Jesaja 4 – 6
Kapitel 4
4 Und sieben Frauen werden an jenem Tag tatsächlich e i n e n Mann ergreifen, indem [sie] sprechen: „Wir werden unser eigenes Brot essen und unsere eigenen Überwürfe tragen; nur laß uns nach deinem Namen genannt werden, um unsere Schmach wegzunehmen.“
2 An jenem Tag wird das, was Jehova sprossen läßt, zur Zierde und zur Herrlichkeit, und der Fruchtertrag des Landes wird zum Stolz und zur Schönheit für diejenigen von Israel, die entronnen sind. 3 Und es soll geschehen, daß die in Zion Übriggebliebenen und die in Jerusalem Übriggelassenen ihm heilig geheißen werden, jeder zum Leben Aufgeschriebene in Jerusalem.
4 Wenn Jehova den Kot der Töchter Zions weggewaschen haben wird und er sogar das Blutvergießen Jerusalems durch den Geist des Gerichts und durch den Geist des Verbrennens aus ihrer Mitte wegspülen wird, 5 dann wird Jehova gewiß über jeder festen Stätte des Berges Zion und über ihren Zusammenkunftsort eine Wolke am Tag und einen Rauch schaffen und den hellen Schein eines flammenden Feuers bei Nacht; denn über all der Herrlichkeit wird eine schützende Decke sein. 6 Und eine Hütte wird dann dienen zum Schatten am Tag vor der trockenen Hitze und zur Zuflucht und zum Bergungsort vor dem Regensturm und vor dem Niederschlag.
Kapitel 5
5 Laßt mich bitte meinem Geliebten ein Lied meines Liebsten hinsichtlich seines Weingartens singen. Da war ein Weingarten, den mein Geliebter an einer fruchtbaren Hügelhalde bekam. 2 Und er ging daran, ihn umzugraben und ihn von Steinen frei zu machen und ihn mit einer roten Edelrebe zu bepflanzen und einen Turm in seiner Mitte zu bauen. Und da war auch eine Weinkelter, die er darin aushieb. Und er hoffte fortwährend, daß er Trauben hervorbrächte, aber er brachte allmählich wilde Trauben hervor.
3 „Und nun, o ihr Bewohner von Jerusalem und ihr Männer von Juda, richtet bitte zwischen mir und meinem Weingarten. 4 Was ist noch für meinen Weingarten zu tun, das ich darin nicht schon getan habe? Warum habe ich denn gehofft, daß er Trauben hervorbrächte, er aber allmählich wilde Trauben hervorbrachte? 5 Und nun, bitte, laßt mich euch bekanntgeben, was ich mit meinem Weingarten tun werde: Seine Hecke wird entfernt werden, und er soll zum Niederbrennen bestimmt sein. Seine Steinmauer soll abgebrochen werden, und er soll zu einer Stätte der Zertretung bestimmt sein. 6 Und ich werde ihn zu etwas Zerstörtem machen. Und er wird nicht beschnitten werden, noch wird er behackt werden. Und er soll in Dorngestrüpp und Unkraut aufgehen; und den Wolken werde ich gebieten, keinen Regen als Niederschlag darauf fallen zu lassen. 7 Denn der Weingarten Jehovas der Heerscharen ist das Haus Israel, und die Männer von Juda sind die Pflanzung, die ihm lieb war. Und er hoffte fortwährend auf Rechtsspruch, doch siehe, Gesetzesbruch, auf Gerechtigkeit, doch siehe, Geschrei!“
8 Wehe denen, die Haus an Haus fügen, [und] denen, die Feld an Feld rücken, bis kein Raum mehr bleibt und bewirkt worden ist, daß ihr ganz für euch inmitten des Landes wohnt! 9 Vor meinen Ohren [hat] Jehova der Heerscharen [geschworen, daß] viele Häuser, obwohl große und gute, direkt zum Gegenstand des Entsetzens werden, ohne Bewohner. 10 Denn selbst zehn Joch Weingarten werden nur ein Bath-Maß hervorbringen, und selbst ein Homer-Maß Samen wird nur ein Epha-Maß hervorbringen.
11 Wehe denen, die am Morgen früh aufstehen, um nur nach berauschendem Getränk zu suchen, die bis spät im Abenddunkel verweilen, so daß der Wein selbst sie erhitzt! 12 Und Harfe und Saiteninstrument, Tamburin und Flöte und Wein müssen sich bei ihren Festmählern vorfinden; aber auf das Tun Jehovas schauen sie nicht, und das Werk seiner Hände haben sie nicht gesehen.
13 Daher wird mein Volk aus Mangel an Erkenntnis ins Exil gehen müssen; und ihre Herrlichkeit werden Ausgehungerte sein, und ihre Menge wird vor Durst verschmachtet sein. 14 Daher hat der Scheol seine Seele weit gemacht und hat sein Maul über die Maßen aufgerissen; und was prächtig ist darin, auch ihre Menge und ihr Getöse und der Frohlockende, wird sicherlich in ihn hinabfahren. 15 Und der Erdenmensch wird sich beugen, und der Mann wird erniedrigt werden, und sogar die Augen der Hohen werden erniedrigt werden. 16 Und Jehova der Heerscharen wird hoch werden durch Gericht, und der [wahre] Gott, der Heilige, wird sich gewiß heiligen durch Gerechtigkeit. 17 Und die männlichen Lämmer werden tatsächlich weiden wie auf ihrer Trift; und ansässige Fremdlinge werden die öden Stätten der wohlgenährten Tiere verzehren.
18 Wehe denen, die die Vergehung mit Stricken der Unwahrheit herbeiziehen und wie mit Wagenseilen die Sünde, 19 denen, die sprechen: „Sein Werk beeile sich; möge es doch schnell kommen, damit wir [es] sehen können; und möge der Beschluß des Heiligen Israels herannahen und kommen, damit wir [ihn] kennenlernen können!“
20 Wehe denen, die sagen, daß Gutes böse sei und Böses gut sei, denen, die Finsternis als Licht hinstellen und Licht als Finsternis, denen, die Bitteres als Süßes hinstellen und Süßes als Bitteres!
21 Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und sogar vor ihrem eigenen Angesicht verständig!
22 Wehe denen, die im Weintrinken stark sind, und den Männern, die leistungsfähige Kraft haben zum Mischen von berauschendem Getränk, 23 denen, die für eine Bestechung den Bösen gerechtsprechen und die dem Gerechten sogar seine Gerechtigkeit nehmen!
24 Daher wird so, wie des Feuers Zunge die Stoppeln verzehrt und dürres Gras in Flammen versinkt, selbst ihr Wurzelstock so wie Modergeruch werden, und ihre Blüte, sie wird so wie feiner Staub aufsteigen, weil sie das Gesetz Jehovas der Heerscharen verworfen und das von dem Heiligen Israels Gesagte mißachtet haben. 25 Darum ist der Zorn Jehovas gegen sein Volk entbrannt, und er wird seine Hand gegen sie ausstrecken und sie schlagen. Und die Berge werden erbeben, und ihre Leichname werden dem Unrat inmitten der Straßen gleich werden.
Bei all diesem hat sich sein Zorn nicht abgewandt, sondern seine Hand ist noch ausgestreckt. 26 Und er hat für eine große Nation in der Ferne ein Signal erhoben, und er hat ihr am äußersten Ende der Erde gepfiffen; und siehe, in Eile wird sie geschwind herankommen. 27 Da ist keiner müde, noch strauchelt irgendeiner unter ihnen. Keiner ist schläfrig, und keiner schläft. Und der Gurt um ihre Lenden wird gewiß nicht geöffnet werden, noch werden die Riemen ihrer Sandalen entzweigerissen; 28 denn ihre Pfeile sind geschärft, und alle ihre Bogen sind gespannt. Ja, die Hufe ihrer Pferde werden wie Kiesel geachtet werden müssen und ihre Räder wie Sturmwind. 29 Ihr Gebrüll ist wie das eines Löwen, und sie brüllen wie mähnige junge Löwen. Und sie werden knurren und den Raub packen und [ihn] sicher wegbringen, und es wird keinen Befreier geben. 30 Und sie werden darüber knurren an jenem Tag gleich dem Grollen des Meeres. Und man wird in der Tat auf das Land blicken, und siehe, da ist bedrängnisvolle Finsternis; und sogar das Licht ist verfinstert wegen der Tropfen, die darauf fallen.
Kapitel 6
6 Im Todesjahr des Königs Usija sah ich indes Jehova auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen, und seine Schleppen füllten den Tempel. 2 Seraphe standen über ihm. Jeder hatte sechs Flügel. Mit zweien hielt er sein Gesicht bedeckt, und mit zweien hielt er seine Füße bedeckt, und mit zweien flog er jeweils umher. 3 Und dieser rief jenem zu und sprach: „Heilig, heilig, heilig ist Jehova der Heerscharen. Die Fülle der ganzen Erde ist seine Herrlichkeit.“ 4 Und die Zapfen der Schwellen erbebten bei der Stimme des Rufenden, und das Haus selbst füllte sich allmählich mit Rauch.
5 Und ich sagte dann: „Wehe mir! Denn ich bin so gut wie zum Schweigen gebracht, denn ein Mann von unreinen Lippen bin ich, und mitten unter einem Volk von unreinen Lippen wohne ich; denn den König, Jehova der Heerscharen, haben meine Augen gesehen!“
6 Da flog einer der Seraphe zu mir, und in seiner Hand war eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. 7 Und dann berührte er meinen Mund und sprach: „Siehe! Dies hat deine Lippen berührt, und deine Vergehung ist gewichen, und deine Sünde, sie ist gesühnt.“
8 Und ich hörte nun die Stimme Jehovas sagen: „Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?“ Und ich sprach dann: „Hier bin ich! Sende mich.“ 9 Und er sagte weiter: „Geh, und du sollst zu diesem Volk sprechen: ‚Hört immer wieder, aber versteht nicht; und seht immer wieder, aber erlangt keine Erkenntnis.‘ 10 Mache das Herz dieses Volkes unempfänglich, und mache selbst ihre Ohren schwerhörig, und verklebe sogar ihre Augen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören und damit ihr eigenes Herz nicht verstehe und damit sie nicht wirklich umkehren und Heilung für sich erlangen.“
11 Da sagte ich: „Wie lange, o Jehova?“ Darauf sprach er: „Bis die Städte tatsächlich krachend in Trümmer zusammenstürzen, [so daß sie] ohne Bewohner sind, und die Häuser ohne Erdenmenschen sind und der Erdboden zu einer Einöde verwüstet worden ist; 12 und Jehova schafft die Erdenmenschen in der Tat weit fort, und der verödete Zustand inmitten des Landes wird sich bestimmt sehr weit erstrecken. 13 Und es wird darin noch ein Zehntel sein, und es muß wiederum etwas zum Verbrennen werden gleich einem großen Baum und gleich einem stattlichen Baum, an welchen, wenn [sie] umgehauen werden, ein Stumpf ist; ein heiliger Same wird der Stumpf davon sein.“
Jule | 07.08.09 | Jesaja, Text in der Bibel |
Jule
Jesaja 4 – 6
Jesaja 4:7
Jesaja 5:24a-25
Trotz allem, was wir Jehova antun, möchte er unser Freund sein und bittet uns darum „komm doch zurùck“. Wie gross doch seine Liebe zu uns sein muss und was seine Barmherzigkeit doch bedeutet!
Jesaja 6:8-13
Wenn wir uns willigen Herzens Jehova zur Verfügung stellen, muss es uns egal sein „wie lange“. Wir werden bis zum Schluss eifrig sein Wort verkünden.
Kommentar — 29. Juli 2009 @ 22:15
Jesaja-Buch
24 Durch das Schwert kommt es unter den Männern zu Verlusten, die für die Frauen Jerusalems drastische Folgen haben. Jesaja beschließt diesen Teil seines prophetischen Buches mit der Vorhersage: „Sieben Frauen werden an jenem Tag tatsächlich e i n e n Mann ergreifen, indem sie sprechen: ‚Wir werden unser eigenes Brot essen und unsere eigenen Überwürfe tragen; nur lass uns nach deinem Namen genannt werden, um unsere Schmach wegzunehmen‘ “ (Jesaja 4:1). Heiratsfähige Männer werden derart knapp sein, dass sich mehrere Frauen an einen Mann klammern, damit sie nach seinem Namen genannt werden — das heißt, damit sie als seine Frauen gelten — und so von der Schmach befreit sind, keinen Mann zu haben. Das mosaische Gesetz verlangte von einem Ehemann, für den Unterhalt seiner Frau, einschließlich der Bekleidung, zu sorgen (2. Mose 21:10). Mit dem Zugeständnis, ‘ihr eigenes Brot zu essen und ihre eigene Kleidung zu tragen’, sind diese Frauen jedoch bereit, den Mann von seinen rechtlichen Verpflichtungen zu entbinden. Welch eine verzweifelte Lage für die einst so hochmütigen „Töchter Zions“!
