Sind wir selbstgerecht – wie denkt Jehova über uns?

Warum man Extreme meiden sollte

Unvollkommene Menschen können sehr leicht das Gleichgewicht verlieren und extreme Ansichten vertreten. König Salomo gab daher den Rat:

“Werde nicht allzu gerecht, noch zeige dich übermäßig weise. Warum solltest du Verwüstung über dich bringen? Sei nicht allzu böse, noch werde töricht. Warum solltest du sterben, wenn deine Zeit nicht da ist? Es ist besser, daß du das eine erfassest, aber auch vom anderen ziehe deine Hand nicht zurück; denn wer Gott fürchtet, wird bei alledem frei ausgehen” (Pred. 7:16-18).

Wer allzu gerecht ist, sorgt sich meist übermäßig um geringfügige Dinge. Er macht zum Beispiel eine große Streitfrage aus einer rein menschlichen Verfahrens- oder Handlungsweise, aus Dingen, über die die Bibel nichts sagt. Wenn er sieht, wie jemand etwas Gutes tut oder vielleicht Barmherzigkeit erweist, mag er einen Einwand erheben, weil eine gewisse “Form” nicht gewahrt worden ist. Er gleicht weitgehend den Pharisäern, die sich nicht über die wunderbare Erleichterung freuten, die Jesus am Sabbat Bedrückten verschaffte, sondern darüber zornig wurden und schlußfolgerten, der Sohn Gottes habe das Gesetz übertreten, indem er an jenem Tag Heilungen vorgenommen habe (Mark. 3:1-6; Luk. 14:1-6). Personen, die allzu gerecht sind, bedenken häufig nicht, was barmherzig, liebevoll oder hilfreich wäre. Sie gehen in der Anwendung von Regeln bis zum Äußersten. Wenn ihrer Meinung nach eine Regel verletzt worden ist, ziehen sie keine anderen Faktoren in Betracht. (Vergleiche Matthäus 12:2-7; 23:23; Römer 14:1-4, 10).

Personen, die allzu gerecht sind, mögen in der Selbstverleugnung so weit gehen, daß sie ihre Gesundheit schädigen. Sie handeln im Widerspruch zu dem vernünftigen Rat aus Kolosser 2:20-23: “Warum unterwerft ihr euch, als lebtet ihr in der Welt, weiterhin den Verordnungen: ,Fasse nicht an noch koste, noch berühre’ in bezug auf Dinge, die alle dadurch, daß sie verbraucht werden, zur Vernichtung bestimmt sind, gemäß den Geboten und Lehren von Menschen? Gerade diese Dinge besitzen zwar einen Schein von Weisheit in einer selbstauferlegten Form der Anbetung und Scheindemut, einer strengen Behandlung des Leibes; aber sie sind von keinem Wert im Kampf gegen die Befriedigung des Fleisches.”

Wer allzu gerecht ist, läuft tatsächlich Gefahr, wie Salomo sagt, ‘Verwüstung über sich zu bringen’. Er mag sich durch Unbesonnenheit, Eifer oder übertriebene Selbstverleugnung physisch, geistig oder seelisch zugrunde richten. Und was noch schlimmer ist: Eine lieblose Einstellung kann ihn Gottes Gunst und Segen kosten.

Dann gibt es nach den Worten Salomos den Menschen, der ‘sich übermäßig weise zeigt’ und versucht, andere durch seine Weisheit zu beeindrucken. Er schwingt sich zum Kritiker auf und erweckt den Eindruck, er verfüge über ein besseres Verständnis als alle anderen. Weil er eine hohe Meinung von seinen Fähigkeiten hat, mischt er sich häufig in Angelegenheiten anderer Leute ein und bietet unaufgefordert Lösungen für ihre Probleme an. Mit der Zeit entfremdet er sich anderen, und man mag alles mögliche tun, um ihn zu meiden. Außerdem zeigt es sich vielleicht mit der Zeit, daß sein Rat nicht allzu gut war, und man mag ihn beschuldigen, unnötigerweise Schwierigkeiten verursacht zu haben.

