Esther 1 – 3
Kapitel 1
Nun geschah es in den Tagen des Ahasvẹrus, das ist der Ahasvẹrus, der von Indien bis Äthiopien als König [über] hundertsiebenundzwanzig Gerichtsbezirke herrschte, 2 in jenen Tagen, als König Ahasvẹrus auf seinem Königsthron saß, der sich in Sụsa, der Burg, befand, 3 [daß] er im dritten Jahr seiner Regierung ein Festmahl für alle seine Fürsten und seine Diener hielt, die Streitmacht von Persien und Mẹdien, die Edlen und die Fürsten der Gerichtsbezirke vor ihm, 4 als er den Reichtum seines herrlichen Königreiches und die Ehre [und] die Schönheit seiner Größe viele Tage lang, hundertachtzig Tage, zeigte. 5 Und als diese Tage voll geworden waren, hielt der König für alles Volk, das sich in Sụsa, der Burg, befand, für die Großen wie auch [für] die Kleinen, sieben Tage lang ein Festmahl im Hof des Gartens des Königspalastes. 6 Da gab es Linnen, feine Baumwolle und blauen Stoff, festgehalten in Schnüren aus feinem Gewebe, und purpurrötlichgefärbte Wolle an silbernen Ringen und Marmorsäulen, Ruhebetten aus Gold und Silber auf einem Pflaster aus Pọrphyr und Marmor und Perlmutter und schwarzem Marmor.
7 Und man reichte zum Trinken [Wein] in goldenen Gefäßen; und die Gefäße waren voneinander verschieden, und der königliche Wein war in großer Menge [vorhanden], den Mitteln des Königs entsprechend. 8 Was die Zeit des Trinkens nach dem Gesetz betrifft, da war niemand, der nötigte, denn so hatte es der König für jeden großen Mann seiner Hausgemeinschaft angeordnet, damit nach dem Belieben eines jeden und aller getan werde.
9 Auch Wạschti, die Königin, selbst hielt ein Festmahl für die Frauen in dem Königshaus, das König Ahasvẹrus gehörte.
10 Als am siebten Tag des Königs Herz vom Wein in froher Stimmung war, hieß er Mẹhuman, Bịstha, Harbọna, Bịgtha und Abạgtha, Sẹthar und Kạrkas, die sieben Hofbeamten, die der Person des Königs Ahasvẹrus dienten, 11 die Königin Wạschti im königlichen Kopfschmuck vor den König zu bringen, um den Völkern und den Fürsten ihre Schönheit zu zeigen; denn sie war schön von Aussehen. 12 Aber Königin Wạschti weigerte sich anhaltend, auf das durch die Hofbeamten [übermittelte] Wort des Königs hin zu kommen. Darauf wurde der König sehr zornig, und sein Grimm loderte in ihm auf.
13 Und der König sprach dann zu den Weisen, den Zeitenkundigen (denn auf diese Weise [kam] die Sache des Königs vor alle, die im Gesetz und in Rechtsfällen bewandert waren, 14 und die ihm am nächsten [standen], waren Karschẹna, Schẹthar, Admạtha, Tạrschisch, Mẹres, Marsẹna [und] Mẹmuchan, sieben Fürsten von Persien und Mẹdien, die zum König Zutritt hatten [und] die die ersten Sitze im Königreich einnahmen): 15 „Was soll nach [dem] Gesetz mit Königin Wạschti getan werden, weil sie das vom König Ahasvẹrus durch die Hofbeamten Gesagte nicht ausgeführt hat?“
16 Darauf sprach Mẹmuchan vor dem König und den Fürsten: „Es ist nicht gegen den König allein, daß Wạschti, die Königin, unrecht getan hat, sondern gegen alle Fürsten und gegen alle Völker, die in allen Gerichtsbezirken des Königs Ahasvẹrus sind. 17 Denn die Angelegenheit der Königin wird hinausdringen zu allen Frauen, so daß sie ihre Besitzer in ihren eigenen Augen verachten werden, wenn man sagt: ‚König Ahasvẹrus selbst sprach, man solle die Königin Wạschti vor ihn bringen, und sie kam nicht.‘ 18 Und an diesem Tag werden die Fürstinnen von Persien und Mẹdien, die von der Angelegenheit der Königin gehört haben, zu allen Fürsten des Königs sprechen, und es wird viel Verachtung und heftigen Zorn geben. 19 Wenn es dem König gut scheint, so möge ein königliches Wort von seiner Person ausgehen, und es werde in den Gesetzen von Persien und Mẹdien aufgeschrieben, damit es nicht zu bestehen aufhöre, daß Wạschti nicht vor König Ahasvẹrus hereinkommen darf; und ihre königliche Würde gebe der König einer Gefährtin von ihr, einer Frau, die besser ist als sie. 20 Und die Verordnung des Königs, die er erlassen wird, soll in seinem ganzen Reich gehört werden (denn es ist weit ausgedehnt), und alle Frauen selbst werden ihren Besitzern Ehre zollen, die Großen wie auch die Kleinen.“
21 Und die Sache war wohlgefällig in den Augen des Königs und der Fürsten, und der König ging daran, gemäß dem Wort Mẹmuchans zu tun. 22 So sandte er Schriftstücke an alle Gerichtsbezirke des Königs, an jeden Gerichtsbezirk in seiner eigenen Schreibweise und an jedes Volk in dessen eigener Zunge, damit jeder Ehemann ständig als Fürst in seinem eigenen Haus handle und in der Zunge seines eigenen Volkes rede.
