigen, die ich vollentwickelt hervorbrachte und großzog: mein Feind selbst rottete sie aus.
Kapitel 3
א (’Áleph)
3 Ich bin der kräftige Mann, der Trübsal gesehen hat zufolge des Stabes seines Zornausbruchs.
2 Ich bin es, den er geführt hat und in Finsternis wandeln läßt und nicht in Licht.
3 In der Tat, er wendet wiederholt seine Hand gegen mich den ganzen Tag.
ב (Bēth)
4 Er hat mein Fleisch und meine Haut verfallen lassen. Er hat meine Gebeine zerbrochen.
5 Er hat gegen mich gebaut, damit er [mich] mit Giftpflanze und Mühsal umringe.
6 An finsteren Stätten hat er mich sitzen lassen wie längst Verstorbene.
ג (Gímel)
7 Er hat mich abgesperrt wie mit einer Steinmauer, damit ich nicht herauskomme. Er hat meine kupfernen Fesseln schwer gemacht.
8 Auch wenn ich um Beistand rufe und um Hilfe schreie, hemmt er tatsächlich mein Gebet.
9 Er hat mit behauenem Stein meine Wege abgesperrt. Meine Pfade hat er verdreht.
ד (Dáleth)
10 Wie ein auf der Lauer liegender Bär ist er mir, wie ein Löwe in Verstecken.
11 Meine Wege hat er durcheinandergebracht, und er läßt mich brachliegen. Er hat mich zu einem Verödeten gemacht.
12 Er hat seinen Bogen getreten, und er stellt mich auf als Zielscheibe für den Pfeil.
ה (He’)
13 Er hat in meine Nieren die Söhne seines Köchers kommen lassen.
14 Ich bin ein Gegenstand des Gelächters geworden allem Volk, das gegen mich war, das Thema ihres Liedes den ganzen Tag.
15 Er hat mir zur Genüge bittere Dinge gegeben. Er hat mich mit Wermut satt getränkt.
ו (Waw)
16 Und an Kies läßt er meine Zähne zerbrechen. Er hat mich in der Asche kauern lassen.
17 Du hast auch verstoßen, so daß es keinen Frieden gibt für meine Seele. Was Gutes ist, habe ich aus dem Gedächtnis verloren.
18 Und ich sage ständig: „Zugrunde gegangen ist meine Hoheit und was ich von Jehova erwartet habe.“
ז (Sájin)
19 Gedenke meiner Trübsal und meines heimatlosen Zustandes, des Wermuts und der Giftpflanze.
20 Ganz bestimmt wird deine Seele [dessen] gedenken und sich tief über mich beugen.
21 Dies ist, was ich in mein Herz zurückrufen werde. Darum werde ich eine wartende Haltung bekunden.
ח (Chēth)
22 Es sind die Taten liebender Güte Jehovas, daß es mit uns nicht zu Ende gegangen ist, denn seine Erbarmungen werden gewiß kein Ende nehmen.
23 Sie sind jeden Morgen neu. Sehr groß ist deine Treue.
24 „Jehova ist mein Teil“, hat meine Seele gesagt, „darum werde ich ihm gegenüber eine wartende Haltung bekunden.“
ט (Tēth)
25 Gut ist Jehova gegen den, der auf ihn hofft, gegen die Seele, die ihn ständig sucht.
26 Gut ist es, daß einer wartet, ja in Stille, auf die Rettung Jehovas.
27 Gut ist es für einen kräftigen Mann, daß er das Joch in seiner Jugend trägt.
י (Jōdh)
28 Er sitze einsam und schweige, weil er ihm [etwas] auferlegt hat.
29 Er lege seinen Mund direkt in den Staub. Vielleicht ist eine Hoffnung vorhanden.
30 Er halte die Wange sogar dem hin, der ihn schlägt. Er lasse sich sättigen mit Schmach.
כ (Kaph)
31 Denn nicht auf unabsehbare Zeit wird Jehova weiterhin verstoßen.
32 Denn obwohl er Kummer verursacht hat, wird er auch bestimmt Barmherzigkeit erweisen nach der Fülle seiner liebenden Güte.