Damit jemand nicht ins andere Extrem fällt, indem er Gerechtigkeit und Weisheit nicht mehr im rechten Licht sieht, warnt Salomo auch davor, ‘allzu böse zu werden’. Wir alle müssen selbstverständlich zugeben, daß die Unvollkommenheit eine Realität ist. Der Apostel Johannes schrieb: “Wenn wir erklären: ,Wir haben keine Sünde’, führen wir uns selbst irre und die Wahrheit ist nicht in uns” (1. Joh. 1:8). Deshalb müssen wir uns damit abfinden, daß wir in vieler Hinsicht sündigen. Doch man sollte darüber wachen, daß man nicht leicht über einen Fehler hinweggeht und sich mit den Worten entschuldigt: “Schließlich bin ich ja ein Sünder.” Während man sich des Lebens erfreut, sollte man darüber wachen, nicht alle Zügel fallen zu lassen. Wer denkt, er sei über das Gesetz und über Zurechtweisung erhaben, handelt wie ein Tor und beschwört Unheil herauf. Wenn jemand zügellos handelt, mag er schwerwiegende Probleme bekommen und sogar frühzeitig sterben.

Wie kann man solche Extreme meiden? Man muß Gottesfurcht, eine Ehrfurcht vor dem Schöpfer, haben. Diese Furcht hält einen davon zurück zu sündigen und veranlaßt einen, eine ausgeglichene Lebensweise zu pflegen und Extreme zu meiden. Wer Gott fürchtet, bemüht sich, gerecht und weise zu sein, doch hält er sich davon zurück, allzu gewissenhaft zu sein und Weisheit zur Schau zu stellen. Weil er das Leben auf vernünftige Weise genießt, mag er sogar von Extremisten als ein Sünder verurteilt werden wie Jesus Christus, den man zu Unrecht als einen Säufer und Fresser bezeichnete (Matth. 11:19).

In Wirklichkeit aber achtet ein solch gewissenhafter, ausgeglichener Mensch streng auf seinen Wandel und treibt nicht Sünde. Ein gottesfürchtiger Mensch bleibt von den Problemen und Schwierigkeiten derer verschont, die die göttliche Richtschnur außer acht lassen, (1.) ‘nicht allzu gerecht zu werden und sich nicht übermäßig weise zu zeigen’ und (2.) ‘nicht allzu böse zu werden’. Auf diese Weise ‘erfaßt er’, wie Salomo empfiehlt, ‘das eine, aber zieht auch seine Hand nicht vom anderen zurück’. Er erfaßt Gerechtigkeit, ohne so genau zu sein, daß er unmögliche Maßstäbe für sich und andere aufstellt oder sich vernünftiges Vergnügen im Leben vorenthält.

Jule | 06.14.11 | eigene Gedanken zum Geschehen |

2 Comments »

  1. Jule

    Eine vernünftige Lebensweise

    Man sollte das Leben schätzen und es gut nutzen. Salomo schrieb:

    “Denn wer irgend allen Lebenden zugesellt ist, für den ist Zuversicht da, weil ein lebender Hund besser daran ist als ein toter Löwe. Denn die Lebenden sind sich bewußt, daß sie sterben werden [ein ernüchternder Gedanke, der sie veranlassen sollte, ihr Leben auf vernünftige Weise zu nutzen]; aber was die Toten betrifft, sie sind sich nicht des geringsten bewußt, auch haben sie keinen Lohn mehr, denn die Erinnerung an sie ist vergessen. Auch ihre Liebe und ihr Haß und ihre Eifersucht sind bereits vergangen, und sie haben auf unabsehbare Zeit keinen Anteil mehr an irgend etwas, was unter der Sonne zu tun ist” (Pred. 9:4-6).

    Nur wenn man am Leben ist, kann es Zuversicht und Hoffnung geben. Dann sollte man sich bei dem Schöpfer einen guten Namen machen. Solange jemand am Leben ist, besteht die Hoffnung, daß er sich bessert, selbst wenn er gesetzlos handelt. Kommt einmal der Tod, so ist es zu spät. Daher ist ein lebender Hund – obwohl man ihn verachtet – besser daran als ein toter Löwe, der König der Tiere. Die Lebenden können immer noch etwas tun, aber die Toten haben keinen Anteil mehr an irgendeinem Werk oder an Empfindungen wie Liebe, Haß und Eifersucht, die einen so wesentlichen Bestandteil des irdischen Seins bilden.