25 Jehova demütigt Selbsterhöhte. Den Hochmut seines auserwählten Volkes lässt er im Jahre 607 v. u. Z. „sich beugen“, und ihre „Überheblichkeit“ lässt er ‘erniedrigen’. Mögen wahre Christen nie vergessen: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber erweist er unverdiente Güte“ (Jakobus 4:6).
Jehova Gott erweist einem Überrest Barmherzigkeit
Jesaja 4:2-6
ÜBER einem dicht bevölkerten Gebiet entlädt sich ein schweres Unwetter. Heftige Stürme, begleitet von sintflutartigen Regenfällen und gewaltigen Überschwemmungen, hinterlassen eine breite Schneise der Verwüstung, die sich quer durch das Land zieht; nicht nur Häuser und die gesamte Ernte werden vernichtet, sondern auch Menschen verlieren ihr Leben. Aber schon bald ist das Unwetter vorüber, und es wird still. Die Überlebenden machen sich an den Wiederaufbau und die Wiederherstellung.
2 Für Juda und Jerusalem sagt der Prophet Jesaja etwas Ähnliches voraus. Die Gewitterwolken des göttlichen Gerichts kommen bedenklich nahe — und das mit gutem Grund. Die Schuld der Nation ist groß. Herrscher wie Volk haben das Land mit Ungerechtigkeit und Blutvergießen erfüllt. Durch Jesaja deckt Jehova die Schuld Judas auf und warnt diese straffällige Nation vor seinem Gericht (Jesaja 3:25). Das Unwetter wird das Land Juda vollständig verwüstet zurücklassen. Diese Aussicht muss Jesaja tieftraurig stimmen.
3 Es gibt aber auch Gutes zu berichten. Das Unwetter des gerechten Gerichts Jehovas wird vorübergehen, und ein Überrest wird es überleben. Ja, Jehovas Strafgericht an Juda wird durch Barmherzigkeit gemildert sein. Jesajas inspirierte Botschaft, aufgezeichnet in Jesaja 4:2-6, ist eine Vorschau auf diese gesegnete Zeit. Wie wenn die Sonne durch die Wolken bricht, ändert sich das Bild. Anstelle des Strafgerichtsszenarios, das in Jesaja 2:6 bis 4:1 beschrieben wird, erscheint das Bild von einem Land und einem Volk, die beide einen wunderbaren Erneuerungsprozess durchgemacht haben.
4 Jesajas Prophezeiung, die von der Wiederherstellung eines Überrestes und der anschließenden Sicherheit handelt, erfüllt sich auch in der heutigen Zeit — im „Schlussteil der Tage“ (Jesaja 2:2-4). Sehen wir uns also diese zeitgemäße Botschaft etwas näher an, denn sie hat nicht nur prophetischen Charakter, sondern lehrt uns auch etwas über Jehovas Barmherzigkeit und darüber, wie diese uns als Einzelnen zuteil werden kann.
‘Das Sprießen Jehovas’
5 Jesaja schlägt einen herzlichen Ton an, während er über den bevorstehenden Sturm hinaus in eine friedlichere Zeit blickt. Er schreibt: „An jenem Tag wird das, was Jehova sprossen lässt [„das Sprießen (der Spross) Jehovas“, Fußnote], zur Zierde und zur Herrlichkeit, und der Fruchtertrag des Landes wird zum Stolz und zur Schönheit für diejenigen von Israel, die entronnen sind“ (Jesaja 4:2).
6 Jesaja spricht hier von einer Wiederherstellung. Das mit „Spross“ übersetzte hebräische Substantiv bedeutet „das, was sprosst, d. h. ‘Gewächs’ “. Damit einher gehen Wohlstand, Wachstum und Segnungen von Jehova. Jesaja zeichnet demnach ein Bild der Hoffnung — die bevorstehende Verwüstung wird kein Dauerzustand sein. Mit dem Segen Jehovas wird das einst fruchtbare Land Juda erneut reichen Ertrag hervorbringen (3. Mose 26:3-5).
7 In anschaulichen Worten beschreibt Jesaja, wie herrlich die bevorstehende Veränderung ist. Das ‘Sprießen Jehovas’ wird „zur Zierde und zur Herrlichkeit“ werden. Das Wort „Zierde“ erinnert an die Schönheit des Landes der Verheißung Jahrhunderte zuvor, als Jehova es dem Volk Israel gab. Es war so schön, dass es als „die Zierde [„ein Kleinod“, Zürcher Bibel] von allen Ländern“ galt (Hesekiel 20:6). Mit seinen Worten versichert Jesaja somit dem Volk, dass das Land Juda wieder so schön und so herrlich werden wird wie früher. Ja, es soll ein krönendes Juwel auf der Erde sein.
8 Wer wird sich jedoch an der wiederhergestellten Schönheit des Landes erfreuen? „Diejenigen von Israel, die entronnen sind“, schreibt Jesaja. Demnach werden einige die bereits vorhergesagte demütigende Zerstörung Jerusalems überleben (Jesaja 3:25, 26). Ein Überrest der Überlebenden wird nach Juda zurückkehren und sich an der Wiederherstellung beteiligen. Für diese Rückkehrer — „die Entronnenen“ — wird die Fülle des Ertrages ihres wiederhergestellten Landes „zum Stolz und zur Schönheit“ werden (Jesaja 4:2, Fußnote). Die Demütigung, die die Verwüstung mit sich gebracht hat, weicht einem wiedererlangten Stolz.
9 Im Jahre 607 v. u. Z. brach das Unwetter des Strafgerichts, den Worten Jesajas entsprechend, herein, als die Babylonier Jerusalem zerstörten und viele Israeliten umkamen. Einige überlebten und wurden ins Exil nach Babylon weggeführt, doch ohne Gottes Barmherzigkeit hätte es überhaupt keine Überlebenden gegeben (Nehemia 9:31). Das Land Juda war schließlich vollständig verwüstet (2. Chronika 36:17-21). Im Jahre 537 v. u. Z. gestattete der Gott der Barmherzigkeit „Entronnenen“, nach Juda zurückzukehren, um die wahre Anbetung wiederherzustellen (Esra 1:1-4; 2:1). Die von Herzen kommende Reue der zurückkehrenden Exilanten kommt in Psalm 137, der wahrscheinlich während der Gefangenschaft oder kurz danach geschrieben wurde, in wunderschönen Worten zum Ausdruck. Die nach Juda Zurückgekehrten bestellten den Boden und säten Samen. Wie sie sich doch gefühlt haben müssen, als sie sahen, dass Gott ihre Bemühungen segnete und es wie im fruchtbaren „Garten Eden“ überall im Land sprossen ließ! (Hesekiel 36:34-36).
10 Eine ähnliche Wiederherstellung hat es in unserer Zeit gegeben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Bibelforscher, wie man Jehovas Zeugen damals nannte, in geistiger Hinsicht Gefangene „Groß-Babylons“, des Weltreiches der falschen Religion (Offenbarung 17:5). Sie hatten zwar viele religiöse Irrlehren verworfen, doch ihnen hafteten immer noch gewisse babylonische Vorstellungen und Bräuche an. Die von Geistlichen angezettelte Gegnerschaft führte schließlich dazu, dass einige von ihnen buchstäblich eingesperrt wurden. Ihr geistiges Land — ihr religiöser oder geistiger Zustand — lag sozusagen verödet da.
11 Im Frühjahr 1919 erbarmte sich Jehova dieses Überrestes der geistigen Israeliten (Galater 6:16). Er sah ihre Reue und wie sehr ihnen daran gelegen war, ihn in Wahrheit anzubeten. Daher befreite er sie aus dem buchstäblichen Gefängnis und auch, was noch wichtiger war, aus der geistigen Gefangenschaft. Die „Entronnenen“ kehrten in das von Gott erhaltene geistige Land zurück, wo er alles reichlich sprossen ließ. Dieser geistige Zustand wirkt einladend und attraktiv und hat Millionen weiterer gottesfürchtiger Menschen veranlasst, sich dem Überrest in der wahren Anbetung anzuschließen.
12 Jesajas Worte verherrlichen die Barmherzigkeit, die Gott seinem Volk erwiesen hat. Obwohl sich die Israeliten als Nation gegen Jehova aufgelehnt hatten, erwies er einem reumütigen Überrest Barmherzigkeit. Uns kann die Erkenntnis trösten, dass selbst jemand, der schwer gesündigt hat, hoffnungsvoll zu Jehova zurückkehren darf. Reumütige Personen brauchen nicht zu befürchten, sie kämen für Jehovas Barmherzigkeit nicht mehr infrage, denn er weist ein reuiges Herz nicht zurück (Psalm 51:17). Die Bibel versichert uns: „Jehova ist barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte. Wie ein Vater seinen Söhnen Barmherzigkeit erweist, hat Jehova denen Barmherzigkeit erwiesen, die ihn fürchten“ (Psalm 103:8, 13). Solch ein barmherziger Gott verdient gewiss all unseren Lobpreis!
Ein Überrest wird für Jehova heilig
13 Der Überrest, dem Jehova Barmherzigkeit erweisen würde, ist uns bereits vorgestellt worden, doch nun beschreibt Jesaja diese Gruppe noch näher. Er führt aus: „Es soll geschehen, dass die in Zion Übriggebliebenen und die in Jerusalem Übriggelassenen ihm heilig geheißen werden, jeder zum Leben Aufgeschriebene in Jerusalem“ (Jesaja 4:3).
14 Wer sind die „Übriggebliebenen“ und die „Übriggelassenen“? Es sind die im vorherigen Vers erwähnten Entronnenen — die jüdischen Exilanten, die nach Juda zurückkehren dürfen. Nun zeigt Jesaja, warum ihnen Jehova Barmherzigkeit erweisen wird: Sie werden „ihm heilig“ sein. Heiligkeit bedeutet „religiöse Reinheit“, „Heiligung“. Heilig zu sein heißt, in Wort und Tat rein oder makellos zu sein, dem göttlichen Rechts- und Sittenmaßstab zu entsprechen. Ja, Jehova wird denen Barmherzigkeit erweisen, die „ihm heilig“ sind, und er wird sie nach Jerusalem, „der heiligen Stadt“, zurückkehren lassen (Nehemia 11:1).
15 Wird dieser treue Überrest dort bleiben? Die Zurückkehrenden werden ‘zum Leben in Jerusalem aufgeschrieben’, wie Jesaja verspricht. Das erinnert uns an den jüdischen Brauch, die Familien und Stämme Israels gewissenhaft in Verzeichnissen festzuhalten (Nehemia 7:5). In einem Verzeichnis zu stehen bedeutete, am Leben zu sein, denn wenn jemand starb, wurde sein Name daraus entfernt. In anderen Teilen der Bibel lesen wir von einem sinnbildlichen Verzeichnis oder Buch, in dem die Namen aller verzeichnet sind, die Jehova mit Leben belohnen wird. Aber in dieses Buch werden Namen nur unter Vorbehalt aufgenommen, denn Jehova kann sie wieder „austilgen“ (2. Mose 32:32, 33; Psalm 69:28). Jesajas Worte enthalten folglich eine ernüchternde Warnung: Die Zurückkehrenden können nur dann weiterhin in ihrem wiederhergestellten Land leben, wenn sie in Gottes Augen heilig bleiben.
16 Der Überrest, der im Jahre 537 v. u. Z. nach Jerusalem zurückkehrte, tat dies aus einem reinen Beweggrund: um die wahre Anbetung wiederherzustellen. Wer sich durch heidnische Bräuche oder einen unreinen Lebenswandel verunreinigt hatte — davor hatte Jesaja nachdrücklich gewarnt —, war nicht zur Rückkehr berechtigt (Jesaja 1:15-17). Nur Personen, die Jehova als heilig betrachtete, durften nach Juda aufbrechen (Jesaja 35:8). Auch der gesalbte Überrest, dem sich heute Millionen „anderer Schafe“ — Menschen mit der Hoffnung, ewig auf der Erde zu leben — angeschlossen haben, ist seit seiner Befreiung aus der geistigen Gefangenschaft im Jahre 1919 bestrebt, in Gottes Augen heilig zu sein (Johannes 10:16). Sie alle haben babylonische Lehren und Bräuche aufgegeben. Jeder Einzelne von ihnen ist bemüht, an Gottes hohem Sittenmaßstab festzuhalten (1. Petrus 1:14-16). Jehova hat ihnen nicht vergeblich Barmherzigkeit erwiesen.
17 Behalten wir im Sinn: Jehova kannte alle in Israel, die heilig waren, und ihre Namen ‘schrieb er zum Leben auf’. Auch heute achtet er auf unser Bemühen, an Geist und Körper rein zu sein, während wir ‘unsere Leiber als ein lebendiges, heiliges, für Gott annehmbares Schlachtopfer darstellen’ (Römer 12:1). Und alle, die einen entsprechenden Lebenswandel führen, hält er in seinem „Buch des Lebens“ fest — ein sinnbildliches Verzeichnis mit den Namen derer, die dafür infrage kommen, ewiges Leben zu erhalten, entweder im Himmel oder auf der Erde (Philipper 4:3; Maleachi 3:16). Tun wir also unser Äußerstes, in Gottes Augen heilig zu bleiben, denn dann können wir bewirken, dass er unseren Namen in diesem kostbaren „Buch“ bewahrt (Offenbarung 3:5).
