Höhepunkte zum Bibelbuch Amos

WT vom 01.04.1984

Was uns die Bibel lehrt: Amos 1:1 bis 9:15

Der Niedergang einer Nation

„MACHE dich bereit, deinem Gott zu begegnen“, sagte „Jehova, der Gott der Heerscharen“, zur Nation Israel (Amos 4:12, 13). Weshalb? Vom Wohlstand geblendet, hatten die Israeliten sein Gesetz vergessen und sich der Verunreinigung seines heiligen Landes durch Götzendienst, Unmoral, Blutvergießen und Gewalttat schuldig gemacht.

Amos wurde zum Propheten erweckt, um eine Warnungsbotschaft zu übermitteln, und zwar nicht nur seiner eigenen Nation Juda, sondern insbesondere dem nördlichen Königreich Israel. Er verurteilte Israel wegen seiner zügellosen Lebensweise und prophezeite das Ende dieses Königreiches durch die Hände feindlicher Nationen. Das Buch Amos, das irgendwann zwischen 829 v. u. Z. und 804 v. u. Z. geschrieben wurde, vermittelt uns einen Einblick in Gottes Fähigkeit, Unglücke vorherzusagen, und enthält einige zeitgemäße Warnungen.

Feurige Vernichtung der Feinde Gottes

Niemand kann Gottes Gerichten entrinnen. Wie wahr dies doch im Falle von Damaskus (Syrien), Gasa (Philistäa) und Tyrus sowie von Edom, Ammon, Moab und Juda war! Wegen ihrer Verfehlungen würde Jehova seine Hand ‘nicht von ihnen abwenden’. Eigentlich diente die Vorhersage ihres Unglücks nur dazu, das Gericht zu betonen, das Israel bevorstand, weil es seinen Bund mit Gott nicht gehalten und Gottes Gesetze vergessen hatte (Amos 1:1 bis 2:16).

Beachte Gottes Warnung. „Nur euch habe ich erkannt von allen Familien des Erdbodens“, sagte Jehova zu den Israeliten (Amos 3:2). Doch ihre sündige Handlungsweise verriet Geringschätzung gegenüber dem Namen und der Souveränität Gottes. Viele waren entschlossen, reich zu werden, indem sie auf Kosten ihrer Brüder in sinnlosem Luxus lebten und ein „Winterhaus zusätzlich zum Sommerhaus“ hatten (Amos 3:15). Mit trügerischen Gewichten betrogen sie die Armen. Da sie die wahre Anbetung aufgegeben hatten, verdienten sie es, von Jehova bestraft zu werden. Aber ‘Jehova würde kein Ding tun, es sei denn, er würde es seinen Dienern offenbaren’. Deshalb sagte Amos Jehovas Gerichte voraus und forderte sie auf: „Mache dich bereit, deinem Gott zu begegnen“ (Amos 3:1 bis 4:13).

Jehova ist Rettung

Gott wird denen Barmherzigkeit erweisen, die bereuen. „Sucht nach mir, und bleibt am Leben“, lautete Jehovas Aufruf an die Israeliten (Amos 5:4). „Haßt das Böse, und liebt das Gute“ (Amos 5:15). Solche Worte wurden jedoch ignoriert. Abtrünnige gingen lieber nach Bethel und Gilgal, den Zentren des Götzendienstes, und brachten dort falschen Göttern Opfer dar (Amos 5:26; 1. Könige 12:28-30). Auf reichverzierten Ruhebetten aus Elfenbein tranken selbstgefällige Übeltäter edelsten Wein und verwöhnten sich mit den auserlesensten Ölen und Speisen (Amos 5:11; 6:4-6). Der „Tag Jehovas“ würde kommen, und Gott hatte „bei seiner eigenen Seele“ Israel Vernichtung geschworen (Amos 5:18; 6:8). Jehova würde eine Nation erwecken, die Israel bedrücken und ins Exil führen sollte (Amos 5:1 bis 6:14).