33 Denn nicht aus seinem eigenen Herzen hat er niedergedrückt, noch betrübt er die Menschensöhne.
ל (Lámedh)
34 Daß man alle Gefangenen der Erde unter seinen Füßen zertritt,
35 Daß man das Recht eines kräftigen Mannes vor dem Angesicht des Höchsten beugt,
36 Daß man einen Menschen veranlaßt, in seinem Rechtsfall krumme Wege zu gehen, [dafür] hat Jehova selbst keinen [billigenden] Blick gehabt.
מ (Mem)
37 Wer nun hat gesprochen, daß etwas geschehen sollte, [wenn] Jehova selbst [es] nicht geboten hat?
38 Aus dem Mund des Höchsten gehen nicht schlechte Dinge und was gut ist, hervor.
39 Wie kann sich ein lebender Mensch in Klagen ergehen, ein kräftiger Mann seiner Sünde wegen?
נ (Nun)
40 Erkunden wir doch unsere Wege und erforschen sie, und kehren wir doch um, ja zu Jehova.
41 Laßt uns unser Herz samt [unseren] Handflächen zu Gott in den Himmeln erheben:
42 „Wir, wir haben uns vergangen, und wir haben uns rebellisch benommen. Du selbst hast nicht vergeben.
ס (Ssámech)
43 Du hast mit Zorn den Zugang versperrt, und du jagst uns ständig nach. Du hast getötet; du hast kein Mitleid gezeigt.
44 Du hast mit Gewölk den Zugang zu dir versperrt, damit das Gebet nicht hindurchdringe.
45 Du machst uns zu bloßem Abschaum und Kehricht inmitten der Völker.“
פ (Pe’)
46 Alle unsere Feinde haben ihren Mund gegen uns aufgetan.
47 Schrecken und Höhlung sind unser geworden, Verödung und Zusammenbruch.
48 Von Wasserbächen fließt mein Auge ständig wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes.
ע (‛Ájin)
49 Mein Auge, es hat sich ergossen und wird nicht gestillt werden, so daß es keine Pausen gibt,
50 Bis Jehova vom Himmel herabschaut und sieht.
51 Mein eigenes Auge hat meiner Seele zugesetzt wegen all der Töchter meiner Stadt.
צ (Za·dhḗ)
52 Meine Feinde haben ganz bestimmt nach mir gejagt wie nach einem Vogel, ohne Ursache.
53 Sie haben mein Leben in der Grube zum Schweigen gebracht, und sie fuhren fort, Steine auf mich zu werfen.
54 Wasser sind über mein Haupt geflossen. Ich habe gesagt: „Ich werde gewiß abgeschnitten werden!“
ק (Qōph)
55 Ich habe deinen Namen angerufen, o Jehova, aus unterster Grube.
56 Meine Stimme sollst du hören. Zu meiner Erleichterung verbirg dein Ohr nicht vor meinem Hilferuf.
57 Du hast dich genaht an dem Tag, an dem ich dich unablässig anrief. Du sprachst: „Fürchte dich nicht.“
ר (Rēsch)
58 Du, o Jehova, hast den Rechtsstreit meiner Seele geführt. Du hast mein Leben zurückgekauft.
59 Du, o Jehova, hast das an mir verübte Unrecht gesehen. O führe doch das Gericht für mich.
60 Du hast all ihre Rache gesehen, all ihre Gedanken gegen mich.
ש (Ssin oder Schin)
61 Du hast ihr Schmähen gehört, o Jehova, all ihre Gedanken gegen mich,
62 Die Lippen derer, die gegen mich aufstehen, und ihr Flüstern gegen mich den ganzen Tag lang.
63 Schau doch auf ihr Sitzen selbst und auf ihr Aufstehen. Ich bin das Thema ihres Liedes.
ת (Taw)
64 Du wirst ihnen [ihre] Handlungsweise zurückerstatten, o Jehova, gemäß dem Werk ihrer Hände.
65 Du wirst ihnen Unverschämtheit des Herzens geben, deinen Fluch für sie.
66 Du wirst ihnen nachjagen im Zorn und sie vertilgen unter den Himmeln Jehovas hinweg.
Kapitel 4
א (’Áleph)
4 O wie trübe wird das glänzende Gold, das gute Gold!
O wie die heiligen Steine verschüttet werden am Eingang aller Straßen!