Kapitel 2
Nach diesen Dingen, als sich die Wut des Königs Ahasvẹrus gelegt hatte, gedachte er Wạschtis und dessen, was sie getan hatte und was gegen sie entschieden worden war. 2 Dann sprachen die Bediensteten des Königs, seine Diener: „Man suche für den König junge Frauen, Jungfrauen, schön von Aussehen, 3 und der König bestimme Beauftragte in allen Gerichtsbezirken seines Reiches, und sie sollen alle jungen Frauen zusammenbringen, Jungfrauen, schön von Aussehen, nach Sụsa, der Burg, ins Frauenhaus, in die Obhut Hẹgais, des Eunuchen des Königs, des Hüters der Frauen; und man gebe [ihnen] ihre Massagen. 4 Und die junge Frau, die in den Augen des Königs wohlgefällig erscheint, werde Königin an Wạschtis Statt.“ Und die Sache war wohlgefällig in den Augen des Königs, und er ging daran, so zu tun.
5 Ein gewisser Mann, ein Jude, befand sich in Sụsa, der Burg, und sein Name war Mọrdechai, der Sohn Jạirs, des Sohnes Schịmeïs, des Sohnes Kischs, ein Benjaminịter, 6 der aus Jerusalem ins Exil geführt worden war mit den Weggeführten, die mit Jechọnja, dem König von Juda, ins Exil geführt wurden, den Nebukadnẹzar, der König von Babylon, ins Exil mitgenommen hatte. 7 Und er wurde der Pfleger der Hadạssa, das ist Esther, der Tochter des Bruders seines Vaters, denn sie hatte weder Vater noch Mutter; und die junge Frau war schön von Gestalt und schön von Aussehen, und beim Tod ihres Vaters und ihrer Mutter hatte Mọrdechai sie sich zur Tochter genommen. 8 Und es geschah, als das Wort des Königs und sein Gesetz gehört wurden und als man viele junge Frauen nach Sụsa, der Burg, in die Obhut Hẹgais zusammenbrachte, daß Esther dann in das Haus des Königs, in die Obhut Hẹgais, des Hüters der Frauen, genommen wurde.
9 Nun war die junge Frau in seinen Augen wohlgefällig, so daß sie liebende Güte vor ihm erlangte, und er beeilte sich, ihr ihre Massagen und die für sie geeignete Speise zu geben und ihr sieben auserlesene junge Frauen aus dem Haus des Königs zu geben, und dann versetzte er sie und ihre jungen Frauen an den besten Ort des Frauenhauses. 10 Esther hatte weder über ihr Volk noch über ihre Verwandten berichtet, denn Mọrdechai selbst hatte ihr aufgetragen, es nicht zu berichten. 11 Und Tag für Tag ging Mọrdechai vor dem Hof des Frauenhauses einher, um über das Wohlergehen Esthers und über das, was mit ihr getan wurde, Kenntnis zu erhalten.
12 Und als die Reihe an jede junge Frau kam, zum König Ahasvẹrus hineinzugehen, nachdem ihr gemäß der Bestimmung der Frauen zwölf Monate lang geschehen war — denn so wurden die Tage ihrer Massagebehandlung allmählich erfüllt: sechs Monate mit Myrrhenöl und sechs Monate mit Balsamöl und mit den Massagen der Frauen —, 13 so kam unter diesen Voraussetzungen die junge Frau selbst zum König. Alles, was sie erwähnen mochte, gab man ihr, damit es mit ihr aus dem Frauenhaus in das Königshaus komme. 14 Am Abend kam sie selbst hin, und am Morgen kehrte sie selbst zum zweiten Frauenhaus zurück in die Obhut des Schaaschgas, des Eunuchen des Königs, des Hüters der Nebenfrauen. Sie kam jeweils nicht mehr zum König herein, es sei denn, der König habe Gefallen an ihr gefunden und sie sei mit Namen gerufen worden.
15 Und als Esther, die Tochter Abihạjils, des Onkels Mọrdechais, die er sich zur Tochter genommen hatte, an die Reihe kam, zum König hineinzugehen, erbat sie sich nichts außer dem, was Hẹgai, der Eunuch des Königs, der Hüter der Frauen, dann erwähnte. (Während der ganzen Zeit erlangte Esther ständig Gunst in den Augen aller, die sie sahen.) 16 Dann wurde Esther zum König Ahasvẹrus in sein Königshaus geholt, im zehnten Monat, das ist der Monat Tẹbeth, im siebten Jahr seiner Regierung. 17 Und der König liebte Esther schließlich mehr als all die anderen Frauen, so daß sie mehr Gunst und liebende Güte vor ihm erlangte als all die anderen Jungfrauen. Und er ging daran, den königlichen Kopfschmuck auf ihr Haupt zu setzen und sie an Wạschtis Statt zur Königin zu machen. 18 Und der König hielt dann ein großes Festmahl für alle seine Fürsten und seine Diener, das Festmahl Esthers; und er gewährte für die Gerichtsbezirke eine Amnestie, und er gab fortwährend Geschenke, den Mitteln des Königs entsprechend.