Liebevolle Fürsorge verheißen
18 Anschließend zeigt Jesaja, wie die Bewohner des wiederhergestellten Landes heilig werden und welche Segnungen sie erwarten. Er sagt: „Wenn Jehova den Kot der Töchter Zions weggewaschen haben wird und er sogar das Blutvergießen Jerusalems durch den Geist des Gerichts und durch den Geist des Verbrennens aus ihrer Mitte wegspülen wird, dann wird Jehova gewiss über jeder festen Stätte des Berges Zion und über ihren Zusammenkunftsort eine Wolke am Tag und einen Rauch schaffen und den hellen Schein eines flammenden Feuers bei Nacht; denn über all der Herrlichkeit wird eine schützende Decke sein“ (Jesaja 4:4, 5).
19 Zuvor rügte Jesaja die „Töchter Zions“, die ihre moralische Verdorbenheit hinter ihrem auffälligen Schmuck verbergen wollten. Auch deckte er die allgemeine Blutschuld des Volkes auf und gebot ihm, sich zu waschen (Jesaja 1:15, 16; 3:16-23). Hier jedoch blickt er in die Zeit voraus, wo Gott selbst „den Kot“ oder den moralischen Schmutz „weggewaschen“ und ‘die Blutflecken ausgespült’ haben wird (Jesaja 4:4, Buber/Rosenzweig). Wie wird dieses Reinigen bewirkt? Durch „den Geist des Gerichts“ und durch „den Geist des Verbrennens“. Die bevorstehende Zerstörung Jerusalems und das Exil in Babylon werden als Ausdrucksformen des göttlichen Strafgerichts und der Zornglut Gottes die unreine Nation treffen. Der Überrest, der diese Katastrophen überlebt und nach Hause zurückkehrt, wird gedemütigt, geläutert sein. Deshalb wird er Jehova heilig sein und es wird ihm Barmherzigkeit erwiesen. (Vergleiche Maleachi 3:2, 3.)
20 Durch Jesaja verheißt Jehova, er werde sich dieses gereinigten Überrestes liebevoll annehmen. Die Begriffe „eine Wolke“, „ein Rauch“ und „ein flammendes Feuer“ erinnern daran, wie Jehova für die Israeliten sorgte, nachdem sie Ägypten verlassen hatten. Eine „Feuer- und Wolkensäule“ schützte sie vor den ägyptischen Verfolgern; sie leitete sie auch in der Wildnis (2. Mose 13:21, 22; 14:19, 20, 24). Als sich Jehova am Berg Sinai offenbarte, „rauchte“ der Berg „überall“ (2. Mose 19:18). Die gereinigten Exilanten werden sich also nicht zu fürchten brauchen. Jehova wird sie beschützen. Er wird mit ihnen sein, ob sie sich nun in ihren Häusern versammeln oder zu heiligen Zusammenkünften.
21 Zum Schluss dieser Beschreibung des göttlichen Schutzes kommt Jesaja auf das tägliche Leben zu sprechen. Er schreibt: „Eine Hütte wird dann dienen zum Schatten am Tag vor der trockenen Hitze und zur Zuflucht und zum Bergungsort vor dem Regensturm und vor dem Niederschlag“ (Jesaja 4:6). Eine Hütte baute man häufig in einem Weingarten oder auf einem Feld, um für dringend benötigten Schutz zu sorgen — in der Trockenzeit vor der sengenden Sonne und in der Regenzeit vor Kälte und Stürmen. (Vergleiche Jona 4:5.)
22 Haben die gereinigten Überrestglieder sengende Verfolgungshitze und die Unwetter der Gegnerschaft zu erdulden, so wird es sich zeigen, dass sie bei Jehova Schutz, Sicherheit und Zuflucht finden (Psalm 91:1, 2; 121:5). Sie haben also eine wundervolle Aussicht: Wenn sie die unreinen Glaubensansichten und Bräuche Babylons aufgeben, sich dem reinigenden Gericht Jehovas unterziehen und sich bemühen, heilig zu bleiben, werden sie in Sicherheit sein wie in „einer Hütte“, nämlich unter göttlichem Schutz.
23 Beachten wir, dass die Segnungen erst nach der Reinigung zu verspüren sind. Genauso ist es in unserer Zeit gewesen. 1919 hat sich der gesalbte Überrest demütig einer Reinigung unterzogen, und Jehova hat seine Unreinheit „weggewaschen“. Danach hat sich auch eine „große Volksmenge“ anderer Schafe von Jehova reinigen lassen (Offenbarung 7:9). Der Überrest und seine Gefährten sind gereinigt worden; dann hat Jehova sie seiner schützenden Fürsorge unterstellt. Er wirkt kein Wunder, um zu verhindern, dass die Hitze der Verfolgung oder die Unwetter der Gegnerschaft auf sie zukommen. Aber er schützt sie, indem er gleichsam eine ‘Hütte zum Schatten und zum Bergungsort vor dem Regensturm’ über ihnen errichtet. Wie?
24 Beachten wir Folgendes: Einige der mächtigsten Regierungen, die es je gegeben hat, haben das Predigtwerk der Zeugen Jehovas verboten oder versucht, sie vollständig auszuschalten. Aber die Zeugen sind standhaft geblieben und haben ohne Unterlass weitergepredigt. Warum scheiterten mächtige Nationen bei dem Versuch, die Tätigkeit dieser relativ kleinen und vermeintlich wehrlosen Gruppe aufzuhalten? Weil Jehova seine reinen Diener in eine schützende „Hütte“ aufgenommen hat, die kein Mensch einzureißen vermag.
25 Wie verhält es sich mit uns als Einzelnen? Von Jehova beschützt zu werden bedeutet nicht, im gegenwärtigen System der Dinge ein problemfreies Leben zu führen. Viele treue Christen befinden sich infolge von Armut, Naturkatastrophen, Krieg, Krankheit oder aufgrund eines Todesfalls in einer schwierigen Situation. Denken wir in einer solch misslichen Lage stets daran, dass unser Gott mit uns ist. Er beschützt uns in geistiger Hinsicht und sorgt für das, was wir benötigen — auch für die „Kraft, die über das Normale hinausgeht“ —, damit wir in Prüfungen treu ausharren können (2. Korinther 4:7). Da wir in seiner Gegenwart geborgen sind, brauchen wir uns nicht zu fürchten. Schließlich wird uns nichts „von Gottes Liebe zu trennen“ vermögen, solange wir unser Bestes tun, uns in seinen Augen heilig zu bewahren (Römer 8:38, 39).
Kommentar — 12. Juli 2010 @ 16:42
Jesaja-Buch
Wehe dem untreuen „Weingarten“!
Jesaja 5:1-30
„DIESES Gleichnis ist wegen seiner vorzüglichen Sprachschönheit und seiner gelungenen Gedankenvermittlung so gut wie ohnegleichen.“ Das sagte ein Bibelkommentator über die einleitenden Verse von Jesaja, Kapitel 5. Jesajas Worte sind mehr als ein bloßes Kunstwerk; sie zeichnen ein bewegendes Bild von der liebevollen Fürsorge, mit der Jehova sein Volk umgibt. Gleichzeitig warnen sie uns aber auch vor dem, was ihm missfällt.
2 Das Gleichnis beginnt wie folgt: „Lasst mich bitte meinem Geliebten ein Lied meines Liebsten hinsichtlich seines Weingartens singen. Da war ein Weingarten, den mein Geliebter an einer fruchtbaren Hügelhalde bekam. Und er ging daran, ihn umzugraben und ihn von Steinen frei zu machen und ihn mit einer roten Edelrebe zu bepflanzen und einen Turm in seiner Mitte zu bauen. Und da war auch eine Weinkelter, die er darin aushieb. Und er hoffte fortwährend, dass er Trauben hervorbrächte, aber er brachte allmählich wilde Trauben hervor“ (Jesaja 5:1, 2). (Vergleiche Markus 12:1.)
Die Pflege des Weingartens
3 Ob nun Jesaja dieses Gleichnis seinen Zuhörern buchstäblich vorsingt oder nicht, so erregt er doch ganz sicher ihre Aufmerksamkeit. Die meisten kennen sich wahrscheinlich mit dem Bepflanzen eines Weingartens aus. Außerdem ist Jesajas Beschreibung anschaulich und realistisch. Der Besitzer des Weingartens zieht eine neue Rebe — wie auch Weinbauern heutzutage — nicht aus Kernen der Weinbeere, sondern von einem Setzling oder Schössling eines anderen Weinstocks, einer „roten Edelrebe“. Passenderweise legt er seinen Weingarten „an einer fruchtbaren Hügelhalde“ an, einem Standort mit guten Wachstumsvoraussetzungen.
4 Soll ein Weingarten Ertrag bringen, ist harte Arbeit nötig. Jesaja sagt von dem Besitzer, er ‘grabe den Boden um und befreie ihn von Steinen’ — eine ermüdende, Kraft raubende Arbeit. Die größeren Steine verwendet er wahrscheinlich, um ‘einen Turm zu bauen’. In alter Zeit dienten solche Türme als Standort von Wächtern, die die Früchte vor Dieben und Tieren schützen sollten. Auch baute man steinerne Stützmauern für die Terrassen des Weingartens (Jesaja 5:5). Dadurch wurde im Allgemeinen verhindert, dass wertvolle Muttererde weggespült wurde.
5 Nachdem der Besitzer sehr hart gearbeitet hat, um seinen Weingarten zu schützen, darf er natürlich auch erwarten, dass dieser Frucht trägt. Im Hinblick darauf haut er eine Weinkelter aus. Stellt sich aber auch die erhoffte Ernte ein? Nein, der Weingarten bringt wilde Trauben hervor.
Der Weingarten und sein Besitzer
6 Wer ist der Besitzer, und worum handelt es sich bei dem Weingarten? Der Besitzer des Weingartens gibt selbst die Antwort auf diese Fragen, wenn er sagt: „Nun, o ihr Bewohner von Jerusalem und ihr Männer von Juda, richtet bitte zwischen mir und meinem Weingarten. Was ist noch für meinen Weingarten zu tun, das ich darin nicht schon getan habe? Warum habe ich denn gehofft, dass er Trauben hervorbrächte, er aber allmählich wilde Trauben hervorbrachte? Und nun, bitte, lasst mich euch bekannt geben, was ich mit meinem Weingarten tun werde: Seine Hecke wird entfernt werden, und er soll zum Niederbrennen bestimmt sein. Seine Steinmauer soll abgebrochen werden, und er soll zu einer Stätte der Zertretung bestimmt sein“ (Jesaja 5:3-5).
7 Der Besitzer des Weingartens ist Jehova, und er steht gewissermaßen in einem Gerichtssaal und bittet, man möge zwischen ihm und seinem enttäuschenden Weingarten richten. Was ist denn mit dem Weingarten gemeint? Der Besitzer erklärt: „Der Weingarten Jehovas der Heerscharen ist das Haus Israel, und die Männer von Juda sind die Pflanzung, die ihm lieb war“ (Jesaja 5:7a).
8 Jesaja nennt Jehova, den Besitzer des Weingartens, seinen „Geliebten“ (Jesaja 5:1). So vertraulich von Gott sprechen kann Jesaja nur deshalb, weil er ein enges Verhältnis zu ihm hat. (Vergleiche Hiob 29:4; Psalm 25:14.) Doch die Liebe des Propheten zu Gott verblasst im Vergleich zu der Liebe, die Gott zu seinem „Weingarten“ — der von ihm „gepflanzten“ Nation — gezeigt hat. (Vergleiche 2. Mose 15:17; Psalm 80:8, 9.)
9 Jehova „pflanzte“ seine Nation in das Land Kanaan und gab ihr seine Gesetze und Bestimmungen als Schutzmauer, damit sie nicht durch andere Nationen verdorben wurde (2. Mose 19:5, 6; Psalm 147:19, 20; Epheser 2:14). Außerdem gab Jehova ihr Richter, Priester und Propheten, die sie unterweisen sollten (2. Könige 17:13; Maleachi 2:7; Apostelgeschichte 13:20). Als Israel durch militärische Aggressoren in Gefahr geriet, erweckte Jehova Befreier (Hebräer 11:32, 33). Nicht ohne Grund fragt er: „Was ist noch für meinen Weingarten zu tun, das ich darin nicht schon getan habe?“
Heute den Weingarten Gottes identifizieren
10 Jesus hatte womöglich Jesajas Worte im Sinn, als er das Gleichnis von den mörderischen Weingärtnern erzählte: „Da war ein Mensch, ein Hausherr, der einen Weingarten pflanzte und ihn mit einem Zaun umgab und eine Weinkelter darin grub und einen Turm errichtete und ihn an Weingärtner verpachtete und außer Landes reiste.“ Leider betrogen die Weingärtner den Besitzer des Weingartens, ja sie töteten sogar seinen Sohn. Wie Jesus im Weiteren zeigte, ging es in diesem Gleichnis nicht nur um das buchstäbliche Israel. Er sagte: „Das Königreich Gottes wird von euch [dem fleischlichen Israel] genommen und einer Nation gegeben werden, die dessen Früchte hervorbringt“ (Matthäus 21:33-41, 43).