ב (Bēth)
2 Was die Söhne Zions betrifft, die kostbaren, die mit geläutertem Gold aufgewogen wurden,
O wie sie großen irdenen Krügen gleichgeachtet worden sind, dem Werk von Töpferhänden!
ג (Gímel)
3 Sogar Schakale haben das Euter gereicht. Sie haben ihre Jungen gesäugt.
Die Tochter meines Volkes wird grausam wie Strauße in der Wildnis.
ד (Dáleth)
4 Des Säuglings Zunge hat vor Durst an seinem Gaumen geklebt.
Kinder ihrerseits haben um Brot gebeten. Da ist keiner, der [es] an sie austeilt.
ה (He’)
5 Sogar die, die Leckerbissen aßen, sind von Entsetzen befallen worden auf den Straßen.
Selbst die, die in Karmesin aufgezogen wurden, mußten Aschenhaufen umarmen.
ו (Waw)
6 Die [Strafe für die] Vergehung der Tochter meines Volkes wird auch größer als die [Strafe für die] Sünde Sọdoms,
Das wie in einem Augenblick umgekehrt wurde und dem sich keine Hände [hilfreich] zuwandten.
ז (Sájin)
7 Ihre Nasirạ̈er waren reiner als Schnee; sie waren weißer als Milch.
Sie waren tatsächlich rötlicher als Korallen; ihr Schliff war wie der Saphir.
ח (Chēth)
8 Dunkler als Schwärze ist ihr Aussehen geworden. Man hat sie nicht erkannt auf den Straßen.
Ihre Haut ist eingeschrumpft auf ihren Gebeinen. Sie ist so trocken geworden wie ein Baum.
ט (Tēth)
9 Besser ist es den vom Schwert Erschlagenen ergangen als den durch Hunger Hingestreckten,
Weil diese hinschmachten, durchbohrt vom Mangel an Ertrag des freien Feldes.
י (Jōdh)
10 Ja die Hände mitleidiger Frauen haben ihre eigenen Kinder gekocht.
Sie sind einem wie Brot der Tröstung geworden beim Zusammenbruch der Tochter meines Volkes.
כ (Kaph)
11 Jehova hat seinen Grimm vollzogen. Er hat seine Zornglut ausgegossen.
Und er zündet ein Feuer an in Zion, das ihre Grundfesten verzehrt.
ל (Lámedh)
12 Die Könige der Erde und alle Bewohner des ertragfähigen Landes hatten nicht geglaubt,
Daß der Widersacher und der Feind in die Tore Jerusalems kommen würden.
מ (Mem)
13 Wegen der Sünden ihrer Propheten, der Vergehungen ihrer Priester
Gab es in ihrer Mitte solche, die das Blut von Gerechten vergossen.
נ (Nun)
14 Sie sind wie blind auf den Straßen umhergeirrt. Sie sind mit Blut befleckt worden,
So daß keiner ihre Kleider berühren kann.
ס (Ssámech)
15 „Aus dem Weg! Unrein!“ hat man ihnen zugerufen. „Aus dem Weg! Aus dem Weg! Rührt nicht an!“
Denn heimatlos sind sie geworden. Sie sind auch umhergeirrt. Man hat unter den Nationen gesagt: „Sie werden nicht wieder als Fremdlinge verweilen.
פ (Pe’)
16 Das Angesicht Jehovas hat sie geteilt. Er wird sie nicht wieder anschauen.
Man wird bestimmt selbst auf die Priester keine Rücksicht nehmen. Man wird gewiß sogar den alten Männern keine Gunst erweisen.“
ע (‛Ájin)
17 Während wir noch sind, schmachten unsere Augen vergeblich nach Beistand für uns.
Während wir umherschauen, haben wir nach einer Nation ausgeschaut, die keine Rettung bringen kann.