Fürchte Jehova, nicht Gegner. Die Vernichtung Israels hätte durch einen Heuschreckenschwarm oder durch ein alles verzehrendes Feuer herbeigeführt werden können. Amos legte aber für Israel Fürsprache bei Gott ein, und Jehova „empfand Bedauern“ über sein Gericht. Daher wurde es nicht auf diese Weise vollstreckt. Doch wie ein Maurer, der mit einem Senkblei die Senkrechte einer Mauer überprüft, würde Jehova Israel „fernerhin nicht mehr entschuldigen“ (Amos 7:1-8). Die Nation mußte verwüstet werden. Über die Botschaft des Propheten erbost, beschuldigte ihn Amazja, ein Priester der Kälberanbetung, zu Unrecht des Verrats und befahl ihm, ‘in das Land Juda zu laufen und nicht mehr in Bethel zu prophezeien’ (Amos 7:12, 13). Verkroch sich Amos? Nein. Furchtlos sagte er den Tod Amazjas und Unglück für dessen Familie voraus. Wie zur Erntezeit die Früchte eingesammelt werden, so war es für Jehova an der Zeit, mit Israel abzurechnen. Es würde kein Entrinnen geben (Amos 7:1 bis 8:14).

Hoffnung besteht für diejenigen, die auf Jehova vertrauen. „Ich [werde] das Haus Jakob nicht vollständig vertilgen“, sagte Jehova. Für einige der Nachkommen Jakobs bestand immer noch Hoffnung, aber nicht für die Sünder. Ihre Vernichtung war gewiß. Dennoch würde Jehova „die Gefangenen“ des Volkes Israel „zurückkehren lassen“ (Amos 9:1-15).

Die Lehre für uns: Wer sich zu einem Feind Gottes macht, verdient den Tod. Doch jedem, der die göttliche Warnungsbotschaft beachtet und bereut, wird Jehovas Barmherzigkeit zuteil, und er bleibt am Leben. Wenn wir Gott fürchten, werden wir nicht zulassen, daß uns Gegner davon abhalten, seinen Willen zu tun.

BIBELTEXTE NÄHER BELEUCHTET
○ 1:5 — In alter Zeit hatten Städte hohe Mauern mit riesigen Toren.
Um diese Tore zu verschließen, legte man an ihrer Innenseite lange Riegel aus Eisen oder Bronze an. ‘Den Riegel von Damaskus zu zerbrechen’ bedeutete, daß die syrische Hauptstadt vor den Assyrern fallen würde. Es wäre so, als ob ihre Stadttore nicht verschlossen werden könnten, weil ihre Riegel zerbrochen worden wären (2. Könige 16:8, 9).

○ 4:1 — Die den Luxus liebenden Frauen in Samaria wurden als „Kühe Baschans“ bezeichnet.
Baschans vorzügliche Weideplätze waren für die Viehzucht gut geeignet (5. Mose 32:14; Hesekiel 39:18). Die selbstsüchtigen „Kühe Baschans“ drängten ihre „Herren“ oder Männer offensichtlich, Geld von den Armen zu erpressen, damit sie ihre „Elfenbeinhäuser“ füllen konnten (Amos 3:15). Ein solches Verhalten zog jedoch göttliche Strafe nach sich.

○ 4:6 — Die Bedeutung des Ausdrucks „Reinheit der Zähne“ wird durch den Parallelbegriff „Brotmangel“ geklärt.
Der Ausdruck scheint daher auf eine Zeit der Hungersnot Bezug zu nehmen, in der die Zähne rein waren, weil es nichts zu essen gab. Wahrscheinlich hatte Jehova sein Mißfallen über das götzendienerische Zehnstämmereich dadurch zum Ausdruck gebracht, daß er gemäß seiner bereits lange zuvor ergangenen Warnung eine Hungersnot ins Land sandte (5. Mose 28:48). Doch weder diese noch andere Äußerungen des göttlichen Gerichts berührten das Herz des bundbrüchigen Volkes (Amos 4:6, 8-11).