11 Als diese neue „Nation“ erwies sich „das Israel Gottes“ — eine geistige Nation von insgesamt 144 000 gesalbten Christen (Galater 6:16; 1. Petrus 2:9, 10; Offenbarung 7:3, 4). Jesus verglich diese Jünger mit „Zweigen“ am „wahren Weinstock“, nämlich an ihm selbst. Natürlich wird von diesen Zweigen erwartet, Frucht zu tragen (Johannes 15:1-5). Sie sollten christusähnliche Eigenschaften hervorbringen und sich am Werk des Predigens der „guten Botschaft vom Königreich“ beteiligen (Matthäus 24:14; Galater 5:22, 23). Doch seit dem Tod der zwölf Apostel haben sich die allermeisten derjenigen, die sich als Zweige des „wahren Weinstocks“ ausgaben, als Fälschungen erwiesen, weil sie keine guten Früchte, sondern wilde Trauben hervorbrachten (Matthäus 13:24-30, 38, 39).
12 Die Verurteilung, die Jesaja über Juda ausspricht, gilt daher heute der Christenheit. Ein Studium ihrer Geschichte — ihrer Kriege, Kreuzzüge und Inquisitionen — enthüllt nur allzu deutlich, wie sauer oder bitter ihre Früchte sind! Ungeachtet dessen müssen die gesalbten Christen des wahren Weingartens und ihre Gefährten, die „große Volksmenge“, den Worten Jesajas Beachtung schenken (Offenbarung 7:9). Wollen sie dem Besitzer des Weingartens gefallen, müssen sie als Einzelne und als Gruppe Früchte hervorbringen, die ihm wohlgefällig sind.
„Wilde Trauben“
13 Da Jehova im Hegen und Pflegen seines Weingartens Außerordentliches geleistet hat, erwartet er zu Recht als Ergebnis „einen Weingarten schäumenden Weines“ (Jesaja 27:2). Doch statt nützliche Früchte hervorzubringen, trägt der Weingarten „wilde Trauben“, wörtlich: „Stinklinge“ oder „faulende Beeren“ (Jesaja 5:2, Fußnote; Jeremia 2:21). Daher erklärt Jehova, er werde seine schützende „Hecke“, die die Nation umgibt, entfernen. Die Nation werde ‘zu etwas Zerstörtem gemacht’, verlassen werden und eine Dürre erleben. (Lies Jesaja 5:6.) Moses hatte sie bereits darauf hingewiesen, so etwas würde ihr widerfahren, falls sie dem Gesetz Gottes nicht gehorchte (5. Mose 11:17; 28:63, 64; 29:22, 23).
14 Gott erwartet von der Nation, dass sie gute Früchte hervorbringt. Jesajas Zeitgenosse Micha erklärt: „Was fordert Jehova von dir zurück, als Recht zu üben und Güte zu lieben und bescheiden zu wandeln mit deinem Gott?“ (Micha 6:8; Sacharja 7:9). Aber die Nation beachtet Jehovas Mahnung nicht. „[Gott] hoffte fortwährend auf Rechtsspruch, doch siehe, Gesetzesbruch, auf Gerechtigkeit, doch siehe, Geschrei!“ (Jesaja 5:7b). Wie Moses vorausgesagt hatte, brachte die untreue Nation Giftbeeren vom „Weinstock Sodoms“ hervor (5. Mose 32:32). Wahrscheinlich schloss daher ihr Abweichen von Gottes Gesetz auch geschlechtliche Unmoral wie beispielsweise Homosexualität ein (3. Mose 18:22). Der mit „Gesetzesbruch“ wiedergegebene Ausdruck kann auch mit „Blutvergießen“ übersetzt werden. Eine derart brutale Behandlung löste zweifellos ein „Geschrei“ der Misshandelten aus — ein Geschrei, das an die Ohren des Weingartenpflanzers drang. (Vergleiche Hiob 34:28.)
15 Jehova Gott „liebt Gerechtigkeit und Recht“ (Psalm 33:5). Er gebot den Juden: „Ihr sollt keine Ungerechtigkeit begehen im Gericht. Du sollst den Geringen nicht mit Parteilichkeit behandeln, und du sollst die Person eines Großen nicht bevorzugen. Mit Gerechtigkeit solltest du deinen Genossen richten“ (3. Mose 19:15). Wir sollten folglich im Umgang mit anderen Parteilichkeit meiden und uns bei der Beurteilung von Menschen niemals durch etwas wie Rasse, Alter, Reichtum oder Armut beeinflussen lassen (Jakobus 2:1-4). Insbesondere für Personen in Aufsichtsstellungen kommt es darauf an, „nichts nach einer Neigung zu Voreingenommenheit zu tun“ und stets bemüht zu sein, beide Seiten eines Falles zu hören, bevor sie sich ein Urteil bilden (1. Timotheus 5:21; Sprüche 18:13).
16 Da Christen in einer gesetzlosen Welt leben, könnten sie leicht zu göttlichen Maßstäben eine negative oder rebellische Haltung entwickeln. Doch wahre Christen sollten, was die Gesetze Gottes betrifft, „zum Gehorchen bereit“ sein (Jakobus 3:17). Trotz Unsittlichkeit und Gewalttätigkeit in dem „gegenwärtigen bösen System der Dinge“ sollten sie ‘streng darüber wachen, wie sie wandeln, nicht als Unweise, sondern als Weise’ (Galater 1:4; Epheser 5:15). Freizügige Ansichten über Sexualität sollten sie ablehnen und Differenzen ohne „Wut und Zorn und Geschrei und lästerliches Reden“ beilegen (Epheser 4:31). Wahre Christen ehren Gott und erlangen seine Gunst, wenn sie auf Gerechtigkeit bedacht sind.
Der Preis der Habsucht
17 In Vers 8 zitiert Jesaja nicht mehr die Worte Jehovas, sondern er selbst verurteilt nun einige der in Juda hervorgebrachten „wilden Trauben“ und äußert das erste „Wehe“ von insgesamt sechs: „Wehe denen, die Haus an Haus fügen, und denen, die Feld an Feld rücken, bis kein Raum mehr bleibt und bewirkt worden ist, dass ihr ganz für euch inmitten des Landes wohnt! Vor meinen Ohren hat Jehova der Heerscharen geschworen, dass viele Häuser, obwohl große und gute, direkt zum Gegenstand des Entsetzens werden, ohne Bewohner. Denn selbst zehn Joch Weingarten werden nur ein Bath-Maß hervorbringen, und selbst ein Homer-Maß Samen wird nur ein Epha-Maß hervorbringen“ (Jesaja 5:8-10).
18 Alles Land gehörte im alten Israel letzten Endes Jehova. Jede Familie hatte von Gott ein Erbe erhalten, das sie zwar vermieten oder verpachten, nicht aber „für immer“ verkaufen durfte (3. Mose 25:23). Dieses Gesetz verhinderte die Monopolisierung von Grundbesitz. Auch wurden Familien davor bewahrt, völlig zu verarmen. Doch einige in Juda brachen aus Habsucht Gesetze Gottes, die Eigentumsfragen regelten. Micha schrieb: „Sie haben Felder begehrt und haben sich ihrer bemächtigt, auch Häuser und haben sie genommen; und sie haben einen kräftigen Mann und seine Hausgemeinschaft übervorteilt, einen Mann und seinen Erbbesitz“ (Micha 2:2). Warnend heißt es in Sprüche 20:21: „Ein Erbe wird zuerst durch Gier erlangt, seine Zukunft aber wird nicht gesegnet sein.“
19 Jehova verspricht, diesen Habsüchtigen ihren unrechtmäßig erworbenen Besitz wegzunehmen. Die Häuser, die sie sich erpressen, werden „ohne Bewohner“ sein. Die Ländereien, die sie begehren, werden nur einen Bruchteil des möglichen Ertrages geben. Wann und wie dieser Fluch eintrifft, wird nicht ausdrücklich gesagt. Wahrscheinlich bezieht er sich zumindest teilweise auf die Verhältnisse, die durch das Babylonische Exil noch herbeigeführt werden (Jesaja 27:10).
20 Unersättliche Habgier, wie sie einige Israeliten damals offenbarten, sollten Christen heute verabscheuen (Sprüche 27:20). Wer materiellen Dingen übertriebene Bedeutung beimisst, ist leicht geneigt, sich skrupellos Geld zu beschaffen. Er könnte sich ohne weiteres in fragwürdige Geschäfte verstricken oder sich auf Projekte einlassen, die schnellen Reichtum versprechen. „Wer hastig ist, Reichtum zu gewinnen, wird nicht unschuldig bleiben“ (Sprüche 28:20). Deswegen ist es wichtig, mit dem zufrieden zu sein, was man hat (1. Timotheus 6:8).
Die Schlinge fragwürdigen Vergnügens
21 Darauf folgt Jesajas zweites „Wehe“: „Wehe denen, die am Morgen früh aufstehen, um nur nach berauschendem Getränk zu suchen, die bis spät im Abenddunkel verweilen, sodass der Wein selbst sie erhitzt! Und Harfe und Saiteninstrument, Tamburin und Flöte und Wein müssen sich bei ihren Festmählern vorfinden; aber auf das Tun Jehovas schauen sie nicht, und das Werk seiner Hände haben sie nicht gesehen“ (Jesaja 5:11, 12).
22 Jehova ist der „glückliche Gott“ und er missgönnt seinen Dienern keineswegs vernünftige Entspannung (1. Timotheus 1:11). Diese vergnügungssüchtigen Menschen jedoch kennen keine Grenzen. „Die, die sich betrinken, sind gewöhnlich bei Nacht betrunken“, heißt es in der Bibel (1. Thessalonicher 5:7). Aber die in der Prophezeiung Erwähnten zechen von Tagesanbruch bis in die Nacht hinein! Sie benehmen sich so, als existiere Gott nicht, als könne er sie nicht zur Rechenschaft ziehen. Jesaja prophezeit ihnen eine finstere Zukunft. „Mein Volk [wird] aus Mangel an Erkenntnis ins Exil gehen müssen; und ihre Herrlichkeit werden Ausgehungerte sein, und ihre Menge wird vor Durst verschmachtet sein“ (Jesaja 5:13). Gottes Bundesvolk — die Hohen und die Niedrigen — weigert sich, entsprechend der wahren Erkenntnis zu handeln. Deshalb wird es in den Scheol hinabfahren. (Lies Jesaja 5:14-17.)
23 Auch unter einigen Christen des 1. Jahrhunderts kam es zu „Schwelgereien“ oder „wilden Partys“ (Galater 5:21, Byington; 2. Petrus 2:13). Es überrascht daher nicht, dass Gott hingegebene Christen heutzutage mitunter ebenfalls schlechtes Urteilsvermögen verraten, wenn es um Geselligkeiten geht. Durch den ungezügelten Genuss alkoholischer Getränke werden einige laut und ausgelassen (Sprüche 20:1). Nach übermäßigem Alkoholgenuss haben manche unmoralisch gehandelt, und mitunter wurden Geselligkeiten bis in die frühen Morgenstunden ausgedehnt, was die christlichen Aktivitäten an jenem Tag beeinträchtigte.
24 Ausgeglichene Christen bringen dagegen gottgemäße Frucht hervor und üben Zurückhaltung und Mäßigkeit bei der Wahl ihrer Entspannung. Sie befolgen den Rat des Paulus aus Römer 13:13: „Wie zur Tageszeit lasst uns anständig wandeln, nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen.“
Die Sünde hassen und die Wahrheit lieben
25 Hören wir jetzt Jesajas drittes und viertes „Wehe“: „Wehe denen, die die Vergehung mit Stricken der Unwahrheit herbeiziehen und wie mit Wagenseilen die Sünde, denen, die sprechen: ‚Sein Werk beeile sich; möge es doch schnell kommen, damit wir es sehen können; und möge der Beschluss des Heiligen Israels herannahen und kommen, damit wir ihn kennen lernen können!‘ Wehe denen, die sagen, dass Gutes böse sei und Böses gut sei, denen, die Finsternis als Licht hinstellen und Licht als Finsternis, denen, die Bitteres als Süßes hinstellen und Süßes als Bitteres!“ (Jesaja 5:18-20).
26 Welch ein anschauliches Bild derer, die Sünde treiben! Sie sind mit der Sünde verbunden wie Zugtiere mit einem Wagen. Sie fürchten nicht etwa den bevorstehenden Tag des Strafgerichts. Spöttisch sagen diese Sünder: ‘Möge Gottes Werk doch schnell kommen!’ Statt sich dem Gesetz Gottes zu unterwerfen, verdrehen sie die Dinge und erklären, dass „Gutes böse sei und Böses gut“. (Vergleiche Jeremia 6:15; 2. Petrus 3:3-7.)
