Lukas – der Schreiber der Apostelgeschichte
Bis Kapitel 16, Vers 9 wird die Apostelgeschichte durchgehend in der dritten Person erzählt. Das heißt, der Schreiber bezieht sich in die Handlung des Berichts nicht ein. In Apostelgeschichte 16:10, 11 schwenkt sein Erzählstil jedoch um. So erklärt er im Vers 11: „Daher stachen wir von Troas in See und kamen in gerader Fahrt nach Samothrake.“ Damit steigt Lukas selbst ins Geschehen ein. Allerdings taucht sein Name nirgendwo in der Apostelgeschichte auf. Woher weiß man also, dass er der Schreiber war?
Den Beleg dafür finden wir in den ersten Versen der Apostelgeschichte und des Lukasevangeliums. Hier wird beide Male ein gewisser Theophilus angesprochen (Luk. 1:1, 3; Apg. 1:1). In der Apostelgeschichte liest man zu Anfang: „Den ersten Bericht, o Theophilus, habe ich über alle Dinge verfasst, die Jesus zu tun und auch zu lehren anfing.“ Schriftsteller der Antike sind sich einig, dass dieser erste Bericht (das Evangelium) von Lukas verfasst wurde. Demnach muss er logischerweise auch der Schreiber der Apostelgeschichte gewesen sein.
Über Lukas ist nicht viel bekannt. Sein Name wird nur drei Mal in der Bibel erwähnt. Der Apostel Paulus bezeichnete ihn als den geliebten Arzt und seinen Mitarbeiter (Kol. 4:14; Philem. 24). Aus den Passagen mit „wir“, in denen sich Lukas in den Bericht der Apostelgeschichte mit einbezieht, kann man Folgendes ersehen: Etwa im Jahr 50 begleitete Lukas den Apostel Paulus zunächst von Troas nach Philippi, danach trennten sich ihre Wege. Um das Jahr 56 trafen sich die beiden dann wieder in Philippi und reisten von dort aus mit sieben anderen nach Jerusalem, wo Paulus festgenommen wurde. Zwei Jahre später ging Lukas mit Paulus, der nach wie vor ein Gefangener war, von Cäsarea nach Rom (Apg. 16:10-17, 40; 20:5—21:17; 24:27; 27:1—28:16). Bei seiner zweiten Haft in Rom ahnte Paulus, dass er bald hingerichtet werden würde, und damals war „Lukas allein“ bei ihm (2. Tim. 4:6, 11). Wie man sieht, hat Lukas also für die gute Botschaft lange Reisen und viele Härten auf sich genommen.
Lukas gab nie vor, selbst miterlebt zu haben, was er über Jesus aufschrieb. Im Gegenteil, nach eigener Aussage lag ihm daran, gestützt auf die Berichte von „Augenzeugen“, die „beglaubigten Tatsachen“ zusammenhängend darzustellen. Außerdem ging er „allen Dingen von Anbeginn genau“ nach, um sie „in logischer Reihenfolge zu schreiben“ (Luk. 1:1-3). Das Ergebnis seiner Arbeit zeigt, wie sorgfältig er recherchierte. Womöglich hat er dazu Elisabeth, Jesu Mutter Maria und andere persönlich befragt. Viel von dem, was er berichtet, kommt in den anderen Evangelien nicht vor (Luk. 1:5-80).
Dass Lukas Arzt war, wie Paulus sagte, sieht man daran, dass er das Leid der Leute mit den Augen eines Arztes schilderte. Er beschrieb zum Beispiel, dass Jesus einmal einen von Dämonen besessenen Mann heilte und der Dämon ausfuhr, „ohne ihm Schaden zuzufügen“. Oder dass die Schwiegermutter von Petrus „von hohem Fieber“ geplagt wurde. Oder dass Jesus eine Frau heilte, die „achtzehn Jahre lang einen Geist der Schwachheit hatte“ und „zusammengekrümmt und unfähig [war], sich selbst überhaupt aufzurichten“ (Luk. 4:35, 38; 13:11).
Für Lukas gab es eindeutig nichts Wichtigeres im Leben als das „Werk des Herrn“ (1. Kor. 15:58). Sein Lebensinhalt war nicht, berühmt zu werden und es zu etwas zu bringen, sondern Menschen zu Jehova hinzuführen.
Jule | 12.26.10 | biblische Personen, Lukas |
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