    Wir sollten uns daher als gottesfürchtige Menschen an der Arbeit unserer Hände erfreuen. Salomo schrieb:

    “Geh, iß deine Speise mit Freuden, und trinke deinen Wein mit gutem Herzen, denn der wahre Gott hat bereits Wohlgefallen gefunden an deinen Werken. Mögen sich deine Kleider bei jeder Gelegenheit als weiß erweisen [strahlend und sauber, indem sie nicht Trauer oder Schwermut widerspiegeln, sondern Freude], und Öl [ebenfalls ein Symbol der Freude, da Öl kühlend und erfrischend wirkt] fehle nicht auf deinem Haupte. Sieh an das Leben mit der Ehefrau, die du liebst, alle Tage deines nichtigen Lebens, die Er dir gegeben hat unter der Sonne, alle Tage deiner Nichtigkeit, denn das ist dein Anteil am Leben und an deiner harten Arbeit, mit der du hart arbeitest unter der Sonne. Alles, was deine Hand zu tun findet, das tue mit all deiner Kraft, denn es gibt kein Wirken noch Planen, noch Erkenntnis, noch Weisheit in dem Scheol, dem Ort, wohin du gehst” (Pred. 9:7-10).

    Das Leben auf vernünftige Weise zu genießen, zu essen und zu trinken ist richtig und angebracht. Es ist Gottes Gabe und findet daher sein Wohlgefallen. Das wollte Salomo offensichtlich sagen, als er nach der Ermunterung, sich am Essen und Trinken zu erfreuen, weiter sagte:

    “Denn der wahre Gott hat bereits Wohlgefallen gefunden an deinen Werken.”

    Ja, der Höchste verlangt von uns nicht, daß wir ein enthaltsames Leben führen und uns jede Freude versagen. Da er ein glücklicher Gott ist, möchte er, daß die Menschen im täglichen Leben, auch in ihrem Eheleben, glücklich sind (Apg. 14:17). Das heißt natürlich nicht, daß sie ein genußsüchtiges Leben führen und nur auf Vergnügen aussein sollten. Salomo ermunterte zur Arbeit und dazu, Gelegenheiten zu nutzen, die Hände im Gutestun anzustrengen, bevor man durch den Tod völlig daran gehindert wird und im Scheol, im Grab, endet.

    In dieser Welt ist es daher am vernünftigsten, das Leben so lange wie möglich zu genießen, und zwar indem man sich innerhalb der Grenzen bewegt, die durch Gottes Sittengesetze gezogen werden. Allzuoft tritt das Unerwartete ein. Durch den Tod kann alles sehr schnell zur Nichtigkeit gemacht werden. Der schnellste Läufer kann straucheln und das Rennen verlieren. Eine mächtige Armee mag von einer schwächeren Streitmacht besiegt werden. Einem Weisen mag es nicht gelingen, eine gute Stelle zu erhalten, und er mag daher hungern. Personen, die sich hervorragend darauf verstehen, ein Geschäft zu leiten, mögen aufgrund irgendwelcher Umstände ihre Kenntnisse nicht anwenden können und daher verarmen. Gebildete Menschen mögen sich den Zorn von Machthabern zuziehen und bei ihnen in Ungnade fallen. Diese Beobachtungen hatte König Salomo beiläufig gemacht, doch nachdem er alles noch einmal sorgfältig erwogen hatte, schrieb er:

    “Ich wandte mich, um unter der Sonne zu sehen, daß nicht den Schnellen der Wettlauf gehört noch den Starken die Schlacht, noch auch den Weisen die Speise, noch auch den Verständigen der Reichtum, noch selbst denen, die Kenntnisse haben, die Gunst, denn Zeit und unvorhergesehenes Geschehen trifft sie alle. Denn der Mensch kennt auch seine Zeit nicht [denn der Tod kann unerwartet kommen]. So wie Fische, die in einem üblen Netz gefangen werden, und wie Vögel, die in einer Falle gefangen werden, so werden die Menschensöhne selbst zu einer Zeit des Unglücks verstrickt, wenn es sie plötzlich überfällt” (Pred. 9:11, 12).