○ 5:2 — Als Amos seine Prophezeiung äußerte, war sowohl das Volk Israel als auch sein Land noch nicht von einer fremden Macht erobert oder überwältigt worden.
Deshalb wurde das Volk als eine Jungfrau dargestellt. In nur wenigen Jahren sollte die Jungfrau Israel an die Assyrer fallen und „ins Exil jenseits von Damaskus gehen“ (Amos 5:27). Amos war sich der Vernichtung Israels wegen der Untreue der Nation so gewiß, daß er dieses Ereignis so beschrieb, als habe es bereits stattgefunden.

○ 7:1 — Mit dem „gemähten Gras des Königs“ war höchstwahrscheinlich die Steuer oder Abgabe gemeint, die der König erhob, um für den Nahrungs- und Futtermittelbedarf seiner Reiter und seiner Tiere zu sorgen.
Die königliche Steuer mußte zuerst entrichtet werden, dann konnte sich das Volk „Gras“ für den eigenen Bedarf nehmen. Doch bevor es dazu in der Lage war, kamen die Heuschrecken und fraßen die Spätsaat.

○ 8:2 — Die Sommerfrüchte wurden gegen Ende der Erntezeit gepflückt.
Das Ende des landwirtschaftlichen Jahres war somit ein Symbol dafür, daß das Ende Israels gekommen war. „Ich werde sie fernerhin nicht mehr entschuldigen“, erklärte Jehova. Die Nation hatte mit der Vollstreckung seines Gerichts zu rechnen.

○ 9:7 — Wegen ihrer treuen Vorväter hatte Jehova die Israeliten auserwählt und ihre Vorfahren aus der ägyptischen Knechtschaft befreit und in das Land Kanaan gebracht.
Sie hatten aber keinen Grund, darauf stolz zu sein, denn wegen ihrer Bosheit standen sie genauso da wie die Kuschiten. (Vergleiche Römer 2:25.) Die Befreiung aus Ägypten bot ihnen ebensowenig eine Gewähr dafür, daß sie bei Gott ständig gut angesehen waren, wie die Tatsache, daß die Philister und die Syrer nicht mehr an ihren früheren Wohnsitzen lebten. Die Abstammung von den treuen Patriarchen würde die Israeliten nicht retten. Von Gott anerkannt zu werden hängt davon ab, daß man sich seinem Willen fügt (Amos 9:8-10; Apostelgeschichte 10:34, 35).

Jule | 06.29.11 | Höhepunkte der Bibellesung |

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  1. WT 01.10.2007

    „MACHE DICH BEREIT, DEINEM GOTT ZU BEGEGNEN“

    (Amos 1:1 bis 9:15)

    Amos hat eine Botschaft für die Feindnationen rund um Israel sowie für Juda und Israel. Syrien, Philistäa, Tyrus, Edom und Moab erwartet Vernichtung, weil sie Gottes Volk grausam behandelt haben. Den Bewohnern von Juda steht Vernichtung bevor, ‘weil sie das Gesetz Jehovas verworfen haben’ (Amos 2:4). Was ist über das Zehnstämmereich Israel zu sagen? Es hat die Armen ausgebeutet, Unsittlichkeit verübt, Gottes Propheten respektlos behandelt und andere Sünden begangen. Amos macht warnend darauf aufmerksam, dass Jehova „mit den Altären von Bethel Abrechnung halten“ und „das Winterhaus zusätzlich zum Sommerhaus schlagen“ wird (Amos 3:14, 15).

    Obwohl die götzendienerischen Israeliten schon mehrmals bestraft wurden, bleiben sie verstockt. Amos ruft Israel auf: „Mache dich bereit, deinem Gott zu begegnen“ (Amos 4:12). Für die Israeliten bedeutet der Tag Jehovas, dass Jehova sie „ins Exil jenseits von Damaskus“, das heißt nach Assyrien, gehen lassen wird (Amos 5:27). Ein Priester von Bethel leistet Amos Widerstand, doch Amos lässt sich nicht beirren. Jehova sagt zu Amos: „Das Ende ist für mein Volk Israel gekommen. Ich werde sie nicht mehr weiterhin entschuldigen“ (Amos 8:2). Weder im Scheol noch auf den Höhen der Berge sind sie vor Gottes Strafgerichten sicher (Amos 9:2, 3). Jehova verheißt jedoch auch eine Wiederherstellung: „Ich will die Gefangenen meines Volkes Israel zurückkehren lassen, und sie werden tatsächlich die verödeten Städte bauen und sie bewohnen und Weingärten pflanzen und den Wein davon trinken und Gärten anlegen und die Frucht davon essen“ (Amos 9:14).