27 Christen müssen sich heute unbedingt vor einer solchen Einstellung hüten. Sie lehnen es beispielsweise ab, sich die Ansicht der Welt über Hurerei und Homosexualität zu Eigen zu machen (Epheser 4:18, 19). Natürlich kann es vorkommen, dass ein Christ „einen Fehltritt tut“, der zu einer schwerwiegenden Sünde führen könnte (Galater 6:1). Wenn jemand gestrauchelt ist und Hilfe benötigt, wird ihm von den Ältesten der Versammlung bereitwillig geholfen (Jakobus 5:14, 15). Durch Gebete und biblischen Rat kann er wieder geistig genesen. Andernfalls stünde er in der Gefahr, „ein Sklave der Sünde“ zu werden (Johannes 8:34). Christen spotten weder Gott noch verlieren sie das Bewusstsein für die Nähe des Gerichtstages; sie sind bestrebt, vor Jehova „fleckenlos und makellos“ zu bleiben (2. Petrus 3:14; Galater 6:7, 8).
28 Passenderweise fügt Jesaja folgende abschließende „Wehe“ hinzu: „Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und sogar vor ihrem eigenen Angesicht verständig! Wehe denen, die im Weintrinken stark sind, und den Männern, die leistungsfähige Kraft haben zum Mischen von berauschendem Getränk, denen, die für eine Bestechung den Bösen gerechtsprechen und die dem Gerechten sogar seine Gerechtigkeit nehmen!“ (Jesaja 5:21-23). Diese Worte waren offensichtlich an Personen gerichtet, die als Richter im Land amteten. Versammlungsälteste heute vermeiden es, „in ihren eigenen Augen weise“ zu erscheinen. Demütig nehmen sie Rat von Mitältesten an und halten sich eng an organisatorische Anweisungen (Sprüche 1:5; 1. Korinther 14:33). Sie sind maßvoll im Genuss alkoholischer Getränke, und wenn sie Versammlungsaufgaben erfüllen, genießen sie davor keinen Alkohol (Hosea 4:11). Außerdem vermeiden Älteste, sich auch nur den Anschein zu geben, jemand zu begünstigen (Jakobus 2:9). Welch ein Gegensatz zur Geistlichkeit der Christenheit! Viele Geistliche suchen einflussreiche und wohlhabende Sünder aus den eigenen Reihen reinzuwaschen, was ganz offensichtlich den warnenden Worten des Apostels Paulus aus Römer 1:18, 26, 27, 1. Korinther 6:9, 10 und Epheser 5:3-5 widerspricht.
29 Jesaja beschreibt zum Schluss dieser prophetischen Botschaft das verhängnisvolle Ende derer, die „das Gesetz Jehovas der Heerscharen verworfen“ und keine gerechten Früchte hervorgebracht haben (Jesaja 5:24, 25; Hosea 9:16; Maleachi 4:1). Er erklärt: „[Jehova] hat für eine große Nation in der Ferne ein Signal erhoben, und er hat ihr am äußersten Ende der Erde gepfiffen; und siehe, in Eile wird sie geschwind herankommen“ (Jesaja 5:26; 5. Mose 28:49; Jeremia 5:15).
30 In alter Zeit war ein Pfahl auf einer Anhöhe „ein Signal“ oder ein Sammelpunkt für Menschen oder ganze Heere. (Vergleiche Jesaja 18:3; Jeremia 51:27.) Nun wird Jehova selbst diese nicht namentlich genannte Nation sammeln, um sein Urteil zu vollstrecken. Er wird ‘ihr pfeifen’, das heißt ihre Aufmerksamkeit auf sein widerspenstiges Volk lenken, das es verdient, besiegt zu werden. Anschließend beschreibt der Prophet den schnellen und erschreckenden Angriff dieser mit einem Löwen vergleichbaren Eroberer, die „den Raub“, womit Gottes Nation gemeint ist, „packen und ihn sicher“ in die Gefangenschaft „wegbringen“ werden. (Lies Jesaja 5:27-30a.) Welch ein trauriges Ergebnis für das Land des Volkes Jehovas! „Man wird in der Tat auf das Land blicken, und siehe, da ist bedrängnisvolle Finsternis; und sogar das Licht ist verfinstert wegen der Tropfen, die darauf fallen“ (Jesaja 5:30b).
31 Ja, der Weingarten, den Jehova so liebevoll gepflanzt hat, erweist sich als unfruchtbar — er taugt nur noch für die Vernichtung. Wie viel doch alle, die Jehova heute dienen, aus Jesajas Worten lernen können! Wie gut es wäre, wenn sie einzig und allein darauf bedacht wären, gerechte Frucht zu tragen, zum Lobpreis Jehovas und zu ihrer eigenen Rettung!
Kommentar — 12. Juli 2010 @ 16:44
Jesaja-Buch
Jehova Gott ist in seinem heiligen Tempel
Jesaja 6:1-13
„IM Todesjahr des Königs Usija sah ich indes Jehova auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen, und seine Schleppen füllten den Tempel“ (Jesaja 6:1). Mit diesen Worten des Propheten beginnt das 6. Kapitel des Buches Jesaja. Man schreibt das Jahr 778 v. u. Z.
2 Usijas 52-jährige Herrschaft als König von Juda war größtenteils äußerst erfolgreich. Da er tat, „was recht war in Jehovas Augen“, genoss er bei seinen militärischen, baulichen und landwirtschaftlichen Unternehmungen die Unterstützung Gottes. Sein Erfolg führte aber auch zu seinem Ruin, denn sein Herz wurde schließlich hochmütig, „sodass er gegenüber Jehova, seinem Gott, treulos handelte und in den Tempel Jehovas kam, um auf dem Räucheraltar Räucherwerk zu verbrennen“. Wegen dieser anmaßenden Tat und seiner Wut gegen die Priester, die ihn tadelten, starb er als Aussätziger (2. Chronika 26:3-22). Um diese Zeit begann Jesaja seinen Dienst als Prophet.
3 Wo sich Jesaja zur Zeit der Vision befindet, erfahren wir nicht. Fest steht aber, dass es sich bei dem, was er mit dem buchstäblichen Auge wahrnimmt, um eine Vision handelt. Jesaja sieht nicht wirklich den Allmächtigen, denn „kein Mensch hat GOTT jemals gesehen“ (Johannes 1:18; 2. Mose 33:20). Doch selbst in einer Vision flößt der Anblick des Schöpfers, Jehova, Ehrfurcht ein. Als Universalherrscher und Quell aller rechtmäßigen Regierungsgewalt sitzt er auf einem erhabenen Thron, der sinnbildlich seine Rolle als ewiger König und Richter darstellt. Die Schleppen seines langen, wallenden Gewandes füllen den Tempel. Jesaja soll zu einem prophetischen Dienst berufen werden, der Jehovas souveräne Macht und Gerechtigkeit verherrlichen wird. Als Vorbereitung darauf erhält er eine Vision von der Heiligkeit Gottes.
4 Im Gegensatz zu den Visionen, über die Hesekiel, Daniel und Johannes berichten, wird in Jesajas Vision nicht das Aussehen Jehovas beschrieben. Auch unterscheiden sich all diese Berichte voneinander in Bezug auf das, was im Himmel zu sehen ist (Hesekiel 1:26-28; Daniel 7:9, 10; Offenbarung 4:2, 3). Man darf allerdings nicht Charakter und Zweck solcher Visionen übersehen. Die Beschreibungen der Gegenwart Jehovas sind nicht wörtlich aufzufassen. Das buchstäbliche Auge kann Geistiges nicht wahrnehmen noch kann der begrenzte menschliche Verstand den geistigen Bereich begreifen. Daher wird das, was in den Visionen vermittelt werden soll, in Worte gekleidet, die Menschen vertraut sind. (Vergleiche Offenbarung 1:1.) In Jesajas Vision erübrigt sich eine Beschreibung des Aussehens Gottes. Jesaja erfährt durch seine Vision, dass sich Jehova in seinem heiligen Tempel befindet, dass er heilig ist und dass seine Gerichte unfehlbar sind.
Die Seraphe
5 Hören wir Jesajas weitere Worte: „Seraphe standen über ihm. Jeder hatte sechs Flügel. Mit zweien hielt er sein Gesicht bedeckt, und mit zweien hielt er seine Füße bedeckt, und mit zweien flog er jeweils umher“ (Jesaja 6:2). In der Bibel ist nur in Jesaja, Kapitel 6 von Seraphen die Rede. Offensichtlich handelt es sich um Engelgeschöpfe, die im Dienst Jehovas stehen und eine sehr hohe Stellung einnehmen, was Vorrechte und Ehre angeht, denn sie stehen um den Thron Jehovas herum. Im Unterschied zu dem stolzen König Usija füllen sie ihre Stellung in aller Demut und Bescheidenheit aus. Da sie sich in der Gegenwart des himmlischen Souveräns befinden, bedecken sie mit einem Paar Flügel ihr Gesicht, und aus Ehrerbietung vor dem heiligen Ort bedecken sie mit einem weiteren Paar ihre Füße. Dem Souverän des Universums so nahe, halten sich die Seraphe umso mehr zurück, damit sie nicht von Gottes eigener Herrlichkeit ablenken. Der Begriff „Seraph“ bedeutet „Feuriger“ oder „Brennender“ und lässt darauf schließen, dass sie hell strahlen, doch sie verbergen ihr Gesicht vor dem stärkeren Glanz und der größeren Herrlichkeit Jehovas.
6 Das dritte Flügelpaar gebrauchen die Seraphe zum Fliegen, zweifellos um an ihrem Platz zu schweben oder zu ‘stehen’. (Vergleiche 5. Mose 31:15.) Was ihre Stellung betrifft, schreibt Professor Franz Delitzsch: „Die Seraphim . . . werden zwar nicht das Haupt des Thronenden überragt haben, . . . sie schwebten aber oberhalb seines die Halle füllenden Gewandes“ (Biblischer Commentar über das Alte Testament). Das erscheint vernünftig. Sie „standen über ihm“ nicht als Jehova übergeordnet, sondern sie bedienen ihn in absoluter Dienstbereitschaft.
7 Hören wir jetzt jenen bevorrechtigten Seraphen zu. „Dieser rief jenem zu und sprach: ‚Heilig, heilig, heilig ist Jehova der Heerscharen. Die Fülle der ganzen Erde ist seine Herrlichkeit‘ “ (Jesaja 6:3). Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Jehovas Heiligkeit verkündet wird und dass seine Herrlichkeit im ganzen Universum, einschließlich der Erde, anerkannt wird. Alles, was er erschaffen hat, spiegelt seine Herrlichkeit wider, und sie wird bald von allen Bewohnern der Erde wahrgenommen werden (4. Mose 14:21; Psalm 19:1-3; Habakuk 2:14). Der dreimalige Ausruf „Heilig, heilig, heilig“ ist kein Beweis für eine Dreieinigkeit, sondern eine dreifache Betonung der Heiligkeit Gottes. (Vergleiche Offenbarung 4:8.) Jehova ist im höchsten Grade heilig.
8 Die Zahl der Seraphe wird zwar nicht genannt, doch möglicherweise gibt es in der Nähe des Thrones mehrere Gruppen von Seraphen. Sie wiederholen — eine Gruppe nach der anderen — in wohlklingendem Gesang die Erklärung über Gottes Heiligkeit und Herrlichkeit. Was ist die Folge? Hören wir wieder zu, während Jesaja weiter sagt: „Die Zapfen der Schwellen erbebten bei der Stimme des Rufenden, und das Haus selbst füllte sich allmählich mit Rauch“ (Jesaja 6:4). In der Bibel ist Rauch oder eine Wolke häufig das sichtbare Zeichen der Gegenwart Gottes (2. Mose 19:18; 40:34, 35; 1. Könige 8:10, 11; Offenbarung 15:5-8). Dadurch wird eine Herrlichkeit angezeigt, der sich menschliche Geschöpfe nicht nahen dürfen.
Unwürdig, doch gereinigt
9 Diese Vision vom Thron Jehovas berührt Jesaja tief. Er berichtet: „Ich sagte dann: ‚Wehe mir! Denn ich bin so gut wie zum Schweigen gebracht, denn ein Mann von unreinen Lippen bin ich, und mitten unter einem Volk von unreinen Lippen wohne ich; denn den König, Jehova der Heerscharen, haben meine Augen gesehen!‘ “ (Jesaja 6:5). Wie sehr sich doch Jesaja von König Usija unterscheidet! Usija maßte sich die Stellung der gesalbten Priesterschaft an und erkühnte sich, das Heilige des Tempels zu betreten. Er sah zwar die goldenen Leuchter, den goldenen Räucheraltar und die Tische des „Brotes der Gegenwart“, doch er sah weder das wohlwollende Angesicht Jehovas noch erhielt er irgendeinen besonderen Auftrag von ihm (1. Könige 7:48-50, Fußnote). Der Prophet Jesaja dagegen setzt sich weder über die Priesterschaft hinweg noch betritt er den Tempel. Doch er sieht Jehova in seinem heiligen Tempel, und Gott selbst ehrt ihn mit einem Auftrag. Während sich die Seraphe nicht wagen, den Herrn des Tempels auf seinem Thron anzublicken, wird Jesaja in der Vision gestattet, „den König, Jehova der Heerscharen“, zu sehen!