19 Als nun ein zweites Mal Jungfrauen zusammengebracht wurden, saß Mọrdechai im Tor des Königs. 20 Esther berichtete nicht über ihre Verwandten und über ihr Volk, so wie es Mọrdechai ihr aufgetragen hatte; und was Mọrdechai sagte, tat Esther, so wie zu der Zeit, als sie in Pflege bei ihm gewesen war.
21 In jenen Tagen, während Mọrdechai im Tor des Königs saß, wurden Bịgthan und Tẹresch, zwei Hofbeamte des Königs, Türhüter, zornig und suchten beständig, an König Ahasvẹrus Hand anzulegen. 22 Und Mọrdechai bekam die Sache zu wissen, und er teilte [es] der Königin Esther sogleich mit. Esther ihrerseits sagte [es] dem König im Namen Mọrdechais. 23 Da wurde die Sache untersucht und schließlich herausgefunden, und sie beide wurden an einen Stamm gehängt, worauf es im Buch über die Angelegenheiten der Tage vor dem König aufgeschrieben wurde.
Kapitel 3
Nach diesen Dingen machte König Ahasvẹrus Hạman, den Sohn Hammedạthas, des Agagịters, groß und ging daran, ihn zu erhöhen und seinen Thron über alle anderen Fürsten, die bei ihm waren, zu setzen. 2 Und alle Diener des Königs, die sich im Tor des Königs befanden, verbeugten sich tief und warfen sich vor Hạman nieder, denn so hatte es der König ihn betreffend geboten. Was aber Mọrdechai betrifft, so pflegte er keine tiefe Verbeugung zu machen und sich nicht niederzuwerfen. 3 Und die Diener des Königs, die im Tor des Königs waren, begannen zu Mọrdechai zu sagen: „Warum übertrittst du das Gebot des Königs?“ 4 Und es geschah, daß sie, während sie Tag für Tag zu ihm sprachen und er nicht auf sie hörte, Hạman dann Bescheid gaben, um zu sehen, ob Mọrdechais Angelegenheiten bestehen würden; denn er hatte ihnen mitgeteilt, daß er ein Jude sei.
5 Nun sah Hạman wiederholt, daß sich Mọrdechai nicht tief verbeugte und sich nicht vor ihm niederwarf, und Hạman wurde von Wut erfüllt. 6 Doch war es verächtlich in seinen Augen, an Mọrdechai allein Hand anzulegen, denn man hatte ihm über Mọrdechais Volk berichtet; und Hạman begann danach zu trachten, alle Juden zu vertilgen, die im ganzen Reich des Ahasvẹrus waren, das Volk Mọrdechais.
7 Im ersten Monat, das ist der Monat Nịsan, im zwölften Jahr des Königs Ahasvẹrus, warf man das Pur, das heißt das Los, vor Hạman, von Tag zu Tag und von Monat zu Monat, [bis] zum zwölften, das ist der Monat Ạdar. 8 Und Hạman sagte dann zu König Ahasvẹrus: „Da ist ein gewisses Volk, zerstreut und abgesondert unter den Völkern in allen Gerichtsbezirken deines Reiches; und ihre Gesetze sind verschieden von [denen] jedes anderen Volkes, und des Königs eigene Gesetze halten sie nicht, und es ist nicht angebracht, daß der König sie gewähren läßt. 9 Wenn es dem König wirklich gut scheint, so werde geschrieben, daß man sie vernichte; und ich werde zehntausend Silbertalente in die Hände derer zahlen, die das Werk tun, damit sie [es] in den Schatz des Königs bringen.“
10 Darauf zog der König seinen Siegelring von seiner eigenen Hand ab und gab ihn Hạman, dem Sohn Hammedạthas, des Agagịters, der sich gegen die Juden feindselig zeigte. 11 Und der König sprach dann zu Hạman: „Das Silber wird dir gegeben, auch das Volk, um mit ihm gemäß dem zu tun, was gut ist in deinen eigenen Augen.“ 12 Dann wurden die Sekretäre des Königs gerufen, im ersten Monat, am dreizehnten Tag desselben, und es wurde geschrieben gemäß allem, was Hạman gebot, an die Satrạpen des Königs und an die Statthalter, die über die verschiedenen Gerichtsbezirke [gesetzt] waren, und an die Fürsten der verschiedenen Völker von jedem Gerichtsbezirk in seiner eigenen Schreibweise und an jedes Volk in seiner eigenen Zunge; im Namen des Königs Ahasvẹrus wurde es geschrieben, und es wurde mit dem Siegelring des Königs versiegelt.
13 Und man sandte die Briefe durch Eilboten an alle Gerichtsbezirke des Königs, um alle Juden, den jungen wie auch den alten Mann, Kleine und Frauen, zu vertilgen, zu töten und zu vernichten an e i n e m Tag, am dreizehnten [Tag] des zwölften Monats, das ist der Monat Ạdar, und ihre Beute zu plündern. 14 Eine Abschrift des Schreibens, das als Gesetz in all den verschiedenen Gerichtsbezirken ausgegeben werden sollte, wurde für alle Völker veröffentlicht, damit [sie] für diesen Tag bereit seien. 15 Die Eilboten selbst zogen aus, durch das Wort des Königs zur Eile angetrieben, und das Gesetz selbst wurde in Sụsa, der Burg, erlassen. Was den König und Hạman betrifft, sie setzten sich, um zu trinken; die Stadt Sụsa aber war in Verwirrung.