    Antworten auf biblische Fragen:

    4:1 — Wen stellen die „Kühe Baschans“ dar?
    Die Hochebene Baschan östlich des Galiläischen Meeres war für ihren erstklassigen Viehbestand bekannt, unter anderem Kühe. Die saftigen Weiden in der Gegend boten für die Viehzucht gute Vorraussetzungen. Amos sprach von den Luxus liebenden Frauen Samarias als von den Kühen Baschans. Diese Frauen haben bestimmt ihre „Herren“ — ihre Männer — dazu gedrängt, einfache Menschen zu betrügen, damit sie ihrem Hang nach Luxus besser frönen konnten.

    4:6 — Worauf deutet der Ausdruck „Reinheit der Zähne“ hin?
    Da er parallel zu dem Wort „Brotmangel“ gebraucht wird, könnte er sich auf eine Zeit der Hungersnot beziehen, in der die Zähne mangels Nahrung sauber bleiben.

    5:5 — In welchem Sinn sollte Israel ‘nicht nach Bethel suchen’?
    Jerobeam hatte in Bethel den Kälberkult eingeführt, worauf die Stadt zu einem Zentrum falscher Anbetung geworden war. Sowohl in Gilgal als auch in Beerscheba müssen abtrünnige Anbetungsformen praktiziert worden sein. Um dem vorhergesagten Unheil zu entgehen, musste Israel seine Pilgerreisen zu diesen Orten einstellen und wieder Jehova suchen.

    7:1 — Was ist mit „dem gemähten Gras des Königs“ gemeint?
    Dieser Ausdruck bezieht sich wahrscheinlich auf die Steuer, die der König für die Versorgung seiner Reiter und Tiere erhob. Diese Steuer musste entrichtet werden, „als die Spätsaat aufzugehen begann“. Danach konnte das Volk ernten. Doch noch bevor es dazu kam, bildete sich ein Heuschreckenschwarm, der die ganze Ernte und alle anderen Pflanzen vernichtete.

    8:1, 2 — Worauf deutete der „Korb Sommerfrüchte“ hin?
    Er deutete darauf hin, dass Jehovas Tag nahe war. Sommerfrüchte werden gegen Ende der Erntesaison eingebracht, das heißt gegen Ende des landwirtschaftlichen Jahres. Der „Korb Sommerfrüchte“, den Jehova Amos sehen ließ, bedeutete, dass Israels Ende kurz bevorstand. Gott bestätigte dies mit den Worten: „Das Ende ist für mein Volk Israel gekommen. Ich werde sie nicht mehr weiterhin entschuldigen.“

    Lehren für uns:

    1:3, 6, 9, 11, 13; 2:1, 4, 6. Jehova ist zornig auf Israel, Juda und die sechs Nachbarnationen. Im Hinblick auf diesen Zorn sagt er: „Ich [werde] es nicht abwenden.“ Jehovas Strafgerichten kann niemand entgehen (Amos 9:2-5).

    2:12. Wir sollten Pioniere, reisende Aufseher, Missionare und Mitglieder der Bethelfamilie, die viel gute Arbeit leisten, nicht entmutigen, indem wir ihnen nahelegen, den Vollzeitdienst aufzugeben und ein „normales“ Leben zu führen. Ermutigen wir sie vielmehr, sich weiter fleißig einzusetzen.

    3:8. Wie man beim Brüllen eines Löwen in Furcht gerät, so fühlte sich Amos zum Predigen gedrängt, als er Jehova sagen hörte: „Geh, prophezeie meinem Volk“ (Amos 7:15). Wir sollten aus Gottesfurcht die Königreichsbotschaft eifrig predigen.