10 Jesaja erkennt den Gegensatz zwischen Gottes Heiligkeit und seiner eigenen Sündhaftigkeit und kommt sich sehr unrein vor. Von Furcht erfüllt schlussfolgert er, er werde sterben (2. Mose 33:20). Er hört, wie die Seraphe mit reinen Lippen Gott preisen, aber seine eigenen Lippen sind unrein und darüber hinaus durch die unreinen Lippen des Volkes befleckt, in dessen Mitte er wohnt und dessen Äußerungen er hört. Jehova ist heilig und diese Eigenschaft sollten seine Diener widerspiegeln (1. Petrus 1:15, 16). Jesaja ist zwar schon als ein Sprecher für Gott erwählt worden, aber nun wird ihm bewusst, in welch sündigem Zustand er sich eigentlich befindet und dass seine Lippen nicht so rein sind, wie man es von einem Sprecher des herrlichen und heiligen Königs erwarten würde. Wie wird der Himmel darauf reagieren?
11 Statt den demütigen Jesaja aus der Gegenwart Jehovas zu verbannen, kommen ihm die Seraphe zu Hilfe. Im Bericht heißt es: „Da flog einer der Seraphe zu mir, und in seiner Hand war eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Und dann berührte er meinen Mund und sprach: ‚Siehe! Dies hat deine Lippen berührt, und deine Vergehung ist gewichen, und deine Sünde, sie ist gesühnt‘ “ (Jesaja 6:6, 7). In symbolischem Sinne hat Feuer eine reinigende Kraft. Als der Seraph die glühende Kohle aus dem heiligen Feuer des Altars nimmt und an Jesajas Lippen hält, versichert er Jesaja, seine Sünden seien in dem nötigen Ausmaß gesühnt worden, sodass er Gottes Gunst erlangen und einen Auftrag übernehmen kann. Wie beruhigend für uns! Denn wir sind ebenfalls Sünder und eigentlich nicht würdig, uns Gott zu nahen. Doch wir sind durch das Loskaufsopfer Jesu erlöst worden, können Gottes Gunst erlangen und uns ihm im Gebet nahen (2. Korinther 5:18, 21; 1. Johannes 4:10).
12 Durch die Erwähnung des „Altars“ werden wir erneut daran erinnert, dass es sich hier um eine Vision handelt. (Vergleiche Offenbarung 8:3; 9:13.) Im Tempel in Jerusalem gab es zwei Altäre. Unmittelbar vor dem Vorhang des Allerheiligsten befand sich der kleine Räucheraltar und vor dem Eingang zum Heiligen stand der große Opferaltar, auf dem ständig ein Feuer unterhalten wurde (3. Mose 6:12, 13; 16:12, 13). Aber diese Altäre hatten sinnbildlichen Charakter und stellten größere Dinge dar (Hebräer 8:5; 9:23; 10:5-10). Feuer, das vom Himmel herabkam, verzehrte das Brandopfer auf dem Altar, als König Salomo den Tempel einweihte (2. Chronika 7:1-3). Und jetzt beseitigt Feuer von dem wahren, himmlischen Altar die Unreinheit der Lippen Jesajas.
13 Hören wir mit Jesaja weiter zu. „Ich hörte nun die Stimme Jehovas sagen: ‚Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?‘ Und ich sprach dann: ‚Hier bin ich! Sende mich‘ “ (Jesaja 6:8). Die Frage, die Jehova aufwirft, soll zweifellos bei Jesaja eine Reaktion hervorrufen, denn in der Vision erscheint kein anderer menschlicher Prophet. Sie ist eine unmissverständliche Einladung an Jesaja, Jehovas Bote zu sein. Aber warum fragt Jehova: „Wer wird für uns gehen?“? Wenn er vom persönlichen Fürwort „ich“ (Singular) zum Fürwort „uns“ (Plural) wechselt, schließt er noch mindestens e i n e weitere Person mit ein. Wen meint er also? Könnte es nicht sein einziggezeugter Sohn sein, der spätere Mensch Jesus Christus? Ja, zu diesem Sohn hatte Gott auch gesagt: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bilde“ (1. Mose 1:26; Sprüche 8:30, 31). Dieser sein einziggezeugter Sohn befindet sich in den himmlischen Höfen bei Jehova (Johannes 1:14).
14 Jesaja reagiert ohne zu zögern! Ungeachtet dessen, um welche Botschaft es sich handeln könnte, antwortet er unverzüglich: „Hier bin ich! Sende mich.“ Auch erkundigt er sich nicht, was es ihm einträgt, wenn er die Aufgabe annimmt. Mit seiner Willigkeit ist er ein Vorbild für alle Diener Gottes von heute, die beauftragt sind, die ‘gute Botschaft vom Königreich auf der ganzen bewohnten Erde’ zu predigen (Matthäus 24:14). Wie Jesaja halten sie an ihrem Auftrag fest, sie geben ‘allen Nationen Zeugnis’, und das trotz weit verbreiteter Gleichgültigkeit. Und sie drängen zuversichtlich wie Jesaja in dem Bewusstsein voran, dass ihr Auftrag von höchster Stelle kommt.
Jesajas Auftrag
15 Jetzt erläutert Jehova, was Jesaja sagen soll und mit welcher Reaktion er zu rechnen hat: „Geh, und du sollst zu diesem Volk sprechen: ‚Hört immer wieder, aber versteht nicht; und seht immer wieder, aber erlangt keine Erkenntnis.‘ Mache das Herz dieses Volkes unempfänglich, und mache selbst ihre Ohren schwerhörig, und verklebe sogar ihre Augen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören und damit ihr eigenes Herz nicht verstehe und damit sie nicht wirklich umkehren und Heilung für sich erlangen“ (Jesaja 6:9, 10). Heißt das, Jesaja solle den Juden barsch, taktlos und abweisend gegenübertreten, damit sie mit Jehova nicht ins Reine kommen? Auf gar keinen Fall! Schließlich sind es Jesajas Landsleute, mit denen er sich verbunden fühlt. Jehova deutet vielmehr mit seinen Worten an, wie das Volk auf seine Botschaft reagieren wird, ungeachtet dessen, wie treu Jesaja seine Aufgabe erfüllt.
16 Die Schuld liegt beim Volk selbst. Jesaja wird „immer wieder“ zu ihnen reden, doch sie werden weder die Botschaft annehmen noch Verständnis erlangen. Die Mehrheit wird eigensinnig und unempfänglich sein, als seien sie völlig blind und taub. Dadurch, dass Jesaja wiederholt zu „diesem Volk“ geht, lässt er es selbst den Nachweis erbringen, dass es nicht verstehen will. Es wird sich zeigen, dass Jesajas Landsleute gegenüber der an sie gerichteten Botschaft — der Botschaft Gottes — Sinn und Herz verschließen. Wie genau dies doch auch auf die Menschen in der heutigen Zeit zutrifft! Viele lehnen es ab, Jehovas Zeugen Gehör zu schenken, wenn diese die gute Botschaft von Gottes Königreich predigen.
17 Jesaja ist besorgt: „Da sagte ich: ‚Wie lange, o Jehova?‘ Darauf sprach er: ‚Bis die Städte tatsächlich krachend in Trümmer zusammenstürzen, sodass sie ohne Bewohner sind, und die Häuser ohne Erdenmenschen sind und der Erdboden zu einer Einöde verwüstet worden ist; und Jehova schafft die Erdenmenschen in der Tat weit fort, und der verödete Zustand inmitten des Landes wird sich bestimmt sehr weit erstrecken‘ “ (Jesaja 6:11, 12). Mit der Frage „Wie lange?“ erkundigt sich Jesaja nicht, wie lange er noch einem unempfänglichen Volk predigen muss, sondern er ist in Sorge um das Volk und fragt, wie lange es noch in einem schlechten geistigen Zustand sein wird und wie lange Jehovas Name noch auf der Erde entehrt wird. (Siehe Psalm 74:9-11.) Wie lange wird also die unbegreifliche Situation andauern?
18 Wie die Antwort Jehovas zeigt, wird die schlechte geistige Verfassung des Volkes so lange andauern, bis sich alle Folgen des Ungehorsams gegenüber Gott eingestellt haben, die in seinem Bund erwähnt worden sind (3. Mose 26:21-33; 5. Mose 28:49-68). Die Nation wird ins Verderben laufen, das Volk verschleppt werden und das Land verwüstet daliegen. Jesaja wird es nicht mehr miterleben, wenn die babylonischen Heere im Jahre 607 v. u. Z. Jerusalem mitsamt dem Tempel zerstören, obgleich er mehr als 40 Jahre, bis hinein in die Regierungszeit Hiskias, des Großenkels von König Usija, prophezeien wird. Nichtsdestoweniger wird er seinen Auftrag bis zu seinem Tod, mehr als 100 Jahre vor dieser nationalen Katastrophe, treu ausführen.
19 Die Zerstörung, die Juda „zu einer Einöde verwüstet“ zurücklassen wird, kommt mit Sicherheit. Dennoch ist die Situation nicht hoffnungslos (2. Könige 25:1-26). Jehova versichert Jesaja: „Es wird darin noch ein Zehntel sein, und es muss wiederum etwas zum Verbrennen werden gleich einem großen Baum und gleich einem stattlichen Baum, an welchen, wenn sie umgehauen werden, ein Stumpf ist; ein heiliger Same wird der Stumpf davon sein“ (Jesaja 6:13). „Ein Zehntel“, „ein heiliger Same“, wird übrig bleiben, vergleichbar mit dem Stumpf eines gefällten stattlichen Baumes. Diese Zusicherung tröstet Jesaja sicherlich; ein heiliger Überrest wird innerhalb seines Volkes zu finden sein. Gleich einem stattlichen Baum, der als Brennholz gefällt wird, erlebt die Nation zwar ein wiederholtes „Verbrennen“, doch wird von dem sinnbildlichen Baum, von Israel, ein kraftvoller Stumpf übrig bleiben. Es wird ein Same oder eine Nachkommenschaft sein, die Jehova heilig ist. Zur bestimmten Zeit wird der Stumpf sprossen und der Baum wird wieder wachsen. (Vergleiche Hiob 14:7-9; Daniel 4:26.)
20 Bewahrheiteten sich die Worte dieser Prophezeiung? Ja. 70 Jahre nach der Verwüstung des Landes Juda kehrte ein gottesfürchtiger Überrest aus dem Exil in Babylon zurück. Diese Juden bauten den Tempel und die Stadt wieder auf und stellten im Land die wahre Anbetung wieder her. Jene Rückkehr der Juden in das ihnen von Gott gegebene Heimatland ermöglichte eine zweite Erfüllung der Prophezeiung, die Jehova Jesaja gegeben hatte. Worum handelte es sich dabei? (Esra 1:1-4).
Weitere Erfüllungen
21 Durch Jesajas Prophetentätigkeit wurde das Werk dargestellt, das der Messias, Jesus Christus, etwa 800 Jahre später verrichtete (Jesaja 8:18; 61:1, 2; Lukas 4:16-21; Hebräer 2:13, 14). Obwohl größer als Jesaja, ließ sich Jesus genauso bereitwillig von seinem himmlischen Vater aussenden und sagte: „Siehe! Ich bin gekommen, um deinen Willen zu tun“ (Hebräer 10:5-9; Psalm 40:6-8).
22 Wie Jesaja verrichtete Jesus treu das ihm aufgetragene Werk und stieß auf dieselbe Reaktion. Jesu jüdische Zeitgenossen waren ebenso wenig bereit, die Botschaft anzunehmen, wie die Juden, denen der Prophet Jesaja gepredigt hatte (Jesaja 1:4). Jesus zeichnete sich in seinem Dienst durch den Gebrauch von Veranschaulichungen aus. Das veranlasste seine Jünger zu der Frage: „Warum redest du in Gleichnissen zu ihnen?“ Er antwortete ihnen: „Euch ist es gewährt, die heiligen Geheimnisse des Königreiches der Himmel zu verstehen, jenen Leuten aber ist es nicht gewährt. Deshalb rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie, obgleich sie schauen, vergeblich schauen und, obgleich sie hören, vergeblich hören und auch den Sinn davon nicht erfassen; und an ihnen erfüllt sich die Prophezeiung Jesajas, welche sagt: ‚Hörend werdet ihr hören, doch keineswegs den Sinn davon erfassen; und schauend werdet ihr schauen, doch keineswegs sehen. Denn das Herz dieses Volkes ist unempfänglich geworden, und mit ihren Ohren haben sie gehört, ohne zu reagieren, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht etwa sehen und mit ihren Ohren hören und mit ihrem Herzen den Sinn davon erfassen und umkehren und ich sie heile‘ “ (Matthäus 13:10, 11, 13-15; Markus 4:10-12; Lukas 8:9, 10).