Jule | 09.30.09 | Esther, Text in der Bibel |
Jule
Esther 1 – 3
Esther 1:10-15
hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber „wehret den Anfängen“!
Beim ersten Lesen mutet es doch sehr merkwürdig an, dass der König so ein Aufsehen darum macht, dass die Königin sich weigert, zu kommen und sich seiner Festgesellschaft zu präsentieren.
Es wird nicht gesagt, warum sie nicht kommen wollte und eigentlich ist für jeden verständlich, dass der König „etwas säuerlich war“.
Immerhin – wie sieht das denn aus, wenn seine Frau sich dem Befehl des Königs widersetzt? Sicherlich hatte er auch Angst, sein Gesicht zu verlieren.
Ungewöhnlich für mich eher, dass er seine Gäste fragt, was mit seiner Frau geschehen solle. Was nach dem Gesetz mit ihr geschehen solle – war nicht er der König und machte nicht er das Gesetz? Wusste dann nicht er am Besten, was das Gesetz in diesem Fall sagt?
Was sagen seine Gäste dazu? Und warum?
Kommentar — 2. Oktober 2009 @ 07:54
Jule
Esther 1:16-20
Die Fürsten haben Angst, dass das Beispiel der Königin Schule macht und die anderen Damen ihren Ungehorsam und ihre Respektlosigkeit nachahmen werden. Daher soll die Königin ihre Würde verlieren
Denken wir, dass dieses Urteil zu hart sei?
Gehören wir zu denen, die immer Verständnis für andere haben und aus diesem Grund oftmals geneigt sind, sie milder zu beurteilen, als dies Jehova tut?
Mir fällt dazu eine alte Freundin ein, von der ich kurz nach dem Kongress hörte, dass sie ihren Mann verlassen habe. Als Grund führte sie anderen Schwestern gegenüber an, dass er sich nicht genügen um sie gekümmert habe und dass er ein Muttersöhnchen sei und mehr mit der zusammen sei als mit ihr. Darum hat sie sich ihre Tochter geschnappt, die sie mit in die Ehe gebracht hatte und ist zurück in die alte Heimat gegangen. Sie „hat sich von ihre Mann getrennt“.
Im ersten Moment war ich sehr betroffen und sie tat mir sehr leid. Denn bereits ihre erste Ehe mit einem Bruder war sehr bald daran gescheitert, dass ihr Mann sie emotional am ausgestrecken Arm verhungern liess. Auch dieses Mal hatte sie einen Bruder geheiratet und wieder „Pech gehabt“. Ich hatte grosses Mitgefühl mit IHR.
Mein bester Ehemann von allen fragte mich, warum sie denn gegangen sei, ob sie denn einen Scheidungsgrund oder doch wenigstens einen Trennungsgrund habe. Hm, wenn man das so sieht – nein.
Und hatte sie beim ersten Mal einen? Ja, wenn du mich so fragst – nach längerem Nachdenken, was sie mir damals über das Scheitern der ersten Ehe erzält hatte: auch „nein“.
Hm. Ist das nicht komisch?
Ich kenne doch die Maßstäbe Jehovas und liebe sie – und trotzdem hatte ich mit ihr tiefstes Mitgefühl, ohne zu bemerken, dass sie etwas tat, was in Jehovas Augen nicht nur verkehrt, sondern auch sehr verabscheuungswürdig ist – sie wollte zum zweiten Mal eine Familie zerstören.
Aber sie war doch so unglücklich. Und ich weiss aus eigener Erfahrung meiner vorherigen Ehe, wie furchtbar es sich anfühlt, wenn man seinen Mann von Herzen liebt und sich nach seiner Liebe und Aufmerksamkeit sehnt – und er diese Liebe nicht erwidert. Auf jeden Fall nicht in der Form, wie man sich das selber wünscht.
Daher sah ich nur ihre verletzten Gefühle, nicht aber, wie Jehova darüber denkt und dass sie gerade dabei war, einen sehr schweren Fehler zu begehen, der sie sogar Gottes Liebe kosten könnte.
Also habe ich eine Nacht gebetsvoll darüber nachgedacht und am nächsten Tag den Stoff auf der Wtlib herausgesucht, der mir in der Nacht dazu eingefallen war.
Ironischerweise war gerade der Erwachet mit dem glücklichen Familienleben herausgekommen und so habe ich einen Artikel dazu verfasst und in unseren offenen Familienblog gehängt. In der Hofnung, dass sie auf der Grundlage des Gelesenen eine gute und weise Entscheidung trifft, die ihr hilft, sich in Jehovas Liebe zu bewahren.
Fakt ist, dass wir scheinbar dazu neigen, uns auf die Seite von anderen Menschen zu stellen, die vielleicht ähnliches erlebt haben oder gerade erleben wie die Dinge, die mal uns selbst das Leben schwer gemacht haben und wir dann die Maßstäbe Jehovas aus den Augen verlieren.