    3:13-15; 5:11. Mit Jehovas Hilfe konnte Amos, ein einfacher Viehhirt, begüterten, selbstzufriedenen Menschen ‘Zeugnis geben’. Ebenso kann Jehova auch uns ausrüsten, die Königreichsbotschaft zu verkündigen, ganz gleich, wie schwierig das in einem bestimmten Gebiet sein mag.

    4:6-11; 5:4, 6, 14. Obwohl die Israeliten immer wieder versäumten, zu Jehova ‘umzukehren’, wurde ihnen ans Herz gelegt: „Sucht Jehova, und bleibt am Leben.“ Solange Jehova das gegenwärtige böse System der Dinge noch duldet, sollten wir den Menschen dringend raten, sich Gott zuzuwenden.

    5:18, 19. ‘Den Tag Jehovas herbeizusehnen’, ohne wirklich dafür bereit zu sein, ist unvernünftig. Wer das tut, handelt wie jemand, der vor einem Löwen davonläuft, nur um einem Bären zu begegnen, und der dann auf der Flucht vor dem Bären von einer Schlange gebissen wird. Wir würden gut daran tun, geistig ‘wach zu bleiben’ und stets in Bereitschaft zu sein (Lukas 21:36).

    7:12-17. Wir sollten die Botschaft Gottes furchtlos und mutig verkündigen.

    9:7-10. Die Israeliten waren zwar Nachkommen treuer Patriarchen und eines Volkes, das Gott auserwählt und aus Ägypten befreit hatte, doch das bewahrte treulose Israeliten nicht davor, wie die Kuschiten vor Gott schlecht dazustehen. Ein guter Stand vor unserem unparteiischen Gott wird nicht durch eine bestimmte Abstammung gewährleistet, sondern dadurch, dass man Gott „fürchtet und Gerechtigkeit wirkt“ (Apostelgeschichte 10:34, 35).
    Was wir tun müssen

    Der Tag, an dem Gottes Urteil an Satans Welt vollstreckt wird, ist nahe. Gott hat seinen Geist auf seine Anbeter ausgegossen und sie ausgerüstet, die Menschheit vor dem Kommen dieses Tages zu warnen. Sollten wir nicht mit ganzer Kraft anderen helfen, Jehova kennenzulernen und ‘seinen Namen anzurufen’? (Joel 2:31, 32).

    Amos lässt die Aufforderung ergehen: „Hasst das Böse, und liebt das Gute, und gebt dem Recht einen Platz im Tor“ (Amos 5:15). Jetzt, wo Jehovas Tag nahe ist, wäre es klug, Gottes Nähe zu suchen und uns von der bösen Welt sowie dem verderblichen Umgang mit ihr fernzuhalten. Wie zeitgemäß sind doch in diesem Zusammenhang die Lehren, die wir aus den Bibelbüchern Joel und Amos ziehen können! (Hebräer 4:12).

    Kommentar — 29. Juni 2011 @ 20:11

  2. WT 15.09.1981

    Amos vermittelt Verständnis über Katastrophen und Unglücke

    WÄHREND Arbeiter aus der vom Erdbeben zerstörten Kirche in Balvano (Italien) Leichen bargen, rief der Priester Salvatore Pagliocchi in seiner Verzweiflung aus: „Wie kann ich diesen Leuten klarmachen, daß es Gottes Beschluß war, ihre Angehörigen während einer Messe zu sich zu nehmen?“ (Daily Post, Liverpool, 25. November 1980).

    Hast du nicht auch festgestellt, daß viele Menschen der Auffassung sind, Gott sei für die heutigen Katastrophen und Unglücke verantwortlich? Aus der Bibel geht indes hervor, daß die vielen Überschwemmungen, Waldbrände, Erdbeben und anderen derartigen Katastrophen nicht dem Mutwillen des Gottes der Liebe zuzuschreiben sind (1. Joh. 4:8). Oft handelt es sich um unberechenbare Auswirkungen von Naturkräften. Doch dem Menschen bleibt eine gewisse Verantwortung nicht erspart, da er in überschwemmungsgefährdeten Ebenen oder erdbebenanfälligen Gebirgslandschaften Städte baut.