צ (Za·dhḗ)
18 Man ist unseren Schritten nachgejagt, so daß wir nicht auf unseren öffentlichen Plätzen wandeln können.
Unser Ende hat sich genaht. Unsere Tage sind voll geworden, denn unser Ende ist gekommen.
ק (Qōph)
19 Schneller als die Adler der Himmel haben sich unsere Verfolger erwiesen.
Auf den Bergen sind sie uns hitzig nachgejagt. In der Wildnis haben sie uns aufgelauert.
ר (Rēsch)
20 Selbst der Hauch unserer Nase, der Gesalbte Jehovas, ist in ihrer großen Grube gefangengenommen worden,
Von dem wir gesagt haben: „In seinem Schatten werden wir unter den Nationen leben.“
ש (Schin)
21 Frohlocke und freue dich, o Tochter Ẹdom, die du im Land Uz wohnst.
Auch an dich wird der Becher kommen. Du wirst trunken werden und dich entblößt zeigen.
ת (Taw)
22 Deine Vergehung, o Tochter Zion, ist zu Ende gekommen. Er wird dich nicht wieder ins Exil wegführen.
Er hat seine Aufmerksamkeit deiner Vergehung zugewandt, o Tochter Ẹdom. Er hat deine Sünden aufgedeckt.
Kapitel 5
5 Gedenke, o Jehova, dessen, was uns widerfahren ist. Schau doch, und sieh unsere Schmach!
2 Unser eigener Erbbesitz ist Fremden zugewiesen worden, unsere Häuser Ausländern.
3 Wir sind zu bloßen Waisen geworden, vaterlos. Unsere Mütter sind Witwen gleich.
4 Unser eigenes Wasser haben wir um Geld trinken müssen. Unser eigenes Holz kommt uns um einen Kaufpreis zu.
5 Dicht an unserem Nacken ist man uns nachgejagt. Wir sind ermattet. Keine Ruhe ist uns gelassen worden.
6 Ägypten haben wir die Hand gegeben; Assyrien, um mit Brot gesättigt zu werden.
7 Unsere Vorväter sind es, die gesündigt haben. Sie sind nicht mehr. Was uns betrifft, so sind es ihre Vergehungen, die wir haben tragen müssen.
8 Lediglich Knechte haben über uns geherrscht. Da ist niemand, der uns ihrer Hand entreißt.
9 Unter Einsatz unserer Seele bringen wir unser Brot herbei wegen des Schwertes der Wildnis.
10 Unsere Haut selbst ist wie ein Ofen so heiß geworden zufolge der Hungerqualen.
11 Die Ehefrauen in Zion haben sie gedemütigt, die Jungfrauen in den Städten Judas.
12 Selbst Fürsten sind nur durch ihre Hand gehängt worden. Sogar das Angesicht alter Männer hat man nicht geehrt.
13 Sogar junge Männer haben selbst eine Handmühle aufgehoben, und unter der Holz[last] sind bloße Knaben gestrauchelt.
14 Alte Männer, sie sind sogar dem Tor ferngeblieben, junge Männer ihrer Instrumentalmusik.
15 Das Frohlocken unseres Herzens hat aufgehört. Unser Reigentanz ist in bloße Trauer verwandelt worden.
16 Die Krone unseres Hauptes ist gefallen. Wehe nun uns, weil wir gesündigt haben!
17 Deswegen ist unser Herz krank geworden. Dieser Dinge wegen sind unsere Augen trübe geworden,
18 Des Berges Zion wegen, der verödet ist; ja Füchse sind darauf gelaufen.
19 Was dich betrifft, o Jehova, auf unabsehbare Zeit wirst du [auf dem Thron] sitzen. Dein Thron währt Generation um Generation.
20 Wie kommt es, daß du uns für immer vergißt, daß du uns für die Länge der Tage verläßt?
21 Führe uns zurück, o Jehova, zu dir, und wir wollen zurückkehren. Bringe uns neue Tage wie vor alters.
22 Doch du hast uns ganz bestimmt verworfen. Du hast uns überaus gezürnt.