Warum wollten die Fürsten so eine harte Strafe?
Damit sich die anderen Frauen des Landes nicht durch das Beispiel der Königin darin bestärkt fühlen, ebenfalls ihre eigenen Interessen durchzuboxen, egal um welchen Preis und egal, was sie damit anrichten.
Mir fällt dazu ein anderes Beispiel ein, dass ich von meinem Mann gehört habe und das sich wirklich so zugetragen hat. In einer Versammlung verlässt eine Schwester ihren Mann, der ein Bruder ist, ohne dass es Konsequenzen hat. Einige Zeit später tut es ihr eine andere nach. Und bald kräht dort kein Hahn mehr danach, wenn eine Schwester ihren Mann verlässt – man hat sich daran gewöhnt.
Thom sagt, dass meine Freundin diesmal wieder bei den ersten Schwierigkkeiten gegangen ist, liege sicherlich daran, dass ihre erste Trennung und Scheidung keine Konsequenzen in theokratischer Hinsicht für sie gehabt habe. Damit mag er sicherlich Recht haben.
Wir sehen also, dass das Urteil und der Beschluss, den die Fürsten anregen, nicht unbedingt herzlos sind – sondern dazu gedacht, den Frieden und die Ordnung innerhalb des Landes zu bewahren.
Es fällt uns schwer, uns mit diesem Gedanken anzufreunden?
Es fällt uns auch schwer, diese Schwester dazu zu motivieren, wieder zu ihrem Mann zurück zu gehen, weil wir sie und ihre Gefühle verstehen können?
Lesen wir bitte noch mal den Stoff, den ich im August dazu herausgesucht hatte und sehen wir, wieviel Schaden damit angerichtet wird, wenn die Ehe gebrochen wird.
Ja, es ist schlimm und es tut weh, wenn wir als Frauen vielleicht nicht ganz die Aufmersamkeit von unserem Mann bekommen, die wir uns wünschen – aber dies zählt nicht zu den Gründen, unter denen eine Trennung gerechtertigt ist.
Stellen wir unsere persönlichen Interessen über die Maßstäbe Jehovas?
Auch ich knabbere immer noch daran…
Kommentar — 2. Oktober 2009 @ 07:55
Jule
Esther 2:1
ein interessanter Punkt!
Dieser König ist kein Anbeter Jehovas, trotdem bekundet er Geduld, Langmut und Selbstbeherrschung.
Ist uns aufgefallen, dass er erst gewartet hatte, bis seine Wut und Enttäuschung verraucht war, ehe er handelte?
Was heisst das für uns als Anbeter Jehovas?
Wäre es nicht schlimm, wenn ich als Zeugin Jehovas impulsiv und unbeherrscht in meiner Wut bin – wo Geduld und Selbstbeherrschung doch die Frucht des Geistes sind?
Wie kann ich denn nun mit gutem Gewissen mich in meinem Zorn austoben und um mich schlagen – unter dem Deckmäntelchen „das musste jetzt sein“ – wenn ein Mensch, der nicht Gottes Geist als Hilfe hat, sich soweit beherrschen kann?
Immerhin kann ich Jehova bitten, dass er mir seinen heiligen Geist als Hilfe und Krücke schickt.
Nachdenklich geworden?
Kommentar — 2. Oktober 2009 @ 07:55
Jule
Esther 2:10-11
Esther 2:17-18
könnte man sagen, Esther habe sich über die Maßstäbe Jehovas hinwegesetzt?
Immerhin hat sie ja scheinbar ihren Glauben verleugnet, denn niemand wusste, dass sie Jüdin war. Warum gebot ihr der Onkel darüber zu schweigen?
Esther 2:20
Ausserdem sollten sie niemand von den Nationen heiraten und sie tat es doch.
Warum wird das hier so geschildert, als sei es in Ordnung?
Kommentar — 2. Oktober 2009 @ 07:56
Jule
Esther 3:2-6
eine heikle Angelegenheit.
Irgendwie erinnert das Ganze an den Bericht von Daniel, dem die Beamten aus Neid nach dem Leben trachteten.
Hier war es zwar kein Neid, nur verletzter Stolz – aber hat nicht beides den gleichen Ursprung?
Beide Parteien wollten gern über anderen stehen, etwas besseres sein. Nennt man dies Hochmut?
Wir wissen, wie Jehova darüber denkt…
Kommentar — 2. Oktober 2009 @ 07:56
Jule
Esther 3:8-10
kommt uns dies wieder bekannt vor?
Scheinbar ein Vorgehen, dass unter Menschen üblich ist, die sich für den Nabel der Welt halten oder die es gern sein wollen: Neid und Mißgunst.
Diesem begegnen sie dann damit, dass sie den „Störenfried“ (der ihren inneren seelischen Frieden, ihre Ruhe stört) durch Intrigen zu beseitigen suchen.
Und wie schon gehabt, erweisen sie sich als „falsche Freunde“ und tricksen den König aus. Hier ist es Haman, der den König erfolgreich manipuliert und ihm vormacht, dass er das Volk ausrotten muss, weil es für ihn (den König) eine Gefahr darstellt.
Dabei geht es nur darum, Mordechai eins auszuwischen, der seinerseits eine Gefahr für Hamans Stolz darstellt!