23 Mit seinem Zitat aus dem Buch Jesaja zeigte Jesus, dass sich die Prophezeiung auch in seinen Tagen erfüllte. Das Volk als Ganzes verriet eine Herzenseinstellung wie die Juden zur Zeit Jesajas. Sie verschlossen gegenüber Jesu Botschaft Augen und Ohren und erlebten ebenfalls eine Vernichtung (Matthäus 23:35-38; 24:1, 2). Das geschah, als die römischen Heere unter dem Feldherrn Titus im Jahre 70 u. Z. gegen Jerusalem zogen und die Stadt mitsamt dem Tempel zerstörten. Einige hatten jedoch auf Jesus gehört und waren seine Jünger geworden. Diese bezeichnete Jesus als „glücklich“ (Matthäus 13:16-23, 51). Er hatte sie davon unterrichtet, dass sie „in die Berge zu fliehen beginnen“ sollten, wenn sie „Jerusalem von Heeren umlagert“ sähen (Lukas 21:20-22). Der „heilige Same“, der Glauben ausgeübt hatte und aus dem eine geistige Nation, „das Israel Gottes“, gebildet worden war, wurde auf diese Weise gerettet (Galater 6:16).
24 Um das Jahr 60 u. Z. stand der Apostel Paulus in Rom unter Hausarrest. Dort arrangierte er mit den „Ersten der Juden“ und anderen ein Treffen. Vor ihnen legte er „von dem Königreich Gottes gründlich Zeugnis“ ab. Viele lehnten seine Botschaft ab, worauf er erklärte, dadurch erfülle sich die Prophezeiung Jesajas (Apostelgeschichte 28:17-27; Jesaja 6:9, 10). Somit führten Jesu Jünger einen Auftrag aus, der mit demjenigen Jesajas vergleichbar war.
25 Heute erkennen Jehovas Zeugen ebenfalls, dass Jehova Gott in seinem heiligen Tempel ist (Maleachi 3:1). Wie Jesaja sagen sie: „Hier bin ich! Sende mich.“ Eifrig lassen sie die Botschaft der Warnung vor dem herannahenden Ende des gegenwärtigen gottlosen Systems der Dinge erschallen. Aber wie Jesus andeutete, öffnen nur relativ wenige ihre Augen und Ohren, damit sie sehen und hören und damit sie gerettet werden (Matthäus 7:13, 14). Wie glücklich sind doch diejenigen, die ihr Herz neigen zuzuhören und „Heilung für sich erlangen“! (Jesaja 6:8, 10)
Kommentar — 12. Juli 2010 @ 16:47
Jule
Jesaja 4 – 6
Jesaja 5:12
Könnte dieser Vers auch auf uns zutreffen, ohne dass wir es bemerken?
Warum sind wir in die Wahrheit gekommen? Warum besuchen wir die Zusammenkünfte?
Geht es uns um Jehova? IHN näher kennen zu lernen, darum, uns von ihm belehren zu lassen?
Oder geht es uns darum, dass es schön ist, mit unseren Brüdern zusammen zu sein – weil diese so angenehme, freundliche, liebevolle und hilfsbereite Menschen sind?
Es ist nicht verkehrt, sich in der Geborgenheit der Versammlung und unter unseren Brüdern wohl zu fühlen. Aber ist dies unser eigentlicher Beweggrund um die Zusammenkünfte und die Kongresse zu besuchen?
Hier im letzten Teil von Vers 12 sagt uns Jehova, was er sich wünscht: wir sollen auf das Tun Jehovas schauen! Dies soll unser Beweggrund, unser Motiv sein.
Das andere ist ein angenehmer Nebeneffekt – aber es sollte nicht im Vordergrund stehen
Kommentar — 26. Juli 2011 @ 07:50
Jule
Jesaja 5:18-19
Was ist daran verkehrt?
Was ist daran verkehr, wenn wir der Tag Gottes herbei sehnen – weil wir die Ungerechtigkeit nicht mehr aushalten und nicht dabei zusehen wollen, wie alles noch mehr den Bach heruntergeht? Wenn es uns stört, dass sich die Menschen immer mehr von Gott abwenden? Wenn es uns anwidert, zu sehen, wie Personen vorgeben, Gott zu dienen – aber in Wirklichkeit tun was sie selbst wollen und andere mitreissen, die eigentlich Jehova dienen wollen?
Was ist daran verkehrt, wenn es uns weh tut zu sehen, wie die Menschen immer herzloser werden und die Natur immer mehr zerstören?
Ist hier ein ähnlicher Gedanke wie in Zephanja?
Im Jesaja-Buch Band I wird dazu auszugsweise gesagt:
Es ist also nichts dagegen einzuwenden, sich danach zu sehnen, dass Jehova bald die Erde von allem Übel reinigt
Kommentar — 26. Juli 2011 @ 07:55
Jule
Jesaja 6:9-10
Wie sind diese Verse zu verstehen?
Ist es nicht Jehovas Wunsch, dass der Böse bereut und der Schadenstifter seinen Lauf verläßt? Wieso sagt ER dann hier, dass er sie blind und taub machen will – damit sie nicht umkehren?
Im Jesajabuch wird dazu folgendes gesagt:
Kommentar — 26. Juli 2011 @ 08:00
Jule
noch etwas zu dem Thema „den Tag Jehovas herbei sehnen“. Im WT vom 15.11.1998 heißt es hierzu auszugsweise:
und in dem Buch „Lebe mit dem Tag Jehovas vor Augen“ heißt es unter dem Kapitel „Der Tag Jehovas – ein überaus wichtiges Thema“ auszugsweise:
wie wir sehen, könnte es auch für uns ein „Wehe“ bedeuten, wenn wir den Tag Jehovas herbeisehnen.
Es geht hier nicht darum, dass wir endlich von all unseren Problmen befreit werden – sondern dass Jehova endlich wirklich aufräumt und alle beseitigen wird, die sich nicht nach seinem Wort ausrichten.
Wenn wir uns also nun darauf ausruhen, dass ja bald der Tag Gottes kommt und wir sind ja in der Wahrheit, sind getaufte Zeugen Jehovas, besuchen die Zusammenkünfte und gehen predigen – dann könnte es uns trotzdem passieren, dass es für uns zu einem Wehe wird.
In dieser Hinsicht denke ich immer wieder an den Vortrag „Wie nennst du den Stein“, wo uns gezeigt wird, dass Probleme nicht nur schlecht sind, sondern in uns die schwachen Seiten zum Vorschein kommen lassen. Eine gute Gelegenheit, zu sehen, wo wir uns noch verbessern müssen und hart an uns zu arbeiten – damit wir noch mehr dem Willen Jehovas entsprechen…
Kommentar — 26. Juli 2011 @ 11:17
Jule
Jesaja 4 – 6
Jesaja 4:6
Hierzu finden wir sehr schöne Gedanken in dem „Jesaja-Buch“, Kapitel 6 ab Absatz 21:
Kommentar — 9. Juli 2012 @ 19:08
Jule
Jesaja 5 – Das Lied vom unfruchtbaren Weinberg
In dem Jesaja-Buch wird auf die schöne Poesie dieses „Liedes“ hingewiesen. Ob es dem Volk zu Herzen ging? Ob sie verstanden, was Jehova von ihnen wollte?
Sind vielleicht auch wir so ein „fruchtloser Weingarten“? Erinnern wir uns noch, dass Jesus sagte, man würde seine wahren Nachfolger an ihren Früchten erkennen?
In dem Gleichnis von Weizen und Unkraut sagt er, man würde zur Zeit der Ernte deutlich erkennen können, wer zum Weizen und wer zum Unkraut gehört. Nun sagt ja der treue und verständige Sklave, dass sich dies bereits erfüllt habe, als er aus der Christenheit wahre Anbeter „heraus gesammelt“ hat, die sich aufrichtig mit dem Erforschen der Bibel beschäftigt hatten und sich ernsthaft bemühten, das Gelernte anzuwenden und es an andere weiterzugeben. Damit wurden sie laut dem Gleichnis aus der Christenheit herausgelesen, so dass die Schnitter den Rest ausreißen und vernichten könnten.
Wir finden viele Prophezeiungen in der Bibel, die dem damaligen Volk Jehovas gegeben wurden und sich später noch an Babylon der Großen erfüllen sollten. Ich denke da auch an das, was ich in dem „Hesekiel-Buch“ gelesen habe. Aber wir dürfen uns nicht darauf ausruhen, dass all diese Dinge Babylon die Große betreffen und wir nun als Zeugen Jehovas nicht mehr dazu gehören.
Erinnern wir uns nur an einen Programmpunkt auf einem der vergangenen BZK’s, der zeigte, wie schnell wir in die Falle rutschen könnten, uns selbst zu einem Teil davon zu machen. Oftmals geschieht so etwas, ohne dass wir uns dessen bewußt sind. Daher ist auch der diesjährige BZK so passend.
Es ist gar nicht so einfach, die Gefahrenquellen sofort als solche zu erkennen. Ist ja auch logisch: der Widersacher will uns von der Anbetung Jehovas abbringen und er ist ja nicht dumm. Er hat tausende von Jahren Erfahrung darin, uns zu überlisten. Wie Paulus sagte, „nimmt er immer wieder die Gestalt eines Engels des Lichts an“, so dass wir denken, wir handeln richtig – in Wirklichkeit entfernen wir uns aber von Jehova. Schon Salomo sagte, dass es ‚einen Weg gäbe‘, „der vor den Augen eines Mannes gerecht erscheint, in Wahrheit ist er aber ein Weg des Todes“. Jeremia sagte, dass „das Herz verräterisch ist“. Daher ist es ja so wichtig, es zu behüten! Wie wir das tun können, haben wir ja auf dem BZK in diesem Jahr erfahren.
Falls du diesen Kongress erst noch besuchen wirst, dann darfst du dich wirklich darauf freuen. Es lohnt sich wirklich, alle drei Tage anwesend zu sein und jedem einzelnen Programmpunkt große Aufmerksamkeit zu schenken. Notizen zu machen hilft uns, mit den Gedanken beim Thema zu bleiben und nicht abzuschweifen. Besonders hilfreich finden wir persönlich, Aufnahmen vom Programm zu machen und sie uns in einer ruhigen Stunde noch mal anzuhören. Dies hat den Vorteil, dass wir nicht so abgelenkt sind durch die Leute um uns herum und dass die bereits gehörten Gedanken vertieft werden. Mit jedem neuen Anhören entdecken wir gute und wichtige Gedanken, die uns davor noch nicht aufgefallen sind. Es hilft uns, noch wochen- und monatelang von der Belehrung zu zehren. Aufnahmen von anderen Kongressen sind auch immer wieder gern willkommen, da sich dadurch noch andere Gedanken ergeben.
Diese Gedanken sind wirklich sehr wichtig, denn wenn unser Herz nicht mitspielt, gleichen wir vielleicht bald den Israeliten (Juden) hier. Auch sie hätten ihr Herz behüten müssen. In einem älteren Studienartikel hatten wir mal den Gedanken, dass Unkraut von allein wächst. Damit aber die gewünschte Pflanze wächst und gedeiht, ist viel Pflege nötig.
Der beste „Dünger“ ist Gottes Wort. Wenn wir in der Bibel lesen, dann wird unser Blick justiert und wir bemerken eher, wenn wir abdriften. Ein Bruder auf dem BZK verglich es mit dem Steuer eines Autos. Wir würden es auf einer unwegsamen Strecke niemals loslassen, sonst würden wir in einem Graben (oder noch schlimmer) landen. Ebenso dürfen wir das Steuer unseres Herzens nicht loslassen, denn unsere Strecke ist ebenfalls sehr unwegsam. Wir leben in den kritischen Zeiten, mit denen auch wir als Gottes Volk schwer fertig werden. Denn Jehova bewahrt uns ja nicht vor den Problemen, sonst würde ja der Widersacher zu ihm sagen: „sie dienen dir nur, weil du die Probleme von ihnen fern hältst“. Das wollen wir ja auch nicht.
Wenn wir regemmaessig in Gottes Wort lesen und damit die Ansichten unseres Herzens offen legen und erkennen, können wir gegen persönliche Schwächen angehen. Wir wissen ja: der Satan weiss, wo unsere Schwächen liegen – und genau dort setzt er an.
Wenn wir jeden Tag in der Bibel lesen, dann erkennen wir, was Jehova gefällt. Das Lesen verstärkt unsere Liebe zu ihm und aus ihr heraus entsteht der ernsthafte Wunsch, IHM zu gefallen. Dies können wir, indem wir das Gelernte in unserem Leben anwenden. Wenn Jehova sieht, dass dies unser innigster Wunsch ist, dann wird er uns den Helfer – seinen Geist – schicken. Mit ihm können wir die richtigen, die guten Früchte hervorbringen.
Dies hätte sich Jehova von seinem Volk gewünscht. Leider fanden sie selbst dies nicht so wichtig. Das Ergebnis kennen wir.
Erkennen wir den Schmerz in SEINER Stimme? Wie traurig und deprimiert ihn das macht! Stellen wir uns vor, wir hätten uns Monate oder Jahre lang so abgemüht, in der Hitze den Boden bearbeitet. Wieviel Kraft und Schweiß es gekostet hatte, danach die körperlichen Schmerzen. Und das alles für nix!