    Allerdings wurden Katastrophen — auch Erdbeben, die viele Todesopfer fordern — in der Bibel für unsere Zeit vorhergesagt. Gott verursacht diese Ereignisse zwar nicht, doch hat er ihr Auftreten prophezeit. Das kleine Bibelbuch Amos vermittelt uns einen Einblick in Gottes Fähigkeit, bevorstehende Unglücke vorherzusagen, und enthält einige für uns zeitgemäße Warnungen, die wir beachten sollten.

    Amos war ein Hebräer und lebte in Tekoa, einem Städtchen, das etwa 15 km südlich von Jerusalem lag. Daß er als ein Prophet in Frage kam, der eine Gerichtsbotschaft ausrichten sollte, mag sehr unwahrscheinlich erschienen sein. Warum?

    Einige Männer konnten sich darauf berufen, daß ihr Vater ein Prophet war oder daß sie zu einer Gemeinschaft gehörten, die als „die Söhne der Propheten“ bekannt war (2. Kö. 2:3; 4:1). Nicht so Amos. Auf die Herausforderung eines einflußreichen Priesters im Nordreich entgegnete Amos:

    „Ich war kein Prophet, noch war ich der Sohn eines Propheten; sondern ich war ein Rinderhirt [„Viehhirt“, Elberfelder Bibel] und ein Maulbeerfeigenritzer. Und Jehova nahm mich dann hinter der Kleinviehherde weg, und Jehova fuhr fort, zu mir zu sprechen: ,Geh, prophezeie meinem Volk Israel‘ “ (Amos 7:14, 15).

    Amos war also kein wohlhabender Herden- oder Landbesitzer. Er war ein einfacher Arbeiter, der sich auf den Weidegründen Judas um Schafe kümmerte und in der Saison eine minderwertige Art Feigen ritzte, damit sie süßer wurden. Doch wenn auch Amos’ Herkunft nicht beeindruckend war, so war es doch gewiß seine Botschaft, die er unter der Leitung Jehovas verkündete.

    Er prophezeite irgendwann zwischen den Jahren 829 und 803 v. u. Z., als im Nordreich Israel Jerobeam II. und im Südreich Juda Usija herrschte. Wie Amos sagte, hatte er die Vision „zwei Jahre vor dem Erdbeben“ (Amos 1:1). Der Geschichtsschreiber Josephus berichtet, daß sich ein Erdbeben ereignete, als Usija sich erkühnte, im Heiligen des Tempels Jehovas Räucherwerk darzubringen. Doch das Erdbeben, das Amos erwähnte und das so stark war, daß auch Sacharja noch davon sprach, scheint sich zu einer früheren Zeit während der Herrschaft Usijas ereignet zu haben (2. Chron. 26:16 bis 27:1; Sach. 14:5).

    Amos wurde in einer Zeit Prophet, in der allem Anschein nach Ruhe eingekehrt war und alles gutging. Im Süden hatte Usija mit Gottes Unterstützung militärische Erfolge errungen. Auch im Nordreich schien Sicherheit zu herrschen. Jerobeam hatte Israels Grenzen wieder auf ihren früheren Stand ausgedehnt, und von der Kriegsmaschinerie der Assyrer, die Syrien angegriffen hatte, wurde Israel anscheinend noch nicht bedroht (2. Kö. 14:23-28).

    KORRUPTION BESCHWÖRT UNHEIL HERAUF

    Doch die Lage war insgesamt nicht so angenehm und verheißungsvoll, wie es schien. Israel wurde von einem Unheil bedroht, insbesondere durch die Assyrer. Jehova Gott erwählte Amos und sandte ihn aus der Einsamkeit Judas in das Nordreich Israel, damit er eine Gerichtsbotschaft verkünde.

    Liest man das kurze Buch Amos, so erlangt man eine gewisse Vorstellung von den Verhältnissen in Israel, die Jehova veranlaßten, Amos dorthin zu senden. Kurz gesagt, herrschten Wohlfahrt und Ausschweifung.