Wie abgebrüht!
Wie denkt Jeova wohl über Haman?
Hat er SEIN Wohlgefallen?
Hat ER gar Verständnis für sein Handeln? Immerhin hatte Morechai ihn ja gedemütigt, war da Hamans Handlungsweise nicht doch irgendwie angebracht?
Wie sieht Jehova die Sache?
Wie sehen wir Haman und sein Handeln?
Stimmen wir in unserer Sicht der Dinge mit Jehovas Sichtweise überein?
Kommentar — 2. Oktober 2009 @ 07:57
Thomas
Esther 1 – 3
Was für Zeiten – der König ruft seine Frau und diese kommt nicht?
Aber warum kam sie nicht?
Der Wachtturm schieb zwar
Bei der weiteren Suche kam ich auf die unterschiedlichsten Antworten. Hier einmal die extremste:
Das Esther gemäß den Versen 15 in Kapitel2 Demut offenbarte, ist auch interessant. Andere Mädchen wollten offensichtlich durch ihren Schmuck und ihre Kleidung auffallen. Esther dagegen nur durch ihre Menschlichkeit. Manche Keinodien waren damals geklichzeitg Talismane – auf solche verläßt sich Esther aber nicht!
Der Wachtturm schieb vor nicht langer Zeit:
eine ausführliche Aufarbeitun erfolgte im Jahr 1979 in der Zeitschrift Wachtturm, in dem es auszugsweise heißt:
Wie würden wir in so einer Situation reagieren? Schreien und uns über das Unrecht lautstark beschweren?
Noch eine Anmerkung: in vielen Aufsätzen zu Esther wird der anscheinende Wiederspruch aufgeführt, dass Mordechai schon zu alt gewesen sei. Dieser Widerspruch entsteht aber nur, weil hier später eine Verfälschung stattgefunden hat, und Mordechai nicht ein Nachkomme der Weggeführten mehr war, sondern behauptet wurde, er wäre direkt mit einer der weggeführten Juden. wenn wir aber davon ausgehen, dass er ein Nachkomme dieser war, dann stimmt das auch wieder mit dem Alter 😉
Kommentar — 2. Oktober 2009 @ 12:16
Jule
Esther 1 – 3
Warum schickte Mordechai Esther zum König?
Esther 2:8
so ganz klar wird hier für mich nicht, ob nun Mordechai Esther zum König geschickt worden ist, oder ob sie einfach ausgesucht und gegen ihren Willen nach Susa gebracht wurden.
Falls sie von Mordechai dahin geschickt wurde – warum?
War denn der König nicht ein „Mensch von den Nationen“, ein Anbeter falscher Götter? Warum sollte von Seiten Mordechais oder Esthers ein Interesse daran bestehen, dass sie die Frau des Königs werden würde? Aus Mangel an Bwerbern aus den eigenen Reihen?
Kommentar — 30. September 2011 @ 19:34
Jule
Esther 2:10
Esther gab ihr Volk nicht an, so wie Mordechai ihr aufgetragen hatte.
Warum nicht?
Die Querverweise zeigen, dass sie selbst nichts sagte, weil sie gehorsam das befolgte, was ihr Onkel ihr gebot.
Aber warum sollte nicht bekannt werden, dass sie eine Jüdin war?
Im Querverweis hierzu wird Matthäus 10:20 angeführt, wo es heißt, dass sie vorsichtig sein sollten. Aber warum?
Ahnte Mordechai etwa, dass so etwas passieren würde, wie das, was Haman später anzetteltte?
Im WT vom 01.03.2006 heißt es zu diesem Vers unter „Lehren für uns“
Kommentar — 30. September 2011 @ 19:37
Jule
Esther 3:5-6
Haman und seine gekränkte Eitelkeit.
An sich verständlich, aber warum sollte das ganze Volk der Juden darunter leiden?
Interessant, was in dem WT vom 01.03.2006 unter „Antworten auf biblische Fragen“ gesagt wird:
Genau dies wird dann auch der Grund dafür gewesen sein, dass alle anderen Juden mit dran glauben sollten: denn er hätte ja von allen anderen auch befürchten müssen, dass sie ihm den nötigen Respekt verweigerten
Kommentar — 30. September 2011 @ 19:39
Jule
Was wir heute von Esther über Gehorsam lernen können:
„Esther gehorchte Mordechai wie zu der Zeit, als er noch ihr Pflegevater gewesen war“
In den Querverweisen zu diesem Vers finden wir folgendes:
Wir sehen, Esther ist ein sehr schönes Beispiel für gottgefälligen Gehorsam und Unterordnung – besonders auch für die Kinder und Jugendlichen heute. Denn wir leben in einer Zeit, wo nicht mal diejenigen ihren Eltern gehorchen, die noch bei ihren Eltern wohnen. Heute meinen alle, sie müßten das tun, was ihnen gefällt und die wenigsten können sich noch in gottgefälliger Weise unterordnen.
Esther war erwachsen und lebte nicht mehr bei ihrem Onkel. Sie war nicht nur verheiratet – sondern sogar die Königin des Landes.