    Wie Fische in einem Netz und Vögel in einer Falle unerwartet gefangen werden mögen, so können auch Menschen plötzlich, ohne Warnung, vom Tode überrascht werden. Salomo erteilte eine eindringliche Lektion darüber, wie man das Leben, seine echten Vorteile und Gelegenheiten, auf vernünftige und lohnende Weise so lange wie möglich genießen kann.

    Kommentar — 14. Juni 2011 @ 20:09

  2. Jule

    Was von diesen Zitaten trifft auf uns zu?

    Personen, die allzu gerecht sind, bedenken häufig nicht, was barmherzig, liebevoll oder hilfreich wäre. Sie gehen in der Anwendung von Regeln bis zum Äußersten. Wenn ihrer Meinung nach eine Regel verletzt worden ist, ziehen sie keine anderen Faktoren in Betracht. (Vergleiche Matthäus 12:2-7; 23:23; Römer 14:1-4, 10).

    Wer allzu gerecht ist, läuft tatsächlich Gefahr, wie Salomo sagt, ‘Verwüstung über sich zu bringen’. Er mag sich durch Unbesonnenheit, Eifer oder übertriebene Selbstverleugnung physisch, geistig oder seelisch zugrunde richten. Und was noch schlimmer ist: Eine lieblose Einstellung kann ihn Gottes Gunst und Segen kosten.

    Dann gibt es nach den Worten Salomos den Menschen, der ‘sich übermäßig weise zeigt’ und versucht, andere durch seine Weisheit zu beeindrucken. Er schwingt sich zum Kritiker auf und erweckt den Eindruck, er verfüge über ein besseres Verständnis als alle anderen. Weil er eine hohe Meinung von seinen Fähigkeiten hat, mischt er sich häufig in Angelegenheiten anderer Leute ein und bietet unaufgefordert Lösungen für ihre Probleme an. Mit der Zeit entfremdet er sich anderen, und man mag alles mögliche tun, um ihn zu meiden.

    Wie kann man solche Extreme meiden? Man muß Gottesfurcht, eine Ehrfurcht vor dem Schöpfer, haben. Diese Furcht hält einen davon zurück zu sündigen und veranlaßt einen, eine ausgeglichene Lebensweise zu pflegen und Extreme zu meiden. Wer Gott fürchtet, bemüht sich, gerecht und weise zu sein, doch hält er sich davon zurück, allzu gewissenhaft zu sein und Weisheit zur Schau zu stellen. Weil er das Leben auf vernünftige Weise genießt, mag er sogar von Extremisten als ein Sünder verurteilt werden wie Jesus Christus, den man zu Unrecht als einen Säufer und Fresser bezeichnete (Matth. 11:19).

    Er erfaßt Gerechtigkeit, ohne so genau zu sein, daß er unmögliche Maßstäbe für sich und andere aufstellt oder sich vernünftiges Vergnügen im Leben vorenthält.

    Ja, der Höchste verlangt von uns nicht, daß wir ein enthaltsames Leben führen und uns jede Freude versagen. Da er ein glücklicher Gott ist, möchte er, daß die Menschen im täglichen Leben, auch in ihrem Eheleben, glücklich sind (Apg. 14:17).

    In dieser Welt ist es daher am vernünftigsten, das Leben so lange wie möglich zu genießen, und zwar indem man sich innerhalb der Grenzen bewegt, die durch Gottes Sittengesetze gezogen werden

    Salomo erteilte eine eindringliche Lektion darüber, wie man das Leben, seine echten Vorteile und Gelegenheiten, auf vernünftige und lohnende Weise so lange wie möglich genießen kann.

    Kommentar — 16. Juni 2011 @ 12:57

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