    Die Sorglosigkeit und der Wohlstand vieler Israeliten bestimmten sie für das Gericht. Die Reichen lebten in ausgesprochenem Luxus. Man hatte Sommerhäuser und Winterhäuser, von denen einige aus kostbaren behauenen Steinen gebaut waren. Archäologische Funde haben den Bericht des Amos bestätigt, daß die Wohlhabenden über Ruhebetten verfügten, die mit Elfenbeineinlagen oder -schmuck reich verziert waren. Sie tranken den edelsten Wein und verwöhnten sich in zügelloser Weise mit den auserlesensten Ölen und Speisen (Amos 3:12, 15; 5:11; 6:4, 6).

    Wie erlangten diese wohlhabenden Israeliten ihren Reichtum, und wie hielten sie ihn zusammen? Durch Ungerechtigkeit, Unterdrückung und andere üble Praktiken. In ihrer Selbstsucht betrogen sie die Armen, indem sie ihnen beim Verkauf von Getreide ein geringeres Maß (zudem noch schlechte oder minderwertige Qualität) gaben und trügerische Gewichte benutzten. Sie zögerten nicht, Arme wegen geringer Schulden in die Sklaverei zu verkaufen, noch gaben sie den Armen Kleidungsstücke zurück, die diese als Pfand gegeben hatten, aber wieder benötigten (Amos 2:6, 8; 8:4-6).

    Ihre Mißachtung des Weges Gottes kam aber auch noch durch vieles andere zum Ausdruck. Vater und Sohn hatten Geschlechtsbeziehungen mit ein und derselben Frau. Die Reichen müssen es in Anbetracht ihrer luxuriösen, sinnlichen Lebensweise als einen Tadel empfunden haben, daß sich die Nasiräer des Weins enthielten. Aus diesem Grund versuchten sie, die Lauterkeit der Nasiräer zu brechen. Der reine Gott haßte deswegen die Heuchelei, mit der die Reichen den Zehnten gaben, Opfer darbrachten und rituelle Feste feierten (Amos 2:7, 11, 12; 4:4, 5; 5:21).

    Gott antwortete auf den religiös-sittlichen Verfall Israels, indem er Amos mit der Botschaft über das drohende Unheil sandte. Doch Amos hatte auch Worte des Trostes und der Hoffnung.

    DIE UNHEILVOLLE BOTSCHAFT DES AMOS

    Das Buch beginnt mit Urteilen über Nachbarnationen. Damaskus (Syrien), Gasa (Philistäa), Tyrus, Edom, Ammon und Moab haben Gottes Volk mitunter so schlecht behandelt, daß es dem menschlichen Gewissen hohnspricht. Die Vorschau auf das Gericht schließt Juda ein. Was zeigt sie? Wenn alle diese Nachbarnationen ein Gericht zu erwarten haben, wie könnte dann Israel hoffen zu entrinnen, da seine Schuld aufgrund der Mißachtung dessen, was Gott für dieses Volk getan hat, noch größer ist? (Amos 1:1 bis 2:16).

    Jede Wirkung hat eine Ursache, und der Umstand, daß Amos prophezeit, ist Jehova zuzuschreiben; Amos würde sich fürchten, nicht zu prophezeien (Amos 3:1-8). Er erwähnt zwar Assyrien nicht, doch versichert er den Israeliten, daß ein Feind gegen die vergnügungssüchtige Nation heranrücken werde (Amos 3:9-15). Israel ist nicht auf Gottes Zurechtweisungen eingegangen. Deshalb sagt Amos warnend: „Mache dich bereit, deinem Gott zu begegnen.“ Ja, die Israeliten sollten ihre Fehler erkennen und sich ändern. Sonst wird der Schöpfer dafür sorgen, daß Unheil über sie kommt (Amos 4:1-13).

    Doch die Israeliten werden nicht auf den gütigen Aufruf hören: „Suchet Jehova, und bleibt am Leben.“ Sie werden die Aufforderung „Haßt das Böse und liebt das Gute“ nicht befolgen. Daher kommt der schreckliche „Tag Jehovas“ mit Sicherheit. Gott sagt durch Amos voraus, daß die Israeliten ins Exil gehen werden. Das traf ein; die Assyrer überrannten sie und führten Gefangene weg (2. Kö. 17:1-6). Israel ließ die von Amos erteilte Rüge außer acht und mußte deshalb die Vernichtung erleiden, die der Prophet vorhergesagt hatte (Amos 5:1 bis 6:14).