Trotzdem kam sie nicht auf die Idee, sich gegen ihren Onkel zu erheben, der ja nun nicht mehr ihr Erziehungsberechtigter war und zudem weit unter ihr stand. Im Gegenteil: auch jetzt hielt sie sich noch an das Gebot ihres Onkels.
Was für ein gutes Vorbild für uns!
Kommentar — 30. September 2011 @ 19:57
Jule
„Es ziemt dem König nicht, dass man sie leben lasse“
Esther 3:8-9
Wer war Haman, dass er dem König vorschrieb, was sich für den König schickte?
Erkennen wir hier etwas wieder?
Geht er hier nicht genauso intrigant und manipulativ vor, wie die Beamten beim König von Babylon, als sie Daniel denunzierten?
Was zeigt dies?
Dass dies Männer vom selben Schlag waren und dass dies niemals Anbeter des wahren Gottes sein konnten.
Kann man daraus ableiten, dass Personen die andere manipulieren um denen zu schaden, die sie selbst nicht mögen – dass dies auch keine wahren Anbeter Jehovas sein können?
Zumindest sind es keine wahren Freunde, denn es geht ihnen nur um ihren eigenen persönlichen Vorteil.
Fallen wir bitte niemals auf solche verschlagenen und hinterhältigen Personen herein – davor bewahre uns Gott!
Kommentar — 30. September 2011 @ 20:08
Jule
Esther 1 – 3
Esther 1 – Xerxes zeigt seine königliche Macht
Wie wir sehen, haben wir in den vergangenen Jahren schon einiges an Stoff zu der „rebellischen“ Königin Waschti und Unterordnung und Gehorsam zusammengetragen. Aber ich habe im WT vom 01.11.2003 noch etwas gefunden:
Es lohnt sich sicherlich für uns Frauen, die wir Jehova von Herzen gefallen wollen, diesen ganzen Studienartikel noch einmal in Ruhe zu betrachten.
Kommentar — 1. Oktober 2012 @ 13:55
Jule
Esther 2 – Eine neue Königin wird gesucht
In dem Artikel aus der Rubrik „Ihren Glauben nachahmen“ im WT vom 01.01.2012 finden wir auch eine Antwort darauf, ob und warum Mordechai Esther „zum König schickte“:
Kommentar — 1. Oktober 2012 @ 14:06
Jule
Esther 3 – Haman will die Juden vernichten
Warum auch nicht? Diese beiden hatten ja nichts zu befürchten!
An dieser Stelle setzen die beiden Artikel über Esther ein und wie wir ihren Glauben nachahmen können. Sie sind so toll geschrieben, dass es unsinnig wäre „das Rad noch einmal neu zu erfinden“:
Kommentar — 1. Oktober 2012 @ 14:12
Jule
Esther 1 – 3
Esther 1 – heidnische Ratgeber legen Wert auf Gottes Maßstäbe
Dass jeder Mann der Herr in seinem eigenen Haus sein sollte – das Haupt der Frau und der ganzen Familie – dies ist in Jehovas Sinne.
Denn in Epheser 5 erfahren wir viel über die gottgefällige Unterordnung.
Auch wenn uns dies heute in unserer modernen westlichen Kultur nicht so liegt, es ist das, was Jehova von uns wünscht.
Interessant, dass Ratgeber mit heidnischem Hintergrund diesen Rat geben 😉
weitere Gedanken zu Epheser 1 finden wir hier
Kommentar — 8. November 2013 @ 18:11
Jule
Esther 2 – warum gewinnt Esther so schnell die Gunst des Hüters und des Königs?
Warum saß Mordechai im Tor, als zum zweiten Mal Jungfrauen angeschleppt wurden? Aus Neugier – oder hatte er zufällig zu der Zeit seinen Posten dort angetreten?
Und warum gewinnt Esther so schnell die Gunst des Hüters und des Königs? Sicherlich nicht nur wegen ihrer Schönheit, denn schön waren die anderen jungen Frauen auch!
Wahrscheinlicher ist, dass sie durch ihr sanftes Wesen auffiel. Sie machte nicht viel Gewese um ihre Schönheit, sondern war mehr bestrebt, innerliche Schönheit zu entwickeln – „die verborgene Person des Herzens“, von der Petrus später spricht (1. Petrus 3:3-5).
Zudem dürfen wir nicht vergessen, warum ihre Vorgängerin in Ungnade fiel und was der Hintergrund für das neue Gesetz war: es war wichtig, dass die Königin ein Vorbild darin war, ihren Mann zu lieben, zu respektieren und sich unterzuordnen.
Alles Eigenschaften, die Esther nicht fremd waren. Als Jüdin war sie darin unterwiesen und geschult worden, sich so zu verhalten. Nicht, weil ein Gesetz sie dazu zwang, sondern weil sie ihrem Gott gefallen wollte. Sie war mit der Schöpfungsgeschichte gut vertraut und wußte, dass die Frau nicht als Krone der Schöpfung erschaffen worden war, sondern als Gehilfin für den Mann. Das war die Idee ihres Gottes und genau so wollte sie leben.
Sie nahm sich selbst auch nicht so wichtig. Das sehen wir daran, dass sie sich nichts Besonderes erbittet, um dem König zu gefallen. Sie wird sich wohl gesagt haben: „wenn es Gottes Wille ist, dass ich die Königin werde, dann wird Jehova schon dafür sorgen“. Sie wollte keinem die Augen blenden, sondern mit offenen Karten spielen.