Verstehen wir Jehovas Gefühle? Wollen wir wirklich solche Gefühle in unserem Gott Jehova auslösen?
Kommentar — 9. Juli 2012 @ 19:52
Jule
Jesaja 5:24
Und wieder der Gedanke, warum es so wichtig ist, unser Herz zu behüten:
Auf dem BZK wurde der Gedanke hervorgehoben, dass sie sich die Worte Jehovas „auf die Tafeln ihres Herzens“ schreiben sollten. Die Israeliten werden bei dem Begriff an die beiden Gesetzestafeln gedacht haben, mit denen Moses von Jehova vom Berg herunter kam. Da die Tinte der damaligen Zeit so beschaffen war, dass man sie leicht wieder auswischen konnte – stellten die Tafeln etwas dauerhaftes dar. Hier konnte nichts ausgewischt werden. Es war tief eingemeisselt, wie eine Gravur.
Dies erwartet Jehova von seinem Volk: sie sollten ihn, sein Wort uns sein Gesetz tief in ihrem Herzen haben. Dauerhaft und nicht auslöschbar.
Hier wird dieser Gedanke anders ausgedrückt – aber gemeint ist das selbe: sie sollten sich das, was Jehova sagt „zu Herzen nehmen“
Was verstehen wir heute darunter, wenn von jemand gesagt wird, „er habe sich etwas zu Herzen genommen“? Sicherlich kommen uns zuerst tiefste Gefühle in den Sinn. Etwas, was einen Menschen zutiefst berührt. Was so großen Einfluß auf sein Denken und Fühlen – und auch auf sein Handeln hat. Nehmen wir als Beispiel eine Frau, die gerade erfahren hat, dass ihr Mann eine andere hat. Wenn sie ihn liebt, dann nimmt sie sich dies sehr zu Herzen. Was bedeutet das nun für sie?
Sie ist zutiefst betroffen. Ein großer Schmerz ist in ihrem Herzen, sie ist enttäuscht. Alle ihre Gedanken kommen immer wieder da an, dass ihr Mann sie nicht mehr liebt. Egal, was sie hört, sieht oder liest. Immer kommt sie an dem Punkt an, dass sie an den Verrat ihres Mannes denkt. Vielleicht überlegt sie, warum es soweit gekommen ist. Was hat sie falsch gemacht, was hat die andere, was sie nicht hat? Hätte es irgend etwas geändert, wenn sie etwas anders gemacht hätte? Es beherrscht ihre ganze Gedanken und auch die Gefühle, die sie empfindet, sind sehr heftig. Dies äußert sich auch in dem, was sie tut und worüber sie redet. Sie nimmt sich den Treuebruch wirklich zu Herzen.
Ebenso will Jehova in unserem Herzen sein. Natürlich nicht mit negativen Gedanken oder Gefühlen. Aber er möchte eine ähnliche Reaktion auf sein Wort. Es muss tief in unserem Innern sein und uns ganz erfüllen. Wir sollen bei allem, was wir sehen, hören und lesen immer bei ihm und seinem Wort kommen. Es soll intensive Gefühle bei uns auslösen, die sich auch in unseren Taten zeigen und darin, worüber wir reden.
Ja, Jehova will, dass wir uns seine Worte „zu Herzen nehmen“ und dann „unser Herz behüten“.
Wollen wir das auch?
Kommentar — 9. Juli 2012 @ 20:28
Jule
Jesaja 5:25
Einige sind entsetzt, wenn sie solche Verse in der Bibel lesen. Sie fühlen sich von so einem Gott abgestoßen, der so brutal und gewalttätig ist. Und sie haben Recht: wenn wir nur diesen Vers allein für sich lesen, dann könnte dieser Eindruck entstehen.
Allerdings müssen wir auch das Ganze im Zusammenhang lesen. Hier geht es ja nicht darum, dass Jehova ein strafender Gott wäre, der nur auf die Fehler seiner Anbeter achtet, um sie bestrafen zu können. Dies wäre dann wirklich abstoßend. Aber er richtet seine Worte an sein Bundesvolk, die für ihn wie eine geliebte Ehefrau sind – die ihn immer und immer wieder mit anderen Männern betrügt und über seine verletzten Gefühle spottet. Dies hatten wir ja gerade erst in Hosea betrachtet. Niemand würde einen Mann verachten, der eine solche untreue und herzlose Ehefrau „vor die Tür setzt“ und sie ihrem Schicksal überlässt. Sie hat es ja nicht anders gewollt!
Berücksichtigen wir bitte dabei auch, dass es nicht um einen einzelnen Fehltritt geht, sondern dass sich dies ganze über die Jahrhunderte hingezogen hat und dass er sie immer voller Liebe gebeten hat, doch endlich zur Besinnung zu kommen.
Wenn Jehova hier nicht endlich handeln würde, dann wäre dies sehr ungerecht denjenigen gegenüber, die die ganze Zeit treu bemüht sind, seinen Willen zu tun – und deshalb von dem untreuen Volk hart verfolgt und bedrängt werden. Diese sehnen sich danach, endlich wieder in Ruhe gelassen zu werden und das untreue Volk hat es ja auch selbst in der Hand, dass ihnen dieses Geschick nicht widerfährt. Sie könnten ja immer noch auf Jehovas Bitte reagieren und umkehren. Aber das wollen sie nicht!
Vielleicht ähnlich wie die Geschichte mit einem sehr gewalttätigen, egoistischen und herzlosen Verbrecher. Er terrorisiert die ganze Stadt. Alle haben Angst vor ihm. Er bestiehlt seine Nachbarn, verprügelt jeden, der ihm zufällig über den Weg läuft und bedroht die Kinder. Es gibt Gesetze und er wird vor ein Gericht gestellt. Er kommt ins Gefängnis für seine Taten, aber er kann ausbrechen. Nun wird er noch brutaler. Er ermordet jeden, dessen er habhaft werden kann, die Bewohner der Stadt sind in Panik. Irgendwann wird er verhaftet und kommt wieder vor Gericht. In dem Staat kann in besonders schweren Fällen die Todesstrafe verhängt werden.
Der Richter weist ihn darauf hin. Aber der brutale Mensch sieht das alles nicht ein. Er hat keinen Funken Reue, findet sich selbst toll und bedroht die Anwesenden im Gerichtssaal. Der Richter sagt noch einmal: „bitte kommen Sie doch zur Besinnung, sonst werden Sie die Todesstrafe erhalten. Wenn ich nur ein winziges Anzeichen von Reue erkennen könnte…“ Aber der Angeklagte lässt den Richter nicht ausreden, sondern verspottet und beschimpft ihn und prahlt damit, was er alles anstellen werde, wenn ihm die erneute Flucht aus dem Gefängnis gelingt. Aus diesem Grund wird die Todesstrafe noch am selben Tag vollstreckt.
Ist dieser Richter wirklich hart und unbarmherzig, dass er zu so einem gemeinen Urteil fähig ist und dies noch sofort vollstreckt?
Mußte er dies nicht tun – um all der Menschen Willen, die sich treu an die Gesetze hielten?
Ebenso ist es mit Gottes Volk hier. Sie haben sich ebenso hart, gemein, unbarmherzig und respektlos wie der Verbrecher verhalten. Auf Jehovas liebevolles Bitten haben sie nur mit Spott reagiert. Er hat sie immer und immer wieder gewarnt. Aber sie wollen nicht. Was soll Jehova da tun?
Jesaja 5:19
Im Interesse der ehrlichen, aufrichtigen, loyalen und sanftmütigen Menschen muss er handeln. Nicht nur hier, sondern bald auch in Harmagedon – jeder hat es ja selbst in der Hand. Jeder kann auf das liebevolle Zureden Jehovas reagieren und für IHN Stellung beziehen.
Ich finde das mehr als fair!
Kommentar — 9. Juli 2012 @ 20:57
Jule
Jesaja 6:2-3
Hier gibt es große Ähnlichkeiten mit der Vision Hesekiels: auch er sah diese fliegenden Geschöpfe mit den drei Flügelpaaren:
interessanterweise wird in dem Jesaja-Buch gesagt, dass hier durchaus ein gravierender Unterschied zu Hesekiel und Offenbarung besteht: hier ist als einzige Stelle in der Bibel von den Seraphen die Rede:
dadurch, dass in der Hoffnung für Alle lediglich von Engeln die Rede ist, ist das überhaupt nicht so aufgefallen – sorry
Kommentar — 9. Juli 2012 @ 21:03
Jule
Jesaja 4 – 6
Jesaja 4 – Jehova muss das Volk zuerst läutern, damit er es segnen kann
Jehova will sie nicht strafen, eigentlich will er sein Volk am liebsten segnen, weil er es liebt. Aber sie lassen ihm keine Wahl, sie sind bereits so weit fortgeschritten in ihrem schlechten Tun, dass ihnen jegliches Unrechtbewusstsein abhanden gekommen ist. Wie kann er sie da segnen?
Er macht es, wie es ein Goldschmied tut. Um aus dem Nugget, dem Rohstoff des Goldes das Edelmetall herauszuziehen, das zur Herstellung von Schmuck und kostbaren Gegenständen verwendet wird, muss das Gold geläutert werden, damit jeglicher Schmuck und alle Schlacke abgewaschen wird. Nur so entsteht dieser kostbare Rohstoff!
Ebenso muss er sein Volk läutern. Er muss ihre Schlechtigkeit und ihre Sünde abwaschen. Aber dies geht nur dadurch, dass er sie zuerst dafür zur Rechenschaft zieht. Denn erst dann erkennen sie den Ernst der Lage und sehen ein, dass sie schlecht gehandelt haben und der Vergebung bedürfen. Erst dann bereuen sie, was sie getan haben und kehren zu ihm um.
Damit geben sie IHM die Möglichkeit, sie versöhnlich in seine Arme zu schließen und zu sgenen. Aber den ersten Schritt dahin müssen schon sie machen. Die Motivation dafür liefert das Gericht!
weitere Gedanken aus den vergangenen Jahren dazu finden wir hier:
Kommentar — 11. Juli 2013 @ 11:39
Jule
Jesaja 5 – hätte Jehova wirklich eine andere Wahl gehabt?
hier finden wir einige interessante Gedanken aus den Vorjahren dazu:
Außerdem finden wir ja noch in den beiden Jesaja-Büchern (Jesaja Band I und Jesaja Band II) jede Menge Stoff. Es wird uns also niemals langweilig werden *freu*
Kommentar — 11. Juli 2013 @ 11:47
Jule
Jesaja 6 – warum ausgerechnet jetzt?
Warum wird Jesaja ausgerechnet zu der Zeit zum Volk geschickt, als Asarja/Usija stirbt?
Was ist in diesem Jahr besonderes? Wird nicht Hiskia nach ihm König und war dieser nicht für seine aufrichtige Treue bekannt?
Liegt das daran, dass das Exil von Israel bereits beschlossene Sache ist? Laut Zeitstrahl ist zu diesem Zeitpunkt Hosea bereits 5 Jahre König von Juda und nur 1 Jahr später werden Israe und Juda von Salmanassar angegriffen und Samaria wird belagert. Nach 3 Jahren Belagerung wird die Stadt schließlich eingenommen und sie werden ins Exil nach Assyrien geführt (2. Könige 18 und 19).
Der erste Teil von Gottes Volk hat also nicht mehr viel Zeit. Nur noch 4 Jahre, die das Zehnstämmereich Israel nutzen kann, um sich zu besinnen, um zu seinem Gott umzukehren. Vor diesem Hintergrund erkennen wir sehr gut, dass unser Gott Jehova keinesfalls hart und unfair ist, wenn er sie später straft!
Wahrscheinlich liegt genau hierin der Grund, warum es nun eilt, warum Jehova nun dringend einen weiteren Propheten zu ihnen schicken muss. Zwar waren schon einige vor Jesaja da – Joel, Jona, Amos und Hosea – aber sie scheinen bisher nicht den Ernst der Lage erkannt zu haben.
Bisher war noch nichts passiert, wer sagt ihnen denn, dass sich dies nun ändern würde? Waren denn nicht zwischen den Worten der bereits aufgetretenen Propheten und ihrer Zeit viele viele Jahre vergangen – ohne dass Jehova gehandelt hatte?
Ja, wer würde ihnen noch einmal den Ernst der Lage vor Augen führen? Ist dies nicht genau die Frage Jehovas – „wen soll ich senden?“. Ihr Glück, dass sich Jesaja bereitwillig zur Verfügung stellt, obwohl er durch das Geschick der vorherigen Propheten erkannt und gelernt hatte, dass dies ihn persönlich eine ganze Menge abverlangen würde. Aber er liebt Jehova von ganzem Herzen und er will einfach nicht die Hoffnung aufgeben, dass sich das Volk doch noch ändert.
Wie traurig ihn das macht, was er heute unter seinen Brüdern beobachten kann! Wenn sie doch nur umkehren würden!
Daher macht er sich voller Eifer ans Werk. Dafür, dass sie dann doch nicht hören, kanner schließlich nichts…
Kommentar — 11. Juli 2013 @ 11:51