    In einer Reihe anschaulicher Aussprüche zeigt Amos, daß das Ende Israels herannaht. Die zu erwartende Verwüstung sollte einer Verheerung gleichen, die ein gefräßiger Heuschreckenschwarm anrichten könnte oder ein Feuer, das sogar Wasser verzehrt. In beiden Fällen legt Amos Fürsprache ein. Doch die nächste Vision ist endgültig. Wie ein Maurer, der die Geradheit einer Mauer mit einem Senkblei überprüfen kann, so stellt Gott fest, daß Israel nicht mehr rechtschaffen ist, sondern die Verwüstung verdient. Amazja, ein Priester, der bei der Kälberanbetung dient, beschuldigt Amos des Hochverrats und befiehlt ihm, nach Juda zurückzukehren. Doch Amos bleibt standhaft und sagt sogar das Gericht an Amazja voraus (Amos 7:1-17).

    Früchte werden am Ende der Reifezeit eingesammelt; so ist auch das Ende Israels nahe. Jehova schwört bei sich selbst, daß er das Volk zur Rechenschaft ziehen wird. Wenn die Urteilsvollstreckung kommt, werden die Israeliten ein Wort von Gott erwarten, doch es wird zu spät sein. Niemand wird entrinnen, selbst dann nicht, wenn man sich in den Höhlen des Karmel verbergen würde (Amos 8:1 bis 9:7).

    Gott wird das Land erschüttern, als ob Israel keine ihm hingegebene Nation sei. Aber die Lage ist nicht hoffnungslos. Einige der Nachkommen Jakobs sollten bewahrt werden. Und sie wurden bewahrt. Sowohl Angehörige Israels als auch Judas kehrten 537 v. u. Z. aus der Gefangenschaft zurück (Amos 9:8-10, 13-15).

    Noch trostreicher ist Amos’ Vorhersage über die Wiederaufrichtung der „Hütte Davids“. Im Jahre 49 u. Z. zitierte der Jünger Jakobus diesen Teil der Prophezeiung des Amos. Es gab inzwischen einen gesalbten voraussichtlichen König aus der Linie Davids: Jesus Christus. Durch die Einsammlung christlicher Jünger — Juden und Nichtjuden —, die Mitherrscher mit Jesus sein sollten, erfüllten sich die Worte aus Amos 9:11, 12 auf wunderbare Weise (Apg. 15:13-18).

    KATASTROPHEN IN UNSERER ZEIT

    Wie Amos in der Lage war, vorauszusagen, was über Israel kommen sollte, so konnte Jesus Christus internationale Entwicklungen der heutigen Zeit vorhersagen. Zwar verursacht weder Jehova, der liebevolle Gott, noch sein Sohn Kriege, Lebensmittelknappheit und Erdbeben, doch durch diese Katastrophen, die seit dem Ersten Weltkrieg eingetreten sind, erfüllt sich Jesu Prophezeiung über den „Abschluß des Systems der Dinge“ (Matth. 24:3-12). Interessanterweise sagte der Chef des U.S. Geological Survey’s Office of Geochemistry and Geophysics nach der Katastrophe, die sich im November 1980 in der Nähe von Neapel (Italien) ereignete: „Es gibt einige Hinweise, daß sowohl die Vulkan- als auch die Erdbebentätigkeit weltweit zunimmt.“

    Wir haben bestimmt guten Grund, Jesu Warnung zu beherzigen, auf der Hut zu sein und uns nicht in ein luxuriöses Leben verstricken zu lassen wie die Israeliten in den Tagen des Amos. Die Tatsachen beweisen, daß das „Ende“ des gegenwärtigen verderbten Systems der Dinge nahe ist. Deshalb sollten wir ‘beharrlich wachen’ (Matth. 24:14, 36-44; Amos 5:14).

    Kommentar — 29. Juni 2011 @ 20:11

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