Wir können uns gut vorstellen, dass es jede Menge Eifersuechteleien und Gezicke in diesem Frauenhaus gab. Jede wollte die begehrte Stellung und man wird alles versucht haben, damit man sie selbst erhält und nicht die andere.
Esther hat dabei bestimmt nicht mitgemacht. Sie hatte keinen Grund dazu. Wahrscheinlich hätte sie viel lieber einen jüdischen Mann geheiratet, der ihren Glauben und ihre Liebe zu Gott teilt. Dieser König hatte andere Götter als sie. Also nicht wirklich erstrebenswert. Wahrscheinlich hatte sie sogar gehofft und darum gebetet, dass nicht sie es sein würde.
Als Frau, die Gott liebt und gefallen möchte, hatte sie eine sanfte und demütige Einstellung. Wenn sie mal heiraten wird, dann weil sie den Mann liebt und glücklich machen will. Sie war nicht auf ihr eigenes Glück aus, sondern darauf, die Menschen glücklich zu machen, die sie liebt.
Genau dies wird dem Hüter und auch dem König gefallen haben. Sicherlich war ihre natürliche Anmut und ihr liebes Wesen eine Erfrischung unter all den aufgetakelten Frauen, die Königin werden wollten, um Geld, Ansehen und Macht zu erhalten.
So eine Frau wie Esther würde sich sicherlich jeder Mann wünschen, auch heute noch!
Daher ist Esther für uns heute ein hervorragendes Vorbild. Wenn wir sie, ihre Einstellung, ihre Eigenschaften und ihr Verhalten nachahmen, werden wir ganz bestimmt eine glückliche und harmonische Ehe fuhren
weitere Gedanken zu Esther 2 finden wir hier
Kommentar — 8. November 2013 @ 18:50
Jule
Esther 3 – erst mal ein ganz normaler, natürlicher Prozess
Wow! Jetzt bin ich aber platt – habe ich das wirklich all die Jahre überlesen?
Bisher hatte ich angenommen, dass dies nur der verletzte Stolz Hamans war, weil dieser sture Mordechai sich nicht vor ihm verbeugen wollte. Sicherlich spielte das auch mit rein, ganz besonders, wenn wir den weiteren Verlauf der Sache lesen.
Aber so ganz unschuldig an dem Ganzen war Mordechai auch nicht und letztendlich zog er selbst – wenn auch durch sein loyales Verhalten Gott gegenüber – sein Volk mit hinein.
Denn es gab einen ganz eindeutigen königlichen Erlaß, dass sich jeder vor Haman verbeugen solle und sein Argument, warum er es nicht tat, war seine Religion, die ja das ganze jüdische Volk teilte (zumindestens offiziell).
Auch der Grund, warum die Beamten es Haman „petzten“, ist nachvollziehbar und keinesfalls rein böswillig. Denn hier wurde ganz offen ein Gesetz wegen einer Religion übertreten. Ähnlich, wie die Anfänge der Kriegsdienstverweigerung. Auch dies war ursprünglich eine Pflicht jedes Bürgers und als die ersten anfingen, dies aus Gewissensgründen zu verweigern, wurde sorgfältig geprüft, ob man dem stattgeben kann. Unter Hitler gab es das gar nicht, später wurden lange Prozesse geführt (zumindest in der BRD). Ich kann mich daran erinnern, dass mein älterer Bruder (Jahrgang 62) noch große Probleme damit hatte. Glücklicherweise wurde seinem Gesuch stattgegeben und er verrichtetet stattdessen Zivildienst als Hausmeister in einem Kinderheim. Mein jüngerer Bruder (Jahrgang 67) verweigerte auch, allerdings nicht aus Gewissensgründen. Er bekam nicht einmal einen Prozess, sondern konnte ohne großen Aufwand oder Probleme seinen Zivildienst als Fahrer bei der Rettung antreten.
Er profitierte davon, dass bereits bei den Jahrgängen zuvor sorgfältig geprüft worden war, „ob man die Begründung gelten lassen könne“, wie es die Beamten hier bei Mordechais Argument so schön sagen.
Abgesehen davon, dass Gottes Gebote höher sind als Menschengebote, ist dies also erst mal ein ganz normaler, natürlicher Prozess. Es wäre ja auch recht merkwürdig gewesen, wenn man eine so offensichtliche Übertretung eines königlichen Gesetzes unbeachtet ließe.
Da sich Mordechai darauf berief, dass er sich nicht beugt, weil er ein Jude sei – betraf dies logischerweise alle Juden.
Der Erlaß, der dann herauskam und verbreitet wurde, war keineswegs judenfeindlich. Sie wurden nicht wegen der Tatsache verfolgt, weil sie Juden waren – sondern weil sie sich als Juden weigerten, dem königlichen Gesetz Folge zu leisten.
Bis hierhin geht also alles noch einen völlig normalen Weg, hat noch nichts mit persönlichen Gefühlen und Kränkungen zu tun.
Aber wann genau springt das dann eigentlich bei Haman über?
weitere Gedanken zu Esther 3 finden wir hier
Kommentar — 10. November 2013 @ 19:30